Atrium - Helios, Hungi

  • Dieser Themenwechsel verwunderte ihn ein wenig, doch er nickte lächelnd.


    "Sie sind zu stolz, sie denken man müsse sie gesondert behandeln, ihnen irgendwelche Sonderrechte zukommen lassen. Sie wissen nicht einmal, dass sie sich wie alle anderen zu fügen haben."


    Sagte er kopfschüttelnd und mit der Ernsthaftigkeit des letzten Themas.

  • Sonderrechte können sie haben... das Sonderrecht auf ein paar extra Peitschenhiebe.


    Hungi schüttelte verächtlich den Kopf. Parther waren in seinen Augen ein widerwärtiges Volk und ihm fast genauso zuwider wie diese Christianer, welche sich ja durch eine besonders verschlagene Art auszeichneten.


    Aber sprechen wir über ein anderes Thema. Sonst regte er sich noch zu sehr auf, und er hatte keine Lust, sich die Stimmung vermiesen zu lassen.

  • Auch Hungi griff zu einem kleinen Happen, er liebte Käse und Oliven. Schlichtes Essen, aber trotz oder vielleicht gerade deswegen so fantastisch.


    Och, wie es einer Frau so geht, die in anderen Umständen ist. sagte er eher beiläufig, bevor er sich das kleine Brötchen in den Mund schob. Mit Genuß kaute er auf dem Brot herum, doch dann musste er es ja doch runterschlucken. Einerseits tut sie so, als ob nichts wäre und sie erst recht nicht krank, andererseits will sie, daß man doch Rücksicht auf sie nimmt. Ob er sich noch eines nehmen sollte?

  • Die Überraschung stand Helios im Gesicht.


    "In anderen Umständen?"


    Fragte er eher sich als seinen Patron. Doch da dieser still blieb musste es kein Scherz sein oder er etwas falsch verstanden haben.


    "Das ist natürlich wundervoll. Ich wünsche dir einen Sohn, Hungaricus, einen kräftigen Jungen und würdigen Erben.
    Aber die Frauen sind mir fremd, ich bin nicht der Mann für ausgiebige Lupanarbesuche oder eine feste Frau - alleine lebt es sich einfacher."

  • Ach, der wußte es also noch nicht. :D


    Ich danke dir. Dein Wunsch ist genauso der meinige. antwortete Hungi mit einem leicht verschmitzten Unterton.


    Keine Frau? fragte Hungi doch etwas überrascht. Sollte sein Klient mehr griechisches in sich haben, als er dachte? Nein, diesen Eindruck hatte Hungi vom Furier noch nicht gewonnen, dazu war sein Klient nicht weibisch genug. Allerdings soll es ja wirklich welche geben, die einfach keine Frau wollten. Naja, nicht sein Problem. Es gibt doch nichts schöneres zum Entspannen als eine Frau. fügte er hinzu, denn diese Erfahrung hatte Hungi nur zu oft gemacht.

  • "Ich danke zurück."


    Sagte er etwas verlegen lächelnd, denn bisher hatte er keinen Gedanken an einen Erben verschwendet. Wozu auch, denn er hatte nie viel besessen.


    "Zum Einen kann man sich die Entspannung erkaufen, zum Anderen bin ich aufgrund meiner Pflichten doch eingespannt. Um ehrlich zu sein, habe ich eigentlich noch nie das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten verspürt, zumindest nicht allzu häufig."

  • Aha, also doch nicht so griechisch, wie Hungi befürchtet hatte... oder sein Klient wollte es nicht zugeben.


    Das kommt schon noch. lächelte Hungi wissend. Irgendwann wirst auch du Kinder haben wollen. Wem willst du denn sonst deine Besitztümer vererben eines Tages? Wer soll dir nachkommen?

  • Helios lächelte.


    "Welche Besitztümer?"


    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.


    "Ich besitze nicht viel, so dass es einen Erben braucht. Ich habe nicht einmal ein Grundstück und wenn, dann wird es im Zweifelsfalle dem Staat zufallen. Man könnte es als Dankbarkeit auffassen, wenn nach meinem Ableben alls das, was ich Rom genommen, wieder Rom zufällt. Aber jetzt ist noch nicht die rechte Zeit, um darüber nachzudenken, denn eine Ehe interessiert mich nicht, ich habe noch Zeit - der Dienst geht vor. Und ein Kind, ich wüsste nicht, was ich meinem Sohn außer dem Schwertkampf beizubringen habe. Mit einer umfangreichen Bildung bin ich nicht gesegnet, da schweige ich lieber, anstatt das Falsche zu lehren."


    Er war einfach nicht wie sein Großvater, denn das war ein gebildeter Mann gewesen, der Helios durch Erfahrung und erlangtes Wissen viel auf den Weg gegeben hatte - das zu zitieren befand Helios jedoch nicht für eine eigene Leistung in der Erziehung seiner Kinder, also lieber gar keine, als ein Papagei sein.

  • Hungi war erstaunt. Der Mann vor ihm war so ziemlich der erste, den er kennenlernte, der wirklich keine Ambitionen auf eine eigene Familie hegte. Klar waren schon viele dabei, die eigentlich keine Lust auf eine Ehe hatten, allerdings änderten diese ihre Meinung, wenn sie ein gewisses Vermögen angehäuft hatten... oder ein gewisses Alter. Er verkniff sich einen Kommentar bezüglich der Pflicht zur Eheschließung, es würde nichts bringen.


    Gut, wie du meinst.

  • Helios nickte dezent.


    "So ist es, ich bin noch jung, ich kann warten."


    Doch so jung war er schon nicht mehr, aber dennoch, bevor die ersten grauen Haare kämen, würde er schon etwas finden. Wobei er ganz unauffällig das Haupt des Viniciers musterte, auf der Suche nach lichten Stellen oder grauen Haaren.
    Aber es war nicht angebracht und so ließ er davon ab, beschäftigte sich stattdessen lieber mit Speis und Trank. Nach einigen stummen Minuten, ergriff er auch das Wort.


    "Nun, Patron, ich glaube, dass ich deine Zeit wohl schon zu lange beschlagnahmt habe. Ich sollte wohl gehen, du hast dich sicherlich noch um das Wohl des Staates zu sorgen, als um die Zukunft eines der zahllosen Klienten."

  • Die grauen Haare, nach die Helios an Hungi suchte, waren wohl schon ersichtlich, zumindest die angegrauten Schläfen, die einen Mann angeblich interessant machen sollen, den Consular hingegen schon ein wenig ärgerten.


    Aber nicht doch. Dein Besuch war mir eine angenehme Abwechslung. widersprach Hungi. Sag mir Bescheid, wenn sich wegen des Grundstücks etwas getan hat.

  • So stand er auf und nickte.


    "Auch ich habe diesen Besuch genossen und deine Gastfreundschaft wird nicht umsonst in so hohen Tönen gelobt.
    Ich werde es dich wissen lassen, wenn sich etwas mit der Grundstücksfrage ergibt."


    Und nun quälte ihn schon ein weiterer, recht unsinniger, Gedanke. Und zwar kreiste dieser um die Frage, ob diese Benachrichtigung persönlich vollzogen werden dürfte oder ob ein Brief da schon vollkommen ausreichen würde.

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