Ein abgelegener kleiner Park am Rande der Stadt...

  • Warum schien es ihr bloß so als ob er ihr tiefstes Inneres kennen würde? Was empfand sie für diesen Sklaven? Nein, für diesen Mann? Gerade wenige Stunden kannten sie sich und doch erschien es ihr als wäre der Zeitpunkt so entscheidend, dass die Dauer keine Rolle spielte.


    Er blickte beschämt hinab und sie verstand warum. Dies Frage hatte ihm eigentlich nicht zugestanden, und dennoch nach Albinas Meinung in diesem Moment mehr als jedem anderen Menschen auf der Welt.
    In seinen nächsten Sätzen brachte er all die Verzweiflung zum Ausdruck , die sie fühlte. Waren die beiden, er ein Sklave und sie eine patrizische Dame sich vielleicht doch ähnlicher als die meisten anderen Menschen sich vorstellen konnten.
    Sie nahm seinen Ansatz sie zu berühren war. Er wollte anscheinend ebenso sie in den Arm nehmen, wie sie von ihm gehalten werden wollte.
    Doch er unterbrach diese Berührung. Er schien sich diesem Tabu ebenso bewusst wie sie. Er hatte nicht das Recht sie zu berühren. Aber sie hatte genug von Rechten. Sie hatte genug von den Erwartungen der Gesellschaft. Schon in diesem Moment war ihr klar, dass sie es irgendwann bereuen würde, ja , sie beide es bereuen würden, doch mit ihrer linken Hand bewegte sie sich ganz langsam auf die seine zu. Und, so sehr das alles ihrer Erziehung und dem Anstand, ihren Verpflichtungen ihrer Familie gegenüber und ihren Versprechen Quintus gegenüber, widersprach, legte sie ihre Hand ganz zart auf die seine.
    Dann blickte sie zu ihm auf und schaute ihn fragend und unsicher an.
    Hatte sie das richtige getan. Hatte sie sein Verhalten richtig interpretiert? Fühlte er das gleiche wie sie?

  • Verres hätte niemals daran geglaubt, was gerade passierte. SIE berührte seine Hand und es war wie ein Traum. So sanft, so zart, so liebevoll. Nein, ihm schwindelte. Und doch spürte er ihre Hand, sanft und so zart und so aufrichtig. Er wollte dennoch seine Hand wegziehen, es war doch nicht richtig. Aber konnte einfach nicht, zu liebevoll war diese Berührungen und ihm schwanden fast die Sinne.
    Diese Wärme, diese Ehrlichkeit und doch wusste er, wie wie, dass es falsch war, aber er konnte nicht anders.
    »Tiberia Albina!« hauchte er zart und sah sie doch unsicher an. Doch sein Blick offenbarte nun, dass er sie begehrte.


    Und dann legte er sanft seinen Arm um ihre Schultern. Er konnte nicht anders. Aber er fand auch keine Worte.
    Und dann spürte er ihre Körperwärme und drückte sie sanft an sich.

  • Sie hatte Angst gehabt, er würde sie zurückweisen. Vielleicht, dachte sie, hatte sie das ganze falsch interpretiert. Doch nun, als sie ihren Mut zusammen genommen hatte und seine Hand auf der ihren lag, wusste sie, dass sie nirgendwo anders hätte liegen sollen.
    Als er ihren Namen hauchte spürte sie ein Kribbeln in der Magengegend und ganz leicht stellten sich ihre Nackenhaare auf. Der Schauer, den das in ihr auslöste durchflutete ihren ganzen Körper.
    Nun wandelte sich der Ausdruck in seinen Augen und sie wusste, dass mehr darin lag als Freundschaft. Sie wusste, dass er sich ebenso zu ihr hingezogen fühlte. Die ganze Welt war gegen sie. Alle Vorstellungen und Regeln der Welt sprachen gegen das, was hier geschah. Und dennoch fühlte es sich richtiger,als alles andere was Albina je gefühlt hatte, an.
    Er legte den Arm um sie und zog sie zu sich heran. Nicht ein Funken der Gegenwehr existierte in dem Moment in ihr.
    Sie lehnte sich an ihn und barg ihr Gesicht in seiner Schulter.
    SO verharrten sie für eine ganze Weile. Keiner sprach, denn jeder wusste, dass das was jetzt gesagt werden würde, schmerzlich war.
    Doch irgendwann musste es ausgesprochen werden und Albina entschied sich dazu zu erst :
    "Das dürfen wir nicht." seufzte sie ganz leise und in ihrer Stimme lag unendliche Traurigkeit.

  • Und Verres verstand genau, was sie meinte und doch wollte er es nicht wahr haben. Zu schön, zu süsslich, zu traumhaft war dieser Moment, sie fest in seinen Armen zu halten, sie zu fühlen, zu spüren, ja, zu riechen ...


    Und doch nahm er ihre Traurigkeit in der Stimme wahr. Dennoch ... sie hatte so Recht.


    Es war für einen Moment so magisch, als er sie hielt, verboten, aber auch eben so wundervoll und magisch und nie wollte er sie wieder los lassen, hatte er doch das Gefühl, dass sie es wohl ebenso wollte, diesem Moment, diese Berührung, Wie er es für einen Augenblick, der ewig schien, genoss. Er sog ihren Duft in sich, nahm jeden Atemzug von ihr wahr, jeden Herzschlag, jedes ihrer Worte, was sie seufzte ...


    Doch mehr noch genoss er den Augenblick der Stille, als sie nichts sprach, sondern genoss, so wie er, sie zu fühlen.
    Und dann waren da ihre Worte: "Das dürfen wir nicht."
    Ja, sie hatte Recht und so ungern er von ihr abliess, so ungern er nicht wollte, sie weiter bei sich zu spüren, so Recht hatte sie und je mehr wurde ihm schmerzlich bewusst, was er getan hatte und dann passierte, was passieren musste: Auch wenn es ihn unendlich schmerzte: Sie sprach es aus, auch wenn er glaubte, dass sie sich etwas anderes wünschte, aber er musste nun so handeln, alleine schon deshalb, um ihr die Angst zu nehmen:
    Verres loste sich von ihr. Zaghaft, willenlos, aber er tat es. Und als er seine Hände bei sich hatte, starrte er verzweifelt und traurig zu Boden und nickte leicht, wenn auch ungern und sprach: »Verzeih, ich hätte ... ich ... hätte nicht ... es tut mir leid ...«
    Und doch hatte er in dem Moment der Berührung das Gefühl, dass sie beide das selbe wollten und auch wenn es verboten war, so hatte er es über alle Maßen genossen und es war ein magischer Augenblick gewesen, der nicht hätte schöner sein können.


    Er wollte sich nicht von ihr lösen, im Gegenteil. Er wollte ihr noch näher sein, er wollte sie küssen, ihr zeigen, wie lieb er sie hatte, doch auf einmal war alles anders. Das Leben, die Realität hatte ihn zurück und erneut brach etwas in ihm schmerzlich zusammen, etwas, was er nicht beschreiben konnte, etwas, was aber sehr weh tat. Ihn schmerzte, als würde man ihm sein Herz herausreissen.

  • Sie hatte gewusst, dass ihre Worte diesen Moment zerstören würden. Doch sie hatte nicht anders gekonnt. So sehr sie all das auch wollte, so sehr alles in ihr auch schrie, es sei das einzig richtige, konnte sie dennoch nicht umher, die eventuellen Konsequenzen zu bedenken. Nicht einmal für sich, sondern auch für Verres, dessen Strafe wohl weit höher ausfallen würde.
    Als er seine Umarmung gelöst hatte und nun anscheinend innerlich mit sich selbst ringens wieder auf den Boden starrte, sprach er.
    Doch was sie hörte gefiel ihr nicht. Zwar schien er selbst unsicher zu sein und mit seinen eigenen Worten zu kämpfen, aber das spielte für Albina keine Rolle.
    Es tat ihm Leid? Sofort spürte sie ein Stechen im Herzen.Es gab so viel mit dem sie hatte ringen müssen, soviel was gegen das ganze sprach. Doch dieser Moment in all seiner Schönheit hatte ihr nicht Leid getan und das tat er jetzt auch nicht.
    "Es tut dir leid?", fragte sie ganz leise. "Dann entschuldige, denn ich glaube ich war es die dich zu etwas trieb, dass du nun anscheinend bereust." sagte sie ruhig, aber die Verletztheit die aus ihrem Ton sprach war kaum zu überhören.


    Was sie fühlte und was er zu fühlen schien spielte garkeine Rolle. Sie wusste sich gerad einfach nicht anders zu helfen. Etwas Vernünftiges hätte sie nicht sagen können, und so , und das hätte sie nicht tun sollen, richtete sie den Zorn, der aus ihrer Hilflosigkeit in dieser Situation entstanden war , gegen Verres.
    "Aber keine Sorge, " sprach sie und stand dabei auf, "ich werde dich nie wieder in solch eine mißliche Lage bringen."
    Ein Teil von ihr meinte es ernst, ein anderer nicht.Sie war einfach von der Situation überfordert. Sie hatte Angst, sie war traurig und verletzt, und, was für sie am schlimmsten war, so erschien sie sich hilflos.
    All das stand ihr in ihren Augen. Ihre anerzogene Maske hatte sie schon lange fallen lassen. Was nun? Was mach ich bloß? Was machen wir bloß?


    Sie dreht sich um und wollte davonlaufen.EInfach nur weg, war ihr erster Gedanke.

  • Verres kam sich erbärmlich vor. Ihm ging es ebenso wie Albina, doch konnte er ja nicht wissen, was in ihr wirklich vorging. Deutlich spürte er nun, wie verletzt sie war, wie verletzt er sie hatte, damit, dass er seine Umarmung von ihr gelöst hatte und die falschen Worte gesagt hatte. Er selber war leicht überfordert und war hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen für sie und den Konventionen. Und er glaubte, sie schützen zu müssen vor dem, was sie eigentlich beide wollten, doch er hatte Angst, dass sie es vielleicht später doch bereuen würde.
    Aber machte er sich nicht viel zu viele Gedanken? Er war doch eh eigentlich jemand gewesen, den die Konventionen nicht gefielen.


    Als sie schliesslich aufstand und ihre nächsten Worte sprach, versetzten diese im ebenso einen Stich in sein Herz und er sah sie traurig an, stand ebenfalls auf, denn er spürte, wie auf einmal dieser magische Moment zwischen ihnen zerstört war und dass Albina vielleicht gleich fort gehen würde, auch wenn er ihr folgen müsste. Aber er wollte sie nicht so gehen lassen, mit all ihrer beider Unsicherheit und der Traurigkeit und Verletztheit in ihren Augen und in ihrem Tonfall.


    Und als sie dann im Begriff war, zu gehen, entschied er sich, sie aufzuhalten, egal, was da nun kommen würde. Er griff sie sanft an der Schulter und sprach bittend: »Bitte bleib, Albina. Du hast ja Recht. Und nein, der Moment war es nicht, der mir leid tat.«
    Er hoffte, dass sie sich aufhalten liess und ihn anblicken würde. Und er wollte noch so viel erklären, doch ihm schien in diesem Augenblick zu viele Worte unangebracht. Viel lieber wollte er sie in seine Arme schliessen, sie ganz nah bei sich spüren und ihr über ihr wunderschönes Haar streichen. Und wenn sie blieb, sich aufhalten lassen würde, wusste Verres was er im nächsten Augenblick tun würde ...

  • Sie war schon in der Bewegung um zu gehen, da hielt Verres sie auf einmal an der Schulter. Einen Moment bewegte sie sich garnicht. Sie hörte, was Verres sagte und focht einen inneren Kampf mit sich selbst aus. Wenn sie jetzt gehen würde, könnte alles was war vergessen sein. Sie würden beide leiden, aber keiner würde zu Schaden kommen. Alle Vernunft, die sie besaß, sagte ihr, sie solle einfach gehen. Aber ein anderer Teil, ein so viel mächtigerer, hielt sie davon ab.All ihre Angst, ihre Unsicherheit und vor allem ihr Schmerz, den sie bei Verres Worten empfunden hatten, waren bei seinen letzten Worten verschwunden. Wie sehr würde sie das , was sie jetzt tat, noch bereuen? fragte sie sich.
    Sie ging nicht. Sie konnte es einfach nicht. Sie drehte sich ganz langsam wieder zu Verres herum und blickte ihm in die Augen.

  • Was Verres gehofft hatte, war eingetreten. Albina ging nicht. Stattdessen drehte sie sich langsam zu ihm um und blickte ihm in die Augen. Er wusste nicht genau, was er darin sehen konnte, aber er spürte, dass sie schon ein wenig mit sich kämpfte. So wie er auch. Doch dass sie nicht gegangen war, war für ihn ein unendlich schöner Beweis, so hoffte er, dass sie ihm vergeben würde.
    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Auch er sah sie an. Von oben herab, doch nicht auf so eine arrogante Art, eher entschuldigend, in dem er leicht den Kopf gesenkt hielt und sie nun warm anlächelte.


    Er schaute in ihr zartes Gesicht und in diese strahlenden blauen Augen, in denen sich Unsicherheit widerspiegelten, aber auch noch etwas anderes. Sein Blick verharrte einen Wimpernschlag auf ihren sinnlichen Lippen.
    Immer noch hielt er seine grosse Hand auf ihrer schlanken Schulter. Und auch wenn sich seine Gedanken überschlugen, so gab es für ihn nun nur noch eines, was er zu tun gedenkte, ohne, dass er sich darüber so viele Gedanken machte.
    Er legte seine andere Hand auf ihre andere Schulter, schenkte ihr ein erleichtertes und dann sehr charmantes und liebevolles Lächeln, hauchte noch: »Albina ...« und zog sie dann mit sanften Druck an sich heran. Eine Hand wanderte zu ihrem Rücken, die andere schob sich unter ihre Haare am Nacken und er beugte sich zu ihr hinunter, um seine Lippen sanft auf die ihren zu drücken.


    Es ging alles recht schnell und doch waren seine Sinne alle bei ihr, so dass er jede Regung, jedes Versteifens ihres Körpers, jede noch so kleine Gegenwehr fühlen würde, denn was er tat, war ein weiterer Schritt, und er wollte sie nicht bedrängen.


    Doch er musste es tun, er wollte es tun, es gab für ihn einfach kaum ein Halten mehr ...

  • Er senkte seinen Kopf und blickte sie an. Und in diesem Blick lag so viel, so unendlich viel, dass Albina keine Worte blieben.
    Sie blickte ihn an. Ganz genau musterte sie seine schönen Züge, seine maskulinen Wangenknochen und seine Lippen. Doch vor allem sah sie seine Augen. Diese Augen, so grün wie eine Wiese im Frühjahr, so voller Wärme und Freundlichkeit...
    Ganz leise hauchte er ihren Namen und dabei stellten sich ihre Nackenhaare auf. Und auch wenn sie es nicht tat, hatte sie dennoch das Gefühl am ganzen Leib zu zittern. Seine Hand wanderte ihren Rücken hinab und die andere legte sich ganz zärtlich in ihren Nacken. Ohne zu wissen was genau sie tat, ja, es geschah beinahe von selbst, legte sie ihre zarten Hände um seinen starken Nacken.
    Sie blickte ihn weiter an, und als sie merkte, dass er sich zu ihr hinunterbeugte entstannt eine solch große Sehnsucht nach dieser Berührung , dass sie für einen Moment aufhörte zu atmen.
    Und dann trafen sich ihre Lippen. Noch nie zuvor hatte Albina einen Menschen geküsst, doch nie hätte sie diese Gefühle für möglich gehalten.
    Ihre Berührung war unglaublich zart und dennoch ebenso intensiv.
    Es fühlte sich an, als würden auf ihren Lippen hunderte kleiner Funken sprühen.
    Und dann endete diese erste zaghafte Berührung und beide entfernten sich ganz langsam voneinander, aber nur so weit, dass sie sich wieder in die Augen blicken konnten.
    "Verres..." sprach Albina ganz leise und blickte ihn an.

  • Als ich nach Misenium geschickt worden war, hatte man mich geführt und ich hatte mir den Weg von der Villa zum Stadttor nicht gemerkt. Etwas, das ich jetzt, da ich allein auf dem Rückweg war bereute. An der Porta hatte ich nicht gefragt, da war icjh mir noch sicher gewesen, den Weg zu kennen.


    Jetzt aber bereute ich es.


    Ich ahnte, das ich in der Nähe sein musste, aber die Stadt war so gross, das ich immer feststellen musste, das, wenn ich meinte kurz vorm Ziel zu sein, ich doch falsch lag. Gerade noch hatte ich es geschafft mich nicht in die Subura zu begeben, doch mittlerweile war schon ziemlich verzweifelt.


    Irgendjemand musste ich jetzt fragen und da kam mir dieses Päarchen im Park gerade recht. Zwar schien es so, als ob die zwei sich gerade geküsst hatten, doch irgendwie war mir das egal . Mir war es ja auch nicht vergönnt, mit meiner Miriam zusammen zu sein.

    "He ihr zwei,... Wisst ihr, wo es zur Villa Tiberia geht ?"


    Vielleicht klang etwas von meiner Bitterkeit mit in diesen Worten, aber es war mir auch egal. Ich wollte einfach in die Villa....

  • Verres war mehr als glücklich, dass Albina seinen Kuss erwiderte. Und als er spürte,wie sie auch eine Hand an seinen Nacken legte, ihren Kopf leicht nach hinten legte, da stellten sich auch bei ihm die Nackenhaare auf. Doch das war alles nichts gegen das, was er dann fühlte: Albinas weiche, zarten Lippen auf den seinen. Er glaubte vor Glück zu explodieren. Sie schmeckte so gut und er genoss den Moment, wo sich ihre Lippen vereinigten und er hatte seine Augen geschlossen und glaubte, er wäre in einem Traum, so unvorstellbar kam ihm dies alles vor. SIE in seinen Armen zu halten. SIE, die er mehr und mehr begehrte. SIE, die ihm Wärme spendete und noch so viel mehr: Sie war es, die ihm das Gefühl gab, ein Mensch zu sein, egal ob Sklave oder Bürger. Er genoss es in vollen Zügen, sie so zu halten und sie zu küssen, sie zu spüren und als sie sich dann von einander trennten, nach einer Ewigkeit, die nicht enden wollte, sie seinen Namen hauchte, glaubte Verres nie glücklicher gewesen zu sein in der kurzen Zeit seines vergessenen Lebens und er schenkte ihr das wärmste, aufrichtigste und schönes Lächeln ...


    ... bis etwas passierte!


    Verres nahm es erst nicht wahr. Er glaubte an eine Sinnestäuschung, doch dann wurde ihm bewusst: Irgendwer sprach sie an. In diesem so magischen Augenblick. Ausgerechnet jetzt. Während er sie so liebevoll anschaute, seinen Druck auf ihrer Haut verstärkte, sie nicht mehr aus seinen Armen lassen wollen ... eine fremde Stimme, die alles durchbrach, wie ein Dolch, der sich in sein Herz bohrte: Schmerzhaft, unabdingbar.


    Obwohl Verres es nicht wollte, musste er nun seinen Kopf drehen zu dem Mann, der sie ansprach. Dennoch entliess er Albina nicht aus seinen Armen.


    »Verdammt, merkst du nicht, dass du störst?« presste er bitter über seine Lippen. Kurz musterte er finster den Mann. War es ein Sklave? Von der Tracht her mochte er es sein. Aber es war Verres eh egal.

  • Natürlich wusste ich, das ich störte, aber wenn es mir nicht egal wäre, hätte ich die zwei nicht angesprochen. Etwas stutzig machte mich, wie der fremde Mann reagierte. Aber es lag vielleicht einfach daran, das ich störte.
    Noch vor meiner Abreise hätte ich mich jetzt zurückgezogen, etwas nervös gestammelt und mich verdrückt. Aber Misenium hatte mir gut getan und so blieb ich stehen, fixierte ihn starr mit meinem Blick.

    "Sag mir nur wie ich zur Villa Tiberia komme und ich lass dich und deine Kleine in Ruhe."


    Kleine war gut, sie war deutlich grösser als ich. Und wesentlch besser gekleidet als der Mann, war sie auch, das fiel selbst mir auf. Aber , ewgal was die zwei da hatten, es ging mich nichts an und interesierte mich auch nicht.

  • Mitten in diesem wunderschönen Moment wurden die beiden unterbrochen.
    Nur unwirklich nahm Albina eine Stimme wahr, bis Verres seinen Blick abwandte und sie bemerkte, dass sie dort wirklich jemand ansprach.
    Völlig verwundert und erschrocken wandte sie sich um und blickte den Mann an, der ihnen dort gegenüberstand. Seiner Kleidung nach zu urteilen ein Sklave. Was um alles in der Welt wollte er? Und vor allem, wer war er? Er hatte sie beide zusammen gesehen... Oh nein... was nun?
    Doch Albina musste garnicht reagieren. Verres hatte diesem, seine Umarmung nicht lösend , bereits angesprochen. Doch der Ton war nicht der freundlichste.
    War ihm denn nicht bewusst, dass ihr Gegenüber, wer immer er sein mochte, viel Schaden anrichten könnte.
    Sie blickte einfach weiterhin den vermeintlichen Sklaven an und wartete auf eine Antwort.

  • Das "Kleine" mit der ihr Gegenüber nur sie meinen konnte entging Albina völlig. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie sich sicher über die Bezeichnung aufgeregt. Sie war ja immerhin nicht irgendwer, schon garnicht für einen Sklaven, und schon garnicht kleiner als er.
    Aber all das bekam sie nicht mit. All ihre Gedanken kreisten um das "Villa Tiberia". Warum wollte er zur Villa? Gehörte er einem Bekannten ihrer Verwandten oder gar einem ihrer Verwandten selbst? Das wäre eine Katastrophe. Albinas Gedanken rasten...Was nun?
    Doch an eine Antwort war garnicht zu denken. Der Schreck steckte ihr viel zu sehr in den Knochen und sie hätte kein Wort über die Lippen gebracht. Und so starrte sie den Fremden einfach nur entgeistert an und wusste nicht, was zu tun war.

  • Nicht, dass Verres sich keine Gedanken gemacht hätte, aber er ahnte schliesslich nicht, WER sie da ansprach, deswegen war er etwas barsch gewesen. Es konnte irgendein Mann sein, irgend ein Sklave.


    Als dieser aber erneut den Namen der Villa aussprach, wo Albina und er wohnten, glaubte er fast einen Herzinfarkt zu bekommen. Dabei hatte er den Namen der Villa schon eben genannt, doch Verres hatte es irgendwie überhört. Doch nun war es klar: Dieser Mann wollte zu Villa Tiberia. Götter, was sollte er nur tun? Den Mann einfach umbringen? Sein erster Gedanke, um das schlimme Schicksal abzuwenden, aber Verres war nicht so gestrickt.
    Doch er verstand auch nicht, warum ihnen ausgerechnet hier jemanden begegnen musste, der zu IHRER Casa wollte. Mehr Pech konnte man wohl einfach nicht bekommen ...


    Dachte Verres eben noch, dass sein Herz raste, so spürte r nun, dass er kurz vor dem Zerspringen war. Was sollte er nur tun? Wie sollte er die Situation retten? Und gab es eigendlich eine Rettung?


    Er entliess nun Albina, nicht, weil er sich schämte, sondern aus reiner Hilflosigkeit. Er suchte in ihrem Blick Rat, doch er sah ihr eigenes Entsetzen. Was nur sollte er tun? Er musste den Kontakt herstellen. Zu diesem Mann. Aber was wäre, wenn er nur kurz eine Nachricht überbringen wollte und dann verschwand? Wäre das eine Chance? Was aber, wenn er länger blieb. Verres war wie erstarrt und er wusste keinen Rat, doch er musste handeln. Doch wie nur?


    Würde Verres sagen, dass er es nicht wüsste, wo sich diese Villa befand, würde der Mann den nächsten fragen. Wie auch immer, er würde sein Ziel erreichen. Und dann?


    Fast wollte Verres fragen, was der Mann bei der Villa wollte, aber das wäre zu auffällig. Und so blieb ihm nur etwas, was er ungern tat. Er beschrieb ihm einen ganz falschen Weg. Irgendwo, wo er sich in der Subura verlaufen sollte. Einfach, um etwas Zeit zu gewinnen. Und doch, nachdem er ihm den falschen Weg beschrieb, kam sich Verres elendig vor. Irgendwann würde dieser Mann, der augenscheinlich ein Sklave war, in die Villa kommen ...

  • Je länger ich die zwei mir ansah, desto überzeugter war ich davon, das irgendwas ihr nicht stimmte. Aber auch wenn ich das wusste, so war es mir doch auch egal. Mein wunsch für heute war bescheiden, ein trockenes Bett und etwas warmen Puls, das sollte genügen und nmach den Monaten auf dem Land würde mir die Kammer in der Villa Tiberia als reinster Luxus vorkommen.

    "Danke,... und habt noch viel spass."


    Und ich ging davon, ohne eine Ahnung das der Weg falsch war und mir noch ein langer Weg bevor stand. Ich dachte nur daran, das mein Domine mir vezeihn hatte, sich vielleicht die möglichkeit bot Miriam wieder zu sehen und ich vielleicht wieder etwas tun konnte, damit mein Domine aus den Klauen dieser Hexe befreit werden konnte.

  • Völlig abwesend hatte Albina das weitere Geschehen verfolgt. Kein Wort hatte ihre Lippen verlassen. Und selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie nichts sagen können. Sie stand einfach da. Auch nachdem Verres sie losgelassen hatte, kam keine weitere Reaktion von ihr.
    Doch auch jetzt noch rasten ihre Gedanken innerlich. Verres beschrieb dem Mann den falschen Weg, dass war ihr gleich klar, auch wenn sie selbst gerade ein paar Tage in der Stadt war. Aber was würde das bringen. Nungut, zunächst hatten sie Zeit gewonnen. Aber wofür? Sie konnten höchstens hoffen, dass dieser Sklave nur ein einziges Mal zur Villa musste und danach nie wieder kam. Aber wenn es anders war, hätten sie großes Problem.


    Der Sklave, anscheinend nichts von der falschen Wegbeschreibung ahnend, wandte sich nach ein paar weiteren Worten ab und verließ den Park. Doch er hatte keine Ahnung, was er zurückgelassen hatte. Sie schaute dem Sklaven so lange nach, bis er außer Sichtweite war und wandte sich dann ganz langsam Verres zu. Erst jetzt die Tragweite des Ganzen erfassend begann sie zu zittern.


    Sie schaute in Verres Augen und auch dort lag Sorge.


    "Ich...ich...wir..." begann sie zu stammeln. Doch kein vernünftiger Satz wollte zustande kommen.
    Sie spürte wie ihre Knie weich wurden, sie war einer Ohnmacht nahe. Ihre Apartheit von eben war verschwunden und jetzt strömten all die Ereignisse umso mehr auf sie ein. Sie griff nach Verres Hand und sank auf die Bank auf der sie vorher schon gesessen hatte.
    Dann lief ihr die erste Träne über die von dem Schock noch aschfahle Wange...

  • Was hatte Verres nur angerichtet? Er fühlte sich so schuldig und doch waren seine Gefühle für Albina so ernst und aufrichtig. Und doch war es einfach alles nur von einem bösen Ohmen beherrscht und das, obwohl doch ihnen beiden klar war, wie ihre Gefühle waren.
    Und dennoch, Verres spürte, dass es nun Ärger geben würde und er wollte diese liebliche, zarte Frau schützen. Eine Frau, die doch so stark war. Auch wenn sie so zerbrechlich wirkte.


    Als der Mann sich verabschiedete und seinen Weg ging, da sah ihm Verres noch nach und als er sich gewiss war, dass niemand sie mehr ansah, nahm er Albina sanft in seine Arme und sprach ganz ernsthaft: »Was auch immer geschieht! Ich werde dich beschützen. Ich werde alles für dich tun! Wirklich alles! Und sollte es zu einer Offenbarung kommen, so nehme ich meinen Tod in Kauf.« Verres Worte waren ernst. Was hatte er schon zu verlieren: Gut, sein Leben, aber er liebte es eh nicht besonders.


    Und so nahm er Albina noch einmal in seine Arme, als wäre es das letzte Mal.
    »Was auch geschieht: Bitte: Vergiss mich nicht ...« Und dann bohrte sich sein Blick in sie und er sprach aus, was er fühlte: »Ich liebe dich ...«


    Seine letzten Worte waren sehr aufrichtig und obwohl er sie kaum kannte, so waren es seine Gefühle für sie.

  • Albina fühlte sich schwächer als je zuvor in ihrem Leben. Doch was konnte man auch anders erwarten. Auf den bisher schönsten, war auch gleich der schlimmste Moment ihres Lebens gefolgt. Als Verres sie in den Arm nahm begann sie langsam sich zu beruhigen. Sie kämpfte ihre Tränen nieder und schwieg, so lange er noch sprach.
    Sein Tod? Etwas schlimmeres konnte sie sich momentan nicht vorstellen.
    "Dein Tod? Sag so etwas nie wieder!" brach es wie ein Befehl aus ihr heraus. Doch es war nicht der Befehl an einen Sklaven, sondern ein Befehl an einen geliebten Menschen.
    Was sollte sie tun?Was konnte sie tun? Zunächst einmal musste sie sich wieder fassen, entschied sie.
    Wieder umschlossen seine Arme sie, doch dieses Mal reagierte sie darauf. Sie schlang ihre Arme auch in ihm. Und so wurde aus einer Geste, die sie trösten sollten eine Umarmung, die sie beide vereinte.
    Vergessen? Unvorstellbar war das für Albina. Sie wollte das nicht, ja, sie könnte es nicht einmal.
    Durchdringend musterte er sie und dann...
    Er liebte sie? Ja, er liebte sie. Sie glaubte ihm seine Worte, und auch ohne diese, wusste sie, dass es so sein musste. Welche Ironie des Schicksals, da sie doch gerade erst über die Liebe gesprochen hatten. Da hatte sie noch die Vernunft besessen, einzusehen, dass jemand in ihrem Stand nicht das Recht auf Liebe hatte. Und nun? Liebte sie ihn? War es das? Nie zuvor hatte sie Liebe empfunden, woher sollte sie es wissen?
    "Ich weiß nicht, was liebe ist.", sagte sie ganz leise."Und dennoch", fügte sie dann aus ganzem herzen hinzu," kann es nur das sein, was ich gerade empfinde."
    Unglückliche Liebe? Sooft hatte sie schon darüber gelesen. Schon soviele Stücke gesehen, in der es darum ging. Waren es nicht Pyrhamus und Thisbe, die sich liebten, obwohl sie es nicht durften? Doch wohin hatte es geführt? Am Ende der Geschichte waren beide tot. Es war eine so hoffnungslose Situation. Doch Albina wollte nicht länger klagen, das half ihr auch nicht. Sie musste sich jetzt zusammenreißen.


    "Ja, ich liebe dich auch." sagte sie nun bestimmter aber dennoch zärtlich. "Und ich würde dich nie vergessen. Ich weiß nicht, was wir tun sollen, oder wohin das ganze führen wird. Aber ich will dich nicht verlieren."
    Nun blickte sie ihn wieder direkt an. Schaute in diese wunderschönen Augen. In die Augen des Mannes , den sie liebte.
    "Was nun?"

  • »Was nun?« fragte er kurz. Es war ihm egal.
    Schöner hätten ihre Worte nicht sein können. Nein, niemals schöner. Er liebte sie, das war ihm bewusst und er wollte auch nicht länger darüber nach denken. Immer und immer wieder hörte er ihre Worte und verstand sein Glück kaum. Etwas war in Erfüllung gegangen, was er sie glaubte, zu hoffen. Sie liebte ihn? So wie er sie liebte, obwohl sie sich doch kaum kannten? Und doch war ihm nun bewusst, mehr als je zu vor, dass es so etwas gab. Und Verres war für diesen Moment der glücklichste Mensch überhaupt.
    Sanft schloss er Alnina in seine Arme.
    Es war so seltsam und so schnell gegangen und doch war alles wahr. Er glaubte es einfach erst nicht und dann doch.


    »Ich danke dir so sehr ....« sprach er leise und hauchte ihr nun viele leichte Küsse auf ihr Gesicht, während er sie weiter umschlungen hielt. Wie nur sollte er ihr zeigen, wie er sich fühlte, wie er sie sah, wie glücklich er war, obwohl er doch nur ein Sklave war. Nein, dies war einfach gerade nicht wichtig: Hier hatten sich zwei Menschen gefunden, egal, welchen Standes. Und Verres war überglücklich. Er wollte es Alina zeigen und tat es dann auch. Er hob sie mit seinen kräftigen Armen hoch und drehte sich mit ihr.


    Sie liebte ihn auch. Er konnte es kaum fassen und drehte sich mir ihr, er war voller Leidenschaft und Glück und er vergass für einen Moment den Mann, der sie eben gestört hatte und der alles Glück zerstören konnte.


    »Oh, Albina ... oh meine liebste Albina ... « hauchte Verres nur und wirbelte sie vorsichtig herum.

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