Es dunkelte bereits, als der Brautzug aus der Villa Claudia die Villa Flavia erreichte. Die Hochzeitsfackeln wurden gelöscht und wer von den Gästen schnell war, konnte eine der glückbringenden Fackeln erringen. Nachdem Antonia die Türpfosten mit Öl bestrichen und mit Wolle umwickelt hatte, hob Gracchus ihren leichten Körper mühelos an und trug sie über die Schwelle des Hauses. Im Inneren, genau genommen im Atrium, stand bereits Sciurus mit einer Schale Wasser und einer Schale mit brennendem Holz darin bereit, welche Gracchus sogleich entgegen nahm und Antonia überreichte.
"Das Heim der Flavia möge auch dein Heim sein."
[Confarreatio] Claudia Antonia et Manius Flavius Gracchus
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'Dein Heim'. Irgendwie klingt das für Antonia noch alles unwahr. Hier sollte sie nun den Rest ihres Lebens verbringen. Mit Gracchus.
Mit klammen Händen zaubert die Braut aus den Falten ihres Gewandes einen kleinen Beutel hervor. Langsam und dennoch nicht ruhig entnimmt sie ihm 3 Asse, von welchem sie das erste ihrem Ehemann reicht. Mit dem zweiten macht sie sich auf den Weg zum Herd, wo sie es als Inbegriff der Häuslichkeit niederlegt.
Das dritte und letzte As legt sie an der nächsten Wegkreuzung, als Gabe für die örtlichen Laren ab.
Sie hat es nicht besonders eilig, als sie den Weg zurück zur Villa Flavia antritt, doch es dauert nur eine knappe Minute, bis sie Gracchus wieder gegenübersteht. Wieder hebt dieser ihr für einen kurzen Moment von den Füßen und setzt sie auf ein hölzernes fascinum.
Nun folgt der Teil, dem Antonia seit Monaten mit angstvollen Gefühlen entgegen sieht.
Während die Gäste fröhlich ins Atrium gehen und die ganze Nacht weiterfeiern können, kommt die pronuba der Claudia wieder auf sie zu und nimmt sie bei der Hand. Die Schonfrist war nun endgültig vorüber und so erhebt sich Antonia unsicher von ihrem Sitzplatz.
Zusammen mit einigen weiteren Gästen macht sich das Brautpaar auf den Weg ins Ehegemach. -
Während sich das frisch vermählte Ehepaar in sein Ehegemach zurückzog, standen die Sklaven der Flavia bereit um den Gästen weitere Speisen und Getränke anzutragen. Die Musikanten, welche schon zuvor in der Villa Claudia aufgespielt hatten, waren dem Brautzug gefolgt und hatten sich nun im Atrium der Villa Flavia postiert, um ihr Spiel fortzuführen und dabei in ihrer Lautstärke auch dafür zu sorgen, dass jegliche Geräusche aus dem Cubiculum der Claudia übertönt werden würden.
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Ich war glücklich, an diesem Brautzug und der Feier teilnehmen zu können. An eine weitere Eheschließung innerhalb meiner Familie konnte ich mich nicht erinnern, es war also die erste meines Lebens und dementsprechend interessiert verfolgte ich die Abläufe des Festes, die Handlungen des Brautpaares und ebenso deren Haltung. In mir verinnerlichte sich die Stimmung der Gäste und die des Paares, wobei ich mir nicht erklären konnte, warum Erstere viel ausgelassener wirkten. Irgendwann würde ich jemand dazu befragen. Vielleicht war es ja Sitte, vielleicht auch eine Form von Respekt - ich würde es schon noch erfahren.
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Die Hochzeitsgesellschaft hatte endlich das Heim erreicht und ich konnte mich hemmungsloser dem Weinverzehr zuwenden. Das Bett war nah. Die Gespräche würden trotzdem noch weit in den Morgen dauern und so wählte ich einen leichten Italiener mit reichlich Wasser.
Mein Blick ging durch die Reihen und nur wenige Gesichter waren so markant, das ich sie mir würde merken. Um nicht gänzlich aus dem Rahmen zu fallen, ließ ich mir vom Tischslaven eine Schale Oliven bringen und merkte schon am Geschmack, das es Flavische waren.
Als ich so weiter schaute, fiel mir eine weitere Claudierin auf und irgendwie meldete sich der männliche Trieb in mir. Schnell nahm ich weitere herzhafte Oliven aus der Schale und versuchte meinen Blick nicht so aufdringlich wirken zu lassen.
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Fröhlich vor sich hinsummend marschierte Pumilus mit der Fackel leuchten auf die Villa Flavia zu. Sein Blick wanderte von einer schönen Frau zur Nächsten. Immer mal wieder spähte er zu seiner Herrin, die erhobenen Hauptes und aufrechten Ganges ihrem Ianitor und Leibsklaven folgte. Ihre bestickte Palla hatte sie sich über ihre roten Locken gezogen und ihr Kleid aus feinem Stoff fiel in vielen Falten bis zum Boden und bewegte sich sanft wie der Ozean bei ihren Schritten. Doch sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein. Denn sie merkte die manchmal dreisten Blicke ihres Sklaven nicht. Vielleicht weil ihr Blick ab und an auf einem der Flavier ruhte? Nachdenklich oder vielleicht sogar besorgt? Die Schatten der Nacht verbargen viel, mal abgesehen davon, dass Medeia wenig auf ihrem Gesicht an Gefühlsregungen zeigte. So erreichten sie schließlich die prunkvolle Villa.
Mit einem neugierigen Lächeln auf den Lippen verfolgte Medeia die Zeremonien am Eingang des Hauses und schließlich wie die Braut das erste Mal ihr neues Heim betrat. Lange folgte Medeia nicht mit ihren Augen den beiden Brautleuten. Zwar ging sie wie die meisten Gäste noch in die Villa hinein und wechselte mit dem ein oder anderen noch einige belanglose Phrasen über das schöne und würdevolle Brautpaar. Doch irgendwann, wieder sah sie zu dem Flavier, schloss sich Medeia einigen Gästen an, die die Villa verließen. Schließlich gehörte sie nicht zu der engen Familie und wartete somit auch nicht auf die Zeremonien nach der Brautnacht. Doch einige Momente musste sie draußen noch auf ihre Mietsänfte warten ehe sie sich auf den Heimweg machte.
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