Marcellus wachte schweißgebadet auf. Dunkelheit. Er tastete sich an den Wänden entlang. Sie waren kalt und feucht. Er wußte nicht, wie lange er schon hier unten war. Woran erinnerte er sich eigentlich?
Er war auf einem Streifzug durch die Stadt gewesen, wie so oft in seiner dienstfreien Zeit. Mittlerweile kannte er so ziemlich jede dreckige Spelunke und wusste, wo er was bestellen konnte und wo er dies lieber unterließ. Passte ihm etwas nicht, passierte dies kein zweites Mal, dafür sorgte er.
Als er eines nachmittags wieder einmal durch die Gassen Roms schlenderte fielen ihm prompt ein paar Typen auf. Es ist immer wieder seltsam wie Leute versuchen nicht aufzufallen und gerade dadurch auffallen. Die Tricks, die sich der Abschaum in den Gassen Roms bediente, waren ihm nicht neu. Die kannte er schon aus Africa. Die Typen waren zu viert. Drei in schäbigen abgetragenen Tuniken und einer in einer auffällig sauberen Tunika. Sie standen dort herum und schienen auf jemanden zu warten. So setzte sich Marcellus an einem Tisch einer Taverne, die er noch nicht kannte. Er bestellte sich einen Becher Wein und beobachtete die Typen. Es dauerte nicht lange, da griffen sie jemanden von der Strasse und zogen ihn in eine kleine Gasse. Marcellus wartete einen Augenblick, stand dann auf, warf ein paar Münzen auf den Tisch und folgte den Gestalten. Es war ruhig in der Gasse. Hier und da hörte man das Schreien eines Kindes, ein Streit zwischen einem Ehepaar... Von den Typen sah er allerdings nichts. Marcellus griff an seine linke Seite. Doch da war kein Schwert. Er war ja auch nicht im Dienst, fiel ihm ein. Aber er trug einen kleinen Dolche in seinem Stiefel, welchen er auch gleich darauf zog. Die Gasse machte einen kleinen Knick. Marcellus schlich sich an und wagte einen Blick um die Ecke. Es war niemand zu sehen. Doch halt. Da lag etwas auf dem Boden, nicht weit von ihm. Es sah aus wie ein Bündel Stoff. Marcellus verließ seine Deckung und ging auf das Bündel zu. Im näherkommen erkannte er, dass es kein Bündel Stoff war, sondern der Mann, den die Typen in die Gasse schleiften. Der Mann hieß Scaurus und war der Wirt einer kleinen Taverne am Tiber. Marcellus seufzte. Er war ein feiner Mann gewesen und führte ein recht ordentliches Geschäft. Marcellus erinnerte sich, dass Scaurus sich vor nicht alzu langer Zeit über ein paar Typen aufgeregt hatte, die Geld von ihm haben wollten... Nun machte es bei Marcellus klick. Anscheinend hat Scaurus nicht bezahlt.
Scaurus war ziemlich übel zugerichtet. Erstaunlich für die kurze Zeit, die Marcellus verstreichen ließ. Das Ende kam dann aber doch schneller, denn man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Dann hörte Marcellus etwas vor sich. Er richtete sich auf und schlug zu. Gerade im rechten Augenblick, denn vor ihm stand einer der drei schmierigen Typen und hantierte mit einem Dolch. Marcellus stach ihm in die Bauchhöhle, so dass der Angreifer erschrocken zurückstolperte. Doch kaum war dieser zurückgewichen, trat der nächste Angreifer auf den Plan und trat Marcellus den Dolch aus der Hand, welcher über den Boden schlidderte. Marcellus rächte sich mit einem kräftigen Kinnhacken. Dann spürte er ein Stechen an seiner rechten Seite. Das letzte woran er sich erinnern konnte, war ein grinsendes Gesicht hinter ihm. Dann nur bruchstückhafte Erinnerungen... Ein enger stickiger Raum, Schläge... Folter...
Jetzt war da nur Dunkelheit...