Nackte Tatsachen! Schockierende Enthüllungen! - Ein Satyrspiel


  • Eines Abends mitten im Wahlkampf, an einer belebten Straßenecke, nahe des Forums, direkt neben der beliebten Taberna "Aeolus":
    Spöttisch trillernde Flöten und lautes Gelächter wiesen den Weg zu einem munteren kleinen Satyrspiel. Von der johlenden Menge umringt, führten dort, auf dem zur Bühne umfunktionierten Vorplatz einer Weinhandlung, einige Schauspieler ein Possenspiel auf. Bunt waren ihre Kostüme, derb waren ihre Scherze, und so manches Mal schienen sie auf prominente Persönlichkeiten der Politik (oder solche, die es gerne wären) abzuzielen.
    Es war schon ein wenig seltsam. Diese Theatergruppe war, beinahe aus dem Nichts, plötzlich aufgetaucht, die Mimen hatten ihre Kostüme bereits auf dem Leib getragen, unter Mänteln verborgen, und hatten sich, gut koordiniert, sofort an die Arbeit gemacht...

  • Und es treten auf:


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    Smaractus in der Rolle des Vinicius Lucianus


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    Flora- ihr Künstlername- in der Rolle der Vulantia


    Schon sprangen die ersten Darsteller auf die Bühne. Ein Mann in einer Toga, die eigentlich weiß sein sollte, aber bei dem Fackellicht etwas zu schmuddelig wirkte. Zwischen den Falten seiner Toga quoll ein übergroßer Phallus hervor, aus grobem Stoff genäht und gen Himmel gerichtet. Eine junge Frau, Vulantia, mit dünnen Gewand und einem breiten Ausschnitt um ihr wohlgeformtes Gesäß, so dass ihr nackter Hintern den Zuschauern präsentiert wurde, folgte ihm hüftschwingend. Vinicius Lucianus ergreift die Taille von Vulantia.„Oh weh, was mache ich nur, wenn ich nicht mehr Praetor bin? Der Kaiser hat keine Stelle für mich und mein Lupanar hab ich auch schon verloren!“ Vulantia wackelt mit ihrem Hintern und beugt sich nach vorne. „Oh, Marcus, für Dich mach ich es weiter umsonst!“ Vinicius Lucianus lacht derb auf und ‚besteigt’ seine kleine Lupa. Brünstig und theatralisch stöhnt er bei seinem Werk. „Oh...oh...es kommt mir, klar und deutlich...oh...ich strebe nach höherem...oh...höherem...HÖHEREM! Ich werde CONSUL!“ Mit einem kehligen Grunzen, sackt er auf Vulantia zusammen. Gleich springen beide Darsteller auf und verbeugen sich grinsend unter dem grölenden Gelächter des Publikums...


    Szene Zwei folgt...

  • Hinter der Bühne:
    "Das ist Schund!" Scintilla raufte sich theatralisch die Haare. Ganz verzweifelt sah sie Hannibal an, und erklärte naserümpfend: "Das hier hat mit Kunst nicht das geringste zu tun! Was wir hier veranstalten, das ist...das ist Hohn und Spott gegenüber den Musen!"
    Sie seufzte schwer. "Ach Hannibal, ich habe die Elektra gespielt, die Kassandra (und das sehr gut!), ich war Danaë und ich war Iphigenie... und nun das! Womit habe ich das nur verdient!?" Anklagend hob sie die Hände gen Himmel. "Oh ihr Götter, warum nur!?"
    Nichtsdestotrotz strich sie sich resolut die Haare zurück und stülpte eine hochgetürmte schwarze Perücke, mit geschmacklosen Stoffblumen verziert, auf ihren Kopf. "Hilf mir mal! Das geht noch fester." Sie wandte Hannibal den Rücken zu, und ließ sich von ihm ihr dralles Dekolleté hochschnüren. "Uff! Ja, so."
    Sie lugte zur Bühne hin, von wo gerade 'Vinicius' brünstiges Stöhnen erklang. "Dauert noch einen Moment.... Ach, ich wüßte schon gerne, für wen wir hier unseren Hals in die Schlinge stecken, du nicht auch? Wer mag dieser "Spötter" wohl sein...?"


    "Psst! Scintilla! Hannibal!" Ein hagerer Mann streckte seine pockennarbige Visage in die Nische zu den beiden.
    "Dulcius, was gibt es? Ist die Luft noch rein?"
    Der häßliche Messerstecher nickte. "So isses. Keine Spur vonne Obrigkeit. Ich geh ma wieda aufn Post'n." Und lautlos wie eine Katze verschwand er wieder in der Nacht.8)


    "Wie war ich?" Flora kam, von ihrem Auftritt noch ganz aufgeregt, mit glühenden Wangen herangetänzelt.
    "Ganz großartig!" versicherte Scintilla ihr mit einem strahlenden Lächeln, und umarmte sie heuchlerisch. "Du hast wirklich Talent!" "Findest du?" "Oh ja!"

  • Viele Zuschauer hatte dieses Schauspiel gefunden, die sich vor der Bühne drängten und vor Begeisterung johlten. Sie schienen mehr sehen zu wollen, das "Stück" schien ihren dreben Geschmack zu treffen.


    Am Rande standen vier Männer, gekleidet in einfachen Togen. Sie schauten sich das Geschehen an, dann schienen sie einige kurze Worte zu wechseln.


    Schließlich löste sich ein Mann aus der Gruppe und verließ den Ort des Geschehen mit schnellen Schritten in nördlicher Richtung.

  • Schmunzelnd stand die junge Frau an der Seite und besah sich das kleine Schauspiel. Sie hatte den Mann gesehen um den es hier ging, wie viele andere auch. Es war auf dem Forum gewesen wo sie alle ihre Reden gehalten hatten. Wah, wenn sie daran dachte an das ganze Geschwafel, furchtbar, einfach furchtbar, aber was hörte man sich nicht alles an für ein paar Sesterzen. Schließlich musste sie ja auch von etwas leben.
    Ob sie hier mehr rausfinden würde bezweifelte sie, aber dennoch wollte sie sich das Stück zu ihrer Erheiterung weiter ansehen.

  • Und es treten auf:


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    Lucan in der Rolle des Vinicius Hungaricus


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    Flosculus in der Rolle des Terentius Cyprianus


    Die zweite Szene:
    Bitterlich schluchzend wankt 'Hungaricus' auf die Bühne. Er trägt einen schwarz angemalten Holzharnisch mit lächerlich ausgeprägtem "Waschbrettbauch", und schneuzt sich immer wieder lautstark in ein großes Taschentuch.
    "Ach, ach! Meine Rüstung!" Verzweifelt schlingt er die Arme um sich herum, und klagt dem Publikum sein Leid. "Ich liebe meine Rüstung! Was bin ich ohne meine Rüstung! Oh, wie grausam ist dies Schicksal, das mir gebot, mich von ihr zu trennen! Oh weh!" Laut heult er auf vor Schmerz, als er den Brustpanzer ablegt, darunter kommt eine löchrige Tunika zum Vorschein. Noch einmal drückt er den Harnisch liebevoll ans Herz, legt ihn dann mit einer leidenden Grimasse auf den Boden, und jammert inbrünstig weiter: "Das Schlimmste ist: Kein Weib lässt mich jetzt noch ran! Und meine Frau... " Er winkt ab. "...reden wir nicht von meiner Frau. Oh, ich habs schon so nötig!"
    Er späht, in seiner Not, verzweifelt zu den Zuschauern, winkt dann in Richtung von Luciana, und zwinkert ihr lüstern zu. "Na, wie wärs mit uns beiden, Blondchen? ... Nein?! Was, ich soll mich schleunigst verziehen? Da seht ihrs!" Wieder schluchzt er lauthals auf, bricht in der Ecke der Bühne zusammen, und greint wehleidig: "Eine Lupa! Was gäbe ich jetzt für eine Lupa!"
    Da wohl gerade keine zur Hand ist, greift er statt dessen zu einer riesigen Amphore. Den Korken löst er mit einem lauten 'Plop', stemmt das Behältnis dann mit beiden Armen hoch, und "besäuft sich" hemmungslos.


    Währenddessen erscheint 'Cyprianus' auf der Bühne. Er trägt eine unanständige gelbe Stola mit hohen Schlitzen, ist grell geschminkt, und hat bunte Blüten in sein langes Haar geflochten. Unter dem Arm trägt er den Helm eines Centurios, ganz verbeult, und mit zerrupftem rotem Helmbusch. Mit weibischem Hüftschwung stolziert er zu einem Fass, klettert hinauf, und wirft dem Publikum schamlose Blicke und Kusshände zu. Stolz präsentiert er seinen Helm in alle Richtungen, und hebt dann gravitätisch zu sprechen an.
    "Bürger Roms! Plebejer Roms! Wählt mich zum Volkstribun!" Er lüftet sein Gewand und zeigt kokett etwas Bein. "Zuerst machen wir kurzen Prozess mit dem Patrizier-Pack! Und dann werde ich alle eure Wünsche erfüllen... und wenn ich 'alle' sage, dann meine ich ALLE... Tag und NACHT werde ich für euch da sein..." Er klimpert mit den Wimpern, und lässt lasziv die Hüften kreisen. "Plebejer! Volk von Rom! Wählt mich! Ich bin die Hure des Volkes!" Eine Trommel beginnt zu schlagen, eine Flöte schrillt aufpeitschend, Cyprianus wiegt sich aufreizend zur Musik, und lüftet in ihrem Takt den Saum seines Gewandes höher und höher. Die Zuschauer johlen, einige brüllen derbe Schimpfworte zur Bühne, einige klatschen fröhlich den Takt mit.


    "Bei allen Silenen! Was für eine Göttin!" Hungaricus richtet sich schwankend auf und stiert mit hängender Zunge gierig die 'Hure des Volkes' an. Als er sich ganz zum Publikum dreht, sieht man, daß er nun den riesigen Phallus umgeschnallt hat. Er tätschelt dessen Spitze und lallt entschlossen: "Die schnapp ich mir!" Torkelnd strebt er auf das Fass zu, und hascht nach der Hure. "Komm zu mir, du süße Honigwabe!" "Huch!" Cyprianus schlägt die Hände zusammen, und sieht erschrocken zum Publikum. "Aber nein!" "Aber doch!" Täppisch umschlingt Hungaricus die Hüften der 'Hure', und zieht ihn an sich. "Ich besorgs dir gleich hier!" "Zu Hilfe!" Zuerst ringt Cyprianus nur verzweifelt die Hände, dann gibt er Hungaricus eine schallende 'Ohrfeige'. "Du Flegel!"Der lacht nur grob, und greift ihm lüstern unter die Stola. "Oh, du bist ja ein ganz wilder Hengst!" schnurrt Cyprianus da, und verdreht verzückt die Augen.
    Doch da stutzt Hungaricus plötzlich, und dreht sich, ganz verblüfft, mit weit aufgerissenen Augen zum Publikum. "Das ist ein Kerl!" brüllt er entsetzt, und der Phallus steht plötzlich nicht mehr, sondern baumelt ihm zwischen den Beinen. Er schneidet eine entsetzte Grimasse, und flieht panisch vor Cyprianus, stolpert dabei über den Phallus, und rollt polternd außer Sicht der Zuschauer. "Mein Hengst, wo willst du denn hin?!" Cyrianus stützt ihm hinterher, verschwindet ebenfalls, man hört "Aber nein!" , "Aber doch!" , dann wildes Keuchen und ein ersterbendes "Zu Hilfeeee!"
    Auch diese beiden Schauspieler erscheinen gleich darauf wieder auf der Bühne, und verbeugen sich lachend in alle Richtungen.


    Ende der zweiten Szene ... die dritte folgt.

  • Ein Stück weit hinter den Plebejern, welche sich köstlich ob des dargebotenen Possenspieles amüsierten, auf den Stufen zum Eingang eines öffentlichen Gebäudes, welches zu dieser Stunde längst geschlossen war, begleitet von vier Sklaven, stand Gracchus und betrachtete das Treiben auf der provisorischen Bühne. Dem Theaterspiel war er schon seit frühester Kindheit erlegen und selbst jenen derben Stücken, welche auf den Straßen der Städte dargeboten wurden, konnte er sich selten entziehen. Zudem boten sie den Vorteil zu erfahren, was das einfache Volk bewegte, nicht zuletzt wählten die ungebildeten oder uninteressierten Bürger oftmals Magistrate aufgrund dessen, was sie in eben jenen Theaterstücken zu sehen bekamen. Die auftretenden Mimen indes scheuten keine Hemmungen und beinahe war Gracchus froh darüber, dass er sich entschieden hatte, seine Quaestur zu beenden ohne sich direkt in den Wahlkampf um das Aedilat zu stürzen. Dennoch entlockte ihm die überhöht dargestellte Szene ein feines Lächeln.

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  • Tacitus liebte solche Theateraufführungen. Sie trafen seinen Geschmack besser, als die großen Pompösen Aufführungen in den riesigen Theatern. Bei den Ludi war doch zum Beispiel dieses Stück ... wie hieß es gleich? Ah genau Oedipus, Oedipus wurde im Marcellustheater aufgeführt. Das hatte er gehört, denn er war nicht dort. Zwar liebte er die Spiele und dann auch noch die großen Ludi, aber er war in Mantua beschäftigt. Jetzt gab es leider keine solch großen Spiele und Theater, aber die kleinen taten es auch. Wie er immer so schön sagte: Es müssen nicht immer die Superlative sein, das Mittelmaß tut es auch oft. So setzte er sich auf eine der Bänke vor der Bühne und verfolgte mit regem Interesse den verschiedenen Szenen.
    Besonders die zweite Szene gefiel ihm und so brach er zusammen mit vielen anderen Plebejern in dieses schallende Gelächter aus. War das nicht Ironie? Da wurde die Kandidatur des Centurio Terentius zum Volkstribunen vom Volk für das Volk bissig inszeniert und die fanden es toll? Er hoffte, dass dies nicht die Wahlergebnisse zu Terentius Gunst ändern würde, denn seiner Meinung nach, hatte ein aktiver Soldat mehr was an der Front oder im Kastell, anstatt mit der Toga im Herz des Imperiums verloren. Aber der Artorier vertrieb diese Gedanken und lachte lautstark weiter, wartete er doch lieber auf Szene drei, darauf hatte er nun viel mehr Lust.

  • Nach einiger Zeit kam der in nördlicher Richtung verschwundene Mann wieder auf den Platz. Ihm folgten ca. 50 weitere in Togen gekleidete Männer, welche sogleich ausschwärmten und sich mit entschlossenen Schritten von allen Seiten auf die Bühne zubewegten.


    Die drei bereits am Ort des Geschehens postierten Männer wurden von einem Vierten kurz instruiert, dann bahnten sie sich durch die Zuaschauer einen Weg zur Bühne.

  • Luciana amüsierte sich köstlich, vor allem war es eine gute Abwechslung nach den vielen Streitereien mit ihrer Schwester. Sollte sie doch machen was sie wollte und wenn sie eines Tages erwischt wurde hatte sie Pech. Doch nun wollte sie sich eigentlich nicht die Laune verderben lassen und dachte nicht weiter darüber nach, denn der zweite Akt begann und dieser wurde wirklich köstlich. Sie musste aufpassen, dass sie keine Tränen weinte, also ihren Auftraggeber hatten sie eigentlich ganz gut getroffen, nur war er in Wirklichkeit, nach ihrem Geschmack viel, viel verklemmter.


    Sie freute sich schon auf den dritten Akt und fand es deswegen auch nicht lustig als sie von einem Mann so unfreundlich angerempelt wurde. Pass gefälligst ein bisschen auf fuhr sie den Kerl an, der wohl unbedingt nahe genug an der Bühne stehen wollte. Welch ein Flegel dachte sie sich nur, schließlich hatte sie keine Ahnung was das für ein Kerl war und, dass er nicht alleine war.

  • Titus
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    Die Tage des Titus waren oft recht eintönig, sein Tribun war die meiste Zeit in der Basilic anzutreffen und er musste sich vor dieser die Füsse in den Bauch stehen. Irgendwann hatte er einen der Strassenjungen gefunden, der für ein paar Sesterzen bereit war, dort Stellung zuhalten und es Titus zu ermöglichen, sich etwas von der Basilica zu entfernen.


    Und das, was er heute Abend vorfand, war wirklich nach seinem derben Geschmack. Selbst wenn er nicht den Wahlkampf an der seite seine Tribuns miterlebt hätte, dieses Schauspiel war so ganz nach seinem Geschmack. Und seine Statur erlaubte es ihm, recht weit hinten zu stehen, an eine Säule gelehnt und einen Becher Wein in der Hand, den er einem Strassenhändler abgekauft hat.


    Immer wieder muss er laut auflachen, doch er hält nicht nur das Schauspiel im Blick, sondern auch das Publikum.

  • Und es treten auf:


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    Scintilla in der Rolle der ...? (Patrizierin)


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    Marius in der Rolle des ....? (Plebejers)


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    Und wieder Lucan, in der Rolle des ...? (Vaters)


    Und (als exklusive Zugabe) eine halbe Centurie echter Prätorianer ;)


    Die dritte Szene:
    Zarte Flötenklänge lassen keinen Zweifel: jetzt wird es romantisch. Mit offenherzigem Dekolleté, einem blutroten Kussmund, und von einer extravaganten schwarzen Perücke gekrönt, stöckelt Scintilla auf hohen Kothurnen auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Ein großer Halbmond hängt an ihrem Knöchel, sie zieht das Bein nach, und schleift ihn wie einen Felsbrocken hinter sich her. Mühsam erreicht sie das Fass, lehnt sich stöhnend darauf, und wischt sich übertrieben den Schweiß von der Stirn.
    "Uff! Was für eine Bürde!" Sie richtet sich auf, streckt die Nase in den Himmel, winkt abfällig zu den Zuschauern, und meint spitz. "Das kann sich der Plebs doch gar nicht vorstellen, was wir tagtäglich für eine Bürde tragen!"


    Schüchtern und zerlumpt nähert sich Marius, er dreht eine Rose in der Hand. "S-soll ichs wagen?" fragt er bang das Publikum, fasst sich dann ein Herz, und will der 'Patrizierin' die Blume überreichen. "Sch-schönste..." stammelt er dabei. "Unverschämtheit!" Scintilla stemmt die Hände in die Seiten, funkelt ihn empört an, und ohrfeigt den 'Plebejer' schallend. "Du... du... WURM! Geh mir aus den Augen! Oder ich sags meinem Vater!"
    Marius presst leidend die Hände aufs Herz, und wankt tief getroffen davon. "Oh d-du grausame Schöne! Ohne dich kann ich n-nicht leben!" Er wirft mit tragischer Geste die Rose ins Publikum. "Leb w-wohl, du schnöde W-welt!" Der Verschmähte zieht einen Theaterdolch, und macht Anstalten, ihn sich in den Bauch zu rammen.
    Scintilla setzt sich bequem auf dem Fass zurecht, und späht belustigt zu ihm herüber. "Ob er wohl ernst macht? Bäh, hat er denn gar keine Gravitas?! Aber irgendwie... amüsant, nicht?" Sie zwinkert böse kichernd dem Publikum zu, zieht einen kleinen Messingspiegel hervor, und überprüft seelenruhig ihr Lippenrot.


    Marius schwingt den Dolch gegen sich, die Trommel schlägt dumpf - doch da stolpert er mit einem mal über die schwarze Rüstung, die 'Hungaricus' in der vorigen Szene dort liegengelassen hat, und fällt polternd auf den Hintern. "Autsch!" Er reibt sich sein Hinterteil, hebt dann die Rüstung hoch, und bestaunt sie. "N-nicht schlecht! Wie sie mir wohl steht?" Tollpatschig streift er den Harnisch über, erhebt sich, und stolziert mit stolzgeschwellter Brust wie ein Gockelhahn am Rand der Bühne entlang. "Na, was sagt ihr? Jetzt kann mir keine mehr widerstehen!" brüstet er sich eitel vor den Zuschauern, und geht gleich ran an den Feind: "Salve, Schätzchen!" Breitbeinig marschiert er auf die Patrizierin zu, die sich soeben verliebt im Spiegel betrachtet. "Oh, was für ein schmuckes Mannsbild!" gurrt sie, und räkelt sich verführerisch auf dem Fass. "Moment!" Marius hebt bedeutsam den Zeigefinger. "Bin gleich soweit!" Er verschwindet kurz hinter dem fadenscheinigen Vorhang.


    "Oh, jetzt ist er weg!" Scintilla legt den Finger an die Lippen und grübelt. "Was er wohl vorhat?" fragt sie naiv die Zuschauer, und bekommt einige eindeutige Antworten zurückgebrüllt. "Wirklich?" staunt sie mit großen Augen, und da kommt der Prätorianer auch schon wieder, und hat, wer hätte das gedacht, den Riesenphallus umgeschnallt. "Oh!" Die Patrizierin schlägt entzückt die Hand vor den Mund, und macht lüstern die Beine breit. Schon ist der Prätorianer über ihr, und macht sich inbrünstig stöhnend ans Werk. "Oh!" Sie keuchen im Duett. Die Trommel schlägt effektvoll den Takt dazu. "Oh!" Scintilla zeigt schockiert auf Lucan, der soeben, in die fleckige Toga aus der ersten Szene gekleidet, neben den beiden erscheint. "Oh! Vater!"
    "Dir zeig ichs!" brüllt der 'Vater', und prügelt mit einer prallen Schweinsblase auf den ertappten Liebhaber ein. "Nein! Hilfe! Ich wars nicht!" Kläglich jault der Prätorianer auf, und versucht vergeblich zu entkommen. Mordlustig treibt ihn der Vater über die Bühne hin und her. Scintilla richtet sich auf, und holt gerade Luft für ihre nächste Zeile, als Flosculus schnell hinter dem Vorhang vorhuscht, und ihr etwas ins Ohr flüstert.
    Das ist das: Vorzeitige Ende der dritten Szene.

    Scintilla nickt, streift Kothurne und Halbmond ab, und springt behende auf das Faß hinauf. Flosculus warnt auch die beiden anderen, die diskret hinter dem Vorhang verschwinden. Von da oben hat Scintilla eine gute Aussicht, und sieht, wie, in einer konzentrischen Bewegung, von allen Seiten her, auffällig-unauffällige Togaträger vorrücken. Hach wie spannend!
    "Römer! Bürger! Quiriten!" Scintilla breitet theatralisch die Arme aus, und geniest mit breitem Grinsen den Applaus, als sie sich verbeugt. "Nein, ich will nicht gewählt werden! Ich will nur sagen: Habt Dank für Eure Aufmerksamkeit! Wir bekommen leider gerade Besuch... sehr humorlosen Besuch, und..." Flosculus zieht sie am Rockzipfel. "Komm endlich!" drängt er, und macht sich schnell davon. "...Wir spielen ein anderes Mal weiter!" verspricht Scintilla hastig, und springt vom Fass, als der erste Togaträger schon fast die Bühne erreicht hat.
    Mit wehender Stola verschwindet sie hinter dem Vorhang. Und leer liegt die Bühne da, aber wohl nur einen kurzen Augenblick, bevor sie höchstwahrscheinlich von einer Vielzahl grimmiger Ordnungshüter gestürmt werden wird.


    Die Schauspieler haben sich da schon aus dem Staub gemacht. Ihr gut vorbereiteter Fluchtweg führt durch eine Türe hinter dem Vorhang in den Keller der Weinhandlung, dann durch den Hinterausgang in eine dunkle Straße, und durch ein Wirrwar enger Gassen und verwinkelter Hinterhöfe von dannen. Sie werfen ihre Kostüme ab, und verstreuen sich in alle Himmelsrichtungen. Für die Fortsetzung des Schauspiels werden sie sich ein anderes Mal zusammenfinden.
    Aber natürlich bleibt im Eifer des Gefechtes das ein oder andere Corpus Delicti zurück. Und so finden sich, wenn man den Vorhang beiseite reißt: Kothurne mit einem großen Halbmond. Eine hölzerne Rüstung. Und ein riesiger Phallus.


    Ende der Vorstellung ;)

  • Da war er endlich nach Rom gekommen und dann musste er sich dieses schlechte Schauspiel antun. Auf der einen Seite schien es ja amüsant zu sein was diese Leutz dort trieben, aber auf der anderen Seite war es mehr als nur derb und jemand sollte dem Schauspiel einhalt gebieten. Zwar musste Appius sich eingestehen, dass er auch ein paar mal gelacht hatte und eigentlich auch gehen könnte, aber er wollte abwarten was weiter geschah und schließlich bot sich ihm und den anderen auch noch eine große Abwechslung.
    Es hätte ihn auch ziemlich gewundert, wenn man hier nicht eingeschritten wäre. Die konnten von Glück reden, dass er hier nicht das Kommando hatte, denn er hätte schon dafür gesorgt, dass man sie alle schnappte und dann gerecht bestrafte. Sich so über angesehene Familien und deren Mitgleider lustig zu machen.
    Kopfschüttelnd stand er an der Seite, denn mitten im Getümmel hatte er nicht vor sich niedertrampeln zu lassen. Diese Praetorianer von heute waren auch nicht mehr das was sie mal waren. Wie auffällig die sich aufstellten und dann versuchten die Bühne zu stürmen. Also den Anführer sollte man auch den Kopf waschen, wie Anfänger benahmen sie sich. Oh wie lange war er nur aus Rom fort gewesen, dass diese Stadt so am Abgrunde nun gelegen war.
    Nachdenklich strich er mit zwei Fingern über sein Kinn und sah dem Geschehen mit hochgezogener Braue weiter zu

  • Caius lachte und jubelte und achtete kaum auf die Umgebung, wo die Prätorianer sich unauffällig näherten. Stattdessen holte er sich einen Becher Wein und kam gerade zurück, als die Schauspieler sich entschlossen, besser zu verschwinden. Plötzlich herrschte rege Betriebsamkeit und Caius blickte sich verwirrt um. Tatsächlich waren auffällig viele Togenträger in der Menge, aber da war auch ein richtiger Patrizier! Na sowas!
    Bevor es Ärger gab stürzte Caius seinen Wein hinunter und lief ziellos in die nächste Gasse...

  • Als die in normale Togen gekleideten Prätorianer die Bühne umringten und vier Soldaten mir ruhigen Bewegungen auf die Bühne kletterten, hatten sich die Schauspieler bereits überstürzt auf und davon gemacht, und die Zuschauer zeigten merkwürdige Reaktionen... Der Anführer der Truppe schaute sich mißbilligend um: Es lag eine Menge Krempel auf diesen so bedeutenden Brettern herum, nur von den Besitzern fehlte jede Spur.


    Warum sie wohl so schnell geflohen waren? Fürchteten sie etwa einen plötzlichen, durch die Männer in den Togen hervorgerufenen irrationalen Gewaltausbruch? Die Verunglimpfung gewisser der Garde nahestehender Bürger verlangte natürlich nach einer gehörigen Standpauke, aber nach subtiler Gewalt?


    Das letzte Stück allerdings bedurfte einer näheren Betrachtung... der Centurio malte sich bereits die Situation in der Castra aus, wenn er den Bericht an höhere Stellen leiten würde. Das würde sicherlich ein Nachspiel haben, da würde Arbeit auf sie zukommen.


    Nun jedoch wandte er sich zu dem noch immer versammelten und etwas perplex erscheinende Publikum und machte deutlich, dass es auf dieser Bühne und in ihrer Umgebung absolut nichts interessantes mehr zu sehen gebe, dass es keine Gründe zum Verwelen an diesem Ort gebe und dass man schlussendlich schleunigst zusehen solle, dass man nach Hause käme.
    Dann gab er Anweisungen an seine Männer, einige Beweisgegenstände zu konfiszieren, den Ort des Geschehens vollständig zu räumen und schließlich wieder in die Castra abzuziehen.

  • Wie unwirsch. Zu gerne hätte sie das Ende der Show gesehen und diese Männer machten alles zunichte. Da der Kerl der sie einfach angerempelt hatte weiter gegangen war, war es nun wohl doch an der Zeit so langsam aber sicher, wie die anderen auch, das Weite zu suchen zumal sie ja auch keine Lust hatte mit den Schwarzen Bekanntschaften zu schließen.
    Wie viele andere blieb sie aber doch noch einen Moment stehen um sich zu vergewissern, dass sie keinen der Schauspieler bekommen hatte und dann machte sie sich auch auf den Weg. Es war ein ziemliches Gewusel auf dem Platz, denn die meisten wollten lieber nach Hause als hier noch groß rumzustehe und so konnte auch Luciana ganz leicht zwischen den Massen verschwinden.

  • Titus
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    Das Stück war ganz nach dem Geschmack des grobschlachtigen Ex-Legionärs, so war es kein Wunder, das er laut schallend lachte, als die Akteure ihre Kunststücke auf der Bühne aufführten. Auch wenn er nicht alle Andeutungen so gleich verstand, wusste er doch auch, das sein Tribun diese besonders interessant finden würde. So hatte er später einiges zu erzählen.


    Als dann die Vorstellung abrupt endet, war er doch ziemlich erbost, er hätte gerne noch mehr gesehen, so kam es, das ein lautes " Buhh " über seine Lippen kam. Und als er dann noch den Grund für das Ende verstand, was bei ihm etwas dauerte, wurde sein Ärger nicht unbedingt kleiner. "Mann, zumindest ein bisschen Prügeln hätten die sich können, wenn `se schon dat alles Kaputt machen tun,... " grummelte zu einem kleinen Mann, der an ihm vorbei ging.

  • War die Sezene des sich überschwänglich anpreisenden Kandidaten zum Volkstribunat noch amüsant und durchaus der Sache dienlich gewesen, so zeigte sich in der letzten dargebotenen Szene eine Thematik, welche nicht unbedingt dazu geeignet war, Gracchus zu gefallen. Der parodistische Spiegel der Gesellschaft hatte jedoch noch nie auf jene Rücksicht genommen, welche in ihn hineinblickten, und sich selbst und seinesgleichen darin wieder zu erkennen mochte die Strafe für all jene sein, welche nur allzu genau um die schonungslose Ehrlichkeit wussten und dennoch den Blick nicht verschlossen. Mehr noch als die Verhöhnung des patrizischen Standes und seiner tatsächlichen Bürden machte jedoch die Tatsache Gracchus' Herz schwer, dass Politik und Gesellschaft fürwahr bisweilen dazu führten, dass tatsächlich solche Verbindungen über die Standesgrenzen hinweg geschlossen wurden. Nur allzu gut konnte er die Reaktion der Vaterfigur des szenischen Stückes nachvollziehen, auch wenn die Darstellung jener völlig überzogen war. Die Szene fand gerade ihr Ende, als auch die gesamte Aufführung dies tat. Fürwahr, die gezeigten Szenen mochten nicht unbedenklich gewesen sein, doch der Aufmarsch der Männer, welche augenscheinlich keine harmlosen Zuschauer waren, verwunderte Gracchus dennoch ein wenig. Andererseits jedoch war es durchaus eine Dreistigkeit der Mimen gewesen, so nahe am Forum ihre Darstellungen zu bieten, welchen ein Platz in der Subura sicherlich zu mehr Dauer verholfen hätte. Gefolgt von seinen Sklaven lenkte Gracchus seine Schritte die Straße hinab, um endlich zu tun, weswegen er ursprünglich diesen Weg gewählt hatte, doch er kam nicht umhin, mit seinen Gedanken zurück zu bleiben und über einiges nachzudenken.

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  • Interessant, interessant. Diese Vorstellung war ganz nach seinem Geschmack, aber bedauerlich war eigentlich nur eines, nämlich, dass man keinen der Schauspieler gefasst hatte. Dies wäre sicher ein nettes Spektakel gewesen, wenn einer der Praetorianer sie gepackt hätte und diese sich dann gewehrt hätten. So schlecht war das Spiel ja nicht gewesen, derb, gut und nicht immer nach seinem Geschmack, aber auch er hatte hin und wieder lachen müssen. Nun musste er sich überlegen was er machen wollte, da das Stück ja fertig oder besser abgebrochen war und nicht einmal einer gefasst wurde. Er reckte seinen Hals etwas und warf noch einen Blick auf die fast verlassene Bühne, denn da standen ja die Männer in ihren Togen. Zu sehen gab es nicht wirklich viel, also machte er sich langsam auf den Weg in Richtung der vielen Lädchen um zu sehen was es dort alles gab. Wahrscheinlich würde er später noch in einer taverne einkehren und einen guten Wein trinken.

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