• Als Witjon und Lando die Principia wieder verließen, hatten sie einige Minuten Zeit, sich ein wenig umzusehen. Witjon schlenderte also die Via Praetoria entlang und verglich den Aufbau des Lagers mit dem Castellum der Legio II, als er einen Soldaten am Rand der Straße bemerkte, der ihn anzustarren schien.
    Er schaute genauer hin und meinte, den Mann schon einmal irgendwo gesehen zu haben.


    Witjon ging auf den Mann zu und eine Ahnung machte sich in ihm breit...das konnte doch nicht. War das etwa? Vielleicht war er doch nicht mit seiner Einheit im Feld?


    Witjon begann schneller zu laufen und kam nun geradewegs auf den Soldaten zu marschiert.


    "Arbjon?" rief er über die ganze Straße hinweg.

  • Loki hatte Arbjon schon bemerkt als sie aus der Principia traten, doch hatte es an sich gehalten und still in sich hineingegrinst als er seinen Adoptivvetter mit dem Besen am Werk sah. Als dann Witjon offensichtlich spät entdeckte, dass die Person sein Bruder war schüttelte Loki nur den Kopf und schlendete langsam hinter Witjon her.


    "Das hätte ich dir auch sagen können."

  • Quintus fegte den letzten Schnee von der Via Praetoria und dachte dabei weiter über die Dinge nach, die sich kürzlich ereignet hatten. Als jemand aus der Principia trat, schaute er kurz auf. Es waren Loki und sein Bruder Witjon, die ihre Geschäfte mit dem Präfekten wohl beendet hatten.
    Er wollte gerade wieder an seine Arbeit gehen, als sein Bruder plötzlich über die ganze Straße brüllte... Und dann auch noch seinen germanischen Namen! Nicht dass ihm sein Name peinlich gewesen wäre, aber er hatte ursprünglich nicht zwingend vorgehabt, ihn gleich der ganzen Ala auf die Nase zu binden.


    Der Eques stellte den Besen an eine Barrackenwand und wartete mit verschränkten Armen auf seinen Bruder. Er starrte ihm bewusst finster entgegen und wusste, dass sein Blick im Zusammenspiel mit der langen, noch roten Narbe auf seiner rechten Wange furchteinflößend wirken musste.


    Sieh an, sieh an, mein nichtsnutziger Bruder hat den Weg zu unseren Verwandten gefunden und kommt mich hier in Confluentes, das auf halbem Weg zwischen zu Hause und der Casa Duccia liegt, besuchen. Wie nett! Und er hat sogar jemand Großes und Starkes dabei, damit er sich nicht fürchten muss, der Kleine.


    Quintus versuchte die ernste Miene solange es eben ging beizubehalten, was wirklich schwierig war. Er sah kurz an Witjon vorbei und hob die Hand zum Gruß.


    Hallo Loki. Na, wie macht sich denn der Lausebengel so?


    Schließlich konnte er dann doch nicht mehr an sich halten und musste breit grinsen, ehe er schließlich anfing zu lachen und seinen Bruder umarmte.


    Schön dich zu sehen, Witjon, es ist lange her. Aber nenn mich hier bitte nicht bei meinem germanischen Namen, ich will nicht, dass der Decurio oder sonstwer nachher dumme Fragen stellt.

  • Witjon war froh, seinen Bruder endlich wieder zu sehen. Er wurde langsamer, als er die finstere Miene Arbjons sah, bemerkte dann jedoch das leichte Grinsen und ließ sich umarmen.


    "Tut mir leid, Eburnus."


    Er grinste ebenfalls von einem Ohr zum anderen und fuhr fort:


    "Wie geht es dir? Hat der Decurio dich noch nicht zum Latrinenputzen verdonnert?


    Aus dem Lausebengel ist übrigens mittlerweile ein Scriba Provincialis und stolzer Besitzer zweier Betriebe geworden!"


    Sein Stolz erlaubte Witjon nicht, damit hinterm Berg zu halten. Er war einfach zu froh, Arbjon zu sehen.

  • Soso, mein Herr Bruder ist dann jetzt wohl ein gemachter Mann, wie?


    Quintus sah sich unauffällig um, ob Decurio Tubero irgendwo herumschlich, aber der war wahrscheinlich noch auf dem Übungsplatz und schikanierte Einar, Stilo und die anderen Probati.


    Nein, nein, ich muss hier nur den letzten Schnee von der Straße fegen. Und wenn ich ehrlich sein soll, bin ich froh darüber. Ich habe für's Erste genug Blut gesehen und gelassen.


    Er fasste sich unwillkürlich an die Narbe, die immer noch brannte und nur langsam verheilte.


    Aber sagt, wie geht es in Mogontiacum? Was macht Irminar? Und habt ihr irgendwas von Brandinar gehört? Und was ist mit Dagmar? Geht es ihr gut? Ist sie in Aegyptus angekommen? Und ist aus Dagny schon eine junge römische Dame geworden? Ich glaube, ich sollte mich mal um Ausgang oder Urlaub erkundigen, damit ich euch mal wieder besuchen kommen kann.

  • Blut gesehen? Was war geschehen?


    "Du warst im Felde? Was ist passiert? Wurdest du verwundet?"


    Witjon sah wie sein Bruder nach einer Narbe fasste und bekam einen kleinen Schrecken.


    Er brauchte einen Moment, um Eburnus andere Fragen zu beantworten:


    "Äh, ja in Mogontiacum ist einiges passiert. Irminar ist jetzt Aquarius und hat ganz schön viel zu tun, ich sehe ihn tagsüber nur recht selten."


    Brandinar? Wer war das denn? Fragend schaute er Lando an:


    "Einen Brandinar kenne ich nicht. Gibt es etwa noch mehr Familienmitglieder, die ich nicht kenne?"


    Dagmar...die kannte Witjon auch nicht. Wieder schaute er fragend zu Lando herüber.


    "Dagny, ja die kommt zurecht. Sie ist oft mit Phelan unterwegs, der letztens zu uns gestoßen ist. Er ist Pupillus' Bruder.


    Aber nun erzähl erst einmal weiter von dir! Wie ergeht es dir hier und hast du gute Kameraden gefunden und wie behandeln euch die Offiziere? Und sag mir was du damit meinst, dass du Blut gelassen hast!"


    Sie hatten sich nun schon so lange nicht mehr gesehen, Witjon konnte nicht anders, als seinen Bruder mit einem Haufen Fragen zu überschütten.

  • Na das waren ja einige Neuigkeiten. Sie mussten sich also doch ein wenig ausgiebiger unterhalten. Verstohlen sah Quintus sich nach links und rechts um, kein Tuto, kein Tubero und auch sonst kein Offizier weit und breit... sehr gut!


    Kommt, wir gehen in mein Contubernium, da ist es wärmer als hier. Das Bisschen Schnee kann ich auch gleich noch wegfegen.


    Er wies seinen Verwandten den Weg und gemeinsam gingen sie zur Unterkunft der Turma IV...

  • Die beiden Brüder und Lando traten wieder auf die Straße heraus. Arbjons Kamerad schaute sich kurz zu allen Seiten hin um und drückte diesem dann unauffällig den Besen in die Hand.


    "Wir sehen uns bald wieder, ja? Dafür lasse ich mich sogar von dir verprügeln." sagte Witjon mit einem breiten Grinsen.

  • Quintus verabschiedete sich von seinen Verwandten und sah ihnen nach, als sie das Tor passierten.
    Danach beeilte er sich, auch die letzten halben Platten ganz ohne Verschnaufen vom restlichen Schnee zu befreien, und eilte schließlich in Richtung der Principia, um bei Decurio Tubero vorzusprechen...

  • Ich saß gerade an der Via Praetoria und säuberte meine Sandalen von Abaris Pferdemist aus dem Stall, als ich einen jungen Germanen in der Nähe des Horrea sah.
    Der große, blondhaarige Mann schien sehr ungeduldig und aufbrausend zu sein. Er wartete scheinbar schon länger am Magazin auf den Dienst habenden Eques.


    "Na der wird die Geduld beim Decurio noch lernen müssen."


    Ich war schon einige Wochen bei der Ala und lächelte ein wenig beim Gedanken an meine ersten Tage hier.

  • Einar trat aus seiner Unterkunft heraus und sah Viridovix auf einer Bank sitzen. Der beobachtete einen jungen Blondschopf bei der Horrea.


    "Heilsa. Na, ist mal wieder ein Neuling angekommen?"

  • Ich nickte als Einar mich ansprach.


    "Ja. Scheint etwas ungeduldig zu sein. Na der wird wohl erstmal vom Decurio zurecht gestutzt wenn er zu sehr vorprescht."

  • Ein breites Grinsen kam auf meinem Gesicht zum Vorschein.


    "Ja, ich war am Anfang auch ein wenig übereifrig. Der da wird hoffentlich schnell lernen, sich zu fügen." :D

  • Einar musste über die Aussichten und hoffentlich lustigen ersten Erfahrungen des neuen Probatus lachen.


    Dann stand er eine Zeit lang nachdenklich da. Irgendwann drehte er sich zu Viridovix um und meinte:


    "Und was hälst du bis jetzt von der Ausbildung? Gefällt es dir hier?"

  • "Mir gefällt es sehr hier. Ich war vom ersten Tag gerne hier."


    Ich schaute zur Seite, dann wieder zu Einar und sprach dann etwas leiser.

    "Natürlich geht es langsamer als auch ich dachte. Ich möchte kämpfen, für Rom in den Kampf ziehen. Aber mir ist klar dass wir dafür gut ausgebildet sein müssen."


    Dann machte ich eine kurze Pause.


    "Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden hier. Und du?"

  • "Ja mir geht es auch so. Eine intensive Ausbildung ist wichtig. Ich kann nicht verstehen, wie manche der Probati so ungeduldig sein können und immer so hektisch sein müssen."


    Er meinte das sehr ernst, denn wenn andere Probati nicht so schnell mitkamen, würde der Zusammenhalt der Gruppe gefährdet werden, wenn andere schon zu fortgeschrittenen Übungen übergehen wollten.

  • Ich überlegte kurz wie es mir als gutem Reiter selbst ging. Wenn wir das Training nun fortlaufen lassen und nicht auf die schlechteren Reiter achten und sie trainieren, bekämen wir in einem Kampf arge Probleme.


    Dann nickte ich zustimmend.
    "Ja du hast Recht. Wir müssen zusammen halten und den schlechteren Probati helfen. Im Gefecht kommt es auf jeden Mann an und darauf dass wir als Gemeinschaft funktionieren."

  • "Gut, dass du das einsiehst. Andere Probati scheinen noch nicht so sehr darüber nachgedacht zu haben."


    Er musste an Maxentius denken, wie er mit unruhigem Blick sein Pferd antrieb und es gar nicht erwarten konnte, die nächste Übung zu beginnen.

  • "Aber wir sollten dies dem Decurio überlassen. Er weiß was er tut und wie er uns richtig trainiert. Er wird darauf achten."


    Ich wollte nicht über bestimmte Probati sprechen, schließlich wäre so etwas auch nicht immer der Gemeinschaft dienlich.


    "Als Gemeinschaft müssen wir zusammen halten und ehrlich und offen sein. Vielleicht sollten wir mit anderen Probati sprechen, falls sie es noch nicht so gesehen haben."

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