Vibulanus nickte nur und machte sich daran sich bereit zu machen. Als er sein restliche Ausrüstung zusammengesucht und angelegt hatte, ging er zu Fusca herüber. Er kraulte sie kurz hinter den Ohren bevor er sie fütterte und sie dann wieder sattelte. Erst dann gönnte er sich selbst eine Schale von dem wie üblich geschmacklosen und leicht angebrannten Puls. Trotzdem schlang er ihn gierig herunter und machte sich dann für den Aufrbruch. Als Cupidus den Befehl gab brauchte er nur noch auf Fusca aufzusteigen und war bereit Cupidus zu folgen.
Patrouille am Limes
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Die Turma ritt über ein Stück Wiese, immer in Sichtweite der Wachtürme. Bald würden sie an ein größeres Waldstück kommen, wo kein Fluss eine Grenze zwischen Germania Magna und Germania Superior bildete. Diese Stelle galt als heikel, immer wieder kamen feindliche Spähtrupps durch.
Auxiliarkohorten und Germanen lieferten sich kleinere Scharmützel, aber nur selten gab es Tote. Beide Seiten schienen zu wissen, wer das Sagen hatte. Bei diesem Waldstück würden sie sich ein wenig genauer umsehen. Bis dahin hatten sie aber noch ein wenig Zeit. Cupidus ließ sich in der Kolonne ein wenig zurückfallen und ritt neben Vibulanus.Er wollte seinen neuen Eques ein wenig besser kennen lernen, er kannte die Namen aller Equites seiner Turma und zumindest einen Teil ihrer Lebensgeschichte.
"Wo kommst du eigentlich her, Vibulanus?"
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Während Fusca langsam weitertrottete, redete Vibulanus mit Cupidus. Allderdings sah er ihn ständig ins Gesicht sondern ließ seine Blicke auch des öfteren über die Landschaft streichen um nach irgendwelchen Merkwürdigkeiten zu suchen, die es aber nicht gab.
"Ich bin in Germanien geboren, aber seitdem sind wir viel herumgereist, bis wir vor ein paar Jahren wieder hierhergekommen sind. Und du, Duplicarius ?"
fragte er während er Fusca auf den Hals klopfte.
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Der Wind bließ immer kälter und Cupidus zog seinen Mantel fröstelnd ein wenig enger um seinen Körper.
"Ich wurde auch in Germanien geboren, meine Eltern bewirtschaften einen kleine Hof.... Mein Großvater war ein Libertinus, der in den frühen Germanenkriegen gefangengenommen wurde. Aber ich sehe mich eher als Römer, denn als Germane."
Nachdenklich ließ er den Blick über die Landschaft wandern. Der große Wald kam nun langsam in Sicht.
"Was wirst du nun machen, da du endlich Eques geworden bist? Weiterdienen oder zu den Cohorten wechseln oder zur Classis?"
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"Wieso sollte ich jetzt zur Infantrie oder zur Flotte wechseln wo ich doch gerade erst mein Ausbildung zum Eques abgeschlossen ? Nein, ich bleibe bei der Reiterei. Wenn es mich nach meinen 25 Jahren noch in den Fingern juckt und ich mich nochmal bei einer Legion einschreibe, dann geh ich vieleicht zur Infantrie."
sagte Vibulanus und schaute zu dem Wald herüber. Er schlang den Mantel noch etwas enger und nahm dann wieder die Hasta in die Hand.
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"25 Jahre sind eine lange Zeit, niemand weiß, was bis dahin alles passiert. Oder was mit uns passiert...." sinnierte Cupidus. Dann schüttelte er den Kopf und ein Lächeln lief wieder über sein Gesicht.
"Was solls, uns steht die ganze Welt offen. Lass uns unseren Sold verdienen, wir müssen dieses Waldstück durchkämmen." entgegnete er seinem neuen Eques. Er wandte sich im Sattel an die Kolonne. "So Männer, es geht los. Zur lockeren Reihe aufgehen, fünf Reiter Abstand zwischen euch. Wir durchkämmen diesen Wald, vielleicht stöbern wir ja ein paar Wilde auf. In Formation".
Die Männer fächerten aus und ließen genug Abstand zwischen den einzelnen Männer. Schließlich erreichten sie den Waldrand und blieben dort einen Moment lang stehen. Das Unterholz war nicht sehr dicht, aber Cupidus hatte keine Ahnung, was im Zwielicht lauerte. Schließlich gab er einen Wink und die Turma rückte in den Wald vor.
"Haltet die Augen offen, Meldung bei Feindkontakt" waren die letzten Anweisungen, die der Duplicarius den Männern gab. Dann traten sie ins Zwielicht.
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Vibulanus und die anderen Equites befolgten den Befehl des Duplicarius auch gleich. Sie stoben auseinander und arbeiteten sich auf ihnren Pferden langsam durch das Unterholz. Das langsame Tempo war bei dem Gestrüpp auch notwendig, denn keiner hatte Lust, dass sich sein Pferd ein Bein brach. Vibulanus starrte angespannt in den Wald hinein auf der Suche nach irgendwelchen Germanen. Ab und zu blickte er auch nach rechts und links zu den anderen Eques herüber. Die Spitze seiner Haste zeigte nun nach vorn um einenen möglichen Angreifer gleich aufspießen zu können.
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Schließlich erreichten sie einen Punkt, an dem das Unterholz zu dicht war für die Pferde. Verfilztes Gestrüpp überwuchtere alles und mehr als einmal trat ein Pferd in einen Kaninchenbau. Nur durch Glück gab es keine Verletzungen.
Cupidus gab den Befehl zum anhalten. Er schaute sich um und gab den Eques das Zeichen zum absitzen. Dann winkte er die Männer zusammen und flüsterte ihnen zu: "Gut Männer, wir durchkämmen dieses Gestrüpp und arbeiten uns weiter vor. Jeder nimmt seine Hasta mit, der Rest bleibt bei den Pferden. Brandinar, du bleibst mit acht Eques hier bei den Pferden und der Ausrüstung. Verlasst euren Posten nicht, auch wenn ihr angegriffen werdet, nur verteidigen, keine Verfolgung.
Der Rest kommt mit mir. Vibulanus, du bleibst an meiner Seite. Dann los, Ausrüstung ablegen und dann gehts los" -
"Ja, Duplicarius."
antwortete Vibulanus und stieß seine Hasta in den Boden um eine Hand frei zu bekommen. Dann stieg er ab und reichte die Zügel von Fusca einem der Equites die auf die Pferde aufpassen sollten. Dann zog er die Hasta wieder aus der kalten Erde. Mit der Parma in der linken Hand und der Hasta in der rechten, stapfte Vibulanus zu Cupidus herüber und folgte ihm.
"Was sollen wir tun wenn wir irgendwen finden ? Sollen wir Gefangene nehmen ?"
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Cupidus bummte nur "Warte bis alle hier sind"
Schließlich hatte sich die Fußtruppe gesammelt. Cupidus besah sich seinen kleinen Haufen.
"Wir fächern wieder aus, aber haltet auf jeden Fall Blickkontakt. Jeder muss wissen, wo sein Nebenmann ist. Blaan und Einar, ihr seid die erfahrensten, ihr werdet die äußeren Positionen der Linie besetzen. Wenn der Nebenmann lötzlich weg ist, gebt Alarm. Versucht bei Feindkontakt möglichst Gefangene zu machen.
Wenn sie sich wehren....Sie müssen nicht unbedingt laufen können, um uns Informationen zu geben. Ihr versteht. Aber keine Grausamkeiten. Dann los und LEISE!!!!"Der Trupp setzte sich in Bewegung und die Männer verständigten sich durch Handzeichen. In der Mitte waren Cupidus und Vibulanus. Leise schlichen sie ins Dickicht
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Vibulanus gab sich alle Mühe so geräuschlos wie möglich in dem Gestrüpp voranzukommen. Er versuchte sich daran zu erinnern was Huginbart und Laribold darüber erzählt hatten und an die eine oder andere nützliche Sache erinnerte er sich noch, aber den Großteil hatte er vergessen. Er schaute immerwieder kurz auf den Boden um sich in dem Gestrüpp nicht zu verfangen oder auf irgendwelche Zeige zu treten, die laute knackten. Doch er schaute auch immer wieder durch den Wald und plötzlich hörte er etwas und schaute sofort in die Richtung aus der das Geräusch kam. Aus dem raschelnden Gebüsch brach aber nur ein Wildschwein heraus. Etwas entäuscht ließ er seine Hasta und die Parma wieder sinken und stapfte weiter bei Cupidus durch den Wald.
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Einen Moment erschrak auch Cupidus, als das Schwein vorbeirannte. Seine Nerven waren gespannt wie die Sehnen eines Scorpio, er wollte keine Männer verlieren.
Stück für Stück arbeiteten sie sich durch das immer dichter werdende Unterholz. Konnte hier überhaupt jemand sein? Einen Moment überlegte Cupidus, was er über germanische Krieger überhaupt wusste... Viel war es nicht, er hoffte einfach, auf ein paar verstreute Späher zu stoßen und Gefangene zu machen. -
Vibulanus stapfte weiter durch den Wald. Langsam gab er die Hoffnung auf noch irgendwelche Germanen zu finden, doch das hatte auch gewisse Vorteile. Der Kampf auf Leben und Tod war nunmal riskant und sie waren hier nur um die zwei Dutzend. Was würden sie machen, wenn fünfzig oder hundert Germanen auftauchten ? Er schob den Gedanken beiseite und konsentrierte sich wieder auf den Wald. Es war nichts zu erkennen. Vieleicht waren die Germanen nun vorsichtiger geworden oder einfach in einem anderen Wald. Aber Cupidus würde schon wissen was er tat. Er war immerhin Offizier.
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Schließlich näherten sie sich dem jenseitigen Waldrand. Scheinbar war alles ruhig und keine Späher zu sehen. Die Männer entspannten sich merklich, bis plötzlich ein lauter Fluch von rechts laut wurde. Als Cupidus hinüberschaute, sah er , dass der Eques rechts von Vibulanus bis zu seinem rechten Oberschenkel in einem Loch steckte.
Als der erste Schrecken vorüber war, gab Cupidus das Zeichen zu rühren.
"Mensch Brandor, die ganze Zeit hast du einen Bogen um die Kaninchengänge gemacht und jetzt setzt du dich mitten in ein Nest", lachte Cupidus und die Männer stimmten in das Gelächter ein.
"Gut Männer, helft ihm da raus und dann sehen wir zu, dass wir zu den Pferden zurückkommen. Hier ist alles ruhig...." -
Auch Vibulanus musste lachen auch wenn ihm der Gedanken kam, dass er selbst in das Loch hätte treten können. Er rammte seine Hasta in den Boden und reichte Brandor seine freie Hand. Er half ihm aus dem Kaninchenbau heraus, denn mit nur einem Bein und in voller Aurüstung war das garnicht so leicht. Er nahm seinen Speer wieder in die Hand und wandte sich an Cupidus.
"Gibt es hier in der Nähe eine Quelle, Duplicarius? Die Wasserschläuche sind fast leer und die Pferde sollten mal wieder getränkt werden."
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Zufrieden sah Cupidus, wie Vibulanus dem unglücklichen Eques aus seinem Loch half.
"Wenn ich mich recht erinnere, gibt es am Waldrand einen kleinen Bach, wo allerding die Quelle ist, weiß ich nicht. Ich würde sagen, dass wir dort unsere Schläuche füllen und einen Moment Rast machen. Hier ist nichts zu finden.... Schon merkwürdig."
Sie kehrten schließlich zu ihren Pferden zurück, prüften die Ausrüstung und saßen auf. Der Abend rückte näher, als sie den kleinen Bach erreicht hatten.
"Eine halbe Stunde Pause, füllt eure Schläuche und tränkt die Pferde, dann könnt ihr euch auch ausruhen. Keiner entfernt sich ausser Rufweite."
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"Ich glaube es ist egal ob es eine Quelle ist. Die Pferde werden sich sicher nicht beschweren, Duplicarius."
meinte Vibulanus lächelnd und ging zu Fusca herüber. Er fuhr ihr erst über die Mähne und zog dann an einigen Riemen zum zu prüfen ob noch alles Fest verzurt war.
"Das würdest du doch nicht oder Fusca ?"
fragte Vibulanus sein Pferd und lachte als es sogar mit einem lauten Wiehern angwortete. Dann stieg er auf und ritt zusammen mit den anderen zu dem Bach. Dort stieg er erstmal ab und führte Fusca zum Wasser. Erst dann füllte er seine eigene Trinkflasche und trank einen großen Schluck. Dann hängte er sie an den Sattel von Fusca. Danach ging er zu Cupidus.
"Reiten wir heute noch zum Lager zurück, Duplicarius ?"
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Cupidus führte Stratos an den Bach und ließ ihn augiebig trinken. Er selber kniete sich ans Wasser und trank aus der hohlen Hand. Dann verrieb er die Flüssigkeit in seinem Gesicht, um wieder munter zu werden.
"Wir werden auf jeden Fall in Richtung Castellum zurückreiten, allerdings bezweifle ich, dass wir es heute noch bis dorthin schaffen. Also lagern wir wieder bei einem der Wachtürme in dessen Intervallum. Dann müssen wir selber keinen Graben ausheben und vielleicht hat die Turmbesatzung ja noch Neuigkeiten."
Ein wenig besorgt sah er zum bedeckten Himmel, sah die Blätter an den Bäumen, die sich schon verfärbt hatten und bald abfallen würden. Hier in Germanien war der Herbst recht kurz und der Winter kam früh."Das wir bis auf weiteres der letzte längere Patrouillenritt gewesen sein, vielleicht haben wir beim nächsten Mal schon Schnee... Ich hoffe du hast warme Kleider mit dabei, die Nächte sind schon eisig und wir müssen trotzdem ein paar Wachen aufstellen.", meinte er lächelnd zu Vibulanus.
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"Ja, ich habe warme Kleider dabei. Bei dem Wetter wäre ich ja verrückt wenn nicht."
sagte Modestus und schaute kurz zu Fusca herüber. Die trank gierig das Wasser aus dem Fluss.
"Übrigens die Soldaten im Wachturm müssen doch schon Wache stehen. Brauchen wir dann überhaupt noch Wachen aufstellen ?"
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"Zwei Mann sollten pro Wache genügen, ich vertraue zwar auf die Männer in den Türmen, aber bei den vielen Pferden sollte schon jemand ein Auge auf die Umgebung haben. Lass uns weiterreiten, wenn die Pferde getränkt sind, dann schaffen wir heute noch eine gute Wegstrecke."
Cupidus sah sich nach seinen Männern um. Keinem schien danach zu sein, hier mehr Zeit als nötig zu verbringen. Als dann schließlich alle ihre Pferde getränkt hatten, machte man sich bereit für den letzten Teil der Etappe. Nur noch eine Nacht würden sie im Freien verbringen müssen, danach hatten sie wieder einen warmen Herd im Castellum."Aufsitzen, es geht weiter," gellte der Befehl ein paar Minuten später und die Turma machte sich auf den Rückweg.
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