Equirria im März

  • Durus hoffte dies ebenfalls inständig und sandte zur Sicherheit ein stummes Stoßgebet an Mars um die Gunst für die Blauen. Dann musste er mitansehen, wie Dareios einen unverzeilichen Fehler machte! Wütend sprang er auf und ballte die Fäuste. Gerade noch so konnte er es verhindern, aufzuschreien. Wenn er sie heute wieder den Sieg nehmen ließe...
    Und dann auch noch Diokles. Das war nun wirklich nicht nötig! Dieser stümperhafte Angriff und die beiden blauen Fahrer fielen darauf hinein! Die Finger gruben sich stärker in die Handballen und die Augen verengten sich.


    "Jetzt kann es nur noch besser werden..."


    meinte er zu Minervina, nachdem er sich wieder gefangen hatte.

  • Nun war auch die junge Frau stärker in das Geschehen auf der Rennbahn vertieft, als noch kurz zuvor. Sie selbst bemerkte nicht, dass sich ihre Haltung etwas versteifte, während sie angestrengt das Geschehen verfolgte. Aber das was sie sah, gefiel ihr nicht sehr gut. Sie warf auch einen kurzen Seitenblick auf Durus, der beängstigend erregt aussah. Rasch sah sie wieder auf die Bahn, wo sich schon die zweite Runde langsam dem Ende näherte. Es war doch unglaublich, wie frech dieser eine grüne - Lupus hieß er anscheinend - einfach an Dareios vorbeizog. Aber wenigstens wurde Rothar nicht von diesem Brinno überholt!


    "Na, schlechter werden kann es auch noch, aber irgendwie glaube ich, dass wir uns verbessern!" gab sie laut lachend zurück. Es machte Spaß, hier einmal nicht so sehr auf Etikette achten zu müssen, wie sonst. Sie mochte Durus, er schien nicht allzu verklemmt zu sein und auch mit den Fahrern mitzuleiden. Ein echter Rennenliebhaber, so schien es ihr. Sie grinste und meinte, während sie den Blick wieder in Richtung Rennen warf: "Dieses Mal gewinnt die Veneta!"

  • Das Lachen gefiel Durus. Überhaupt redete Minervina nicht so viel, wie die meisten Mädchen in ihrem Alter. Das war irgendwie wohltuend, wenn man gerade ein Rennen verfolgte...Zusätzlich der Optimismus, den sie ausstrahlte. Ihm selbst war er seit einiger Zeit etwas abhanden gekommen - wohl durch die anstrengende und hin und wieder frustrierende Arbeit als Aedil und anschließend das Loch, in das er gefallen war - so ganz ohne sinnvolle Beschäftigung.


    "Das bleibt zu hoffen. Allerdings wird es bei der Hoffnung bleiben, wenn das so weiter geht. Hast du gesehen, wie Dareios da ausgeschert ist? Das darf einem Profi nicht passieren. Er hätte die Kurve anfangs nicht so eng nehmen dürfen!"


    kommentierte er das Renngeschehen, denn offensichtlich war Minervina ja auch ein Anhänger dessen - oder zumindest interessiert, wie ihm schien.

  • Bekräftigend nickte sie auf seine Worte hin um nur wenige Momente später hinzuzufügen: "Da wirst du Recht haben! Wie du sagtest, sollte er, als Profi, eigentlich damit rechnen dass er zuviel Raum gibt!" Dann allerdings fiel ihr auch gleich auf, dass ihre Worte nicht unbedingt den vorhergehenden entsprachen und nicht sehr zuversichtlich klangen. So ergänzte sie also nach einer kurzen Bedenkzeit: "Aber vielleicht wird er durch seinen Fehler jetzt aufwachen! Immerhin hat ihn diese Träumerei einen gute Platz verlieren lassen!" Während sie sprach, sah sie nicht ein einziges Mal zu ihrem Gesprächspartner, denn sie wollte auf keinen Fall verpassen, was dort unten vor sich ging. Immerhin unterhielten sie sich ja gerade darüber.


    Nun sah sie doch noch einmal aus den Augenwinkeln zu ihm. Ihr fiel auf, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hatte, wie sie familiär zueinander standen. Aus ihrer näheren Verwandtschaft lebte ohnehin nur noch ihre Mutter und deren Familie. Aus dem tiberischen Zweig war niemand mehr da. Also konnte er kaum ein Cousin, Onkel oder derlei sein. Wobei sie allerdings auch Vitamalacus als Onkel nannte, obwohl er ganz woanders stand. Sie wusste nicht im Geringsten, wo.

  • Auch Durus wagte einen Blick auf das Mädchen. Sie hatte wohl gerade das Heiratsalter erreicht. Ihr Haar rahmte das Gesicht des Mädchens schön ein. Dann kehrte der Blick zur Bahn zurück, wo auf der Gerade die Energie der Pferde mobilisiert wurde, so gut es ging.


    "Könnte sein. Er ist nicht mehr der Jüngste..."


    bemerkte er, obwohl Dareios nicht wirklich alt war - nur eben alt für den Rennsport. Erst neulich hatten sie die Diskussion in der Factio gehabt...

  • Ausnahmsweise hatte Minervina heute die Stola nicht direkt bis zur Stirn gezogen. Heute war ihr Haupt frei von Stoff, denn sie genoss es die Sonne zu spüren. So kam es auch, dass ihr Haar wirklich das feingeschnittene Gesicht hübsch umrahmte und das tiefe Braun ihrer Augen noch hervorgehoben wurde. Von Minervina konnte man auch wirklich sagen, dass sie von schöner Natur war - gleich, ob sie sich schminkte oder oder nicht. Ihr Inneres hingegen war zerrüttet, was aber durch ihre nahezu makellose Maske völlig verborgen blieb. Hierauf verstand sie sich genauso gut, als auch darauf ihre Reize wirken zu lassen: Sich zu verstellen.


    "Nicht, dass seine Reflexe schon schlafen." meinte sie munter und um ihre Mundwinkel herum zeichneten sich kleine Grübchen ab. Sie lachte nicht sehr oft, aber wenn sie es tat, dann meistens herzlich. Während die Fahrer in die dritte Runde starteten, schwieg sie dann aber wieder. Nun wollte sie auch ganz fest, dass die Veneta gewann. Zumal sie eigentlich recht neutral das Hippodrom betreten hatte.

  • Verus kämpfte sich etwas verspätet durch die Menschenmassen,er fühlte sich hier etwas unwohl aber dennoch wollte er einmal die Rennen gesehen haben.


    "Ist das voll hier...",sagte er zu sich selber als er sich auf die Plebejertribüne quetschte.Mehrere Personen traten ihm auf den Fuß, in diesem übermäßigen Gedränge,er konnte noch nicht mal den Verursacher erkennen,wie gerne wäre er jetzt auf einen der Ehrentribünen der Senatoren oder der Eques.Ob er hier Zerstreuung von der Arbeit finden würde?Sein Blick wanderte durch eine Lücke zwischen den Massen auf die Arena,wo schnelle Wagen vorbei sausten.


    Sim-Off:

    Ich hoffe ich darf auch bei den Equirria zu schauen,obwohl ich nur Plebejer bin,falls nicht bitte ich den Beitrag zu löschen :D



    ---
    EDIT: Sinnfehler behoben :]

  • Auf der Tribüne hatten die Russatafans wieder einmal die Wahl, ob sie ihre Fahrer bei dem hoffnungslosen Unterfangen anfeuern sollten, möglichst lange möglichst weiter vorne mitzfahren, oder ob sie lieber sofort die gegnerischen Fahrer mit Spottversen eindecken sollten. Angesichts der Tatsache, dass ihnen mit der Aurata und der Purpurea gleich zwei wichtige Gegner abhanden gekommen waren, fiel diese Entscheidung noch schwerer. Gegen die Freunde von der Veneta würden die Roten schließlich nie etwas sagen. Dass aber gleich zwei Grüne an der Spitze des Rennes lagen, machte die Sache dann aber doch weider leicht:


    "Lupus, wir wissen wo dein Holzhaus stand - hat gut gebrannt, hat gut gebrannt!"





    [Blockierte Grafik: http://img301.imageshack.us/img301/4836/russata2cx.gif]

  • Noch ist nicht zu erkennen, dass sich ein Fahrer deutlich nach vorne absetzen könnte oder nach hinten herausfallen würde, als die Fahrer ihre Pferde in die erste Wende der dritten Runde lenken.


    "Jetzt versucht der Diokles dahinten gleich den misslungen Überholversuch von Brinno aus der letzten Wende zu nutzen und ihn seinerseits auf der Außenbahn unter Druck zu setzen. Das sieht auch wesentlich erfolgreiche aus als das, was eben der rote Fahrer gezeigt hat und dürfte vorerst von Erfolg gekrönt sein. Und in seinem Schatten versucht gleich Metellus mitzuziehen. Da geraten die beiden roten Fahrer aber heftig aneinander. Auch die scheinen sich hier nichts schenken zu wollen, obwohl es für sie nur um die letzten Plätze geht. Gibt es da in solchen Fällen eigentlich auch eine Stallregie, wer wen vorlassen muss?"


    "Nein, im Normalfall macht man sowas wenn überhaupt nur für Spitzenfahrer und dann auch nur in Vorläufen, wenn es um die Qualifikation für den Endlauf geht. Eine Stallregie für die letzten Plätze macht wenig Sinn, da würde sich kein Fahrer dran halten."


    "Da spricht wieder unser alter Rebell, das haben wir ja eben schon gehört, dass er nicht immer auf die Trainer gehört hat. Vielleicht können wir ja gleich noch beobachten, ob es bei der Praesina eine Order gibt, denn derzeit fahren Marsyas und Lupus auf den ersten beiden Positionen. Aber jetzt geht es auf die zweite Wende zu und Dareios scheint wieder anzugreifen, um seine verlorene Position zurück zu erobern. Das sieht nach einem sehr gewagten Manöver aus, wie er sich da in den Wagen lehnt, um die Kurve zu fahren. Aber Wagen und Pferde scheinen das auszuhalten und nicht zum ersten mal zu erleben. Und tatsächlich, da ist er auch schon an seinem grünen Konkurrenten vorbei gezogen. Das hat er toll gemacht, oder?"


    "Also ich kann hier bestenfall eine mäßige Leistung erkennen. Er nutzt den Geschwindigkeitsvorteil und das bessere Material, für das die Veneta bekannt ist. Damit gelingt es ihm gerade einmal, seinen Fahrfehler aus der vorherigen Runde wieder wettzumachen. Einem Spitzenfahrer hätte der aber sicherlich gar nicht passieren dürfen und damit war dieser Angriff hier auch nur das mindeste, was man erwarten konnte."


    "Ein gewohnt kritisches Urteil, aber mich hat diese Aktion dort trotzdem begeistert. Auf den anderen Positionen geht es weniger spektakulär zu. Auch die beiden roten Kollegen scheinen sich da hinten einig geworden zu sein und müssen jetzt schauen, den Anschluß ans Mittelfeld nicht zu verlieren."


    Besagtes Mittelfeld und auch alle anderen Positionen des Rennens fanden wieder eine Platz auf der Tafel, als der nächste Delphin umgedreht wurde und der Schreiber seinen Griffel wieder aufnahm: Marsyas - Dareios - Lupus - Thrax - Rothar - Diokles - Brinno - Metellus

  • Mit der vierten Runde war bald die Mitte des Rennens erreicht und zumindest einige Vorentscheidungen bahnten sich an, um das große Finale vorzubereiten. Auch die Kommentatoren hatten sich nun warm geredet, kühlten ihre Stimmbänder zwischendurch rasch mit kleinen Schlucken Wein und konzentrierten sich weiter auf die Bahn.


    "Diokles, immer wieder Diokles, der scheint die Kurve hier zu mögen. In der letzten Runde hat er hier den erfolgreichen Angriff auf Brinno gestartet, jetzt nimmt er sich den nächsten Fahrer vor. Das ist Rothar aus seiner eigenen Factio. Aber auch der setzt diesem Manöver nichts entscheidendes entgegen und muss seinen Platz an den Factio-Kollegen abgeben. Das sah mir fast ein bisschen zu leicht aus. Können sich die Fahrer eigentlich auch während des Rennens absprechen und etwas zurufen?"


    "Ja, aber ob der andere drauf hört ist eine andere Frage."


    "Aha. Vielleicht werden wir diese ja nach dem Rennen beantworten können, wenn wir die Fahrer fragen. Vorne macht jetzt wieder Lupus Druck auf Dareios und lässt ihm da keinen ruhigen Augenblick. Die beiden müssen doch jetzt fürchterlich angespannt sein, denn jeder hat den zweiten Platz schon einmal gehabt und wieder verloren. Wenn ich Dareios wäre, wäre ich nun fürchterlich nervös."


    "Da sieht man wieder, dass du vom Rennsport im Prinzip überhaupt keine Ahnung hast. Dareios ist in der besseren Position. Lupus ist derjenige, der den Platz erobert und wieder verloren hat und der sich jetzt etwas neues ausdenken muss. Zweimal wird er Dareios nicht mit demselben Manöver überholen können, sondern jetzt muss er etwas anderes bieten. Ich bin selber gespannt, ob ihm das gelingt. Aber wenn ich Dareios wäre, würde mich das ungemein beruhigen."


    "Die Psyche eines Rennfahrers scheint dann in der Tat etwas anders zu sein, als bei mir. Wie gut, dass ich die als Fachmann hier neben mir habe. Apropos neben mir - Diokles fährt da unten jetzt sogar schon neben Thrax. Der blaue Fahrer scheint sich seine Kraft für die zweite Hälfte des Rennens aufgespart zu haben und macht jetzt einen Platz nach dem anderen gut. Die bislang respektable Platzierung des ersten roten Fahrers bröckelt damit doch erheblich."


    Bei der nächsten Überquerung der Ziellinie fanden diese Beschreibungen ihren nüchternen Ausdruck in einer weiteren Zeile, die auf der Tafel eingetragen wurde: Marsyas - Dareios - Lupus - Diokles - Thrax - Rothar - Brinno - Metellus

  • Obwohl sie ausgesprochen gute Plätze hatten, wären jene ganz hinten Gracchus um einiges lieber gewesen, obgleich diese nicht im Geringsten standesgemäß wären. Doch er fühlte sich viel zu nah am Geschehen, beim Vorbeidonnern der Wagen glaubte er jedes Mal den mitreißenden Luftzug zu spüren und er hoffte nur, es würden sich keine Wägen direkt vor ihnen in die Quere kommen. Zumindest würde bei einem Wagenrennen kein Blut spritzen, wie bei den von Gracchus noch ungeliebteren Gladiatorenspielen. Deplorablerweise schien sich Gracchus auch als Sympathisant einer Factio nicht im Geringsten zu eignen, denn ein jedes Mal, wenn die roten Wägen sich dem Bahnabschnitt vor ihren Sitzplätzen näherten und er gerade die Hände hob, um zu Applaudieren, da waren sie auch schon an ihnen vorbei gezogen. Es bedurfte wohl eines bei vielen Wagenrennen geschulten intuitiven Gepüres für den richtigen Augenblick, oder aber einer komplexen mathematischen Berchnung, zu welcher sich Gracchus im gegenwärtigen Umfeld jedoch nicht fähig sah. Doch genau betrachtet war dies auch nicht notwendig, denn Serenus neben ihm jubelte der Russata so überaus enthusiastisch zu, dass dies durchaus für zwei Personen ausreichen und damit seine Passivität ausgleichen mochte. So gab sich Gracchus denn dem kühlen Getränk hin und versuchte zumindest einen Überblick über das Wagenrennen zu behalten. Für die rote Factio sah es jedoch nicht allzu gut aus, soweit er dies beurteilen konnte, doch selbst Gracchus wusste, dass das Ziel eines Wagenrennens darin bestand, sich vor alle anderen Wägen zu setzen und darin war die Russata augenscheinlich nicht sehr erfolgreich.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Während sich am Ende des Rennens inzwischen ein deutliches Bild abzeichnete und mit Brinno und Metellus zwei der drei roten Fahrer schon einen deutlich sichtbaren Rückstand hatten, blieb es vorne an der Spitze des Rennens extrem eng und kein Fahrer konnte sich Luft verschaffen.


    "Der Marsyas macht mir da vorne aber auch keinen absolut souveränen Eindruck. Er führt das Rennen zwar seit dem Start an, aber sein Vorsprung ist seit der zweiten Runde eigentlich nicht größer geworden. Und das, obwohl Dareios hinter ihm in das Duell mit Lupus verwickelt ist und sicher nicht volle Kraft nach vorne fahren kann. Wenn er da nicht aufpasst, wird er noch überholt werden."


    "In der Tat, das hast du fein beobachtet. Das Rennen ist für ihn noch keineswegs gewonnen."


    "Einer der seltenen Augenblick, in der der große Netcer mit mir zufrieden ist. Ich bin gerührt. Aber beobachten wir trotzdem weiter, was sich auf der Bahn tut. Da versucht es schon wieder Lupus mit einem Angriff auf Dareios. Aber das ist ja eiskalt, wie der da kontert und ihm den Weg abschneidet. Das sah nicht ungefährlich aus."


    "So ist der moderne Rennsport eben heutzutage. Er ist schneller geworden und die Risiken haben sich verschoben. Aber wenn man daran denkt, dass wir zu meiner Zeit noch mit Material gefahren sind, das man heute nicht mal mehr Kindern für ein Eselkarrenrennen geben würde, dann kann man nicht behaupten, dass es härter geworden ist."


    "Eselkarren ist ein gutes Stichwort, denn ein wenig wie in einem solchen muss sich gerade auch Thrax fühlen, der hier an der zweiten Wende dieser Runde schon wieder überholt wird. Das ist natürlich bitter für ihn, da hat er die Farbe der Gastgeber in den ersten Runden so beachtlich vertreten, aber jetzt musste er in der letzten Runde schon Diokles vorbeiziehen lassen und jetzt passiert ihn hier auch Rothar. Und es macht nicht den Eindruck, als wenn der Mann dort noch etwas entgegenzusetzen hätte. In einem hat unser Experte also schonmal Recht behalten, dass für die Außenseiter hier heute nichts zu holen ist und die drei Roten wohl auf den letzten Plätzen landen werden."


    Während Netcer auf diese Bemerkung hin mit einem feinen Lächeln zu seinem Weinbecher griff, griff der Schreiber wieder zum Griffel und notierte den Zwischenstand: Marsyas - Dareios - Lupus - Diokles - Rothar - Thrax - Brinno - Metellus

  • Begeistert stellte Durus fest, dass Dareios tatsächlich noch nicht zum alten Eisen gehörte, als er erneut seinen zweiten Platz behauptete. Mit einem entspannten Lächeln nahm er außerdem wahr, dass die beiden Blauen im hinteren Feld aufholten.


    "Ah, Diokles - ich hab' doch gewusst, dass der der neue Star wird!"


    erklärte er stolz seiner...Verwandten? Nun, da die Veneta ihre Position ausgebaut hatte, konnte er wieder einen Blick zu Minervina riskieren und lächelte sie an.


    "Dareios holt sich Marsyas noch - du bist ein wahrer Glücksbringer für unsere Fahrer!"


    ---



    Währenddessen rasteten die Fans auf der Veneta-Kurve regelrecht aus. Sie hatten die Überholmanöver des Brinno mit Pfiffen quittiert - denn so weit ging die Fan-Freundschaft der beiden Factiones dann doch wieder nicht! Nun jedoch, da Dareios und Diokles wieder einen weitgehend freien Rücken hatten, stimmten sie die altbekannten Gesänge der Blauen an, die wie eine Welle durch das Stadion Domitiani rollten - oder zumindest über die Veneta-Tribüne.


    "VEEEEEEENEEEEEEEEEETAAAAAAAAAAAA VICTRIX!"


    und immer wieder:


    "VEEEEEEENEEEEEEEEEETAAAAAAAAAAAA VICTRIX!
    VEEEEEEENEEEEEEEEEETAAAAAAAAAAAA VICTRIX!
    VEEEEEEENEEEEEEEEEETAAAAAAAAAAAA VICTRIX!
    VEEEEEEENEEEEEEEEEETAAAAAAAAAAAA VICTRIX!"




    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]

  • Die vorletzte Runde brach an und noch war keine Vorentscheidung über den Ausgang des Rennens gefallen.


    "Ein Blick auf die Spina sagt uns, dass wir in die heiße Phase des Rennens eintreten. Vorne weiter Marsyas vor Dareios und Lupus. Und der versucht es schon wieder. Eines wird man ihm nach dem Rennen sicher nicht vorwerfen können und das ist Mutlosigkeit. Einmal wurden seine Versuche von Erfolg gekrönt, als er von einem Fehler von Dareios profitieren konnte, aber der holte sich den verlorenen Platz wieder zurück. Und jetzt haben wir hier schon den dritten oder vierten Angriff des grünen Fahrers auf seinen blauen Kontrahenten gesehen. Und Dateios muss da wirklich aufpassen, dass er den Platz nicht noch verliert. Und nach vorne muss er auch noch schauen, sonst läuft ihm der Marsyas uneinholbar weg. Das sieht mir jetzt schon so aus, als wenn der Vorsprung deutlich angewachsen ist. Ist das schon die Vorentscheidung?"


    "Nein, das muss ich dir widersprechen..."


    "Was du ja sonst nie machen würdest."


    "Sonst mache ich das auch, aber da kündige ich es nicht an. Aber diesmal muss ich es ankündigen, damit du es endlich lernst. Bei solchen Spitzenfahrern wird das Rennen in der letzten Runde entschieden. Nur nach hinten zu blicken wird vielleicht einem Anfänger passieren, aber nicht einem Profi in einem der wichtigsten Rennen des Jahres. Ob er es noch gewinnt, kann ich nicht sagen, aber die Chancen dazu hat er noch."


    "Wir werden das Wort des großen Meisters prüfen, wenn die Gespanne über die Ziellinie gehen. Schauen wir zuvor noch einmal auf den Rest des Feldes. Da tut sich aber nicht viel, wie es scheint. Diokles hat sich jetzt vor Rothar häuslich eingerichtet, wird aber an die Spitzengruppe nicht mehr heran kommen. Hinter den beiden Blauen dann die drei Roten, die mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun haben und eigentlich schon jetzt anfangen können, ins Publikum zu winken."


    Was die Fahrer allerdings nicht taten, sondern ungeachtet ihrer hoffnungslosen Lage weiter ihrer Spur folgten und das Rennen würdig zu Ende bringen wollten. Nur das Tempo ihrer Gespanne war ein wenig langsamer geworden, um die Pferde nicht nutzlos zu strapazieren oder noch einen Wagenschaden zu riskieren. So konnte der Schreiber erneut ein vollzähliges Feld notieren, während auf der Spina die Delphine den Beginn er letzten Runde markierten: Marsyas - Dareios - Lupus - Diokles - Rothar - Thrax - Brinno - Metellus

  • Aus Sicht des Ausrichters konnte Macer mit dem bisherigen Rennverlauf vor der letzten Runde durchaus zufrieden sein, wurden an der Spitze doch eine Menge Spannung und dahinter einige tolle Überholmanöver geboten. Aus der Sicht des Vorsitzenden der Factio Russata konnte er mit dem derzeitigen Stand des Rennens dagegen gar nicht glücklich werden. Viel zu schwach präsentierten sich die drei roten Fahrer und hatten, abgesehen von der zeitweise ganz respektablen Platzierung von Thrax, kaum etwas zu bieten, was das Publikum begeistern konnte. Überhaupt schien Macer die Stimmung auf den Rängen ein wenig kühl zu sein, was vielleicht an einer gewissen Frühjahrsmüdigkeit der Römer lag.


    Auch wenn er nicht wirklich damit rechnete, fieberte er vor der letzten Runde noch einmal mit den roten Fahrern mit und hoffte noch auf ein letztes Aufbäumen. Und darauf, dass sich an der Spitze des Rennens noch etwas tat, denn ein glatter Start-Ziel-Sieg des grünen Fahrers wäre dann doch wohl etwas langweilig.




    [Blockierte Grafik: http://img301.imageshack.us/img301/4836/russata2cx.gif]

  • Ein zufriedenes Lächeln fand seinen Weg in die dunkelbraunen Augen, als Dareios seinen eingebüßten Platz wieder aufholte. Wie sie schon vorher gesehen hatte: Er ärgerte sich vermutlich selbst über seine kleine Niederlage und hatte beschlossen, diese sobald wie möglich wieder auszugleichen. Zwar war Minervinas Ehrgeiz nun soweit geweckt worden, dass sie für die Veneta unbedingt den ersten Platz wollte, doch auch der zweite würde schlimmstenfalls reichen. Als sie dann Durus Worte vernahm, fühlte sie sich beinahe in ihrem Enthusiasmus ertappt. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. "Nicht doch. Ich wünsche ihm nur Glück, ob er es auch bekommt liegt in der Hand der Götter." Dann wandte sie sich wieder der Fahrbahn zu und versteifte sich, als sie sah, dass es hin und wieder etwas knapp für Dareios werden könnte. Sie merkte gar nicht, dass nun auch sie leise vor sich hin flüsterte: "Na komm Dareios. Nicht nochmal den gleichen Fehler. Den vor dir schaffste doch noch locker." Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie sie Marsyas Wagen bearbeitet sah, sodass bald ein Rad seines Wagens abbrach und ließ den Gedanken, widerwillig, wieder fallen, allerdings nicht, ohne dabei zu grinsen.


    Während des weiteren Verlaufs achtete sie auch nicht weiter auf die anderen blauen Fahrer, denn ihre ganze Aufmerksamkeit ist Dareios zugewandt. Angespannt verfolgte sie die Bewegungen seiner Pferde, die Haltung des Fahrers und auch das Holpern des Wagens. Vielleicht schwenkte ihr Blick kurz zur grünen Nummer 1 ab, aber das nur selten. Mit einem Seitenblick besah sie sich kurz wieder Durus, doch er schien, natürlich, auch voll beim Rennen dabei zu sein. "Bald haben sie's geschafft!" bemerkte sie, um nur irgendetwas zu sagen. Ob sie nun das Überholen meinte, oder das Ende des Rennens, wusste sie selber nicht genau zu sagen.

  • Auch Arius hatte sich zu den Rennen eingefunden, auch wenn er diesmal nicht selbst antrat. Sein Gespann befand sich noch immer in Germanien, der Winter hatte verhindert, dass die Pferde und der Wagen noch im letzten Herbst rechtzeitig nach Italien hatten befördert werden können. So blieb ihm also nichts weiter übrig, als dem heutigen Rennen als stiller Zuschauer zuzusehen und den Fahrstil der Konkurrenz zu studieren. Als Beobachter ging dies sowieso einfacher...

  • Die Equirria waren ein Ereignis, welches ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen wollte. So betrat ich also die riesige Anlage und quetschte mich, so gut es ging, durch die Menschenmassen, bis ich endlich einen Platz erreicht, von welchem man aus das Rennen einigermaßen gut verfolgen konnte. Es war unglaublich, wie viele Menschen auf den Beinen waren, und da viele nicht zu früh da sein wollten, kamen viele etwas später, womit sich der übliche Rückstau bildete, was dazu führte, dass einige zu spät kamen. So auch ich.


    "Wie sieht es aus?" fragte ich einen Mann, als ich 'meinen' Platz erreichte, doch die Antwort war im Grunde überflüssig, denn man sah auf den ersten Blick, was Sache war. Die sechste Runde war bereits angebrochen, das Rennen ging in seine heiße Phase und mit ein bisschen Pech hätte ich fast alles verpasst gehabt.

  • "Aber die Götter werden Dir eine solche Bitte doch nicht abschlagen können!"


    Durus musste lächeln, als Minervina errötete. So komplimentär war es doch auch wieder nicht gewesen...zumindest nach seiner Meinung. Aber es machte ihm auch nichts aus, das Mädchen zum erröten zu bringen - zeigte es doch, dass er es noch immer verstand, den Frauen Freude zu schenken.
    Dies konnte man in diesem Moment nicht gerade von Dareios sagen, wie er bei einem Blick auf die Arena feststellte. Zwar konnte er sich auf seinem Platz halten, aber wirklich sicher schien er nicht...


    So hörte er auch Minervinas Murmeln nicht - auch deswegen nicht, weil die Geräuschkulisse von den Rängen des Plebs anschwoll, um die Fahrer für die letzte Runde zu motivieren.


    "Hm, werden wir sehen..."


    antwortete er ein wenig gedankenverloren auf Minervinas Bemerkung. Dareios machte ihm noch immer ein wenig Sorgen...der Abstand zwischen ihm und Marsyas schien eher größer zu werden...

  • Vic ist viel zu lange vom Opfer aufgehalten worden. Das halbe Rennen ist schon rum, als er fluchend zu den Zuschauerrängen raufhetzt. Nichtmal ne blaue Tunika hat er an, nur eine blaue Schärpe über der weißen Toga, die er in der Hast auch noch vergessen hat abzulegen. Er drängelt sich durch die Reihen nach vorne, was den Faltenwurf der Toga ziemlich ruiniert und sucht ein bekanntes Gesicht. Ganz vorne in der ersten Reihe entdeckt er Durus, eingerahmt von einer jungen Frau, mit der er sich gerade unterhält, und einem weiteren Venetaner aus der Factio, dessen Name Vic vergessen oder vielleicht auch noch nie gewusst hat. Er schiebt sich bis nach vorne durch und flüstert dem Venetaner was ins Ohr. Der steht auf, nickt und verzieht sich. Manchmal haben gesellschaftliche Stellungen schon was für sich. 8)


    "Hoi Durus, wie siehts aus?" Er schaut die Bahn hinab, die Wägen fahren gerade zur letzten Runde über die Zielgerade, wie an den Delphinen zu erkennen ist. "Verdammt, hängt Dareios da zwischen den zwei grünen Fischen fest, oder sieht das nur so aus? Und was machen Diokles und Rothar hinter den Grünen und vor den Roten? Mann, Mann, Mann, is das eine Scheiß-Zange, das seh ich doch von hier aus!" Kopfschüttelnd zieht er den Kopf wieder ein und sein Blick bleibt an der Begleitung von Durus hängen. "Tschuldigung." Er räuspert sich, was man wegen des Lärms im Station zur letzten Runde aber kaum hören dürfte. "Ich bin Vibius Valerius Victor, Vicarius principis der Veneta." Ob sie bei dem Krach im Stadion überhaupt was versteht, ist zweifelhaft. Denn blaue und rote Fans schaukeln sich so langsam gegenseitig hoch mit ihren Schmährufen für die Praesina und die üblichen Stinke-Fisch-Rufe sind dabei noch das Harmloseste.


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]

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