Conventus - November DCCCLVI A.U.C.

  • Durus räusperte sich. Er hatte das Gefühl, den Prozess etwas vernachlässigt zu haben, weshalb er sich nun zu Wort meldete.


    "Das Edikt wurde inzwischen noch einmal eingehend geprüft und ist echt. Zumindest echt gesiegelt. Daraus schließe ich, dass Helvetius entweder das Edikt selbst gesiegelt oder aber keine Kontrolle über seine Untergebenen, denen er offensichtlich das Siegel überlassen hat, hatte.
    Deswegen möchte ich davon abraten."


    Dass er das Edikt nicht genau hatte prüfen lassen, ging ihm gewaltig nach...
    Er blickt in die Runde


    "An dieser Stelle möchte ich mich in aller Form entschuldigen, dass ich diese Prüfung nicht vor dem Prozess durchgeführt habe - offensichtlich waren meine Gedanken durch die Quaestur nicht am rechten Ort."


    Durus holte Luft und nahm eine Olive. Solche Schuldeingeständnisse kosteten ihn immer viel Kraft.

  • Der Kaiser nickt dem Ankläger in diesem Verfahren mit einer kurzen Geste zu.


    "Die Fakten des Verfahrens brauchen wir hier nicht weiter zu vertiefen. Dafür gibt es andere Orte.


    Du rätst also davon ab, Helvetius Tacitus in den Senat zu berufen. Gibt es andere Meinungen?"

  • Hungi runzelte die Stirn. Nur mit Mühe widerstrebte er seinem Verlangen, erneut nach einer Olive zu greifen und behielt daher seine Hände bei sich. Seine Gedanken hingegen wollte er nicht zurückhalten.


    Mein Kaiser, mit Verlaub, von der Annahme ausgehend, der Helvetier würde in allen Anklagepunkten freigesprochen werden, kann man einen Fehler, der zugegebenermaßen hohe Wellen schlug, aber von Helvetius nicht so gewollt war, ihm daraus einen Strick drehen? Wenn es denn Schlamperei war oder auch einfach nur Unachtsamkeit, solche Sachen passieren jedem einmal. Die Tatsache der bloßen Anklage an Helvetius würde ich nicht als Hindernis für eine eventuelle Aufnahme in den Senat sehen. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, daß er freigesprochen wird.

  • Aufmerksam nimmt der Kaiser diese mäßigende Äußerung zur Kenntnis. Da danach keine weiteren Meinungen mehr genannt werden, ergreift er wieder das Wort.


    "Sollte der genannte Fall eintreten, werde ich diese Meinung nicht unberücksichtigt lassen. Schauen wir, was kommen wird und machen zunächst mit den nächsten Magistraten weiter.


    Und bleiben doch beim juristischen. Der ehemalige Volkstribun Pompeius Trimalchio erfüllt die formellen Voraussetzungen für einen Aufnahme in den Senat. Seine Leistungen erscheinen durchwachsen und wenig herausragend. Im Zuge einer Ermittlung der Aedile wurde er jedoch als Haupttäter in einem großen Fall von Steuerhinterziehung durch die Societas Pompeiana identifiziert. Die Handhabung dieses Falls wurde ja inzwischen veröffentlicht und ich bin geneigt, eine Aufnahme in den Senat unter Hinweis auf dieses Fehlverhalten zumindest deutlich aufzuschieben.


    Wie ist eure Meinung dazu?"

  • "Kann man annehmen, dass dieser Fall von Steuerhinterziehung eine Tat ist, welche auch eine Nota Censoria nach sich ziehen könnte?" erkundigte sich Macer, schloss aber gleich eine Meinung mit an: "In diesem Fall denke ich auch, dass eine aufschiebende Wirkung eintreten sollte und wir zu einem späteren Zeitpunkt erneut über eine Aufnahme entscheiden sollten. Ein gänzlicher Ausschluß erscheint mir zu hart."

  • Durus konnte sich nicht erinnern, jemals etwas von diesem Pompeier gehört zu haben. Aber andererseits war das auch gut so, wenn man den amtierenden Tribun betrachtete.
    "Ich würde eher zu einem Ausschluss tendieren.
    Im Senat sollten nur die edelsten und angesehensten Männer des Staates sitzen. Männer, welche für die res publica leben. Wer jedoch den Staat betrügt, indem er ihm seine Abgaben entzieht, zeigt damit seine Einstellung zu diesem Staat."

  • Hungi kramte in seinem Gedächtnis und wurde nach einiger Zeit sogar fündig. Ein ehemaliger Angestellter des Cursus Publicus. Ab und an zahlte es sich aus, die Angestelltenlisten überprüft zu haben.


    Soweit ich weiß, ist dieser Pompeius ja nicht ein geborener Römer, sondern hat erst das Bürgerrecht vor kurzem erlangt, war also vorher ein Peregrinus. Mir widerstrebt es, einen ehemaligen Peregrinus in den Senat zu berufen und möchte so etwas nur gutheißen, wenn dieser sich durch außergewöhnliche Leistungen auszeichnete, was hier nicht der Fall zu sein scheint.

  • Der Kaiser wirft einen Blick auf eine der Tafel vor ihm und nickt auf die Äußerung des Senators hin.


    "Das ist korrekt, Pompeius Trimalchio erwarb das Bürgerrecht durch seine Dienste beim Cursus Publicus."

  • Unter diesen Umständen, würde ich ganz von einer Aufnahme in die Reihen des Senats absehen. Ein Peregrinus - auch wenn er inzwischen das Bürgerrecht erhalten hat - sollte nur dann die Möglichkeit haben, in den Senat zu kommen, wenn er sich nie etwas zu schulden hat kommen lassen und er immer, ohne Pause und Ausnahme für Rom da war.


    mischte sich Crassus kurz ein.

  • "Das sieht mir nach einer sehr deutlichen Ablehnung einer sofortigen Aufnahme aus und trifft damit meine bereits genannte Meinung. Befassen wir uns mit ihm also frühestens dann wieder, wenn er sich durch besonders außerordentliche Leistungen nochmals empfiehlt."


    Der Kaiser macht eine Notiz auf seiner Tafel und liest den nächsten Namen vor.


    "Tiberius Vitamalacus. Ehemaliger Aedil und Quaestor, ehemaliger Tribun der Legio IX Hispania und derzeitiger Magister der Arvalbrüder. Einige von euch dürften ihn zumindest hier beim Conventus schon einmal gesehen haben, wo er zu Gast war.


    Einschätzungen zu ihm?"

  • Durus meldete sich zu Wort.


    "Ich würde mich für seine Erhebung aussprechen, aber nicht, weil er meiner Gens angehört, sondern weil er eine hervorragende Arbeit als Magistrat abgeliefert hat. Außerdem hat er sich auch als Soldat für den Staat verdient gemacht.
    Als ein treuer Diener der res publica denke ich, würde er den Senat bereichern."

  • Nun meldete sich auch Livianus zum ersten Mal zu Wort.


    „Auch ich spreche mich für die Aufnahme von Tiberius Vitamalacus in den Senatorenstand aus. Er war mir immer ein treuer Soldat und Offizier, der mein uneingeschränktes Vertrauen und meine Achtung genießt. Ich bin mir sicher, dass er auch einen hervorragenden Senator und vielleicht auch zukünftigen Feldherren abgibt.“

  • Da Macer nicht nur wie vom Kaiser vermutet, bei einem Conventus auf Tiberius Vitamalacus getroffen war, sondern dessen Taten als Aedil aus Verbundenheit mit dem Amt etwas genauer verfolgt hatte und ihn überdies derzeit als Student zum Examen Tertium der Academia Militaris zu Gast hatte, konnte er sich eine vergleichsweise umfangreiche Meinung bilden.


    "Auch wenn ich ihn nur aus der Theorie kenne, würde ich ihn ebenfalls für einen fähigen Offizier halten. Ein abschließendes Urteil könnte ich leider erst in einigen Tagen beisteuern, wenn mir sein Prüfungsergebnis des Examen Tertium vorliegt, aber ich habe wenig Zweifel, dass es ein gutes sein wird. Auch in seiner Amtsausführung halte ich ihn für fähig. Seine Berufung in die Curia würde sicher einen Zugewinn für den Senat darstellen."

  • "Das sind drei positive Stimmen, denen ich mich selber ebenfalls anschließen kann. Das Dossier des Quaestors zu diesem Kandidaten ist zwar nicht ganz so positiv, ich sehe die dort geäußerten Kritikpunkte jedoch als weniger gewichtig an. Damit ist auch dieser Punkt abgehandelt."


    Der Kaiser blickt erneut auf seine Tafel.


    "Kommen wir zu Artoria Medeia, der ehemaligen Aedilin und Kollegin von Tiberius Vitamalacus. Zuvor ebenfalls Quaestorin, zudem aktuelle Mitarbeiterin der Acta Diurna und früher tätig hier am Kaiserhof. Die allgemeine Debatte um Frauen in der Politik dürfte zudem hinlänglich bekannt sein.


    Meinungen zu ihr?"

  • Livianus meldete sich auch hier wieder zu Wort,


    „ Ich habe diese politischen Debatten zwar nur am Rande mitbekommen, aber als meine Klientin genießt auch Artoria Medeia mein vollstes Vertrauen. Ich kenne sie als ungewöhnlich engagierte und tatkräftige Frau und würde einer außerordentlichen Aufnahme in den Senat zustimmen.“

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hatte einen Platz in der Nähe des Praefectus urbi erwischt, so dass er sich jetzt, vor dem Beginn der Sitzung, kurz zu ihm herüber beugen konnte.


    "Ich werde mich in den nächsten Tagen bei dir im Büro melden. Ich habe nun lange genug über dein Stellenangebot nachgedacht und werde annehmen."


    Freudig nickte Victor dem Senator zu. Die besetzung der Stelle des Curator Aquarum, würde ihn sehr entlasten.


    Dann schaltete der Praefectus Urbi aber dummerweise für einige Minuten auf Durchzug, weil er wieder daran denken musste, ob es jemanden gab, der den Posten des Architectus urbi besetzen konnte.


    Zitat

    Original von LUCIUS ULPIUS IULIANUS
    "Kommen wir zu Artoria Medeia, der ehemaligen Aedilin und Kollegin von Tiberius Vitamalacus. Zuvor ebenfalls Quaestorin, zudem aktuelle Mitarbeiterin der Acta Diurna und früher tätig hier am Kaiserhof. Die allgemeine Debatte um Frauen in der Politik dürfte zudem hinlänglich bekannt sein.


    Meinungen zu ihr?"[/b]


    Niemand war Victor eingefallen, dann konnte er auch wieder produktiv mitarbeiten. Als die Sprache auf die Artorierin kam, runzelte er allerdings die Stirn, vor ihrer Adilität hatte er noch nie etwas von ihr gehört, aber eine richtige Meinung zu ihrer Aufnahme in den Senat hatte er auch nicht.


    "Gleich vorweg möchte ich sagen, dass ich als Praefectus urbi mit der Zusammenarbeit mit ihr während ihrer Amtszeit als Aedilis Plebis zufrieden war, aber... äh was hat sie bisher für den Staat geleistet, dass eine Aufnahme in den Senat rechtfertigt? Meiner Kenntnis nach war sie weder in irgendeiner Verwaltung noch im Dienst an den Göttern tätig... Hm, ich formulier es lieber anders: Hat sie wirklich schon genug Erfahrung gesammelt, um als Senatorin deine Beraterin zu sein und an der Gesetzgebung des Reiches beteiligt zu werden?"

  • "Genau dieses ist die Frage, die es hier zu erörtern gilt."


    Der Kaiser zieht eine zweite Wachstafel näher.


    "Das Dossier des Quaestors beantwortet dieselbe Frage negativ. Sie hatte vor der Quaestur keinen Kontakt mit der Verwaltung des Staates."

  • Nachdem Macer Artoria Medeia zwar noch nie dienstlich, jedoch bei einem Feiertag zufällig kennengelernt hatte, hatte er immerhin einige Eindrücke, die über ein Dossier hinaus gingen.


    "Soweit ich sie kennengelernt habe, ist sie zumindest eine äußerst angenehme Gespärchspartnerin, neugierig und verständig. Und ihre Arbeit als Aedil erscheint mir sehr vorbildlich."


    Dass sie ihm als Gesprächpartnerin gelegentlich auch ein wenig geheimnisvoll vorkam, erwähnte er nicht. Selber war er ja auch nicht immer der offenste Mensch in der zwanglosen Konversation.


    "Dass ihr vor der Quaestur Erfahrung im Staatswesen fehlt, ist natürlich kein unwichtiger Punkte. Andererseits - wie war es bei uns?"


    Er blickt sich um und kann zumindest von sich selber behaupten, dass seine Erfahrungen vor der Aufnahme in den Senat auch mehr als spärlich waren.

  • Livianus hackte bei Macers letzter Aussage ein und nickte bestätigend.


    “Macer hat vollkommen Recht. Viele Senatoren, unter anderem auch ich, konnten vor ihrer Aufnahme in den Senat lediglich militärische Erfahrung und die ersten Stufen des Cursus Honorum mitbringen und mussten erst nach und nach die hohe Kunst der Politik erlernen. Ich bin mir sicher, dass es Medeia nicht sehr schwer fallen wird, es uns in diesem Punkt nachzumachen.“

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