Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, in denen sich die Dokumente und Wachtafeln auf meinem Schreibtisch angehäuft hatten. Zwei Wochen, in denen ich kaum etwas anderes getan hatte, als mich in Arbeit zu stürzen. Zwei Wochen, in denen ich versuchte, etwas aus meiner Brust zu verdrängen, das ich nicht dort wissen wollte. Eifersucht. Sorge. Ärger. Und sehr oft, wenn ich gerade nichts tat und entspannen wollte, tauchte Deandra vor meinem inneren Auge auf, wie sie an jenem Tag der Erkenntnis auf ihrem Bett saß, umgeben von halb gepackten Kisten und Truhen und im Begriff aufzuziehen. Ich fühlte mich immer novh verletzt, doch seit ihrem endgültigen Fortgang aus der villa Aurelia war noch etwas anderes hinzugekommen. Ein Gefühl, das mir durchaus nicht unbekannt war, und doch beim Gedanken an Deandra so fremd wie nur irgendmöglich. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Zwei Wochen hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Man konnte sagen, was man wollte, sie fehlte mir schrecklich in der Kühle der entsetzlich leeren villa. Natürlich waren die Sklaven da, doch sonst niemand. Vater lief man gelegentlich über den Weg, Mutter sah ich nie, Corus war nicht zu Hause, Sophus in Rom. Führte ich mir dies vor Augen, wurde mir wieder bewusst, wie allein ich war ohne sie. Ohne Deandra. Ich hatte gewiss versucht, mich abzulenken, in jeder Art und Weise, in der man einen Manne ablenken konnte, aber es half nichts.
So kam ich an diesem Morgen zur Erkenntnis, dass es an der Zeit war, das Stillschweigen zu brechen, mein selbstgewähltes und vermutlich auch selbstverschuldetes Exil aufzugeben und die villa Claudia aufzusuchen, in der hoffentlich Deandra anzutreffen war. Vielleicht ließen sich auch ein oder zwei Worte mit ihrer hübschen Schwester wechseln, aber der Grund, aus dem ich herkam, war... Nunja, ein Vorwand, um ehrlich zu mir selbst zu sein. Unter dem Arm Trautwinis befand sich ein willkürlich gegriffenes Dokument an irgendjemanden. Es war auch vollkommen gleich, an wen es gerichtet war. Ein Vorwand brauchte keine Begründung für seine Existenz zu haben, er war da, um eben das zu sein, was er war. Trautwini klopfte an der Porta, man öffnete und bat uns herein, immerhin kannte man mich hier bereits. Ich äußerte den Wunsch, dass man mich zu Deandra bringen möge, welcher auch umgehend gewährt wurde. An der Tür zu ihrem Zimmer bedeutete mir die Sklavin zu warten, was ich ungeduldig tat. Das Dokument hatte indes den Träger gewechselt und ruhte nun unter meinem Arm, Trautwini wartete unten in der Haupthalle, bis ich hier fertig war. Hoffentlich kam die Sklavin bald wieder aus Deandras Zimmer. Ich war recht nervös.
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