Hinter dem Amphitheatrum Flavium - Eine Strasse der Tierhändler

  • Sie wusste nicht, weshalb sie sich in seine Arme geworfen hatte, es war keine geplante Handlung. In diesem Moment hatte sie einfach nicht anders gekonnt. Ebensowenig hatte sie gewusst wie ihr Cousin darauf reagieren würde. Nichts an seinem Verhalten hätte ihr zu dieser Umarmung das Recht gegeben. Doch als sie dort an seiner Schulter lehnte und schluchzte, tat Quintus etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Doch nichts besseres hätte er in diesem Moment tun können.
    Sie spürte wie er seine Arme um sie legte und näher an sich zog. Neben all ihrem Schmerz und all der Hoffnungslosigkeit die sie fühlte, gab ihr eben dies die Geborgenheit die sie suchte. Das einzige, was ihr vielleicht irgendwo helfen konnte all das zu ertragen. Nur diese eine an sich kleine, doch für ihren Cousin große Geste, war es, die sie davon abhielt in diesem Strudel der Ereignisse und Gefühle unterzugehen.
    Sie hörte seine Worte und sie wusste, dass er recht hatte. Es gab für sie beide keine Zukunft. Doch diese Erkenntnis und deren Ergebnisse zu verkraften, würde sie vermutlich sehr viel Zeit kosten. Doch, und das war das entscheidende, so gaben ihr die Worte von Quintus , wenn auch nur einen winzigen Teil, Hoffnung, dass sie das überstehen würde. Meine kleine Albina... Er würde für sie da sein, dachte sie sich. Er würde ihr helfen das zu ertragen.Und vermutlich war er auch der einzige, der dazu in der Lage sein würde.Mehr denn je, und das obwohl er es war, der sie und Verres getrennt hatte, liebte sie ihren Cousin in diesem oment. Er war ihr wie ein Bruder, den sie nie hatte. Er war jetzt alles was sie hatte.


    "Ich weiß..." murmelte sie erneut in seine Schulter."Ich weiß, dass es keine Zukunft geben kann und wird.", schluchzte sie erneut.
    "Doch...ich weiß nicht... ob ich diesen Schmerz ertragen kann.... ich weiß nicht...ob das je vergehen wird..."
    Kein Wort hatte er über die Strafen verloren und Albina wollte jetzt auch nicht weiter darüber nachdenken. Das würde sie zu gegebener Zeit ohnehin noch müssen.
    Das einzige was ihr jetzt durch den Kopf ging war etwas völlig anderes.Etwas, was durch Quintus Verhalten noch viel mehr Bedeutung gewonnen hatte, als ohnehin schon. Ein anderer Schmerz, der sich in ihr breit machte. Etwas, dass sie jetzt mit aller Kraft die sie noch hatte, ansprechen musste.
    Ganz langsam und leicht hob sie ihren Kopf von seiner Schulter an und drehte ihn so, dass sie ihn, noch immer in seiner Umarmung, ansehen konnte.
    "Quintus, "bei diesen Worten zitterte ihre Stimme"ich weiß, dass du mir das nicht verzeihen kannst, vermutlich wirst du das nie und darauf habe ich auch gar keinen Anspruch," eine weitere Träne lief über ihre Wange" aber ...es tut mir alles so schrecklich leid. Ich wollte dich nicht enttäuschen...dir doch nie solche Schwierigkeiten machen...dein Vertrauen...ich...ich...es tut mir sooo leid." Noch immer waren ihre von den Tränen feuchten und leicht geröteten Augen voll von Leid und Schmerz. Doch viel mehr als zuvor stand ihr nun die Reue im Gesicht. Er bedeutete ihr so viel, und sie hoffte so sehr, dass er verstehen würde, wie sehr sie es vor allem seinetwegen bereute und wie sehr sie unter dem Bewusstsein litt ihn hintergangen zu haben.

  • E hielt sie einfach fest, schützend und tröstend hielt er seine Arme um sie. Hätte sie trotzig und uneinsichtig reagiert, dann wäre seine Reaktion bestimmt eine andere gewesen, die Milde und der Trost, den seine Umarmung austrahlte hätte bestimmt gefehlt. Doch sie hatte ihren Fehler eingesehen und er war sich sicher, das sie ihren Fehler selbst korrigiert hätte, auch wenn die beiden sich nicht verraten hätten. So konnte er es sich erlauben, sie zu trösten statt ihr weitere Vorhaltungen zu machen.


    "Der Schmerz wird vergehen, vertrau mir," wiederholte er leise, auch wenn er nicht sagen konnte wie lange es dauern würde. Bei ihm hatte es Jahre gedauert, doch er wusste heute, das sein Verhalten seinen Schmerz nur verlängert hatte. Albina war jung und wenn sie nicht die gleichen Fehler machte wie er damals, würde ihr junges Herz schnell wieder heilen.


    Dann blickte sie ihn an, ihre Augen noch glänzend und gerötet von den Tränenund er konnte nicht anders als zu erkennen wie sehr sie ihr Verhalten bereute. Er beugte sich leicht zu ihr, das er ihr direkt in das Gesicht konnte, wischte vorsichtig eine Träne von der Wange, die langsam die Wange herunter lief. "Ist schon gut, du hast einen Fehler gemacht und du bereust ihn, diesmal werde ich dir verzeihen, Albina," sagte er leise, lächelte sie aufmunternd an. "Aber ich erwarte, das du in Zukunft gleich zu mir kommst. Ich vertraue dir und erwarte auch, das du mir vertraust, Cousinchen"
    Vielleicht konnte gerade diese Affaire und seine Reaktion darauf bewirken, das sie ihn in Zukunft wirklich vertrauen konnte. Ihm jedenfalls war klar, das er seine kleine Cousine immer beschützen würde, auch über das Mass hinaus, mit welchem er seinen anderen Verwandten beseite stand.

  • Der Schmerz wird vergehen... Würde er das?,fragte sie sich. Momentan kam es ihr noch unvorstellbar vor. Doch die Worte ihres Cousins trösteten sie. Es half ihr das Ganze zu ertragen und sie wollte ihm Glauben schenken. Nun, in den Armen ihres Cousins, gab es zumindest einen winzigen Silberstreif am Horizont. So unerreichbar er jetzt auch noch wirken mochte. Die Geschehnisse und Konsequenzen würden sie zwar in dem ersten Moment in dem sie wieder allein war und das ganze wirklich verarbeiten konnte vermutlich erneut überfluten und den Schmerz wieder voll zum tragen kommen lassen, aber sie wusste nun, dass sie das nicht allein ertragen musste. Dass sie nun doch nicht völlig allein war und vor allem, dass sie nach all dem ihrem Cousin wirklich vertrauen konnte...
    Langsam aber sicher versiegten ihre Tränen vorerst. Zwar blickte sie nicht glücklicher als zuvor drein, doch der erste große Schmerz war zunächst überstanden. Langsam schlug ihr Herz steter und vorsichtig begannen ihre Gedanken wieder mehr kontur anzunehmen.
    "Ich weiß, ich hätte dir vertrauen und mit dir sprechen sollen." sagte sie während sie seinen Blick nicht los ließ. "Aber..." sagte sie ganz vorsichtig. "..wie hättest du reagiert? Und es war nicht nur mein Leben, das ich auf Spiel gesetzt hätte."versuchte sie ihm ihr Handeln plausibel zu machen. Doch das wollte sie garnicht weiter ausführen. In ihrer Situation hatte sie garkein Recht sich zu rechtfertigen.
    "Aber das ist nun ohnehin Vergangenheit." wurde ihr wieder gewahr,als sie daran dachte, dass es nun, da sie Verres nicht mehr würde sehen können, wirklich nur noch ein Teil der Vergangenheit war. Natürlich würden noch Strafen folgen, und vieles würde sich ändern. Vieles hatte sich bereits geändert, Albina selbst auch.
    "Ich würde dir versprechen, in Zukunft jederzeit zu dir zu kommen und dir zu vertrauen.Aber ich kann es nicht." sie hoffte er würde verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. "Ich habe schon einmal mein Wort gebrochen...ein Versprechen von mir wäre nichts mehr wert." gestand sie sich traurig ein.
    Noch einmal kam sie ihrem Cousin näher. So nah, dass sie ihn wieder direkt umarmte. Ihr Mund an seinem Ohr . "Ich werde es dir beweisen.", flüsterte sie. Dann legte sie ihren Kopf noch einmal auf seiner Schulter ab und verweilte einen weiteren Moment.
    Bei all ihren Worten war ihr Ton weder fröhlicher noch gelassener geworden. Doch immerhin hatte ihre Stimme nicht mehr gezittert und Albina bei ihren Worten nicht mehr schluchzen müssen.

  • Sie hatte ja recht, wie hätte sie wissen können, wie er auf diese ganze Geschichte reagiert hätte, wenn sie es denn gebeichtet hätte. Er selbst war ja etwas erstaunt, wie ruhig er geblieben war und hatte das der Tatsache zu geschrieben, das sie sich hier bei einem Händler befanden und ein Wutausbruch hier ihm nicht in den sinn gekommen war. Aber ihre Worte zeugten davon, das sie in Zukunft wusste, das sie ihm vertrauen konnte und das war eigentlich das Wichtigste, denn was geschehen war, konnte man eh nicht mehr ändern.
    "Ich weiss, das du das wirst," sagte er leise zu ihr, während ihr Kopf an seiner Schulter ruhte. Eine Weile schwieg er, hatte seine Arm noch um sie gelegt, gab ihr noch etwas Zeit sich wieder zu fangen. Dann aber löste der die Umarmung vorsichtig, stellte eine gewisse Distanz wieder her. Sicher würde demnächst die Sänfte kommen, die ihn und Albina zurück zu Villa bringen würde. Und wenn er in ihr Gesicht sah, wusste er, das die Entscheidung Titus ihnen eine Sänfte schicken zu lassen absolut richtig gewesen war, denn so wie ihr Gesicht noch von den Tränen gezeichnet war, konnte sie nicht durch die Strassen der Stadt laufen.


    "Albina, ich weiss, es ist nicht leicht, doch schon mein Grossvater lehrte mich, das man nie seine Gefühle in der Öffentlichkeit zeigen darf. Gravitas und Dignitas zeichnen auch auch eine junge Patrizierin aus."


    Wie gut erinnerte er sich daran, diese Lektion hatte sein Grossvater ihm von frühester Kindheit anerzogen. Vielleicht lag es daran, das er selbst meist eher kühl und distanziert wirkte. Sein Grossvater hatte eine besondere Definition von Öffentlichkeit gehabt, für ihn war es öffentlich gewesen, sobald ein zweiter Mensch im Raum war.


    "Doch egal was dich auch bedrückt, wenn wir unter uns sind, kannst du mir alles erzählen. Ich bin für dich da, Albina."

  • Albina war klar, dass diese aktuelle Situation in dieser Form nicht lange andauern konnte und verstand, dass Quintus dann langsam die Umarmung löste.
    Seine Worte verstand sie nur allzu gut und ein Gefühlsausbruch wie dieser hatte in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Sie wusste, dass sie Zuhause all diesen Gefühlen zunächst wieder erliegen würde, aber jetzt musste sie sich zusammenreißen. Und sie glaubte jetzt wieder in der Lage dazu zu sein. Immerhin hatten ihre Eltern sie das 19 Jahre lang gelehrt.


    "Ja, natürlich. Ich verstehe was du meinst." nickte sie. Schon während sie sprach wischte sie sich noch einmal mit dem Handrücken über die Wangen, richtete sich wieder ihrem Stand entsprechend auf und ihre Gesichtszüge nahmen den möglichst neutralen Ausdruck an. Zwar war nichts mehr von ihrer eigentlichen Wesen zu erkennen. Doch konnte sie immerhin wieder als gefasste Patrizierin durchgehen. Natürlich täuschte das nicht über ihre geröteten Augen und Wangen hinweg, aber für die Sänfte die Quintus geordert hatte würde es reichen.
    "Verzeih... in der Öffentlichkeit haben solche Gefühle nichts zu suchen."
    Ihrem Cousin zu liebe versuchte sie ein Lächeln, doch es gelang ihr nicht so recht.
    "Du hast garkeine Vorstellung, wieviel mir deine Worte bedeuten. Ich danke dir, Quintus. Mehr als du dir vermutlich vorstellen kannst." Und das war ihr Ernst. Ich bin für dich da... das war alles, an dem sie sich noch festhalten konnte. Doch vielleicht würde das reichen um alles Weitere irgendwie zu ertragen.

  • Und wie gut er es verstand, auch wenn es oft den Eindruck hatte, das er mit allem fertig wurde, jede Entscheidung allein traf und das mit leichtigkeit. Doch das stimmte nicht ganz, als Kind hatte er Mara gehabt, und in diesen Tagen schätze er es seine Gedanken einfach mit Helena zu teilen, auch wenn er jede Entscheidung immer noch selbst traff, es tat einfach gut, jemanden dem man vertraute einfach nur die eigenen Gedanken zu unterbreiten.


    So lächelte er ihr aufmunternd zu und es freut ihn zu sehen, das sie es schafft, ihre Fassung wieder zu gewinnen, auch wenn ihr Lächelnnoch nicht wirklich Überzeugend wirkt.


    Erst jetzt dringt das Gejaule des Wolfes wieder an ihn heran und er sieht sich auf dem Hof um, doch der Sklave des Händlers, der die Wölfe beruhigen soll, scheint überfordert zu sein. Tiberius Vitamalacus ist versucht aufzustehen und dem Sklaven aufzufordern, endlich diesem Wolf zum Schweigen zu bringen, als en weiterer Sklave den Hof betritt. Dieser ignoriert die beiden Patrizier an den Tisch, sondern wendet sich an seinem Mitsklaven bei den Wölfen.


    "Heh, Carus, dreh dem Vieh doch endlich den Hals um." "Du spinnst doch, was glaubst du macht der Domoine dann mit mir ?" "Ach, schlimmer als das Jaulen kann es doch nicht sein,... "


    So weit ist das Zwiegespräch gediehen, als der Sklave, der neu herein gekommen ist stolpert. Er fällt hin und mit ihm die Kiste, die er trug, deren Inhalt nun über den Boden des Hofes rollt. Obst- und Fleischstücke kullern über Hof, einige fallen in die Bärengrube. Doch ein kleine Fellknäuel das heraus fällt, verhält sich ganz anders. Nach ein paar Schritten kommt er zu halten und dann erhebt es sich mühselig auf vier Pfoten und ein kleines Köpfen sioeht sich suchend um. Langsam und mit unsicheren schritten bewegt es sich auf den Tisch zu, scheinbar schutz suchend.


    "Was bei den Göttern ist das," entfährt es Tiberius Vitamalacus, während er sich langsam erhebt.

  • Albina hatte ihre Fassung nun weitesgehend wiederlangt. Und so gruselig es einem erscheinen konnte, zeugte nichts mehr, außer ihren noch immer leicht geröteten Augen und wangen, von dem , was hier noch vor fünf Minuten geschehen war. Doch um diese Maske bei all ihrer eigentlichen Erschöpfung überhaupt aufrecht zu erhalten konnte sie alles um sie herum nicht mehr wirklich beachten. Sie war jetzt vorerst nur die Hülle ihrer selbst um den Rest des Weges nach Hause zu überstehen und dann, nach einem weiteren großen Schmerz zunächst einmal wieder Kraft zu schöpfen.
    So bekam sie kaum mit, was die beiden Sklaven da über den Wolf ihres geliebten Verres sprachen. Auch, dass die Kiste umfiel bekam sie nur am Rande mit. Doch als dort ein kleines Fellknäuel herausrollte und sich langsam aufrichtete wandte sie diesem Geschehen wieder ihre Aufmerksamkeit.
    Während ihr Cousin sich erhob, musterte sie zunächst das kleine Tierchen.
    Es war ein Luchs, vielleicht sechs oder acht Wochen alt, nicht mehr. Er hatte so wie alle Tierjunge einen unpropotional großen Kopf und schöne liebe Augen. Noch zeugte nicht davon, was aus diesem kleinen Raubtier einmal werden sollte. Und so ging Albina, aus ihrer Trance gerissen, einfach auf das kleine zu. Es fauchte leicht, doch noch ging von ihm keine Gefahr aus und so nahm sie es vorsichtig hoch und hielt es sich in beiden Armen vor der Brust.
    "Sieh doch mal, Quintus!"sagte sie und vergaß erstaunlicher Weise gerade alles andere. Vielleicht war es der allen weiblichen Wesen angeborene Mutterinstinkt oder auch einfach die süßen Augen des kleinen Wesens.
    "Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das ein kleiner Luchs." Und ohne es selbst zu merken lächelte sie bei diesen Worten ganz leicht.

  • Achilles (Wolf von Verres)


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    Irgendwann dann gab Achilles Ruhe. So traurig er auch war, aber auch ihm ward besusst, dass sein Freund nicht mehr bald auftauchte. Zwar verstand er nichts mehr und was sich dann auf dem Hof abspielte, interessierte ihn nicht mehr. Seine Kehle hatte er rausgeschrien, doch nun ward er heiser. Da war kein Verres, kein Freund, der zurückkam und so verkroch er sich traurig in die hinterste Ecke seines Käfig und rollte sich dort zusammen, legte seine Schnauze, welche er eben noch an den Gitterstäben fast wundgedrückt hatte, auf seine vor ihm ausgestrecken Vorderläufe und trauerte ohne einen Ton vor sich dahin.


    ;)

  • Der gestürzte Sklave erhob sich mühselig und machte sich daran so schnell erkonnte den Inhalt seiner Kiste wieder einzusammeln, möglichst bevor der Händler auf den Hof trat. Und da der Wolf mittlerweile Ruhe gegeben hatte, eilte ihm auch der andere Sklave zur Hilfe. Während sie nach und nach die Kiste wieder füllten, äugten sie immer wieder zu Albina, denn auch der kleine Luchs musste wieder in die Kiste, doch die junge Patrizierin anzusprechen, das wagten sie nicht.


    Und als dann auch noch Tiberius Vitamalacus zu Albina ging, wagten sie es schon gar nicht. Der hochgewachsene Patrizier stellte sich vor Albina, blickte auf das kleine Bündel in ihren Händen. Doch als erstes fiel ihm das leichte Lächeln auf Albinas Gesicht auf und das freute ihn.


    Er stechte die Hand nach dem kleinen Luchs aus, und die erste Reaktion des kleinen Tieres war ein zaghaftes Fauchen, gleich gefolgt von einem neugierigen schnüffeln. Vorsichtig strich Tiberius Vitamalacis über die Kopf des Tieres, und weiter über das weiche Rückenfell. Der Luchs schien seine erste Scheu verloren zu haben, schien sich sogar recht wohl zu fühlen, war doch ein leichtes schnurren zu öhren.


    "Es ist wirklich ein kleiner Luchs, ich frage mich, warum es in dieser Kiste war. Er ist noch so klein klein, daser eigentlich bei seiner Mutter sein müsste," sagte er, während er seinen Blick kurz von dem Luchs löste und etwas sah, das eine Vermutung in ihm ebtstehen liess, die ihm garnicht behagte. Denn die beiden Sklaven begannen, den Inhalt der Kiste nach und nach in die Bärengrube zu werfen.


    "Ist das denn möglich....?" entfuhr es ihm, während er nochmal über das Fell des kleinen Luches strich.


    "Abu !!" rief er nach dem Händler.

  • Albina bekam von den Sklaven immer noch nicht viel mit. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt nun diesem kleinen Tier auf ihrem Arm. Vielleicht lag es auch daran, dass ihr der Kleine leid tat und sie dass Gefühl ihn beschützen zu müssen vorerst zwang ihre anderen Gedanken zu verdrängen. Es war keine Frage, dass das alles wieder hochkommen würde und sie dann wieder über alles was geschehen war nachdenken müsste, aber das kam später.
    "Ja, er ist wirklich sehr klein." sagte sie auf Quintus Bemerkung hin.
    Doch was er anscheinend zu erkennen glaubte konnte sie nicht ausmachen und es interessierte sie auch nicht so sonderlich. Sie erschrak nur ein wenig, als sie den lauten Ruf ihres Cousins hörte.
    Der Schreck von vorhin steckte eben immer noch in ihren Knochen. Doch nach einer sekunde war der Schreck schon wieder verflogen, weil sie mekrte, dass Quintus anscheinend den Händler gerufen hatte. Noch immer wenig interessiert und völlig auf den kleinen Luchs fixiert beobachtete sie das weitere Geschehen nur am Rande.

  • Es dauert nicht lange, dann erscheint der Händler auf dem Hof und erfasst die Lage nur langsam. Es schien alles doch so zu sein, wie es sollte, zumindest füttern seine Leute die Bären. Doch als er den kleinen Luchs in Albinas Armen entdeckt, geht er auf die beiden zu.


    "Senator, was habt,.. " setzt er an zu sprechen, als er bemerkt das der kleine Luchs lebt."Der kleine lebt ja doch,... leider wohk nicht mehr lange."


    Tiberius Vitmalacuas wendet sich dem Händler zu. Zumindest sein Verdacht, das der kleine Luchs in die Bärengrune geworfen werden sollte zieht er sich bestätigt.


    "Wie meinst du das ?" fragt er scharf.


    "Nun, die Mutter des Luchses starb vor ein paar Tagen und ihre Jungen kurz danach, sie sind zu klein um zu überleben. Man sagte mir, auch dieser Luchs tot sei, daher sollte er,... " erwiedert der Händler, die geplante Bestimmung des kleinen Luchses als Bärenfutter aber nicht ausschmückend.


    Tiberius Vitamalacus blickt zu dem kleinen Luchs, vielleicht hat er das leise schnurrende Fellknäuel in sein Herz geschlossen, vielleicht stört es ihn auch nur, das das Emblemtier der Gens einfach so an einen Bären verfüttert wird.
    "Gibt es nichts, was man für den Luchs tun kann ?"


    "Man müsste ihn von Hand füttern, mit Milch, bis er anfängt Fleisch zu essen, aber wenn ich das tuen würde, würde ich nur Verlust machen, vielleicht ist es besser, ich lass ihn ertränken," erwiedert der erfahrene Tierhändler.

  • Als der Händler ankam und das Thema der Unterhaltung wohl der kleine Luchs zu sein schien, widmete Albina dem ganzen wieder mehr Aufmerksamkeit? Tot? Nein, dieses kleine Tier auf ihren Armen war sicher nicht tot, dachte sie leicht zornig. Wäre dieser Zufall nicht gewesen, dann hätten die Sklaven den Kleinen an die Bären verfüttert und so wie der Händler klang wäre ihm das wohl nur recht gewesen.
    Bei diesen Worten schloss Albina ihre Arme nur noch näher um das Tierchen, das es sich dort mittlerweile bequem gemacht hatte und leicht zu dösen schien.
    "Quintus..."sagte sie so leise, wie es sich für eine Frau in solch einer Situation überhaupt noch ziemte. Schließlich unterbrach man Männer nicht mitten in einer Unterhaltung. Dann blickte sie ihren Cousin einfach nur an und gab ihm so zu verstehen, was sie ihm sagen wollte. Er würde wissen welche Bitte ihre Augen ihm nun übermitteln wollten.

  • Kurz blickt er zu seiner Cousine und auf den kleinen Luchs auf ihrem Arm. Und er nichkt nur leicht, lächelt leicht. Er hat genau verstanden, was Albina wollte und er selbst hatte schon genau diesen Entschluss gefasst. Davon zeugt auch sein Blick und sein Lächeln.


    "Ich bin gleich wieder bei dir," sagt er kurz zu ihr und entfernt sich mit dem Händler von Albina. Eine Weile besprechen die Männer etwas, dann zieht sich der Händler wieder zurück, mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.


    Tiberius Vitamalacus hingegen geht zu Albina zurück. Er lächelt leicht und blickt seine Cousine fragend an. "Darf ich unseren Luchs auch einmal halten ?"

  • "Unser Luchs?" fragte sie zunächst irritiert. Doch dann erkannte sie, was Quintus mit dem Händler besprochen haben musste. Ein zaghaftes Gefühl der Freude wuchs in ihr. Du bis gerettet, mein Kleiner, dachte sie. Ich werde mich um dich kümmern. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt nun dem kleinen Wesen in ihren Armen und der Verantwortung, die sie für ihn hatte. Vielleicht würde er ihr helfen auch wenn selbst das lange dauern würde, zumindest wieder ein Teil ihrer selbst werden zu können. Doch selbst das stand in den Sternen. Albina war einfach nur für dieses kleine Leben dankbar und dafür, dass es ihr erlaubte ihre Gedanken wenn auch nur kurz von all ihren Sorgen und ihrem Schmerz abzuwenden.
    "Natürlich..." sagte sie dann. "Hier!"
    Langsam löste sie ihre Arme von dem Fellknäuel, dass durch die Bewegung wach wurde und erst einmal gähnte, wobei seine kleine Zunge sich genüßlich aus dem Maul herausstreckte. Welch ein wunderschönes Wesen, dachte Albina nur.
    Dann nahm sie den Luchs mit ihren Händen und reichte ihn ihrem Cousin.
    "Wenn das nun unser Luchs ist, dann braucht er wohl einen Namen?"sagte sie und beobachtete Quintus und das Tier.

  • Vorsichtig nahm er den kleinen Luchs auf den Arm. Das kleine Fellbündel schien sich zunächst nicht damit abfinden zu wollen, aus dem Gähnen wurde kurz ein Fauchen. Doch der kleine Luchs war noch nicht stark, die letzten Tage hatten den kleinen schon ziemlich geschwächt, so das er zwar probierte sich mit seinen kleinen Pfoten zu wehren, aber diese Gegewehr spürte Tiberius Vitamalacus kaum.
    Er hielt das kleine Tier vorsichtig in seinem Arm und der kleine Luchs begann dann recht schnell damit am Stoff der Toga zuschnüffeln.


    "Er ist sehr schwach der kleine," meinte Tiberius Vitamalacus zu seiner Cousine. Er ahhnte, das die nächste Zeit nicht leicht leicht sein würde und das die meisten Menschen kein Verständniss dafür haben würden. Doch wenn er in die Augen seiner Cousine blickte wusste er, das er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und als er dann in das Gesiucht des kleinen Luchses sah, ahnte er, das aus dem kleinen, schwachen Tier einmal ein kräftiges Raubtier werden könnte. "Aber wenn wir uns Mühe geben, dann kommt der Kleine bald wieder zu kräften. Doch das heisst wohl, das wir ihn täglich mehrmals mit Milch füttern müssen. Und vielleicht muss ich ihm etwas Fleisch in der Küche zubereiten."


    Natürlich würden auch die Köche der Villa etwas zubereiten, aber für den kleinen Luchs würde er es selbst tun. Und Albina hatte recht, ihr Luchs brauchte einen Namen. Doch was wäe ein guter Name ? Vorsichtig hob er den Kopf des kleinen an, blickte in dessen Augen.


    "Taranis...."

  • Ja, ebenso wie ich, dachte Albina unweigerlich bei Quintus ersten Worten bitter. Aber diese Gedanken wollte sie jetzt nicht weiter ausführen.
    "Keine Sorge, ich werde mich um ihn kümmern so oft es nötig ist. Auch wenn dich die Geschäfte mal davon abhalten sollten." Das war für Albina garkeine Frage. Sie hatte sich dem Kleinen längst verschrieben. Sie beobachtete ihn und wäre ihr Herz nicht immer noch voll von Schmerzen gewesen, hätte sie sicher gemerkt, dass dieses Fellknäuel schon jetzt einen Platz darin gefunden hatte.


    "Taranis..." ließ Albina sich den Namen langsam auf der Zunge zergehen und nickte dann leicht. "Ja, das passt."


    "Er wird eine Schlafstatt brauchen...und einen Auslauf... und vielleicht eine Decke..." murmelte Albina vor sich hin. Ja, sie hatte in dem Luchs eine Aufgabe. Und widme der gerad alle Gedanken. Wohlwissend, dass das nur ein Aufschub des Schmerzes war. Doch bis zu diesem Zeitpunkt musste sie erst einmal Kraft sammeln, das wusste sie. Sonst, dachte sie, würde sie vielleicht die Meinung revidieren, dass man an Herzschmerz nicht sterben könnte. Aber das war noch fern, jetzt schaute sie nur dem kleinen zu wie er anfing an Quintus Toga zu knabbern und Taranis wurde ihr nur noch sympathischer.

  • Taranis, der Name schien für den kleinen Luchs noch etwas hochgegriffen, doch irgendwie spürte Tiberius Vitamalacus, das der Name passen würde. Auch wenn er spürte, wie kraftlos der Kleine war, zeugte doch die Art des Handelns des Luchses von grossem Kampfgeist, denn er knabberte nicht nur man der Toga, sondern biss auch auf den Finger, den ihn der Tiberier hinhielt.
    Nicht, das es besonders weh tat, die Zähne waren noch klein und der Kiefer schwach, doch schien es, das Taranis nicht einfach Aufgeben wollte.


    "Ich denke, er kann erst mal bei mir im Zimmer schlafen," meinte er zu Albina, während er über den Kopf des Luchses strich. "Weit laufen wird er erst mal nicht und wenn wir ihn gut im Auge behalten, wird die Villa Tiberia sein Revier."


    In diesem Moment erreichte die Sänfte den Hof des Händlers.


    "Aber, das sehen wir wenn wir zurück in der Villa sind."


    Er ging mit Albina auf die Sänfte zu.


    "Zuerst muss der kleine ordentlich was zu futtern bekommen."

  • Albina war froh, als sie die Sänfte kommen sah. Denn trotz alledem merkte sie wie schwach sie selbst sich noch immer fühlte. Sie wollte endlich nach Hause. So nickte sie bei Quintus Worten einfach und schritt mit ihm auf die Sänfte zu. Doch auf einmal schoss ihr ein Gedanke in den Kopf und sie blieb abrupt stehen. So abrupt, dass ihr beinahe schon wieder schwindelte.
    Sie focussierte noch einmal den Käfig vor dem vorhin die fatalen Blicke gefallen waren und sah den Wolf, der so lange so herzerweichend gejault hatte und nun doch resigniert zu haben schien. Auch ihr Cousin musste merken worum es ging.
    Albina wusste, dass Verres nun ebenso wie sie sehr leiden musste. Doch er würde einerseits vermutlich nicht soviel Gnade von Quintus erfahren und andererseits auch von niemandem sonst aufgefangen werden. Das winzige was er noch hatte und ihm in Anbetracht der Lage sehr viel bedeuten musste.
    Sie sah ihren Cousin an und hoffte er würde das verstehen.


    "Bitte..." sagte sie leise und sah dann wieder zu dem Tier.

  • Natürlich verstand er was sie wollte, und er lächelte leicht, während sein Blick zum Käfig und zurück zu seiner Cousine zurück wanderte. Und hätte er nicht schon längst veranlasst, das der Wolf in die Villa gebracht werden sollte, dann hätte es spätestens jetzt auf ihre Bitte hin veranlasst.


    "Ist schon veranlasst, er wird heute noch in die Villa gebracht," sagte er leise, während er sie zur Sänfte führte und ihr auch hinein half. Wann allerdings Verres diesen Wolf zu Gesicht bekommen würde, das hing im wesentlichen von dessen Verhalten ab.

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