[Officium] Curator Aquarum

  • Officium Curator Aquarum


    Spurius Purgitius Macer



    Der Curator Aquarum ist Leiter der Wasserversorgung der Stadt Rom und untersteht dem Praefectus Urbi.

  • Geradewegs von seinem Gespräch mit dem Praefectus Urbi, der ihn in sein Amt berufen hatte, kam Macer gemeinsam mit einem seiner Sklaven und einigen Klienten in sein neues Büro. Es war frisch eingerichtet worden, da das Büro seines Amtsvorgängers inzwischen für andere Zwecke belegt war. Macer steckte den Schlüssel ins Türschloss und schob den Riegel beiseite. Licht fiel in den Raum, auf einen Tisch, einige Regale und zwei Holzkisten, die in der Ecke standen. Jemand hatte die Regal schon mit Schritrollen und einigen Stapeln Wachstafeln gefüllt und Macer hoffte, dass er diese dabei genauso sortiert hatte, wie sie im alten Büro hinterlassen wurden. Ansonsten hätte er nämlich gleich am Anfang eine Menge Arbeit.


    Der Stuhl hinter dem Tisch machte nicht nur optisch, sondern auch bei Macers erster Sitzprobe einen bequemen Eindruck. Neugierig schaute er nach, ob das Tintenfass auf dem Tisch gefüllt war und stellte fest, dass dies nicht der Fall war. Aber an Schreibzeug würde es schon nicht mangeln.


    "Den Tisch müssen wir aber noch ein Stück nach da schieben, sonst passt hier kein zweiter kleiner Tisch oder ein Pult für einen Scriba hin", sprach er dann seinen Sklaven an. "Und die Kisten kommen natürlich raus, aber vorher müssen wir schauen, was drin ist. Stellt sie mal nebeneinander, so dass wir an beide dran können."


    Sofort packten zwei seiner Klienten an, schoben erst den Tisch zur Seite und stellen dann die Kisten nebeneinander. Sie waren nicht verschlossen und enthielten weitere Bündel mit Wachstafeln, Ledertonnen mit Schriftrollen und einige großformatige Holztafeln, auf denen Pläne verzeichnet waren. Etwas ratlos kratzte sich Macer am Kopf.


    "Wir müssen noch ein Regal organisieren, sonst finden wir dafür keinen Platz. Und die Tafeln kommen..." - er schaute sich um - "an die Wand dort, denke ich. Oder besser da?" Er überlegte noch einmal und blieb dann bei seiner ersten Wahl.


    Während sich einige seiner Klienten auf den Weg machten, um das nötige Werkzeug zum Aufhängen der Tafeln zu besorgen, warf Macer einen ersten genaueren Blick auf die Akten, um einen Überblick zu bekommen, was in welchem Regal zu finden war.

  • Kurz nach Erscheinen von Macer hatte der Aedilis Curulis von dessen Eintreffen gehört. Da er eine Aktion mit ihm zu besprechen hatte, hatte er sich sofort aufgemacht, den Curator Aquarum zu sprechen.
    So erschien er in der Tür, die die Möbelpacker offen gelassen hatten. Er erblickte Macer, klopfte jedoch trotzdem an die geöffnete Pforte.


    "Salve, Purgitius! Ich habe Dich schon erwartet!"

  • Macer hatte sich gerade durch den ersten größeren Haufen von Schriftrollen gearbeitet, als es klopfte. Sie enthielten Jahresberichte der früheren Amtsinhaber und fassten alles zu sammen, was in diesem Jahr getan worden war. Kein Wunder, dass man derartiges auf teuren Rollen festgehalten hatte und nicht auf billigeren Wachstafeln. An jeder Rolle hing ein Schildchen mit dem Jahr, so dass man sich schnell zurecht finden konnte.


    "Oh, salve Aedil", grüßte Macer zurück, als er die Stimme vernahm, und wickelte die gerade geöffnete Rolle wieder zusammen.


    "Da musst du aber sehr ungeduldig gewartet habe, ich bin noch nicht allzu lange hier und wie du siehst kaum eingerichtet."


    Professionell wie immer, hatte es Macers Sklave geschafft, quasi mit dem Eintreten des Aedils das durchaus geräuschvolle Untersuchen des weiteren Inhalt der zweiten Kiste einzustellen und sich so unauffällig zu verhalten, dass ihn der Aedil wahrscheinlich noch gar nicht bemerkt hatte.


    "Aber Octavius Victor sagte mir schon, dass du mich aufsuchen würdest. Wegen der Cloaca maxima, nicht wahr?" erkundigte sich Macer weiter, nachdem er die Schriftrolle verschlossen und ins Regal gelegt hatte.


    Falls Tiberius Durus das Thema sofort besprechen wollte, müsste Macer wohl sofort auf seine alten Gewohnheit zurückgreifen, Gespräche bei Spaziergängen durch die Basilika oder durch irgendeine andere Wandelhalle zu erldigen, denn das Büro war nun wirklich noch nicht soweit eingerichtet, dass es für eine Besprechung taugte.

  • Durus betrachtete erst jetzt das Durcheinander, das im Officium des Curators herrschte. Anscheinend hatte er Macer tatsächlich überaus früh erwischt. Vielleicht sollte er doch erst später...nein, jetzt war er schon hier!


    "So ist es. Die letzten Aedilen haben eine Kontrolle durchgeführt und rieten, möglichst bald eine Generalreinigung der Cloaca durchzuführen. Da das jetzt auch in Deinen Aufgabenbereich fällt, wollte ich mich mit Dir absprechen."


    Im Prinzip hätte Durus bereits eine Reinigung durchgeführt, aber einerseits war er als alleiniger Aedilis äußerst beschäftigt, andererseits hatte er äußerst spärliche Aktenlage zum ältesten Abwassersystem Roms. So wollte er die Sache lieber mit jemandem tun, der sich auskannte.

  • Nach seinem Besuch in den Thermen konnte Galba herausfinden, dass Senator Purgitius Macer vor kurzem in sein neues Amt als Curator Aquarum berufen wurde. Da er einer der Männer ist, die ihm empfohlen wurden, machte er sich sogleich auf den Weg zur Basilica Iulia in welcher sein neues Büro untergebracht war.
    Galba ging über das Forum Romanum und betrat die Basilica.
    Er befragte einen vorbeilaufenden Sklaven nach dem Weg zum Büro des Curators. Davor angekommen machte es den Anschein, dass die neue Wirkungsstätte von Purgitius Macer noch nicht fertig eingerichtet sei, denn überall liefen noch verschiedene Sklaven mit Holzkisten umher.
    War es vielleicht der falsche Zeitpunkt für meinen Besuch?
    Wie auch immer, jetzt war er schon hier, trat er an die Türe und klopfte an.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Durus betrachtete erst jetzt das Durcheinander, das im Officium des Curators herrschte. Anscheinend hatte er Macer tatsächlich überaus früh erwischt. Vielleicht sollte er doch erst später...nein, jetzt war er schon hier!


    "So ist es. Die letzten Aedilen haben eine Kontrolle durchgeführt und rieten, möglichst bald eine Generalreinigung der Cloaca durchzuführen. Da das jetzt auch in Deinen Aufgabenbereich fällt, wollte ich mich mit Dir absprechen."


    Im Prinzip hätte Durus bereits eine Reinigung durchgeführt, aber einerseits war er als alleiniger Aedilis äußerst beschäftigt, andererseits hatte er äußerst spärliche Aktenlage zum ältesten Abwassersystem Roms. So wollte er die Sache lieber mit jemandem tun, der sich auskannte.


    Macer blickt sich noch einmal kurz um. Nein, hier drinnen konnten sie das wirklich nicht besprechen.


    "Du hast nichts dagegen, wenn wir das bei einem kleinen Spaziergang besprechen?" fragte er und setzte sich schon in Richtung Tür in Bewegung.


    "Richtet das hier weiter ein, soweit ihr kommt", gab er noch seinem Sklaven als Anweisung und wartete dann, bis der Aedil vor ihm den Raum verlassen hatte.


    > > > Aedil und Curator

  • Zitat

    Original von Quintus Annaeus Galba
    Nach seinem Besuch in den Thermen konnte Galba herausfinden, dass Senator Purgitius Macer vor kurzem in sein neues Amt als Curator Aquarum berufen wurde. Da er einer der Männer ist, die ihm empfohlen wurden, machte er sich sogleich auf den Weg zur Basilica Iulia in welcher sein neues Büro untergebracht war.
    Galba ging über das Forum Romanum und betrat die Basilica.
    Er befragte einen vorbeilaufenden Sklaven nach dem Weg zum Büro des Curators. Davor angekommen machte es den Anschein, dass die neue Wirkungsstätte von Purgitius Macer noch nicht fertig eingerichtet sei, denn überall liefen noch verschiedene Sklaven mit Holzkisten umher.
    War es vielleicht der falsche Zeitpunkt für meinen Besuch?
    Wie auch immer, jetzt war er schon hier, trat er an die Türe und klopfte an.


    Macer war noch längst nicht mit dem Einrichten des Büros fertig, noch immer standen die beiden Kisten in seinem Büro, aber immerhin hingen inzwischen die zu einem Plan zusammengefügten Holztafeln an der Wand. Auch der Schreibtisch machte einen etwas benutzteren Eindruck, auch wenn ein Hammer und einige nicht benötigte Nägel eher nicht zum üblichen Arbeitsgerät des Curators gehörten. Als es klopfte blickte er auf.


    "Salve, tritt ein, sofern du zum Curator Aquarum möchtest. Was kann ich für dich tun?" fragte Macer.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer war noch längst nicht mit dem Einrichten des Büros fertig, noch immer standen die beiden Kisten in seinem Büro, aber immerhin hingen inzwischen die zu einem Plan zusammengefügten Holztafeln an der Wand. Auch der Schreibtisch machte einen etwas benutzteren Eindruck, auch wenn ein Hammer und einige nicht benötigte Nägel eher nicht zum üblichen Arbeitsgerät des Curators gehörten. Als es klopfte blickte er auf.


    Salve, tritt ein, sofern du zum Curator Aquarum möchtest. Was kann ich für dich tun?" fragte Macer.


    Auf das Wort des Corators trat Galba in dessen Büro ein. In der Tat musste hier noch so einiges an seinen dafür bestimmten Platz. Aber das sollte nicht seine Sorge sein. Er trat vor den Curator Aquarum und begrüßte ihn.


    Salve Curator Aquarum, mein Name ist Quintus Annaeus Galba und in der Tat will ich zu Dir!
    Mein Onkel, der Praefectus Classis Misenensis, Annaeus Florus verwies mich an Dich. Er meinte Du könntest mir behilflich sein und er gab mir auch ein Brief für Dich mit.


    Galba zog den versiegelten Brief aus seiner Tunika und überreichte ihn an den Curator.


    An die Herren Senatoren Vinicius Hungaricus und Purgitius Macer,
    Lucius Annaeus Florus Praefectus Classis Misenensis vobis salutem petit,


    Der Träger dieses Briefes ist einer meiner Neffen. Er hat eine äusserst umfassende Bildung genossen und ist lange im Imperium umhergereist. Nun ist er zu den römischen Tugenden und seiner Familie zurückgekehrt und möchte sich einer Karriere widmen.


    Ich selbst bin hier bei der Classis gebunden und kann ihn nicht in die nötigen Orte und Gesellschaften einführen, damit er einen guten Einstieg machen kann. Euch, Herren Senatoren, ist dies jedoch möglich.


    Daher bitte ich euch, hört euch die Wünsche meines Neffen an und beratet ihn so gut als es euch möglich ist.


    Ich danke euch für diesen Freundschaftsdienst, Lucius Annaeus Florus

  • Macer Gesicht wurde noch ein wenig freundlicher, als der Name von Annaeus Florus fiel und er nahm den Brief entgegen.


    "Bitte, setz' dich", antwortete er und deutete auf den Platz vor dem Tisch. "Dein Onkel schickt dich zu mir, um dir behilflich zu sein?"


    Rasch überflog er den Brief, um selber die Antwort auf seine Frage zu finden. Dass das Schreiben nicht nur ihn, sondern auch den Consular Hungaricus ansprach, registrierte er genau, kommentierte es jedoch nicht.


    "Ah, du möchtest hier in Rom deine Karriere beginnen. Worin wurdest du bisher ausgebildet und was sind deine Stärken?"


  • Galba setzte sich auf den ihm angebotenen Platz vor dem Schreibtisch des Curators und wartete ab, bis dieser den Brief überflogen hatte.
    Durch das freundliche Entgegenkommen von Purgitius Macer verflog seine erste Anspannung im nu. Der Curator Aquarum war ein sehr sympathischer Mann.


    Ja, nach meinen langen Reisen durch das Imperium will ich mich nun endlich meiner Karriere widmen, bevor es zu spät dafür ist.


    Galba lächelte


    Man wird ja schliesslich nicht jünger....
    Bisher wurde ich umfassend in der Mathematik, Rhetorik und da ich einen griechischen Lehrer hatte, auch in der griechsichen Philosophie unterrichtet. Nicht ganz so umfassende Kentnisse habe ich über das Römische Recht, was ich aber auch noch lernen will.
    Ich kann reiten und den Umgang mit dem Gladius habe ich auf einen meiner Reisen von einem Veteran gelernt, er meinte das es immer gut sei damit umgehen zu können.
    Was meine Stärken betrifft, nun ja dass sollten eigentlich andere beurteilen wo diese liegen. Aber ich kann gut schreiben, kann gut rechnen und ich denke ich kann gut eine Gruppe führen.


    Galba hoffte nun, dass das alles nicht zu überheblich klingen würde und beobachtete die Reaktion des Purgitius Macer.


  • Auch Durus überblickte kurz den Raum und fragte sich, was Macer wohl tun würde. Die Idee mit dem Spaziergang fand er nicht schlecht, denn auch ein Aedil saß die meiste Zeit und konnte sich über jede Bewegung freuen.


    Deshalb trat er vor dem Curator aus der Tür und richtete seine Gänge den Flur entlang.

  • Zitat

    Original von Quintus Annaeus Galba
    Man wird ja schliesslich nicht jünger....
    Bisher wurde ich umfassend in der Mathematik, Rhetorik und da ich einen griechischen Lehrer hatte, auch in der griechsichen Philosophie unterrichtet. Nicht ganz so umfassende Kentnisse habe ich über das Römische Recht, was ich aber auch noch lernen will.
    Ich kann reiten und den Umgang mit dem Gladius habe ich auf einen meiner Reisen von einem Veteran gelernt, er meinte das es immer gut sei damit umgehen zu können.
    Was meine Stärken betrifft, nun ja dass sollten eigentlich andere beurteilen wo diese liegen. Aber ich kann gut schreiben, kann gut rechnen und ich denke ich kann gut eine Gruppe führen.


    Galba hoffte nun, dass das alles nicht zu überheblich klingen würde und beobachtete die Reaktion des Purgitius Macer.


    "Das ist eine umfangreiche Ausbildung", fasst Macer zusammen, "mit einem technischen Schwerpunkt, würde ich sagen. Deine Zusammenfassung klingt auf den ersten Blick nach einer Verwaltungskarriere. In Rom oder auch in einer Provinz. Also nicht der politische Weg über Wahlen, sondern über Empfehlungen und gute Arbeit. Leiter einer Kanzleiabteilung, später vielleicht Magister Officiorum oder irgendein Curator.


    Und du erwähntest das Schwert, vielleicht also auch ein Tribunat."


    Macer vielen mehrere Möglichkeiten ein, die er nun nicht alle aufzählen wollte.


    "Das wäre der Weg als Ritter. Oder zieht es dich auf die Rostra und in den Senat?"


    Man konnte ja nie wissen, und wenn er eine rhetorische Ausbildung genossen hatte, wäre auch dieser Weg sicher nicht falsch. Wobei es in seinem Fall wohl annährend gleich schwer war, in den Ordo Equester oder den Ordo Senatorius zu gelangen.
    Falsch war es jedenfalls eher, dieses Gespräch in dem immer noch nicht allzu einladenden Büro zu führen, anstatt in den Thermen, im Garten von Macers Casa oder an sonst einem angenehmeren Ort. Aber Macer hatte seinem Gast ja gerade erst einen Sitzplatz angeboten.


  • Galba war sichtlich erfreut über die Möglichkeiten, die der Curator ihm aufzählte. Aber die Arbeiten, die nebenher in seinem Büro vorgingen empfand er doch etwas störend, ließ sich aber nichts anmerken.


    Das sind in der Tat viele Möglichkeiten, die du mir nennst. Da fällt mir die Auswahl nicht so leicht. Aber wenn ich es mir aussuchen kann, würde ich den Weg über ein Tribunat wählen. Kannst du diese Möglichkeit mehr erzählen?


    Ein Sklave, der gerade eine weitere Holzkiste in das Büro des Curators trug, lies diese fallen, worauf sie zu Bruch ging. Sie war gefüllt mit den verschiedensten Schriftrollen, welche sich nun über den gesamten Boden verteilten.

  • Macer blickte genervt an Annaeus Galba vorbei in den Raum hinein, als die Kiste zu Boden fiel. Dann erhob er sich.


    "Entschuldige bitte, Annaeus, es ist etwas laut hier. Wir sollten draußen weiter sprechen."


    Mit schnellen Schritten war er dann schon bei dem unglücklichen Sklaven.


    "Was ist das hier überhaupt?" Er griff nach einer Rolle, betrachtete das Schild, was an ihr befestigt war und drückte sie dann seinem eigenen Sklaven in die Hand.


    "Schau' nach, ob die überhaupt hier hin gehören. Und lassen ihn das aufräumen."


    Der Sklave nickte zur Bestätigung und untersuchte die Rolle genauer, während Macer und sein Gast den Raum verließen.


    > > > Karrierepläne

  • Ja da hast du recht, da lässt es sich doch etwas ungestörter reden wie hier.


    Galba stand von seinem Stuhl auf und wartete bis der Curator seine Anweisungen an die Sklaven weitergab. Dann folgte er ihm auf den Weg aus dem Büro.

  • Nachdem er nur kurze Zeit nach seinem Einzug in das Büro gleich zwei Gespräche geführt hatte, hoffte Macer, nun wenigstens den Rest des Tages halbwegs in Ruhe damit verbringen zu können, das Büro in den Zustand zu bringen, den er zum Arbeiten brauchte.


    Als er vom zweiten Gespräch zurück kam, hatte der ungeschickte Sklave die aus der Kiste gefallenen Schriftrollen längst aufgesammelt und im Regal gestapelt und war selber mitsamt der kaputten Kiste wieder verschwunden. Macers eigener Sklave hatte währenddessen die Aufsicht geführt und konnte seinem Herrn jetzt sowohl berichten, was diese Rollen überhaupt beinhaltete, als auch, was in der zweiten großen Kiste auf dem Boden alles zu finden war.


    Die Rollen enthielten verschieden Schriften über technische Dinge und ein wenig aus der Geschichte der Wasserversorgung. Macer entschied, sich gelegentlich eine der Rollen zum gemütlichen Studium mit nach Hause zu nehmen und sie ansonsten erst einmal da liegen zu lassen, wo sie jetzt lagen. Die Kiste enthielt Pläne zu den Wasserleitungen und zum Kanalnetz, Verzeichnisse der Wasserspeicher, Rechentabellen für die Festlegung von Wasseranschlüssen, das nötige Rechnerwerkzeug und sogar einige Musterstücke für Ventile auf Rohren. Macer stöberte selber ein wenig in der Kiste und legte das möglicherweise häufiger benötigte Material auf seinen Schreibtisch. Die Pläne auf den Holztafeln ließ er den Sklaven neben den großen Leitungsplan an die Wand montieren, für den Rest müsste er erst noch auf ein Regal warten.


    Noch während der Sklave beschäftigt war, schleppten mehrere Klienten von Macer ein Schreibpult an, welches sie aufgetrieben hatten und an dem der zukünftige Scriba von Macer seinen Platz haben sollte, sofern er einen einstellen würde. Falls nicht, konnte man so ein Pult auch prima als Aktenablage gebrauchen.

  • Als er an seinem zweiten Arbeitstag ins Büro kam, hatte Macer gleich das gute Gefühl, sich dort schon ein klein wenig heimisch zu fühlen. Die Akten, die er sich aus dem Archiv mitgebracht hatte, legte er erst einmal auf den Tisch, um sich später mit ihnen zu befassen. Die Tür ließ er offen, damit Licht, frische Luft und falls erforderlich auch Besucher in den Raum kommen konnten.


    Dann begann er mit seiner Erkundungsreise durch die Geheimnisse des großen Regal und der darin erhaltenen Akten, die er in dem Büro vorgefunden hatte, als er das Amt übernahm. Ein einem Fach fand er zahlreiche kleine Wachstafeln vor, die sich bei genauerer Betrachtung als Zuteilungsdokumente für Sklaven aus der Familia Caesaris handelte, die dem Personalstamm des Curators zugeordnet worden waren. Ebenso fanden sich hier Dokumente über die Freilassung von Sklaven, die dann aber meist alle weiterhin im Dienste der Wasserversorgung blieben. Für den von ihm erhofften Überblick über den Personalbestand reichten diese Tafeln Macer jedoch nicht aus. Die Lösung fand er im nächsten Fach, in dem einige großformatige Wachstafeln lagen. Auf diesen waren die verschiedenen Standbezirke und die für sie eingeteilten Männer aufgelistet. Pro Stadtbezirk gab es eine Tafel, hinzu kam eine für den Gesamtüberblick. Dieser konnte Macer entnehmen, dass derzeit 729 Männer in seinem Dienst standen, jeder Stadtbezirk einen Vorsteher der dort arbeitenden Männer hatte und in drei Bezirken für diesen ein Stellvertreter fehlte. Ferner waren einige Bezirke offenbar personell leicht unterbesetzt. Aber Macer fand nichts, was unmittelbaren Handlungsbedarf bedeutete.


    In den weiteren Regalen fand er ebenfalls meist großformatige Wachstafeln mit Listen von Anschlüssen, ferner Schriftrollen mit den Daten der einzelnen großen Aquädukte und Verzeichnisse der angeschlossenen Brunnen. Ähnliches gab es auch für die Cloaca maxima in Form von Verzeichnissen der Einstiegsschächte, Aufstellungen der Sammelbecken und Angaben zu den Ausflüssen. Mit solchen Listen in der Hand begab sich Macer zu dem großen Plan, der an der Wand aufgehangen worden war, und auf dem einiges davon noch einmal aufgezeichnet war, damit man einen gewissen Überblick hatte.


    Nachdem er schließlich mehrere Stunden ungestört mit den Akten verbracht hatte, las er rasch noch die Berichte des ehemaligen Aedils und konnte mit den dort gemachten örtlichen Angaben nun immerhin etwas anfangen. Dann stand er auf, verlies das Büro und machte sich auf den Weg zu einer wichtigen Amtshandlung.

  • Heute standen die Hausanschlüsse auf Macers Arbeitsplan. Während die Bewohner der Mietshäuser in den normalen Wohnvierteln ihr Wasser aus den zahlreichen Brunnen und Zisternen an den Straßenecken holten, waren viele Haushalte in den besseren Vierteln an das öffentliche Leitungsnetz angeschlossen. Bei Wasserknappheit wurden sie zwar zuerst von der Versorgung getrennt, aber da dieser Zustand seit den letzten Ausbauten der Aquädukte relativ selten war, genossen viele die Vorteile einer Wasserleitung bis ins Haus. Über die Anschlüsse wurde genau Buch geführt, immerhin kosteten sie in Abhängigkeit von der verwendeten Rohrgröße Gebühren, über deren Eintreibung eines kleine Abteilung der Wasserverwaltung wachte. Die Tabellen der Anschlüsse hatte Macer schon an Vortag in den Fingern gehalten, jetzt schaute er sich die letzten Abrechnungen und Berichte dieser Abteilung etwas genauer an. Neugierig suchte er zunächst einmal nach dem Eintrag für seine eigene Casa, die nur mit einem kleinen Rohr an das Netz angeschlossen war. Die Liste er Anschlüsse insgesamt las sich wie ein Verzeichnis der wichtigsten Familien Roms.


    Mit einer Armbewegung, die er noch aus seiner Zeit als Aedil gewohnt war, zog er den Abacus auf seinem Tisch zu sich und rechnete rasch die eine oder andere Auswertung als Stichprobe nach. Fehler fand er keine und die berechneten Summen schienen ihm auch ganz gut in den Etat seines Aufgabenbereiches zu passen.


    Angezogen von der lauten Stimme eines Redners auf der Rostra verließ Macer dann zwischenzeitlich das Büro, um der gerade laufenden Debatte folgen zu können. Als er wieder zurück kam, hatte er keine Lust, sich noch einmal in die Daten der Anschlüsse zu vertiefen, sondern räumte die Akten weg und wandte sich einigen Dokumenten zu, die den vielversprechenden Titel "Planungsabteilung" trugen.

  • Nachdem er sich am Vortag durch die Akten der Planungsabteilung gearbeitet hatte, die zwar alle recht spannend und schön technisch, letztlich aber doch weniger interessant als gedacht waren, wandte sich Macer am nächsten Tag der Abwasserbeseitigung zu. Rom war bekannt für seine gut organisierte Kloake, die Schmutzwasser aus der Stadt hinaus und in den Tiber hinein führte. Erst die Trockenlegung der Sümpfe zwischen den Hügeln hatte überhaupt das Forum als zentralen Platz und damit die Blüte der Stadt ermöglicht.


    Wie bei der Wasserzuleitung gab es auch für das Abwasser eine eigene Abteilung mit diversen Stellen, die weitgehend besetzt waren und nach Stadtbezirken aufgegliedert wurden. Nicht überall war das Kanalnetz gleich gut und Macer ahnte schon, dass die Arbeit mit den unteridischen Rohren anstrengender werden würde als mit der Frsichwasserversorung, von der man immerhin an jeder Ecke Brunnen, Zisternen oder Aquädukte sehen konnte. Mit einer Liste in der Hand stellte er sich vor den Plan an der Wand, um mit den aufgeführten Bezeichnungen etwas mehr anfangen zu können. Einstiegsschächte ins Kanalsystem kannte er durchaus, aber die Lage des einen oder anderen Wassersammlers überraschte ihn dann doch. Auch als Aedil hatte er damals also längst nicht alle gesehen, stellte er fest.


    Nachdem er sich einigermaßen fit in der Thematik fühlte, holte er noch einmal den Bericht des letzten Aedils hervor, den er sich aus dem Archiv besorgt hatte, und studierte ihn erneut. Sehr viel mehr konnte er damit jetzt auch nicht anfangen und so verließ er das Büro, um den Autor persönlich aufzusuchen. Nach einem Blick auf die Sonnenuhr vor dem Gebäude, auf der er in der seltenen winterlichen Sonne tatsächlich etwas erkennen konnte, beschloss er, es bei ihm zu Hause zu versuchen.

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