In einer zwielichten Taverne

  • Prolog: Vielleicht würde ich mein Verhalten nachträglich als töricht beschreiben, aber wohl jede junge Dame hätte so gehandelt - wenn man mich denn als solche bezeichnen konnte. Den heutigen Tag, zwei Tage nach meiner Ankunft in Rom, hatte Onkel Commodus mir eigentlich einen Rundgang angeboten, als er plötzlich aufbrach um geschäftliche Angelegenheiten zu tätigen. Es ging um irgendetwas mit 'Prätus' oder so ähnlich. Wohl ein Amt was er in dieser Periode bekleiden wollte - wovon auch immer er sprach. Und so nahm ich mir ein wenig Geld und schlenderte auf eigene Faust los. Doch schon bald taten mir die Füße vom vielen Ausweichen weh - wer hätte auch vermutet dass hier ein solches Treiben herrscht - und ich suchte nach einer Sitzgelegenheit. so verirrte ich mich in die nächstbeste Spelunke die zudem äußerst gefüllt war...


    Prudentia trat durch die Tür hinein und sah sich erst einmal grob in diesem großen Raume um. Sie empfand das 'Gasthaus' als recht gemütlich, doch war ihr auch klar, dass Onkel Commodus vermutlich eine Art mittleren Tobsuchtanfall bekommen hätte, wenn er von ihrem Besuch wüsste. Sofern er überhaupt in der Lage war, seinen Zorn zum Ausdruck zu bringen. Deutlich wurde es ihr, dass sie vermutlich deplaziert war, dass die Leute aus ihrem ehemaligen Stande kamen. Sie sahen alle recht abgerissen, wenn nicht gar ein wenig schmutzig aus. Und sie zog recht hohe Aufmerksamkeit auf sich. Sie seufzte in Anbetracht der reichen Kleidung, suchte sich allerdings stumpf einen Tisch. Sogleich fiel ihr einer in einer dunklen Ecke auf, an welchem zwar schon jemand saß, ansonsten aber leer war. Diesen steuerte sie an und kaum dass sie ihn erreichte stand der bärtige Mann brummend auf und setzte sich mit seiner Alkoholfahne woanders hin. Sie legte unsicher ihre Hände in den Schoß und sah sich um, bis der Wirte kam und sich seine Hände in der schmutzigen Tunika sauber wischte. Er roch unangenehm nach Schweiß, aber sie störte es kaum.
    >Ich... hätte gern ein wenig Met.< bekundete sie.
    "Was'olln des sein? Ham wa nix." erklang die rauhe Antwort und sie erwiderte noch einmal und noch eine Spur schüchterner:
    >Nun, dann ein wenig verdünnten Wein.< Sie bereute es fast, hierher gekommen zu sein. Normalerweise kam sie gerade mit dieser Sorte Mensch aus, doch schien es sich nun zu wenden. Als sie dem Wirt nachsah, seufzte sie und stützte sich anschließend mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. Sie würde sich nach ihrem Wein wieder eilen, hier herauszukommen. Sie legte ihr Gesicht in die geöffneten Handflächen und sperrte somit ihr Drumherum aus.

  • Seit langem war ich mal wieder in Roma, doch nur kurz, ein paar Geschäfte erledigen, Einkäufe tätigen, eben alles was in der Legio sonst nicht möglich ist.. Nachdem ich auf den Märkten war und die ein oder andere Kleinigkeit gekauft hatte, wollte ich etwas entspannen und was trinken. So suchte ich die nächstbeste Taverne auf, und trat ein. Es war ein heruntergekommener Ort, damals in der IX kannte man diese Tavernen, doch es war auch das rauhe Germanien, und hier in Italia hätte ich etwas mehr Klasse erwartet. Doch was solls, ich war ja Plebejer, und als solcher sollte mich so etwas nicht kümmern, schließlich ist dies mein Stand nd selbst als Tribun sollte ich meine Ansprüche nicht zu hoch schrauben.
    Als ich also in der Taverna stand, fiel mir neben den vielen vielen Alkoholleichen auch eine zierliche Gestalt auf, die wohl genauso deplatziert in diesem Laden schien wie ich in der Schlacht ohne Pferd.
    Ich weiß nicht was es war, doch irgendetwas trieb mich an mich zu ihr zu setzen.
    Etwas zurückhaltend ging ich auf sie zu und fragte sie, als ich direkt vor ihr stand...


    "Entschuldige, darf ich mich zu dir setzen?"

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Noch immer hatte sie ihr Gesicht in den Handflächen gebettet und hob ihren Kopf auch nicht, als er sie ansprach. Sie hatte zwar seine Stimme vernommen und auch seiner Worte gehört, diese allerdings nicht auf sich bezogen. Ihre Vermutung deutete er, dass er wohl an einem anderen Tisch fragte, so abwesend waren ihre Gedanken. Dass sie ihr Haupt wieder hob, mochte mehr Zufall gewesen sein und auch dieser Zufall trat erst nach einer gewissen Wartezeit für ihn ein. Sie sah seinen Oberkörper und langsam wanderte ihr Blick nach oben, allerdinga ohne dass sich ihr Kopf dabei regte. Langsam begann es in ihrem Kopf zu arbeiten und die Bestürzung war sehr deutlich aus ihren Zügen abzulesen.
    >Verzeihung! Entschuldigt, ich.... Natürlich darfst du! Es tut mir leid, ich war etwas abwesend.< erklärte sie sich unnötigerweise, denn das war wohl unschwer zu erkennen gewesen. Sie wandte den Blick rasch wieder ab und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. So wie es stets in einer für sie peinlichen Situation war, schlich sich auch heute wieder die Röte auf ihre Wangen.
    >Wie unangenehm...< murmelte sie noch einmal leise vor sich hin und rang sich erstmals ein leises Lächeln für ihn ab. Sie legte ihre Hände ineinander und sah ihn etwas betreten an. Ihr fiel nicht recht ein, was sie sagen sollte und überließ ihn erst einmal das weitere Geschehen. Es war wohl besser, denn sie war sich bewusst, dass sie sich völlig verhaspeln würde. Sie war ein Mensch, der nur schlecht auf schnelle Situationswechsel eingehen konnte und eine gewisse Zeit dafür brauchte.

  • Ich lächelte leicht... Anscheinend hatte ich sie aus ihrer Gedankenwelt gerissen...
    "Verzeih mir, ich wollte dich nicht so überraschen."
    sagte ich und lächelte nochmals dabei, dann setzte ich mich hin, der Wirt kam zugleich und fragte was ich den haben wolle...
    "Einen Gewürzwein."
    sagte ich zu dem Wirt und wandte mich dann gleich wieder der jungen Dame zu,
    "Wenn du erlaubst würde ich mich gerne vorstellen. Mein Name ist Tiberius Iulius Numerianuns. Und wer bist du?"
    Meinte ich und rang mir dabei abermals ein lächeln ab, sie schien schon auf den ersten Blick eine interessante Person zu sein.
    Dann kam auch schon der etwas ründliche Wirt und knallte mir meinen Wein wortlos auf den Tisch.. Ich nickte ihm nur zu, und schaute ihn die trübe Flüssigkeit welche sich in meinem Becher befand...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Die Röte in ihrem Gesicht verstärkte sich noch etwas, da sie ihm offensichtlich das Gefühl gegeben hatte, dass er störte. Gut, hätte er sie nicht so erschreckt, würde es sie kalt lassen, wenn es so wäre, also nahm er durchaus schon Einfluss auf ihr Handeln, aber... Nein, entschloss sie und schob die Gedanken hinfort. Es war zu kompliziert um jetzt darüber nachzudenken.
    >Das macht doch nichts. 's ist ja schließlich auch nicht üblich, in einer Taverne in Tagträume zu verfallen.< meinte sie versöhnlich und zog ihren Wein zu sich. Auch dessen Ankunft hatte sie nicht mitbekommen. Wenn er allerdings ebenso hart auf den Tisch gekommen war, wie der ihres Gegenübers, hatte sie nicht nur geträumt sondern wahrhaftig geschlafen. Nun fand sie auch einen Moment um ihren Gegenüber genauer zu mustern. Er hatte markante Gesichtszüge, die von Lebenserfahrung sprachen, doch sonderlich alt sah er nicht aus. Mochte auch daran liegen, dass sie Onkel Commodus zu einem absurden Vergleich heranzog.
    >Prudentia. Prudentia Aquilia.< Was ihr außerdem auffiel, war, dass er sich mit Floskeln herumtrieb. Warum sollte er sich nicht vorstellen dürfen? Immerhin war sie hier an einem Ort, wo es nicht unhöflich war, einander anzusprechen. Dieser Gedanke rief ein leichtes Schmunzeln auf ihr Gesicht. Doch sie tat es ihm gleich und sah ebenfalls in die trübe Flüssigkeit.
    >Auf unsere Bekanntschaft.< meinte sie dann in die Stille und führte ihre in Germanien erlernte Sitte aus, die vermutlich einigen höher gestellten Römern vor den Kopf geschlagen hätte. Sicher war es nicht schicklich, dass eine Frau einen Trinkspruch aussprach. Aber es war ihr relativ gleich, sodass sie ihm beruhigten Gewissens ein warmes Lächeln schenken konnte und den Becher erhob.

  • Ich grinste..."Auf unsere Bekanntschaft!"
    Eine Frau die einen Trinkspruch aussprach, nicht schlecht, ungewöhnlich ja, aber es gefiel mir. Ich hob meinen Becher und stieß mit ihr ein, dann trank ich einen kleinen Schluck. Der Wein schmeckte etwas, naja, gewöhnungsbedürftig. Ich ließ mir nichts anmerken, doch während ich damit beschäftigt war mein Gesicht nicht übermäßig zu verziehen, klingelte es irgendwie in meinem Kopf... Prudentia... Prudentia... Prudentius... Wo hatte ich diesen Namen schonmal gehört... Schnell ging ich in der Zeit zurück und dann traf es mich... Germanien... Einmal musste ich den Legaten mit meiner Einheit zu einem gewissen Prudentius irgendwas begleiten.
    "Kommst du aus Germania?"
    fragte ich vorne heraus..
    "Ich erinnere mich daran mit meiner Einheit einmal unseren Kommandeur nach Mogontiacum zu einem gewissen Prudentius begleitet zu haben. Ich nehme an du bist mit ihm verwandt oder?"
    schob ich hinterher... Seltsam, normalerweise war ich nicht so neugierig, aber was will man machen? In Tavernen wird man schnell redseelig...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Sie indes gab sich kein bisschen Mühe, die Gesichtszüge zu bewahren. Ihre Stirn runzelte sich, während sich die Augen wie unter großer Anstrengung zusammenkniffen. Einzig und allen den Wein zwang sie sich hinunter zu schlucken und nicht wieder direkt in den Becher gleiten zu lassen.
    >Ah, bah! Der schmeckt ja widerlich.< gab sie ihre Meinung leise zischend kund und zwang sich, ihre Augen wieder zu öffnen. Er war bitter, gar sauer. Er schmeckte als sei er nach hunderten von Jahren aus irgendeiner Gruft ausgegraben worden. Rebensaft mochte sie ohnehin nicht so gerne, aber dieser Wein hier setzte allem die Krone auf. Entschuldigend wegen ihres Ausbruchs sah sie Iulius an, sagte aber nichts weiter.
    >Ja, ich komme tatsächlich aus Germanien. Aber es gibt gewiss mehrere Prudentia, sodass ich nicht genauer sagen kann, ob ich mit deinem verwandt bin. Vermutlich nicht, denn ich stamme aus Bonna und reiste dann zu meinem Verwandten in die Colonia Agrippina. Und von dort aus führte mich mein Weg hierher.< Auch Prudentia gewöhnte sich allmählich die Kurzform der großen Stadt an, deren Name ansonsten beinahe unaussprechlich war. Ihre Geschichte mochte ihm etwas knapp formuliert sein, aber sie war nicht übermäßig geschwätzig und es musste auch nicht jeder schon am ersten Tag alles über sie wissen. Langsam beruhigte sich ihr Gemüt auch wieder von dem Schock und sie ließ sich sacht nach hinten gleiten um sich entspannt an die Wand zu lehnen.
    >Und du? Erzähl mir ein wenig über dich.< forderte sie ihn recht knapp mit einem Nicken auf seine rote Militärtunika auf, die er an seinem recht durchtrainierten Körper trug. Beides sprach für sich. Doch woher er kam, was er bei den Legionen machte... Das konnte sie nicht einfach ersehen. Sie hielt sich für taktisch äußerst geschickt, denn so vermied sie, dass sie Weiteres über sich erzählen musste, und erfuhr gleichzeitig mehr über ihn.

  • Ich lachte... Wenigstens schmeckte nicht nur mir der Wein nicht... Scheinbar hat mich das gute Leben als Offizier doch noch nicht so verhätschelt gemacht...
    "Gut zu wissen dass ich nicht der Einzige bin dem der Wein nicht schmeckt!"
    sagte ich ihr grinsend und blickte in ihr leicht verzerrtes Gesicht... Welches trotzdem noch sehr gut anzusehen war.
    Colonia Agrippina... Der Stützpunkt meiner geliebten IX Legion, dachte ich mir, wie dem auch sei, ich schätze sie sprach von denselben Prudentiern wie ich es vorher tat.
    "Ja, wir waren zu Gast bei einem Commodus.. Oder Corvinus.. Oder so ähnlich..."
    meinte ich, mit gespielt unsicheren Gesichtszügen,
    "Wie dem auch sei, du möchtest etwas über mich Erfahren? Nun wo soll ich anfangen?"
    fragte ich rhetorisch... War ja sowieso klar dass ich in einer Taverna meine halbe Lebensgeschichte preisgeben würde...
    "Geboren wurde ich hier in Roma, doch bereits in meiner frühen Kindheit verschlug es meine Familia nach Tarraco, wo ich auch aufwuchs. Als meine Mutter starb, entschloss ich mich mit 15 Jahren durchs Imperium zu reisen, ich wollte einfach etwas erleben. Und so reiste ich ein paar Jahre, und als ich zurückkam, hielt es mich auch nicht lange zuhause, es verschlug mich genau wie meine Brüder zur Legio."
    Ich stoppte kurz, und trank einen Schluck Wein, quälte ihn meine Kehle runter, und redete weiter...
    "Naja, ich stieß zur Legio IX, welche kurz darauf nach Germania marschierte, aufgrund der Aufstände dort. So musste ich als Rekrut in der vordersten Reihe kämpfen, obwohl uns immer erzählt wurde dass wir wenn überhaupt an den Geschützen stehen würden.. Nun ja... Nach den Aufständen ließ ich mich zur Kavallerie versetzen, und arbeitete mich hoch. Mittlerweile bin ich Tribunus und Kommandeur der Kavallerie bei der I in Mantua... Naja, das war so im groben mein Leben."
    sprach ich, mit einem Lächeln... Dann blickte ich nachdenklich in meinen Becher, hob aber kurz darauf meinen Kopf wieder um ihr in die Augen zu sehen...
    "Doch nun erzähl du doch etwas über dich... Bitte..."

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Sie horchte auf. Einen Corvinus kannte sie nicht, aber selbstverständlich sagte ihr Commodus etwas. Kaum dass sie an den älteren Herrn dachte, regte sich schlechtes Gewissen in ihr, denn schließlich war sie ohne seine Erlaubnis hier. Andererseits, überlegte sie, würde Commodus beruhigt sein, sie in Obhut eines Bekannten zu wissen. Der Haken an der Sache war nur, dass er sich eben nicht in dieser Sicherheit wägen konnte. Na und? Trotzig entsann sie sich dessen, dass er sein Versprechen ihr gegenüber gebrochen hatte, sie in die Straßen Roms einzuführen.
    >Commodus ist der Sohn... Ja, der Sohn des... Onkels? Nein... Großvaters meines Vaters... Nein! Vaters meines Vaters.< überlegte sie hin und her und nickte letztlich bestätigend und stolz darauf, dass sie den langen Weg gefunden hatte. Aus wachen Augen betrachtete sie Iulius und bedachte ihn mit einem verschmitzten Lächeln, hinter dem die Gewissheit steckte, dass er ihr nicht folgen konnte. Aber das sollte nicht ihr Problem sein. Und er schien auch zu verwirrt um näher darauf einzugehen und folgte alsbald ihrer Aufforderung, ein wenig von sich zu erzählen. Mit Interesse folgte er seinen Worten und nickte fast begeistert, als er von der Reiselust erzählte. Sie hätte auch gerne mehr von der Welt gesehen, aber sie war kaum älter als er, als er diese Reise antrat. Und nun brachen auch etwas wohlhabendere Tage für sie an und diese Gelegenheit würde sich sicherlich bald ergeben.
    >War ja recht wenig enthusiastisch geschildert.< schloss sie mit eben der gleichen Begeisterung, mit welcher er sein Leben geschildert hatte und bewegte ihren Becher kreisförmig, wobei sie leichte Wellen in seinem Inneren verursachte. Sie spürte kaum, dass sich in ihrer Versonnenheit ihre Bewegungen erhärteten.
    >Mist!< fluchte sie leise, als der Wein übergeschwappt war. Grund war gewesen, dass er sie wieder nach sich gefragt hatte und sie in aller Ruhe überlegt hatte, was sie sagen konnte und dabei immer weniger Kontrolle über ihr Handeln bekommen hatte. Amklagend betrachtete sie den Weinfleck auf der weiß bekleideten Tunika, der sich nahe des Schlüsselbeins ausbreitete. Das kam davon, wenn man in einer hängenden Haltung gedankenverloren den Wein durch die Gegend schüttelte. Unsicher hob sie leicht ihren Blick an, um den Trib...unen - so hieß es doch? - zu mustern. Sie wusste nicht, ob sie die Chance nutzen sollte um von ihrer Geschichte abzulenken, oder von der peinlichen Situation ablenken sollte indem sie ihre Geschichte erzählte.
    >Naja... was gibt es zu erzählen... Nicht viel... Nicht ein Viertel von dem was du...< begann sie stotternd und betrachtete aus den Augenwinkeln wieder das rote Denkmal ihrer Tollpatschigkeit auf dem teuren Stoff. Damit hatte Commodus schon einmal Beweisstück A dass sie in einer Taverne war. Die Feuchtigkeit fühlte sich unangenehm an und auch wenn wohl nur Iulius seine Aufmerksamkeit auf sie richtete, fühlte sie sich in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt...

  • Scheinbar wollte sie mir nichts erzählen... Zu ihrem kleinen Missgeschick sagte ich erstmal nichts, zog dann aber ein kleines Tuch hervor und reichte es hier hinüber...
    "Hier... Damit kannst du wenigstens ein wenig retten."
    meinte ich grinsend....
    "Nunja, scheinbar scheinst du ja nichts erzählen zu haben..."
    'oder erzählen zu wollen.' dachte ich mir insgeheim..
    "Commodus ist also dein Onkel? Oder.. Äh... Ach ich kam nicht mit ich gebs ja zu..."
    sagte ich lachend... Und trank meinen Becher aus... Den Göttern sei dank dieses Zeug war endlich weg...
    "Was treibt dich hierher nach Roma? Bist nur so aus Spaß hier, oder machst du hier was berufliches?"
    fragte ich sie, vielleicht würde ich ja doch noch was über sie herausfinden... Ihren Namen kannte ich immerhin schonmal.. Das war ja die halbe Miete... Dachte ich mir.
    Doch als der Sarkasmus und die Ironie begannen meinen Verstand zu übernehmen, trat ich mich selbst in die Sitatuation zurück...
    "Naja, in der Legio sitzt man fast jeden Abend mit anderne Leuten zusammen. 6000 Mann fragen dich also nach deiner Lebensgeschichte, irgendwann ist man des erzählens überdrüssig."
    antwortete ich lachend als sie mich auf meinen enthusiasmus ansprach...
    "Aber nun erzähl du doch mal..."
    forderte ich die Dame auf, irgendwann würde ich sie schon noch knacken...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Zaghaft streckte sie ihre Hand aus um das Tuch zu ergreifen, derweil sie ihm ein verschüchtertes Lächeln schenkte. Umso schneller allerdings zog sie die Hand wieder zurück und drückte das Tuch auf den Weinfleck. Was sie damit noch retten sollte, wusste sie nicht. Dieser römische Wein hatte im Gegensatz zum guten Met nämlich die Eigenschaft, dass er sich gar närrisch in der Kleidung verfing.
    >Nein. Was er zu mir ist, weiß ich auch nicht. Urgroßonkel vielleicht.. Ich weiß es nicht.< gab sie schmunzelnd zurück, während sie ihre Aufmerksamkeit noch immer auf den Fleck richtete. Länger als es nötig war tupfte sie daran herum. Warum interessierte es ihn so brennend, was sie bisher gemacht hat und vor Allem was sie hier in Rom tat? Sie seufzte und ließ ihren Arm dann sinken, um ihn anzublicken. Sie entschloss sich zu einer rätselhaften Antwort anzusetzen, mit der er nur wenig anfangen konnte. Denn immerhin war sie eine Frau und wenn es ihn so brennend interessierte, musste er auch mit den Konsequenzen rechnen.
    >Bis ich hierherkam, heulte ich mit den germanischen Wölfen. Die römische Wölfin hingegen ruf Prudentius zu sich und ich folgte. Ich misse mein heimisches Rudel durchaus ein wenig, denn die hiesige Rangordnung ist ein wenig anders.< Kaum ausgesprochen ließ sie das Tuch, mittlerweile wieder mit einem kecken Grinsen im Gesicht, vor ihn auf den Tisch segeln.
    >Vielen Dank dafür. Der Fleck scheint doch glatt um ein Zehntel vermindert worden zu sein.< gab sie mit einem heiteren Lächeln zurück. Es erfüllte sie mit Glück, den Römer vor sich in ihre Worte eingewickelt zu haben. Es war nicht einfach, die Wölfe voneinander zu trennen und vermutlich glaubte er, sie habe völlig den Verstand verloren. Versöhnlich erklärte sie aber dann rasch:
    >Mein guter Prudentius kandidiert zum Praetius oder so ähnlich.< Der Blick, den sie ihm sandte war fast hoffnungsvoll. Hoffentlich hatte sie sich nicht mit großen Schrittem der nächsten Pleite genähert und das erwählte Amt ihres Irgendwas-Onkels war wirklich kein bekanntes. Aber wie sagte sie so schön? Sie kannte sich in der hiesigen Rangordnung nicht aus.

  • Ich kam bei dieser Frau aus dem grinsen nicht mehr raus... Sie war irgendwie richtig zierlich und man musste sie irgendwie gern haben...
    "Achja, bei Verwandschaften verliert man schnell die übersicht."
    meinte ich lachend... Während ich ihr bei dem Versuch zusah den Weinfleck aus ihrer Kleidung zu entfernen, ein Versuch der schon zum scheitern verurteilt war, vorallem bei dieser Plürre hier.
    Man merkte ihr an dass sie auch Germanien kommt, nur die Germanen oder von ihrer Kultur beeinflussten Menschen reden von Rudeln und ähnlichem, aber ich kam ganz gut mit, schließlich habe ich ja lange Zeit in Germanien gelebt, und sie war mir sehr sympathisch...
    "Nun, ich habe mein... Rudel... Oder wie wir in Hispania immer sagten, meine Familie.."
    meinte ich frech grinsend bevor ich fortfuhr...
    "...auch anfangs vermisst, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran, und ein Brief der Verwandten wird immer zu etwas ganz besonderen.. Auch wenn ich leider sagen muss dass mir schon siet langem niemand mehr schreibt."
    Etwas bedrückt sprach ich den letzten Satz aus... So sehr ich auch versuchte es ironisch und scherzhaft klingen zu lassen, genauso stark schimmerte durch dass dies der Wahrheit entsprach... Ich versuchte mir nichts weiter anmerken zu lassen und schob den leeren Becher beiseite... Dann ergriff ich wieder das Wort, mit einem leichten Lächeln, überrascht war ich dass sie das Amt des Praetors nicht kannte...
    "Ich nehme an dein Verwandter... In welchem Verhältnis er auch immer zu dir steht, bewirbt sich um das Amt des Praetors.. Ein ehrenvolles Amt, falls er es wirklich schafft wird er hohes Ansehen hier in Roma genießen."
    meinte ich, auch wenn ich von Politik wahrscheinlich genauso viel verstand wie sie, und ich mich eigentlich davor streubte irgendwann selbst mal um ein Amt zu kandidieren...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • 'Ich hab die Übersicht noch nie gehabt' schoss es ihr durch den Kopf, doch sie ließ nur ein verhaltenes Lächeln sehen und beschloss, dass es für sie bessere wäre, wenn sie sich an dieser Stelle ausschwiege. Stattdessen erlebte sie eine Überraschung. Sie freute sich nicht darüber, dass er ihre Geschichte vom Rudel falsch deutete, denn irgendwo stimmte auch diese Variante. Nur, dass sie in diesem Falle nicht ihr Rudel zurückließ, sondern das Rudel sie selbst - indem es verstarb. Ernster als gewollt klärte sie den Irrtum auf, ohne jedoch preiszugeben, was sie dachte.
    >Ja, Familie habe ich auch. Aber mein Rudel... Nun das waren all die Leute unter denen ich noch so aufgewachsen bin. Sie lehrten mich Gastfreundschaft und die fröhlichen Seiten des Lebens. Und das Runenlesen.< ließ sie knapp durchblicken, wer das Rudel nun eigentlich genauer war. Gleichzeitig offenbarte sie auch ihre Sympathien und sie war sich sicher, dass er dies zu deuten wusste. Ob es ihn verschrecken würde, oder sich nichts an seiner Meinung ihr gegenüber veränderte?
    Mühevoll versuchte sie wieder ein wenig ihre humorvolle Seite zu finden, denn weder wollte sie die am Tische herrschende Laune nicht vertreiben, noch ihre verletzliche Seite offenbaren. Und von diesen Argumenten angetrieben gelang es ihr letztlich auch und auch wenn ihre Stimme noch leicht belegt klang, so strahlten Blick und Worte wieder Fröhlichkeit aus.
    >Aber wenn du ein paar Zeilen so sehr vermisst, werde ich mich vielleicht bequemen und dir welche zukommen lassen.< erklärte sie und hob mit einem missmutigen Blick ihren Weinbecher an um einen weiteren Schluck hinunterzuwürgen. Suchend wandte sie ihren Blick in Richtung Wirt, der diesen sogleich auffing. Sah Iulius genauer hin, konnte er gut den Schalk in ihren Augen blitzen sehen. Das stinkende 'Schwein', wie sie den Schankbesitzer im Stillen getauft hatte, kam herangaloppiert und sah sie griesgrämig an. Aquilia indes setzte zu Worten in einer Lautstärke und mit einer Bestimmtheit an, die man einem vermeintlich wohlerzogenen Mädchen von solcher Zierde gewiss nicht zugetraut hätte.
    >Nimm deine widerliche Plörre und schütte sie dir selbst auf den Schädel, zu mehr taugt das Gesöff nicht. Nicht einen Denar wirst du von mir sehen, wenn nicht augenblicklich schmackhafteres hier auftaucht, denn ich habe Kontakte die dir sicherlich nicht gefallen würden. Es wurden schon Leute wegen weniger als schlechtem Wein tot aufgefunden.< Sie beendete ihre Rede mit einem tiefen Luftausstoßen und sandte dem perplexen Wirt einen giftigen Blick nach. Der Wirt allerdings schien weniger gekränkt, denn amüsiert zu sein und er tat sein Wohlgefallen kund und verschwand hinter der Theke.
    >Verzeihung.< wandte sie sich mit einem lieblichen Lächeln wieder dem - zugegebenermaßen gutaussehenden - Militaristen zu. Es war deutlich zu erkennen, dass ihre Worte reiner Bluff waren, aber sie kannte diese Sprache noch zu gut von früher und auch wenn man es nicht für möglich halten würde, stellte der Wirt schon bald zwei Becher und eine Karaffe mit anständigem Wein auf den Tisch, während er lachend sagte 'Der geht auf's Haus'. Natürlich hatte man nicht immer soviel Glück mit dieser Art, doch häufig wurde wenigstens der Qualitätsstandard angehoben. Misstrauisch beschnupperte sie das Getränk und goss zuerst Iulius ein.

  • "Ich verstehe..."
    antwortete ich kurz und knapp... Weiter wollte ich nicht darauf eingehen, da ihr das Thema unangenehm zu sein schien....
    Runenlesen konnte sie also, interessant, irgendwann in Germanien hatte ich mir mal vorgenommen es zu lernen, da man die Runen auf den Dörfern dort immer mal wieder fand, und man sich dann dort immer ein wenig verloren fühlte, doch ich konnte mich nie dazu aufraffen sie wirklich zu lernen...
    "Nun, in einigen Dingen scheinst du mir weit vorraus zu sein."
    meinte ich lächelnd ohne genau zu sagen was ich eigentlich ansprach...
    Als der seltsame Wirt wieder zu unserem Tisch kam, und mit seinem Schweiß durchnässten, knallroten Gesicht auf uns herabblickte, gar so als wären wir noch schlimmer als er selbst, überraschte mich Aquilia aufs neue... Den Ton den sie anschlug kannte ich sonst nur von meinen Soldaten.. Und zwar wenn sie zum Beispiel mit 8 Mann gegen 800 kämpften, und dabei ständig fluchten.. Oder wenn sie mal wieder sturzbesoffen in irgendeiner Taberna nahe des Stützpunktes rumsaßen, meistens kurz bevor sie versuchten die Bedienung rumzukriegen... Etwas erstaunt lauschte ich ihren Worten, während ich meine Mundwinkel nicht davon abhalten konnte sich zu einem breiten Grinsen zu verformen... Innerlich machte ich mich jedoch darauf gefasst den Wirt davon abzuhalten diese zierliche Gestalt in ihre Einzelteile zu zerlegen.. Doch zum Glück kam es dazu nicht und als ihre Standpauke zu Ende war, und ich immernoch voller erstaunen da saß, entschuldigte sie sich für ihr Verhalten, und ihr reizendes Lächeln zog mich wieder in ihren Bann und zurück aus meinem kleinen Schock zustand...
    Ich lachte und sagte nur,
    "Nun, du hast nur die Wahrheit ausgesprochen."
    Als dann der Wirt wieder kam und uns besseren Wein auf kosten des Hauses hinstellte, sie mir zuerst einschenkte und den Wein ebenfalls begutachtete, wartete ich bis sie auch sich selbst eingeschenkt hatte.. Währenddessen hob ich jedoch schon meinen Becher und sprach einen Trinkspruch aus..
    "Auf eine wirklich erfreuliche Begegnung, in einer wirklichen siffigen Spielunke!"

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Nur noch ihre leicht geröteten Wangen ließen Erinnerungen an ihren Zornesausbruch aufkeimen, ansonsten schien sie wieder völlig ausgeglichen zu sein. Sie selbst hatte mit einer harten Auseinandersetzung gerechnet und nicht mit einem solchen Manne. Vermutlich hatte er ihnen nur schlechten und schwer gepanschten Wein hingestellt, weil sie so reich aussahen und er eine Abneigung gegen die höhere Schicht hat, die von dem, was sie bislang von Rom so hörte, auch nicht unbegründet sein mochte. Während sie so an ihre Worte zurückdachte und das Grinsen im Gesicht ihres Gegenübers sah, musste sie schwer an sich halten, um es ihm nicht gleich zu tun. Aber jetzt hatte der Schalk sie wirklich gepackt und in der Bemühung ernst auszusehen erhob sie ihre Stimme ein weiteres Mal.
    >Und du? Was fällt dir ein so frech zu grinsen! Schämen solltest du dich und...< Als ihr dann allerdings keine Worte mehr einfielen und die Stille sie erdrückte musste sie laut herauslachen. Sie schlug sich ihre Hand vor die Augen und versuchte sich durch das beruhigende Schwarz wieder einigermaßen zu fangen. Tief sog sie die Luft ein und stieß sie wieder aus. Sie konnte sich diese Albernheit nicht erklären, die doch sonst stets nur vom Weine kam. Aber da sie diesen noch nicht verköstigt hatte, war sie ratlos. Schämen tat sie sich allerdings nicht. Sie ließ die Dinge kommen wie sie waren. Als sie ihre Hand wieder hob war dies zu dem Zweck, eine Träne aus den Augenwinkeln zu wischen.
    >Entschuldige, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.< Auf ihre Worte folgte ein weiteres Glucksen, doch sie hielt ihm zuliebe an sich. Er musste sie wirklich für verrückt halten. Sie saß hier und erzählte von Wölfen und Runen, während sie dem Wirt im nächsten Moment mit einem Tobsuchtanfall begegnete, welchem ein Lachanfall folgte. Nun wieder einigermaßen beruhigt nahm auch sie ihren Becher auf und hob ihn mit einem breiten Lächeln an.
    >Ja, diesem Trinkspruch stimme ich zu. Auf eine erfreuliche Begegnung, die noch andere lustige Tage mit sich ziehen möge.< erweiterte sie fröhlich und stieß ihren Becher an den Seinigen. Der Wein schmeckte um Längen besser als der Vorige und wenn selbst sie ihn als appetitlich empfand, mussten ihre Geschmacksnerven zuvor sehr gelitten haben.
    >Kaum zu glauben, aber die führen hier überhaupt keinen Met.< erboste sie sich lächelnd und um einiges freier als noch vor ihrem Lachanfall. Was war nur los, dass ein Stimmungswandel nach dem Anderen sie überkam?

  • Ich trank erstmal einen Schluck Wein, er schmeckte besser, es war aber auch mehr Wein im Wein... Also, weniger Wasser, um es deutlicher zu sagen, ich wunderte mich was mit mir los war, warum rasten mir auf einmal soviele Gedanken durch den Kopf? Warum dachte ich auf so komplizierten Wegen? Schickte mich selbst auf abstruse Pfade? Ich redete mir schnell wieder aus dass das irgendetwas mit der Person gegenüber zutun haben könnte, und lächelte, als sie mich dann noch gespielt, wie ich dachte, anmeckerte, musste ich einfach lachen, ich war in einer Stimmung wie lange nicht mehr. Selten konnte mir jemand so schnell ein Lächeln, ein wirklich echtes Lächeln abringen, natürlich ab und an grinste ich mal, doch oft lächelte ich auch nur aus Höflichkeit. Doch bei ihr kam dieses Lachen von ganz allein. "Tut mir ja leid, ich bringe sofort eine weitere Karaffe Wein, auf's Haus natürlich."
    antwortete ich scherzhaft... Als ich Lächeln jedoch wieder verschwand, und sie sich gar dafür entschuldige, lächelte ich nur noch leicht und entgegnete ihr, "Ich mag dein Lachen, es hat was." Meinte ich während ich ihr tief in die Augen sah, 'Bei den Göttern.. Das hättest du nicht unbedingt sagen sollen du alter Hammel' sagte ich innerlich zu mir selbst, und wahrlich, was wäre wenn sie es falsch auffassen würde? Nur als billige Anmache oder ähnliches? Ihr Trinkspruch jedoch gefiel mir, und bestätigte mich auch in einer gewissen Weise...
    "Ja ich hoffe auch dass wir uns noch oft begegnen werden Aquilia."
    meinte ich und trank nochmal einen kleinen Schluck Wein...
    Als sie sich über fehlenden Met beschwerte, erinnerte ich mich daran dass es in Germanien oft keinen hispanischen Landwein gab...
    "Nun in guten Tavernen in Roma gibt es sicherlich Met, aber glaubst du wirklich dass der Alte hier seinen Hintern tatsächlich weiter als zum nächsten Weinhändler schleppt? Welcher vermutlich keinen Met führt. Ich kenne das, in Germanien gab es sehr selten hispanischen Landwein, mein Kamerad Quintus ließ in immer importieren, er bezahlte nicht viel, da er selbst einen Weinberg besitzt."
    sagte ich in Erinnerungen schwelgend...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Auf sein Kompliment bezüglich ihres Lachens entgegnete sie weder erbost noch verschüchtert. Vielmehr trat ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht. Seine Worte nämlich hörten sich gewiss nicht wie eine billige Anmache an, denn in diesem Fall hätte er sich gewiss nicht auf ihr Lachen, sondern auf ihren Körper bezogen - welchen sie im Übrigen auch nicht unbedingt als unansehnlich beschreiben würde. Sie war zurückhaltend, hatte aber auch eine gesunde Portion Selbstvertrauen angeboren bekommen. Dies führte aber auch dazu, dass sie seinen tiefen Blick so interpretierte, dass er ihr so abgeneigt nicht wahr. Sie war noch nie besonders darauf ausgewesen, die Aufmerksamkeit von Männern auf sich zu ziehen, die sie bislang immer nur als Freunde betrachtet hatte. So auch hier. Sie mochte ihren Gegenüber gerne und da sie von ähnlichem seinerseits ausging, redete sie sich rasch wieder aus, dass sein Interesse tiefer gehen könnte. Es mochte möglicherweise etwas weit hergeholt sein, denn schließlich kannte er sie nicht besser als sie ihn. Verwirrt bereitete sie ihren Gedanken ein jähes Ende, denn sie spürte wie sie wieder in Ihnen zu versinken drohte.
    >Ich empfinde es als Sakrileg, dass dieses köstliche Gut nicht zu erwerben ist. Dort wo ich herkomme war es selbstverständlich.< Oh, die arme Aquilia ahnte ja nicht, wie weit sie von ihrer Heimat fort war. Sie hatte noch nie eine Landkarte betrachtet, wo die Distanz zwischen Bonna und Roma zu erkennen war und auch die lange Reise machte es ihr nicht unbedingt deutlich. Von geographisch bedingten Unterschieden, was die Kultur und Speis' anging, wusste sie freilich noch weniger. Hier war ihr der Bildungsmangel allerdings nicht einmal bewusst.
    >Aber nun, was soll es. Dieser Wein schmeckt ja recht passabel.< zwinkerte sie und hob ihren Becher an um einen weiteren Schluck zu trinken. Auch ihre Sitzposition hatte sie nach ihrem kleinen Unfall ein wenig verändert. Sie hatte ihre arme nun beide nach innen gewinkelt und diese auf dem Tisch liegen. Sie fragte sich, ob sie der Höflichkeit halber erfragen sollte, wer Quintus war, aber vermutlich war es ein unwichtiges Detail und sie könne genauso gut von einer alten germanischen Freundin sprechen, was auch sein Interesse nicht sonderlich locken würde. Um die Stille ein wenig zu überbrücken nahm sie einen weiteren Zug. Sie spürte schon die Wärme in ihre Wangen kriechen, die durch die Kombination Wein und Raumbedingungen hervorgerufen wurde.
    >Du sagtest, du warst in Germanien... Wo warst du, und wie hat es dir dort gefallen?< entschied sie sich letztlich zu fragen und hob ihren Blick wieder interessiert an.

  • Als ich diese Taverna betrat ahnte ich ja nicht was hier auf mich warten würde, ich denke ich wäre trotzdem reingegangen hätte ich es gewusst, es mag sein dass ich nie viel Kontakt zu Frauen hatte, abgesehen von der Zeit als ich auf Reisen war. Doch bei der Legio kam dies nicht allzu oft vor, umso interessanter fand ich diese Dame mir gegenüber, ich lauschte ihren Worten, und lächelte sie, etwas dümmlich müsste ich dabei schon auf sie gewirkt haben, denn welcher Mann sitzt einfach nur da, und lächelt stumpf ohne sonstige Regungen zu zeigen? Wie dem auch sei, ich schaffte es irgendwann doch noch meine Gesichtszüge zu kontrollieren, ich machte wieder einen ruhigeren Eindruck und in der Tat, Met gab es in Germania überall, aber keinen guten hispanischen Wein...
    "Nun, Met und Kräutersud gab es in Germanien ja in Massen, für einen Hispanier wie mich allerdings nicht ganz schmackhaft, oder sagen wir besser gewöhnungsbedürftig, mit der Zeit war es durchaus trinkbar."
    sagte ich lachend...
    Irgendwie begann ich für einen kurzen Moment die IX zu vermissen, es war genau mein Leben dort, ständig streng aufpassen, denn der Feind könnte immer kommen, das raue Lagerleben im kalten Norden, ich hatte mich daran gewöhnt. Doch was solls nun war ich hier, und fand das widerrum gar nicht mal so schlecht...
    "Wo ich in Germanien stationiert war? In Colonia Claudia Ara Aggripinensium, bei der Legio IX, es war schon ein Schock als wir hörten dass wir nicht mehr nach Hispania zurückkehren dürften, doch wir lernten mit der Zeit Germanien als unsere Heimat anzusehen, und es war auch eine gute Heimat."
    meinte ich nachdenklich, während mir all die Gesichter meiner alten Legio durch den Kopf wanderten, was mich dazu veranlasste in meinen Becher zu starren, mich jedoch kurz danach wieder zu fangen...
    "Wie lange wirst du hier in Roma bleiben?"
    fragte ich Aquilia...

  • Etwas erbost sah sie ihn an, als er von Kräutersud sprach. Aber wiedersprechen wollte sie nicht, denn wenn sie nun die rauhen, germanischen Getränke verteidigte, mochte er sie für eine Trinkerin halten und das wollte sie dann doch nicht. Für ihn mochte der Met damals so ungewohnt gewesen sein, wie es für sie heutzutage der Rebenwein war. Sie konnte ihm da keinen Vorwurf draus machen, ohne sich selbst mit genau der gleichen Tat zu belasten.
    >Mmmh... Germanien ist auch eine gute Heimat. Doch ich kann mir vorstellen, dass es Dir etwas seltsam vorkam... Besonders die erste Zeit. Ich selbst habe meinen Lebtag nichts anderes als die Umgebung von Bonna und später die Mogontiacums gesehen. Die Gegend um die Colonia Agrippina kannte ich weniger gut. Aber die Temperaturen waren immer sehr ähnlich, weshalb mich die Wärme hier ziemlich überrascht. Ich habe ja nicht geahnt, wie groß der Unterschied doch ist.< erzählte sie nun deutlich offener als noch vor einem Weinbecher. Sie rief sich die Bilder ihrer Heimat wieder mit einem leichten Lächeln in Erinnerung. Germanien würde stets in ihrem Herzen bleiben, ganz gleich wo sie war. Das dortige Urvolk war wundervoll, die Natur war wundervoll. Aber dachte so nicht jeder über seine Heimat? Sie hatte aber durchaus schon mit leichtem Schmerz registriert, dass sie Germanien in seiner Wildheit - und ihrer Wildheit - nie wieder sehen würde. Kehrte sie irgendwann dorthin zurück, würde sie sich bereits zu sehr entfremdet haben und eine 'echte Römerin' geworden sein.
    >Ich weiß es nicht.< antwortete sie ehrlich auf seine Frage und zuckte mit den Schultern. Kurz ging sie in Gedanken ein paar Vermutungen durch, ehe sie sie laut aussprach.
    >Wenn es mir gar nicht hier gefallen sollte, werde ich meinen Onkel bitten, dass er mir die Heimreise ermöglicht. Ansonsten werde ich vermutlich gemeinsam mit ihm gen Heimat reisen. Ich muss sehen, was die N... netten Götter für mich vorgesehen haben.< meinte sie und wischte sich gedanklich den Schweiß von der Stirn. Beinahe hatte sie noch die Redewendung ihrer alten Freunde verwendet und von den Nornen gesprochen. Das wäre vermutlich nicht so gut angekommen.
    >Hmm, möchtest du vielleicht mein kleines Geheimnis erfahren?< fragte sie mit einem fast koketten Lächeln und einem direkten Blick. Selbstverständlich war es kein weltenveränderndes Geheimnis, doch ihr persönlich war es wichtig. Übermäßiges Vertrauen und wohl auch der Wein verleiteten sie dazu, ihm hiervon erzählen zu wollen. Aber sie mochte ihn einfach und er war wohl auch der erste Freund, den sie in dieser riesigen Stadt für sich gewonnen hatte.

  • Ich sah ihr wirklich an wie sehr sie ihre Heimat liebte, sie hatte ein gewisses funkeln in den Augen, und in diesem kurzen Moment schien es so als stände eine Person vor mir, welche noch nie mit der römischen Zivilisation in Kontakt gekommen ist.
    "In Bonna machten wir auf unserem Weg ins Kriegsgebiet rast soweit ich mich erinnern kann. Eine schöne Stadt. Und in Mogontiacum war ich einige male für Botengänge."
    sagte ich lächelnd, ein wenig schien ich mich ja doch auszukennen, auch wenn dieses Wissen nur oberflächlich war und ich bei Fragen ihrerseits ins schwimmen geraten würde...
    "Aber ja, es wahr auch für mich recht ungewöhnlich vom warmen Hispania ins kalte Germanien zu ziehen, anfangs dachte ich Nachts oft dass ich erfriere."
    meinte ich, leicht scherzhaft, aber kalt war es wirklich..
    "Ich persönlich hoffe irgendwie dass du nicht so früh wieder abreist, falls es dir hier nicht gefallen sollte, werde ich versuchen es dir ein wenig angenehmer hier zu machen, ein wenig kenn ich mich hier ja nun doch aus."
    antwortete ich hier, mit einem leichten Lachen, die Casa Iulia kannte ich, die Märkte und das Forum... Ich war ja ein wahrer Experte...
    Als sie dann von einem Geheimnis sprach wurde ich neugierig...
    "Gerne, du kannst es mir ruhig sagen, ich werde es für mich behalten."
    sagte ich mit vertrauensvoller Stimme...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

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