Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Nun diese Tatsachen sind mir bekannt. Wie die Aufhebung des Bürgerrechts des Freigelassenen zeigt, habe ich mich selbst schon mit den Angelgegnheiten meiner Vorgänger beschäftigt. Aber was willst du mit deiner Klage nun erreichen? Willst du nun die Adoption des Decimus Serapio anfechten, um auch sie aufheben zu lassen, oder Decimus Livianus wegen irgendeinem Fehlverhalten bei diesen Adoptionen anklagen? In letzterem Fall musst du mir auch die gesetzliche Grundlage dafür nennen. Also ob du ihn etwa wegen Bestechlichkeit oder Rechtsbeugung oder Hochverrat oder was auch immer belangen willst. Außerdem möchte ich dich darauf hinweisen, dass bei Klagerhebung die Prozessgebühr von 500 Sesterzen fällig wird."


    Die Adoption des Decimus Serapio ist mir relativ egal. Ob diese aufgehoben werden muss sollten die Richter entscheiden. Vielmehr möchte ich den Senatoren selbst aufgrund der Verletzung von zwei Gesetzen bestraft sehen.Als Hochverrat würde ich seine Taten nicht bezeichnen, vielmehr als ein Delikt gehen die Amtspflicht und somit § 112 des Codex Iuridicialis, also Rechtsbeugung...

  • Zitat

    Original von Faustus Octavius Macer


    Die Adoption des Decimus Serapio ist mir relativ egal. Ob diese aufgehoben werden muss sollten die Richter entscheiden. Vielmehr möchte ich den Senatoren selbst aufgrund der Verletzung von zwei Gesetzen bestraft sehen.Als Hochverrat würde ich seine Taten nicht bezeichnen, vielmehr als ein Delikt gehen die Amtspflicht und somit § 112 des Codex Iuridicialis, also Rechtsbeugung...


    "Dann willst du also gegen Marcus Decimus Livianus Klage wegen Rechtsbeugung im Falle der Adoptionen von Appius Tiberianus Marhabal und Faustus Decimus Serapio einreichen? Dann nehme ich die KLage hiermit an, sofern du die 500 Sesterzen aufbringen kannst."


    sagte Modestus und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Wiedereinmal sah er seine Meinung über den Octavier bestätigt. Aber das würde ihn wohl nicht von einer weiteren Karriere im Senat abhalten. Er wäre schließlich nicht der erste...

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Dann willst du also gegen Marcus Decimus Livianus Klage wegen Rechtsbeugung im Falle der Adoptionen von Appius Tiberianus Marhabal und Faustus Decimus Serapio einreichen? Dann nehme ich die KLage hiermit an, sofern du die 500 Sesterzen aufbringen kannst."


    sagte Modestus und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Wiedereinmal sah er seine Meinung über den Octavier bestätigt. Aber das würde ihn wohl nicht von einer weiteren Karriere im Senat abhalten. Er wäre schließlich nicht der erste...


    Sehr gut, ich werde dir nacher einen Sklaven mit dem nötigen Geld vorbeischicken. Den Gerichtstermin werde ich ja früh genug erfahren. Vale Praetor. Ab jetzt galt es, die Anklage gut auszuformulieren und auf ein glückliches Ende zu hoffen.




    Sim-Off:

    Staatskasse II?

  • "Sobald ein Gerichtstermin angebraumt wird, wirst du unterrichtet werden, Quaestor. Vale."


    sagte Modestus und wandte sich danach an einen seiner Schreiber um mit diesem auch gleich einige Details zu dieser Sache zu besprechen.


    Sim-Off:

    Ja, Staatskasse II.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Es sind verschiedene kleine Delikte und die höchste Summe beträgt 200 Sesterzen, die ich einem peregrinischen Weinhändler auferlegt habe. Du solltest eigentlich mit allen zurechtkommen, aber ich kann dir auch einen meiner Liktoren mitgeben, wenn du meinst es wäre unbedingt nötig.


    erklärte Modestus, dem Claudier, doch sein Tonfall machte es klar, dass er von ihm erwartete selbst das nötige Personal zu haben. Außerdem standen den Tresviri sowieso Viatoren zu.


    Lepidus winkte gleich ab. >Nein, nein Praetor, Personal habe ich genug, mir geht es eher um etwas greifbares, etwas was ich in der Hand habe. Gegen die Beschuldigten sowie für mich selber.< Namen waren Schall und Rauch aber eine Tabula mit den Delinquenten notiert würden hier wahre Wunder bewirken.

  • Ein wenig verloren saß Gracchus im Officium des Praetor Urbanus und blickte auf die Schriftrollen und Wachstafeln mit Fallakten, Anfragen und Anträgen. So voller Elan war er gewesen, voller Zuversicht und Eifer, dass er seine Schwierigkeiten gänzlich aus seinem Geiste zur Seite hatte verbannt, von wo aus sie nun umso drängender sich wieder präsentierten. Wie bei allen Göttern hatte er nur sich vorgestellt, ein Amt wie das eines Praetors auszufüllen ohne dabei in der Lage zu sein den gesamten dabei notwendigen Schriftwechsel zu lesen?
    "Sciurus?"
    Der angesprochene Sklave blickte auf von dem Stapel Tabulae, welchen er im Begriff war in eine sinnvolle Ordnung zu bringen. "Ja, Herr?"
    "Wir werden mein Arbeitssystem ein wenig verfeinern müssen. Aus meiner andauernden Unfähigkeit, des ge..schriebenen Wortes habhaft zu werden, werden wir ganz offiziell eine Weigerung schaffen, so dass du jedes Schriftstück in Gegenwart anderer nicht nur in Empfang nehmen, sondern herna'h einmal laut verlesen wirst."
    Man würde ihm dies allfällig als exzentrische Skurrilität oder gar Arroganz anlasten, doch war dies bei weitem ein kleineres Übel als die Wahrheit selbst. Während sein Faktotum nur stumm nickte und sich wieder seiner Arbeit widmete, entfleuchte Gracchus ein leises Seufzen und er begann auf einer noch leeren Wachstafel ein wenig herumzukritzeln, eine Palme zu skizzieren und eine leuchtende Sonne darüber, in Tagträumen versinkend. Würde er noch einmal über Faustus' Adoption verhandeln müssen, nun würde er sich als Praetor über alle Zweifel hinwegsetzen, würde der Arroganz Vorschub leisten, indem er ohne jegliche Begründung das Urteil zu Senator Decimus' Gunsten würde sprechen. Ein weiteres, leises Seufzen echappierte Gracchus' Kehle, als er an die Worte seines Vetters Piso dachte, der Rom unter der praetorischen Ägide des Flavius Gracchus eine unbefangene Justiz hatte prophezeit, und er sich musste eingestehen, dass er das Urteil allfällig mit einem durchaus milderen Strafmaß, einer Rüge womöglich nur, würde belegen, letztlich indes trotzdem der Wahrheit und dem Recht würde verhaftet bleiben.

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  • Sim-Off:

    Vorgeschichte ;)


    Verus kam, in der Robe eines Ritters, zur Sella Curulis. Er hatte heute eine Kleinigkeit zu erledigen, die für ihn von besonderer Bedeutung war. Roxane begleitete ihn, da sie heute von ihm adoptiert werden sollte. Beide standen nun mehr vor der Sella Curulis und Verus holte tief Luft. "Bist du bereit?" Verus wirkte nervös, da er heute wohl eine neue Tochter gewann.

  • Es war eigenartig. Sie hatte es nie gewollt und nun war es doch geschehen, beziehungsweise es sollte geschehen. Sie sollte einer Familie angehören, von der sie nie etwas hatte wissen wollen. Die letzten Tage hatten viel verändert und es war wohl noch kein Ende in Sicht bezüglich der Veränderungen. "Ich denke," meinte sie sanft, wirkte aber nicht weniger nervös. Auch wenn sie es nicht wirklich tun würde, so würde sie doch mit einem Teil ihrer Vergangenheit offiziell heute abschließen müssen. Ungern, sehr ungern, aber sie wusste auch, was von der Zukunft abhing. Ihre Haltung straffte sich etwas und sie nickte noch einmal Verus aufmunternd zu, so als wolle sie ihm seine Nervosität nehmen. "Lass uns gehen."

  • Verus umgriff vorsichtig Roxanes Hand. Ihr Nicken nahm ihm ein wenig seine Anspannung. Dies war nun ein großer Schritt für Verus. Er gewann eine neue Tochter, die zumindest seinen Namen weitertragen würde, wenn er einmal nicht mehr war. Jeder Römer wollte zumindest in Erinnerung bleiben, nicht vergessen werden. Der Beamte holte tief Luft und ging mit ihr hinein. Man reihte sich in eine lange Schlange ein, viele Bittsteller und Kläger waren gekommen, um vom Praetor angehört zu werden. Einige Schreiber notierten die Fälle und organisierten den Andrang. Dann waren Verus und Roxane an der Reihe. "Salve," grüßte Verus freundlich. "Ich möchte eine Adoption anmelden." Er deutete auf Roxane neben sich, deren Hand er immer noch hielt. "Diese junge Frau hier möchte ich als mein Kind akzeptieren. Ich bin Titus Decimus Verus, aus dem Geschlecht der Decima. Die Frau neben mir ist Roxane Enkidu. Sie möchte den Namen Decima Romana tragen, sofern du einer Adoption zustimmst." Verus nickte zum Abschluss und drückte Roxanes Hand fester an seine.

  • Obgleich im Vorzimmer eifriges Treiben herrschte, so hatte Gracchus selbst in den ersten Tagen nach dem Amtswechsel nicht sonderlich viel zu tun, dauerte es doch stets ein wenig bis die Rechtsangelegenheiten aufgenommen und sortiert beim Praetor landeten, so dass der am Eingang befindliche Scriba nurmehr das Wort 'Adoption' hörte und Decimus und seine Begleitung direkt in das Officium des Praetors weiterschickte. Dieser war nicht unglücklich über die Unterbrechung des larmoyanten Wortschwalles, den sein Vilicus ihm kurz zuvor von einer langen Schriftrolle - welche augenscheinlich kein Ende wollte finden - zu einem delikaten Verdikt hatte vorgelesen.
    "Salvete"
    , grüßte er darob höflich zurück und begann sodann, die eben gewonnenen Informationen sukzessive abzuarbeiten.
    "Decimus Verus, bist du mit Senator Decimus Livianus verwandt?"
    Hauptsächlich diente diese Frage dazu, Gracchus Neugierde zu befriedigen, welche genau genommen weniger dem Senator, sondern mehr dessen Sohn Serapio galt, denn allfällig mochte sich eine Gelegenheit ergeben, die Verurteilung Livianus' durch diesen kleinen Gefallen einem anderen Verwandten gegenüber ein wenig zu relativieren.
    "Welchem Geschlecht ent..stammst du?"
    wandte er sich dann der jungen Frau zu, um herauszufinden, was wohl den Decimus dazu mochte bewegen, sie zu adoptieren, und auch, um noch einmal ihren Namen zu hören, welchen er glaubte nicht recht verstanden zu haben, da er ein wenig seltsam in seinen Ohren hatte geklungen.
    "Wer ist dein Vater? Und unterstehst du jemandes patria potestas?"

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  • Sie war noch immer nervös als sie den Raum betraten und vernahm mit leichtem Erstaunen die eigenartige Art des Sprechens des Mannes. Doch erschien er ihr mehr neugierig denn unhöflich, mehr freundlich denn unfreundlich und so verdrängte sie all ihre Nervosität, welche in ihr wohnte in eine Ecke und antwortete höflich und freundlich auf seine Fragen. "Ich entstamme dem Geschlecht des Enkidus, ein Kaufmann aus Edessa und dem der Decima," erwiderte sie ernst und fest. "Meine Mutter war durch diverse, private Umstände die Familie meines Großvaters betreffend eine Weile in Syria lebend und lernte dort meinen Vater Appius Decimus Sicca kennen und lieben. Dort wurde ich gezeugt und geboren, jedoch erlebte mein Vater meine Geburt nicht mehr, denn er musste in den Krieg gegen die Parther ziehen und kehrte aus diesem einige Monate später nicht mehr zurück. Die Nachricht seines Todes ereilte meine Mutter, die daraufhin beschloss wieder zu ihrer Familie nach Edessa zurück zu kehren und mir dort eine den Umständen entsprechend gute und adäquate Erziehung durch den Einfluss meines Großvaters Enkidu zu bieten und eines Tages die Möglichkeit zu eröffnen meine römische Familie zu finden." Das sollte wohl reichen. Die Umstände, wie, wo, was, weshalb und warum waren nicht weiter wichtig, dachte sie sich. Sicher auch nicht, dass sie die Familie eigentlich gar nicht hatte finden wollen. "Das System der Patria Potestas ist in dieser Art in meiner Heimat nicht gegeben. Men Großvater, welcher sich um meine Belange und Erziehung - auf Bitten meiner Mutter -kümmerte, hat mir freie Hand in Allem gelassen. Meine Mutter, der ich erziehungstechnisch unterstand, verstarb vor nun mehr etwas über drei Jahren, weshalb ich mein Versprechen ihr gegenüber erfüllte nach Rom zu reisen." Somit war wohl auch diese Frage geklärt.

  • Verus schwieg und ließ Roxane den Vortritt. Schließlich war dieser Schritt für sie Bedeutsamer als für Verus. Zudem stellte der Praetor ihr die gewichtigeren Fragen. Schließlich beendete Roxane ihre Antwort und Verus konnte sprechen, denn er war ein höflicher Mensch. "Ich bin entfernt mit ihm entfernt," war seine knappe Antwort, die dem Praetor wohl genügen dürfte. Dann überließ er dem Praetor wieder das Feld, der sicherlich noch einige bürokratische Fragen hatte.

  • Neuerlich glaubte Gracchus, den Namen nicht recht verstanden zu haben, doch allmählich tröpfelten die weiteren Worte der jungen Frau in seinen Geist.
    "Edessa?"
    fragte er sichtlich verwundert nach.
    "In Parthia?"
    Er entsann sich gut an die Erzählungen seines Vetters Marcus, welcher im Krieg gegen die Parther auch gen Edessa gezogen war. War es nicht zudem jene Stadt gewesen, in deren Umland der damalige Legat Decimus verschwunden war?
    "Du wurdest in Parthia erzogen? Von einem Parther?"
    Es war nun deutliche Verwirrung, die sich auf Gracchus' Antlitz zeigte.

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  • Leichte Ungeduld und leichter Ärger machten sich in ihr breit, aber sie blieb ruhig, freundlich und wirkte durchaus aufgeschlossen. "Das ist korrekt," erwiderte sie. "Doch lehrte man mich dort auch griechisch und wie Du hören kannst Latein," wenn auch immer noch leicht akzentuiert. "Sowie viele andere Dinge. Da der mütterliche Teil meiner Familie aus dieser Region stammt und der Teil der Väterlichen bis vor Kurzem nichts von mir wusste, ließ sich dies nicht umgehen." Sie atmete tief durch und blieb dennoch freundlich. "Mögen unsere Völker auf dem Papyrus auch als Feinde gelten, so sind wir doch in vielerlei Hinsicht nicht so verschieden. Ich kenne mittlerweile beide Völker ganz gut und denke, ich kann behaupten,dass beide ihre Vor- und Nachteile, ihre guten Menschen und ihre Schlechten haben. Nur weil man sich um Grenzen und andere - vor Allem politische Dinge -streitet und deshalb immer wieder bittere Kämpfe ausgetragen werden, die auf beiden Seiten stets einen hohen Blutzoll kosten, heisst das nicht, dass man alle Menschen des entsprechenden Volkes über einen Kamm scheren sollte: weder die Parther die Römer noch die Römer die Parther. Auf Grund der Handelsbeziehungen meines Großvaters und seiner Stellung in der Stadt, hatte ich die Ehre und das Vergnügen mehr sehen und lernen zu können, als es den Meisten - besonders den Frauen - vergönnt ist und auch wenn ich durchaus das ein oder andere Ansinnen dieses Zwistes verstehen kann, muss ich doch sagen, dass dieser für mich keine Rolle spielt. Man kann mich wohl zurecht als ein Kind zweier Welten bezeichnen und ich hoffe, dass ich aus beiden Welten das Beste miteinander vereint habe und sei es nur um meinem bâbâ," womit sie zu Verus sah und diesem einen sanften Blick schenkte. "Zu Ehren zu gereichen."

  • Der Praetor schien skeptisch und Verus wurde immer nervöser. Es drohte zu scheitern. Verus konnte es als Römer verstehen, wenn man den Parthern nicht vollens aufgeschlossen war aber in diesem Fall sollte dieser Fakt keine Rolle spielen, so hoffte er. Verus nickte Roxane zu, mehr um sich selbst Kraft zu geben als ihr. Nun war es am Praetor über das Schicksal von Verus und Roxane zu entscheiden.

  • Da eine Adoption keine alltägliche, in einer baren Laune getroffene Angelegenheit war und überaus bedacht sollte entschieden werden - insbesondere in einem solch sonderbaren Falle wie diesem -, war Gracchus längstens nicht am Ende seiner Fragen angelangt, auch nicht nach den idealistischen Worten Roxanes, welche in ihm weniger Verständnis als vielmehr Misstrauen schürten.
    "Wer ist mit dir nach Rom gereist? Hat dein Großvater dich begleitet?"
    Auch an den Decimus gerichtet folgten weitere Fragen.
    "Und dich, Decimus, was lässt dich derart überzeugt sein davon, dass dieses Mäd'hen nicht nur römischem, sondern gar dem Blute deiner eigenen Familie entsprungen ist, und dass es im Sinne ihres Vaters war, sie in eure Familie zu integrieren?"
    Er wollte bereits ihre Antworten abwarten, als ihm noch etwas einfiel.
    "Und seit wann kennst du sie?"

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  • Verus strich sich über seinen Bart. "Sie besitzt einen Ring unserer Familie, einen Siegelring. Dieser und ihre stimmige Geschichte ließen mich jeden Zweifel vergessen. Ein solcher Ring wäre für einen Barbaren eher nutzlos. Er würde ihn einschmelzen und sicherlich nicht eine derartige Geschichte erfinden." Er blickte kurz zur Decke der Sella und dann wieder zum Praetor. Scheinbar als wollte er die Götter anrufen. "Ich kenne sie seit einigen Tagen aber ich weiß um den Umstand, dass sich ihr Vater sicherlich gewünscht hätte, dass sie in ihre Familie integriert wird. Sie ist römisch und verdient einen römischen Namen sowie Familie."

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Wer ist mit dir nach Rom gereist? Hat dein Großvater dich begleitet?"


    Sie verstand zwar nicht, was diese Frage mit der Sache zu tun hatte, aber sicherlich gab es Sinn und Zweck darin. Nachdem Verus geantwortet hatte, fügte sie also die Antwort an: "Mein Großvater entsandte einige Männer, denen er vollends vertraut, mit mir, die mich in den drei Jahren, die ich auf Reisen war - ich gestehe, dass mich viele der Orte länger als ursprünglich geplant aufhielten, weil man in ihnen so viel lernen und Wissen gelehrt bekommen konnte - stets begleiteten und auf mich acht gaben. Sie hatten ihm einen Eid geschworen beziehungsweise waren ihm durch Blutbande verpflichtet, so das er sicher gehen konnte, dass sie eher sterben würden, als das mir etwas zustieße, gleich was es auch sein mochte." Sie verschwieg, dass es ihr durch geschicktes Taktieren und zwei tragischen Umständen gelungen war, am Ende auch den Letzten von ihnen in Rom los zu werden und ihre eigenen Wege zu gehen. Sicher war der Bote - als welchen sie ihn ausgesandt hatte - längst bei ihrem Großvater angekommen.

  • Jene Details, welche nun sich offenbarten, gereichten ohne weiteres dazu, Gracchus' linke Braue deutlich empor steigen zu lassen, wo sie einige stille Augenblicke verharrte, in welchen Gracchus die einzelnen Fragmente dieser Causa sortierte, sie zu einem stimmigen Gesamtbild zu kombinieren suchte, letztlich durchaus mehrere Optionen des Herganges sah, keine davon jedoch sonderlich suffizient und gänzlich konsistent. Eine davon war, dass Decimus Livianus dies ihm als Stolperfalle hatte eingefädelt, um Rache zu nehmen für die Verurteilung, an welcher Gracchus als Iudex war beteiligt gewesen - hierfür würde fraglos die Konstellation der Sachlage sprechen, wiewohl die entfernte Verwandtschaft zu Decimus Verus. Andererseits indes würde Livianus zweifelsohne nicht derart plump vorgehen, schlussendlich war er ein Mann des Militärs, welcher sich auf Taktik und Strategie verstand. Weitaus wahrscheinlicher erschien Gracchus darob eine andere Möglichkeit, welche indes derart ungeheuerlich war, dass er trotz allem ein wenig sich scheute, sie zu glauben.
    "Du solltest nicht die Feinde Roms unterschätzen, Decimus Verus, ihre List und Tücke - insbesondere nicht jene des parthischen Volkes, welches weit entfernt von den kulturlosen Barbaren ist, die wir aus den nördli'hen Provinzen oder den Wüstenvölkern im Süden kennen - nicht wenige Parther haben die griechischen Philosophen studiert und sprechen mehrere Sprachen. Auch bezüglich der römischen Siegelringe irrst du, sie sind nicht im Mindesten ohne Wert, nicht nur ihres Metallge..haltes wegen, sondern durchaus auch ihres symbolischen Wertes - überlege nur, welch Gewicht eine Nachri'ht im Reiche hätte, die mit dem Wappen der Decima gesiegelt ist! In anderen Fällen mögen diese Ringe dazu dienen, Lösegelder von den Familien zu fordern, deren Söhne längst gefallen sind, ob dessen ein solcher Ring auf dem Schwarzmarkt durchaus seinen Wert hat, sei er echt oder Fälscherwerk. Deplorablerweise hat noch kein Aedil es bewerkstelligen können, diese Judenbanden, welche mit unseren Siegeln illegalen Handel treiben, aus den dunklen Ecken Roms zu ver..treiben - sie sind wahrlich eine rechte Plage, schlimmer noch sind nurmehr die Christianer ..."
    Er seufzte über diesen Umstand, ehedem er fortfuhr.
    "Aber ich schweife ab. Es ist also durchaus möglich, dass dieses Kind allfällig nicht einmal den Lenden eines Decimus ent..sprungen ist, sondern der Ring dem Toten von den Fingern wurde geschnitten und teuer verkauft. Doch selbst wenn dein Verwandter sie zeugte, ist es dann nicht vielmehr wahrscheinli'h, dass er in der frisch eroberten Stadt Edessa das tat, was Männer, die monatelang von zuhause fort sind, die kaum Gelegenheit haben, sich mit einer Frau zu vergnügen, nun einmal tun?"
    Die Möglichkeit, dass ein Legionär, welcher dazu war ausgezogen, die parthische Armee zu vernichten, sich ausgerechnet eine Partherin aussuchte, um mit ihr einen Nachkommen zu planen, lag fern Gracchus' patriotischer Gedankenwelt.
    "Eine so junge Frau, ein halbes Kind noch, das von Parthia nach Rom reist - gesandt wird in Begleitung weiterer Parther -, einen römischen Siegelring in seinem Gepäck - ich bitte dich, Decimus, solche Dinge geschehen in Märchen und Legenden, doch nicht in der Realität! Allfällig erhofft sie sich durch diese Geschi'hte tatsächlich nur ein behagliches Heim im Herzen Roms, doch allfällig steckt noch weitaus mehr dahinter - denn Parthia ist noch immer der Feind Roms und wer weiß, welch hinter..hältige Listen dieses Volk ausheckt, um uns zu Fall zu bringen!"
    Misstrauisch schweifte sein Blick für einen kurzen Moment zu Roxane, ehedem er sich wieder Verus zuwandte.
    "Augenscheinlich haben sie sich dafür auch genau den richtigen Mann ausgewählt, vermutli'h sogar mit Bedacht. Verzeih, dass ich dies in so direkter Weise aussprechen muss, aber glaubst du nicht, dass diese deine Sichtweise ein wenig naiv ist, Decimus? Ist es womöglich so, dass du noch Junggeselle - oder etwa schon verwitwet - bist, stets die aus deiner Sicht glücklichen Familien um dich herum siehst, so dass du stante pede bereit..willig und geradezu blind vor Sehnsucht jedes Kind in dein Haus würdest aufnehmen, welches daherkommt und behauptet, einem Decimus entsprungen zu sein?"
    Allfällig wäre es besser gewesen, dies erst einmal auf Verus wirken zu lassen, doch Gracchus ließ ihm kaum Zeit, darüber nachzudenken, konfrontierte ihn mit seinen weiteren Einwänden.
    "Ganz davon abgesehen scheint dir zudem nicht bewusst zu sein, welche Schande du über deine eigene Gens bringst, indem du eine parthische Peregrina adop..tieren willst - gleich wessen Blute sie entsprungen ist! Die Decima ist doch eine ehrenhafte Gens, und falls du nur auf der Suche nach einer Tochter bist, so wirst du doch zweifelsohne in dieser Stadt oder darüber hinaus eine gute, römische Frau finden, die dir ein Kind gebärt, und selbst so dies nicht in deinem Ansinnen ist, dann wirst du unbe..zweifelt ein römisches Kind finden, welches sein Vater gerne in deine Obhut wird geben, so dass du die Pläne deiner Heiratspolitik mit ihr umsetzen kannst."
    Als er seine nächsten Worte sprach, kniff Gracchus ein wenig seine Augen zusammen, fixierte Decimus Verus noch intensiver.
    "Ich rate dir darob dringend - in meiner Eigenschaft als Praetor Urbanus des römischen Imperiums, in meiner Funktion als Pontifex, wie auch als dein römischer Mitbürger -, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen, Decimus! Schicke dieses Kind dorthin zurück, wo es her..gekommen ist, oder behalte es als das, was es - wenn überhaupt - ist, in deinem Haus - als parthisches Bankert!"

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  • Sie hörte die Worte des Mannes und langsam aber sicher konnte sie nicht mehr an sich halten. Wut blitzte in ihren Augen auf und ihre gesamte Körperhaltung drückte Verachtung für diesen überheblichen Mann aus, der letztlich all das unterstrich, was die Römer so gerne in den anderen Länder als Feinde, als mißachtenswert erscheinen ließ. Dennoch waren ihre Worte ruhig. Auf eine gefährliche Art und Weise ruhig. "Mag es auch sein, Praetor, dass ich in Deinen Augen nichts Anderes als ein Kind bin und nichts weiter als ein parthisches Bankert." Oh sie wusste ganz genau, was er damit meinte und der Zorn in ihr gelangte langsam zu etwas glühendheißem. "Ganz sicher hast Du in Beidem Recht, auch wenn man sich über Ersteres streiten kann und über die Ausdrucksweise des Zweiteren erst recht." Immer noch lag diese Ruhe in ihren Worten. Eine Ruhe vor dem Sturm? Nein, eher eine Kälte, etwas, was ganz klar sagte, Junge, Du bist hier eindeutig zu weit gegangen. Du verletzt den Stolz einer Frau, Du machst Dir gerade jemanden zu einem Feind, der eines Mannes schlimmster Feind werden kann, denn nichts ist ein gefährlicherer Feind des Mannes als eine verletzte, eine gekränkte Frau. Und in ihrem Stolz war sie gekränkt. Dennoch, sie blieb ruhig. Auf eine Art und Weise, wie es ihr Großvater immer getan hatte, wie er so manchem Menschen damit zeigte, dass man sich noch einmal ganz gewaltig Gedanken über sich selber und seinem Verhalten und über seine Aussagen machen sollte. "Auch wenn ich Dir keinerlei Rechenschaft diesbezüglich schulde," oh welch gefährliche Sanftheit und Freundlichkeit plötzlich in ihren Worten lag. Doch ihre Augen, ja ihre Augen...
    "So will ich doch eines sagen: nicht ich war diejenige, die zu Decimus Verus kam und ihm den Siegelring vorlegte. Nicht ich sprach ihn darauf an und nicht ich war es, die den ersten Schritt oder gar die Nächsten tat. Dies, werter Praetor, war tatsächlich niemand anders als ein römischer Bürger, der wie die Decima aus einer angesehenen Familie stammt und nur über Umwege den Ring überhaupt zu Gesicht bekam. Umwege, die dem Wetter geschuldet waren und die Du ganz sicher nicht einer in Deinen Augen potentiellen parthischen Spionin in die Schuhe schieben kannst."


    Sie sah ihn an, hielt seinen Blick fest, ohne Angst, nur voller Zorn und verletztem Stolz. Aber wenn er ganz genau hinsah, sah er hinter dieser zornigen und stolzen Frau auch jemanden, der verletzlich war. Eben eine junge Frau, die in den letzten Tagen alle Höhen und Tiefen der Gefühlswelt durchlebt hatte und langsam die Nase von all dem voll hatte. "Ich verstehe Deine Ansichten," sagte sie ernst und tatsächlich tat sie es bis zu einem gewissen Maße. "Wäre ich an Deiner Stelle, vielleicht würde auch ich so reagieren. Allerdings besäße ich durchaus mehr Anstand, Vernunft und Höflichkeit - auch wenn ein potentieller Feind in meinen Räumen stände - meine Worte mit mehr Bedacht und Einfühlungsvermögen zu wählen. Du siehst in mir nur eine Partherin, eine Feindin, etwas Verachtenswertes vielleicht sogar, denn immerhin gehöre ich dem Volk an, dass sich seit schier gefühlten Ewigkeiten mit Deinem Volk anlegt -und umgekehrt im Übrigen, doch Du trägst dabei Scheuklappen. Scheuklappen, wie so viele hochtrabende Leute auf beiden Seiten der Grenzen es tun, unabhängig davon, ob sie Römer, Parther oder irgendwelche anderen Hochgestellten, ja eben Hochtrabenden sind. Scheuklappen, die gefährlich sind! Scheuklappen, die mit daran Schuld sind, dass Männer wie Du, Männer wie der Mann, der mich gezeugt hat, Männer wie so viele Tausende und mehr Römer und Parther solche hirnverbrannten Hornochsen sind und Jahr um Jahr sinnloses Blut vergießen. Denn sinnlos ist Krieg immer. Sinnlos ist Morden immer. Sinnlos ist Blutvergießen immer. Nur weil Männer der Meinung sind ihre," fast hätte sie die Worte Schwänze vergleichen zu wollen- wenn auch auf Parthisch - in den Mund genommen, aber sie war zu wohl erzogen um dies zu tun und sagte stattdessen. "Blinde, eigennützige Meinung durchsetzen zu wollen, ihre ach so herrliche Macht, die doch oft nur aus Angst, aus Blindheit, aus Gier entsteht."


    Sie schüttelte den Kopf. "Wenn das Alles nicht so traurig wäre. Wenn Ihr dabei nicht so traurig dreinzuschauen wärd, man könnte sich ausschütten vor Lachen." Noch immer war sie zornig, doch auch so etwas wie Trauer schien über ihr zu liegen. "Du vertraust mir nicht, nun, warum solltest Du auch? Ich vertraue Dir genauso wenig, denn ich kenne Dich nicht, weiß nicht, ob Du immer so borniert bist, immer so willfähig oder ob hinter all der Fassade ein Mann steckt, der so etwas wie Vernunft besitzt, der weiß, wie man diskutiert, der nicht nur schwarz und weiß sieht, sondern die vielen, die unzähligen Graustufen des Lebens." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich muss keine Römerin sein um den Mann, der mir das Angebot einer Familie machte, die ich bis vor Kurzem nicht einmal von hinten sehen wollte, weil ich den Mann der mich zeugte verachtete - nicht weil er ein Römer war, sondern weil er der Meinung war, die Frau die er liebte und die sein Kind unter dem Herzen trug im Stich zu lassen um sich in einem weiteren sinnlosen Krieg abschlachten zu lassen, für so etwas würde ich jeden Mann verachten, egal welchem Volk er angehört - zu achten, zu ehren und ihm ein bisschen dessen zu schenken, was er sich wünscht, nämlich das Gefühl wieder eine Familie zu haben. Denn, Praetor: Familie, Wärme, Geborgenheit, Freundschaft und das Gefühl irgendwo zu Hause zu sein, egal wo, sind mehr wert als jedwedes Geld, jedwede Macht, jedweder Reichtum. Sie sind der einzige Reichtum, den ein Herz haben kann." Ihr Blick hielt ihn noch immer fest.


    Sie wandte sich an Verus und sagte leise, wenn auch durchaus laut genug, dass der Praetor die Worte hören konnte, wenn er wollte: "Verzeih bâbâ, aber mir wird in Gegenwart solcher Männer übel. Sie sind es, die die Römer in den Augen anderer als verachtenswert erscheinen lassen und sie sind es in ihrer unendlichen Borniertheit, die so viel Schuld mit sich tragen, es aber nie verstehen werden. Gestatte mir, an die frische Luft zu gehen, denn wenn ich es nicht tue, fürchte ich um den Respekt, den man einer Amtsperson wie ihm eigentlich entgegenbringen sollte und kotze ihm vor die Füße." Ja, eindeutig. Ihr Zorn, bis eben noch zumindest in den Worten zurückgehalten, ließ sich in diesen vertraulichen Worten so ganz und gar nicht mehr überhören.

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