Warum schien es ihr bloß so als ob er ihr tiefstes Inneres kennen würde? Was empfand sie für diesen Sklaven? Nein, für diesen Mann? Gerade wenige Stunden kannten sie sich und doch erschien es ihr als wäre der Zeitpunkt so entscheidend, dass die Dauer keine Rolle spielte.
Er blickte beschämt hinab und sie verstand warum. Dies Frage hatte ihm eigentlich nicht zugestanden, und dennoch nach Albinas Meinung in diesem Moment mehr als jedem anderen Menschen auf der Welt.
In seinen nächsten Sätzen brachte er all die Verzweiflung zum Ausdruck , die sie fühlte. Waren die beiden, er ein Sklave und sie eine patrizische Dame sich vielleicht doch ähnlicher als die meisten anderen Menschen sich vorstellen konnten.
Sie nahm seinen Ansatz sie zu berühren war. Er wollte anscheinend ebenso sie in den Arm nehmen, wie sie von ihm gehalten werden wollte.
Doch er unterbrach diese Berührung. Er schien sich diesem Tabu ebenso bewusst wie sie. Er hatte nicht das Recht sie zu berühren. Aber sie hatte genug von Rechten. Sie hatte genug von den Erwartungen der Gesellschaft. Schon in diesem Moment war ihr klar, dass sie es irgendwann bereuen würde, ja , sie beide es bereuen würden, doch mit ihrer linken Hand bewegte sie sich ganz langsam auf die seine zu. Und, so sehr das alles ihrer Erziehung und dem Anstand, ihren Verpflichtungen ihrer Familie gegenüber und ihren Versprechen Quintus gegenüber, widersprach, legte sie ihre Hand ganz zart auf die seine.
Dann blickte sie zu ihm auf und schaute ihn fragend und unsicher an.
Hatte sie das richtige getan. Hatte sie sein Verhalten richtig interpretiert? Fühlte er das gleiche wie sie?