Equirria im März

  • Dareios auf Platz zwei, auf ihn war verlass, wie immer.
    Lautstark – zumindest so laut, wie es sich für einen römischen Senator gerade noch gehörte – jubelte Aelius Quarto dem blauen Gespann zu.


    “DAREIOOOS, VENETA VICTRIX!”


    ...doch dieser Schlachtruf war natürlich im Augenblick noch Wunschdenken, denn dafür hätte der so Angefeuerte das vor ihm liegende Gespann überholen müssen.
    Aufgeregt wedelte Quarto mit seinem obligatorischen blauen Tüchlein herum, so, als könne er auf diese weise das Gespann der Veneta nach vorne peitschen.







    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]

  • Das große Finale konnte beginnen, die letzte Runde im Factio-Rennen der Equirria hatte begonnen. Die Gastgeber kämpften erwartungsgemäß nicht mit um den Sieg, aber die Spitzenfahrer der blauen und der grünen Factio lieferten sich den erwarteten packenden Kampf.


    "Noch einmal geht es um jede Wendemarke, dann werden wir wissen, wer heute als Sieger die Bahn verlässt. Blau wie der Himmel hier über dem Stadion oder grün wie das Graß, das die Pferde vor dem Rennen zu Fressen bekommen haben, welches wird die Farbe der Sieger sein?"


    "Du tätest gut daran, dich nicht auch noch als Dichter zu versuchen, wo es mit den Rennkommentaren manchmal schon nicht so gut klappt."


    "Du bist und bleibst in jeder Hinsicht ein unerbittlicher Kritiker. Aber während wir hier quatschen, hat die Spitze des Feldes die erste Wende passiert und kommt zum letzten mal die Gegengerade hinunter. Und tatsächlich, was Netcer eben gesagt hat, scheint sich zu bewahrheiten. Dareios hat hier keineswegs schon verloren, sondern kommt dort noch einmal mit unglaublichem Zug an Marsyas hern. Ich gebe zu, den habe ich eben schon deutlich enteilt gesehen, aber jetzt ist für ihn doch noch einmal Zittern angesagt. Ich sehe schon wieder dieses leichte triumphierende Grinsen auf dem Gesicht von Netcer. Wagst du jetzt eine Prognose, wer dieses Rennen gewinnen wird?"


    "Nein."


    "Aha. Aber wenn ich dich nicht gefragt hätte, wärst du auch beleidigt gewesen. Aber bevor wir uns hier in die sorgsam gekämmten Haare kriegen, sollten wir lieber schauen, was Diokles und Rothar dahinten machen. Letzterer scheint nämlich mit seinem Platz hinter seinem Kollegen gar nicht zufrieden zu sein und setzt da noch einmal zu einem Angriff an. Das sieht aber ziemlich wütend aus, was ihm Diokles da entgegen setzt. Der möchte scheinbar keinen von den mühsam seit Rennbeginn aufgeholten Plätzen wieder abgeben. Eine Stallregie scheint es da jedenfalls nicht zu geben, wer dort wen vorzulassen hat.


    Aber blicken wir nach vorne. Marsyas oder Dareios. Grün oder Blau, das bleibt die Frage. Lupus ist raus, der hat mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun, dazu haben ihn die ständigen Attacken zu viel Kraft gekostet. Bleiben die beiden Spitzenfahrer unter sich. Der Vorsprung schmilzt dahin, Dareios kommt immer näher. Jetzt kann sich Marsyas nicht mehr darauf verlassen, in einer Kurve die bessere Bahn zu haben. Wir sind auf der letzten Geraden, es geht nur noch geradeaus. Beide holen noch einmal alles aus ihren Pferde raus. Das ist fast gleiche Höhe! Das wird eine ganz ganz enge Sache. Noch wenige Schritte, wer schafft es? Das ist.. das sieht nach... war das Marsyas? Oder hat es Dareios noch gepackt?"

  • Auch auf der Bahn unten schien man einen Moment lang ratlos zu sein, wer das Rennen nun gewonnen hatte. Beide Fahrer begannen vorsichtshalber schon einmal verhalten zu jubeln, während ihre Pferde ausliefen. Zwischen Helfern unten an der Bahn und der Loge des Ausrichters wurden Worte hin und her gebrüllt, um den Lärm des Stadions zu übertönen und sich über das Ergebnis einig zu werden.


    Nur einer schien von dem ganzen Spektakel wenig beeindruckt, stand mit einem feinen Lächeln unbewegt an seinem Platz und sprach dann ohne jede Aufregung in seiner Stimme:


    "Marsyas."


    Was das scharfe Auge des Experten erfasst und in ein einziges Wort gekleidet hat, bestätigte später der Blick auf das offizielle Endergebnis des Rennens: Marsyas für die Praesina vor Dareios von der Veneta. Gefolgt von Lupus (Praesina), Diokles und Rothar (beide Veneta). Dahinter Thrax, Brinno und Metellus (alle Russata).

  • Hatte man in der ersten Runden von Serenus und den beisitzenden Sklaven der Gens Flavia noch folgendes gehört:


    TRRRRRRÖÖÖÖÖÖÖÖTTTTTTT !!!
    TÖÖÖÖÖÖÖÖÖTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ !!!


    so waren die Jubelrufe, Fanfarenstösse und die begeisterten Rippenstösse von Serenus bei seinem Onkel Gracchus immer mehr im Verlauf des Rennens abgeebbt und bestenfalls gab es ab und an noch ein verhaltenes:


    TUTÖÖÖÖTUUUUUUT


    Serenus saß mit enttäuschtem Gesicht neben seinem Onkel. Nicht nur, daß der grüne Kloakenschleim auch noch gewonnen hatte, NEIN! Alle Fahrer der Russata waren hinten. Das konnte doch nicht normal sein. Das roch nach Betrug! Nach Schiebung! Nach Bestechung! Zumindest hatte Onkel Gracchus genug Würde, daß er nicht auch noch für die grünen Popel oder die blauen Sackratten applaudierte.


    Serenus sprang auf und machte seinem Unmut Luft.


    "Betrug am Zuschauer! So mies kann doch die Russata niemals fahren! Das riecht nach Bestechung der Factio-Leitung oder der Verfluchung unserer Fahrer! STEINIGUNG! BUUUUUUUH! STEINIGT DEN VORSITZENDEN TROTZDEM! Und für so etwas zahlt mein Onkel auch noch Geld für den Eintritt!"


    Serenus hätte man vielleicht in der Menge ja noch überhört, aber so wie die Sklaven zuvor angewiesen worden waren zu jubeln, so griffen sie jetzt dessen Protest lauthals auf.


    "Betrug am Zuschauer! So mies kann doch die Russata niemals fahren! Das riecht nach Bestechung der Factio-Leitung oder der Verfluchung unserer Fahrer! STEINIGUNG! BUUUUUUUH! STEINIGT DEN VORSITZENDEN TROTZDEM!"


    Kindermund tut Wahrheit kund!
    Und so schien im Fanblock der Russata die Unmutsbekundungen auf fruchtbaren Boden zu fallen. Man ging zwar weniger auf die Steinigung der Factio-Leitung ein, wohl aber auf den Punkt, daß die Fahrer der Russata sicher verflucht worden waren. Lautstark wurde die Durchsuchung der Wagen nach Fluchtäfelchen diskutiert und gefordert. Daß drei Fahrer hinten landeten, das schaffte selbst ein inkompetente Factio-Leitung nicht wie eine Mehrheit befand. Aber die Verfluchung ... das war eine ganz einleuchtende Erklärung. Und dafür kam ja auch nur ein krimineller Haufen in Frage: die Praesina!



    Sim-Off:

    @Onkel Gracchus: freue mich schon auf das nächste Rennen mir Dir.

  • Während sich von Gracchus' linker Körperhälfte nur das Sitzfleisch absaß und sein Fuß langsam einschlief, so hatte seine rechte Körperhälfte regelrechte Misshandlung zu erdulden. Die Rippenstöße seines Neffen waren durch dessen Enthusiasmus geprägt von einer Intensität, welche Gracchus dem Jungen in seinem zarten Kindesalter nicht zugetraut hätte, allfällig sollte er ihn doch einmal befragen, wie viele Jahre genau er zählte, womöglich war er doch älter als gedacht und nur ein wenig klein gewachsen. Während also auch der Stoff der Toga nicht verhindern konnte, dass sich langsam blaue Flecken an seiner Seite bildeten, glaubte Gracchus sein rechterseitiges Gehör bereits an das Signalhorn seines Neffen verloren zu haben, womöglich konnte das Instrument nach dem Rennen umgekehrterweie als Hörrohr Wiederverwendung finden, obgleich sich Gracchus beleibe für noch viel zu jung befand, um mit solcherlei durch die Gegend zu laufen. Es war beinahe eine Wohltat, dass die Fahrer der rotfarbenen Factio im Laufe des Rennens weiter und weiter auf die hinteren Plätze zurückfielen, denn so wurde auch Serenus leiser und leiser. Als schließlich die Wägen im Ziel einliefen und das Ergebnis bekannt gegeben wurde, sank sein Neffe enttäuscht zusammen und er tat Gracchus beinahe ein wenig leid, allerdings nur, bis er aufsprang und augenblicklich nach ihm die Sklaven hinter ihnen seine Worte lauthals verkündeten. Gracchus atmete tief durch, stand auf und drehte sich mit despektierlichem Blick zu den Sklaven um.
    "Kein Wort mehr für heute. Kein einziges. Das gilt für euch alle."
    Die Diskordanz seiner Worte im rechten und linken Ohr verwirrte ihn ein wenig, so dass er sich seinem Neffen zuwandte und diesem eine Hand auf die Schulter legte.
    "Lass uns nach Hause gehen, Serenus. Die Ausrichter werden jede Unstimmigkeit aufdecken und beim nächsten Mal werden die Rotfarbenen sicherlich besser abschneiden."


    Sim-Off:

    Bei den Göttern, womit habe ich das nur verdient?

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nachdem das Rennen vorbei war,drängelte sich Verus an der Horde von Menschen nach draußen vorbei und er versuchte ebenfalls nicht hinzufallen,das wäre wahrscheinlich in dieser Menge tödlich.Er quetschte sich langsam durch die Ausgänge und die Treppen herunter .Er fühlte sich sichtlich unwohl,solche Massenveranstaltungen waren nichts für ihn,obwohl das Rennen gut war,schnell und spritzig interessant.Die Menge schob ihn noch ein Stück weiter bis er endlich draußen war.Er verließ das Rennen bevor der große Ansturm auf die Ausgänge begann,hierbei gab es ja die meisten Toten.Noch ein paar Schritte und er war draußen und Verus atmete erstmal wieder frei ein und aus.Nun machte er sich auf den Weg zu seinem Zuhause ,um sich bei einem guten Wein und einer guten Schriftrolle zu entspannen,vielleicht sogar ein Bad.

  • Als die Wägen über die Ziellinie donnern, springt auch Vic wie viele andere Zuschauer von seinem Platz auf. Doch es will kein Jubel aufkommen, denn außer den Roten, die sich sicher sind, dass sie nichts zu jubeln haben, ist sich keiner so sicher, ob er nun jubeln soll. Als das offizielle Ergebnis bekannt gegeben wird, stampft Vic wütend mit dem Fuß auf die Holzbretter unter sich. "Verdammt!" Um eins drauf zu setzen schlägt er mit der Faust auf die Brüstung. Wieder ist die Veneta nur auf dem zweiten Platz. "Dareios dieser ewige Verlierer, in der Tüte rauchen kannste den! Wir hätten Hermes einsetzen sollen! Mann, Mann, Mann, dabei war es so knapp! Wenn dat nich die Equirria wären und sie von den Roten ausgerichtet werden, dann würd ich wetten, dass das Schiebung war! So knapp, verdammt!"



    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]

  • Als Victor erschien, fragte sich Durus zuerst, wer ihn auf die Senatorenränge gelassen hatte. Dann bemerkt er, dass der vorhergehende Platzbesetzer verschwunden ist und freundlich zu Victor blickt. Ach ja, auch einer von der Veneta. Die legere Anrede des Septemvirn störte ihn allerdings wieder ein wenig, denn Minervina sollte keinen falschen Eindruck von ihm und seinem Bekanntenkreis erhalten. Umgangsformen waren wichtig!


    "Dareios hat am Anfang ein bisschen geschlafen. Jetzt muss er das abkönnen. Er läuft eben einfach nur dann gut, wenn er den Anfang richtig macht."


    kommentierte er ebenfalls und wollte den Valerier gerade vorstellen, als dieser das selbst übernahm. Obwohl Durus eigentlich gespannt war, die Minervina auf den Aufsteiger reagierte - denn ein solcher war Victor zweifelsohne - wurde er von der letzten und entscheidenden Runde abgelenkt. Diese war aber schnell wieder zu Ende, sodass der Tiberier aufsprang und sich nach vorn beugte. Der Staub und die Geschwindigkeit der Gespanne verhinderte trotzdem die Erkennung der Platzierungen. Es würde knapp werden...wurde es auch. Knapp daneben.


    "NEIN!"


    stieß Durus aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Warum?


    "Ich dachte, Dareios will beim Endspurt alles geben! Wo war da das Engagement?"


    fragte er, ohne die Hände vom Kopf zu nehmen. Dann tat er es doch und kommentierte den Kommentar des Vicarius.
    "Naja, Hermes...Dareios fehlt einfach der Siegesinstinkt. Vielleicht sollten wir den Trainer für ihn wechseln. Der trickst zu viel herum - mehr auf Schnelligkeit setzen!"

  • Für Macer war es auf der Tribüne des Ausrichters alles andere als leicht, das Ende der Veranstaltung planmäßig abzuwickeln. Zum einen schnitt seine Factio auf den drei letzten Plätzen ab, was zwar nicht völlig unerwartet, aber dennoch für ihn und vor allem für die Fans enttäuschend war. Zum anderen war es vorne an der Spitze des Rennens äußerst eng zugegangen und auch nach der Bekanntgabe des Ergebnisses drängten sich noch Männer vor der Loge, die das Ergebnis anzweifeln wollten. Etwas länger als sonst hätten die Fahrer dadurch Zeit, ihre Gespanne ausrollen zu lassen, bevor der siegreiche Fahrer geehrt wurde.


    Damit war der offizielle Teil auch für die ausrichtende Russata beendet und die Männer, die bisher auf der Ausrichtertribüne saßen, verteilten sich etwa zur Hälfte ins Fahrerlager, um sich um Fahrer und Pferde zu kümmern und zur Hälfte zu den Fans, um diese von unüberlegten Unmutsäußerungen oder schlimmerem abzuhalten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!