Arbeitszimmer | Felix, Gracchus

  • Obwohl der Nachmittag lange nicht vorüber war, war bereits das gesamte Haus von den flackernden Flammen der Öllampen erleuchtet, welche in diesen dunklen Tagen zu kaum einer Zeit nicht brannten. Das trübe Licht und die kurzen Tage verleiteten geradezu zu Trübsal und Untätigkeit, doch gerade darum war es notwendig, das eigene Streben auf bevorstehende Ziele zu richten und voranzutreiben, zumal die Tage endlich langsam wieder länger wurden. Aus genau diesem Grunde suchte Gracchus an diesem Tage seinen Vetter auf, welcher nicht nur sein einflussreichster Verwandter, sondern gleichsam sein Patronus war. Er klopfte an der Türe zu Felix' Arbeitszimmer und wartete geduldig, bis er eingelassen wurde.

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  • Ich schreckte aus einem Tagtraum hoch, als man mir Gracchus' Besuch ankündigte. Die Vision des perfekten Standbildes... schnell versuchte ich mir einige Details zu merken, bevor das Bild verblasste. Ich würde sobald als möglich wieder mein Landgut aufsuchen müssen, um diesen Traum in reale Form zu bringen... Doch vorher warteten meine Pflichten auf mich, auch die des Patron- und Hausherr-Seins.


    "Sei gegrüßt, Gracchus. Was führt dich zu mir?"

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  • "Salve, Felix."
    Mit dem Gruß trat Gracchus in den Raum und trat zu dem auf der anderen Seite des Schreibtisches seinem Vetter gegenüberliegenden Stuhl. Dass er Felix nicht aufgrund einer kurzweiligen Lappalia aufsuchte würde dieser ohnehin wissen. Als Gracchus saß schlug er die Beine über- und legte die Hände ineinander.
    "Sicherlich weißt du bereits um die Änderungen des Cursus Honorum, welche der Imperator in seiner Weiseheit vor einigen Tagen publizieren ließ. Ich habe mich extensiv damit befasst, lag es doch bereits zuvor in meiner Absicht, mich in der nächsten Amtszeit dem Imperium erneut als Kandidat zur Verfügung zu stellen. Doch aufgrund der Änderungen befinde ich mich augenscheinlich nun mitten im Cursus Honorum, während ich vor wenigen Wochen noch gerade am Anfang stand, und ich bin nun nicht sicher, welches mein Weg weiter sein sollte. Möglicherweise wäre es angebracht das Vigintivirat nachzuholen, um zu zeigen, dass mein Ansinnen durchaus ernster Natur ist und alle Reden um Pflicht und Tradition nicht nur hohle Phrasen sind. Doch bevor ich mich zu solch einem Schritt entschließe, möchte ich natürlich zuerst deine Meinung darüber einholen."

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  • Aufmerksam folgte ich Gracchus' Ausführungen.


    "In der Tat befindest du dich durch diese Änderung mitten im Cursus Honorum. Doch, andererseits, ist dein Weg zum Konsulat noch genauso lang wie vorher."


    Ich verstand sein Dilemma.


    "Du würdest dem Namen des Cursus Honorum gerecht, das Vigintivirat nachtzuholen. Aber es findet sich womöglich kein geeigneter Kandidat für das Amt des Aedilis Plebis. In dieser Position würdest du dem Volk sicherlich mehr dienen als durch den Beweis deiner Ehre. Kennst du vertrauenswürdige Personen die an deiner Statt Aedil werden würden?"

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  • Gracchus hatte bereits damit gerechnet, dass sein Vetter sich kaum mit den Änderungen auseinander gesetzt hatte, womöglich mit den Änderungen an sich, doch nicht, welche Übergangsregelungen für innerhalb der Laufbahn befindliche Magistrate galten. Dies war natürlich verständlich, immerhin widmete sich Felix nur noch mäßig der Politik und selbst wenn er sich zu einer weiteren Amtszeit entschließen würde, um dem Consulat selbst näher zu kommen, so war er bereits über jegliche komplexe Fragestellung hinaus und konnte ohne weitere Bedenken sich zur Praetur aufstellen lassen.
    "Das Aedilat steht mir noch nicht offen, Vetter. Für das Aedilat bedarf es nun eines Senatorensitzes, doch auf jenen ist erst nach zwei absolvierten Amtszeiten zu hoffen. Es steht mir frei, zwischen einer erneuten Quaestur und dem Vigintivirat zu wählen. Da dies so ist, erachte ich das Vigintivirat für angemessener, um die Laufbahn lückenlos zu schließen. Dies bedingt auch, dass der Weg zum Consulat durchaus noch eine Amtszeit mehr erfordert, ebenso wie eine zusätzliche Amtszeit als Pause, wie auch festgelegt wurde, dass ohnehin zwischen jeder Amtszeit eine Pause liegen sollte. Dies tangiert mich allerdings nur peripher, denn von den Emporkömmlingen, die es kaum erwarten können den Sitz des Senatus Principis anzuwärmen und von einem Amte ins nächste springen ohne sich die Zeit nehmen, über ihre Taten zu reflektieren, halte ich ohnehin nur wenig. Ich spiele zudem mit dem Gedanken die Pause nach meiner nächsten Amtszeit für ein militärisches Tribunat zu nutzen, doch dies musst nicht heute entschieden werden. Erst einmal will das nächste Amt geplant sein."
    Er nahm sich ein wenig Zeit, um über Felix' Frage nachzusinnen.
    "Ein Kandidat für das Aedilat kann sich ohnehin nur aus den Reihen der Senatoren rekrutieren. All jene, welche bereits die Quaestur abgelegt haben sind, sofern sie dies nicht bereits zweimalig taten und vom Imperator bis zur Wahl in den Senat berufen werden, nicht zugelassen, und mir wäre kein ehemaliger Quaestor bekannt, welcher dieses Amt ein zweites mal besetzt hätte. Doch Senatoren gibt es viele, ich bin sicher, es wird sich darunter ein fähiger Römer finden, welcher pflichtbewusst die Gelegenheit ergreift, dem Kaiser und dem Imperium zu beweisen, dass er seines Senatorensitzes würdig ist, so unbequem er auch manches mal sein mag."

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  • Als der Redeschwall meines Vetters geendet hatte kam ich endlich zu Wort.


    "Wenn das so ist würde ich dir auch das Vigintivirat ans Herz legen. Ich werde dem Kaiser deine Bereitschaft mitteilen, dass du zur Wahl antreten wirst. Kann ich dir sonst noch irgendwie behilflich sein?"


    Eventuelle versteckte Hinweise, ich selbst möge doch für das Amt des Aedilis kandidieren, prallten wirkungslos von mir ab.

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  • "Ich danke dir, Felix."
    Obwohl Gracchus bereits zuvor sehr detailliert darüber nachgedacht hatte, ein weiteres Thema anzusprechen, so zögerte er nun dennoch. Er presste die Lippen auf- und legte schließlich die Fingerspitzen aneinander, sodann räusperte er sich kurz und begann schließlich zögerlich. Das Gespräch mit Leontia hatte kaum einen Weg aufgezeigt, die Misere auf weniger unangenehme Weise denn der Konfrontation zu beenden, so wollte er doch den Rat seines Vetter suchen, der immerhin mehr Erfahrung aufwies als sein Base, sowohl, was die Thematik der Ehe, als auch diejenige der Nachkommen betraf, vor allem und besonders aus Sicht des Gatten.
    "Es gibt da noch etwas ... sehr ... privater Natur. Wenn du mir diese Frage gesattetst ... es geht um ... nun, als du verheiratet warst ... wie oft hast du deine Gattin gesehen?"
    Die Angelegenheit war Gracchus äußerst unangenehm, weshalb er es tunlichst vermied, seinem Vetter in die Augen zu sehen, und stattdessen genauestens seine Fingerkuppen betrachtete.

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  • "Wie oft ich sie gesehen habe?"


    Eigentlich war mir sehr zu Grinsen zumute. Doch als ich bemerkte, wie verkrampft Gracchus da saß, verkniff ich es mir. Und sprach stattdessen mit todernster Stimme.


    "Mehrmals täglich, sofern es mir mein Dienst erlaubte in ihrer Nähe zu sein."


    Jetzt erst begann mir langsam zu dämmern, was er gemeint haben könnte...

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  • Erschrocken blickte Gracchus auf.
    "Mehrmals täglich?!"
    Als er sich dessen gewahr wurde, wie absurd diese Frage auf seinen Vetter wirken musste, senkte er wiederum den Blick und er murmelte leise.
    "Natürlich."
    Dies war nicht die Antwort, welche er erwartet, geschweige denn erhofft hatte. Alles lief darauf hinaus, dass er sich mit Antonia würde auseinandersetzen müssen. Womöglich war dies doch nur alles sein Fehler, sicherlich sogar. Leontia, Felix, er mochte fragen, wen er wollte, die Tatsache, dass sein Eheleben völlig unmöglich war, blieb bestehen, ebenso, wie die Tatsache, dass er selbst völlig ungeignet dafür war, sich dem allerdings dennoch fügen musste, wie allen anderen Pflichten, so deplorabel dies auch sein mochte. Er tippte seine Zeigefinger aneinander, ließ seine Hände sodann sinken. Zögerlich setzte er noch eine weitere Frage hernach.
    "Kanntet ihr euch bereits vor der Ehe?"

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  • Erstaunt sah ich meine Vetter an. Entweder seine Ehefrau war ein nerviges Ding, oder sie wusch sich nicht. Denn hässlich war sie nicht, davon hatte ich mich bereits überzeugt.


    "Oh ja. Ich habe sie kennengelernt, mich verliebt und sie erst danach geehelicht. Mein Cognomen kommt aber nicht daher."


    Ich grinste.


    "Für gewöhnlich kommt ja erst die Hochzeit, dann die Liebe. Ist es nicht so, Gracchus?"

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  • Mit seiner Ehe schien Felix tatsächlich nur gute Erinnerungen zu verbinden. Verwunderlich war dies nicht, hatte er anscheinend tatsächlich die Gelegenheit erhalten, zu heiraten, wen er liebte. Gracchus unterdrückte ein langsam aufsteigendes Seufzen. Das Konzept der Liebe hatte ihn letztenendes nur immer in Gram versinken lassen, doch es schien, als wolle dies kein Ende nehmen. Wenn es tatsächlich so war, dass er Antonia lieben musste, damit diese Ehe auch nur im Ansatz funktionierte, so sah er kaum noch Hoffnung für sie beide, mehr noch, so sah er kaum Hoffnung für jetwede Ehe. Nicht, dass er damit gerechnet hatte, dass die Ehe eine angenehme Form des Existierens wäre, doch in solcher Art, wie er sie zur Zeit führte, war sie zudem äußerst belastend.
    "So wird es wohl sein."
    Gracchus straffte die Schultern, er hatte seinen Vetter lange genug belästigt.
    "Ich danke dir für das Gespräch, Felix, doch ich möchte dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten."
    So schickte er sich an, den Raum zu verlassen, sollte sein Vetter nicht auf Gegenteiliges bestehen.

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  • Meine Worte schienen Gracchus überhaupt nicht aufgeheitert zu haben.


    "Und selbst wenn es nicht Liebe ist, die dir deine Ehe bringt, so wird sie dich zumindest mit einem oder zwei Erben beschenken. Dafür werden Ehen schließlich geschlossen, und für die Bildung von Familien."


    Damit war ein Mann jedoch noch nicht zufriedenzustellen.


    "Es ist auch keine Schande seinen Appetit zwischendurch anderswo zu stillen. Doch soll man besagte Hauptzwecke der Ehe nicht vergessen."


    Ich sah meinem Vetter ins Gesicht, um eventuelle Effekte dieser Äußerung zu bemerken.

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  • Sollte Gracchus im Laufe des Tages die Pflicht seiner Ehe vergessen haben, so erinnerte ihn sein Vetter freundlicherweise noch einmal daran, als würde die gesamte Misere nicht erst aus dem Ausbleiben der natürlichen Folge eben dieser Pflichten erwachsen. Doch vermutlich war es genau dies, was Felix mit seinen Worten bezweckt hatte und es verfehlte seinen Zweck somit nicht.
    "Ich weiß."
    Er stand steif auf und rückte den Stuhl zurück an den Tisch.
    "Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag, Vetter."
    Gracchus verließ den Raum, nicht schlauer als zuvor, ein wenig trübsinniger als zuvor, doch immerhin mit der Aussicht auf eine baldige Amtszeit, während der er der zwar nicht direkten, doch stets präsenten Nähe seiner Gattin zumindest noch ein wenig mehr durch Arbeit und Pflichten entfliehen konnte.

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  • "Ich dir auch, Vetter."


    Meine Inspiration von vorhin war verflogen. Grummelnd zog ich also eine Schriftrolle hervor und begann zu lesen.

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