Cubiculum | Claudia Antonia

  • Es gab Momente, in denen wussten Menschen, die sich lange Jahre kannten ohne große Erklärungen, ohne viele Worte zu verlieren, was der andere sagen wollte. Es war eine Art nonverbale Kommunikation, die darauf aufbaute, dass man erahnte, was der andere meinte, dass man verstand, obwohl es kaum etwas gab, das zum Verständnis beitrug allein aufgrund der Erfahrungen, die man mit jener Person gemacht hatte. Ein Augenblick perfekter Harmonie, des Einklangs der Welt mit dem Universum und seinen Bewohnern. Es gab Momente, in denen es keiner weiteren Worte bedurfte. Dies war kein solcher Moment.
    Antonia hatte nichts von den inneren Qualen bemerkt, die ihr Widerspruch in ihrem Gemahl ausgelöst hatte. Seine Hand zuckte, wie der Rest des Körpers wohl, doch maß sie dem nicht mehr Bedeutung bei, als seinem gebrochenen Satzbau, schob es auf ein Nervenzucken, eine unkontrollierbare Begleiterscheinung seiner Krankheit. Erst seine so erstaunt klingende Frage zwang sie zu einer Reaktion, ließ sie den Blick vom Sohn abwenden.
    Ich?, fragte er. Er? Was er? Selbst wenn er der Ansicht war, sein Sohn sei nicht wie der Vater, so war eine solche Betonung des Wortes ‚Ich’ doch weitaus übertrieben, wie die Claudia fand. Allein sein Gesichtsausdruck.. als habe sie soeben etwas völlig Unmögliches gesagt, als sei sie komplett irrsinnig geworden und verkündete nun den Untergang der Welt durch angreifende rosa Reiher.
    „Du?!“, entgegnete sie, dem ersten Impuls der Verwirrung nachgebend einfach dumpf eine Bestätigung zu murmeln. Vermutlich hätte sie ihm ebenso wenig folgen können, wenn er nun plötzlich germanisch gesprochen hätte, wenngleich sie sich dann nicht ganz so dumm vorgekommen wäre. Wie zur Erklärung sprach er weiter, hangelte sich an den Worten und seinem Satzbau entlang, doch ehe der Sinn Antonias Geist erreichte, schien er den Halt zu verlieren und in eine tiefe Schlucht zu stürzen, zermalmt zu werden von spitzen Felsen und der Erdanziehung.
    Was war er nicht? Vollkommen? Auch in diesem Fall beliebte er sich doch ein wenig zu sehr in seine Aussprache hinein zu steigern. Ein einfacher Satz, begleitet von einem milden Lächeln und dem kurzen Schütteln des Kopfes wäre hierfür adäquat, doch jener schon verzweifelt wirkende Einspruch Gracchus’ war selbst für seine Verhältnisse überzogen. Wie immer, wenn Antonia glaubte, ihrem Mann in gewissen Bahnen folgen zu können, glaubte, endlich einmal völlig zu verstehen, was er sagte und meinte, immer wenn der dunstige Schleier sich zu heben begann, folgte ein Tief, welches erneut ihre Sinne in Unverständnis hüllte. Doch sie sagte nichts, wartete geduldig, ob vielleicht er selbst noch des Rätsels Lösung offenbaren würde, ohne dass sie einmal mehr ihre Unkenntnis offenbaren musste. Die ungestellte Frage, ob die Gattin den Gatten nur aufgrund des vorherrschenden Sprachproblems nicht verstand schwebte über ihren Köpfen, zog lustige Kreise und hüpfte schließlich davon, als eine laue Brise aufzog, in Gestalt weiterer Fragen Antonias Unverständnis hinfort wehte.
    Ein Schlag ins Gesicht hätte sie wohl nicht härter treffen können, als jene Erkenntnis, zu der Antonia nun gelangte. Wie sehr hatte sie sich gefreut, als er nicht den geringsten Zweifel an einer Vaterschaft geäußert hatte, wie hatte sie ihn in himmlische Sphären erhoben, ihn, dem jegliche niederen Verdächtigungen fremd zu sein schienen, ihn, der nicht im Traum daran gedacht zu haben schien, seine Frau hätte ihn betrügen können. Die Einsicht, dass jene Annahme nicht falscher hätte sein können donnerte mit der Macht einer Invasionsarmee auf die junge Mutter nieder.
    Sie war darauf gefasst gewesen sich zu verteidigen, zu schwören, es habe niemals einen anderen gegeben. Damals. Heute, wo sie bereits seit Monaten mit der Überzeugung lebte, es würde nie auch nur die geringste Skepsis bei ihrem Gemahl geben, wusste sie nicht, was sie erwidern sollte. Wäre nicht bereits jede Farbe aus ihrem Gesicht gewichen aufgrund der Geburt, sie wäre nun aschfahl geworden, hätte wohl gar einen Sitzplatz suchen müssen, würde sie nicht ohnehin bereits liegen. Ihr Blick bohrte sich in den von Gracchus, kein Blinzeln störte die visuelle Erkundung seiner Augen, in denen sie zu lesen versuchte, ob er tatsächlich das meinte. Stummes Starren brachte schließlich die Erkenntnis: Ja, es war genau das was er geglaubt hatte. Sie hatten darüber gesprochen, waren zu dem Entschluss gekommen, ein anderer müsse Vater von Gracchus’ Sohn werden. Doch er hatte zurückgezogen, hatte lieber kinderlos sterben wollen, als den Nachkommen eines anderen anzunehmen.
    Der undurchdringliche Blick löste sich, schweifte zu Gracchus Minor, den Gracchus Maior offenbar lediglich aus einem Grund anerkannt hatte: Weil sie seine Mutter war. Weil für alle Welt klar sein musste, dass dies der Sohn des Manius Flavius Gracchus war – außer für Manius Flavius Gracchus selbst.
    Ihre heisere Stimme erhob sich, erinnerte sich ihrer Aufgabe etwas kund zu tun: „Du.. du glaubst.. ?“
    Mitten im Satz vergaß Antonias Kehle wohl doch wieder, dass noch etwas folgen sollte und verweigerte den Dienst. Stattdessen übernahm ein Paar fragender Augen die Vollendung.
    Wie hatte sie nur jemals glauben können, er sähe jenes untadelige Wesen in ihr, das sie zeitlebens versuchte zu sein? Wie konnte sie annehmen, er übertrüge seine Perfektion auf sie, würde niemals böswillig auch nur den geringsten Fehler an ihr suchen? Gegen seinen ausdrücklichen Wunsch hätte sie einem anderen beiliegen sollen? Sie, die stets nur hatte getan, was er wollte? Sie? Sie hätte freiwillig sich einen anderen Mann suchen sollen, einen, der nicht im Geringsten würde an das heran kommen, was jener Gracchus für sie war? Je länger die Worte in ihrem Kopf kreisten, desto mehr schnürte es ihr die Kehle zu, stieg Panik in ihr auf. Wie musste er sie verabscheut haben.
    Jede Faser ihres Körpers drängte danach, ihm entgegen zu rufen, wie er einen solchen Unsinn nur annehmen konnte, wie er jemals dem Glauben konnte anheim fallen, sie würde auch nur an einen anderen Mann denken, geschweigedenn ihn in ihr Bett lassen. Doch die Worte, die sie klar und deutlich in ihrem Kopf vernahm, wollten einfach nicht den Weg zum Mund finden, rannten ziellos an jede Stelle ihres müden Körpers und vergaßen ob dessen wohin sie ursprünglich hatten gehen sollen.
    „Niemals.“, stellte sie stattdessen leise fest. „Niemals hat es einen anderen gegeben.“
    Zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort wäre diese Szene wohl gänzlich anders verlaufen. Sie hätte geweint, hätte gefleht, hätte geschworen, doch für all dies fehlte ihr in diesem Moment schlicht die Energie.
    „Du bist sein Vater.“, schob sie letztlich noch hinterher, als bedürfe es einer besonderen Betonung, als wollte sie ein erneutes Missverständnis vermeiden. „Du.“

  • Obgleich Antonia bereits alltäglich blass war, blasser noch an diesem Tage ob der Geburt wegen, so schien es, als schimmerte ihre Haut mit einem Male beinah diaphan, transluzent, erstes Anzeichen dafür, dass die gesamte Person sich allmählich in Nichts zu lösen suchte, nur ihre Augen blieben im Raume verhaftet, starr, bohrend, schlussendlich sich abwendend, nur um erneut sich zu heben, fragend, zweifelnd, ihren Worten Ausdruck und Sinn verleihend. Er er hörte die leise Enttäuschung in ihrer Versicherung, sah wie der Schleier des Erkennens sie umhüllte, spürte die Mattigkeit ob der Erkenntnis in ihr, und mit jedem Augenblicke löste sich seine eigene Welt mehr und mehr in Nichtigkeit. Wie hatte er je Zweifel an ihr hegen, wie hatte er annehmen können, Antonia hätte sich einem fremden Manne hingegeben, sie, jenes perfekte Eheweib? Es waren die Zweifel an seiner eigenen Person gewesen, welche ihn hatten zerfleischt, welche ihn blind hatten werden lassen für ihre Perfektion, nur an sich, stets dachte er nur an sich, kreisten seine Gedanken in kleinlicher Weise um jene Welt, die ihm so vertraut, die ihm so eigen war, gleichsam so komplex, dass jede andere Welt er darüber aus den Augen verlor. Wieder einmal wurde er sich dessen bewusst, dass er eine Frau wie Antonia mit nichts hatte verdient. Er zog seine Hand von dem kleinen Manius zurück, hob sie empor, um dahinter seine geschlossenen Augen zu verbergen, den Kopf hinab gesenkt, die Kiefer fest aufeinander gepresst. Er wollte fliehen, wie stets, aufstehen und den Raum verlassen ohne ein Wort, fort von ihr, fort von dem Jungen, dass sie nicht ihn vor Augen haben mussten, ihn, der er nicht wert war ihr Ehemann und sein Vater zu sein. Doch er fand keine Kraft noch aufzustehen, fand keine Kraft zu nichts, fühlte sich schwer wie ein Felsbrocken, diffus wie Rauchschwaden, leer wie ein Thermenbecken, aus welchem man zur Reinigung das Wasser hatte entlassen. Er hätte die trägen Nebelschwaden in seinem Kopfe als Rechtfertigung nehmen können, seiner Gemahlin erklären, dass seine Sinne nicht gänzlich beieinander gewesen waren, doch es wäre nur eine weitere Lüge in jenem gewaltigen Gespinst, welches er seit Jahrzehnten um sich herum hatte geknüpft, in welchem er stets zappelnd und strampelnd gefangen hing. Er war ein Narr, gefangen hinter der Maske des Faunus, deren Augenhöhlen mit Spiegeln nach innen waren versehe, dass ihm die Welt um ihn herum verborgen blieb, dass er stets nur seine eigenen Makel um sich herum sah, und es gab keine Worte dies zu benennen. Nichts wusste er zu sagen, sich zu rechtfertigen, da es keine Rechtfertigung gab, nichts, sich zu entschuldigen, da es keine Entschuldigung gab, die Schuld auf seinen Schultern sich häufte. Er war dieser Schuld müde, er war ihrer überdrüssig, doch stets gereichte er dazu, sie mehr und mehr in sich anzusammeln, stets gereichten seine Worte, seine Taten nur dazu, Weh und Pein hervor zu rufen bei jenen, welche ihm teuer waren, stets schien er dieserlei anzuziehen, in sich anzusammeln, zu potenzieren. Er wusste nicht, weshalb Antonia dies erduldete, weshalb sie ihn duldete, mehr noch, wusste nicht mehr, wie dies alles konnte sein, wusste nurmehr, dass gleich was geschehen mochte, sie nun auch in letzter Instanz miteinander waren verbunden, durch das Kind, welches das beste ihrer beiden Existenzen vereinte, ihre Klugheit, ihre Schönheit, ihren Glanz, ihre Perfektion und seine ... - einen Herzschlag lang schlich ein Zögern sich in seine Gedanken, da ihm nichts wollte einfallen, was seinerseits gut für das Kind würde sein, was ihn selbst auszeichnete, so dass ihm letztlich nur seine guten Anlagen blieben, welche durch seine Herkunft unbezweifelt auch in ihm waren gelegt. Er war der Vater, er allein, in jeder Hinsicht, aller Schuld und allem Fluche zum Trotz hatten letztlich die Götter ihm dies unbeschreibliche, dies unbezahlbare, dies so tief ersehnte Geschenk gewährt. Langsam ließ Gracchus die Hand sinken, öffnete seine Augen und beugte sich zu Antonia hin. Es drängte ihn die Bitte um Verzeihung, doch jene Worte schienen ihm, obgleich stets aus tiefster Überzeugung geäußert, viel zu abgenutzt, zu profan.
    "I'h ... Nar' ..."
    , flüsterte er nur, beugte sich über sie und küsste Antonia, wie er nie zuvor sie hatte geküsst, ohne dass sie im Versuch der Zeugung eines Kindes waren inbegriffen gewesen. Sie war die Blüte patrizischer Perfektion, die Krönung patrizischer Weiblichkeit, das Ideal der patrizischen Ehefrau, und obgleich er nicht wusste, womit er sie hatte verdient, so würde er nie wieder freiwillig sie ziehen lassen.

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  • Eine kleine Welt, errichtet aus nichts als Hoffnung, aus der Gewissheit, nach der Dunkelheit und Einsamkeit folge das Licht, der Ausbruch in die Freiheit, zerfiel in sich wie ein Häufchen Asche. Mit jedem Wort, das er nicht sagte, mit jeder Regung, die er nicht tat brach ein weiteres Stück ab, fiel in eine unendliche, alles verschluckende Schwärze um auf ewig dort zu verharren und nie wieder aufzutauchen.
    Er glaubte ihr nicht, glaubte kein Wort ihrer Beteuerung, würde niemals glauben, dass dies tatsächlich sein Sohn war, dass Antonia nicht eigenmächtig gehandelt hatte, glaubte, sie wolle ihm einen Bastard unterschieben. Die Hand, die eben noch so liebevoll sein kleines Ebenbild berührt hatte wurde zurückgezogen, beschattete die Augen, die so viel Versagen schon hatten sehen müssen, die es nicht ertrugen, nun auch noch die Ehefrau zu sehen, die nicht nur betrog, sondern die es auch noch wagte im Angesichte ihres Sohnes zu lügen. Es genügte nicht, allein die Augen zu schließen, nein, abschirmen musste ihr Gatte sich von dem Anblick, der ihm so zuwider sein musste. Und war sie unter seinem Blick zerschmolzen, so verursachte diese Abwendung nur noch schlimmere Pein. Sie ertrug es nicht, wendete ebenfalls den Blick ab, suchte sich an der Decke einen Punkt, an welchem sich die Augen festsaugten, ganz als sei dies der einzige Halt, der sie noch in dieser Welt hielt. Dunkelheit umfing sie, als die Claudia es ihrem Gemahl gleicht tat und die Augen schloss, wenngleich sie davon absah, sie auch noch mit der Hand zu bedecken. Es hätte sie nicht wundern sollen, im Laufe der Jahre hätte sie ein dickes Fell gegen dergleichen Dinge entwickeln müssen. Und hätte sie bei jedem anderen nicht mit der Wimper gezuckt, so war es allein die Vorstellung ihres Gatten, die sie schwach und hilflos werden ließen, die ihr all ihre Fehler und Makel vor Augen führte, die ihr zeigten, wie er sie sah.
    Er würde gehen. Ohne ein weiteres Wort den Raum verlassen, nur um nicht weiter erdulden zu müssen, dass seine Frau ihm frech ins Gesicht log, wie er glaubte. Nur um nicht den Sohn sehen zu müssen, der doch nicht der Seine war. Ganz deutlich sah sie es vor sich, nie wieder würde er sich ihr nähern, das Kind sobald es alt genug war fortschicken und die Mutter auf eine Landvilla verbannen. Genau so würde es geschehen. Sie zwang sich die Augen zu öffnen, ein letztes Mal zu beteuern, zu schwören auf alle Götter und ihr eigenes Leben, dass sie ihn nicht belogen habe, doch wie so oft kam Gracchus ihr zuvor. Er beugte sich über sie, der Blick leidend, wie der ihre wohl sein musste und so vergaß Antonia ob dessen ihr Vorhaben, starrte stumm, doch flehentlich den Flavier an. Er rannte nicht davon. Keine Leere füllte den Raum, an welchem bislang er gesessen hatte, er blieb, er flüsterte ihr etwas zu, zwei Worte nur, die sich in ihrem Kopf manifestierten, die sie, wie so oft, in tiefste Verwirrung stürzten. Ein Kuss verschloss ihre Lippen, nahm ihr die Möglichkeit etwas zu antworten, was sie ohnehin nicht hätte tun können.
    Es war dies kein gewöhnlicher Kuss, nicht schnell dahingehaucht wie sonst, nicht wie eine ungeliebte Pflicht, die man um der Gesellschaft Willen ableistete. Ein Kuss, wie jeder Mensch geküsst werden wollte, ehrlich und vollkommen, rein und unschuldig, frei von Vorwürfen. So küsste kein Mann eine Frau, die er der Lüge bezichtigte. Und wenn sie sich auch sonst nichts mehr sicher war in ihrem Leben, dann doch dieser einen Sache. Sie lösten sich voneinander, nach Sekunden, die doch eine Ewigkeit waren, ein ganzes Menschenleben. Die Zweifel, die Antonia noch eben in ein enges Korsett aus Trauer und Wut gesperrt hatten und sie zu ersticken suchten wurden verjagt, machten der Gewissheit Platz, dass nun alles Gut werden würde. Sie sah in Gracchus’ Augen, sah den Glauben an die Wahrheit, an die Worte seiner Gemahlin, genau so klar und deutlich, wie sie zuvor noch Gegenteiliges gesehen hatte.
    Ein Schimmer überzog ihre Augen, kaum erkennbar, nicht mehr als ein kurzes Aufblitzen, ein Glänzen, als hätte sie einen Gedanken, den nie zuvor ein Mensch gedacht, als habe sie die Lösung auf ein Rätsel gefunden, das seit Jahrtausenden die Menschheit beschäftigt hatte. Die Augen, die ihr Leben lang blind gewesen schienen, von einem matten Grauschleier überdeckt, der sie davon abgehalten hatte die Welt in ihrer ganzen Schönheit zu sehen und sich nun hob, gab den Blick frei auf all die Wunder der Erde. Sie sah ihren Gemahl an, jenen Mann, den sie seit Jahr und Tag so oft gesehen hatte, und doch schien es, als erblicke sie ihn zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Ein tiefer Atemzug hob und senkte den Brustkorb, mit ihm das Kind, das auf ihm lag.
    Dies war einer jener Momente. Hier gab es nichts zu sagen, gab es nichts weiter zu erklären und doch drängte es Antonia, das Wort zu erheben, etwas zu erwidern. ‚Das ist es, was ich will’, schoss es ihr durch den Kopf, als späte Erwiderung auf eine Frage, die Gracchus ihr einst gestellt hatte. ‚Genau das.’ Doch sie sagte es nicht, schenkte ihrem Gemahl stattdessen ein Lächeln, das sie in dieser Art noch nie gelächelt hatte.
    Es gab nichts zu sagen. Und so schwieg sie.

  • Es war somit für alle Beteiligten ein Tag, wie es nie zuvor ein Tag gewesen war, ein Tag, welcher von unglaublichen, glücklichen Ereignissen nur so über zu quellen schien, ein Tag, wie er beinahe zu viel für Gracchus' Geiste war, der stets mehr dazu gereichte, die Schattenseiten des Lebens in allen Facetten wahrzunehmen, und welcher darob durchaus ein anstrengender Tag war - ganz abgesehen von den Strapazen des langen Wartens, der Ohnmacht und der Zweifel. Auch auf Antonias Gesicht ließen sich die Spuren der Anstrengung nicht übersehen, und da bereits draußen vor den Fenstern der Abend dämmerte und die Nacht über Rom sich zu legen anschickte, entschied Gracchus, dass er Frau und Kind für diesen Tage genügend hatte abverlangt.
    "Ruh' eu'h aus, ... i'h werd' mor..g'n früh ... na'h eu'h seh'n."
    Noch einmal strich er dem Neugeborenen über die rosigen Wangen, hernach seiner Gemahlin, um schlussendlich das Cubiculum zu verlassen. Beschwingt, angefüllt voller Glück kehrte er in sein eigenes Cubiculum zurück, vergaß vollends den Abend in allabendlicher Routine zu beenden, vergaß zu essen, vergaß die Schriften, und schlief, sobald er in seinem Bett lag, augenblicklich ein, um von der besten aller Ehefrauen und dem prächtigsten aller Söhne zu träumen.

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  • Und auch für Antonia endete jener Tag so gänzlich anders als alle bislang dagewesenen. Keine stundenlangen Körperpflegeprozeduren, kein Lesen von Zahlenkolonnen, keine Massagen und Einölungen. Nein, sie lag in ihrem Bett, die Gelegenheit nutzend, ihren Sohn wieder ganz für sich zu haben und einmal im Leben frei von Selbstvorwürfen und –Zweifeln zu sein. Ein Tag, wie er sonderbarer nicht hätte enden können. Wenigstens für die Claudia. Doch letztendlich musste auch sie sich der Müdigkeit ergeben, die Waffen strecken und den kleinen Manius der Obhut seiner Amme anvertrauen.
    Ein zufriedener Seufzer war alles, was noch von ihr zu hören war, ehe sie binnen weniger Minuten ins Reich der Träume überglitt.

  • II-VI



    Teuerste Gemahlin,


    schwer ist meine Zunge, der Klang der Stimme schal, brüchig nur dringen die Worte über meine Lippen hinüber, und die Zeit rinnt quälend dahin, während meine Sätze mühsam sich aneinander reihen. Nun, da du dies liest und ich bereits fort bin aus Rom, muss ich nicht verhehlen, dass ich die Zumutung dieser Begegnung, dieses Anblickes und quälenden Wartens auf einen Laut dir nicht gänzlich uneigennützig vorenthalte, ob der Furcht davor, dass das Urteil in deinem Blicke, dem Zittern deiner Stimme oder auch nur deinem Schweigen von vernichtender Natur könnte sein. Im fernen Achaia liegt darob meine Hoffnung, und was könnte mehr Hoffnung in sich bergen als das Land, in welchem die ars medicina ihre Wiege fand, als das Land, in welchem auch ich bereits einmal heranreifte, und doch dauert es mich gleichsam zutiefst, dich in Rom zurückzulassen, unseren Sohn in Rom zurückzulassen, gleichwohl ich euch beide in der Obhut meines Vetters weiß, gleichwohl ich Minor in der Sorge seiner Mutter zurück lasse, welche über jeden Zweifel erhaben ist. Nur um eines möchte ich dich bitten während meiner Absenz, versichere unserem Sohn stets, dass ich stolz auf ihn bin, jeden Tag auf ein Neues, und dass alles, was in der Ferne ich misse, er und seine Mutter sind. Da ich weiß, dass auch dies in deinen fähigen Händen gut verwaltet ist, wies ich Sciurus an, dir weitere Vollmachten über mein Vermögen, die Grundstücke und Betriebe einzuräumen, so dass du stets bei Bedarf für das Wohl Minors kannst Sorge tragen, wie dies sonstig meine Aufgabe würde sein.


    Sei dir stets meiner innigen Verehrung und Liebe versichert, auch aus der Ferne, und mögen die Götter dich und unserer Familie behüten!


    Manius


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  • Erst am Abend war Antonia dazu gekommen, sich Schreibutensilien in ihr Cubiculum bringen zu lassen, um ein.. Ergänzungsschreiben an ihren Gatten zu verfassen. Gänzlich unkommentiert konnte sie schließlich die Epistel ihres Sohnes nicht nach Achaia schicken, würde Gracchus doch einige Dinge nicht verstehen, die darin standen. Zumindest nicht die Frage nach den sich streitenden Menschen.
    Seinen Brief in der Hand nahm sie an ihren Schreibtisch Platz, auf welchem sich, wohl geordnet, diverse Wachstafeln und Schriftrollen aneinanderreihten. Das zusammengerollte Schriftstück auf die Tischplatte legend, fuhr sie beinahe andächtig mit ihrem Daumen über die raue Oberfläche des Papiers, ehe sie zu einer leeren Wachstafel griff, den Stylus in die Hand nahm und.. nichts. Wie sollte sie beginnen?
    Liebster Manius
    Nein, war dies nicht viel zu kitschig, viel zu gewöhnlich? Sie waren schließlich nie das frischverliebte Paar gewesen, nie ließ allein der Anblick des anderen das Herz höher schlagen.. und wenn, dann nur aus Panik. Nun, zumindest war es einmal so gewesen. Ha! Eine Idee.. wie hatte er denn begonnen? Teuerste Gemahlin..
    Die glatte Rückseite des goldenen Stylus strich das eben noch eingeritzte Wachs glatt, entfernte den ersten fehlgeschlagenen Versuch und ersetzte ihn durch
    Teuerster Gemahl
    Ja, das klang gut. Kein Wunder, es war seine Formulierung, nicht ihre. Leise lächelnd sah sie in das Feuer der nahestehenden Öllampe, die das Zimmer trotz langsam untergehender Sonne hell hielt. Ein kurzes Flackern riss sie aus ihren Tagträumen, erinnerte sie daran, dass eine Antwort geschrieben werden wollte. Einige weitere Sätze waren schnell verfasst, gingen Antonia locker von der Hand, waren sie doch bis dahin mehr oder minder Standard, der jedem Schreiben an einen kranken Verwandten anhaftete.
    Kranker Verwandter.. jener Gedanke ließ die Claudia abermals inne halten. Schon seit geraumer Zeit plagten sie Zweifel. Ob er wirklich krank war, wirklich einen Rückfall erlitten hatte? Vielleicht wollte er nur allem entfliehen, der Familie, den Pflichten.. Rom. Doch er hatte so glücklich gewirkt, war so liebevoll zu seinem Sohn und zu ihr selbst gewesen. Aber diese überstürzte Abreise, nur ein Brief als Erklärung zurückgelassen und die lange Zeit, die er nun schon fort war.. konnte es nicht sein? Und wer konnte es ihm verdenken? Er hatte sich sein ganzes Leben für die Familie aufgeopfert, stand ihm eine Zeit voll Ruhe und Frieden nicht zu? Durfte man ihn darob überhaupt um eine schnelle, eine baldige Rückkehr bitten? Sie hatte Minor, möglicherweise war es an der Zeit, Maior loszulassen und ihn nicht weiter zu behelligen. Als sie bemerkte, dass sie ein tiefes Loch ins Wachs gebohrt hatte, besann Antonia sich und nahm erneut seinen Brief zur Hand.
    "Hm.. ", brummte sie. Er beschrieb Achaia, fasste so wundervoll in Worte, was seine Augen sahen, dass sie selbst glaubte, auf einer Terasse der Villa Rustica zu stehen und hinab auf das Land und das Meer zu blicken. Einen solchen Auszug brauchte ihre Antwort zweifellos nicht, denn er kannte Rom in der Hitze des Sommers, wusste um den herrlichen Garten der Villa Flavia, was eine Schilderung der Umgebung somit unnötig machte. Also ging sie dazu über, Minors Sentenzen zu erläutern, die auf einer anderen Wachstafel neben ihr verewigt waren. Noch immer entlockte der Blick auf die kindliche Schrift ihr ein Lächeln. Sein erster Brief.. es war wunderbar.
    Doch kaum waren jene Erklärungen zu Ende gebracht, sah sich Antonia erneut in der Zwickmühle. Ob es ihn interessierte, wie sie die Tage verbrachte, wie es um die flavischen Güter und die Familie stand? Hatte er, sofern er mit seiner Krankheit kämpfte, nicht andere Sorgen als die Verwandtschaft und Betriebe? Andererseits, vielleicht verhalf es ihm ein wenig sich abzulenken, waren die Tage auf dem Land doch sicher eintönig und eher dröge.
    Der Brief endete, wie er es immer tat, mit dem Schluss. Dem Schluss, der der Claudia ebenso wenig von der Hand wollte, wie es der Beginn getan hatte. Was passte, was war angemessen? Die Unterlippe zwischen die Zähne gesaugt, lehnte sie sich zurück und legte den Stylus beiseite. Sie hatte sich dazu entschlossen, zunächst das Geschriebene noch einmal durchzulesen, vielleicht würde so der abschließende Satz einfacher fallen.

  • Mit dem typischen Geräusch, das Holz auf Stein zu verursachen pflegt, landete eine soeben beschriebene Wachstafel auf dem Boden. Sie enthielt Revision III von Antonias Brief an Gracchus.
    Mit stillem Seufzen löste sich abermals die geduldige Gestalt von der Wand, die bereits die Vorversionen aufgesammelt und der Werferin zurückgebracht hatte.
    "Wenn du mir eine Bemerkung gestattest, domina.. "
    "Darum bist du ja hier. Du sollst mir helfen.", erwiderte die Angesprochene, sichtlich verstimmt.
    Ein Blick durchs Fenster verriet, dass die Sonne bereits endgültig sich hinter den Horizont zurückgezogen hatte. Doch die Claudia war noch nicht gewillt, endlich die Epistel ruhen zu lassen und sich zu Bett zu begeben. Immer wieder entdeckte sie beim Durchlesen ihres Schreibens Missgriffe, unzureichende Formulierungen und Inhalte, die ihr schlichtweg falsch erschienen.
    "Du machst dir viel zu viele Gedanken. Es ist ein Brief an deinen Gatten, kein Schreiben eines Verurteilten, der um Gnade fleht. Du solltest ihn so lassen, er ist vollkommen in Ordnung."
    "In Ordnung ist nicht genug."
    Den strafenden Blick, den Pallas für seine Äußerung erntete, gepaart mit jener Äußerung, ließ den Sklaven jeden weiteren Widerspruch vorerst vergessen. Das Stöhnen unterdrückend, das ihm im Halse steckte, legte er stumm die Wachstafel zurück auf den Tisch, von dem sie wenige Sekunden zuvor heruntergeschleudert worden war.
    "Vielleicht solltest du eine Nacht darüber schlafen.. "
    Einen widerwilligen Brummton von sich gebend, rieb Antonia sich mit einer Hand die Augen. Sie war in der Tat müde, doch wollte ihr dies keine Ruhe lassen. Sicher würde sie ohnehin noch stundenlang wach im Bett liegen und sich hin und her wälzen, auf der Suche nach dem optimalen Wortlaut. Nein, an Schlafen war noch nicht zu denken.
    "Nein.
    "Nein.. Gut.", murmelte Pallas und bezog erneut Stellung an der Wand, in der Hoffnung dass nicht er als nächstes die kreativen Ergüsse seiner Herrin in Form einer Wachstafel an den Kopf geworfen bekam. Im Zweifelsfall war schließlich er schuld, dass es nicht klappte, wie es sollte. Und sei es nur, weil er 'negative Wellen' aussendete, wie seine Herrin es nannte. Antonia indes wandte resigniert den Blick ihrem Schreiben zu. Wie konnte sie schreiben, was sie dachte und doch zugleich nicht zu sehr auf seine Rückkehr drängen? Wie konnte sie von Rom berichten, ohne seine, gewiss vorhandenen, Sorgen um die Familie zu schüren? Wie erklärte sie Minors Worte, ohne Maiors Zorn ob der Lüge zu entfachen?
    "Oh Iuno, schicke mir eine Eingebung.", ächzte Antonia, wohl wissend, dass wohl weder Iuno, noch jede Muse der Welt ihr die rechten Worte in den Mund legen konnten. Sich dieser Tatsache gewahr werdend, nahm sie einmal mehr die Wachstafel zur Hand und besah sich die Worte, die ihr während des Schreibprozesses noch passend, beim Lesen jedoch zunehmend ungeeigneter erschienen.
    "Weißt du", setzte Pallas nach geraumer Zeit erneut zu einem Versuch an, "je öfter du es liest, desto mehr Dinge wirst du finden, die du daran auszusetzen hast. Dein Gemahl wird den Brief nur einmal lesen, vielleicht sogar lediglich vorgelesen bekommen. Er wird nicht wie ein Adler auf der Suche nach Unstimmigkeiten sein."
    "Aha, es gibt deiner Meinung nach also Unstimmigkeiten!"
    "Ich.. nein.. ich meine nur.. "
    Doch die Claudia winkte ab. Sie verstand durchaus, was er meinte. Und ein Teil von ihr wusste, dass er recht hatte. Allein jedoch der Gedanke, Gracchus könnte ob eines einzigen Satzes seine Augenbraue emporheben, kettete sie an ihren Sitzplatz.
    "Schön.", entschied sie schließlich und erhob sich. Umgehend hielt sie inne, hatte sie doch so lange in ihrer sitzenden Position verharrt, dass jedwede Bewegung in eine andere Richtung einen Protest der Muskeln und Sehnen nach sich zog. Einen Laut des Unwillens aus der Kehle entlassend streckte sie sich kurz und fixierte den wartenden Sklaven.
    "Schön.", wiederholte sie abermals. "Schreib ihn ab, bring ihn mir zur Unterschrift und gib ihn dann, zusammen mit dem Schreiben meines Sohnes, an einen der Boten. Du weißt, wohin."
    Pallas wusste es. Und so machte sich am nächsten Morgen ein Reiter auf den Weg, das nächste Schiff gen Achaia zu erwischen.

  • [SIZE=7]Dedicatio: MFG :P[/SIZE]


    Ein Kind, ihr Sohn mit seinen großen dunklen Augen und einer Zahnlücke in der Reihe kleiner weißer Milchzähne, ist zu sehen im Garten der Villa. Er spielt, ist nicht interessiert an seinen Studien, die ihn nur von seiner spannenden Tätigkeit abhalten. Sie selbst umringt von einer gesichtslosen Herde an Matronen, die ihr in diesen "schweren Tagen" beistehen sollen. Es ist normal, sagen sie, er sei zu jung für jene Dinge, die sie in seinen Kopf forcieren will.
    Ihre Blicke, die wissenden Blicke, die sie austauschen fachen den Zorn in ihr an. Jene Blicke, die zu sagen scheinen: Armes Ding. Der Ehemann weit fort, mehr tot als lebendig. Sie versucht ihn zu ersetzen, versucht sich zu beschäftigen, versucht die Tatsache zu verdrängen, dass sie kaum mehr als eine Witwe ist. Sie sagt nichts.
    Sie ist jung, sie ist Realist, hat in seine vertrauten Augen geblickt und den Grund seiner Seele gesehen. Er ist kein Junge, dem man erlauben sollte seine Zeit mit Spielsachen zu verschwenden, er hat Größeres vor sich.


    Ein Entschluss ist gefasst, sie verschwinden, ein Holztier nach dem anderen, Geschenk um Geschenk, werden eingeschlossen in eine ungnädige Truhe, die allen Angriffen zu trotzen vermag.
    Er versucht es. Natürlich versucht er seine so geliebten Schätze zurückzubekommen. Er schmeichelt, er schreit, er bettelt. Und schließlich verweigert er sich allem, kreuzt die Arme und starrt an eine Wand, statt seiner Pflicht nachzukommen, statt seinem Paedagogus Aufmerksamkeit zu schenken, statt seine Übungen zu absolvieren. Nur auf den Rat einer jener unfähigen Frauen hin gibt sie nach, lässt locker und schließt einen Handel ab: Rezitiere jenes Gedicht, lies diese Aufzeichnung, lerne jenen Fakt und du kannst dir eine deiner Kostbarkeiten aussuchen.


    Es funktioniert. Für eine Weile. Er ist zufrieden. Sie ist zufrieden. So lange, bis all jene Spielsachen zurück bei ihrem Besitzer sind, die dieser sich wünscht, bis lediglich ungeliebte, alte Dinge in der Truhe verbleiben. Seine Aufmerksamkeit ist erneut verloren, okkupiert von Nichtigkeiten.
    Und sie? Sie tut nichts. Gibt sich der Frustration, dem Selbstmitleid hin. Vielleicht lag sie falsch. Vielleicht war er nichts weiter als ein Vertreter jener Sorte, die sich stets mit Schmeicheleien und auf Kosten anderer durchs Leben winden, lediglich interessiert an den schönen Dingen, an Zerstreuung und bedeutungslosen Vergnügungen. Jene Gedanken treiben sie um, als er eines Tages freudestrahlend zu ihr kommt, stolz zwei Tierfiguren emporreckt, die sein Vater ihm einst gab. Sie sieht nicht hin, erträgt den Anblick nicht.
    "Mama?", dringt seine Stimme an ihr Ohr. Sie muss ihn nicht gehört haben, ihn übersehen haben, denn aus welchem anderen Grund würde sie ihn nicht beachten? "Mama, schau doch! Mamaaaaaaa!"
    Seine kleinen Hände zerren an ihrer Tunika, wollen Aufmerksamkeit erzwingen, wo keine zu erwarten ist.
    "Mama, schau, der Löwe frisst die Antilope.. siehst du? Mama!"
    Sie sieht ihn nicht an. Nicht ein einziges Mal. Und als er endlich aufgibt, seine flehende Stimme verstummt und die kleinen Schritte leiser werden, wendet sie den Blick. Die Tiere liegen ihr zu Füßen, nun ungeliebt zurückgelassen.
    Auch den Rest des Tages spricht sie mit ihm kein Wort, wie auch am nächsten Tag, als er seine Studien zugunsten des Spiels vernachlässigt. Sie ignoriert ihn, den einzigen Sohn den sie hat, Geschenk der Götter, ihr Herz und ihre Seele. Ein Sklave bringt ihn zu Bett, muss ihm Trost spenden, anstatt ihr selbst, der Mutter, die sonstig stets dies hatte getan.
    Er verstand. Natürlich verstand er, er war ihr Sohn. Er begriff, was zu tun war und so tat er es..


    Die Welt um sie herum war dunkel, als Antonia die Augen öffnete. Orientierungslos blinzelte sie, versuchte sich zu erinnern wo sie war. Sie drehte sich auf die Seite, ihre Hände ertasteten das weiche Laken ihres Bettes und die Erinnerung kehrte zurück. Ein Traum. Nur ein Traum.
    Leise stöhnend rollte sie sich zurück, kam auf dem Rücken zum liegen und beschattete ihre Augen mit einer Hand.
    "Morpheus", murmelte sie schlaftrunken, "was willst du mir damit sagen?"
    Minor war nicht wie in ihrem Traum. Er war strebsam, war wissbegierig, widersprach nicht und hatte ohnehin mit nichts eine solche Behandlung verdient, wie sie selbst in ihrem Traume sie ihm hatte angedeihen lassen. Und doch, falls..
    Sich den Gedanken umgehend verbietend ließ sie die Hand wieder sinken, drehte sich abermals auf die Seite und versuchte in einen ruhigeren Schlaf zu finden.

  • „Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.“
    Terry Pratchett


    Es war ein seltenes Ereignis, Antonia in Rage zu sehen. Es war, ihrer Ansicht nach, ihrem Stand nicht angemessen, sich zu sehr gehen zu lassen und dies beinhaltete das allzu deutliche Zurschaustellen von Emotionen ebenso wie ansprechende Kleidung. Heute jedoch gestattete die Claudia sich wutentbrannt im Raum umher zu gehen, zu schimpfen und wild zu gestikulieren. Dies war dem allgemeinen Sklavenfunk zu verdanken, der in Windeseile die Nachricht von einer Schmiererei an der Vorderfront des Hauses verbreitet hatte. Früher oder später erreichte jener Nachrichtendienst natürlich auch Antonias Sklaven Pallas, der stets pflichtschuldig dergleichen Dinge an seine Herrin meldete und nun wünschte, er hätte eben dies nicht getan. Allerdings hätte er natürlich ohnehin nicht gewagt, ihr etwas zu verheimlichen, dazu war er ein viel zu großer Feigling.
    "Das ist ungeheuerlich!", ereiferte sich die Claudia.
    "Ja, domina."
    "Eine Frechheit!"
    "Ja, domina."
    Antonia blieb abrupt stehen. Der Zorn war aus ihrem Gesicht gewichen. Stattdessen glaubte der Sklave nun so etwas wie Angst zu erkennen.
    "Domina?"
    "Wo ist mein Sohn?"
    Spielt im Garten, soweit ich weiß."
    "Wer ist bei ihm?"
    "Artaxias.. glaube ich."
    "Glaubst du? Du weißt es nicht?"
    "Ist es denn wichtig?"
    Warum er diese Frage gestellt hatte wusste Pallas nicht. Allerdings bereute er es umgehend, als er das Gesicht seiner Herrin sah.
    "Ich lasse es in Erfahrung bringen.. ", bot er umgehend an und war schon mit wenigen Schritten bei der Tür, als die Stimme Antonias ihn zurückhielt.
    "Nein, warte."
    Kalte Panik hatte Besitz von Antonia ergriffen, hielt sie eng umschlungen und drohte ihr die Luft abzuschnüren. Vor ihrem inneren Auge sah sie züngelnde Flammen und vor Raserei verzerrte Gesichter. Konturlose Schatten, ein brüllender Mob, der eine patrizische Familie nach der anderen in Stücke riss, sich von allem lossagte, was Rom groß gemacht hatte und sich stattdessen der Barbarei und der Zerstörung hingab. Und sie sah Minor, sie sah ihren Sohn, inmitten jenes Mobs. Er, Vereinigung von Claudia und Flavia, er, der das Blut zweier kaiserlicher Familien in sich trug, er war Symbol für alles, was sie zerstören wollten.


    "Domina?", fragte Pallas nachdrücklich. Sein Tonfall verriet, dass er bereits einige Male das Wort an seine Herrin gerichtet hatte, die jedoch ins Nichts zu starren schien.
    Gewiss, es war unwahrscheinlich, dass sich nun ganz Rom erheben würde. Es würde nicht von heute auf morgen einen Aufstand geben. Und doch, auch wenn kein fackelschwingender Pöbel vor der Villa aufzog, so gab es dennoch andere Möglichkeiten, den Patrizierin im Allgemeinen und den Flaviern im Besonderen zu schaden.
    "Ich will, dass von nun an wenigstens einer der Leibwächter stets bei ihm ist."
    "Auch hier in der Villa?"
    "Auch hier in der Villa."
    Natürlich würde der Sklave es sich niemals anmaßen, seine Herrin als verrückt zu bezeichnen. Übervorsichtig, ja, ein wenig paranoid gewiss auch, aber doch nicht verrückt. Nein, Verrücktheit war etwas, das in der claudischen Familie völlig neu gewesen wäre..
    "Aber.. warum? Es ist doch ohnehin meist ein Sklave bei ihm."
    "Ein Sklave ist nicht automatisch ein Leibwächter."
    "Das nicht, aber.. "
    "Du bist ein Sklave."
    "Ja.. "
    "Glaubst du, du könntest meinen Sohn vor einem Angreifer jedweder Art schützen?"
    "Leibwächter also."
    Bestätigend nickte Antonia nochmals.
    "Und.. du glaubst nicht, dass du ein wenig.. überreagierst?"
    "Überreagierst?"
    Ihr Blick passte so formidabel zu ihrem Tonfall, wie es ihre Ohrringe zu ihrer Tunika taten. Es war jener gefährlich leise Ton, der stets Signal für alle Sklaven im Umfeld von wenigstens 3 Zimmern war, nun sofort das Weite zu suchen. Mit einem Mal schien dem Sklaven Antonias Idee hervorragend, geradezu wegweisend für künftige Generationen zu sein. Wie hatte er nur jemals Zweifeln können?
    "Leibwächter. Ich kümmere mich sofort darum."
    Wieder wandte er sich um, schaffte es dieses Mal sogar die Tür zu berühren, als Antonia ihn erneut zurückhielt.
    "Sie sollen nicht die ganze Zeit neben ihm stehen.", wies sie ihn an. "Es würde ihn nur beunruhigen. Es genügt, wenn sie in Sichtweite bleiben. Verstanden?"
    "Wie du wünschst."
    In Windeseile brachte der Sklave zunächst eine schützende Tür und anschließend eine halbe Villa Abstand zwischen sich und seine Herrin, während jene ihre ausgesprochen kreative Vorstellungskraft dazu nutzte, sich weitere Untergangszenarien auszumalen.

  • Bestimmt, da in Weisung des Ianitors Acanthus, klopfte der Sklavenjunge Phoebus an die Türe zu den Gemächern der Herrin Claudia Antonia. Geduldig wartete er, bis im Inneren des Raumes eine der Sklavinnen der edlen Dame öffnete, und teilte sodann jener mit gesenkter Stimme mit: "Die Herrin wird im Triclinium erwartet." Er selbst war nicht bei der Porta gewesen, wusste nichts von Gracchus' Rückkehr, kannte nur die Weisung des Ianitors, und würde darob keine Nachfragen beantworten können, danach, wer genau die Herrin im Triclinium erwartete.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Eben jene Nachfragen kamen selbstverständlich. Doch da die Sklavin keine Antwort erhielt, ging sie mit leisem Seufzer zurück ins Cubiculum, wusste sie doch, dass zweifellos nun sie selbst die Schuld für das Versäumnis eines anderen bekommen würde. Und tatsächlich, Antonia setzte einen äußerst missbilligenden Blick auf, als die unschuldige Leda auf ihre Frage hin nur ratlos mit den Schultern zuckte.
    Es konnte, so der Schluss der Claudia, niemand Wichtiges sein, wenn der Sklavenjunge sich nicht einmal von der Porta bis zu ihrem Cubiculum hin dessen Namen merken konnte. Darob ließ sie sich Zeit, suchte in aller Ruhe ein paar Ohrringe heraus, ließ sich nochmals einige verirrte Strähnen feststecken und machte sich schließlich auf den Weg zum Triclinium. Neugierig, wer da auf sie warten mochte, doch keineswegs so gefangen zwischen Angst und Euphorie wie es der Fall wäre, wenn sie auch nur geahnt hätte, wer der Besucher war.

  • Ein Sklave hinterließ sowohl Dokumente, Kiste und ein Brief.




    Meine liebe Schwägerin,


    Du magst Dich vielleicht wundern, diese Zeilen von mir zu lesen. Aber ich möchte eine große Bitte an Dich stellen. Ich werde Rom für längere Zeit oder wahrscheinlich sogar für immer verlassen. Die letzten Ereignisse waren auch für mich zu viel und ich möchte die Ruhe meiner Heimatstadt wieder genießen und auch das Grab meiner Tochter besuchen. Womöglich werde ich danach wieder etwas herum reisen und mir mal Hispania oder erneut die südlicheren Provinzen ansehen.


    Aber jetzt zu meiner Bitte: Ich werde Dir von einem Sklaven etwas Gold zu kommen laßen und auch einige Grundstücke. Bitte verwahre das Vermögen für die Familie und verwalte es für Serenus oder für Minor, ich bin mir sicher, daß niemand in der Familie damit so ein geschicktes Händchen hat wie Du. Sollte auch einer der Familienmitglieder in Schwierigkeiten geraten, kannst Du ihm damit aushelfen.


    Dann, meine liebe Antonia, verbleibt mir nur so viel, Dir alles Gute zu wünschen. Ich bewundere aufrichtig Deine Anmut, Deine Schönheit und Deine Intelligenz. Wir Flavier können stolz sein, Dich in unserer Familie zu wißen.


    Mögen die Götter über Dich wachen.
    Vale,
    Dein Schwager
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  • Sciurus


    Vom Peristylium her begab sich Sciurus zum Cubiculum Claudia Antonias, nicht jedoch ohne zuvor Erkundigungen eingeholt zu haben, wo die Dame zu finden war, wodurch er hatte erfahren, dass sie nach den Übungen mit ihrem Sohne sich in ihre Gemächer hatte zurückgezogen, nicht jedoch mit der Weisung, nicht gestört werden zu wollen, so dass der Sklave nicht übermäßig laut, doch unüberhörbar anklopfte. An jener Sklavin, welche die Türe ihm öffnete, ging er achtlos vorbei, trat in den Raum hinein und verschaffte sich binnen weniger Herzschläge einen Überblick. Er wandte sich der Patrizierin zu, hielt jedoch den Blick gesenkt, wie stets so er mit den Herrschaften sprach. "Herrin, dein Gemahl hat eine Einladung erhalten, von einer gewissen Germanica Calvena. Er lässt anfragen, ob dir jene Dame bekannt ist, und ob du Wert darauf legst, dieser Einladung Folge zu leisten?" Er trat noch ein wenig näher an Antonia heran und reichte ihr die Einladung.





    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Antonia, von zwei Sklavinnen umrankt, schenkte dem eingetretenen Sklaven kaum mehr Beachtung, als jenen beiden Wesen, die in diesem Moment mit viel Sorgfalt an ihrer Frisur zugange waren. Ihr Körper blieb reglos, als der Schatten ihres Gemahls das Wort an sie richtete, nur ihre Augen wanderten zur Seite, wo sich nun ein Brief in ihr Blickfeld schob. Eine Einladung? Schon wieder? Es schien der Herbst die Zeit für Feste und Feierlichkeiten zu sein. Fast war sie versucht bereits in Vorfreude zu verfallen, als schließlich der Name der Einladenden fiel. Germanica Calvena? Eine Germanica lud sie ein? Ihre Hand, die sie ausgestreckt hatte, um die Nachricht entgegen zu nehmen, verharrte in der Luft. Germanica Calvena.. jene Germanica, die sie in den Thermen gesehen hatte? Jene Germanica, die Celerina sich beinahe hätte vergessen lassen? Eine claudische Augenbraue wanderte in die Höhe. Jene Germanica, an der Delmatica kaum ein gutes Haar gelassen hatte?
    Endlich nahm sie den Brief an sich, überflog die Zeilen und legte schließlich die Stirn in Falten. Warum, bei allen Göttern des Olymp, lud diese Person sie und Gracchus zu dieser Feierlichkeit ein? Antonias Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie war kein vertrauensseliger Mensch, im Gegenteil, stets hielten Paranoia und Misstrauen sie gefangen. So ging sie auch hier von keiner Einladung aus Höflichkeit aus, nein, diese Germanica hatte etwas vor. Doch was? Vielleicht sollte sie sich in den nächsten Tagen einmal wieder mit Delmatica treffen..
    "Sofern mein Gemahl es wünscht, werde ich ihn selbstverständlich begleiten., antwortete sie dem Sklaven. "Ich selbst jedoch hege keinerlei Wunsch dieses Fest zu besuchen."
    Celerina, kam es ihr in den Sinn. Vielleicht war sie der Grund für diese Einladung. Vielleicht sann sie auf Rache und suchte ob dessen die Freundschaft jener Menschen im näheren Umfeld der Flavia. Sie lächelte leise. Beizeiten würde sie wohl auch Celerina eine Nachricht zukommen lassen.

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides


    Es waren ungute und düstere Vorahnungen, die Besitz von Antonia ergriffen, kaum hatte sie Brief und Kiste in ihrem Cubiculum entdeckt. Nackte Panik umklammerte ihr Herz, heiß und kalt lief es der Claudia den Rücken hinab, als sie mit fahrigen Händen die Nachricht entrollte. Langsam, wie in Zeitlupe brachte sie die Worte ans Tageslicht, nur um hinauszuzögern, was sie weder verhindern noch ändern konnte.
    Meine liebe Schwägerin.. , las sie den ersten Satz und schloss die Augen. Ein Ton der Erleichterung entkam ihrer Kehle, die steinerne Hand, die ihr die Luft hatte abschnüren wollen, ließ ab von ihr und auch der wilde Herzschlag beruhigte sich. Gracchus war noch hier. Er war nicht abgereist, er hatte nicht abermals einen Schub seiner Krankheit bekommen. Beruhigt ließ sie sich in einen Korbsessel sinken, ehe sie - nun neugierig statt ängstlich, zu lesen begann. Zunehmend legte sich die claudische Stirn in Falten, ungläubig überflog sie ein zweites Mal die Zeilen, die augenscheinlich Aristides ihr hinterlassen hatte. Er war gegangen? Aristides? Der unerschütterliche, stets zuversichtliche und freundliche Aristides hatte Rom verlassen? Scharf zog sie die Luft durch ihre Zähne. Für immer verlassen, rief sie sich die geschriebenen Worte in Erinnerung. Matt ließ sie die Hände samt Brief darin sinken. Das erste Gefühl, so schien ihr, war wohl doch das Richtige. Zwar war es nicht Gracchus, der aus Rom geflohen war, aber doch einer jener Menschen, der zu den wichtigsten in ihrem Leben zählte. Ihr Körper fühlte sich mit einem Male taub an, unfähig und unwillig dem Schmerz ob dieses Verlusts freien Lauf zu lassen.
    Sie zog ihre Lippen zwischen die Zähne, als ihr Blick zur bislang unbeachteten Kiste wanderte. Sie, sie sollte sein Vermögen verwahren? Sie? Sie, die nur angeheiratete Verwandte war? Rührung überkam sie und sie fühlte die Tränen, die ihr in die Augen schossen. Sie hatte nicht gewusst, nie auch nur geahnt, dass der Flavier sie derart schätzte, ihr und ihren Fähigkeiten so sehr vertraute, dass er ihr eine solche Aufgabe zutraute.
    Langsam begann sie zu nicken. Einerseits, um sich selbst ins Bewusstsein zu rufen, dass tatsächlich der Fels der flavischen Familie fortgegangen war, andererseits als eine Art Antwort auf seine Bitte. "Das werde ich.", flüsterte sie leise und wischte die einzelne Träne fort, die Antonias Barriere überwunden hatte. "Das werde ich."

  • Zitat

    Original von Claudia Antonia
    "Sofern mein Gemahl es wünscht, werde ich ihn selbstverständlich begleiten., antwortete sie dem Sklaven. "Ich selbst jedoch hege keinerlei Wunsch dieses Fest zu besuchen."


    Sciurus


    Ein marginales Nicken folgte auf die Eröffnung der Dame des Hauses, gefolgt von einem "Ich werde es ihm ausrichten, Herrin", sodann drehte der Sklave sich um und verließ den Raum leise wieder, seiner eigentlichen Pflicht - stets um seinen Herrn herum zu sein - weiter nachzukommen. Obgleich es Sciurus nicht zustand - und er dies sich auch nicht heraus nahm -, die Regungen und Reaktionen der Herrschaften zu beurteilen, so sortierte er die soeben gewonnene Information doch sorgfältig in das gewaltige Netz seiner Datensammlung, war jene durch die durch seinen Herrn bedingte Abwesenheit doch ein wenig veraltet, insbesondere bezüglich des Beziehungsgeflechtes in Rom. Gracchus indes würde er nur das mitteilen, was Antonia mit ihrer Aussage bezweckt hatte, wobei sich diesmalig die beiden Eheleute augenscheinlich in ihrer Entscheidung durchaus einig waren.




    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

  • [Blockierte Grafik: http://img339.imageshack.us/img339/3527/phoebusrt1.jpg]


    Ach, Phoebus! Ach du armer, von Unglück heimgesuchter Phoebus! Das Schicksal hat dir nicht nur auferlegt, Sklave zu sein, nein, die Claudierin hat es dir ebenfalls auf den Hals gehetzt. Dass Phoebus aus jenem Grund das Heil in der Flucht vor der rabiaten Patrizierin suchte, war mehr als verständlich. Phoebus rannte zu Antonias Cubiculum und klopfte an. Hineinplatzen wollte er schon, doch er besann sich eines Besseren und wartete lieber, bis dass man ihn herein bat. Nur durch solches Benehmen konnte man langfristig in der Villa Flavia als Sklave existieren.

  • Derzeit damit beschäftigt die flavischen Bücher zu wälzen (die von Jahr zu Jahr exponentiell wuchsen, zumal sie nun neben den Gütern ihres Gemahls auch noch die ihres Verwandten Aristides hatte anvertraut bekommen), runzelte Antonia die Stirn, als sie ein Klopfen vernahm. Zu dieser Zeit des Tages wollte sie nicht gestört werden, das sollte selbst der dümmste Sklave mittlerweile wissen. Es konnte sich nur um etwas eklatant Wichtiges handeln. Sofort schoss ihr natürlich ihr Sohn in den Kopf - war etwa ein Unglück geschehen?
    Augenblicklich presste sie die Lippen zusammen und sah mit gemischten Gefühlen zur Tür, ehe sie "Herein!" rief.

  • [Blockierte Grafik: http://img339.imageshack.us/img339/3527/phoebusrt1.jpg]


    Herein, ertönte die Stimme der Claudierin aus ihrem Zimmer melodiös hervor. Phoebus, der noch zu jung war, um sich der Tatsache zu besinnen, dass diese Tageszeit denkbar ungünstig war, platzte ins Zimmer hinein. Nämlich machte er die Türe geräuschvoll und hastig auf, und stürmte mit einen Satz ins Zimmer der Herrin.
    „Salve, Herrin!“, piepste der Jüngling. „Im Atrium wartet Claudia Ofella. Sie sagt, sie ist deine Freundin, und wünscht ein Gespräch mit dir. Sie gab mir eine Fibel mit, um sie dir zu geben.“ Er streckte die Hand aus und reichte sie der Herrin. Die Fibel, verziert mit dem Kopf eines Einhorns, glänzte in der Hand des Jungen der Patrizierin entgegen. Er atmete tief ein und aus, fast so, als hätte ihn die ungewohnt lange Rede (denn er war kein Freund großer Worte, eher schweigsam) komplett erschöpft.


    Sim-Off:

    Fast verbummelt, Verzeihung... :(

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