• Der Duumvir betarat den Raum. Er war etwas zu spät, das wusste er.


    Nun ging er auf direktem Wege zum Podest und verkündete:


    "Liebe Freunde, im Mordfall des Lorencius habe ich den Centurio Statorum darum gebeten die Ermittlungen zu übernehmen. Wie ihr alle gemerkt habt, so sind unsere eigenen Ermittler unfähig etwas herauszufinden. Ich werde für die nächste Woche eine Weitere Sitzung ansetzen, bei der darüber diskutiert wird, was wir unternehmen.Außerdem hoffe ich wird dann der Centurio Statorum anwesend sein, wie ich hoffe."


    Nachdem niemand etwas dazu sagte verließ der Duumir wieder den Raum, dicht gefolgt von den anderen Mitgliedern.

  • Die erste Sitzung des neu eingeführten Ordo Decurionum fand in einer relativ großzügigen Aula statt. Der Raum war mit Scherenstühlen bestückt, die um einen langen Eichentisch herum platziert waren. Vor Kopf saß Witjon, der sich gerade von einem Curiasklaven verdünnten Wein anbieten ließ. Auch wenn er lieber Bier oder Met trank, so folgte er heute lieber den römischen Sitten, waren die geladenen Personen seines Wissens doch ausschließlich Römer.
    Bald traten auch schon die ersten Machtmenschen des friedlichen Städtchens Confluentes ein und begrüßten den Magistratus. Spurius Cluentius Stolo und Faustus Gavius Geta waren nun bereits anwesend. Jetzt fehlten nur noch der Praefectus Alae Octavius Sura und Manius Pacidius Globulus. Und vielleicht kam ja sogar noch dieser Decurio Albius Decius.
    Wein wurde angeboten und ein Tablett mit gefüllten Oliven und Käsesnacks auf dem Tisch platziert, so dass die Wartezeit mit gemütlichem Plausch und einer kleinen Stärkung überbrückt werden konnte.

  • Mit leichten ungekämmten Haar, da ich es mir nicht nehmen ließ mit dem Pferd zur Sitzung zu kommen betrat ich in einer nicht gerade pompösen, aber doch militärischen Rüstung die Aula. Mir war zwar bewusst, dass es nicht passte, da das eine zivile Angelegenheit war, aber mit einer Toga hätte ich nicht reiten können, und eine Tunika wäre noch unangebrachter gewesen. Ich ließ diese Erklärung den anderen Anwesenden jedoch aus, da sie hoffentlich wussten, dass ich doch ein Soldat, als einer ziviler Beamter war. Ich begrüßte alle kurz mit einem kurzen Lächeln und Nicken, da ich sie noch nicht kannte - aber wahrscheinlich bald kennen würde - und setzte mich dann an einen mir zugewiesenen Platz, wo ich schnell versuchte die Haare mit meinen Händen zu glätten.

  • Der Praefectus erschien ebenfalls und wurde mit einem freundlichen Kopfnicken aber auch mit einem interessierten Blick ob seiner Rüstung begrüßt. Witjon ließ diese Aufmachung des Soldaten jedoch unkommentiert und beschränkte sich auf einen Hinweis, dass man sich am Wein und den Oliven und anderen Snacks auf dem Tisch bedienen dürfe. Dann traf auf bald Manius Pacidius Globulus ein. Nach einiger Zeit des Wartens entschied Witjon, dass der Decurio vermutlich nicht mehr eintreffen würde und eröffnete die Sitzung.


    "Salvete ehrenwerte Cives von Confluentes. Ich begrüße euch herzlich zur ersten Sitzung des Ordo Decurionum dieser Civitas!"


    Eine kurze Pause, während der er eine Wachstafel zur Hand nahm, dann ging es weiter.
    "Meine Herren, ihr alle habt euch entschieden, an diesem Rat teil zu haben und der Stadt Gutes zu tun. Womöglich kennt ihr euch bereits, vielleicht auch nicht. Darf ich vorstellen..."
    Witjon stellte die mächtigsten Männer von Confluentes gegenseitig vor und fuhr dann mit seinen Worten fort.


    "Der Einfachheit halber möchte ich nun zunächst den wichtigsten Punkt der Tagesordnung verlesen und mit euch besprechen.
    Nämlich die Bedingungen eures Beitritts in den Ordo.


    Die Regionalverwaltung verlangt einen Mitgliederbeitrag, den jeder Neuling zahlen muss. Habt ihr in der Hinsicht bereits Vorstellungen? Ich halte einen Betrag von glatten tausend Sesterzen für angemessen."
    In einer Ecke saß der Scriba Antoninus und führte fleißig Protokoll, während die Decuriones in Spe anfingen zu murmeln.


    Sim-Off:

    Zum Vergleich: In Mogontiacum werden 1200 Sz fällig.

  • Während einige meiner Nachbarn zwar ein wenig verstört und empört schienen blieb ich gelassen. Nachdem ich mich kurz mit meinem Sitznachbar, Gavius Geta, unterhalten hatte - scheinbar ein recht wohltuender Mensch, den ich bisher nicht kennengelernt hatte, der aber auch nicht verriet, was er genau machte, um sich dies leisten zu können, was mich aber auch nicht alzu sehr interesierte - wartete ich auf ein Zeichen der Ruhe, meine Zustimmung war aber sicher also nickte ich schonmal im Voraus. Mit meinem Gehalt konnte ich das gut vereinbaren.


    Sim-Off:

    mit meinem WiSim-Gehalt jedoch nicht, da ich nicht mehr in der WiSim aktiv bin.

  • Witjon gebot mit einer beruhigenden Geste Stille im Sitzungsraum und sprach weiter. "Aus dem Tenor der Versammlung darf ich schließen, dass der Beitrag von tausend Sesterzen anerkannt wird?"
    Das Gros der Anwesenden nickte noch einmal bestätigend oder verhielten sich ruhig, so dass Witjon diesen Punkt auf seiner Liste zufrieden abhakte.


    "Gut. Nun zum nächsten Punkt. Nämlich der gesetzlichen Vorgaben des Ordos. Ich möchte mich hierzu auf das Gesetz bezüglich des Ordos, geltend für die gesamte Provincia Germania, beziehen."
    Er hielt die Abschrift hoch und verlas sie laut und deutlich, so dass jeder Punkt gut verständlich war und sich jedem der Anwesenden ins Gedächtnis brannte.



    Ordo Decurionum -
    Provinciae Germania


    Der Ordo Decurionum bildet den Zusammenschluß von engagierten Bürgern und Honoratoren einer Stadt, die sich dort verdient gemacht haben.


    §1 Mitgliedschaft - Vorraussetzung


    (1) Anwärter für die Aufnahme in den Ordo müssen Bürger der Stadt sein, aus ihr stammen oder eine Villa oder Casa in dieser unterhalten. Der Anwärter muss frei geboren und mindestens Peregrini sein. Es besteht auch die Möglichkeit Freigelassene in den Ordo aufzunehmen. Näheres regeln die betroffenen Städte.


    (2) Duumviri sind automatisch Mitglieder des Ordo Decurionum.


    (3) In den Ordo Decurionum können auch Mitglieder des Ordo Senatorus oder des Ordo Equester aufgenommen werden.



    (4) Die Ernennungen der Ordo-Mitglieder finden durch die Duumviri der Städte statt, müssen aber durch den Statthalter bestätigt werden.


    (5) Ein Mindestbetrag für die Mitgliedschaft in den Ordo ist durch die Städte zu bestimmen. Die Mitgliedschaft ist nicht allein von der Zahlung des Beitrages abhängig, sondern auch vom Engagement, welches der Decurione in die Gestaltung und Verschönerung der Stadt mit einbringt. Beitrag und Beitragszeitraum können und sollten dem Bedürfnis der Stadt immer wieder angepaßt werden. Näheres regeln die betroffenen Städte.



    §2 Der Stadtrat


    (1) Die Mitglieder des Ordo Decurionum sind auch Mitglieder des Stadtrates und entscheiden bei der Verwendung von finanziellen Mitteln und Bauvorhaben mit.


    (2) Die Mitglieder werden auch bei der Besetzung der Stadtverwaltung berücksichtigt.



    §3 Beendigung der Mitgliedschaft


    (1) Die Mitgliedschaft im Ordo Decurionum endet mit dem Wegzug des Mitgliedes aus der Stadt, oder wenn der Stadtradt geschlossen ein Mitglied ausschließt, oder der Decurione nicht mehr in der Lage ist, seinen Beitrag zu leisten. Näheres regeln die betroffenen Städte.



    §3 Sonstiges


    (1) Die Mitglieder des Ordo Decurionum erhalten freien Eintritt in die Thermen, das Theater oder weiteren städtischen Einrichtungen, die die Entrichtung eines Entgeltes vorsehen.


    §4 Gültigkeit des Gesetzes


    (1) Dieses Gesetz regelt die Rahmenrichtlinien des Ordo Decurionum der Städte in der Provincia Germania. Die einzelnen Bestimmungen und Richtlinien werden von den Städten in eigener Verantwortung erlassen.


    (2) Das Gesetz kann durch die Curia Provincialis, oder den Statthalter für ungültig erklärt werden. Ebenso sind die einzelnen Bestimmungen der Städte an diese Richtlinien gebunden.


    "Gibt es dazu Fragen?"
    Kopfschütteln und Verneinungen von einigen im Raum, ein erwartungsvoller Blick von Witjon in die Runde.


    Sim-Off:

    Alles klar, das hatte ich völlig übersehen. :rolleyes:

  • Die erste Frage bejahend, lauschte ich dann dem Gesetz. Auch dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Es schränkte mich weder groß in meiner Arbeit als Praefectus Alae ein, sondern gab mir eher eine weitere Beschäftigung. Die sich insofern lohnte, dass die Ala vielleicht auch ein wenig mehr in der Stadt annerkannt wurde. Folglich schütellte ich, wie andere auch den Kopf und wartete auf den nächsten Punkt.

  • "Gut, dann weiter in der Tagesordnung." nickte Witjon zufrieden.
    "Die Formalitäten müssten soweit abgeschlossen sein, deshalb komme ich auf ein Thema zu sprechen, das vermutlich erst in der nächsten Sitzung eingehender behandelt werden kann. Und zwar handelt es sich um die Infrastruktur und Sicherheit der Stadt. Hierzu möchte ich drei Punkte verlesen, die ich bereits der Regionalverwaltung gegenüber aufgeführt habe."
    Er nahm eine Abschrift eines Auszugs seines letzten Berichtes zur Hand und verlas sie laut.



    [...]


    III Waffenschmuggel in Confluentes und Umgebung


    Ich habe kürzlich die Kontrollen an den Stadttoren von Confluentes verschärfen lassen und prompt ging den Vigiles ein Waffenschmuggler ins Netz. Der Mann ist Kelte und gehört offenbar einer Schmugglerbande an, die sowohl römische, als auch germanische Waffen handelt. Der Verhaftungsbericht liegt dem Bericht bei.



    IV Vorbereitungen auf den Winter


    Die diesjährige Ernte war sehr ertragreich, die Bauern haben volle Getreidelager und die Stadt ist für den kommenden Winter ausreichend versorgt. Hungersnöte sind nicht zu befürchten.
    Des weiteren wurde die Rhenusbrücke inspiziert. Es konnten keine fatalen Mängel festgestellt werden. Kleinere Beschädigungen müssen im Frühjahr des nächsten Jahres ausgebessert werden.



    V Infrastruktur und Zustand öffentlicher Einrichtungen


    Das Straßennetz in und um Confluentes ist in mehr oder weniger akzeptablem Zustand. Einige Schlaglöcher auf den Landstraßen werden noch vor Wintereinbruch ausgebessert, weitere Vorkehrungen müssen auf den nächsten Frühling verschoben werden.
    Der Zustand der öffentlichen Einrichten, also der Curia, der Stadtmauer oder zum Beispiel der Hafenanlagen sind nicht zu tolerieren. Die Stadtmauer insbesondere muss spätestens im nächsten Frühjahr komplett überholt werden. Bis dahin werden hölzerne Behelfsbefestigungen eingesetzt, die die steinernen Mauern verstärken sollen. Da keine großangelegten Stammeseinfälle in dieser Region zu erwarten sind, ist eine Gefährdung der Stadtbevölkerung nicht anzunehmen.


    [...]



    Der junge Magistratus schaute von der Tabula auf und machte eine kurze Pause, dann setzte er wieder an.
    "Zu Punkt eins, Waffenschmuggel: Ich bitte dich, Praefectus, die Kontrollen deiner Patrouillen im Umland von Mogontiacum und am Limes entlang zu verstärken und genauer durchzuführen. Vielleicht gehen uns in nächster Zeit des öfteren noch solche Ladungen ins Netz.


    Zu Punk zwei und drei gibt es nicht viel zu sagen. Das Thema wird in diesem Gremium frühestens nächstes Jahr ernst diskutiert werden. Dann sind die neuen Magistrate und Duumvirn gewählt und bis dahin sollte auch ein ausreichend umfangreicher Überblick über die Situation der Stadt herrschen, so dass man über Baumaßnahmen und Reparaturen im großen Stil nachdenken kann."


    Er musste erstmal einen Schluck des verdünnten Weins trinken, seine trockene Kehle befeuchten, ehe er noch hinzusetzen konnte:
    "Meine Herren, gibt es dazu irgendwelche Fragen oder Anregungen? Irgendetwas, das ich vergessen haben könnte?"

  • Ich nickte, als er mich auftrug, die Patroullien zu verstärken. Wir hatten eh genug Nachwuchs, da würden sie sich bestimmt um ein wenig Abwechslung freuen. Ich beschloss gleich meine neuen Decurionen daran zu setzen. Die anderen Dinge waren jedoch solche, von denen ich wenig wusste, und das Gremium scheinbar auch noch nicht sofort gebraucht wurde. Ich nickte zwar zustimmend, da ich es immer recht interessant fand, etwas anderes als nur das Militär zu kennen, aber Anregungen oder Fragen hatte ich dazu nicht. Insofern schüttelte ich sanft den Kopf, und die meisten taten es mir gleich.

  • Keine Fragen, keine Anregungen, keine Vorschläge. Dann weiter im Programm. Witjon kam zum letzten Punkt auf seiner Liste, der ein persönlicher war.
    "Nun denn. Ich möchte dann zum letzten Punkt auf meiner Tagesordnung kommen, der mich persönlich betrifft.
    Ich werde mich aus dem Amt des Magistratus zurückziehen und nach Mogontiacum zurückkehren. Meine Aufgaben hier sind erfüllt, der Ordo Decurionum nun einsatzbereit und die Ordnung weitestgehend wiederhergestellt.
    Aufgrund meines Rücktritts würde ich nun gerne die Wahl eines Vorsitzenden durchführen, der von da an als Wortführer fungiert und die Sitzungen einberuft. Gibt es hierfür Freiwillige?"
    fragte er schmunzelnd.

  • Langes Schweigen.


    Sehr langes Schweigen.


    Neugierig tauschten sich die Blicke, und jeder schielte zu jedem. Ein wenig schandhaft fand ich das schon, waren das doch alle ehrenwerte Bürger. Ich war nicht mal hier einheimisch. Ich kam aus dem fernen Rom, ich war kein Provinzler - aber nein, diese faulen Säcke wollten nicht für ihre Stadt aufstehen. Ich räusperte mich schließlich, doch bevor alle anderen schon Seufzer der Erleichterung ausstoßen konnten fragte ich: "Was genau wären die Aufgaben und wie regelmäßig ist eine Sitzung geplant?"

  • Witjon wollte sich schon auffordernd räuspern, als Sura sich zu Wort meldete.
    "Die Aufgaben sind überschaubar. Als Wortführer erteilst du den Decurionen das Wort, verliest die Tagesordnung, leitest die Sitzungen und berufst diese außerdem ein. Die regelmäßigkeit der Sitzungen möchte ich den Decuriones selbst überlassen. Ihr könnt euch wöchentlich, monatlich, oder auch nur wenige Male im Jahr treffen, hauptsache diese Stadt verkommt nicht." grinste Witjon in die Runde.

  • Nach erneuter etlicher Zeit schweigen räusperte ich mich schließlich. "Wenn sich niemand anderes aus den Reihen dieser ehrenwerten Herren dazu bereit erklärt, so würde ich mich zur Verfügung stellen." Obwohl es doch eigentlich bekannt sein sollte, dass gerade ich als ein Mann des Militärs nicht für immer in Confluentes sein sollte, aber vielleicht hätten sich ja bis dahin noch andere Männer gefunden, die meinen Platz einnehmen würden. Ich blickte durch dir Reihen, und schließlich wieder zum jetztigen Wortführer.

  • "Gut. Vielen Dank. Ich denke die anderen Decuriones können sich an dir ein Beispiel nehmen, Praefectus." sagte Witjon aufatmend und mit Tadel in der Stimme.
    "Da das nun geklärt ist, würde ich die Sitzung für heute gerne schließen. Noch irgendwelche Fragen? Ansonsten schlage ich vor, dass die nächste Sitzung spätestens in zwei Wochen stattfinden sollte. Bis dahin sind die Wahlen entschieden und die neuen Beamten der Stadt werden sich mit euch in Verbindung setzen."
    Er wartete noch einen Moment, ob es noch Fragen gab, dann würde Witjon einpacken und dieses Kapitel ebenfalls endlich abschließen.

  • Eine weitere Schweigerunde, beantwortete die Frage nach Fragen. Zufrieden lächelnd blickte ich in die ein wenig peinliche berührten Gesichter der Anderen. Dann blickte ich wieder zum jetztigen Wortführer, und wartete eigentlich auch nur noch darauf, entlassen zu werden, da es im Castell auch noch Arbeit gab.

  • Witjon nickte lächelnd. "Nun, dann schließe ich hiermit diese Sitzung. Ich wünsche euch noch einen angenehmen restlichen Tag. Valete bene."
    Damit packte er seine Sachen und machte sich im allgemeinen Aufbruchsgewirr aus dem Staub. (:D)

  • Ich hatte für diesen Tag eine Sitzung einberufen. Als Vorsitzender war ich natürlich als erstes da. Während ich auf meine anderen Kollegen wartete schrieb ich die Ordnung auf. Es waren ziemlich wenig Punkte, einer davon jedoch ziemlich wichtig. Ich blickte auf, als Manius Pacidius Globulus. reinkam, sich kurz verbeugte und sich auf seinen Platz setzte. Er war ein Sturkopf und hatte eine Glatze, aber ein guter Politiker. Und pünktlich. Ich nickte nur und formte mit meinem Lippen ein Salve, welches jedoch nicht erwiedert wurde. Ich nahm mir eine Traube aus den bereitgestellten Schüsseln und schmiss sie dank jahrerlange Übung gekonnt in meinen Mund. Zeitgleich kam Spurius Cluentius Stolo herein, das krasse Gegeinteil von Globulus. Jung, Wuschelhaare, drei-Tage-Bart, stürmisch. "Moin, moin zamm!", begrüßte er die Runde. "Salve.", erwiederte ich knapp. Kurz drauf war die Runde vollkräftig, und ich ließ schon am Anfang die Katze aus dem Sack.


    "Ich freue mich, dass alle den Weg hierher gefunden haben, auch wenn es relativ kurzzeitig angekündigt wurde. Und ich will auch gleich den wichtigen Punkt verkünden: Ich werde Confluentes wieder verlassen. Der Kaiser sandte mir ein Brief, und bat mich nach Rom zurück zukehren, wo ich eine neue Aufgabe überwiesen kriege." Eine Kurze Pause für allgemeines Gemurmel. "Das heißt natürlich, dass hier ein neuer Vorsitz gewählt werden muss, da ich nicht mehr lange erhalten bleiben werde. Gibt es inzwischen Freiwillige?" Ich blickte in die Runde und auf schweigende Münder.
    "Cluentius, ich hörte du könntest noch eine Aufgabe gebrauchen, was würdest du davon halten?" Der vorlaute Jüngere wurde ein wenig rot. Die anderen nickten zustimmend. "Nunja... wenn sich kein anderer der Ehrenwerten Herren hier dazu bereiteklärt, von mir aus." - "Na, wunderbar. Dann komm mal hier vor.", lud ich ihn erfreut ein. "Du kennst ja die Aufgaben, hier zum Beispiel sind die Sachen, die wir heute noch besprechen müssen, na dann hau mal rein." Ich übergab dem Jungen, der jedoch ein hervorragender Redner war die Wachstafel, blickte in die Runde, meinte nur schnell "Vale!" und verschwand durch die Tür. Ich war nie wirklich in ein tieferes Gespräch mit meinen Kollegen hier verwickelt gewesen, höchstens in die ein oder andere politische Diskussion. Als engerer Freundeskreis, der eine größere Verabschiedung verdient hätte, bewertete ich die Curia jedoch nicht.

  • Seit Sermo letztem Besuch in Confluentes waren nun bereits Wochen vergangen und nur wenige Nachrichten waren seither zu ihm vorgedrungen. Wenigstens hatten die Scribae es geschafft dem Ordo Decurionum die Organisation der Wahlen aufs Auge zu drücken, von deren Ergebnis sich Sermo jetzt persönlich überzeugen wollte. Immerhin konnte er es nicht dulden, dass in unmittelbarer Nähe seines Amtssitzes eine funktionsuntüchtige Verwaltung ihr Unwesen trieb.


    "Der Procurator Civitatium Iullus Quintilius Sermo!" kündigte Issa auch diesmal seinen Herrn an, der in Begleitung zweier Liktoren und einiger weiterer Amtshelfer die versammelten Honoratioren aufsuchte. Denn es war eine Versammlung des Stadtrates einberufen worden, in der sich die kürzlich gewählten Amtsträger vorstellen sollten, so dass Sermo sich davon überzeugen konnte, dass sich im Folgenden der städtische Betrieb wieder normalisierte.


    "Verehrte Herrschaften, Decuriones, Veteranen," adressierte daraufhin der eine der Duumvirn die Stadtväter, die zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus altgedienten Männern der Ala II Numidia bestanden, die sich nach abgelaufener Dienstzeit und dem Erhalt des Bürgerrechts in Confluentes niedergelassen hatten.
    "Begrüßen wir den hochgeschätzten Procurator Civitatium Quintilius. Herzlich willkommen in Confluentes, ehrenwerter Procurator!"
    Unter Applaus ließ Sermo sich auf dem Ehrenplatz unter den Beisitzern nieder und nickte dankend in die Runde, die Hände beschwichtigend erhoben um Ruhe zu erbitten. Er wollte hier keinen Rummel um seine Person. Beziehungsweise: Er wollte, dass es so aussah, denn eigentlich badete er gern in Jubel und Lob.
    "Decuriones, der hohe Procurator ist heute hier, um die neuen Magistrate unserer geliebten Civitas zu begutachten und in ihr Amt einzuführen. Dem wollen wir nun nachgehen." Ein Schreiber trat unauffällig an ihn heran und reichte eine Tabula, auf der die Namen und Amtsbezeichnungen aufgelistet waren.
    "So mögen vortreten die Magistrate Sextus Hosidius Sabula, Memmius Plotius Mela, Lucius Fuficius Barbillus und Faustus Atinius Laevus."
    Die benannten Personen traten vor und gaben eine kurze Vorstellung ihrer Herkunft, bisherigen Tätigkeiten und Motivationen. Sie entstammten hauptsächlich Kaufmanns- oder Veteranenfamilien, wie Sermo es erwartet hatte in einem Castellvicus.
    "Vielen Dank, werte Herren," entließ der Duumvir daraufhin die Magistrate und gab seinem Amtskollegen einen Wink. "Nun zu den Duumvirn. Das sind mein geschätzter Kollege Caius Pinarius Menecrates und ich. Procurator, wir versichern dir inständig, dass es unter unserer Führung in der hiesigen Verwaltung nicht noch einmal zu solch katastrophalen Mißständen kommen wird wie in der Vergangenheit geschehen!" Die beiden Duumvirn nickten eifrig und machten ernste Gesichter, um ihre Beteuerungen zu bekräftigen.


    "Schon gut, ich bin von eurer Kompetenz überzeugt," ließ Sermo die Versammelten wissen, als er sich erhob und zu einer kleinen Ansprache anhob...

  • ...zu einer kleinen Ansprache anhob, die dieses kleine Häufchen Decuriones - man bedenke die geringe Einwohnerzahl von ca. 1000 Menschen in Confluentes und die dementsprechend geringe Größe des Stadtrates - ordentlich auf Linie bringen sollte.


    "Werte Stadtväter, als Procurator Civitatium ist es meine Aufgabe eine strenge Aufsicht über die Geschäfte der Stadtverwaltungen zu führen, wie ihr alle wisst. Und ihr wisst auch, dass das nötig war!"
    Er warf einen strengen Blick in die Runde.
    "Nun sollen andere Zeiten anbrechen. Ihr Honoratioren erhaltet die einzigartige Möglichkeit, Confluentes von Grund auf neu zu gestalten. Nutzt eure Chance! Nutzt die Möglichkeiten, die euch die Lex Provincialis bietet und schafft eine neue Grundordnung für eure Gemeinde!"
    Ein weiterer bedeutungsschwangerer Blick ging durch die Runde der Anwesenden, wo er begeisterte wie beschämte Gesichter erblickte, jedoch auch den einen oder anderen Decurio, der sich offensichtlich angegriffen fühlte. Das scherte Sermo jedoch wenig, denn wer seine Stadtverwaltung im Vorhinein so verkommen ließ, der hatte es nicht anders verdient.
    "Ich fordere daher, dass ihr unverzüglich zur Bildung einer Lex Civitatis Confluentium tagt! Zwei Wochen sollt ihr Zeit haben, um Vorschläge auszuarbeiten, dann will ich den ersten Bericht über die Fortschritte des Rates auf meinem Tisch haben. Wenn ihr es nicht innerhalb von vier Wochen schafft, einen Gesetzesvorschlag in diesen Hallen vorzulegen, sehe ich mich gezwungen wiederzukommen und nach dem Rechten zu sehen."
    Ein weiterer strenger Blick traf die Versammelten.
    "Honoratiores, ich bin hier in Roms Namen und ich werde dafür sorgen, dass ihr römische Ordnung und Sicherheit nicht durch Tatenlosigkeit und Unorganisiertheit gefährdet! Ich denke das dürfte nun allen klar sein." Nach diesen insgesamt doch recht harten und autoritären Worten wandte Sermo sich in beinahe plauderartigem Ton an die Duumvirn. "Meine Herren, ich denke meine Arbeit ist hier für's erste getan. Danke für eure Zeit. Ich höre dann von euch." Und damit verließ er würdevollen Schrittes die Hallen des Stadtrates und verließ dieses jämmerliche Kaff in der Hoffnung, dass er nicht noch einmal würde herkommen müssen.

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