Antreten der IV. Centurie der I. Cohorte

Minor wartete bis die Männer weggetreten waren. Sedi würde die Quartiere inspizieren und ihm später Bericht erstatten, außerdem warteten die Gespräche der Neuen auf ihn.

Schon wieder in Gedanken verließ er den Exerzzierplatz.

Sedis Übungsplan für die Centurie sollte nun in die Tat umgesetzt und jeder einzelne auf Vordermann gebracht werden. An diesem Morgen verzichtete Minor auf den dramatischen Auftritt vor der angetretenen Centurie und fand sich als erster auf dem Exerzierplatz ein.

"Milites venite!"

[SIZE=7]Edit: Wörtliche Rede[/SIZE]

"Milites state!"

Sein Blick durch die Reihen verriet ihm, daß der ein oder andere nicht anwesend war. Anhand der Dienstpläne würde er überprüfen, wer einen Grund dazu hatte.

Er wandte sich zu Sedi. Da der den Plan ausgearbeitet hatte, durfte er ihn nun auch in die Tat umsetzten.

"Princeps Prior, deine Truppe."

Tacitus stand da in den Reihen und wartete gespannt was nun kommen würde. Sein Blick schweifte immer wieder vom Centurio zum Princeps Prior, aber auch wieder geradeaus. Schließlich wollte er nicht seine Haltung verlieren und womöglich noch Latrinen putzen müssen.

"Ich danke dir princeps!"

Minor hob seine Stimme weiter an.

"Wir werden ohne Formation laufen! Pergite!"

Daß keiner ihn überholen durfte, wenn sie sein Zeichen sehen wollten, mußte er ja wohl nicht extra erwähnen.

Er setzte sich an die Spitze seiner Centurie und schlug zum Einlaufen noch ein mäßiges Tempo an; zehn Runden dürften da wohl reichen. Jetzt würde sich herausstellen, wer seine Übungen im Winter hatte schleifen lassen.

Die Runden des Einlaufens waren vorbei und die Steigerungsläufe folgten. Minor hatte sich einige Punkte in ungefähr gleichen Abständen gemerkt, an denen er nun die Geschwindigkeit anzog. Am Ende einer Runde hieß das dann Sprinttempo. Wenn die milites Glück hatten würde ihm bald die Puste ausgehen, aber darauf sollten sie besser nicht hoffen.

Im Laufe der ersten derartigen Runde wurde Minors Atem zwar schneller machte aber noch keine wirklichen Probleme. Auch seine Beine beschwerten sich noch nicht und es sah alles aus als würde er einige solche Runden überstehen.

Der Miles Tacitus lief schon einige Zeit mit und spürte ein Stechen in seiner Brust, seine Beine zogen und er atmete schnell und unregelmäßig. Seine Kondition war wirklich nicht die beste, das sollte er vielleicht doch mal öfter trainieren aber nun ging es darum einfach nur durchzuhalten ohne möglichst dabei tot umzufallen. Er passte sein Tempo immer dem des Centurio an was er nicht wirklich angenehm fand da dieser ziemlich schnell war, jedenfalls schneller als Tacitus.

Der Atem derer, die hinter ihm liefen wurde lauter und somit auch für ihn gut zu hören. Am Beginn der zweiten Runde war er wieder in den langsamen Trott des Einlaufens verfallen, so daß sich alle Läufer etwas erholen konnten. Die erste gedankliche Markierung erreichten sie jedoch schon bald und Minor erhöhte die Geschwindigkeit wie in der Runde davor.

Sein Körper machte erste Anzeichen, daß er sich von der ersten Runde noch nicht wieder erholt hatte, aber das würde wohl allen so gehen. In einer Kurve am Ende des Platzes warf Minor einen Blick auf die Gruppe hinter ihm, um zu sehen wie nah sie noch alle beieinander liefen.

Nachdem die zweite Runde mit stetiger Steigerung der Geschwindigkeit absolviert war, sollte nun in der dritten Runde etwas Abwechslung sein. Länger als in den Runden zuvor lief er am Anfang der Runde in einem langsamen Trott, setzte dann jedoch zu einem Zwischensprint von beträchtlicher Länge an. Anschließend verfiel er wieder in die langsame Laufgeschwindigkeit ehe er abermals wieder zum Sprint ansetzte.

Tacitus musste sich immerwieder der Geschwindigkeit des Centurio anpassen was ihm zusehends immer schwerer wurde. Diese Tortur wurde doch die reinste Quälerei für Tacitus und allmählich verließen ihn seine Kräfte, doch er musste durchhalten. Das einzige das ihn eigentlich auf den Beinen hielt war seine Disziplin, er wollte niemals Schwäche zeigen.

Am Ende dieser Runde keuchte auch Minor schon ganz schön und beschloß eine geruhsamere Runde folgen zu lassen. Die Centurie hatte sich doch mittlerweile schon auseinandergezogen, was wohl auch an der erst kürzlich überstandenen Influenza bei einer ganzen Reihe von milites lag. Er beschloss insgesamt noch vier Runden auszulaufen und die erste Einheit der Operation 'Frühjahrsputz' abzuschließen, vielleicht noch mit einigen Liegestützen. Am Nachmittag war ja auch noch Zeit.

Unwillkürlich hatte er das Tempo doch wieder etwas angezogen, fand es aber nicht zu schnell zum Auslaufen.

Als Lupus nach den drei Tagen Urlaub, die er von Lucius Octavius Detritus bekommen wieder zu Castra kamm sah er wie seine Kammeraden gerade auf dem Exerzierplatz waren. Er ging langsam auf zu den laufenden Trupp hin.

Minor sah Lupus auf sie zukommen. Der Tribun hatte ihm direkt vor seiner Ernennung zum Centurio Urlaub erteilt, der nun abgelaufen war.

Die Centurie hielt geradewegs auf ihn zu und als er in Rufweite war, rief Minor ihm zu.

"Einreihen, miles!"

Er würde am Ende der Einheit noch ein paar Worte mit dem Sergier wechseln und ihn auf den neuesten Stand bringen.

Lupus schaute etwas verwundert drein, als er den Neuen Centurio erkannte, war er jetzt drei Tag weg gewesen oder drei Monate? In letzter zeit verändertet sich sehrviel in der Castra, da verlor man leichter den Überblick. Nach dem er aus dem ersten staunen rausgekommen war, reite er sich ein wie geheisen.

Das langsamere Tempo erlaubte es den langsameren milites wieder aufzuschließen, was einige von ihnen zusätzliche Kräfte zu verleihen schien. So beendete die Centurie die Runden schließlich in geschlossener Gruppe.

"Milites state! Zum Abschluß der morgendlichen Einheit werden wir jetzt noch 50 Liegestützen machen! Runter in Position und laut mitzählen!"

Auch bei den Liegestützen schloß Minor sich nicht aus.

"Unus, duo, tres, quattuor, quinuque..."

Lupus fluchte, warum mussten sie siche immer gleich in den Dreck schmeisen, kaum das man seine Rüstung frisch puliert hatte. Lupus macht aber dennoch die Liegestützen, auf das Zählen verzichtete er, der Centurio zählte ja laut genung.