Cubiculum | Lucius Flavius Serenus

  • "Meinst du geheime Gänge innerhalb der Villa, von Raum zu Raum? Oder auch Wege aus der Villa raus und wieder rein? Und wie groß soll denn die Person sein, welche die Wege benutzen soll?


    Ich und Dido kommen bequem durch die Fussbodenheizung von Raum zu Raum. Du und so eine kleine Sklavin im Haushalt könnten es auch noch schaffen. Nero und Hannibal sind schon zu groß.


    Und ich kenne die Villa nicht ganz in- und auswendig. "Das Loch" mit den Löwen, die große Waffenkammer und natürlich die Sklavenquartiere kenne ich nicht.


    Aber warum interessiert dich das? Willst du in der Nacht heimlich aus deinem Zimmer raus und dich mit jemandem treffen? Das kannst du spätestens im Garten vergessen, denn in der Nacht gibt es da viele Wachen und scharfe Hunde, die tagsüber in einem Zwinger sind. Diese Villa ist eine Festung, die sich mit wenigen Leuten gut verteidigen lässt. Die normalen Tore sind gut bewacht und in der Nacht und außerhalb des Hauses ist es ohne Leibwächter super gefährlich für uns Patrizier. Dann regieren die Ratten der Subura die Stadt."

  • Sie hatte schon bemerkt, dass die Villa eine wahre Festung war. Es schien wirklich aussichtslos zu sein nach einem Weg nach draussen zu suchen. Wenn nicht mal ihr Bruder so wirklich einen wusste wie sollte sie da einen finden?
    So rieb sie sich ihre müden Augen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Was ich machen möchte ist egal, versprech mir einfach, dass du deinen Mund halten wirst, als mein Bruder. Bitte! Ich müsste mit jemandem durchpassen genau und dieser jemand hat mindestens die Statur von Hannibal. Es muss doch geheime Gände geben wo auch größere durchpassen oder irgendwas. KAnnst du dich nicht erkundigen, etwas rausfinden? Du bist doch so gut da drinne. Serenus bitte es ist wirklich wichtig für mich, dass ich solch einen Gang finde....lebenswichtig."
    Zwar war es auch gut zu wissen, dass es innerhalb der Villa auch Wege gab von den Räumen zu anderen zu kommen, aber das half ihr nicht wirklich weiter aus der Villa hinaus zu kommen.

  • Serenus saß in seinem Cubiculum und betrachtete die Totenmaske und eine Büste von seiner verstorbenen Mutter. Der schönsten Frau, die je gelebt hatte und die noch besser aussah als Venus! Er hatte die Bildnisse aus einer Kiste entnommen, welche er wie seinen Aufapfel hütete und drei Schlösser und eine Falle hatte.


    Nachsinnend saß er in einem Korbsessel und fragte sich immer wieder, wie sein Vater sich über solch eine göttliche Schönheit wie seine Mutter mit so einer häßlichen Frau hinweg trösten konnte. So langsam kam Serenus zu dem Schuss, daß Epicharis eine Hexe war und seinen Vater verzaubert hatte. Er würde sich mal mit seinem Onkel Lucullus besprechen und wenn sich der Zauber nicht einfach lösen lassen würde, nun, dann würde er Epicharis halt beseitigen müssen. Oma hatte ihm einiges über Gift beigebracht, denn solch ein Wissen konnte ein Patrizier immer gebrauchen, wenn er sich nicht mit Wort, Macht, Gladius und Dolch behaupten konnte. Damit sah es bei ihm noch schlecht aus, aber Gift war eine Option.


    Gedankenverloren kraulte er seinen Hund, welcher den großen Kopf auf seine Knie gelegt hatte.

  • Zitat

    Original von Flavia Arrecina
    .


    "Es gibt mehrere Gänge rein und raus. Aber alle sind sie nicht für einen Besuch oder Ausflug gedacht.


    Zunächst einmal gibt es das Latrinenrohr, durch welches man theoretisch durchkommen kann und welches in der Kanalisation endet, die dann in die Cloaca Maxima verzweigt. Aber am Ende des Latrinenrohr gibt es absolut sicher ein Gitter, damit niemand auf diesem Wege in die Villa kommt. Abgesehen davon müßte man sich auf dem Weg raus dann in der Kanalisation auskennen und dort braucht man dann auch Ausrüstung wie Kreide, Seile, Fackeln, denn sonst verläuft man sich. Und so einen Eindringling riecht man. Da stinkt es so, daß niemand durch will.


    In der Küche gibt es eine Falltür, welche den Zugang zu einem Abwasserrohr bildet, wo auch Schmutzwasser und Abfälle entsorgt werden. Durch das Rohr kann man auch durchkriechen und man gelangt ebenfalls in die Kanalisation. Die Falltür ist mit einem Schloss gesichert und am Ende des Rohres soll es ein weiteres Gitter mit einem Schloss geben, falls da mal verstopft ist und man reinigen muß.


    Am Komfortabelsten ist der Fluchttunnel in der Bibliothek. Der Geheimgang durch die Bodenplatte ist nicht versperrt, kann aber von unten verriegelt werden. Man gelangt in einen kleinen Kellerraum, wo es eine stabile Gittertür mit mehreren Schlössern gibt. Aber dido und ich konnten und gerade noch durch die Gitter zwängen. Es folgt ein Kriechgang bzw. ein Gang durch den man sehr gebückt laufen kann. Der endet vor einer weiteren Gittertür, die noch viel stabiler ist und noch mehr Schlösser und Balken hat. Dahinter sieht man dann einen kleinen Raum im Fackellicht, der eine Mauerwand hat. Auf unserer Seite der Mauer liegen Stemmeisen, Hämmer und Hacken. Keine Ahnung wo du da rauskommst. Durch das Gitter passten wir nicht mehr durch.


    Den Schlüssel für die Kücheabfalltür hat sicher auch die Köchin, aber die anderen Schlüssel haben mit Sicherheit nur Sica, Onkel Senator Felix und vermutlich Onkel Gracchus.


    Also der beste Weg ist echt noch offiziell um Ausgang fragen, durch das Haupttor raus und dann versuchen verloren zu gehen. Aber das ist nicht einfach, denn die passen ja gut auf uns auf. Beinahe hätte ich es mal auf dem Forum geschafft, aber Hannibal war ganz schlau und hat einfach Nero als Spürhund benutzt um mich ganz schnell wieder zu finden. Und wenn ich Nero mitnehme, dann findet er mich auch relativ leicht wenn er sich erkundigt, denn den übersieht man nicht so leicht wie deinen Hund. Und ganz ohne Leibwächter ist natürlich noch gefährlicher, wobei du da davon ausgehen kannst, daß die dich direkt verpetzen."

  • Ein Sklave klopfte an der Tür von Serenus und dann trat er auch schon hinein, gewappnet darauf, gleich etwas an den Kopf geworfen zu bekommen. Doch die Anweisungen von Marcus Flavius Aristides, dem Vater jenes Jungen, waren mehr als klar gewesen und noch fürchtete er den Mann mehr als den jungen Flavier. Die Arme hinter dem Rücken und mit ausdrucksloser Miene wandte sich der Sklave an Serenus.


    “Salve, dominus. Verzeih die Störung. Dein Vater schickt mich, Dir eine Botschaft zu überbringen. Bitte verzeih, aber ich werde die Worte genau wieder geben müssen.“


    Er holte tief Luft, ließ Serenus dabei keine Zeit, etwas zu erwidern.


    „Lucius Flavius Serenus, Du wirst sofortig, gewaschen und in Deiner besten toga praetexta gekleidet, in das peristylium kommen und an der Verlobungsfeier teilnehmen. Des Weiteren wirst Du Dich wie ein Musterbild eines patrizischen, höflichen und liebenswürdigen Jungen benehmen, der sehr erfreut sein wird, der zukünftigen Frau von Deinem Vater zu begegnen. Dein Hund wird zudem in Deinem Zimmer bleiben, wenn er nicht schon heute für das Opfer enden soll.“


    Noch eine kurze Pause, damit Serenus das gesagte einen Moment verdauen konnte, ehe er zur Drohtirade kam.


    “Solltest Du Dich in irgendeiner Weise schlecht benehmen, Grund zur Empörung oder Schande bieten, dann wird Dein Vater dafür sorgen, daß Dein Hund die letzten, sehr wenigen Tage seines Lebens in einem Zwinger verbringen, Dein Taschengeld bis zum Ablegen der bulla an Deinem siebzehnten Lebensjahr radikal auf nihil gekürzt wird, zudem die Spinat- und Gerstentage auf das ganze Jahr ausgeweitet werden. Außerdem wird er Dir Deinen Rennwagen wegnehmen und Dir jegliche Aktivitäten auf Rennbahnen und sonstigen factioangelegenheiten in Zukunft verbieten. Die Aussicht jemals aus seiner patria potestas jedoch entlassen zu werden, werden zudem auch auf gänzlich Null sinken.“


    Jetzt machte der Sklave einen schnellen Schritt zurück.

    “So, die Worte Deines Vaters, der sehr entschlossen war und die erste Konsequenz wäre wohl eine ordentliche Tracht Prügel für Dich, dominus, und nicht für Deine Leibsklavin. Vale!“


    Und schon stürzte der Sklave hinaus. Erst einige Minuten später würde wohl ein Sklave herein kommen, um beim Einkleiden zu helfen. Aber erst, wenn der junge Mann seinen Zorn genug ausgetobt hatte.

  • Bei der Vorstellung durch die Latrinen ins Freie zu kommen zog sie die Nase kraus und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Die ganzen Wege die es gab waren entweder für Kinder oder sie waren einfach versperrt, denn sie konnte schlecht viele Werkzeuge mitnehmen und ausserdem würde man den Krach bis nach oben in die Villa hören, es war alles einfach nur noch zum verzweifeln.
    "Sag es doch gleich es gibt ausser dem offiziellen Ausgang nichts was man benutzen könnte um nach draussen zu gelangen. Die Villa ist ja ein einziges Gefängnis oder Festung oder wie man es nennen möchte. Gibt es denn wirklich nichts wo ein Erwachsener und ich vollkommen ungesehen raus können? Serenus denk nach bitte," seufzte sie und rieb sich über ihre Augen. Sie fühlte sich so schrecklich müde und fertig. Auf der Suche nach einem Ausweg, nach einer Rettung wegen Rutger wäre ihr einfach alles recht, aber es schien ja nichts zu geben und se wusste, dass die Wachen sie verraten würden, hatten sie doch den Auftrag auf sie und Serenus besonders zu achten.

  • Der Sklave war schnell und das war sein Glück. Serenus kochte vor Zorn und so verfehlte ein kleines Obstmesser, als Wurfdolch missbraucht, den Sklaven nicht nur knapp, sondern er war auch zu langsam. Das Messer blieb in der geschlossenen Tür stecken.


    Diese elende Claudierhexe hatte seinen Vater verhext. Dafür würde er sie beseitigen. Er schwankte bei der Frage, ob er die Gelegenheit ergreifen sollte es direkt auf der Verlobung zu tun oder mit seiner Rache noch ein paar Tage zu warten. Er entnahm seinen persönlichen Sachen eine kleine Kiste und stellte unbefriedigt fest, dass die darin enthaltene Giftphiole, sowie ein Ring (welcher mit Gift gefüllt werden konnte) leer waren. Verdammt! Wieso waren die leer?


    Serenus wandte sich an Dido.


    „Wir treten erst einmal einen strategischen Rückzug an. Der Plan „Prometeus“ läuft an. Wir nehmen nur das nötigste Gepäck und eine kleine Zahl an Leibwächtern mit. 5 Wächter, du, Nero und 4 Sänftenträger und 2 Trägersklaven. Dafür alles an Geld, meine Waffen und die Büste von Mama. Ich selbst packe derweil einige persönliche Dinge ein. Neue Kleidung besorgen wir uns unterwegs, also hier auch nur was für die nächsten Tage. Leichtes Gepäck ist erforderlich, denn wir müssen schnell reisen. Lass die Sänfte fertig machen. Offiziell werden wir noch ein Geschenk für meine zukünftige Stiefmutter abholen gehen, welches meine persönliche Anwesenheit von Nöten macht. Ich ja, ein geschenk werden wir besorgen. Was für Cleopatra, die Königin von Ägypten gut genug war, das wird es auch bei der Claudia tun.“


    Serenus ging zur Tür seines Zimmers, riss diese auf und wandte sich an einen Sklaven.


    „Sklave! Richte meinem Vater aus, dass ich mich selber waschen und anziehen kann. Es wird etwas länger dauern, aber meine Aufmerksamkeit wird ihm und seiner Verlobten gewidmet sein. Aber es dauert. Ich muß mich erst mal für die richtige Kleidung entscheiden. Und jetzt verschwinde. Wenn ich dein Gesicht heute noch mal sehe, dann lasse ich dich auspeitschen bis du nur noch ein blutiges Stück Fleisch bist.”


    Serenus knallte die Tür zu und ein hektisches Packen begann, wobei auch der Ulpius-Spar-Büste der Schädel eingeschlagen und die Sesterzen geplündert wurden.


    Nachdem alles erledigt worden war, an einem solchen Tag herrschte eine Hektik in der Villa, daß keiner groß etwas hinterfragte weil er nur wieder schnell zu seinen eigentlichen Aufgaben zurück wollte, kehrte Serenus ein letztes Mal in sein Zimmer zurück. In ein Tuch eingewickelt hielt er das Geschenk für Epicharis, welches er fix im Garten, nahe dem Komposthaufen, besorgt hatte. In der anderen Hand hielt er das in einen Umhang eingeschlagene Gladius seines Vaters. Da er keinen Zugang zu den beiden Waffenkammern der Villa hatte, blieb nur noch die Militärausrüstung seines Vaters übrig. Na ja, in der Legio gab es sicher genug Ersatzgladii. Die Waffe wurde verpackt.


    Dann rief er 2 Sklaven, übergab diesen 2 Verlobungsgeschenke und drohte ihnen die Kreuzigung durch Onkel Senator Flavius Felix an, wenn sie diese Geschenke in einer Stunde nicht abgeben würden und eine persönliche Botschaft ausrichtete. Damit die Sklaven wussten wann die Stunde vorbei war, zündete er eine markierte Kerze an. Dann verließ er den Raum und ließ zwei Sklaven zurück, welche sich vor Angst fast die Tunika benässten. Die Geschenke hatten es in sich.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Serenus
    "Meine zweite Aufgabe, Hannibal, besteht darin, dass du einen Plan entwickelst, wie wir uns bei Nacht und Nebel in die Subura schleichen. Ich habe Gerüchte gehört, dass es dort Zugänge zu den Katakomben geben soll, wo man zu einem gewissen „Vogelmann“ gelangen kann. Dieser „Vogelmann“ soll der beste Hehler von ganz Roma sein und angeblich kann man bei ihm die Originalausgaben Nummer 38 bis44 vom Jahrgang 87 von „Sklave Gaius ist der Beste“ bekommen. Aber mit einem großen Trupp Bewaffneter kann ich da nicht auftauchen. Die Subura ist kein Ort auf den ich als Patrizier besonders scharf bin. Da soll es Ratten so groß wie Nero geben und ganz viele Bettler, Krüppel und Kranke. Und es soll furchtbar stinken, aber da müssen wir wohl durch. Vielleicht wird es helfen, wenn wir uns Tücher mit Rosenöl unter die Nase binden."


    Sim-Off:

    Ganz übersehen.


    Woher Serenus von Vogelmann und ähnlich pikanten Informationen wusste, das fragte sich Hannibal durchaus. Und es gefiel Hannibal nicht, dass sich der Sohn seines Herrn in solche Angelegenheiten involvieren wollte. Zudem es auch noch Bereiche betraf, die die geheimen Machenschaften von so manch einem der Sklaven der Villa Flavia in sich trugen. Ob Sciurus wütend sein würde, wenn Hannibal den jungen Serenus in die Kanäle führte, war Hannibal egal, aber nicht der Unmut des auf Sardinien momentan arbeitenden Sica. Doch Hannibal, der bei weitem nicht vorhatte, Serenus in derartige Kreise einzuführen, schließlich hätte das seinem Vater mit Sicherheit nicht gefallen und nur von diesem nahm Hannibal letztendlich Befehle an, neigte den Kopf. „Sicherlich, Dominus. Ich werde mich bemühen, etwas über diesen…Vogelmann?...nun diese Person in der Subura heraus zu finden.“ Hannibal lächelte ergeben, obwohl das nur Schauspiel für den jungen Serenus war und wartete bis Serenus ihn aus dem Zimmer entließ ehe Hannibal durch die Gänge verschwand. Gaius ist der Beste und der Vogelmann, eine seltsame Koinzidenz, aber Hannibal wollte Serenus sicherlich die kleine Freude bereiten und würde versuchen, den Ausgaben habhaft zu werden.

  • Serenus saß erschöpft an seinem Schreibtisch in seinem Cubiculum und wartete gespannt auf Didos Bericht, während er einige Obststücken verschnabulierte und etwas Honigwasser trank. Auf dem Tisch lagen zwei dicke, geschlossene Ledermappen und es stand ein mittelgroßer, verschlossener Bastkorb darauf, an dem ein Zettel mit dem Wort DIDO hing und in dem sich ab und an etwas zu bewegen schien.


    Einige anstrengende Stunden lagen hinter ihm und Dido, in denen Serenus eine ausgesprochen unpatrizische Sklavenhaltung an den Tag gelegt und mit diesen Hand in Hand gearbeitet hatte.
    Einige Sklaven, die Serenus normalerweise ebenso wenig wahr nahm wie sonstige Einrichtungsgegenstände in der Villa, waren hin und her gewuselt um das Gepäck aus Baiae auszupacken, welches in Regalen und Kisten wieder abgelegt worden war. Serenus und Dido hatten dabei Wert darauf gelegt zu wissen, wo sie was davon wieder finden konnten. Serenus legte einen großen Wert auf Selbstständigkeit. Vermutlich war er auch der einzige männliche Patrizier in der Villa, der sich seine Sandalen selbst binden konnte. Serenus hatte dabei vor allem jene Kisten und Bündel ausgepackt, die Sklaven nichts angingen, wie zum Beispiel seine wertvolle „Sklave Gaius ist der Beste“-Sammlung oder die Waffen (diverse Messer und Dolche, Papas Gladius, Steinschleuder, Caesti) und die Totenmaske seiner Mutter. Ein paar weitere Bündel warteten noch auf dem Bett seiner Aufmerksamkeit. Aber jetzt war erst einmal eine Pause angesagt. Die Berge von neuer Kleidung für ihn und Dido hatten natürlich eine ganz andere Folter mit sich gebracht: „Dominus, probiere bitte das hier mal noch an, ob das noch passt.“ und „Dido, schlüpfe hier mal noch rein.“ Die gesamte alte Kleidung, welche sich noch hier befunden hatte, wurde durchprobiert und sehr vieles aussortiert. Diesen Kraftakt hatte Serenus lieber direkt hinter sich gebracht. Hoffentlich war jetzt erst mal wieder Ruhe.


    Nero hatte das Ganze in seinem riesigen Hundekörbchen auf seiner Kuscheldecke verpennt. Er schien, warum auch immer, heute total schläfrig zu sein.


    Serenus lehnte sich zurück und lauschte Didos Worten.

  • Fast genauso erschöpft wie Nero lungerte Dido auf einem weichen und flauschigen Schaffell, das nun den Marmor vor Serenus Bett zierte, damit der patriziesche Fuß am Morgen auch ja nicht auf kalten Boden sich setzen musste, sollte mal die Beheizung unter dem steinernen Boden nicht ganz optimal sein. Schließlich war Serenus ein wichtiger Stammhalter und ganzer Stolz von seiner Großmutter, die noch große Pläne mit ihm hatte. Dido wippte mit ihren Füßen hin und her, bewegte mal ihre Zehen und spähte zu Serenus nach oben. Verhalten gähnte Dido und hätte sich am Liebsten geplättet auf den Rücken fallen lassen. Wer konnte denn ahnen, dass die Rückkehr ihres Herrn sooo anstrengend werden konnte? Dennoch waren Didos Wangen gerötet wie schon seit langem nicht mehr und ihre Augen strahlten und funkelten. Denn endlich hatte die Leidenszeit in der Villa Flavia ein Ende. Sie erhielt wieder ihren eigenen Schlafplatz, in der Nähe ihres Herrn und weit weg von hustenden, keuchenden und schnarchenden Sklaven. Zudem würde das Essen besser werden und die andere Sklavenschaft würde sich nun wieder etwas mehr vor ihr in acht nehmen müssen. Oh, sie würde sich nun ganz gewiss an all den Sklaven rächen, die es ihr die letzten Monate sehr schwer gemacht hatten. Denn jetzt war sie wieder Leibsklavin und nicht irgendeine Sklavin im Haushalt. Hach, konnte die Welt und das Leben manchmal richtig schön sein. :]


    Immerhin, der Tag hatte sich gelohnt, Dido hatte einige alte Tuniken abstauben können, für die Serenus zu groß war. Wenn gleich es doch eine schmerzliche Erkenntnis für Dido war, dass ihr Herr mittlerweile größer als sie war, vor über einem Jahr war es noch genau anders herum gewesen. Doch das Schmollen darüber hatte nicht lange gewährt, insbesondere, da Dido immer wieder gespannt auf diesen ominösen Korb linste, um zu erkennen, was es damit auf sich haben könnte. Denn ihren eigenen Namen, den konnte Dido durchaus lesen. Wieder ein mal spähte sie angestrengt auf den Korb, um den Inhalt zu identifizieren, während ihr Mund schon fröhlich plapperte.


    „Aaalso, es sind ganz viele neue Leute in die Villa gekommen in letzter Zeit.“ Dido hob ihre Hand und bog einen Finger gerade. „Zuerst da kam der Lucanus in die Villa. Der ist wohl Dein Vetter oder so, weiß ich nicht so genau. Der kommt aus Hispania, der hat mir meine Schleuder auf dem Markt weg genommen. Aber nur, weil mich der blöde Sklave Laas geärgert hat, weil er mir die Zunge raus gestreckt hat. Ja...war gar nicht meine Schuld! Der Lucanus arbeitet jetzt für Deinen Onkel Aquilius. Glaub ich!“ Schon wurde der zweite Finger gerade gebogen. „Dann ist da noch eine neue Flavia aufgetaucht. Celerina heißt sie. Sie ist gerade erst in die Villa gekommen. Etwas komisch kommt die mir schon vor!“ Das war keine hohe Kunst, schließlich landeten alle neuen Menschen, die in Didos Umgebung auftauchten, erst mal auf der Liste der suspekten Objekte.


    „Dann sind da noch gaaaaaanz viele neue Sklaven. Also, der Aquilius, der hat ein paar komische Leute gekauft. Den Severus kennst Du noch, denn der war der Rutger, der Germane. Der geflohen ist, den hat Aquilus nämlich statt zu kreuzigen, verschont und ihm einen neuen Namen gegeben. Die Kreuzigung war vielleicht komisch...also er wollte erst und dann hat er doch nicht und ihn lieber wieder mit zur Villa genommen...weiß auch nicht warum. Und dann ist da noch die Bridhe, die ist die Sklavin von Aquilius und die war mit dem Severus zusammen und ist es jetzt mit Aquilius...oder Micipsa, weiß das nicht so genau. Der Micipsa ist ein Sklave von Aquilius. Der ist ein Numibier oder Nubier oder Ägypter, auf jeden Fall hat er eine ganz schwarze Haut. Und Hannibal hat für Deinen Vater auch eine neue Sklavin!“ Dido nickte ganz aufgeregt. „Sie heißt Asny und sie ist gaaaanz toll. Sie ist keine dumme Sklavin, nicht so wie die Anderen hier in der Villa!“ Dido hoffte sehr, dass Serenus Asny auch mögen würde. Es ruckelte heftig im Korb, Dido verstummte und spähte auf den ominösen Gegenstand. „Dominus? Was ist denn da drin?“, fragte Dido und versuchte einen gaaaaanz unbeteiligten Tonfall anzuschlagen.

  • Serenus hörte sich Didos Bericht genau an, während sein Blick scheinbar gedankenverloren auf den Bündeln und Packen mit neuer Kleidung für Dido ruhten, die er aus Baiae mitgebracht hatte und welche nun darüber hinaus noch durch einige abgelegte Sachen von Serenus ergänzt wurden. Wobei „abgelegt“ immer noch als „neuwertig“ gelten durfte verglichen mit Haushalten von Normalsterblichen.


    „Nun, mir deucht ich werde mit meinem großen Neffen mal ein ernstes Wort reden müssen. Von Patrizier zu Patrizier. Niemand außer mir erlässt disziplinarische Maßnahmen gegen meine Sklavin. Und sollte mein Neffe nicht einsichtig sein, so werde ich deplorablerweise gezwungen sein es ihm zu verdeutlichen, indem ich ihm seinen Sklaven Lars wegnehme und etwas kaputt machen lasse. Und wenn er meint dann zu meinem bösen Onkel Aquilius laufen zu müssen, dann gehe ich halt zu meinem Lieblingsonkel Gracchus oder zu Oma. Und dann werden alle die Ohren anlegen und sich ducken. Der hispanische Teil der Familie war schon so oft ein Stein des Anstosses und ist auch maßlos in seinem handeln. Das sieht man ja schon an der Vielzahl von Sklaven, welche sich mein ungeliebter Onkel zugelegt hat oder dass er diesen schrecklichen Rutger noch hat. Den hätte ich schon längst gekreuzigt oder noch besser den Pumpentod sterben lassen. Das dauert zwar nicht so lange, aber dabei hängen die Sklaven nicht faul am Kreuz herum. Diese neue Sklavin für Papa interessiert mich aber, vor allem, wenn sie nicht dumm ist und Hannibal sie gekauft hat. Ich will sie kennen lernen. Schicke sie nach unserem Gespräch zu mir. Zuvor wirst du aber meinen großen Neffen aufsuchen und ihm ausrichten, dass sein Onkel Serenus ihn hier zu sprechen wünscht.“


    Serenus überlegt kurz. Ja, die Sklavin konnte er hier in aller Ruhe empfangen und verhören. Woanders würden Umstehende nur große Ohren machen. Er war interessiert wozu Hannibal sie angeschafft hatte. Vor allem wenn sie angeblich schlau war. Seine verstorbene Mutter war laut Oma auch sehr schlau gewesen. Sehnte sich sein Vater etwa nach einer intelligenten Frau und wählte dafür eine Sklavin, weil er Serenus nicht wieder vor den Kopf stoßen wollte, wie er es mit der Verlobung mit dieser niederträchtigen Schlange Claudia Epicharis getan hatte. Die war in Serenus Augen zumindest nicht intelligent, denn sie war ja eine Claudia. Und die Claudia waren alle geistig Zurückgebliebene, denn ihr Vorfahre war unter anderen Kaiser Claudius. „Claudius der Stotterer“ oder besser „Claudius der Idiot“. Auf solch herausragende Vorfahren wie die der Gens Flavia konnte sich kaum eine Gens im Imperium etwas einbilden.



    „Nun, um mal zu dem Korb und seinem Inhalt zu kommen. Es handelt sich hierbei um ein Geschenk von mir für dich. Es ist der Hund meiner verstorbenen Schwester Arrecina. Offiziell! Und offiziell ist es auch ein Geschenk von Oma Flavia Agrippina an dich für treue Dienste! Dann wird keiner sich trauen noch was zu sagen oder zu fragen! Vor Oma Agrippina haben alle Angst. Außer mir, Papa und dem alten Onkel Senator Felix.“


    Serenus stand auf, öffnete den Korb und packte einen hellfarbigen Welpen im Genick und setzte diesen mit einem Ruck auf den Tisch. Der Welpe schien schon sein Gewicht zu haben.


    „Meine verstorbene Schwester hat von Papa so einen dummen und unnützen Schmusehund bekommen. Dessen habe ich mich offiziell angenommen. Der Hund im Korb ist natürlich nicht der echte Hund meiner verstorbenen Schwester. Das unnütze Vieh habe ich entsorgen lassen. Stattdessen habe ich den Hund durch einen Welpen ausgetauscht. Und zwar durch einen Molocherkampfhund wie Nero. Er ist noch klein und ein weiblicher Welpe, der gerade seiner Mutter entwöhnt wurde. Stubenrein ist er auch noch nicht und einen Namen hat sie auch noch nicht. Wenn man sich aber die Pfotengröße anschaut, dann wird der Welpe mal so groß wie Nero, aber sicherlich etwas leichter. An der Pfotengröße kann man die spätere Größe gut bestimmen. Dieses Tier ist für die Zucht ungeeignet. Der Schwanz, Rute genannt, ist eine erwachsene Zeigefingerlänge zu kurz. Außerdem wurde dem Tier von seiner Mutter das rechte Ohr zerbissen und ist lappig ausgefranst. Aufgrund dieser Mäkel sollte sie ertränkt werden. Zuerst knappte sie nach der Hand des Sklaven der sie abholte, dann paddelte sie noch im Wasser als 2 andere Welpen bereits ertrunken waren. Solche Kämpfer sind nützlich und sollten am Leben bleiben. Aber so ein Tier bedeutet auch viel Erziehungsarbeit bis man es zur Sklavenjagd oder zum Schutz einsetzen kann.
    Ach ja, aus Erfahrung weiß ich, dass du dem Hund besser nicht den Namen eines Familienmitgliedes oder Leibsklaven gibst. Das führt zu Problemen. Ich hatte mal einen Hamster namens Hannibal als ich klein und noch in der flavischen Landvilla bei Alexandria war. Der lief mir weg. Ich sagte Papa, dass Hannibal weggelaufen ist und er und Oma ließen den echten Hannibal in der ganzen Villa und der Stadt durch bewaffnete Männer suchen bis sich nach Stunden aufklärte, dass ich meinen Hamster und Papa seinen Leibsklaven meinte. Und weibliche Götternamen sind auch nicht gerne gesehen, wir haben drei Priester in der Villa. Vor allem Onkel Gracchus kann in religiösen Angelegenheiten als Pontifex so furchtbar kleinlich sein, was sicher sein Amt mit sich bringt. Er ist immer so überkorrekt. Bestimmt nennt er Tante Antonia seine “liebreizende Venus“ wenn sie alleine sind. Dann ist das in Ordnung. Nennen wir den Hund aber „Venus“ kriegt er sicher einen Anfall und es ist nicht in Ordnung. Versteh einer die Erwachsenen.“

  • Oh ja, Serenus war zurück und schon die ersten Worte, die er sprach, riefen bei Dido große Freude hervor. Fast hämisch freute sie sich über die Vorstellung, dass dieser blöde Lars ;) endlich seine ordentliche Strafe ab bekam, denn im Grunde war Dido immer noch der Meinung, dass jener Sklave mit den "Feindseligkeiten“ und dem Austausch des ersten Waffengeplänkels in diesem Krieg begonnen hatte. Schließlich hatte er ihr die Zunge heraus gestreckt. Pah, so was ließ Dido sich ganz gewiss nicht gefallen. Zufrieden grinste Dido. Von einem Ohr zum Anderen reichte das Strahlen auf ihrem Gesicht. „Ja wohl, ein bisschen kaputt machen. Das zeigt ihm schon, was Recht ist.“ Dido kicherte vergnügt und boshaft. In ihrer Phantasie malte sie sich schon zahlreiche Möglichkeiten aus, wie man Lars denn ein wenig “kaputt machen“ konnte. Dido nickte aufmerksam, gut, Aquilius = böse, Gracchus und Oma auf die Liste der Guten. Dezent und ohne eine Miene zu verziehen schob Dido jedoch die Großmutter auf den untersten Rang der Favoritenliste, sie hasste die alte Vettel, und wie!! „Pumpentod? Was ist das, Dominus?“, plapperte Dido ganz aufgeregt. Klang interessant. Dido liebte Hinrichtungen und gerade die Spektakulären waren am Spannendsten. Aber was damit gemeint war, wusste die junge Dido nicht. Zahlreiche sehr abgefahrene Möglichkeiten kamen ihr durchaus in den Sinn. „Ja, sag ich ihr natürlich, Dominus.“, versprach Dido auf das Begehren von Serenus, die neue Sklavin Asny kennen zu lernen. Dido hoffte sehr, dass Asny nicht nur Sciurus auf ihre Seite brachte, sondern ganz besonders auch Serenus. Denn Dido mochte Asny und was noch wichtiger schien, es sah so aus, dass Asny eine gewisse Sympathie für Dido hegte. Das war schon mehr als Sciurus tat, dem Dido sehr wahrscheinlich einfach egal war. Es sei denn, sie war mal für ihn nützlich. Dann sah er sie sogar länger an und sprach mit ihr. Jedes Wort saugte Dido von diesem Mann auf, ihrem Vorbild, dem sie nach zu eifern gedachte. Erneut nickte Dido brav, bei ihrem zweiten Auftrag. Sie wollte sich schon erheben und stemmte sich mit den Armen in die Höhe, um die Aufträge zu vollführen, doch Serenus gedachte das Rätsel zu lösen.


    Dido erhob sich und spähte neugierig auf den Korb. Ieeeh! Der Hund von Arrecina? Nur schwer konnte Dido den abfälligen Ausdruck verhindern, der abrupt auf ihr Gesicht trat. Sie fand diesen Kuschelhund einfach nur blöde. Ein dummer, hässlicher und blöder Köter. Pah, mit so was konnte sie nichts anfangen. Etwas enttäuscht war Dido in jenem Augenblick schon. „Hm!“, grunzte Dido missmutig. Doch als der Hund hervor kam, blinzelte sie verblüfft. DAS war gewiss nicht der Hund von Arrecina, der ja schon ausgewachsen war und zudem nicht so kräftig von der Statur. „Ohhhhhhh!“, gab Dido nun ganz verwundert von sich. Das war in der Tat nicht der dumme Hund von Serenus älteren, verstorbenen Schwester, sondern ein ganz neuer Welpe. „Ohhhhhhhhhhhhh!“, wiederholte Dido, aber nun sehr viel länger und mit einem Strahlen, was in ihre Augen trat und auf ihre Lippen in Form eines glücklichen Lächeln, was den Hauch von Unglauben trug. Ein Kampfhund? Nur für sie? Grandios, großartig, toll, toll, toll! Oh, wie sie den abrichten würde. Hah, jeder würde sich vor ihr Dido in Acht nehmen müssen, weil sie einen Kampfhund bei sich führte, der auf jeden ihrer Worte, und natürlich die ihres Herrn, hörte. Ungeduldig trippelte Dido von einem Fuß auf den Anderen, denn eigentlich wollte sie lieber froh jauchzen und Serenus einen dicken Schmatzer auf die Wange geben. Aber da Dido wusste- es glaubte, zu wissen-, dass sie dann gleich unter die Kategorie 'Blödes Mädchen' fiel, unterließ sie es und zwang diesen sehr mädchenhaften Zwang in sich herunter.


    Ihre Wangen röteten sich als sie von den 'Heldentaten' des jungen Hundes hörte und sie nickte, ganz und gar zustimmend. Nicht nur, dass das ein eigener Kampfhund war, nein, das war ein Kampfhund, der sich schon jetzt durch das Leben gebissen hatte, gleichwohl das Leben ihm höchst persönlich den Gar aus machen wollte. Dido war beeindruckt. Schnell ging sie zu dem Hund und hob ihn von der Tischplatte hoch. Der Hund knurrte leise, wedelte dann jedoch mit dem Schwanz. Dido strahlte den Hund an. „Du! Du wirst einmal all den blöden Sklaven den Hals durchbeißen. Und alle Feinde von unserem Herrn vertreiben. Ja wohl!“ Dido gluckste leise auf und sah zu Serenus. „Oh, vielen, vielen, vielen Dank, Dominus! Ich werde den sehr gut abrichten, Dominus. Und dann werden eines Tages ich und dieser Hund hier Dein Leben bis zum letzten Blute verteidigen, wenn einer nach Deinem Leben oder Deinem Hab und Gut trachtet. So wahr ich Dido heiße!“ Das meinte Dido auch sehr ernst, aber ihre Loyalität war schon vor langer Zeit tief in ihrer Seele verwurzelt worden und im Laufe der Zeit, selbst in den Monaten als sie hier in Rom alleine war, gesprossen und gewachsen. Dido würde ihrem Herrn bis zum letzten Atemzug treu sein, komme, was wolle. Das war für sie bereits in jungen Jahren klar. “Darf ich denn seinen Namen aussuchen, Dominus?“ Ja, Serenus hatte es zwar schon gesagt, angedeutet, ihr so gedeutet, aber Dido wollte noch mal ganz sicher gehen. Denn selbst wenn Dido frech war, vorwitzig und vorlaut, so wusste sie dennoch, dass Serenus der Herr war und sie seine Sklavin. “Übrigens...der Aquilius, also Dein Onkel, hat nicht nur den Rutger verschont...“, knüpfte Dido an das vorige Gespräch an. “Er hat ihn sogar auf eine Gladiatorenschule hier in Rom geschickt. Der ist jetzt sogar sein Leibwächter und lernt, wie ein Gladiator zu kämpfen...!“


    Finster starrte Dido in dem Moment vor sich hin. Nicht weil sie es empörte, dass ein entlaufener Sklave nicht umgebracht, sondern ihm noch das Kämpfen beigebracht wurde, sondern weil sie selber doch gerne das Kämpfen lernen wollte und eine richtige Amazone sein wollte, in ein paar Jahren zumindest. Der Neid, die pure, zerfressende Missgunst nagte an ihr. Der Hund fing an ihr im Gesicht herum zu lecken. Dido ging mit dem noch namenlosen Welpen zurück zu dem Fell und ließ sich dort herunter plumpsen. Den Hund stellte sie vor sich ab und begann, das abgebissene Ohr zu betrachten. Es war mal an der Zeit zu dem Thema zu kommen, was sie schon lange beschäftige. Es war schließlich höchst wichtig. “Dooominuuus?“, begann sie. So sprach sie stets, wenn sie etwas wollte. “Du stimmst doch sicherlich mit mir überein, dass dieser Hund erzogen werden muss, damit er ein guter Kampfhund wird, oder?“ Dido, die keinen Sinn für sokratische Fragetechnik hatte, sprach gleich weiter. “Darum muss man ihn früh ausbilden. Ich meine, bei Menschen ist das auch nicht anders...!“ Zu subtil...fand Dido, so kam sie lieber gleich zur Sache, damit keine Missverständnisse aufkeimten. “Ich kann später Dir bestimmt viel nützlicher sein, wenn ich auch Dein Leben beschützen kann...also, ich meine damit...ähm...vielleicht schickst Du mich auch auf so eine Gladiatorenschule, jaaa? Dann lerne ich kämpfen. Die Leute erwarten bestimmt nicht, wenn ein Mädchen oder später eine Frau gefährlich werden kann. Meinst Du nicht auch? Das ist Dir bestimmt sehr, sehr nützlich!“ Gespannt sah Dido zu ihrem Herrn. Oh je, hoffentlich lachte er sie nicht aus. Dann würden ihre Träume wie eine Seifenblase zerplatzen.

  • Beim „Pumpentod“ kommt der Sklave in einen kleinen, solide gemauerten Raum. Dort wird er neben einer Pumpe angekettet. Dann wir die Tür des Raumes geschlossen und von Außen pumpen Sklaven Wasser in den Raum. Je mehr Sklaven pumpen, desto schneller füllt sich der Raum mit Wasser. Mit der Pumpe im Raum kann der angekettete Sklave das Wasser wieder parallel heraus pumpen. Er arbeitet mit seiner Ausdauer und Schnelligkeit gegen die Sklaven außerhalb des Raumes. Ist er zu langsam, weigert er sich zu pumpen oder wird er irgendwann müde, dann stirbt er, indem er ertrinkt. Natürlich gibt es auch eine Vorrichtung, dass man von Außen im letzten Moment das Wasser wieder ablassen kann.


    Was kannst du mir eigentlich über diese Asny sagen? Wozu hat Hannibal sie gekauft?


    Und den Namen kannst du Dir aussuchen, aber wie gesagt es sollte keine Konflikte mit dem restlichen Haushalt geben. Also nenn sie besser auch nicht Hannibal, Sciurus oder Rutger, abgesehen davon dass es ein Weibchen ist.


    Du willst auf eine Gladiatorenschule um als meine Leibwächterin besser kämpfen zu können? Also am Ende gar zu einer Amazone ausgebildet werden? Nützlich wäre das schon, keine Frage. Das werden wir aber nicht durch bekommen. Zumindest jetzt noch nicht. Die bekannten Gladiatorenschulden bilden keine Kinder aus und Frauen nur sehr selten für die Arena als Amazonen. Es geht dort sehr rau zu und die Gladiatoren würden dich in der Luft zerreißen. Außerdem kostet die Ausbildung eines freien Gladiators problemlos 15.000 bis 25.000 Sesterzen und das ist selbst für patrizische Verhältnisse deutlich mehr als mein Taschengeld oder ein Kostenposten den Onkel Gracchus mal eben so ausgeben wird. Onkel Aquilius investiert also derzeit sein gesamtes Vermögen in so eine Fehlinvestition wie Rutger. Mit einer solchen Ausbildung werden wir also warten müssen bis ich andere finanzielle Mittel zur Verfügung habe. Bis dahin gilt es eher deine Ohren und Augen und deinen Geist zu schulen. Wir könnten höchstens mal sehen, dass wir die Trainingsunterweisungen meines Kampflehrers gegen Zuzahlungen unsererseits auf dich erweitern. Also Ringen und Faustkampf. Dolch wird mir Hannibal weiter beibringen. Gladius lerne ich später von Papa, wenn er wieder da ist. Ich weiß nicht, ob ich Onkel Aquilius fragen soll, ob er mir für dich diesen Rutger ausleiht. Ich mag weder Onkel Aquilius sonderlich, noch den Sklaven.


    Ganz anders mit einer Ausbildung sieht es sicher aus, wenn mein Papa wieder da ist. Der hatte in Parthia doch gar keine Gelegenheit seinen Sold auszugeben und sicher bringt er auch ganze Wagenladungen voller Schätze mit: Gold, Silber, Schmuck, Edelsteine. Dann sind 25.000 Sesterzen sicher gar kein Problem für eine Amazonenausbildung. Und einen kleinen Löwen für mich."

  • Nachdem Dido den weiblichen Welpen von allen Seiten betrachtete und höchst zufrieden mit dem Anblick war, sah sie überrascht auf als sie die Erklärung von Serenus hörte. Klang wirklich kurios, diese Hinrichtungsart, aber ganz den Sinn davon verstand Dido nicht. Sie tat es jedoch mit einem Schulterzucken ab, vielleicht kam sie ja noch eines Tages dazu, so etwas zu sehen. Die Löwung von neulich war zumindest schon nicht schlecht gewesen und Dido war voll und ganz auf ihre Kosten gekommen. Die abschreckende Wirkung, die es wohl haben sollte, dass einige der Problemsklaven dem zuschauen mussten, hatte es bei ihr nicht gehabt. Es hatte ihre Blutgier nur weiter geschürt. Womöglich gab es jedoch in der nächsten Amtszeit mal wieder ordentliche Spiele mit vielen toten Gladiatoren und Sklaven. Ein Kribbeln machte sich in Didos Nase breit, sie wischte sich über ihre Nasenspitze um ein Niesen zu verhindern. „Asny...ähm...also, Asny ist fünfzehn...oder so, glaub ich zumindest. Sie wurde auf dem Sklavenmarkt verkauft! Sie spielt die Flöte und wie! Ganz toll. Richtig toll! Und sie kann tanzen. Und sie kennt viele kluge Wörter. Sie kann so sprechen wie...Hannibal und so, sogar noch viel besser als er! Ich glaube, sie kann auch Lesen und Schreiben.“ Dido verstummte und sah verblüfft auf den Hund herunter. Eigentlich wusste sie doch erstaunlich wenig über Asny, außer, dass sie die Sklavin sehr mochte. „Sie ist noch nicht soo lange in der Villa. Er hat sie wohl für Deinen Vater gekauft.“ Dido zuckte mit der Schulter, ganz genau den Grund kannte sie nun auch wieder nicht. Verstand doch einer die Erwachsenen, wenn sie etwas wollten oder taten! „Vielleicht wird sie seine neue Leibsklavin.“ Erneut ein Zucken ihrer Schultern.


    Der Hund derweil legte sich platt auf den Rücken und streckte wohlig alle viere von sich. Die flavische Sklavin begann, ohne den Blick von Serenus abzuwenden, dem Hund den Bauch zu kraulen. Gebannt lauschte sie Serenus. Puh! Er hatte nicht gelacht, noch sie blöde an geguckt. Somit war ihre schlimmste Befürchtung erstmal abgewendet. Doch die Zahlen, mit denen er nur so herum warf, ließen ihre Augen ganz groß werden. 25 000 Sesterces? So viel Geld hatte sie noch nie auf einem Haufen gesehen. Sie hielt sich schon für unsagbar reich, wenn sie mal zwanzig Sesterces auf einmal hatte. Donnerwetter! Und verflixt! Das Mädchen bekam ein ganz langes Gesicht und zog eine Schnute. „Ich mag ihn auch nicht! Den Sklaven auch nicht!“, bekundete Dido prompt solidarisch die Antipathie gegen Aquilius und Rutger. Immerhin würde sie bei ihrem Herrn mit lernen können und vielleicht zeigte ihr Serenus dann später, wenn sein Vater zu Hause war, wie man mit dem Schwert umging. Wahrscheinlich würden sie dann wohl mit Zweigen üben müssen oder mit Holzschwertern, aber das war ja egal. Hauptsache, man konnte ordentlich und gekonnt zuhauen. Da tat auch ein Stock schon in der ersten Zeit ziemlich weh und die anderen Sklaven, oder auch die Straßenkinder, würden schon ihr blaues Wunder erleben.


    Hoffnung auf Gladiatorenausbildung, wenn der Vater zurück kam? Das hob jenen Mann, der auf der Favoritenliste schon längst verbannt wurde, wieder auf den untersten Rang, gleich unter Großmutter Agrippina. Oder sollte er gleich einen Rang höher bugsiert werden? Das hing jedoch davon ab, wie der Stand der Lage bei Serenus war. Dido verengte die Augen und musterte ihren Herrn aufmerksam. „Bist Du denn nicht mehr sauer auf Deinen Vater, Dominus? Davon hingen schließlich, wie es aussah, die Zukunftspläne als große Amazone ab. Denn nur, wenn Serenus huldvoll war, würde sein Vater wohl die Ausbildung bezahlen dürfen. :]

  • Asny kann wie Hannibal sprechen? Also Griechisch, was du eigentlich auch inzwischen können solltest, ebenso wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Dein griechischer Akzent kann dir übrigens egal sein. Mir ist aufgefallen, dass darauf nur die total eingebildeten Leute achten, die glauben wie wunderst schlau sie sind. Die restlichen 95 von 100 Leuten sind zufrieden, dass man sich mit jemanden gut unterhalten kann und selber verstanden werden. Wichtig ist nur, dass du die Sprache verstehst. Viele Leute unterhalten sich vor Sklaven oft auf Griechisch, weil sie glauben, dass diese es nicht verstehen und so kannst du alles gut mitkriegen.


    Ich glaube aber nicht, dass Asny Papas neue Leibsklavin wird. ** Ohne Hannibal ist der aufgeschmissen. Sicher kriegt Asny zum gegebenen Zeitpunkt eine nette Schleife umgebunden und dient als Geschenk für Claudia Epicharis.


    Es gibt Tage da schäme ich mich für meinen Vater. Er kann ja nicht mal richtig Griechisch oder gescheit Lesen und Schreiben. Und wünsche mir Onkel Gracchus wäre es an seiner Stelle. Aber der ist immer so steif und spießig und oberkorrekt.
    Mein Vater wird aber nach seiner Rückkehr nicht viel zu lachen haben, denn Oma ist ungehalten. Er soll endlich mal politisch in die Spur kommen und Erfolge verzeichnen. Zumindest habe ich sie so verstanden und das bedeutet, dass er von Onkel Gracchus und Onkel Aquliius unter die Fuchtel genommen wird. Natürlich bin ich noch böse auf ihn und Claudia Epicharis wird auch weiterhin nichts zu lachen haben, aber andererseits bringt mein Vater auch Wagenladungen voller Gold, Silber und Schmuck vom Feldzug mit zurück. Und das bedeutet einen kleinen Löwen für mich und wieder finanzielle Unabhängigkeit. Und er wird meine Wünsche sicher freizügiger erfüllen als Onkel Gracchus, denn der ist immerhin mit Tante Antonia verheiratet. Und die ist ja wohl eine sehr kostspielige Verschwenderin. Ich meine, du wohnst in meinem begehbarem Wandschrank hier in meinem Cubiculum, der eigentlich ein kleines Nebenzimmer ist und da passen zusätzlich zu Dir und deinem Bett immer noch 80% von deinen und meinen Sachen rein. Und bei Tante Antonia ist alles(!) voll mit Schuhwerk und Kleidung. Onkel Gracchus soll deshalb sogar einen eigenen kleinen Schrank haben und Sciurus schläft angeblich auf einem Bärenfell-Bettvorleger vor deren Ehebett, weil im Schrank kein Platz für ihn ist.“



    edit: ** 1 Satz auf Wunsch einer Sklavin editiert. Da soll mal einer sagen der liebreizende Serenus hat kein Herz für Sklaven. :wink:

  • Asny kann Griechisch? Verblüfft starrte Dido Serenus an. Hatte sie das zu ihm gesagt? Eigentlich nicht, eigentlich meinte Dido, dass Asny genauso verklausuliert und verworren wie Hannibal sprechen konnte. Nein, sie schien sogar dem Herrn, den Asny noch nicht kannte, nachzueifern, nämlich Flavius Gracchus. Aber ob Asny auch Griechisch konnte, das hatte Dido vergessen. Das mit der Flöte fand Dido auch viel spannender. Darum verzog Dido unwillig das Gesicht, denn sie hatte gar keine Lust dieses olle Griechisch zu lernen, überhaupt, über Bücher zu sitzen. Da bekam sie immer gleich ein Zucken in ihren Beinen, wie ein Zicklein, das munter über die Wiesen springen wollte. So ein Naturell hatte Dido, darum meinte sie sich selber auch besser in der Gladiatorenschule aufgehoben als an dem Tisch über muffige Schreibrollen gebeugt. Welcher Leibwächter würde schon Griechisch brauchen? Dido zuckte mit der Schulter und gab einen undefinierbaren Laut von sich. “Für die olle Schrulle?“, platzte es Dido prompt heraus. Hastig hob sie die Hand und presste sie sich vor den Mund. Denn womöglich sah es Serenus doch nicht gerne, wenn SIE die Claudia so nannte. Aber Dido hatte ja, wie schon mehrmals erwähnt, eine Liste. Auch eine Liste von Menschen, die gar nicht gemocht wurden. Und solidarisch wie Dido zu ihrem Herrn war, hatte auf die besagte Haß-Gegner-Liste auch die Claudia Epicharis ihren Einzug gewonnen. Gleich hinter Hannibal und so einen Jungen, den Dido noch von der Straße her kannte und der sich in letzter Zeit immer mehr aufspielte. So hoffte Dido inständig, dass Asny nicht verschenkt werden würde.


    Diana? Skylla? Medusa? Die Namen kamen Dido in den Sinn, während sie die Kampfhündin vor sich betrachtete und ihr das Fell kraulte. Der Hund ließ sich prompt auf den Rücken fallen und streckte alle viere nach oben, um die weiche Unterhaut zum streicheln zu präsentieren. Dido blinzelte verwirrt, wie waren denn nun die Chancen, dass ihr Herr sich dazu herab lassen würde, den Vater ihres Herrn die Ausbildung von Dido bezahlen zu lassen. Dido konnte das aus den Worten nicht extrahieren, so beließ sie es dabei. An einem anderen Tag würde sie es noch einmal ansprechen, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Dido legte den Kopf zur Seite und grinste breit. “Aber Dominus, es weiß doch jeder, dass Antonia und Gracchus nicht ein gemeinsames Schlafzimmer haben. Nein, der Herr Flavius Gracchus sucht Deine angeheiratete Tante wohl nicht oft nachts auf.“ So sagten die Sklaven, aber Dido verstand Gracchus durchaus. Schließlich wollte man nachts schlafen und nicht noch mit seiner Ehefrau spielen müssen, aber auf eine kindliche Art und Weise 8) Wobei ihr auffiel, dass sie Gracchus und Antonia nicht oft miteinander sah. Wahrscheinlich mochten die sich nicht. Dido kraulte ihren Hund und kümmerte sich nicht um die Wirren der Erwachsenen. Außerdem war die andere Neuigkeit viel aufregender. “Meinst Du wirklich, er bringt einen echten Löwen mit? Ich war übrigens vor ein paar Wochen bei einer Löwung. Da ist ein Verbrecher hingerichtet worden. Das war toll! Dann kannst Du das ja auch mit den unverschämten Sklaven der Villa machen!“ Dido strahlte von einem Ohr zum Anderen. Das war in der Tat eine aufregende Möglichkeit, die sich da auf tat.

  • Serenus schaute verwundert auf.


    „Nanu! Da tun sich ja Abgründe auf. Die sind verheiratet und haben kein gemeinsames Schlafzimmer? Ich dachte das muß so sein. Warum hat Onkel Gracchus dann so ein breites Bett? Tagsüber arbeitet Onkel Gracchus nur und in der Nacht bleibt er Tante Antonia fern. Ob sie schnarcht? Aber wann sollen sie dann Kinder kriegen, wie Oma Agrippina sich das so sehr wünscht?“


    Serenus dachte einen Augenblick angestrengt nach.


    „Die Gens Claudia soll absolut verarmt sein sagt man sich so. Deshalb versuchen sie ja auch Claudia Epicharis an meinen Vater zu verkuppeln. Die Maden im Speck. Man munkelt Onkel Gracchus hat Tante Antonia aus Mitleid geheiratet, weil es einem Patrizier gut zu Gesicht steht soziale Fürsorge zu zeigen. Glaubst du Onkel Gracchus hat eine heimliche Geliebte? Ich glaube wir sollten da mal als Spione aktiv werden und die beiden überwachen.“


    Auch wenn sich Serenus seinen Onkel, den oberperfekten Patrizier, mit einer Geliebten gar nicht vorstellen konnte. Bestimmt lag es an Tante Antonia. Wahrscheinlich war sie ganz ekelig zu seinem herzensguten Onkel.


    „Ich würde mich über einen echten Löwen freuen. Jeder Flavier hat einen eigenen Löwen, allerdings sind die nicht in der Villa untergebracht. Und so eine Löwung von dem ein oder anderen Sklaven ist sicher toll, aber dafür muß er erst mal wachsen, wenn ich denn einen bekomme. Wir können natürlich schon eine Liste potenzieller Sklaven für die Löwung aufstellen.“

  • Bedröppelt starrte Dido ihren Herrn an und verstand nur noch Bahnhof! Was redete der denn eigentlich? „Öhm, warum denn nicht? Ich würde auch lieber ein gaaaaaaanz großes Bett für mich alleine haben als den mit...ähm...ja zu teilen!“ Wozu das nützlich war, das raffte Dido auch nicht wirklich, war doch nur unbequem! Und weil dem Dominus kalt war, konnte es doch auch nicht sein, schließlich wurde in der Villa immer gut geheizt und eine Pfanne, die das Bett vorher aufwärmte war doch einem weiteren Treter im Bett vorzuziehen. Dido zuckte mit der Schulter. War bestimmt so eine Patrizierangelgegenheit, denn Dido hatte immer wieder gemerkt, dass die Patrizier sich das Leben nur schwer machten, aber selten einen praktischen Nutzen daraus zogen. Und unselbstständig waren die Herrschaften zudem. Dido hob ihre Hand und rieb sich über die Nasenwurzel, denn das Thema verkomplizierte sich zusehends. „Ja, sie sind doch verheiratet! Das genügt doch, um Kinder zu bekommen, Dominus. Dafür müssen sie doch nicht in einem Bett schlafen!“ Das sich da durchaus ein Funken Wahrheit verbarg, war von Dido gar nicht beabsichtigt, denn selbst wenn sie Graffitis kannte, wusste, dass manche Erwachsene seltsame Dinge trieben, die sehr ominös war, hatte Dido nicht den blassesten Schimmer, woher die Kinder kamen. Weder eine Waschmagd, noch eine andere Sklavin hatte es bisher für notwendig befunden, Dido mal ein paar Hinweise zu geben und Dido hatte sich einfach noch nie für so ein Erwachsenenzeug interessiert. Nö, war öde, wie der Rest, den die meisten Erwachsenen machten.


    „Eine Amica?“, fragte Dido. Sie hatte so was mal im Zusammenhang mit dem Begriff Geliebte gehört. „Vielleicht!“ Dido kraulte dem Hund weiterhin den Bauch und sah sinnend gen Decke. In ihren Gedanken kramte sie nach Erinnerungen, ob sie Gracchus mit einer Frau zusammen gesehen hat. Ein Lichtblitz tauchte in ihren Gedanken auf und sie sah zu ihrem Herrn. „Ja, vielleicht ist das die Epicharis. Ich hab sie schon mal zusammen hier in der Villa gesehen. Ist aber schon länger her.“ Dido nickte eifrig, wobei sich ihre feinen, blonden Haare in jede Richtung bewegten. „Ja, spionieren wir ihnen nach....und das mit der Liste...“ Das war für Dido nicht schwer. Die Hündin derweil drehte sich herum und erhob sich auf die breiten und welpischen Pfoten, um etwas unbeholfen, aber enthusiastisch auf Didos Schoss zu springen. Dido lächelte breit als die Hündin sie am Gesicht ableckte. „Ähm...also zuerst muss dieser Germane da rauf. Dann der Koch, der ist nämlich unverschämt, wer weiß, vielleicht will er die Flavier auch irgendwann vergiften...“ Ungeniert sprach Dido die Mutmaßung aus. "...aber gaaaanz besonders der blöde Laas!!" Der hatte schon seinen Herrn für seine Gemeinheiten ausgenutzt, jetzt würde Dido den Spieß umdrehen. Jawohl! Pah, sollte der doch sehen, was er davon hat. Dido legte den Kopf schief und blinzelte neugierig. „Wo sind denn die Löwen, Dominus?“

  • "Ich habe auch keine rechte Ahnung, wie das mit den Kindern klappt. Irgendwann werden Frauen dick, wobei Tante Antonia ja schon dick ist. Zumindest ihr Hintern. Auch habe ich gehört, daß Frauen in der Zeit der Schwangerschaft ganz dumm wurden, weil das Gehirn der Frau in den Kopf des Kindes verlagert wird. Nach der Geburt schenkt Iuno den Frauen wieder ihre Intelligenz zurück. Mal mehr, mal weniger. Angeblich muß der Mann etwas stöhnen, dann erbarmt sich Iuno um das Gestöhne zu beenden und dann wird die Frau dick. Ich glaube ich frage mal Papa wie das genau von statten geht. Der muß das ja wissen.


    Und dann spionieren wir mal Onkel Gracchus und Claudia Epicharis nach. Ob das ein geheimes Liebespaar ist? Immerhin hat Onkel Gracchus die Verlobung eingefädelt. Jede Wette diese Claudia-Lupa nutzt meinen Papa nur aus und die Claudier sind froh, daß sie einen Esser weniger haben. Die sollen ganz verarmt sein. Bestimmt kauft Tante Antonia Schuhwerk für die ganze Gens.


    Die Löwen werden nach ihrer Ausbildung in das Colosseum gebracht, wo sie mit Gefangenen bei Laune gehalten werden bis sie dann bei Löwungen zum Einsatz kommen. Wir können die sicher mal mit Hannibal oder Papa zusammen anschauen gehen.


    Aber jetzt lauf erst mal los und schicke Asny zu mir.”

  • Irgendwie erwartete Dido schon, dass gleich der 'Stein der Weisheit' fiel, der in den Teich vollem trüben Unwissen etwas Klarheit brachte, schließlich war Serenus sogar ein paar Monate älter. Außerdem war er der Herr, da hatte er doch solche Dinge zu wissen, was die Patrizier so machten und warum die Kinder denn her kamen. Doch dem war ganz offensichtlich nicht so, was Dido veranlasste, eine enttäuschte Schnute zu ziehen. Aber das mit dem Gestöhne, das klang recht plausibel. Denn es würde das erklären, was Dido immer mal wieder in der Sklavenunterkunft hörte und was sich wie das Schnaufen hart arbeitender Menschen anhörte. Sie nickte stumm, sah zu ihrem Herrn auf und kraulte dabei ausgiebig der Hündin den Bauch. „Hmh!“, gab Dido von sich und kräuselte die Haut auf ihrer Nase als sie über die Worte, die sich doch durchaus schlau anhörten, nachdachte. „Das wäre gut, Dominus!“, pflichtete Dido ihrem Herrn, denn Dido würde schon des Rätsels Lösung mal erfahren wollen und womöglich konnte der Vater ihres Herrn mehr Aufschluss geben. Insgeheim beschloss Dido jedoch, dass sie eine der Küchenmägde noch fragen würde oder jemand anderes, die schon ein Kind bekommen hatte. Die mussten es ja wohl am Besten wissen.


    Didos blaugrüne Augen blitzten auf, als Serenus den Spionageauftrag erwähnte. Das klang aufregend, außerdem würde ein weiteres Rätsel gelöst werden, nämlich warum die, die verheiratet waren, nicht zusammen waren, aber Gracchus immer mehr mit Anderen gesehen wurde. Das war für Dido nicht ganz verständlich. Sie nickte zustimmend auch wenn es ihrer Zustimmung gar nicht bedurfte, aber Serenus sollte durchaus sehen, dass Dido hoch motiviert war auch darin ihm zu gehorchen. Eilends sprang sie auf ihre Füße. „Ja, Dominus. Ich gehe sie suchen, Dominus!“ Der Welpe blieb noch etwas länger auf dem Rücken ehe er bemerkte, dass er nicht mehr gekrault wurde. Suchend rollte die Hündin sich herum und schnüffelte über den Boden. Doch schon war Dido draußen und ihre Schritte hallten in den Gängen wieder, fündig wurde Dido an jenem Tage jedoch nicht, so dass sie etwas später ihrem Herrn die Nachricht bringen musste, ihre gescheiterte Mission betreffend, aber schon läutete die Cena ein und auch so ging der Tag langsam zur Neige...

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