Mit viel Aufsehen durchritten die neunzehn Reiter die Vororte der Stadt Mogontiacum auf der Via Borbetomagna , durchquerten die eine und andere Ladenmeile, kürzten in freien Gassen ab und ließen die Pferde auch an der Ruine der Taverna Silvia Nigra vorbei ziehen. Ein Seufzen konnte man hören, als Avarus das Elend sah. Sie überquerten die Via Praetoria und erreichten schließlich das Forum. Ein weitläufiger Platz, auf dem im Nordosten die einst von Germanicus Avarus erbaute Basilika stand und im Norden die Curia Mogontiaci. Sich weiter westlich bewegend, ritten sie auf ihr Ziel zu. Ein quatratisches Bauwerk unter dem Banner es Cursus Publicus.
Eher ein nüchternes Haus mit zwei Geschossen in römischer Bauart war als Herberge des Postdienstes vor vielen Jahren in Mogontiacum errichtet worden. Hier gab es für Reisende ein warmes Bett, die Möglichkeit sich zu waschen und Mahlzeiten fast rund um den Tag. Das Gemäuer bestand aus Stein, hatte einen breiten, hoch thronenden Balkon, der als Terrasse diente und auf zwölf Säulen ruhte. Darunter befand sich der Eingang. Breite Türen und eine kleine Stube erwarteten den Gast. Dahinter lehnte sich ein langer Gang an, der in einem Atrium endete, von dort schlängelte sich eine Treppe nach oben. Welche wiederum im Speisesaal und einiger privat anmietbarer Räumlichkeiten führte. Die Zimmer waren oben angeordnet. Meist kleine Kammern mit wenig Luxus. Nur zwei etwas größere gab es und eine Mehrzimmrige.
Jene war für den Senator eingerichtet worden. Zwar wollte er erst bei seinen Verwandten wohnen, entschied sich dann aber aus Nächstenliebe und vorallem der Nähe zur Stadtmitte für die Herberge. Als Legatus konnte er eh kostenlos wohnen und hatte auch Speis und Trank frei.
Im unteren Teil befand sich ein Versammlungsraum für die Tabellarii, ein langer und schmaler Schlafsaal und etliche Vorratskammern. Im hinteren Teil, nur von außen zu erreichen, lehnte sich der Stall an. Doch für soviele Pferde war auch er zu klein. Neben diesen stand noch eine Wagenhalle, in welcher zwei kaputte Gespanne standen. Wahrscheinlich hebte der Wagner sich diese für den Winter auf.
Die Männer stiegen von den Pferden. Avarus quälte sich eher herunter. Er hatte das ewige Reisen leid und fühlte sich mit jedem Jahr älter dazu. Sein Pferd wurde ihm genommen und er trat in den langen frisch bepflanzten Gang ein. Kurz vor dem Atrium erreichten ihn zwei Tabellarii und er gab jeden eine Anweisung.
Er selbst zog sich in sein Domus zurück, wo die beiden Sklaven Hector und Hermes genug zu tun hatten, um den Senator wieder menschlich aussehen zu lassen.