Conventus - Februarius DCCCLVII A.U.C.

  • Der Patrizier konnte seine Verwunderung über diese Sitzung nur sehr schwer zurückhalten, hatte er sich doch etwas anderes erwartet, als das, was er hier nun geboten bekam. Das er selbst keine Vorschläge zu etwaigen Erhebungen machen konnte lag wohl größtenteils daran, das dies sein erster Conventus war und die Einladung viel zu kurzfristig mitgeteilt wurde. Andernfalls hätte sich diese Tatsache bestimmt vorher in Rom herumgesprochen und er würde nun einige Klienten mehr zu seiner eher bescheidenen Liste zählen, deren Anliegen er hier nun vorbringen könnte. Äußerst verwunderlich war jedoch, dass hier mitunter die mächtigsten Männer des Reiches saßen und kein einziger etwas vorzubringen hatte. Dies konnte nun daran liegen, dass ihre Klienten durch sie schon alles erreicht hatten, was sie erreichen wollten, oder wohl eher, dass die meisten ihrer Klienten einfach zu unbedarft in diesen Dingen waren und sich einfach nicht an ihren Patron wandten. Wie auch immer – im Moment war dieser Conventus wohl eher eine Zeitverschwendung für alle Beteiligten und vor allem für den Kaiser. Marcellus verneinte seine letzte Frage ebenfalls und lehnte sich zurück.

  • Der Kaiser nimmt zur Kenntnis, dass es keine weiteren Vorschläge gibt.


    "Ich habe noch einen Vorschlag für einen Mann aus Germania vorliegen. Der wird auch erhoben werden, von euch kennt ihr vermutlich ohnehin niemand."


    Damit schließt er auch diesen Punkt ab.


    "Damit haben wir die üblichen Punkte durchaus ereignisarm abgeschlossen und können die Sitzung schließen."


    Eine kurze Pause deutet an, dass die Herren den Raum verlassen können, wenn sie möchten. Nur einer wird noch kurz aufgehalten.


    "Senator Vinicius Hungaricus, hast du noch einen Augenblick?"

  • An Ereignissen war dieser Conventus tatsächlich kaum zu unterbieten gewesen. Aber mit einer kleinen persönlichen Angelegenheit konnte ich ihn vielleicht noch - für mich - nützlich machen.


    "Mein Kaiser, könnte ich Dich nachher auch noch kurz unter vier Augen sprechen?"

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  • Als der Kaiser die Sitzung beendete, erhob sich Macer von seinem Platz und versuchte am Sonnenstand zu erkennen, wie spät es ungefähr geworden war. Mit wenigen Worten verabschiedete er sich von den teilnehmern, die alle nicht sehr gesprächig schienen, und ging nach draußen.


    "Gehe zur Casa," wandte er sich an seinen wartenden Sklaven, "und schicke Lax mit meinen Badesachen zu den Thermen. Ich gehe eben noch an der Basilica Iulia vorbei."


    Der Sklave nickte und verschwand rasch, während Macer sich in etwas langsamerem Tempo auf den Weg machte.

  • Noch bevor ihm der angesprochene Senator antwortet, wird der Kaiser von einem weiteren angesprochen. Anscheinend gab es diesmal immerhin viele private Anliegen für das persönliche Gespräch.


    "Sicher, Senator Flavius Felix, einen Augenblick bitte."

  • Hungi schaute etwas erstaunt auf, als der Kaiser noch mit ihm reden wollte. Hatte er was angestellt? Hm nein, er wüsste nichts. PP war er auch nimmer, was konnte es sein? Gings um seinen Bruder oder um seine Arbeit als Princeps Senatus? Na er würde es gleich erfahren... oder nach dem Gespräch des Kaisers mit dem Flavier.


    Ja, mein Kaiser?

  • "Die letzte Erweitung der lex Mercatus - erscheint sie dir nicht auch eines genaueren Kommentars würdig? Aus den Senatsprotokollen geht hervor, dass über die 'Früchte der Erde' heftig gestritten wurde. Ich beabsichtige klarzustellen, dass die Rechte an Bergwerken meine Domäne sind und der Erwerb entsprechender Rechte den Zugang zu dieser Tätigkeit regelt. Weisst du, ob weitere Kommentierungen in Vorbereitung sind oder bereits Anzeigen und Klagen vorbereitet werden?"

  • Hungi war überrascht... und definitiv auf dem falschen Fuß erwischt worden. Mit einer juristischen ad hoc-Stellungnahme hatte er nicht gerechnet und er mußte erst seine Gedanken sammeln und sich des Gesetzes und der Diskussion vergegenwärtigen, bevor er eine einigermaßen intelligente Antwort geben konnte.


    Ich verstehe... fing er also erstmal an, wobei diese Worte jedoch eher als Pausenfüller dienten. Erst vor einigen Wochen hatte mich einer meiner Klienten auf diese Erweiterung angesprochen. Er zeigte starkes Interesse daran, einen Kommentar über eben selbige zu verfassen. Ich habe zwar bisher noch keinen Entwurf eines solchen bekommen, zweifle aber nicht daran, daß mein Klient daran arbeitet. Von weiteren Kommentaren oder gar Klagen weiß ich hingegen nichts. Letzteres musste aber nichts bedeuten, da er nur selten seine Zeit in der Basilica Ulpia verbrachte.


    Die "Früchte der Erde" und die Bergwerke... ja, diese Frage wurde tatsächlich angeschnitten, jedoch nicht wirklich ausdiskutiert. Wenn ich meine bescheidene Meinung kurz erläutern dürfte... Er holte tief Luft und nutzte die Zeit, um seine Gedanken in die richtige Reihenfolge zu bringen. Früchte, mein Kaiser, sind ja wiederkehrende Erzeugnisse, die unter Schonung der Substanz der Muttersache gezogen werden. Wenn man diese Definition der Frucht auf ein Bergwerk oder einen Marmorbruch umzulegen versucht, wird man unweigerlich scheitern, da eine Metallader ohne Zweifel kein wiederkehrendes Erzeugnis darstellen kann. Minen und Steinbrüche zähle ich daher nicht als fructus naturales.

  • Der Kaiser nickt, auch als der Senator fragt, ob er seine Meinung erläutern dürfte.


    "Ich bitte sogar darum. In derartigen Angelegenheiten ist deine Meinung meist ein guter Rat. Du bist also der Ansicht, dass Bergwerke schon rein Begrifflich ohnehin nicht unter die Regelung fallen. Ich werde dies bei meiner Stellungnahme berücksichtigen.


    Dass ein Kommentar zu dieser lex schon in Arbeit ist, erfreut mich sehr. Ich wünsche deinem Klienten gutes Gelingen bei dieser Arbeit."


    Der Kaiser wartet, ob der Senator noch etwas erwidern möchte, bevor er sich der Anfrage von Senator Flavius Felix widmet.

  • Mochte dieser Conventus auch eher stillerer Natur gewesen sein und kaum wichtige Inhalte gehabt haben, so war doch Victor rundum zufrieden, hatte er doch schliesslich das erreicht, was er wollte. Angemessen verabschiedete er sich von den gleichsam anwesend gewesenen, dann verliess er den Raum.... er konnte ja auch nicht ahnen, dass er demnächst zu einem Gespräch mit dem Imperator wieder hierher kommen sollte.

  • Auch ich bin schon sehr gespannt auf dessen Arbeit. bekräftigte Hungi. Da dies anscheinend der einzige Punkt war, weswegen der Kaiser ihn sprechen wollte, wollte er sich schon verabschieden, als ihm noch etwas einfiel.


    Ach, verzeih, mein Kaiser, ich habe etwas vergessen. Es hängt zwar nicht mit deiner Frage zu tun... begann Hungi etwas umständlich und wollte zuerst warten, ob der Kaiser ihm sein Gehör schenkte. Dann aber dachte er sich, daß das sicher so sein würde, also legte er gleich los. Vor kurzem waren ja die Diskussionen bezüglich der Entsendung der Quästoren. Der Senat war der Auffassung, daß ein Quaestor Classis diese Amtsperiode unumgänglich sei, da der Senator Prudentius Commodus beunruhigende Nachrichten von der Moral der Soldaten der Classis dem Senat überbrachte. Daher empfiehlt der Senat die Entsendung von Lucius Claudius Marcellus sowohl als Quaestor Classis als auch als Quaestor pro Praetore. Hungi schloß hier, denn der Kaiser würde sicher entweder eine Frage dazu stellen oder eine Bemerkung dazu machen wollen.

  • "Eine verblüffende Empfehlung."


    Der Kaiser schweigt einen Moment, um eine Meinung zu fassen.


    "Der gute Mann kann schwerlich zwei Aufgaben gleichzeitig erfüllen oder an zwei Orten zugleich zugegen sein. Sollte seine Mission als Quaestor Classis frühzeitig erfolgreich enden, so wird er als Quaestor pro Praetore in der Provinz verbleiben können."

  • Es stellt sich eine Pause des Schweigens ein. Offenbar erwartet der Senator auch nach dem Ende des offiziellen Teils der Sitzung noch eine formelle Verabschiedung. Der Kaiser gewährt sie mit einem knappen Nicken und wenigen Worten und erteilt dann ebenso formlos Senator Flavius Felix das Wort.

  • "Ich danke Dir für deine Aufmerksamkeit, mein Kaiser."


    Es war schon mal nicht schlecht, freundlich ins Gespräch zu gehen.


    "Zunächst das unkompliziertere meiner Anliegen. Mein Sohn Furianus, der Prätor Urbanus, hat seine fromme Seite entdeckt."


    Ich versuchte sämtlichen Zynismus aus diesem Satz fernzuhalten, doch irgendwie gelang es mir nicht ganz.


    "Er würde sich gern stärker den Göttern widmen, könnte sich gar vorstellen ein Priesteramt inne zu nehmen. Darüber möchte er mit Dir, oh Pontifex Maximus, sprechen, so du ihm das gewährst."


    Fragend blickte ich den Kaiser an.

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  • Die Mitteilung kommt für den Kaiser recht unerwartet.


    "Eine überraschende plötzliche Neigung. Hat er such denn durch die nötigen Prüfungen gearbeitet?"


    Der Kaiser studiert von Zeit zu Zeit die Listen der Kandidaten und kann sich an seinen Namen nicht erinnern.

  • "Oh ja, mein Kaiser. Mein Sohn ist ein sehr gewissenhafter solcher. Ich bin mir jetzt nicht sicher, glaube aber dass er in den Kursen sogar excelliert hat.


    Diese plötzliche Neigung kam für mich auch sehr überraschend."

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  • "Dann muss es mir entgangen sein, dass er sich bereits in der Theorie bewiesen hat. Ich denke, es sollte möglich sein, ihm auch einen entsprechenden Platz anzuvertrauen. Ein Priester wird ihn in den nächsten Tagen diesbezüglich aufsuchen."

  • Sehr gut.


    "Ich danke Dir, mein Kaiser. Und da hätte ich noch ein weiteres Anliegen..."


    Nun kam der gewagtere Teil.


    "Es wurde mir zugetragen, dass des Öfteren Landbesitz von Verstorbenen oder Verurteilten in Italia brach liegt. Eine Verschwendung, das... viel besser wäre es doch, diese Grundstücke zu enteignen und neu zu vergeben."


    Mit einer Pause gab ich dem Kaiser Gelegenheit, zu verstehen worauf ich hinaus wollte.

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