Republik- Kaiserreich

  • @Hungaricus: Man dankt für die Erläuterung auch wenn ich das schon wußte mit den Wahlklassen.


    Hmm also wenn es dem Normalrömer wahrscheinlich dann eh egal wer herrschte, wußte er dann trotzdem nicht, daß es mit der Repubvlik vorbei war?


    Auch wird hier immer von Verfassungsbruch geredet: Hatte Rom überhaupt eine?
    Ich meine heute gibts ja auch Länder ohne Verfassung (wie GB) in denen es folglich sowas wie Verfassungsbrüche in unserem Sinne nicht gibt

  • Erneut muss man aufpassen:


    Du fragst, ob die Römer bemerkten, dass es mit der Republik vorbei war. Das birgt Probleme, denn wie gesagt sahen die Römer ihre Staatsform nicht als das, was wir heute unter Republik verstehen. Sie sahen nicht den wechsel von Republik zu Monarchie oder Principat. Für sie war die Res Publica die Gesamtheit des Gemeinwesens, zu welchem jeder von ihnen gehörte. Dieses wurde durch Institutionen geleitet wie dem Senat und der Nobilität. Jede dieser Institutionen hatte ihre Stellung, ihre Rechte und Pflichten, welche zwar nicht schriftlich, aber über das Mos Maiorum, also die Tradition, zu so etwas wie einer mündlichen Verfassung geworden war.


    Insofern waren die Gracchen die ersten, welche eben diese Machtaufteilung sprengten oder übergingen, auch die ersten, welche einen solchen "Verfassungsbruch" begingen.


    Dadurch und durch die folgenden vielen anderen Personen, welche sich ebenfalls daran beteiligten, sich nicht an die alten Regeln zu halten, wurde auch dem Normalbürger klar, dass die Res Publica ein Problem hat, nämlich eben niemand, der wieder Ordnung schafft. So kam Augustus gerade recht, denn er schaffte Ordnung und Frieden im Innern.


    Er war nicht einer, der die Res Publica abschaffte, sondern er stärkte sie wieder, änderte ihre Regeln so, dass sie wieder funktionieren konnte. Für die Römer war es also nicht ein Ausstieg aus der Republik sondern eine Veränderung derselben.

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  • @ florus: das mos maiorum hatte zwar verfassungscharakter, war aber allerdings, weil nirgendwo festgeschrieben, sehr wandelbar. im 3. jahrhundert vor christus sieht die nobilität das mos maiorum als legitimation ihrer persönlichen ausbeutungs- und bereicherungspolitk (sehr erfrischend, wie die herren kein blatt vor dem mund nehmen, wenn sie ihre verbrechen schildern) während polybius es zur gleichen zeit zu jener staatsverfassung erklärt, von der unsere heutige vorstellung der gewaltenteilung abgeleitet ist. zu ende der republik in unserem sinne diente es, wiederum stark verändert als politische waffe der konservativen gegen die reformer. ab augustus wird es, wiederum stark verändert, zum garant der "widerherstellung" der republikanischen ordnung durch augustus.
    das ändert nichts daran, dass das mos maiorum für die römer verfassungscharakter hatte.

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  • Dass ein Großteil der Römer das Kaisertum des Augustus wollte, steht außer Frage, aber was gab es später für Bestrebungen das Kaiseramt wieder aufzulösen. Gute Gründe gab es ja genug. (Nero, Das 4Kaiserjahr, die Ermordung Domitians...). Ich meine mal gelesen zu haben, dass die Ermordung Domitians von Gegnern der kaiserlichen Ordnung durchgeführt wurde, die Hoffnungen hegten, das Kaisertum abzuschaffen. Bin ich da richtig informiert?

  • die verschwörer gegen domitian hatten meines wissens nach eher die absägung des einen kaisers und die installation eines neuen kaisers. zumindest wählte der senat kurz darauf nerva zum kaiser. wenn der senat einen kaiser wählt anstatt die "republik" wieder herzustellen, spricht das nicht gerade für deine these.
    in der tat war es im römischen staat bis 1453 gang und gäbe, dass irgendeine fraktion einen kaiser, der sich als tyrann erwies oder bestimmte wünsche und sehnsüchte nicht erfüllte, gealtsam abgesetzt wurde. dies konnte durch das militär, die prätorianer, höflinge, familienmitglieder und auch durch die zirkusparteien geschehen. (warum glaubst du, dass der römische kaiserpalast direkt an den circus maximus angrenzte?)


    ansonsten wird geschichte leider immer von den siegern geschrieben. :( man weiß nicht viel über aufstände gegen die römer, aber von denen, von welchen man was weiß, weiß man, dass sie eigentlich immer gegen die existenz roms an sich gerichtet wurden. (z.b. bundesgenossenkrieg, spartacus, ben cochbar etc.)

    zusammengefasst gab es zwei arten von rebellionen: rebellionen, die die republik erneuern wollen (und deswegen einen neuen kaiser einsetzen) oder die, die die republik und das imperium generell abschaffen wollten. bei letzteren revolten muss man beachten, dass sie eigentlich immer von seiten sozial benachteiligter ausgingen, denen die pax romana kein vorteil versprach (sklaven, ausländer, bevölkerung der provinzen).

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  • mmmh, aber es werden doch hinter verschlossenen Türen vielleicht einige wenige das Kaisertum als solches verurteilt haben, oder haltet ihr selbst das nicht für möglich? :(


    Selbst wenn dem nicht so wäre, bitte ich um die Erlaubnis:D kaiserfeindliches Gedankengut hier im IR vertreten zu dürfen, auch wenn es so etwas historisch nicht unbedingt gab, bereichert es das Spiel doch um eine interessante Facette! :)

  • Sulla:


    wie gesagt: feinde des kaisers gab es immer wieder, aber die waren auch gleichzeitig feinde roms und der republik im allgemeinen. unterdrückte haben keinen unterschied gemacht, ob sie nun von einen kaiser oder einem senat unterdrückt wurden. demokratisch oder human war keines von beiden regimes.


    auch reformversuche von innerhalb gab es immer wieder. ein beispiel wären die popularen politiker zur bürgerkriegszeit. diese waren weder programmatisch noch parteilich aneinander gebunden und hatten ganz verschiedene persönliche ziele, die von einer ehrlichen verbesserung der sozialen lage (z.b. die gracchen) bis hin zum versuch, politischen einfluss durch wählerstimmen aus der unterschicht zu gewinnen (z.b. saturninus, cäsar). auch im kaisserreich gab es derartige bestrebungen, die jedoch entweder auf offiziellen weg durch einflussnahme auf den kaiser oder inoffiziell durch ein komplott gegen den kaiser und der installation eines besseren kaisers funktionierten.


    rebellen sowie sozialdemokraten sei es hiermit vom herrn historiker gestattet, im ir ihrem werke nachzugehen. :D


    (ich bitte sogar darum :D)

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  • Die Abschaffung des Principates würde ich simON nicht wirklich betreiben, da wie gesagt nicht historisch, doch die Absetzung des amtierenden Kaisers durch einen anderen, besseren, schlechteren oder einfach nur dir genehmeren, das ist durchaus genau das, was möglich ist.

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  • Zum Thema der Ablehnung des Prinzipats: es gab sehr wohl Römer, die das Prinzipat gerne wieder abgeschafft hätten: so sieht Tacitus die "Alleinherrschaft" als die Ursache für den Verfall der alten virtus. Jedoch it auch ihm bewußt, das eine Rückehr zur Senatsherrschaft nicht möglich ist, es mangelt den Gegnern der Alleinherrschaft einfach an Alternativen, die Rom davor bewahren könnten, wieder im Chaos der Bürgerkriege zu versinken.

  • okay, tacitus ist ein guter einwand. man kann auch über das gesamte prinzipat immer wieder stimmen senatorisch orientierter römer ausmachen, aus deren schriften eine oppositionshaltung gegenüber dem prinipat rauszulesen ist.
    allerdings waren diese haltungen meist gegen einzelne kaiser und deren autokratischen regierungsstil gerichtet, nicht gegen das system als ganzes. (tacitus richtet sich vor allem gegen trajan und hadrian) ob die widerherstellung des vorbürgerkriegischen status quo wirklich gewünscht war, wage ich zu bezweifeln. vermutlich hat tacitus lieber einen senatorischen kaiser bevorzugt (wie zum beispiel die verschwörer gegen kaiser commodus, die nach dessen ermordung durch den senat einen neuen kaiser wählen ließen.)
    man muss auch immer den zeitlichen abstand zwischen alter republik und neuer (kaiserlicher) republik bedenken. dazwischen liegt eine fast hundert jahre dauernde umbruchsperiode. kaum einer wird in zeiten des prinzipats noch die funktion der alten ordnung gekannt haben. kaiserreich und republik waren für die römer identisch. niemand trennt auch z.b. die republik des 1. vorchristlichen jahrhunderts von der des 3. jhd. v. chr., die eigentlich auch zwei verschiedene systeme waren.


    zu tacitus: der kerl ist ja theoretisch auch ein zeitgenosse im ir, oder? wegen seiner ansichten ist ja zu vermuten, dass er sich damals im ir, als die senatsmacht kurzzeitig wiederhergestellt war, auf seiten der senatoren gehalten hat. was ist mit ihn danach geschehen?
    nicht, dass ich von der sl verlangen will, sich um solche fragen zu kümmern, aber ein interessantes gedankenspiel wäre es trotzdem. v.a. weil ich mich gerade simon mit jemandem über tacitus unterhalte.

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  • Zitat

    Original von Theodorus von Alexandria


    allerdings waren diese haltungen meist gegen einzelne kaiser und deren autokratischen regierungsstil gerichtet, nicht gegen das system als ganzes. (tacitus richtet sich vor allem gegen trajan und hadrian) ob die widerherstellung des vorbürgerkriegischen status quo wirklich gewünscht war, wage ich zu bezweifeln. vermutlich hat tacitus lieber einen senatorischen kaiser bevorzugt


    Tacitus sah ein unvollkommenes Gemeinwesen im Alleinherrschaftsprinzip begründet, musste schließlich angesichts der Realitäten und Erfolge des Prinzipats resignieren. Der konsequente Gedanke nach politischen Reformen war ihm fremd, aus seinen ambivalenten Schriften kann er jedenfalls nicht belegt werden. Sein Dilemma endet in wehmütigem Schweigen, weshalb solcherlei Überlegungen schlichtweg ohne Grundlage sind.

  • Ist ja alles schön und gut wie die Römer das sahen oder wie Historiker meinen, daß die Römer das gesehen haben :P für mich aus meinem modernen Blick gibt es neben dem Königtum zwei Richtungen, die Republik und das Kaiserreich, damit weiß ich, was gemeint ist und gut ist. Dabei hat es wenig mit Ahistorie zu tun, wenn man diese im Simon verwendet, da diese Begriffe allgemein anerkannt sind und sich jeder ein Bild so machen kann.
    Wie es in den Köpfen von Wissenschaftlern aussieht, steht wieder auf einem ganz anderen Papyrus. ;)

  • Zitat

    Original von Publius Annaeus Domitianus
    Ist ja alles schön und gut wie die Römer das sahen oder wie Historiker meinen, daß die Römer das gesehen haben :P für mich aus meinem modernen Blick gibt es neben dem Königtum zwei Richtungen, die Republik und das Kaiserreich, damit weiß ich, was gemeint ist und gut ist. Dabei hat es wenig mit Ahistorie zu tun, wenn man diese im Simon verwendet, da diese Begriffe allgemein anerkannt sind und sich jeder ein Bild so machen kann.
    Wie es in den Köpfen von Wissenschaftlern aussieht, steht wieder auf einem ganz anderen Papyrus. ;)


    Endlich mal einer der es ausspricht :dafuer: :D

  • Tut mir Leid, ich muss widersprechen. Im SimOFF hat er sicher Recht, doch im SimON MÜSSEN wir uns bemühen, so zu denken und zu schreiben, wie das die Römer getan haben.

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  • Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Tut mir Leid, ich muss widersprechen. Im SimOFF hat er sicher Recht, doch im SimON MÜSSEN wir uns bemühen, so zu denken und zu schreiben, wie das die Römer getan haben.


    Müssen tun wir schonmal gar nichts. Desweiteren halte ich das für unmöglich sich zu verhalten wie vor 2000 Jahren. Man kann es versuchen sicherlich aber ganz und gar ist es eh nicht möglich. Und wie gesagt man sollte das nicht alles so verbissen historisch sehen, aber gut ich weiß ich stehe da mit meiner Meinung ziemlich alleine da von daher^^

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