Cursus Tertiam - ANTE DIEM III NON OCT DCCCLVI A.U.C. (5.10.2006/103 n.Chr.)


  • Am ANTE DIEM III NON OCT DCCCLVI A.U.C. (5.10.2006/103 n.Chr.) beginnt ein neuer Cursus der Academia. Diesmal handelt es sich um einen mittleren Cursus zum Thema "Operationsführung".


    In diesem Cursus werden die Planung und Durchführung militärischer Operationen in Zusammenarbeit verschiedener Truppengattungen und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten jener Truppen behandelt.


    Zugelassen sind alle Angehörigen des Militärs, die das Examen Secundum abgelegt haben. Eine gesonderte Anmeldung ist nicht erforderlich. Ferner sind zugelassen alle Zivilisten, die das Examen Secundum abgelegt haben. Diese melden sich bitte im Officium der Academia an und entrichten die Studiengebühr gemäß Lex Academia Militaris.


    Der Cursus wird durch ein taktisches Planspiel zur Operationsführung begleitet und schließt mit einer schriftlichen Prüfung zum Examen Tertium ab.


  • Meridius betrat den Raum und war wie erwartet der erste gewesen. Schließlich kam er auch eine ganze halbe Stunde vorher, um wie er es zu tun pflegte, den Raum einmal für sich einzunehmen und sich mental auf den Lehrvortrag einzustellen. Er durchschritt also die Reihen, ging einmal nach hinten, dann wieder nach vorne, atmete tief durch, sortierte seine Unterlagen, die ihm Macer aus Rom zugesandt hatte und vergewisserte sich, dass er alles hatte. Als der Bescheid positiv ausfiel ließ er los und die Dinge kommen. Er war präpariert.

  • Sim-Off:

    In der Tat ist das richtig hier.


    Meridius grüsste den ersten eintreffenden.


    "Sei gegrüsst Tribun."


    Er schmunzelte.


    "Nun, die Anlässe sind ja durchaus erfreulich und so habe ich gegen diese Begegnungen nichts einzuwenden. Angenehme Zeitgenossen und gute Boten sind immer willkommen..."


    Nun ging es als los und in wenigen Momenten würde der Raum mit Sicherheit gefüllt sein und die Vorlesung konnte beginnen.

  • Etwas später ging es dann auch wirklich los. Meridius hatte sich die Unterlagen von Macer schicken lassen, hatte diese ausgiebigst studiert, sie sich zurechtgelegt, portioniert und memoriert und einmal sogar seine Gattin Iulia geplagt, als er ihr eine Passage vortrug um eine Aussage über die Wirkung zu erlangen.


    Meine Herren, dies ist der erste Cursus, der hier im Castellum der Legio II Germanica abgehalten wird. Ich denke jedoch, dass es nicht der letzte sein wird. Die Academia freut sich, ihre Arbeit auch in dieser Provinz aufnehmen zu können und wünscht allen Teilnehmenden viel Erfolg.


    Einige unter uns haben sich im letzten Examen Secundum mit der Geschichte der römischen Armee und insbesondere der Legionen befasst. Jetzt ist es an der Zeit, von der Theorie und Geschichte in die Praxis zu übergehen und sich einem Thema zu widmen, das für alle führenden Offiziere von alltäglicher Relevanz sein wird: Der Operationsführung.


    Operationsführung beinhaltet das Zusammenspiel verschiedener Einheiten und der Koordination gemeinsamer Operationen.


    Doch einige organisatorische Anmerkungen vorraus: Neben der Vorlesung und einer obligatorischen Prüfung, wird es in diesem Examen Tertium im Kolloquium ein kleines Planspiel geben, bei dem die Teilnehmer aufgerufen sind, eine fiktive Operation mehrerer Einheiten zu planen. Ich bin auf die Ergebnisse schon jetzt gespannt und kann jedem hier versprechen, dass es lehrreich sein wird.


    Es dürfte allen bekannt sein, dass die römischen Armeen mit der Ausrichtung auf schwere Infanterie in den Legionen darauf ausgelegt sind, eine feindliche Hauptstreitmacht direkt anzugreifen und zu vernichten. Dies muss stets als oberstes Ziel angesehen werden, das über allen zeitlich begrenzten taktischen Manövern und operativen Mitteln steht und sollte auch durch Rückschläge nicht aufgegeben werden.


    Wie dieses Ziel umgesetzt wird, ist vornehmlich eine Frage des Geschicks des jeweiligen Feldherren und Leiters einer militärischen Operation.


    Nicht jeder von euch wird an die Qualitäten der großen Feldherren der Republik und der bisherigen Kaiserzeit heran reichen, und die Wahrscheinlichkeit, dass jeder in diesem Raum einen Triumphzug durch Rom erhalten wird ist eher gering, aber auch mit weniger kreativer Operationsführung kann man das Ziel der Vernichtung des Gegners sicher erreichen.


    Die wichtigstes Voraussetzung ist, dass unsere technische, organisatorische und taktische Überlegenheit voll zum Einsatz gebracht werden kann. Dies geschieht entweder in der offenen Feldschlacht oder in der Belagerung. In beiden Fällen ist der nahezu ausschließliche Einsatz der Legionen ausreichend.


    In Fällen von Kleinkriegen, in denen sich der Gegner weder offen stellt noch an einem Punkt verschanzt, ist der Einsatz der Auxilartruppen notwendig, die mit ihrer unterschiedlichen Kampfweise darauf reagieren können. Ihre Bedeutung ist sehr hoch, denn die meisten benachbarten Völker sind vorsichtig genug, nicht den Legionen gegenüber treten zu wollen.


    In der Planung einer militärischen Operation bleiben die Legionen daher der Rückhalt, der als schlagkräftige Drohung die Möglichkeiten der Gegner unmittelbar beschränken, während mit dem Einsatz passender Hilfstruppen die konkrete Durchführung einer meist lokal begrenzten Operation vorgenommen werden kann.


    Wird in einer größeren Operation nur eine Legion eingesetzt, dann werden ihr Auxiliareinheiten im benötigten Umfang zugeordet. Diese stehen dann unter dem Befehl des Legionslegaten, der damit auch das Kommando über die gesamte Operation hat.


    Werden mehrere Legionen zu einer Armee zusammengefasst, bilden die mitgeführten Hilfstruppen eigenen Verbände unter ihren jeweiligen Kommandeuren und werden vom leitenden Feldherren, der selber in der Regel das Kommando über eine Legion führt, nach Bedarf aufgeteilt.


    Als normales Verhältnis, welches sich für alle praktischen Belange als angemessen erwiesen hat, ist die zahlenmäßige Gleichheit von Legionstruppen und Hilfstruppen. Auf eine Legion kommen damit 5000 Mann Auxiliare.


    Einer der wichtigsten Aspekte der Planung einer Operation ist nach der Zusammenfassung von verschiedenen Einheiten zu einer Armee die Bestimmung der tatsächlichen Truppenstärke, die einem Feldherren in einer Schlacht zur Verfügung steht. Dass es im Verlauf einer längeren Operation zu Verlusten kommen kann ist selbstverständlich, aber zahlreiche andere Faktoren mindern die Zahl der einsetzbaren Soldaten wesentlich früher und wesentlich deutlicher.


    Neben den dauerhaften Ausfällen ist mit vorübergehenden Ausfällen durch Verwundung, Krankheit und Überanstrengung zu rechnen. Ferner tritt praktisch keine Einheit in Sollstärke an, da abgeordnete Soldaten, Beurlaubte, Gefangene, Nachzügler, Deserteure und sonstige Vermisste ihre Stärke senken. Gute Disziplin und Organisation halten diese Zahlen gering, doch bei ungeschickter Arbeit des Feldherren, die zu Unmut in der Truppe führt, sowie technischen oder klimatischen Schwierigkeiten ist mit hohen Ausfallraten zu rechnen.


    Es sollte außerdem selbstverständlich sein, dass gute Aufklärung über das zu erobernde Gebiet eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung einer militärischen Operation ist. Informationen von Kundschaftern, Händlern und zuverlässigen Eingeborenen sind die einzigen Quellen, nach denen ein Feldherr die Position des Feindes, die eigenen Position und damit auch sinnvolle Wege für die Truppe und den Nachschub bestimmen kann.


    Die Aufklärung obliegt im Normalfall der Reiterei, weshalb selbst die Legionen über einige eigenen Reiter verfügen. Je mehr Informationen einem Feldherrn über seine Umgebung vorliegen, umso erfolgreicher kann die Operation verlaufen.


    Eine weitere grundlegene Schwierigkeit einer Armee, die sich auf dem Feldzug befindet ist die Kommunikation. Hier gewinnt vor allem die Reiterei eine besondere Bedeutung. Der Austausch von Nachrichten zwischen verschiedenen, getrennt operierenden Truppenteilen über berittene Boten ist der sicherste und zuverlässigste Weg der Kommunikation. Der Einsatz von Licht- oder Flaggenzeichen ist auf günstige Situationen beschränkt. Akustische Signale sind aufgrund ihrer geringen Reichweite vor allem von taktischer Bedeutung, um im Gefechtsfall einzelne Einheiten zu steuern. Die Menge an Informationen, die durch Signalbläser weiter gegeben werden kann, ist zudem sehr beschränkt. Die gute Kommunikation der einzelnen Truppenteile durch berittene Melder und das individuelle Verhalten der einzelnen Offiziere, die nach den Anweisungen des Feldherren eigenständige Truppenteile kommandieren, ist aufgrund dieser eingeschränkten Kommunikation daher von entscheidender Bedeutung.


    Das ist der Grund, warum eine größere Operation einer sorgfältigen Planung bedarf, einer genauen Absprache des leitenden Feldherrn mit allen Kommandeuren der beteiligten Einheiten und auch der Grund, warum wir uns in diesem Examen Tertium damit befassen."

  • "Die Stärken unserer Armee habe ich in diesen knappen Ausführungen ja bereits angesprochen, vertiefen wir das ganze jedoch auch auf die Schwächen, die bei der Planung einer Operation zu berücksichtigen sind.


    Diese Schwächen liegen bei Legionstruppen eindeutig auf dem Marsch. Schwere Infanterie ist immer langsamer und unbeweglicher als leichte Truppen, wie Auxiliares und natürlich als die Reiterei. Die Flexibilität einer großen Marschkolonne aus einer oder mehreren Legionen ist stark eingeschränkt, da sie weder jedes Gelände passieren kann noch schnell auf Veränderungen der Umgebung reagieren kann.


    Es bedarf daher bei der Planung einer Operation einer sorgfältigen Planung des Marschweges, soweit dies aufgrund der vorliegenden Informationen über das Gelände überhaupt möglich ist. Schnelle Vormarschwege bieten sich dort, wo offene Gelände für einen Marsch in breiter Front bzw. mehreren Kolonnen genutzt werden kann oder wo ein Teil des besonders langsamen Trosses auf Flüssen von der Flotten befördert werden kann.


    Bewaldetes, hügeliges Gebiet - wie hier in Germanien - ist dagegen für die schwere Infanterie kaum zu passieren, ebenso sumpfiges Gelände. Während Flüsse einerseits genutzt werden können, um als Transportwege zu dienen, stellen sie andererseits Hindernisse dar, wenn sie überquert werden sollen. Dann muss mit langsameren Vormarschzeiten gerechnet werden, da zunächst provisorische Brücken errichtet werden müssen.


    In diesem Zusammenhang erinnere ich an den vergangenen Feldzug im letzten Herbst, auf welchem die Informationslage durch die Meldereiter nicht immer die beste gewesen war und die Position des Feindes häufig unklar war. Ein gefährliches Unterfangen, und was dabei passieren kann, hat bereits Hannibal in Italien bewiesen, als starke Verbände Roms in einen See trieb und vernichtete. Doch das nur als kurzer Exkurs.


    Bei allen Planungen für die Operationen einer großen Armee ist des weiteren der Zeitbedarf für den Auf- und Abbau eines Nachtlagers zu berücksichtigen.


    Kleinere und leichtere Truppen sind hier im Vorteil, da sie weniger Platz benötigen und auch schwieriges Gelände durchqueren können.


    Bestimmte Hilfstruppen, insbesondere die batavischen Kohorten, können im Gegensatz zur schweren Infanterie auch Flüsse und Sümpfe ohne Brücken bzw. feste Wege durchqueren und eröffnen damit zusätzliche taktische Möglichkeiten, um den Gegner zu umgehen und zu überraschen oder sicherere, weil abgelegenere Lagerplätze zu erreichen.


    Während auf unserem eigenen Gebiet die breiten Straßen eine relativ schnelle und natürlich gefahrlose Verlegung der Truppen ermöglichen - und daher ist eine Instandhaltung der selbigen so imens wichtig - kommen Legionstruppen in feindlichem Gebiet praktisch nicht ohne begleitenden Schutz durch Auxiliartruppen aus. Diese werden sowohl zur Auskundschaftung eines geeigneten Marschweges und ausreichend großer Lagerplätze benötigt, sondern auch als Flankenschutz, um Überfälle auf die Kolonne zu verhindern.


    Für viele Feinde stellt der Angriff auf marschierende Legionäre die einzige Möglichkeit dar, gegen Legionen Erfolge erzielen zu können.


    Ein Heer deshalb nur mit sorgfältiger Planung durchs Land zu bewegen, schränkt die Möglichkeiten schneller Reaktionen zwar ein wenig ein, gibt dem Feldzug aber letztlich zusätzliche Sicherheit und schützt vor Truppenverlusten in Hinterhalten.


    Neben der Frage der Fortbewegung des eigenlichen Heeres muss vor Beginn einer Operation auch die Frage des Nachschubs genau erörtert werden.


    Die Menge der Möglichkeiten eines Heeres ist unmittelbar davon abhängig, wie gut es im Feld versorgt werden kann. Aktive Kriegsführung ist daher in allen Teilen des Reiches auf geeignete Monate beschränkt - in den nördlichen Provinzen fällt der kalte Winter aus, in dem es keine frische Nahrung gibt und in südlichen Provinzen der heiße Sommer, in dem die Wasserversorgung Probleme macht.


    Genauso wichtig wie die Versorung der Truppe ist die Versorgung von Reit- und Zugtieren, die auf frisches Futter von den Feldern angewiesen sind und ohne die größere Verbände bestenfalls entlang von Küstenlinien oder Flüssen operieren können, wo die Hauptlast des Transportes von den Rücken der Tragtiere auf die Flotte verlagert werden kann.


    Im Normalfall hängt die Versorgung von der Verbindung zwischen der beweglichen Truppe und einem System von Nachschublagern ab, da größere Verbände selbst in den fruchtbarsten Monaten kaum aus dem Land heraus leben können.


    Wie gerade bereits erwähnt, stellen Flüsse die günstigste Verbindung zwischen Nachschubstützpunkten dar. Die Planung einer Operation sollte dies durch die vorherige Auskunfschaftung von Flüssen im Operationsgebiet berücksichtigen die Flotte entsprechend in die Planung einbeziehen. Ein Straßensystem steht in zu erobernden Gebieten normalerweise nicht zur Verfügung, so dass für den Transport über Land eine deutliche langsamere Nachschubgeschwindigkeit geplant werden muss.


    Einen wichtigen Faktor bildet auch die Verletzungsanfälligkeit der Nachschubversorgung und dies gilt in beide Richtungen. Unser eigener Nachschub ist sorgfältig zu schützen, indem Teile der Truppe für die Sicherung der Transporte abgestellt werden. Dies ist beim Transport vornehmliche eine Aufgabe flexibler, berittener Auxiliarverbände oder der Flotte, die die Transporte durchführt und bei der Sicherung von Depots ein Fall für die Hilfstruppeninfanterie. Der Einsatz einer teilberittenen Cohorte bietet sich hier an, deren berittener Teil die Wege zwischen Depots überwacht, während die Infanterie an diesen Stützpunkten verbleibt.


    Angriffe auf feindliche Nachschubwege sind ein nicht unwichtiger Teil einer sinnvollen Operationsführung. Insbesondere dort, wo sich der Gegner sowohl einer offenen Schlacht als auch einer Belagerung entzieht, sind Depots, Dörfer oder Getreidefelder der einzige Fixpunkt, der gezielt angegriffen und zerstört werden kann."


    Meridius hielt inne.


    "Bestehen bis hierhin Fragen?
    Gibt es Anmerkungen?"

  • Fragen bestanden offensichtlich nicht, also fuhr Meridius einfach weiter.


    "Nach unseren bisherigen Überlegungen zur Operationsführung im Allgemeinen sowie zur Logistik und anderen Voraussetzungen wollen wir uns nun die Gefechtsführung genauer ansehen.


    Seit der Grundausbildung wissen sicher alle von uns, dass in der Schlacht die Kohortentaktik bzw. die Manipulartaktik der schweren Infanterie das Kernstück des Kampfes auf dem Schlachtfeld bildet. Wir wollen uns daher zunächst mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Legionstruppen und der Hilftruppen auf dem Schlachtfeld befassen.


    Die einzelnen Kohorten der Legionen besitzen ein hohes Maß an organistorischer Geschlossenheit und taktischer Selbständigkeit und stellen daher Bausteine dar, aus denen ein fähiger Feldherr seine Schlachtordnung zusammen setzt.


    Je nach Art des Gegner kann der Feldherr daraus eine offene oder geschlossene Schlachtreihe formen und seine Truppen für einen Marsch gruppieren.


    Ausgangssituation für die Schlacht ist die Aufstellung in drei Linien, wobei die erste und zweite Linie jeweils Abstände in der Größe einer Kohorte zwischen ihren Einheiten lassen. Durch das Vorrücken der zweiten Linie in die Lücken der ersten kann dann eine geschlossene Schlachtformation erreicht werden, wenn der Gegner sich dem Nahkampf stellt. Die Einheiten der dritten Linie dienen als taktische Reserve, um auftretende Schwachstellen zu stärken oder Flügelangriffe abzuwehren bzw. selbst durchzuführen.


    Stellt sich der Gegner dagegen nicht der offenen Schlacht mit einer eigenen Schlachtreihe, sondern kämpft in losen Gruppen, die ständig in Bewegung bleiben, können die einzelnen Kohorten autonome, sich selbst in alle Richtung schützende Blöcke bilden, die das gesamte Schlachtfeld überdecken und zwischen denen die leichten beweglichen Einheiten der Hilfstruppen agieren und den Gegner jagen können. Eine Operation, bei der mit einem Auftreten solcher Gegner zu rechnen ist, kann also nur im Zusammenwirken von Legionen und Hilfstruppen geplant werden.


    In der Aufstellung zur Schlacht schwärmt die leichte Infanterie der Hilfstruppen, also vornehmlich Bogenschützen, Schleuderer und Speerwerfer vor den Kerntruppen der Legionen aus, um sie während der Aufstellung vor Störungen zu schützen und den Gegner durch Fernbeschuss in Unordnung zu bringen. Verfügt der Gegner über keine vergleichbaren Einheiten, muss er den Beschuß entweder über sich ergehen lassen, oder ihn durch den Einsatz seiner Infanterie abwehren. Leichte Truppen ziehen sich dann soweit wie nötig zurück, bis der Gegner die erfolglose Verfolgung aufgibt oder bis es zu einem Zusammenstoß mit unserer schweren Infanterie kommt, die dann für den Gegner in der Regel ungeplant verläuft. Bricht der Gegner dagegen die Verfolgung der leichten Infanterie ab und zieht sich auf seine vorherige Stellung zurück, formiert sich die leichte Infanterie erneut und setzt den Beschuß fort. Vor dem Aufeinandertreffen der Fronten ziehen sie sich durch die Lücken der Linien oder über die Flügel zurück.


    Lediglich der Einsatz von Reiterei kann der leichten Soldaten sehr gefährlich werden. Der Feldherr muss daher sicherstellen, dass sich die leichten Truppen rasch hinter den Schutz der schweren Infanterie zurück ziehen kann, gegen deren geschlossene Formation Reiterangriffe relativ erfolglos sind, oder die leichte Infanterie durch eigene Kavallerie schützen.


    Normalerweise wird die Kavallerie auf den Flügel aufgestellt, von wo sie den Gegner in die Zange nehmen kann, sofern sie nicht zunächst durch feindliche Reiter aufgehalten wird.


    Auch wenn wir die schwere Infanterie der Legionen als den Kern der Truppe auf dem Schlachtfeld ansehen müssen, der den Gegner zu überrollen vermag, solltet ihr euch darauf einstellen, dass sich einen Schlacht häufig durch ein entscheidendes taktisches Manöver der Kavallerie gewinnen lässt.


    Gegen eine geschlossene Formation kann die Reiterei wie bereits erwähnt nichts bewirken, aber in offenen Formationen richtet sie großen Schaden an, was gerade gegen undiszipliniert kämpfende Feinde, die auf geschlossene Formationen verzichten, sehr wirkungsvoll ist.


    Zudem ist die Reiterei als schnelle Einheit besonders gut in der Lage, flüchtende Gegner über längere Strecken effektiv zu verfolgen. Gerade in diesen Situationen richtet sie besonders viel Schaden unter den Gegnern an, wie auch der letzte Feldzug in Hispania in der Schlacht von Septimanca gezeigt hat. Ein Feldherr sollte daher niemals versäumen, Reitereinheiten in ausreichendem Maße mit in die Schlacht zu führen.


    Ein guter Feldherr sollten immer dafür sorgen, dass eine Schlacht an einem Platz stattfindet, den er ausgewählt hat. Vermeidet es, euch vom Gegner ein von ihm gewähltes Gelände für eine offene Schlacht aufzwingen zu lassen. Je weiter und übersichtlicher das Gelände ist, umso besser ist es grundsätzlich geeigent. Nahe Waldränder bergen immer die Gefahr, dass sich feindliche Truppen in ihrem Schutz anschleichen können oder ein fliehender Feind sich in ihnen schneller einer Verfolgung entziehen kann.


    Des weiteren ist es von Vorteil, die Aufstellung der Truppen so zu wählen, dass sie leicht bergab kämpfen können. Aber wirklich nur leicht, gerade so stark, dass es dem Gegner Mühe macht, seinerseits bergauf kämpfen zu müssen und dass es den eigenen Schützen möglich ist, auch von hinten noch über die Köpfe der eigenen Reihen hinweg in die Schlacht einzugreifen.


    Ebenso sollte der Zeitpunkt eines Gefechtes vom Feldherren berücksichtigt werden. Wenn es zu einer Schlacht kommen könnte und ein geeignetes Schlachtfeld erreichbar ist, dann lasst eure Truppen in der Nähe lagern, so dass sie am nächsten Tag einen kurzen Anmarsch haben. Ein Eilmarsch, um ein Ziel schneller zu erreichen und dann noch eine Nachtruhe vor dem Zusammentreffen mit dem Gegner zu haben ist besser, als ihm am Nachmittag nach einem normalen Marschtag gegenüber zu treten."

  • Bei all dem was Meridus sagte dachte ich darüber nach ob er nicht etwa etwas durstig wäre bei alle dem was er erzählte...dennoch hörte ich aufmerksam zu und machte mir Notizen! Dann traute ich mich eine Frage zu stellen!


    Wie nah am Schlachtfeld denn? Denn es kann ja auch gut sein das der Feind einen in der Nacht angreift...was wäre also eine "geeignete" Entfernung?

  • Meridius war für die Frage dankbar.


    "Nun, man kann natürlich davon ausgehen, dass die eigene Aufklärung den Gegner entdeckt und beobachtet, so er sich der eigenen Position und dem möglichen Schlachtfeld naht. Wenn also die Wahl des geeigneten Schlachtfeldes getroffen ist, wäre es sinnvoll, die Position des Lagers so nahe an selbigem zu wählen, dass es der Truppe möglich ist, sich auf dem Schlachtfeld vor Eintreffen eines Feindes in Position zu bringen. Sind diese Punkte gegeben, hat man alle Vorteile auf seiner Seite. Befindet sich allerings der Gegner sowieso schon vor den eigenen Truppen auf dem für ihn idealen Terrain, muss nach einer Alternative Ausschau gehalten werden. Das ideale Schlachtfeld ist nur dann Ideal, wenn wir es zu unseren Nutzen beziehen können."

  • "Eine weitere besondere Stärke unserer Legionstruppen ist neben der Feldschlacht ihr Einsatz in der Belagerung, und damit kommen wir zum nächsten Punkt unserer Betrachtungen.


    Die große Menge an Soldaten, die an einem Feldzug beteiligt sind, versetzt uns in die Lage, auch große und komplizierte Belagerungswerke auszuführen. Die Techniker, die in der Armee verfügbar sind, können Artillerie und andere Belagerungswaffen konstruieren und einsetzen. Dies stellt dem Feldherren sowohl taktisch als auch operativ eine Menge zusätzlicher Möglichkeiten zur Auswahl, da er nicht darauf angewiesen ist, den Sieg in der offenen Feldschlacht zu erzwingen. Zudem ist die Eroberung strategisch wichtiger Punkte im Rahmen einer größeren Operation ohnehin notwendig und der Gegner wird sich möglicherweise auf eine verbissen Verteidigung eingestellt haben.


    Die Bedingungen, unter denen eine Belagerung durchgeführt und lange genug aufrecht erhalten werden kann, sind jedoch andere als die bei der Vorbereitung einer Feldschlacht. Der Feldherr muss seine Armee nun auf stehende Lager verteilen und die Soldaten zu Arbeitseinsätzen statt zur Schlacht einteilen. Versorgungsgüter müssen nun permanent zu einer bestimmten Stelle gebracht werden und auch der Gegner hat nun einen Anlaufpunkt, an dem er Verstärkung zusammen ziehen kann.


    Der zeitliche Aufwand für eine Belagerung ist ebenfalls erheblich höher als der für eine Schlacht. Der Erfolg und die Dauer eines gesamten Feldzuges kann mitunter davon abhängen, wie lange eine Belagerung dauert.


    Die Belagerung ist noch am ehesten die Situation, in der ein Feldherr ohne eine große Mischung aus verschiedenen Truppentypen auskommen kann, da die Hauptlast der Arbeit von den Legionären getragen wird. In größeren Armeen ist es daher auch denkbar, dass ein Teil der Truppe für eine Belagerung abgezweigt wird, während eine andere Truppe einen Feldzug fortsetzt. Dies ist jedoch nur ratsam, wenn die Schwäche des Gegners es erlaubt, die Kräfte zu verteilen. Genaue Informationen sind daher eine wichtige Voraussetzung. Außerdem muss in solchen Fällen die Kommunikation zwischen den beiden Teilen des Heeres besonders reibungslos funktionieren, damit die Truppen bei Bedarf wieder zusammen geführt werden können.


    Auch an dieser Stelle müssen wir einmal auf die Schwächen einer Armee eingehen und den Fall betrachten, dass ein Heer oder ein Teil eines Heeres im Verlauf einer Operation selber angegriffen und in seinem Nachtlager belagert wird. Auch in diesem Fall ist Kommunikation enorm wichtig sowie das in der ersten Vorlesung bereits angesprochene eigenverantwortliche Handeln einzelner Kommandeure. Ist nur ein Teil des Heeres eingeschlossen, so ist es selbstverständlich, dass ihm der Rest der Armee zu Hilfe kommen muss, sofern er sich nicht ohnehin selber befreien kann. Ist die gesamte Armee eingeschlossen, muss ein Weg gefunden werden, dies zum nächsten Versorgungstützpunkt oder Depot zu melden, so dass von dort aus Verstärkung angefordert werden kann.


    In Feldzügen, in denen sich der Gegner nicht auf offene Feldschlachten einlässt und auch nicht belagert werden kann, tragen die Hilfstruppen die Hauptlast der Kämpfe. Die schwere Infanterie ist nicht in der Lage, bewegliche Gegner über längere Strecken zu verfolgen und dann im Kampf zu stellen, so dass diese Aufgabe von schnellen leichten Infanteristen und der Reiterei übernommen werden muss. Das gilt auch für den Kampf und schwer zugänglichem und unwegsamen Gelände, in dem ohnehin keine großen offenen Schlachten möglich sind. Ausnahmen bilden hier nur Bergfestungen, die wiederum ein Fall für die Belagerung durch Legionstruppen darstellen.


    Gerade im Gebirge sind besonders stark die jeweiligen Möglichkeiten einzelne Hilfstruppentypen zu beachten und sorgfältige taktische Planungen zu treffen. Reiterangriffe sind beispielsweise an Berghängen kaum durchführbar; insbesondere bergab sind sie praktisch nicht möglich. Schützen und Schleuderer wiederum können von erhöhten Positionen eine größere Reichweite erzielen und sind so im Vorteil, während sie im Einsatz bergauf wenig Erfolg versprechen. In bewaldetem Gebiet können sie ebenfalls nicht eingesetzt werden, so dass hier vornehmlich leichte Infanterie zum Einsatz kommt, die hier auch gegen Reiterei Chancen hat, da diese in einem solchen Gelände ihre Vorteile an Geschwindigkeit kaum ausnutzen kann.


    Ebenfalls als Einsatz ohne Legionstruppen sind solche Operationen zu berücksichtigen, die weitgehend von der Flotte durchgeführt werden können. Die Infanterie der Classis verfügt über ausreichende Stärke, um in begrenzten Situationen, in denen eine Truppenbewegung über Land nicht mit ausreichender Geschwindigkeit möglich ist, einen Angriff über See bzw. über Flüsse auszuführen. Selbstverständlich sind zudem sämtliche Aktionen gegen Piraten und die seefahrenden Stämme im Norden eine Aufgabe der Classis. Hier ist eine geeignete Auswahl an Schiffen zu treffen, um die richtige Mischung aus Truppentransport, Materialtransport und Geschwindigkeit zu erhalten. Ähnlich wie bei Landfeldzügen, spielt auch auf See und auf Flüssen die Jahreszeit und das Wetter eine wichtige Rolle. Auf Flüssen sind schwer passierbare Stellen zu beachten, auf See gefährliche Strömung und Stürme. Die eigentliche militärische Operation wird dann entweder in Form von Entervorgängen direkt an gegnerischen Schiffen oder wie eben schon beschrieben als Landemanöver an den gegnerischen Häfen durchgeführt."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!