Insula|1. Stock|Furia Stella

  • Zufrieden und vergnügt beobachtete Stella diskret, wie ihr Bruder den Kuchen verspeiste.
    Sie lächelte in sich hinein und nahm auch ein Stück davon. Als von dem Kuchen nichts
    mehr übrig blieb, brachte Stella eine Schale mit duftendem Wasser zum Händewaschen und
    kleine Tücher, um die Hände abzutrocknen.
    Dann sagte sie verträumt:


    "Was meine Einstellung angeht, nun ja, ... nur die Götter mögen wissen, was mich erwartet...
    Ich, von meiner Seite, werde alles versuchen, um mich beim Vorstellungsgespräch nicht
    zu blamieren..."


    Stella seufzte leicht, sie hatte die Unsicherheit in Helios' Stimme bemerkt.
    Dann wechselte sie das Thema:


    "Aber, Helios, erzähl mir ein wenig über Deine Arbeit... ist die sehr gefährlich?"

  • "Ich bin frohen Mutes, das solltest du auch sein."


    Entgegnete er ihr auf ihre Skepsis und trockente sich seine Hände nach dem Reinigen ab.
    Es bereitete ihm sichtlich Mühe darüber nachzudenken, ob und inwiefern seine Arbeit gefährlich war.


    "Nun, mir könnte leicht die Tinte ins Auge kommen oder gar der Schreibgriffel. Aber abgesehen davon, nein, gefährlich ist sie nicht. Und ich wage daran zu zweifeln, dass ich noch weiterhin so eingeschlossen meinem Herzen folgen kann. Ich weiß nicht, ich komme mir mehr wie ein Reichsbeamter vor, denn mein Arbeitstag hat mit dem eines Soldaten recht wenig zu tun. Es macht auch keinen Spass, doch es ist meine Pflicht."

  • "Oh, je... " dachte Stella nachdem Helios gesprochen hat... es klang irgendwie frustrierend...
    Sie berührte leicht seine Hand:


    "Aber Du hast schon so viel erreicht...
    Es ist keine Selbstverständlichkeit für einen junger Mann so eine
    großartige Karierre zu machen... Nun, vielleicht sollst Du Deinem Herzen
    doch folgen und eine neue Laufbahn einschlagen, die Deinen Wünschen
    entspricht und Dein Pflichtgefühl nicht verletzten wird... Wäre das möglich?"


    Und sie sah ihren Bruder fragend an...

  • Er seufzte.


    "Ich hatte es mir anders vorgestellt, etwas aufregender. Aber das haben hohe Stellungen wohl anheim, man sitzt mehr im Officium, als in der Freiheit.
    Nein, ich kann nicht weg, nicht jetzt. Die Vigiles sind dramatisch unterbesetzt und ich bin dafür verantwortlich, dass das Lager keine Probleme macht. Ich könnte zwar raus und der Lethargie ein Ende machen, doch meine Zeit gestattet es mir kaum, es gibt viel zu tun.
    Gerade sind wir aber dabei ein wenig Abwechslung zu schaffen, Militärspiele haben wir uns ausgedacht."

  • Stella liess ihren Bruder ausreden, liess ihn sein Herz ausschütten... Dann nahm sie ihre Lyra und
    sang leise ein altes Lied aus der Heimat:

    "... Sei ruhig, mein Herz, bis der Morgen sich naht.
    Denn wer sein Kommen geduldig erwartet,
    Wird bei Anbruch des Tages
    Den Lohn der Götter erhalten...
    Sei ruhig, mein Herz ................."

  • "Ein schönes Lied, Stella, du kannst richtig gut singen."


    Sprach er voller Anerkennung, auch wenn er nicht viel von Musik verstand. Doch das was er verstand war, dass sie es konnte und sogar ziemlich gut.
    So prostete er ihr zu und lächelte mild.

  • Stella freute sich aufrichtig über Helios Lob.
    Sie schaute zu ihm auf und ein heller Schein trat in ihre Augen:


    "Danke Dir, mein Bruder, es liegt mir sehr am Herzen, dass Dir mein
    Lied gefallen hat, denn ich sang es ja für Dich ..."


    Sie trank langsam von dem Wein in ihrem Becher, dann stand sie auf und machte das Fenster auf, es war schon dunkel und die
    liebliche Frühlingsluft strömte ins Zimmer. Stella seufzte leicht und fragte leise:


    "Kann ich Dir noch was anbieten? Etwas Obst, vielleicht?..."


    Und sie stellte eine Schale mit Früchten auf den Tisch.

  • "Du verwöhnst mich, Schwester."


    Sprach er lächelnd und nahm noch einen Schluck.


    "Das Lied war schön, doch kein Obst bitte, ich bin schon satt."


    Er klopfte sich demonstrativ auf den Bauch und lächelte.


    "Sag mal, warst du schon verheiratet, Schwester?"

  • Als Stella die Frage vernahm, verschluckte sie sich fast...


    "... Nun, wie Du schon weisst, bin ich im Tempel der Artemis groß geworden ...
    Die Göttin ist auch Beschützerin der Mädchen, bis diese heiraten oder sich entscheiden ihr zu dienen ... "


    Stella machte eine Pause, dann sprach sie leise:


    "... Und kurz vor meiner Entscheidung erfuhr ich, dass ich einen Bruder habe ..."


    sie sah Helios liebevoll an -


    " Ja, ... und so entschied ich mich nach Rom zu gehen, ... ich bin weder Pristerin geworden
    noch verheiratet gewesen..."


    Stella schwieg eine Weile, in Gedanken verloren,... dann wurde sie ernst:


    " Aber warum fragst Du das ?"

  • "Ich verstehe."


    Entwfuhr es ihm, bedacht wie er war, nach einiger Zeit. Er musste sich selbst schon aus den Gedanken reissen, um auf ihre Frage zu antworten. So überlegte er kurz.


    "Warum ich frage? Es interessiert mich. Viele Frauen werden ja recht jung vermählt, besonders, wenn sie dem Tempel Kosten bereiten. Aber wenn es nicht so war, müssen wir natürlich einen Mann für dich finden."


    Ein leichtes Lächeln umspielte seine Züge.

  • Bei diesen Worten wurde ihr abwechselnd heiss und kalt ..., sie hatte
    nicht einmal sein Lächeln bemerkt -


    "Aber, Helios, mein lieber Bruder, ich bin ja schon 26 ... in diesem Alter denkt man
    nicht mehr ans Heiraten..."


    sagte Stella und lächelte scheu, sie machte sich sehr wohl darüber Gedanken ....

  • Stella errötete leicht und lächelte in sich hinein ... Es hat ihr gefallen, was Helios
    sagte, sie seufzte erleichtet:


    "Wie Du meinst, lieber Bruder... , aber erzähl mir, hast Du schon eine Frau gefunden,
    die Du liebst ? ..."


    fragte Stella vorsichtig und blickte ihn zärtlich an

  • "Liebe? Liebe ist doch das Nebensächlichste überhaupt. Liebe benebelt die Sinne und hält einen Mann davon ab dem Staate zu dienen. Wenn ich heirate, dann sicherlich nicht aus Liebe, Schwester."


    Entgegnete er empört und gab das wider, was man ihn in der Einheit gelehrt hatte. Außerdem war die Frau wohl noch nicht geboren, die er mögen würde, er war äußerst wählerisch.

  • Mit so einer Reaktion hatte Stella nicht gerechnet, auf keinen Fall wollte sie ihren Bruder
    aufregen:


    " ... Es tut mir leid, wenn ich Dich mit meiner Frage
    geärgert habe, es war nicht meine Absicht, lieber Bruder ..."


    sagte sie sanft und senkte ihren Blick:


    " ... Aber, ... wenn ... wenn ... ich heirate, ... dann nur aus Liebe ... "

  • "Nicht doch."


    Lächelte Helios wieder und machte eine wegwerfende Geste mit der freien Hand.


    "Aber warum aus Liebe? Liebe nährt dich nicht, sie bereitet dir nur Kummer und Abhängigkeit?"


    Er konnte es nicht verstehen, was ihm auch nicht zu verübeln war. Die Nachteile der Liebe überwogen das Positive der arrangierten Ehe.

  • Auf diese Frage konnte Stella keine vernünftige Antwort geben, denn sie war nämlich heimlich verliebt ...
    also "benebelt", wie Helios sagen würde ... =)


    " ... Es mag sein, dass der Verstand "Ja" zu einer arrangierten Ehe sagt, aber mein Herz lehnt die ab ... .
    Nun, es ist ja bekannt, dass Verstand und Liebe kein gutes Gespann sind..."


    Stella seufzte, nahm dann eine Traube und dachte kurz nach ...
    Auf einmal überschlugen sich ihre Gedanken: wollte Helios etwa eine Ehe
    für sie arrangieren? Sie sah ihren Bruder ängstlich an ... und die Traube
    fiel herunter ...

  • "Dennoch, Schwester, aus einer rationalen Entscheidung kann die irrationale Abhängigkeit wachsen. Könntest du dir vorstellen, nicht aus Liebe, sondern aufgrund einer guten gesellschaftlichen Stellung und einem ehrenvollen Mann zu heiraten?"


    Wie sie dies aufnahm, würde er besonders beobachten müssen. Schließlich kannten sie sich noch nicht lange und er war noch immer dabei sie kennen zu lernen. Zum Anderen musste er, als Bruder, für sie sorgen, wie auch für ihre Zukunft. Normalerweise war dies eigentlich die Aufgabe des Vaters, aber dieser war verstorben und dafür Helios nun Oberhaupt der Gens geworden.


    "Eine unverheiratete Frau wird in Rom nicht gerade geachtet, man wird sich auch leicht den Mund zerreissen können."

  • Mit dem steigenden Unbehagen hörte Stella ihrem Bruder zu. Sie konnte sich nicht vorstellen, nicht aus Liebe zu heiraten,
    sagte aber nichts, wurde immer nur unruhiger, versuchte nur ihre Gefühle im Rahmen zu halten,... nicht umsonst war
    sie eine Spartanerin ... Nach einer Pause fasste sie sich dann ein Herz und sprach leise, aber mit sachlicher Stimme:


    "... Auf keinen Fall möchte ich, dass man über Deine Schwester schlecht redet und damit Deinem Ruf auch
    schadet, Helios,... ich bin zwar immer noch unschlüssig, ... überlasse aber Dir die Entscheidung ... "

  • "Das ist erfreulich."


    Sagte er lächelnd und trank noch einen Schluck.


    "Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, ob ich nicht ein kleines Domus außerhalb der Mauern Roms kaufen sollte. Rom und die sommerliche Hitze ergeben zusammenaddiert die Qual, die man schon jetzt fast spüren kann. Es wird einfach zu heiß und stickig."

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