Hortus | Eine Statue und ein verbotenes Treffen

  • Irgendwann hatte sie es nicht mehr ausgehalten und sich auf dem Fest verabschiedet und gesagt, dass sie sich in ihr Zimmer zurückziehen würde. Es war ja schon spät und dunkel allemale, da war es klar, dass ein Mädchen irgendwann schlafen gehen würde, doch wollte sie das nicht nutzen und anstatt in den Gang zu gehen wo ihr Zimmer lag schlug sie den anderen ein um direkt in den Garten zu gelangen. Sie mochte den Garten hier, denn hier war es immer ruhig und im Moment brennten verschiedene Tonschalen und Fackeln und gaben der Umgebung ein schaurig schönes Aussehen auch wenn es sie an bestimmte andere Momente erinnerte die sie lieber freiwillig vergas als daran zu denken.


    Arrecina war aufgeregt als sie den kleinen Weg entlang ging, der im Sommer immer von Blumen umrungt war. Es war unklug gewesen keinen Umhang zu nehmen, denn das hätte sie schlscht erklären können und so spürte sie auf der Stelle die Gänsehaut auf ihren Armen und wie sich die kleinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Ihr Atem bildete kleine Rauchwölckchen die gen Himmel aufstiegen und sie bewegte sich leise und langsam zu der Statue hin konnte aber niemanden erkennen. Ganz langsam drehte sie sich einmal im Kreis, aber Rutger war nirgends zu sehen.


    Etwas schnürrte ihr die Kehle zu und sie hatte Angst, dass man sein Geflüster gehört hatte oder er es einfach nicht schaffen würde vom Fest sich zu entfernen, aber warum machte sie sich nur solche Sorgen? Sie war schließlich als erste verschwunden und so konnte er ja nicht der erste hier sein und auf sie warten. Sanft fuhren ihre Finger über die Statue und sie spürte auch deren Kälte. Überall war Gestrüpp und es wirkte alles unheimlich und sie zuckte immer wieder zusammen wenn sie leises Gekruschel hörte was von Mäusen und anderen kleinen Tieren stammte.

  • Sobald sich eine Gelegenheit geboten hatte, sich unauffällig vom Saturnalienfest der Flavier zurückzuziehen, hatte Rutger diese genutzt. Aufmerksam hatte er Acht gegeben, dass ihm niemand durch die Gänge der Villa folgte. Er hoffte, dass die Worte, die er Arrecina zugeflüstert hatte, unbemerkt geblieben waren, oder jedenfalls nicht für bedeutsam gehalten wurden. Größere Bedenken hatte er, dass der Kriecher des Goden – Sciurus – ihm aus Rache für die kleine Niederlage zu Beginn des Abends gleich ein paar Schläger hinterherschicken würde, oder sonst etwas Tückisches ersinnen würde – der hatte so einen scheelen Blick, dieser Mann.
    Zügig stellte er sein Geschenk in der Sklavenunterkunft ab, begab sich zum Garten, der, an jenem ersten Saturnalienabend, malerisch beleuchtet war, und verschwand im Schatten der Hecken und Bäume. Nahezu lautlos bewegte er sich zwischen Rosenbüschen und Ruhebänken, Zierteichen, Blumenbeeten und Lauben auf die Athenestatue zu. Seine Vorfreude, Arrecina wieder zu sehen – sie alleine zu treffen und zu sprechen – Arrecina, deren holdes Bild ihm in den Monaten der Gefangenschaft stets vor Augen gestanden hatte, war überwältigend, glühend, kaum spürte er die Kälte der Nacht.


    Als erstes sah er die Umrisse der erhabenen Athenestatue, die sich weiß aus der Dunkelheit heraus schälte. Das Wasser des kleinen Teiches, über dessen Fluten die Göttin hinwegblickte, schwappte leise murmelnd gegen das Ufer. Geduckt hinter ein Gestrüpp von vergilbtem Röhricht, in dem es leise rieselte und knisterte, beobachtete Rutger den Treffpunkt – und erblickte nun auch Arrecina, deren Finger soeben die Statue streiften. Sie war wirklich gekommen! Und sie schien allein zu sein.
    Rasch richtete er sich auf, und trat freudestrahlend auf sie zu.
    "Arrecina, Kleines!" Stürmisch schloss er sie in die Arme.
    "Wie hab ich dich vermisst…", murmelte er rauh, und hielt sie eng umschlungen, war ganz und gar selig, sie wieder spüren zu dürfen. Tief sog er den wunderbaren Duft ihres Haares ein, senkte den Kopf und suchte mit den Lippen ihr Gesicht, begierig es mit glühenden Küssen zu bedecken.
    "Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, die ganze Zeit…"

  • Wieder war es ein Geräusch was sie aufblicken sah und dieses mal wusste sie einfach, dass es kein Tier und nichts anderes war. Sie hatte seine Anwesenheit einfach gespürt, als wären sie miteinander verbunden und irgendwie waren sie es auch nach der ganzen Geschichte die angeblich so schlimm begonnen hatte. Arrecina hatte bis jetzt immer noch nicht ganz glauben wollen, dass er sie entführt hatte. Er war doch viel zu liebevoll zu ihr als, dass er ihr etwas antun konnte. Vielleicht wäre es auch einfach besser für jeden wenn sich das Mädchen niemals mehr an ihre Vergangenheit erinnern würde.


    Ihre Augen begannen bei seinem Anblick zu leuchten und nur zu gerne fiel sie ihm in die Arme und schloss ihre um ihn herum. Leise seufzte sie vor Glück auf ihn endlich wieder bei sich zu spüren und wollte an keine der vielen Gefahren denken die auf sie beide lauerten. "Ich bin so froh, dass du hier bist. Ich habe dich auch vermisst. Die ganze Zeit wo wir getrennt waren, ich konnte immer nur an dich denken und an das was man die vielleicht antun würde." Seine Küsse brannten auf ihrer Haut im Gesicht und fühlten sich einfach wundervoll an. "Bitte lass mich nicht mehr gehen, bringe mich weg von hier. Ich habe solche Angst, ich habe solche Angst vor der Vergangenheit. Rutger ich weiß einfach nicht wer ich bin und ich weiß nicht ob ich es überhaupt wissen will." Flehend blickte sie ihm in die Augen und versank in diesen einfach. Sachte stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen um dem großen Germanen einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben.

  • "Angst?" Er hielt sie, drückte sie an sich, so fest, dass es wieder in seiner Brust schmerzte, so fest, dass zwischen Arrecina und ihn nichts und niemand mehr passte. Nur für sich alleine wollte er sie, für sich ganz alleine hatte er sie in diesem herrlichen Moment an jenem kalten Winterabend.
    "Warum hast du denn Angst vor der Vergangenheit, Kleines? Wie, du weißt nicht wer du bist? Das verstehe ich nicht…", murmelte er, den Mund an ihrer Wange.
    Ihre Stimme schien ihn ganz und gar zu umgeben, und die Flut eines unermesslichen Glücksgefühles wallte in ihm auf – sie so umarmen zu dürfen, und zu hören, dass sie ihn auch vermisst hatte…
    Er wusste nichts zu sagen auf ihr Flehen, sie fortzubringen, sah sie nur stumm an. Alles was außerhalb dieses Momentes lag, schien ihm fern, unwichtig, nur störend zu sein. Ihre Augen, wie ein stilles dunkles Gewässer… dieser geheimnisvolle Glanz… - er verlor sich ebenso wie sie, flüsterte leise ihren Namen. Ihre Lippen, die sich, sanft wie die Berührung eines Schmetterlings, auf seine, ein wenig überraschten Lippen legten… warm und weich – es war ihm, als ob der feste Boden unter seinen Füßen plötzlich davongezogen wurde. Ihn schwindelte. Das Blut rauschte in seinen Ohren.


    "Arrecina… alles was du nur willst….", flüsterte er unzusammenhängend, zwischen atemlosen Küssen, "meine wundervolle Arrecina…. du bist so phantastisch…"
    Schwungvoll hob er sie hoch, zuckte dabei kurz zusammen, und setzte sie dann auf dem untersten Absatz des Sockels ab, gegen den sie nun beide gelehnt standen. Seine Arme umschlossen sie mit der Heftigkeit eines Ertrinkenden, der ins Leben zurückkehrt.
    Immer leidenschaftlicher kosteten seine Lippen die ihren. Eine Hand wanderte über ihren Hals, wühlte sich verzückt in ihr Haar hinein, und streichelte rau und zärtlich ihren Nacken. Heiß suchte seine Zunge sich den Weg zwischen ihre Lippen, spielte einen Moment lang mit ihren Zähnen, drang langsam weiter und erforschte genüsslich diesen Ort. Ihren Geschmack zu kosten, nach so langer Zeit des Dürstens, war eine Lust, die ihn bis ins Innerste erbeben ließ, und ihm mit Macht das Blut in die Lenden trieb. Feurig fand seine Zunge die ihre, suchte sich mit ihr zu verschlingen und hitzige Liebkosungen auszutauschen…
    "Kleines…", flüsterte er rau, als er kurz zurückwich, um Luft zu holen, "lass uns zum Pferdestall gehen, hmm? Da wo alles angefangen hat…"
    Mit der flachen Hand fuhr er sacht über die Gänsehaut an ihren Armen, die andere streichelte noch immer zärtlich ihren Nacken.
    "Da ist es wärmer," stellte er unschuldig fest, "und wir können auf den Heuboden hoch steigen, wo uns um diese Zeit bestimmt keiner stört…"

  • Arrecina ließ erst einmal so einige Küsse über sich ergehen nach denen sie sich schon die ganze Zeit so unendlich gesehnt hatte, bevor sie ihm antwortete. "Ich kann mich nicht erinnern was geschehen ist , ich weiß nicht wer ich bin, das macht mir Angst. Ich habe Angst vor mir und meiner Familie, denn ich kenne nur dich wirklich. Nur dich! Ich vertraue dir, aber niemandem anderen," flüsterte sie ihm zu, während sie ihn und seine Nähe einfach nur genoß. Ihr schien in seinen Armen einfach nur schwindelig zu werden. Ja sie glaubte sogar zu schweben, als würde sie versuchen in den Himmel aufzusteigen, es war einfach ein wundervolles Gefühl und es schien als würde nur Rutger dies auslösen, aber da gab es noch etwas, sie wusste nur nicht was.


    Immer wieder seufzte sie leise auf und lehnte ihren Hinterkopf an die Statue. Sie konnte ihr ein klein wenig Halt geben damit sie nicht einfach abrutschte. Er machte sie ja vollkommen verrückt und deswegen fragte sie sich warum es nur so falsch war mit ihm zusammen zu sein, war er doch die einzige Person die sie hier wirklich zu kennen schien, alle anderen Waren Gesichter ohne Namen. Die Hitze stieg ihr langsam ins Gesicht und tauchte ihre Wangen in ein zartes rosa und sie spürte nicht einmal mehr die Kälte die an ihr zog. Jede Berührung von diesem Mann brachte das Blut unter ihrer Haut zum kochen.


    "Angefangen? Hat es das da wirklich? Wie? Bitte erzähle mir von mir, sage mir wer ich bin! Ich muss es einfach wissen, ich muss es!" Wieder war da der kurze flehende Blick von ihr an ihn und dann dieses zustimmende Nicken, dass sie mit ihm kommen würde egal wo er hinwollte, doch grade in diesem Moment brannte noch etwas in ihr, deswegen zog sie ihn dicht an sich und küsste ihn noch einmal.

  • Feurig erwiderte Rutger den Kuss, er war ganz hingerissen, mit welcher Leidenschaft Arrecina an diesem Abend die Initiative ergriff. Nur langsam, sehr langsam, sickerte die Bedeutung der Worte, die sie eben ausgesprochen hatte, in sein entrücktes Bewusstsein. Erschrocken hielt er inne.
    "Was? Moment. Du kannst dich nicht erinnern? Gar nicht? Du weißt nicht mehr, dass…" - es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Arrecina war wie verwandelt - und das nicht etwa weil sie ihm verziehen hatte, sondern weil sie einfach alles vergessen hatte!
    "Bei allen Asen und Wanen! Ist das wahr? Aber warum… "
    Das musste das Werk dieses bösen Weibes sein, ein Fluch dieser Hagazussa aus den Bergen. Vielleicht auch der Sturz vom Pferd? Wie vor den Kopf gestoßen, löste Rutger sich langsam von Arrecina, seine Hand in ihrem Nacken glitt leblos ihren Rücken hinab, dann zog er sie zurück. Schweigend sah er Arrecina an, niedergeschmettert von dem Ausmaß seines Irrtums. Wie schön sie war, wie lebendig, mit den von Röte überhauchten Wangen.
    "Kleines…" - seine Stimme war kratzig - "als du gesagt hast, dass du mit mir kommen willst… warst du da auch schon… ich meine, hast du dich da auch nicht… - oh nein."
    Er wandte sich ab, wollte nicht, dass sie seine Erschütterung sah, und griff sich konfus an die Stirn.
    "Angrbrodas Brut…", flüsterte er fassungslos, "…nur ein Trug."
    Ein Trug, dem er blind erlegen war, und dem er seine Chance auf Freiheit und Leben zum Opfer gebracht hatte. Mit leeren Augen starrte er in den Garten, während ein Sturm die Ereignisse ergriff, einmal durcheinander wirbelte, und sie ihm nun in einem völlig anderen Licht präsentierte.
    "Du warst also nicht du selbst." , stellte er tonlos fest, als er sich wieder zu ihr drehte. "Ich verstehe. Und du bist noch immer nicht du selbst…"
    Ein humorloses Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
    "Ich fürchte, Flavia Arrecina, wenn das so ist, dann irrst du dich, wenn du meinst, mich 'wirklich zu kennen' – Komm mit."
    Bestimmt griff er nach ihrer Hand, und nahm sie in die seine, um Arrecina durch den Garten hindurch zum Pferdestall zu führen, heimlich, und stets in den Schatten verborgen.

  • Was hatte sie denn nun getan, dass er so reagierte? Was hatte sie denn falsch gemacht? Sie schien nicht weniger erschrocken als er zu sein und spürte wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete der mit jeder Sekunde die verstrich immer größer wurde. Er schien sich mit einem mal immer weiter von ihr zu entfernen, aber sie hatte ja niemanden anderen und sie meinte ihre Worte sehr ernst und ihr war es egal wer sie gewesen war. Sie würde mit ihm kommen, denn die alte Arrecina gab es doch nicht mehr, oder sollte sie sich da täuschen und sie wartete nur wieder darauf an die Oberfläche zu kommen? Im Moment konnte sie sich das nicht vorstellen, sie konnte doch nicht so anders gewesen sein als jetzt auch. Betreten sah sie auf den Boden, fühlte sich sogar schuldig obwohl sie doch nichts dafür konnte.
    "Ich bin immer noch ich Rutger. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass ich mich nicht mehr erinner. Du bist doch auch noch der, der du bist und du warst die ganze Zeit bei mir. Ich weiß zum Beispiel, dass ich dich hassen sollte, aber gleichzeitig tu ich es nicht sonst wäre ich nicht hier." Sie hatte fürchterliche Angst, dass er sie einfach alleine lassen würde, jetzt und für immer, dass alles was sie verband sich einfach in Luft auflösen würde.
    "Nein, nein, nein ich möchte mit dir kommen, ich möchte es wirklich. Ich bitte dich das zu glauben." Ihre Augen suchten seinen Blick versuchten ihn festzuhalten damit er sie anblickte, damit er ihr glaubte, doch er wandte sich ab und sie spürte einen tiefen Stich in ihrem Herzen. Wie sie dieses Leben auf einmal doch verfluchte, und wie sie es hasste.


    Tränen machten sich langsam in ihren Augen breit und sie fühlte sich einfach als hätte man sie mit einem Fluch belastet. Zu gerne wollte sie sich erinnern und gleichzeitig hatte sie Angst davor, Angst dass sie Dinge erfuhr die man besser vergas. "Ich sagte nicht, dass ich dich kenne, aber ich könnte dich neu kennelernen," flüsterte sie und griff fest um seine Hand, als er sie nahm und folgte ihm. Ihr Herz war immer noch schwer, denn sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass noch etwas geschehen würde.

  • Mädchenreden / vertraue kein Mann
    Noch der Weiber Worten.
    Auf geschwungener Scheibe / aus Ton geschaffen ward ihr Herz
    Trug in der Brust verborgen.


    Dies versuchte Rutger zu beherzigen. Er verhärtete sein Herz gegen Arrecinas süß klingende Worte und ihre Tränen, und schwieg eisern, bis sie den Stall erreichten. Das Gebäude lag still in der Dunkelheit, nur gelegentlich schnaubte eines der Tiere oder scharrte mit dem Huf. Über den Hof drang, von der Villa her, Lichtschein und aus Richtung des Skaventraktes hallte ein fröhliches Trinklied herüber. Im Schatten des Einganges blieb Rutger stehen. Der Geruch der Pferde und des Heus umgab sie hier schon, und die Wärme der Tiere.
    Er fasste Arrecina an den Schultern, und wandte sie zum Hof, trat auf einmal von hinten wieder nahe an sie heran, und legte einen angespannten Arm um sie. Mit der anderen Hand deutete er auf den alten Ölbaum inmitten des Hofes.


    "Dort sind wir uns zum ersten Mal begegnet.", sagte er leise, und berichtete, die Stimme mühsam beherrscht: "Es war ein sonniger Vormittag, und ich habe ein Pferd gestriegelt. Du warst gerade erst in Rom eingetroffen. Wir haben - ein paar Worte gewechselt. Ich glaube, du wolltest mich in Rage bringen, du hast immer betont, dass man sich in deiner Familie darauf versteht, widerspenstige Sklaven zur Vernunft zu bringen. Ich habe dich gefragt ob du reiten willst. Wir sind dann zusammen los. Der Wächter am Tor wollte mich zuerst nicht rauslassen, aber du warst fest entschlossen, und hast ihn bedroht bis er nachgegeben hat."
    Unwillkürlich fuhr seine Hand über ihre Wange, wischte rau ein paar Tränen fort. Rutger hustete.
    "Lass uns hochklettern. Die Stiege ist dort. Ich nehme mal noch eine Pferdedecke mit."

  • Verwirrt ließ sie sich einfach mitziehen, folgte ihm wie ein kleines Kind welches ihrem Bruder folgte. Sie wusste nicht auf was er alles hinaus wollte,denn sie konnte nicht verstehen, dass es so wichtig war wie sie sich kennen lernten. Irgendwie wollte sie auch nicht mehr wissen was geschehen war. Sie hatte noch größere Angst davor, als davor im ungewissen zu bleiben. Die Tränen versuchte sie mit aller Macht zurückzuhalten, aber dennoch liefen sie wie sie wollten, aber stumm. An dem Stall konnte sie auch nichts bekanntes finden, aber das war sie ja schon gewohnt. Langsam betrat sie ihn hinter Rutger und blieb dann stehen.
    Das Scharren von Hufen und hin und wieder das Summen von Fliegen und die ganzen Geräusche die die Pferde machten hatte etwas beruhigendes an sich.
    Als er sie dann zu dem Hof drehte und sich dicht hinter sie stellte konnte sie nicht anders als sich etwas gegen ihn zu lehnen um ihn zu spüren. Die Worte die sie dann hörte machten ihr wieder Angst. Sie blickte genau auf den Baum und versucht sich zu erinnern. So sollte sie also sein? Sklaven so behandeln, denn es hörte sich nicht nett an. Es tat ganz schön im Herzen weh das zu hören und sie wollte es nicht mehr hören.
    "Habe ich das wirklich gesagt?" fragte sie traurig und genoß den kurzen Moment seiner Hand an ihrer Wange auch wenn es nur wenige Sekunden andauerte.
    "Hmm jaa," meinte sie zum Hochklettern und drehte sich dann zu dem Aufstieg um nachdem er sie losgelassen hatte. Arrecina wirkte nun viel nachdenklicher als noch eben und begann dann mit dem Aufstieg und krabbelte dann oben auf den Vorsprung wo man sie auf der Stellle nicht bermeken würde.

  • Die Zähne grimmig aufeinander gebissen tastete Rutger sich bis in die Sattelkammer vor, wo er von einem Stapel zwei Pferdedecken nahm. Seine Gedanken rasten, er konnte nicht vernünftig überlegen, alles entglitt ihm. Wut wechselte mit Enttäuschung, und ein Gefühl der Benommenheit legte sich taub über den ganzen Wirrwarr. Er stützte die Hände gegen die Wand, lehnte die Stirn gegen das kalte Mauerwerk und schloss die Augen.
    Langsam atmete er ein und wieder aus, fluchte leise in seiner Muttersprache. Ruckartig warf er sich dann die Decken über die Schulter, und ging zurück zu der Leiter zum Heuboden. Schnell stieg er die Sprossen hinauf - zu schnell, wieder stach es in seinen Lungen und ein leises Pfeifen mischte sich in das Geräusch seines Atems hinein. Er unterdrückte ein Husten und schloss, auf dem Bretterboden kniend, die Luke, durch die sie gekommen waren.
    Der würzige Duft des Heus umfing ihn, es türmte sich in großen Bergen unter der Schräge des Daches. Massive Balken ragten senkrecht daraus auf. Arrecinas Gestalt war eine zierliche dunkle Silhouette vor einer der Fensteröffnungen, dahinter sah Rutger den rötlichen Widerschein der Stadt und ein paar blasse Sterne am Firmament.


    "Hier wird es nie richtig dunkel." Das Heu knisterte, als er sich aufrichtete und auf Arrecina zuging. Seine Stimme war ganz rauh. "Ich würde dir gerne die Sterne zeigen, wie sie von den Höhen der Thurshaag-Berge aussehen. Da habe ich früher oft gejagt. Es ist wie… wie abertausend leuchtende Kristalle. Und wenn der Nebel aus den Tälern steigt, und im Sternenlicht ganz silbern aussieht, und du stehst auf den Felsen darüber, und die Wälder raunen. Das ist als wäre man schon in das Reich der Götter hinaufgestiegen."
    Neben ihr legte er die Decken auf einem Haufen von Heu ab, und trat dicht an Arrecina heran. Langsam hob er die Hand, berührte kurz ihren Arm. "Ist dir noch kalt?"
    Wiederum legte er von hinten die Arme um ihre Schultern, erst ganz leicht, dann auf einmal fester, inbrünstiger. Eine Hand streichelte zärtlich ihre Schulter, eng schlang er einen Arm quer über ihre Brust und zog Arrecina wieder ganz nah an sich.
    "Kleines… es tut mir leid, ich wollte nicht grob sein, es ist ja nicht deine Schuld. Sicher ist es schlimm für dich, oder? Es ist nur…, ach weißt du…"
    Er murmelte etwas Unverständliches und streifte mit den Lippen ihr Haar.
    "Ich liebe… " - er brach ab - "…ich liebe den Geruch deines Haares. Ich... - Arrecina, darf ich dich um etwas bitten?"

  • Starr blickte sie nach draußen durch das kleine Fensterchen. Sie hatte ziemliches Herzklopfen, wollte endlich wissen was wirklich geschehen war, wollte aus dieser Starre endlich entfliehen. Das was sie im Moment führte war doch kein Leben, zumindest nicht ihr Leben, denn sie fühlte sich wie eine Gefangene in sich selber. Sie wollte ausbrechen aber war eingeschlossen und hatte keinen Schlüssel der diese Tür in die Freiheit öffnen würde. Arrecina drehte sich nicht zu dem Sklaven, dem Germanen um sondern beließ ihren Blick dort wo er war. Als sie ihren Kopf etwas neigte rutschten ihre Haare nach vorne und eine Strähne bedeckte ihr rechtes Auge ein wenig. "Es hört sich wunderschön an was du da erzählst. Was hindert dich dran es mir zu zeigen?" fragte sie ihn in einem rauen Flüsterton und drehte ihren Kopf erst dann ein wenig, als seine Hand ihren Arm berührten. "Nein mir ist wieder warm, ich bin hier bei dir," bekam sie wieder nur dieses Flüstern hervor und genoss es als er sie richtig in seine Arme nahm und sie sich ein wenig an ihn lehnen konnte. Ein kaum hörbarer Seufzer entrang sich ihrer jugendlichen Kehle und sie schloss ihre Augen und spürte ihn einfach nur.


    "Du sprichst in Rätseln für mich, wann warst du denn grob zu mir? Was ist geschehen, dass alles so ist wie es ist?." Sie schluckte als er weiter sprach, dachte sie doch er wolle etwas ganz anderes sagen. Arrecina hob eine ihrer Hände und legte sie auf seinen Arm, der sei fest und sanft umschlungen hielt. "Um was möchtest du mich bitten Rutger?"

  • Verdammt, er hatte doch was ganz anderes sagen wollen! Aber es kam ihm nicht über die Lippen. Rutger schluckte und zog Arrecina ganz eng an sich, spürte beglückt wie sie sich an ihn lehnte, und legte seine Hand sanft über ihre. Mit dem Daumen streichelte er zärtlich ihren Handrücken, während er mühsam nach Worten suchte, aber die wollten ihm nicht gehorchen, entglitten ihm, sträubten sich dagegen, sich zu vernünftigen Sätzen zu fügen… Er vergrub die Lippen in ihrem Haar, atmete ganz tief dessen Duft ein…
    "Was machtst du nur mit mir…", murmelte er leise in seiner Muttersprache, senkte den Kopf, und suchte mit den Lippen ihre Schläfe, küsste sie sacht, "…bei Freya und Frigg, was stellst du hier nur mit mir an, Kleines…?"
    Da sie ihm darauf wohl kaum antworten konnte, sprach er leise auf Latein weiter, wobei sein Atem warm über ihre Schläfe strich:
    "Ich meinte doch nur wegen eben… aber das andere tut mir auch leid - dass ich dich entführt habe.... Ich habe doch am Anfang nicht wirklich dich gesehen, verstehst du, sondern nur die Tochter deines Vaters. Aber dann ist alles ganz anders geworden. Was geschehen ist, na ja, eine ganze Menge. Wir waren in den Bergen unterwegs, sind geritten, haben Feuer gemacht, ein Schafhirte hat versucht dich zu rauben und mich abzustechen, und dann war da das furchtbare Unwetter, Phaidra hat uns abgeworfen, und wir haben Schutz in dieser unheimlichen Villa gefunden, wo wir dann vom Regen in die Traufe gekommen sind…"


    Es war nicht so einfach, sich aufs Reden zu konzentriere. Seine Lippen schweiften von ihrer Schläfe über ihre Wange, er strich vorsichtig ihr Haar zurück und hauchte einen schwerelosen Kuss auf die feine Wölbung ihres Ohres.
    "Aber Arrecina, du musst keine Angst haben vor dem was du bist. Du wirkst jetzt schon sehr verändert, auf eine Weise, aber dann auch wiederum nicht… Das muß jetzt seltsam klingen, lass mich versuchen, es zu erklären."
    Er richtete sich auf, rieb fürsorglich ihre Schultern.
    "Ist dir wirklich warm genug? Magst du eine Decke haben, vielleicht? - Weißt du, bevor du die Erinnerung verloren hast, hattest du zwei Gesichter. Jedenfalls schien es mir so, in den Tagen, die wir zusammen unterwegs waren. Das eine Gesicht war schon ein bisschen boshaft, manchmal, aber das andere, das strahlte so hell! Du darfst nicht glauben, du wärst eine Person, an die man sich nicht erinnern will. Du warst sehr fröhlich, zuversichtlich und beherzt… und überhaupt ganz wunderbar."
    Rutger seufzte ganz leise und blickte hinaus zur Fensterluke. Freyas Halsband, das Brisingamen, zeichnete sich über den Hügeln der Stadt am Nachthimmel ab. Wenn er doch nur wüsste, ob ihm Arrecina damals bloß was vorgemacht hatte! Aber vielleicht war es gar nicht wichtig, heute Abend. Im Dunkeln lächelte er. Seine Bitte wollte jetzt lieber nicht an sie richten. Vielleicht später. Dies war schon eine seltsame Nacht, irgendwann um Mittwinter, wo ein Todgeweihter ein Mädchen ohne Erinnerung in den Armen hielt. Und dann sagte er es doch, rau und unvermittelt.
    "Ich liebe Dich, Arrecina. Ich liebe Dich über alles."
    Zum Glück war es so dunkel hier oben.

  • Es war ein wundervoller Moment, den sie nie vergessen wollte. Das Gefühl von ihm so umarmt zu werden war einfach das schönste was ihr passieren konnte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass er ein Sklave war, warum sollte sie das auch? Sie wollte einfach nur diesen Moment genießen den sie mit ihm haben würde und hatte. Sie konnte nicht verstehen was er murmelte, waren es doch so fremde Worte die sie nicht einmal schaffte in den Mund zu nehmen und die sich von ihm dennoch nach etwas Besonderem anhörten. Sie neigte ihren Kopf wieder leicht auf die Seite und stand so mit geschlossenen Augen vor ihm und lehnte sich dich an ihn. "Ich habe dir doch verziehen Rutger und du hast mich gerettet. Wer weiß, das Schicksal macht mit uns doch was es will, vielleicht wäre ein anderer gekommen und hätte mich entführt und nicht du, aber du warst es und dir verdanke ich, dass ich noch lebe, also mache dir darüber keine Gedanken. Ich wünschte mir nur, dass man mir hier zuhören würde und sie erkennen würden, dass du nicht böse bist." Dann hörte sie ihm zu was er zu erzählen hatte. Sie erinnerte sich nur noch an die Hälfte und fragte sich warum das denn nur so war. Ab dem Haus, an welches sie am liebsten nicht mehr denken wollte, konnte sie sich allerdings nur all zu gut erinnern und das wollte sie nicht, es machte ihr eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper.
    Er machte sie mit seinen Berührungen ganz verrückt und sie legte ihren Kopf ganz dich an ihn und ein wenig auf die Seite. Leise seufzte sie und hob auch ihren Kopf nach einer Weile wieder an, als er begann ihre Schultern zu reiben. "Mir kann bei dir nicht kalt sein, wirklich nicht." Und genau was er da sagte machte ihr ja solche Angst. Sie sollte zwei Gesichter haben oder gehabt haben, aber sie war sich nicht sicher ob sie eines davon wirklich mochte. Gedanken begannen sich wieder in ihrem Kopf zu überschlagen, Gedanken an so vieles und sie wollte sie eigentlich lieber nicht zulassen, aus Angst etwas zu erfahren was nicht gut für sie wäre, nicht gut für sie beide.


    Seine Worte, diese Worten brannten sich tief in ihren Kopf und auch in ihr Herz ein. Ganz langsam drehte sie sich in seinen Armen zu ihm um und versuchte in dem spärlichen Licht in seinen Augen etwas zu lesen. Doch mehr als einen kleinen Schimmer konnte auch sie nicht sehen, denn im großen und ganzen war er einfach nur ein Schatten der vor ihr stand. Ein Schatten der dennoch Wirklichkeit war.
    "Wenn du mich liebst, dann bringe mich fort von diesem Ort. Nehem mich zu dir, dort hin wohin du wolltest, in deine Heimat. Ich komme mit dir aus freien Stücken, aber das muss geplant werden und nicht so überstürzt wie beim letzten mal. Lass es uns tun Rutger. So bald es geht. Ich liebe dich Rutger," flüsterte sie ihm zu und legte ihre Hände an seine Seiten.

  • "Wirklich…?", murmelte Rutger träumerisch. Es war zu schön um wahr zu sein. Leise lachte er auf, ganz befreit, und zog sie stürmisch an sich. "…meine wunderbare Arrecina…" flüsterte er atemlos, fuhr ihr innig über den Rücken, und schlang einen Arm fest um ihre Taille, "…ich kann Dir gar nicht sagen wie… wie unbändig glücklich ich bin…"
    Warm und rau legte seine Hand sich in ihren Nacken, und wieder suchte er ihre Lippen, küsste sie voller Liebe. Es wurde ein langer, langer Kuss, von anfangs verhaltener, dann immer glutvollerer Zärtlichkeit, und mit einem Mal hob er Arrecina ganz überschwänglich von den Füßen, hielt sie fest in den Armen, küsste sie weiter, immer weiter, wirbelte ungestüm mit ihr herum, bis sie beide mit einem Plumps im weichen Heu landeten. Rutger versank in knisternen, würzig duftenden Halmen, wühlte sich lachend hervor, und umschlang Arrecina wieder, liebkoste und küsste sie leidenschaftlich, flüsterte liebestrunken immer wieder ihren Namen.


    "Wir werden zusammen fliehen, Kleines…" flüsterte er irgendwann ganz nah an ihrem Gesicht, zwischen zwei Küssen, und war in diesem Moment tatsächlich felsenfest davon überzeugt, "aber jetzt geht es nicht, verstehst du, ich habe mein Wort gegeben, damit die mich während der Saturnalien überhaupt aus dem Carcer rauslassen…mein Wort, dass ich während dieser Tage nicht abhaue. Aber wir finden schon einen Weg! Bei Fenris Fängen, Kleines, Deine Leute wollen mich umbringen, aber wenn Du mich liebst, da kann ich mich doch nicht einfach ans Kreuz nageln lassen!"
    Mit einem schiefen Grinsen schüttelte er entschlossen den Kopf. "Nein, das geht nicht, auf keinen Fall."
    Glühend küsste er ihr Gesicht, dann Hals und Schulter, sein Atem ging schwerer, und er schob immer mehr von ihrer lästigen Tunika beiseite.
    "…du machst mich vollkommen verrückt…" murmelte er und knabberte spielerisch an ihrem Ohr, während seine Finger ihren Bauch kraulten, und ganz von selbst tiefer wanderten. Mit einem Mal stieg da unangenehm die Erinnerung an das, gelinde gesagt, schief gelaufene erste Mal mit ihr, auf. Aber war das hier nicht die Gelegenheit, ihr zu zeigen, dass er auch ganz anders sein konnte?
    "Ich will Dich…" flüsterte er heiß an ihrem Ohr, "…willst Du auch?"

  • Es war für die das wundervollste Gefühl so von ihm in die Arme gezogen zu werden, zu spüren, dass er sie wirklich liebte. Sie fühlte sich überaus glücklich und konnte nicht sagen wie sehr. Arrecina erwiderte seine Umarmung und drängte sich dicht an ihn, wollte ihn auf keinen Fall mehr los lassen, am besten nie wieder und doch wusste sie, dass das nicht gehen würde, aber daran wollte sie nicht denken. Er ließ ihr gar keinen Moment Zeit um ihm zu antworten, so stürmisch überraschte er sie mit seinen Küssen und auch diese erwiderte sie mit voller Hingabe. Leise kichernd landete sie im Heu und ließ sich wieder an den Sklaven ziehen und sah ihm in die dunklen Augen. "Ich liebe dich," flüsterte sie ihm noch einmal zu, während sie eine bequeme Position im Heu suchte damit sie nicht ständig gepiekst wurde, aber auch das wurde gleich darauf wieder besser.


    "Ich werde warten, ich werde solange warten bis du meinst die Zeit ist reif. Ich denke sie werden mich auch im Moment nicht aus den Augen lassen. Sage mir wenn ich etwas für dich tun kann, ich will nicht, dass sie dir weh tun oder dich gefangen halten, das kann mein Herz nicht aushalten." Sie biss sich auf die Lippen, denn das wollte sie nicht hören, dass sie ihn umbringen wollten. "Ich werde das nicht zulassen, dass sie dich umbringen, hörst du? Ich werde das nicht zulassen und alles unternehmen, damit sie dir nichts tun." Ein Zittern begleitete ihre Stimme und ihr Blick hatte sehr viel Ernst angenommen, denn sie würde wirklich alles machen damit man ihm nichts antat. Sie hasste ihre Familie dafür, dass sie ihr nicht zuhören und glaubten, dass Rutger unschuldig ist.


    Ein Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als seine Hand immer weiter wanderte und ihre Tunika zur Seite schob. Ihre Hände hatte sie zu seiner Schulter geschoben und sie wandte ihren Kopf immer wieder auf die Seite vor allem, als er an ihrem Hals war und sie seinen warmen Atem spüren konnte. Was sollte sie nur sagen, denn er machte sie ja selber vollkommen wahnsinnig. "Ich will es auch, ich will es auch," flüsterte sie heiser ihm entgegen und griff nach seinem Kopf um ihn näher an sich zu ziehen und dann seine Lippen zu küssen.

  • Ungestüm erwiderte Rutger den Kuss, spielte mit ihrer Zunge, versetzte ihrer Unterlippe sacht einen zärtlichen Biss. Atemlos flüsterte er ihren Namen, während er sie in der Dunkelheit entkleidete, und dann auch sich selbst. Ihre bloße samtigweiche Haut auf der seinen zu spüren, ließ seine Begierde heiß aufflammen. Am ganzen Körper bebend umschlang er sie kraftvoll und vergrub, schwer über ihr liegend, sein Gesicht tief in ihrem Haar, ihrem Duft… Heftig kämpfte er gegen die wölfische Gier, die ihn dazu drängte, jetzt einfach zu nehmen, zu verschlingen, sich wie ein Raubtier an ihr zu sättigen.
    "Ich liebe Dich, Arrecina…", flüsterte er rau, dringlich wie eine Beschwörung, und zügelte sich, nahm sein Gewicht von ihr und küsste sie ganz langsam. "…ich liebe dich…"
    Zärtlich liebkoste er sie, erforschte mit Fingern und Zunge jeden Zoll ihres köstlichen Leibes, wollte, dass in ihr das selbe Feuer brannte, das auch in ihm loderte. Und als er schließlich mit ihr schlief, war er noch immer vorsichtig und zärtlich.


    Ermattet hielt er sie danach in den Armen. Das Haar klebte ihm in der schweißnassen Stirn. Seine Brust hob und senkte sich rasch, und ein leises Pfeifen klang in seinen Atemzügen mit. Im Dunkeln tastete er herum, das Heu raschelte, dann bekam er eine Decke zu fassen, die er über sie beide zog. Er war glücklich, wunschlos glücklich, und bis ins letzte erfüllt von Arrecina. Liebevoll fuhren seine Hände über ihren Rücken, streichelten sie sanft, während er mit den Lippen an ihrer Halsgrube war. Selig atmete er ihren Duft, und mit vielen kleinen Küssen leckte er das Salz von ihrer zarten Haut.

  • Begierig erwiderte sie jede seiner Zärtlichkeiten auch wenn in ihrem Inneren etwas klick machte und kurz Bilder aufflammten die nicht schön waren. Sie brachen wie eine Welle an einer Bucht über sie rein, aber Arrecina hatte sie weitesgehend unter Kontrolle um es sich nicht anmerken zu lassen. Sie wusste, dass er etwas getan hatte, etwas was mit ihr zusammenhing und nicht gut gewesen war, aber nun war alles anders, denn sie konnte seine Gefühle spüren, seine Liebe und, dass er es ernst meinte. Sanft strich ihre Zunge an seiner Oberlippe entlang und sie nahm seine Worte tief in sich auf. Er liebte sie.....welche Frau wünschte sich nicht diese Worte immer wieder zu hören? Ihr ganzer Körper war eine einzige Flamme und diese hatte nur er entfacht und sie konnte nicht anders als sich ihm hinzugeben. Ihr Körper kribbelte und wollte gar nicht mehr aufhören damit und hin und wieder spürte sie auch die Stiche des Strohs auf dem sie lagen, aber das überspielte sie gekonnt. So schnell wie diese Bilder gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden und alles was an Gefühlen blieb, waren die wundervollsten die sie sich vorstellen konnte. Arrecina war glücklich so nahe mit ihm zusammen zu sein und machte sich auch keine weiteren Gedanken über mögliche Konsequenzen denn sie glaubte, dass das keiner sehen würde was sie hier taten.


    Ihr Herz raste als wäre sie gerannt ohne ein Ende zu finden, doch sie lag in seinen Armen und strich ihm mit den Fingern ganz leicht über seine Brust hinweg. Arrecina suchte immer wieder seinen Blick und versank in seinen Augen und wollte aus diesen auch nicht mehr weg. Wie gerne hätte sie nun einfach seine Hand genommen und wäre mit ihm aus diesem Haus spaziert, einfach ganz weit weg. Weg aus Rom und all den Erinnerungen. Weg von ihrer Familie. Sie wusste, dass sie ihm überall hin folgen würde, egal wo es sein sollte. Arrecina würde auch mit nach Germanien gehen, denn das war ihr ernst. Ihr Vater würde sie sicher vorher umbringen aber auch das würde sie in Kauf nehmen nur um ihrem Herzen zu folgen.


    Auch sie versuchte nun in dieser Zweisamkeit ihm einige kleine Zärtlichkeiten zukommen zu lassen und schenkte ihm zarte Küsse auf die Wange. "Bitte lass mich niemals mehr alleine," sagte sie ihm dicht neben seinem Ohr und ihre Stimme zitterte irgendwie dabei als sie es sagte.

  • Die Arme fest um Arrecina geschlungen reckte Rutger sich wohlig, und streckte sich lang im Heu aus. Er genoss ihre zarten Berührungen, lächelte breit als sie seine Wangen küsste, und kraulte ihr träge den Nacken.
    "Ich lass dich nie wieder los, Kleines.", flüsterte er lächelnd, zog sie einen Moment lang sehr kräftig an seine Brust, und legte besitzergreifend noch ein Bein um sie herum. Hatte er das nicht irgendwann schon mal zu ihr gesagt? Er vergrub zärtlich die Finger in ihrem Haar, sah hinauf in die Dunkelheit, wo durch ein paar Ritzen in der Bretterwand vages Sternenlicht hereindrang.
    "Ich habe noch nie eine Frau wie Dich getroffen, Arrecina.", sagte er leise. "Noch nie so geliebt. Vielleicht ist es ja mein Schicksal - ich meine, es ist doch möglich, dass all das Üble, was mir widerfahren ist, nur gewesen ist, damit ich Dich jetzt, hier, so in den Armen halten kann… - und bei Dir auch, verstehst Du, es ist unser Schicksal, es hat die ganze Zeit auf uns gewartet. Manchmal denke ich, die Nornen haben schon einen seltsamen Humor… - Aber vielleicht ist das auch Unsinn, ich weiß nicht."


    Er fuhr sich nachdenklich über die Stirn. Wieder bestürmten ihn die Gedanken an seine fragliche Zukunft, aufdringlich und störend.
    "Ich wünschte, ich könnte es Dir versprechen, Kleines…", flüsterte er wehmütig. Ganz sanft küsste er ihre Schläfe, bevor er widerstrebend weitersprach.
    "Aber ich weiß ja nicht mal, was uns der nächste Morgen bringt. Ich liebe Dich. Ich werde alles dafür geben mit Dir zusammen zu sein! Ich werde dafür kämpfen, bis zum letzten! - Aber…"
    Er stockte, sah vor sich wieder den Gekreuzigten auf dem Richtplatz, ganz von schwarzen Vögeln bedeckt. Seine Brust hob und senkte sich heftig. Eine lähmende Mutlosigkeit wollte in ihm aufsteigen. Hatten nicht die Götter ihn verlassen? War nicht sein Speer geborsten? Arrecina würde sich wieder an alles erinnern und eine andere sein, und sie würde nur noch Hass für ihn spüren.
    "Aber ich weiß eben nicht…"
    Hilflos zuckte er die Schultern, versuchte sich dann zusammenzureißen. Hier vor Arrecina rumzujammern wie ein Skräling, das war ja noch schöner!
    "Verzeih.", murmelte er leise, küsste zärtlich ihre Lippen, und streichelte wieder rauh ihren Nacken. "Wir finden schon einen Weg."

  • Arrecina konnte nur hoffen, dass er seine Worte wirklich ernst meinte. Sie hoffte es zumindest, denn er war doch der einzige dem sie hier wirklich vertrauen konnte, der einzige der sie kannte und wusste wer sie war und wie sie war, und er kannte beide Seiten. Das alles verband sie einfach noch viel mehr und sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich ihre Gefühle irgendwann mal ändern würden, auch nicht wenn sie sich wieder erinnern konnte. Vielleicht würde sie das ja auch niemals mehr. Vielleicht würde sie immer so bleiben wie sie nun war und musste alles und jeden neu kennen lernen, denn das alles war möglich, wenn auch unwahrscheinlich. "Und ich habe noch nie einen Mann wie dich getroffen Rutger." Nachdem sie das gesagt hatte wusste sie gleich, dass es da doch noch wen gab, jemanden der ihr sehr nahe stand, aber an den sie sich nicht erinnern konnte und der wie alle andern in ihrem Kopf ein verschwommenes Gesicht hatte. Alles was sie wusste war nur, dass sie ihm sehr nahe stand, vielleicht näher als gut war.
    Die Haare auf ihren Armen stellten sich bei diesen Gedanken auf und sie schüttelte ihn auf der Stelle wieder ab, denn er gehörte hier einfach nicht hin und so verbannte sie das alles wieder und konzentrierte sich auf den Mann in ihren Armen. Lange sah sie ihm einfach in die Augen und sie konnte spüren wie ihr Herz klopfte und wie es sich immer wieder verkrampfte weil sie solche Angst hatte, dass ihre Familie diesem Sklaven etwas antun könnte.
    "Der nächste Morgen wird das bringen wie immer, dafür werde ich sorgen, denn ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun. Sie müssen auf mich hören, denn nur ich kenne die Wahrheit soweit ich sie weiß. Ich denke mein Vater würde sicher nicht gegen meinen Willen handeln, deswegen werde ich es schaffen, dass sie dir nichts antun werden. Sie dürfen das einfach nicht, denn das würde ich nicht durchstehen." Der Gedanke machte sie wirklich wahnsinnig und so vergrub sie ihr Gesicht an seiner Halsbeuge und hielt ihn einfach ganz fest. Sie liebte den Duft der von ihm ausging, vor allem so wie er jetzt war und sie mochte seine Art. Es war verboten was sie hier machten, auch sich zu sagen, dass sie sich liebten war verboten und sie wusste, auch wenn sie die anderen nicht kannte, dass sie das niemals tolerieren würden wenn sie davon erfuhren. Sicher würde man sie irgendwohin schicken und ihn verkaufen. Nein darüber durfte sie einfach nicht nachdenken, denn das brach ihr das Herz.
    "Ja wir werden einen Weg finden, da bin ich mir ganz sicher!"

  • "Ich danke Dir, Kleines.", murmelte Rutger, ganz gerührt, dass Arrecina ihn so energisch beschützen wollte. Liebevoll streichelte er ihr Haar und versuchte nicht daran zu denken, dass schon ein bisschen erbärmlich war, sich als Krieger von einem jungen Mädchen in Schutz nehmen zu lassen…
    Doch dass er auf eigene Faust erneut entkommen könnte, aus dem Carcer, das schien ihm nicht gerade sehr wahrscheinlich. Nicht wenn seine Götter ihm nicht beistanden, und die hatten es deutlich genug gemacht, dass sie ihm, nachdem er sich mit einer Römerin eingelassen hatte, nicht mehr hold gesinnt waren.
    "Mmhm, ja, ich auch, irgendwie, bestimmt."
    Doch eigentlich war er furchtbar skeptisch, dass Arrecina, nach allem was passiert war, ihren brutalen Neiding von Vater überzeugen könnte, und die verteufelte Mutlosigkeit wollte einfach nicht von ihm weichen.


    "Aber falls… -", brach es plötzlich aus ihn heraus. "- Ach, zu Hel!"
    Er richtete sich auf und fuhr sich fahrig übers die Stirn.
    "Falls ich doch draufgehe, Arrecina, bitte, musst Du mir einen Dienst erweisen. Es tut mir wirklich leid, dass ich Dich darum bitte, aber… es ist sehr wichtig. Du musst mich verbrennen. Vor dem Sterben ist mir nicht bange, aber wenn…, wenn mich die Raben fressen, in diesem fremden Land, dann werde ich nicht den Weg zurück finden. Nicht nach Hause, und nicht in die Halle der Einherjar. Und…"
    Seine Stimme wurde brüchig. Er hustete, starrte aufgewühlt in die Dunkelheit und sprach mühsam beherrscht schnell weiter.


    "Ich will nicht zum Draug werden, zum Wiedergänger, auf keinen Fall, verstehst du?! Wenn ich zuhause den Tod fände, dann würden sie mir die Totenlieder singen, und meine Asche in einen Hügel legen, und mir Fleisch und Met mitgeben für die Überfahrt, Waffen auch und eine Unfreie dazu, und ich würde Einzug halten in Wodans Halle und kämpfen an der Seite der Götter wenn dereinst die Wolfszeit anbricht… "
    Er wandte den Kopf und blickte Arrecina voll Verzweiflung an.
    "Ich will nicht für alle Zeiten rastlos sein, und die Lebenden hassen!"
    Fest umfassten seine Hände ihre Schultern; er beschwor sie mit größter Eindringlichkeit: "Bitte Arrecina! Versprich es mir! Verbrenne meinen Kadaver und wirf die Asche, und die Knochenreste, in einen Fluss, oder in das Meer! Vielleicht kann ich dann nach Hause finden. Wirst Du… - wenn es soweit kommen sollte - wirst Du mir diesen Dienst erweisen?"

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