Atrium - Helios, Hungi

  • "Ich bekam ja ein Schreiben die Erhebung und die Voraussetzungen betreffend. Ich sollte mich wohl am besten an den Quaestor wenden, denn so kann man doch kein repräsentatives Grundstück finden, bei dem Mangel. Ein Ritter und eine Sandgrube als Besitz? Das kann nicht sein."


    Die Hitze und Entschlossenheit, die schon der Patron mit seinen Äußerungen entfachte, waren nun in ihm. Er würde hingehen und diesen Missstand melden, so, wie es seine Pflicht als Bürger verlangte.

  • So ist es. pflichtete Hungi ihm bei. Ein Sklave trug ein Tablett auf, auf dem kleine Käsehäppchen zu sehen waren. Hungi nahm ein solches und gebot seinem Klienten wortlos, auch etwas zu nehmen.


    Wie gesagt, ich höre mich um. Und wenn alle Stricke reissen sollten... Er beendete den Satz nicht. Es wird sich eine Lösung finden. Mit einem Wink befahl er dem Sklaven, beide Becher nachzufüllen.


    Kommen wir aber zu angenehmeren Themen. Wie läuft es bei den Vigiles?

  • Es beruhigte ungemein, wenn man gesagt bekam, dass sich das schon regeln würde.


    "Ich danke dir für die Unterstützung."


    Dann nahm er eine der Köstlichkeiten und ließ es sich munden. Köstlich war es, sehr bekömmlich. Zufrieden nickte er, als der Patron zum Angenehmen schritt.


    "Oh, ich kann mich nicht beschweren. Von Stillstand oder Lethargie ist bei den Vigiles nicht die Rede, wobei ich das wohl zu sehr auf mich beziehe - ich habe viel zu tun. Wir planen in Zusammenarbeit mit den Cohortes Urbanae Militärwettspiele abzuhalten, ich lasse Reperaturen an den Unterkünften durchführen, fertige meine Berichte an, erstelle Listen und werde mich noch mit Werbemaßnahmen auseinander setzen.
    Und was machst du zur Zeit, außer der ehrenvollen Aufgabe für das Volk im Senat zu sprechen?"

  • Hungi steckte sich sein Häppchen in den Mund. Herrlich... dem Gott, der Käse den Menschen gebracht hatte, sollte wahrlich ein Denkmal gesetzt werden.


    Militärwettspiele? Hungi schaute erfreut auf. Das ist aber eine gute Idee, ich war schon lange nicht mehr bei einem solchen zusehen.


    Er schwelgte ein wenig in Erinnerungen... damals, als er selber noch aktiver Soldat war. Gewonnen hatte er seines Wissens nach nie etwas, aber die Erfahrungen, die er dort gewann, die wollte er sicher niemals missen. Besonders nicht die Sauftouren danach. :D Deswegen dauerte es ein paar Momente, bis er der letzte Frage seines Klienten gewahr wurde.


    No, reicht das nicht? Nein, momentan bin ich froh, außer dem Senat und allenfalls in der Schola keinerlei Pflichten wahrnehmen zu müssen. Das heißt, sieht man von den - sehr reichhaltigen - gesellschaftlichen Pflichten ab. Die Politik wird nur zu einem kleinen Teil im Senat entschieden, der überwiegende Teil außerhalb. Nach diesen Worten nahm er wieder ein Häppchen.

  • "Ich werde dir berichten, wenn ein Termin feststeht."


    Die Vorfreude war dem Patron schon sehr deutlich anzusehen.


    "Nun, fie Politik wäre für mich ein Pflaster voller Scherben - ich mag sie nicht. Ich wäre zu direkt, würde zu nbedacht und impulsiv sprechen, mich sogleich um alles reden, was ich besitze.


    Wie meinst du das, das die Politik außerhalb entschiden wird? Meinst du damit Gespräche mit dem Kaiser oder geheime Treffen mit Gleichgesinnten?"

  • Ich bitte sogar darum. antwortete Hungi seinem Klienten.


    Hmm... Gespräche mit dem Kaiser... ja auch, kommt aber wesentlich seltener vor als Treffen mit den Senatskollegen, geheim sind die aber auch nur selten. Oft passiert Politik einfach im Familienkreis, über das Klientelwesen, bei gesellschaftlichen Treffen. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig.

  • Über das Klientelwesen? Helios lächelte sogleich.


    "Dann gehöre ja ich, der sich nichts aus Politik macht, nun wohl zu deiner persönlichen Politik."


    Er nahm wieder eine Köstlichkeit und ließ sich seinen Becher nachfüllen.


    "Wenn man es so betrachtet, dann wird auch im Militär Politik gemacht. Etwas befremdlich für mich, der ich doch das Band zwischen diesen beiden Machtfaktoren noch nie so gesehen habe.
    Wird denn im Senat oder in der "Politik" über mögliche militärische Aktionen gesprochen?
    Ich habe mich zwar den Vigiles verpflichtet, doch am liebsten ist mir immer noch das Schwert und eines Tages, wenn es mir vergönnt ist, würde ich auch im Falle eines Krieges zur Waffe greiffen und gegen die Feinde Roms anstürmen wollen."


    Die Parther waren die ersten, an die er da dachte. Dacien war, wie er gehört hatte, auch sehr aufmüpfig und protestierte gegen die Herrschaft Roms.

  • Hungi lächelte auch, aber es war eher ein berechnendes Lächeln. Genau so ist es, Helios.


    Auch er ließ sich etwas nachschenken, überlegte auch kurz, ob er sich ebenfalls etwas nehmen sollte, entschied sich aber dann doch dagegen.


    Selbstverständlich sprechen wir auch übers Militär. Die Aufstände in Hispania, diverse Unruhegebiete in Germania oder Iudäa oder an anderen Grenzen des Imperiums, die Rebellion von Laeca... in den letzten Jahren war es diesbezüglich nicht gerade ruhig. Die möglichen militärischen Aktionen... naja, da mutmaßen wir eher. Ich persönlich glaube schon länger, daß es Zeit wäre für einen Eroberungsfeldzug, und ich denke, ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine da.

  • "Besonders die in Italia stationierten Männer hättest du wohl an deiner Seite. Viele haben sicherlich noch gar keine Feuerprobe im Gefecht, auch wenn sie sich geschworen haben Rom zu beschützen. Und je länger sie warten müssen, desto hungriger sind die einen, die anderen des Alltages überdrüssig.
    Eine Mentale Sache war es schon immer."


    Und er selbst dachte niemals anders. Es war Zeit für Eroberungen, denn die Männer warteten, zuckten und wollten sich beweisen.
    Man war von Natur aus niemals ein Held, man musste sich nur zum Helden machen - durch Kriege ging das schnell und gut.

  • Hungi mußte lächeln.


    Das mag schon sein. Weißt du, als ich etwa in deinem Alter war... ihr Götter, klinge ich alt... na egal, damals war ich Tribun bei der Legio III in Britannia. Ich habe damals erlebt, wie Pikten ein Dorf überfallen haben, römische Kolonisten, die nur das Land bestellen wollten. Und ich habe auch gesehen, was römische Soldaten machen können, wenn sie ihren Blutrausch stillen wollen... Seine Stimme hatte schon längst einen nachdenklichen Klang gewonnen. Damals hatte auch seine Braut, Adria, auf ihn gewartet. Ich habe es nie bereut, nach Rom zurück zu kehren.

  • Helios, der Hungaricus zuerst mit einem Lächeln zuhörte, hüllte sich auch in Stille und Nachdenken ein.


    "Sowas habe ich noch nie gesehen, dass ein Mensch dem Tier gleich alles niedermetzelt, was ihm nur in den Weg kommt - sogar Kinder.
    Ich würde es verstehen, wenn es ehemalige Opfer wären, die nun zu Schwert und Schild greifen und dem Gegner das gleiche Leid bescheren, wie er es an unschuldigen Zivilisten ausgeübt hat.


    Damals, mein Vater erzählte mir viel über Schlachten und die Geschichte in Griechenland, waren Kriege meist Racheakte. Selten kam es vor, dass eine ganze Stadt ausgelöscht wurde, denn die Griechen waren ja keine Barbaren. Nur bei Theben machte Alexander der Große eine Ausnahme - sie war jedoch berechtigt.
    Die Schlachten der Sizilianischen Kolonisten sollten auch nicht vergessen werden, als die Opfer der Karthagerüberfälle zu ihren Schwertern griffen und die Rache für ihre geschändeten Kinder und missbrauchten Frauen einforderten. Stadt um Stadt, bis die Kriegskasse leer war und glorreiche Städte in Schutt und Asche."

  • Ruhig hörte Hungi ihm zu. Ja, manche Auswüchse des Krieges sind weit entfernt von Ehre und Ruhm... aber gut, nicht einmal der beste Feldherr kann solcherlei verhindern. Er gönnte sich einen Schluck, bevor er weitersprach.


    Wie dem auch sei, auch das Ziel einer solchen Eroberung muß gut gewählt sein. Ein tumber Feldzug irgendwohin wäre das absolut sinnloseste und auch gefährlichste, was man überhaupt machen kann.

  • Helios nickte ihm zu.


    "Es muss Aussicht bestehen mehr Gewinn, als Verlust, zu erzielen. Schließlich opfert man Menschenleben nicht umsonst. Rom hat ja, bis auf die Parther, keine ernst zu nehmenden Gegner mehr, bis auf die ab und an einfallenden Stämme Germaniens an der Grenze. Oder weißt du mehr?"


    Eigentlich musste der Klient als Informationsquelle dienen, doch Helios kam, wie konnte es einen auch wundern, kaum aus dem Lager raus. Da war es gut einen Draht zu haben, der ein wenig von der Außenwelt erzählte, vielleicht auch von Sachen, die noch nicht auf dem Forum genannt wurden.

  • Ernst zu nehmend? Nein... stimmte Hungi ihm zu.


    Sicher, Britannien könnte man ausweiten, wenn man will, Germania vielleicht auch, die Bernsteinstraße wäre zumindest kein so übles Ziel. Da kam ihm ein Gedanke, der ihn laut auflachen ließ. Tylus vielleicht noch, aber das wäre kein Feldzug sondern eher eine Urlaubsreise. Aber unser Kaiser will Tylus anscheinend nicht in das Imperium integrieren, so wie es aussieht.

  • Helios musste unweigerlich lächeln.


    "Vielleicht hat er gute Gründe dafür. Zur Zeit machen sie ja keine Schwierigkeiten und dienen ja indirekt als Vorhut und Informanten. Diesen Status will er vermutlich beibehalten."


    Es war nicht gerade sinnvoll eine Diskussion über die Gründe des Kaisers zu führen, denn er war ein Göttlicher und wer wußte schon was er dachte, wie er handeln würde. Aber Helios interessierte es dennoch, besonders was einer der engsten Freunde des Imperators sagen würde.

  • Hm, gar nicht mal so blöd, was sein Klient dachte.


    Ich weiß es nicht. Möglich wäre es natürlich. Oder eine Eroberung wäre tatsächlich unrentabel wegen der weiten Reise, noch dazu per Schiff. Ihn beutelte es ganz leicht, denn Hungi gehörte zu jenen Römern, die nur sehr ungern auf ein Schiff gingen. Oder aber er wiegt sie in Sicherheit und schlägt zu, wenn die Gelegenheit günstig ist. Bei einem Regierungswechsel oder dergleichen. Dann könnte Rom Tylus besetzen und das ohne nennenswerten Prestigeverlust, obwohl wir als Aggressor dahingestellt werden könnten.

  • Helios nickte, denn die Ausführungen des Patrons schienen ebenfalls schlüssig. Es würde Unsummen kosten die entsprechende Streitmacht nach Tylus zu bringen und dann noch weitere Summen, bis der Handel sich wieder einpendelte und keiner Gefahr fürchtete.


    "Vermutlich wird es so sein.
    Als Aggressor wird man uns nicht hinstellen. Es ist doch allgemein bekannt, dass der Stärkere über dem Schwachen herrscht. Dies ist ein altbewehrter Naturgrundsatz. Und wer stellt sich schon gegen die Natur und somit die Götter?
    Tylus ist schwach und Rom würde als stärkerer nut seinen Verpflichtungen nachkommen, indem es sich den Schwachen einverleibt und diesen somit indirekt stärkt."


    Er wusste nicht welcher Philosoph diese These aufgestellt hatte, doch es musste ein Grieche sein. Wahrscheinlich war es sogar Platon.

  • Hungi wiegte bedächtig den Kopf, er war nicht ganz einverstanden mit dem, was Helios sagte.


    Natürlich herrscht der Starke über die Schwachen, das ist klar. Dennoch wird man in uns einen Aggressor sehen, wenn wir andere Länder erobern, bzw man tut es schon. Man braucht nur nach Germania sehen. Diejenigen Stämme, die Rom feindlich gegenüberstehen, werden ihre Meinung nicht ändern, obwohl wir ihnen wahre Errungenschaften der Zivilisation bringen, obwohl wir ihnen Kultur nahe bringen und dergleichen mehr. Wenn ich ein Herrscher über ein Stamm, Königreich oder was auch immer wäre, und mein Gebiet wäre nahe zur Grenze Roms... ich hätte schon Angst vor den ruhmreichen römischen Legionen.

  • Helios schüttelte leicht das Haupt, denn als gebürtiger Grieche stand für ihn nur ein Grund fest.


    "Das sind Barbaren. Sie wissen wohl nicht einmal was ein Gesetz ist, geschweige denn ein Gesetz oder eine Richtlinie überhaupt. Sie werden von ihrem Blutdurst geleitet und werden diese Tatsache niemals erkennen können. Ich wüsste nicht, dass noch jemand, außer den Barbaren, auf den Gedanken kommen könnte Rom sei ein Aggressor."


    Griechenland erkannte es, alle einigermaßen zivilisierten Provinzen des römischen Reiches ebenfalls.


    "Bei den Parthern ist es da anders. Sie werden Rom immer als Aggressor bezeichnen, denn sie denken ihre Macht sei Roms ebenbürtig, gar noch größer und müssten sich zur Wehr setzen und Angreifen."

  • Parther... verächtlich sprach er dieses Wort aus. Parther sind nur zu eines nutze, zu einem Ende in der Arena, das römische Volk mit ihrem Tod zu belustigen. Dafür und für nichts anderes sonst. Als Sklaven sind sie kaum zu gebrauchen, sie arbeiten schlecht und ein jeder Dominus sollte sich bei parthischen Sklaven im Haus vor ihnen in Acht nehmen. Nur die Peitsche verstehen sie, aber ich habe keine Lust, meine wertvolle Zeit mit ihrer Erziehung zu verschwenden. Das überlass ich lieber meinen Aufsehern auf meinen Latifundien. Nur die Kinder können, wenn sie jung genug ihren Eltern weggenommen werden, eines Tages passable Sklaven abgeben.

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