Conventus - November DCCCLVI A.U.C.

  • "Meine Herren, ich bitte mir etwas mehr Elan aus. Wir haben bisher eine klare Zustimmung von Decimus Livianus, eine kritische Nachfrage von Octavius Victor und eine tendenziell positive Meinung von Purgitius Macer.


    Wenn den anderen Anwesenden die hier besprochenen Themen egal sind, dann mögen sie das bitte sagen. Dann kann ich beim nächsten Mal das Geld für die Einladungen sparen lassen."


    Leicht verärgert über die Lethargie seiner Berater blickt sich der Kaiser um.

  • Es ist schwer, über eine Person so ein wichtiges Urteil zu fällen, wenn man über sie nicht mehr weiß, als man es von einem ehemaligen Magistrat, aber eben völlig unbekanntem Menschen weiß - also lange nicht genug, um ernsthaft in Sachen 'Aufnahme in den Senat' mitreden zu können.
    Nachdem was ich allerdings bisher über sie gehört habe, würde ich von einer Aufnahme vorläufig absehen. Zumindest, bis sie sich in anderen hohen Ämtern, außerhalb des Cursus Honorums, bewiesen hat.

  • Livianus warf Crassus einen ungewohnt verärgerten Blick zu. Crassus sollte wissen, dass es sich bei Artoria Medeia um einen seiner Klienten handelte und da auch Crassus sein Klient war, erwartete er sich nicht, dass dieser ihm bei einer so wichtigen Angelegenheit in den Rücken viel, sonder das er ihm dabei unterstütze. Immerhin würde sich Livianus genauso für ihn einsetzen, wie er es nun für Artoria Medeia versuchte. Um Crassus letzter Aussage entgegen zu wirken, ergriff Livianus kopfschüttelnd das Wort.


    „Dann kann der Kaiser also wirklich in Zukunft auf einen Beraterstab verzichten, wenn es um Ernennungen geht. Denn es kommt bestimmt ausgesprochen selten vor, dass die meisten von uns die Personen auch persönlich kennen, um die es hier geht.“

  • Da Durus so direkt aufgefordert wurde, antwortete er schließlich doch, obwohl er hatte schweigen wollen. Er konnte Artoria nicht leiden, aber sie hatte eine gute Amtszeit gehabt - rein äußerlich betrachtet...


    "Ich bin gegen ihre Aufnahme in den Senat, denn sie stellt sich gegen die mos maiorum."

  • Nur einen winzig kleinen Augenblick lang konnte Hungi nicht anders, er mußte seine Augen verdrehen. Aber er hatte sich gleich danach wieder im Griff und genauso klang auch seine Stimme.


    Im Prinzip gehts darum, ob also Artoria reif genug ist, um im Senat reüssieren zu können. Ihre mangelnde Erfahrung in Staatsdiensten mag ein Hindernis sein, wenngleich auch kein großes, denn wie auch schon Livianus gesagt hatte, viele von uns mußten die hohe Kunst der Politik auch erst erlernen. Den Nachsatz, daß einige unter ihnen noch lange nicht ausgelernt haben, unterließ er, denn er wandte sich gleich Durus zu.


    Wenn, dann fällt dir das schon früh auf, Tiberius. Denn ich erinnere nur zu gern an andere Senatorinnen, nämlich Diva Lacrima aus der Gens Flavia, an Aelia Adria und an Tiberia Livia.

  • Macer war sichtlich überrascht, als ausgerechnet der Prätorianerpräfekt meinte, in Sachen Aufnahme in den Senat nicht mitreden zu können. Bisher war er nämlich davon ausgegangen, dass es neben dem Dossier des Quaestors auch ein geheimes Dossier der Prätorianer über jeden Kandidaten geben würde. Dem war nun offenbar nicht so, oder der Präfekt und der Kaiser spielten hier ein kleines Spielchen, um genau diesen Eindruck zu erwecken.


    "Wir alle sind doch Männer, die am öffentlichen Leben der Stadt Rom teilnehmen", warf er beschwichtigend ein. "Mal mehr, mal aus verschiedenen Gründen weniger. Und wir haben unsere Kontakte. Zweifellos wissen wir alleine deshalb schon mehr über einzelnen Kandidaten, als andere, die hier nicht als Berater sitzen"


    Als die Diskussion auf die Mos Maiorum kam, blickte er interessiert in die Richtung von Durus und Hungaricus und fragte nach, ob er die Ausführung von Durus richtig verstanden hatte: "Meinst du, die Aufnahme ganz allgemein, die sich gegen das Mos Maiorum stellt oder meinst du spezielle Verhaltensweisen, mit denen sich Artoria Medeia eben gegen jenes richtet?"

  • Nun wurde es Livianus aber zu bunt. Sichtlich aufgebracht wandte er sich an Tiberius Durus.


    „Woher nimmst du das Recht solche fadenscheinigen und unhaltbaren Anschuldigungen in den Raum zu stellen? Sollte es dir entgangen sein – du sitzt hier bei einem kaiserlichen Konvent. Hier ist kein Platz für solches Marktweibergewäsch. Also zügle deine Zunge und wage es nicht, solche Lügen über einen meiner Klienten zu verbreiten!“


    Auch wenn Livianus nicht davon ausging, dass der Kaiser den Worten dieses Patriziers keine Bedeutung schenkte, so wollte er dieser Aussage dennoch deutlich entgegen treten.


    „Mein Kaiser! Wenn es dir in deiner Entscheidungsfindung hilft, so bürge ich persönlich für Artoria Medeia und ihre Aufnahme in den Senat.“


    Dies sollte dem ganzen nun weitaus mehr Gewichtigkeit verleihen, als es bisher der Fall war. Immerhin war Livianus ein angesehenes Mitglied der römischen Oberschicht und ein Klient des Kaisers. Ein solcher Bürge konnte oft Berge für seine Klienten versetzen.

  • Durus blickte zuerst zu Hungaricus, dann Macer, schließlich Livianus, der ihn gleich anfuhr. Offensichtlich hatte es einen guten Grund, dass sich hier nie jemand äußerte - wenn man sie sagte, riskierte man, als Waschweib deklariert zu werden!


    "Ich meine damit nicht, dass sie eine Frau ist.
    Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, dann antworte ich: Artoria und ich haben unterschiedliche Ansichten über Traditionen, wie sie bei einer ihrer Wahlreden erwähnt hat. Ich kann Euch allerdings nicht den genauen Wortlaut ihrer Rede zitieren, falls Ihr einen konkreten Beweis wollt."


    Dass hier Traditionen immer auf die Frage des Geschlechtes von Senatoren reduziert wurden! Er nahm sich eine Olive.

  • Crassus wusste den Blick von Livianus durchaus zu werten und seine Aussage machte Crassus auch etwas ärgerlich, doch schüttelte er nur den Kopf darüber und wandte sich dann wieder den anderen Beiträgen zu. Eieiei, der Patron schien ja heute richtig gut gelaunt und der Leiter der Militärakademie schien auch überrascht. Da Crassus allerdings nicht seine Gedanken lesen konnte, konnte er dazu auch nichts sagen - zu sagen hätte es vielleicht schon etwas gegeben.


    Du sollst hier auch nicht deine Streitereien mit ihr weiter ausführen, Tiberius, sondern versuchen möglichst objektiv zu bewerten, ob sie in den Senat gehört - egal, welche Meinung sie nun vertritt und wie sich die ihrige mit deiner deckt.
    Nur zu meinem eigenen Verständis: du bist also gegen eine Aufnahme von ihr in den Senat, weil sie eine andere Meinung vertritt? Oder ist ihre Meinung so weltfremd, dass sich sogar ihr Verhalten gegen die mos maiorum richtet, in welcher Weise auch immer?

  • Nun konnte sich Livianus ein sarkastisches Lächeln nicht verkneifen und wandte sich wieder an Tiberius Durus.


    “Dann hoffe ich für dich, dass du zumindest mit mir und den anderen Mitgliedern des Konvents dieselben Ansichten über Traditionen teilst. Sonst wird es beim nächsten Conventus vielleicht die selbe Depatte geben, wenn es um deine Ernennung zum Senator geht.“

  • Aha, jetzt wollte der Legat ihn also ruhigpressen.


    "Nein, nicht weil es nicht meine Meinung ist, sondern weil die Abwendung unserer Traditionen, die unseren Staat seit mehr als 800 Jahren tragen, nicht im Senat Fuß fassen sollte."


    Er überlegte. Was hatte diese Frau nur noch einmal gesagt?


    "Sie sagte wohl, dass Traditionen veraltet sind und deshalb abgeschafft werden sollten. Eine solche Haltung gehört meiner Meinung nach nicht in den Senat, denn die mos maiorum hat uns groß gemacht und je mehr wir zu ihr zurückkehren, desto besser wird es uns gehen!"


    fügte er dann an. Inzwischen sah er fast etwas zornig aus. Dass es bereits so weit gekommen war...

  • "Das hat sie nicht näher ausgeführt. Also muss ich davon ausgehen, dass sie alles summa summarum gemeint hat."


    erklärte er. Er hatte zumindest nichts näheres mitbekommen. Dann atmete er tief durch.


    "So etwas sehe ich als Verrat an unseren Ahnen!"


    '...die ja heutzutage sowieso in Vergessenheit geraten' fügte er in Gedanken an, wobei er an eine bestimmte Gerichtsverhandlung dachte...

  • Jetzt reichte es! Livianus platzte nun endgültig der Kragen, als er die letzten Worte von Durus hörte. Die Umgebung, die Hungi ansprach, hatte er schon lange außer Acht gelassen. Seine flache Hand krachte auf den Tisch und er sprang wutentbrannt auf.


    „Patrizier! Ich sage es dir ein letztes Mal! Hüte deine Zunge und stelle hier keine derart absurden und unhaltbaren Anschuldigungen in den Raum! Wie kannst du es wagen die Ehre eines bisher unbescholtenen und angesehenen Bürger Roms derart vor dem Kaiser in den Schmutz zu ziehen. Artoria Medeia hat die ersten beiden Stufen des Cursus Honorum absolviert, war lange Zeit kaiserliche Hofdame und ist mein Klient. Du denkst doch nicht im ernst, dass irgendjemand hier deinen Worten glauben schenkt!“

  • Durus blieb nach diesem Gefühlsausbruch ruhig sitzen. Hier war sich tatsächlich nicht jeder des Umfeldes bewusst. Während er eine Olive nahm und sie betrachtete, antwortete er


    "Ist es hier denn verboten, anderer Meinung zu sein, Senator? Ich sage sie, auch wenn sie Dir nicht gefällt, denn ich war offensichtlich im Gegensatz zu Dir bei dieser Wahlrede anwesend..."


    Er sah auf und fasste den Legaten kalt ins Auge


    "Also verbitte ich mir Diese infamen Unterstellungen!"


    Dann steckte er die Olive in den Mund und kaute die Frucht genüsslich.

  • Jetzt ist ja gut! Der nächste, der meint die Gegenwart des Kaisers so ignorieren und sich hier wie auf den Straßen Zanken zu müssen, schmeiß ich eigenhändig raus! Ärgerlich sah er von seinem Patron zu dem Patrizier Livianus, setz dich wieder hin und komm runter! Tiberius, wenn du keine Beweise oder Beispiele für ihr anscheinend so lästerliches Weltbild hast, dann unterstell ihr auch nicht so eine Meinung! Ich glaube kaum, dass sie meinte, dass alle Traditionen veraltet oder was auch immer wären. Sonst wäre es damals schon mehreren Menschen sauer aufgestoßen und sie wäre wohl nie gewählt worden. Doch, wie auch immer, da du deine Aussage nicht weiter konkretisieren kannst, bleibt es bei Spekulationen, was sie nun wirklich meinte. Da uns irgendwelche frei erfunden Spekulationen oder völlig haltlose Behauptungen nicht weiterhelfen, werden diese in Zukunft unterlassen.

  • "Entschuldige! Ich wusste nicht, dass Euch allen die Rede unbekannt ist. Ich wollte das nur bemerken."


    antwortete Durus und sah zum Praefectus, dann zum Imperator. Er war sich keiner Schuld bewusst. Erstens hatte er es nicht erwartet, dass das keiner wusste und zweitens hatte er nicht gewusst, dass man zu sämtlichen Rittern Informationen zusammentragen und mitbringen musste, wenn man zum Conventus eingeladen wurde. Aber egal, der Kaiser hatte es nun zumindest gehört. Vielleicht wusste er, wovon der Tiberier sprach.

  • Nachdem sich der Ausbruch von nicht sonderlich zielgerichteter Aktivität wieder gelegt hatte, sah Victor kurz nach rechts und nach links, ob nicht noch einer wieder einen interessanten Vorwurf vorbringen wollte, dann erhob er die Stimme.


    "Nunja, irgendwie konnte mich die Diskussion hier nicht richtig davon überzeugen eine sofortige Aufnahme von Artoria Medeia in den Senat zu unterstützen. Livianus ich ahlte deinen Einsatz für deine Kleinetn durchaus für lobenswert und ehrenvoll, uns ich weiß ja auch nicht wie der Imperator das sieht, aber ich denke die Aufnahme in den Senat ist etwas anderes, als die Vergabe eines Kredites, weshalb ich eine Bürgschaft in diesem Fall nicht gerade für angebracht halte.


    Um jetzt allerdings mal konkret zu werden... mich hält keineswegs das Geschlecht oder die Einstellung der Artorierin zu den Traditionen unserer Vorväter von einer Unterstütrzung ab, aber es hatte doch jeder von uns hier schon Erfahrung mit der Verwaltung und im Tragen von Verantwortung gesammelt. Jeder der hier anwesenden Senatoren war doch in der Legion tätig und ich bezweifle ernsthaft, dass man den Dienst als Praeposita Sacri Cubiculi mit einem Tribunat in der Legion vergeleichen kann."


    Einen kurzen Moment überlegte Victor dann jedoch und hob die Hand, um Einsprüche aufzuschieben.


    "Wenn ich mich recht erinnere, hat sie aber auch eine Grundausbildung in der Architektur erfahren, weshalb man ihr vielleicht den Posten des Architectus Urbi anvertrauen kann. Da kann sie sich ja bewähren und Erfahrung in der Verwaltung sammeln."


    Wenn der Kaiser dem zustimmen würde, hätte Victor zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weshalb der Praefectus Urbi den Vorschlag etwas eindringlicher vorgebracht hatte.

  • Livianus hatte sich zwar auf die Aufforderung des Praefecuts Praetorio gesetzt, dennoch war das Thema noch lange nicht für ihn gegessen, auch wenn es den Anschein hatte, als ob sich dieser verdammte Patrizier nun aus der Affäre ziehen wollte. Beweise oder Konkrete aussagen hatte er bisher noch nicht vorgelegt oder zitiert. Diesmal versuchte er wieder ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn es mittlerweile in ihm brodelte und er diesen Patrizier am liebsten eigenhändig aus dem Palast geworfen hätte. Anstatt mit Durus zu sprechen, wandte sich Livianus jedoch diesmal direkt an den Kaiser.


    „Mein Kaiser! Bitte verzeih mir meine emotionale Reaktion in dieser Sache, aber ich werde nicht mit ansehen, wie einer meiner Klienten hier derart verunglimpft wird. Ich erwarte mir, dass Tiberius Durus sofort Beweise für seine Anschuldigungen vorlegen muss. Ansonsten sehe ich mich gezwungen eine Anklage nach § 84 des Codex Iuridicialis gegen ihn zu erwirken.“

  • Erst hatte der Kaiser verärgert mit ansehen müssen, wie sich kaum jemand an der Debatte beteiligte, jetzt musste er genauso verärgert mit anhören, wie einige Herren die Debatte zu emotional führten.


    "Ich bat eben um Elan, nicht um Geschrei, Gezänk und Gezeter. Aber immerhin wird euer Einsatz nun eurem Einfluss gerecht, den ihr hier ausübt.


    Decimus Livianus, die Anklage wird abgewiesen. Für das, was in diesem Raum bei dieser Gelegenheit gesagt wird, ziehe ich die Beteiligten direkt und persönlich zur Verantwortung oder niemand tut es. Die Inhalte unserer Gespräche hier sind nicht Gegenstand öffentlicher Verhandlungen."


    Der Blick des Kaisers bleibt einen Augenblick auf dem Legatus Legionis liegen, dann schweift er wieder von einem zum nächsten.


    "Der Vorwurf, Traditionen zu missachten, ist ein schwerwiegender, zunächst einmal unbeeinflusst davon, ob nur bestimmte Traditionen gemeint sind. Kann sich vielleicht glücklicherweise einer der anderen Herren hier auch an ihre Rede erinnern, so dass wir den Fall etwas genauer beleuchten können?"


    Mit einem Zeichen gibt er dem Praefectus Urbi zu verstehen, dass er dessen Vorschlag keineswegs überhört hat und noch darauf einzugehen gedenkt.

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