[Centuria] Unterkunft der IV. Centurie IX. Cohors

  • Original von Marcus Flavius Aristides


    „Schon einmal bei einem Appell zu Ehren des Kaisers gewesen, Claudius?“ [/quote]


    Der centurio! Das war doch optio Marcus!


    Cunctator stand wie vom Blitz getroffen. Das war doch optio Marcus, sein Nachbar während des Unterrichts über die Türme vor gut einem Vierteljahr, zu dem er sofort Vertrauen gefaßt hatte. Schlagartig gingen ihm dessen letzten Worte durch den Sinn: "... übrigens, nenn` mich doch Marcus!" Seitdem hatte er ihn nicht mehr gesehen.


    Cunctator verdrängte weitere Überlegungen. Er stand noch immer in Grundstellung und sah dem centurio fest in die Augen als er Meldung machte.


    Zu Befehl, centurio. Im vergangenen Jahr durfte ich als probatus bei der ALA II NVMIDIA an einem Appell zu Ehren des Kaisers teilnehmen.

  • Ala Numidia? Einige Herzschläge dachte Marcus über jene Truppe nach. Waren sie nicht auch eine hispanische Einheit gewesen, die zusammen mit der neunten legio nach Germania versetzt worden waren? Die ebenfalls in Spanien wieder für Recht und Ordnung zuvor gesorgt hatten? So etwas hatte Marcus noch im Hinterkopf, war sich jedoch nicht ganz sicher. Ausdrucksloser Miene und unbewegten Gesichtes- nun, vielleicht war doch ein freundlicherem Flackern in Marcus Augen zu erkennen- nickte Marcus marginal. Noch einmal sah Marcus Cunctator prüfend an, konnte jedoch nichts an seiner Paraderüstung finden. So zeugte Marcus Gesicht von Zufriedenheit. Doch er verkniff sich ein Lob oder einen Kommentar, wollte er doch nicht bei den anderen Soldaten den Eindruck erwecken, er würde Männer seines Standes einen Vorzug oder eine gesonderte Behandlung gewähren- mehr noch zum Wohle des Claudiers, der wohl mehr unter solch einer Flapsigkeit von Marcus hätte leiden müssen. So trat Marcus einen Schritt weiter, musterte die nächste Rüstung und die nächste und nächste, Mann für Mann wurde kontrolliert. Wegen Kinkerlitzchen an der Rüstung schickte Marcus sich nicht an, einen Tadel auszusprechen, wenngleich auch schon die kleine Schlampigkeiten ihm ins Auge fielen und mißfielen. Auch vor den probati blieb Marcus stehen, hatte hier eindeutig die meisten Beanstandungen und trat nun auch zu Sparsus, den er genauso kritisch musterte wie jeden anderen der Frischlinge. Seine Augenbrauen wölbten sich in die Höhe als er dessen tunica erblickte, ordentlich geflickt war sie, aber sie war geflickt und das einige Wochen nach Beginn der Grundausbildung.


    „Ist das Deine normale tunica, Iulius? Ich möchte, daß Du Deine beste tunica, eine ohne geflickte Stellen bei dem Appell zu Ehren des Kaisers anziehst, miles!“


    Dann trat Marcus weiter und in den Gang zwischen die Soldaten, winkte dem Soldaten zu, der das Pech gehabt hatte, vor einigen Tagen zu seinem Schreiberling auserkoren worden zu sein. Von diesem ließ er sich die Musterrolle reichen, mit allen Namen der Einheit. Ein scheinbar sinnloses Bemühen, fielen doch durchaus Fahnenflüchtige in den Stuben auf, aber es gehörte nun mal dazu und Marcus befand es als nützlich, um sich noch mal die Namen seiner Soldaten zu vergegenwärtigen. Nichts war peinlicher als im entscheidenden Moment den Namen nicht zu wissen, was Marcus leichthin passieren konnte. Mit einer Hand reichte Marcus die Rolle an Priscus weiter.


    optio, verlese die Namen und prüfe, ob alle anwesend sind!“

  • Original von Marcus Flavius Aristides
    „Sehr gut, Claudius!“
    Was gleich bedeuten damit war: Freigang für ihn!


    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es Cunctator nicht so recht mit dem Glauben gehabt. Aber jetzt war er davon überzeugt, daß Stoßgebete zu den Göttern sehr hilfreich waren! Wie sonst hätte da der centurio nichts zu beanstanden gehabt, wo doch die Rüstung des optios eine Offenbarung war!


    Dem Ausgang in die Stadt und dem Besuch seines Pferdes dürfte jetzt nichts mehr entgegenstehen. Cunctator hoffte, daß sein optio der gleichen Meinung war!

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    optio, verlese die Namen und prüfe, ob alle anwesend sind!“


    Es gab Dinge, die konnten ziemlich langweilig sein. Das Verlesen von Namen gehört dazu. Priscus trat aus der Reihe, nahm die Rolle, stellte sich vor die Männer des ersten Contuberniums und begann:


    "Caius Coponius Barbillus"
    Der Aufgerufenen antwortete mit "Adsum!" [=ich bin anwesend]


    "Appius Gavius Doryphorus"
    "Adsum!"


    "Marcus Mescinius Hortalus"
    "Adsum!"


    "Titus Arruntius Massa"
    "Adsum!"


    "Marcus Volturcius Propinquus"
    "Adsum!"


    "Caius Rutilius Tryphon"
    "Adsum!"


    "Quintus Lutatius Optatus"
    "Adsum!"


    "Caius Musonius Fango"
    Und wieder erklang es "Adsum!", gefolgt von "Contubernium meum plenum est!" [=Meine Stube ist vollzählig!]


    Priscus schritt weiter zur nächsten Gruppe.


    "Marcus Vallius Nerulinus


    Titus Paeonius Ocrea


    Servius Digitius Rufo


    Caius Claudius Cunctator


    Titus Albius Tarius


    Lucius Iuventius Iosephus


    Caius Porcius Evander


    Volusus Tremellius Afer"

  • Unbewegt ließ Marcus die Namen an sich vorbeirauschen, tat so als ob ihm jeder Name bekannt war und musterte jeden der Männer bei der Meldung. Bei zweien oder dreien war sich Marcus hunderprozentig sicher, jene Männer noch nie in seiner Dienstzeit in dieser Zenturie gesehen zu haben. Doch scheinbar musste er sich irren, konnte er es sich doch keineswegs vorstellen, warum sich jemand in eine Zentruie einschleußen wollte. Weiterhin ruhig und mit dem angebrachten Ernst, was diesen Teil der Militärangelegenheiten anging, wartete Marcus bis schließlich alle Namen der fast einhundertsechzig Mann verlesen wurden. Nur acht Mann unter Soll, was kein schlechter Schnitt darstellte. Marcus nickte zufrieden, ging noch mal an der Reihe von Männern auf und ab und blieb dann vor Priscus stehen.


    optio, alle, die nicht dazu beordert wurden ihre Ausrüstung noch mal zu überarbeiten, haben heute Stubenausgang. Die Männer haben sich zur media noctis wieder hier einzufinden.“


    Marcus nickte Priscus zu, drehte sich um und marschierte davon. Um den Rest ließ er Priscus Sorge tragen, was wegtreten und auch den Ausgang anging. Insgeheim war Marcus froh, daß sich die Männer doch derart bemüht hatten, gab es ihm doch selber die willkommene Abwechslung für einen Besuch in Mantua. Die Tür zu seinen Unterkünften schlugen hinter ihm zu, die Stubenkontrolle war beendet. Und der Geburtstag des Kaisers konnte nun kommen.

  • Priscus war an diesem Morgen noch früher auf den Beinen als sonst. Obwohl er wusste, dass es ein langer Tag werden würde. Nach einem Besuch auf der Latrine holte er die letzten Reste Brot aus dem Backopfen am Lagerwall. Auf der abkühlenden Glut hatten sie die ganze Nacht lang noch gebacken und waren trocken und hart geworden. Alles andere als ein Genuss, aber als Notration genau das Richtige. Einen sauberen kleinen Leinenbeutel hatte der Optio dafür schon bereitliegen, dann wanderten auch sie in sein Marschgepäck. Auf dem Rückweg begegneten ihm die ersten Trossknechte, die zum vorerst letzten Mal Wasser für die Maultiere aus dem Lagerbrunnen holten.


    Zur ersten Stunde bließ der Cornicen zum ersten Mal zum Abmarsch. Die Soldaten packten ihre Sachen zusammen, soweit dies noch nicht geschehen war und legten sie vor den Stuben auf den Gang. Während dann die Maultiere beladen wurden, ging Priscus durch die Stuben und schaute, dass nichts zurück gelassen wurde. Die Vollständigkeit der Gepäcke war längst geprüft und was jetzt noch fehlte, war ohnehin nicht mehr zu beschaffen. Alles was liegen blieb, sollte wohl absichtlich zurück bleiben, um keine Belastung zu sein.


    Zur zweiten Stunde bließ der Cornicen erneut das Signal zum Abmarsch. Der Signifer holte das Feldzeichen und legte seine Marschausrüstung an. Die Soldaten halfen sich gegenseitig beim Aufschnallen der Schilde und die Maultiertreiber brachten die Tiere hinaus zum Intervallum, um den Soldaten nicht im Weg zu stehen. Dann warteten alle auf den Centurio, der sie hinaus auf den Campus führen würde.

  • Da waren sie wieder, in ihren Unterkünften, die Soldaten der Legio I. Wobei Priscus nicht wieder dort gelandet war, wo die Reise begonnen hatte, sondern in einem anderen Teil des Lagers, bei der neunten Cohorte. Aber das war egal, die Baracken sahen schließlich überall gleich aus.


    "Kameraden, willkommen zu Hause!" sprach er als knappe Begrüßung aus, bevor er sich daran machte, die Anweisungen seines Centurio in die Tat umzusetzen. "Marschgepäcke ablegen! Stuben beziehen! Richtet euch wieder ein, bringt eure Sachen unter, ladet die Tragtiere ab. Und räumt euer Zeug direkt ordentlich ein, ich komme nachher zur Stubenkontrolle durch. Wenn es ordentlich ist, dürft ihr raus nach Mantua, heute abend ist Ausgang."


    Später ging er dann von einer Stube zur anderen, schaute nicht allzu streng, ob wirklich ordentlich aufgeräumt war und entließ dann ein Contrubernium nach dem anderen nach draußen, nicht ohne jedes zu ermahnen, es nicht mit dem Feiern der Rückkehr zu übertreiben. "Wir müssen nicht gleich morgen wieder weg, ihr könnt eure Rückkehr also ruhig über mehrere Tage verteilt genießen." Zumindest hoffte er das.

  • Zwei Tage hatte Priscus den Soldaten seiner Centurie Zeit gegeben, die Rückkehr nach Mantua zu feiern, ihre Beutestücke im Bekanntenkreis herumzuzeigen oder zu verkaufen, Post an die Familie zu schreiben sofern vorhanden, und die Blasen an den Füßen und sonstige Wunden ein klein wenig verheilen zu lassen. Jetzt stand der Optio im Schein der Morgensonne des dritten Tages nach der Rückkehr in der Lagergasse vor der Baracke. "Neunte Cohorte, Centurie des Artorius Imperiosus, antreten zur Generalinventur!"


    Alles, wirklich alles sollte an diesem Tag gezählt und auf Benutzbarkeit geprüft werden. Von den Maultieren bis zur den Schnallen am Schutzbezug der Schilde, von den Nägeln in den Schuhsohlen der Caligae bis zu den Fingern an den Händen der Soldaten. Denn alles das, was während des Feldzuges nicht versorgt, repariert oder ersetzt werden konnte und deswegen durchhalten musste, konnte jetzt geordnet angegangen werden.

  • Als alle Soldaten in der Lagergasse angetreten waren, begann die Prozedur mit dem Namensappell. Jeder Soldat wurde namentlich aufgerufen, mit genauer Angabe seines Dienstgrades und der Zugehörigkeit zu einem Contubernium. Für diejenigen, die im Lazarett lagen, antwortete jeweils ihr dienstältester Stubenkamerad. Der Optio las alle Namen von einer Liste ab und blickte den jeweiligen Soldaten immer einmal kurz ins Gesicht, während der Tesserarius neben ihm her lief und auf einer zweiten Liste die Anwesenheit der Soldaten notierte.


    Nachdem auf diese Weise alle Männer notiert wurden, machte Priscus ausnahmsweise auch bei den Trossknechten mit der Namensnennung weiter. Die waren zwar gar keine Mitglieder der Armee, aber trotzdem musste auch bei ihnen Ersatz beschafft werden, wenn einer verloren ging.


    "Sehr schön. Auf dem Weg von Parthia hierher ist und niemand verloren gegangen", fasste Priscus schließlich das Ergebnis der Zählung zusammen. Da man bei schwerer Verletzten nie wusste, wie lange sie durchhalten, war das kein selbstverständliches Ergebnis. "Tesserarius, zurück ins Glied. Capsarius, her zu mir. Alle Soldaten, die seit unserer Rückkehr hierher nach Mantua die Dienste eines Medicus in Anspruch genommen haben, zwei Schritte vor!" Die große Mehrheit der Soldaten trat vor.

  • Mit dem Capsarius an seiner Seite ging Priscus von einem zum nächsten und informierte sich ausführlich über die Verletzungen der Soldaten, die von den Ärzten veranschlagte Heilungsdauer und die Behinderung um Dienstbetrieb, die sich aus der Verletzung ergabe. Mal waren es Narben aus dem Kampf, die schon mehr oder weniger gut verheilt waren, mal Blasen an den Füßen, die erst auf dem Weg seit Ravenna entstanden waren und mal irgendwelche anderen Problem, Durchfallerkrankungen eingeschlossen.


    Der Optio verteilte recht großzügige Diensterleichterungen für die betroffenen Soldaten in den nächsten Tagen. Die baldige Aufnahme des regulären Dienstes war zwar wichtig, damit die Männer keinen Durchhänger bekamen, aber noch wichtiger war Priscus, dass sie alle wieder fit wurden. Wobei letztlich ohnehin der Centurio über den Tagesplan entschied und Priscus nur Vorschläge machen konnte.


    Wie schon zuvor bei der Namesnennung kümmerte sich Priscus auch bei den Verletzungen um die Trossknechte und diesmal auch die Maultiere. Bei letzteren konnte der Capsarius ihm zwar nicht helfen, aber die Knechten kannten sich gut genug mit den Tieren aus. Zwar war ein verletzter Knecht oder ein humpelndes Maultier nicht ganz so schlimm wie ein angeschlagener Legionär, aber Ruhepausen und angemessene Behandlung konnte man ihnen auch verordnen.

  • Nachdem alle Wunden begutachtet waren und festgelegt war, wer noch wie lange geschont wurde und wer sich wann im Lazarett zu melden hatte, schickte der Optio auch den Capsarius wieder zurück in die Linie. Die Liste war nicht gerade kurz, aber abgesehen von denjenigen, die gar nicht mit angetreten waren, weil sie im Lazarett lagen, war immer ein positives Ende absehbar.


    "Gut, nachdem wir jetzt wissen, wer von euch noch komplett oder demoliert ist, machen wir mit der Ausrüstung weiter. Alle, denen Ausrüstungsstücke fehlen, massiv beschädigt sind oder die welche zu viel haben, vortreten." Der Ansturm war nicht ganz so groß wie vorher bei den Verletzungen und wegen überzähliger Stücke trat natürlich niemand vor. Selbst wenn sie in Parthia etwas als Beute aufgesammelt hatten, hatten sie es schon längst an unzureichend ausgestattete Kameraden abgegeben.


    Wieder holte der Optio sich einen Mann aus der Centurie zu sich, der für ihn mit notierte, während er erneut die Linie abschritt und jeden der vorgetretenen Männer danach fragte, was ihm verlorengegangen sei. Mal waren es nur Teile des Marschgepäcks, viele hatten kein Pilum mehr, bei einigen hatte der Helm eine Wangenklappe eingebüßt und einer hatte für sein Schwert keine passende Scheide mehr.

  • Die Liste wurde immer länger und es gesellten sich noch verlorene Schilde, notdürftig geflickte Schuhe und durchlöcherte Tuniken hinzu. Wieder bedachte der Optio auch die Maultiere und ihre Treiber mit einer Inspektion und führte wenig später daher auch noch ein paar beschädigte Sätze Zaumzeug auf der Liste.


    "Jungs, das wird eine ganze Menge Arbeit für die Fabrica", stellte er schließlich nach einem abschließenden Blick auf die Liste fest. Dabei war das erst der Anfang. Weiter sollte es mit der kollektiven Ausrüstung gehen. Dazu entließ Priscus die Männer kurz zurück in ihre Stuben, um Zelte, Schanzwerkzeuge, Pallisadenpfähle und sonstiges Zubehör in der Lagergasse vor den Stuben auszulegen und zur Zählung vorzubereiten.

  • Noch ein weiterer Soldat kam in den Genuss, mit einer Wachstafel neben dem Optio her zu laufen und nun die Mängel zu notieren. So konnte Priscus ganz nebenbei austesten, welche Soldaten zuverlässige Schreiber waren, auf die man im Falle eines Falles zurückgreifen konnte oder die sich für eine Ausbildung zum Techniker oder eine Empfehlung als Tesserarius eigneten, falls mal jemand nach sowas fragen würde.


    Der Feldzug hatte die Ausrüstung ganz anders beansprucht, als das bei den Manövern in Friedenszeiten der Fall war. Da wurde immer alles vorher geprüft, während der Manöver konnte man vergleichsweise sorgfältig damit umgehen und hinterher auch kleinere Schäden schnell beheben. Im Krieg war das anders. Jedes Zelt hatte Löcher, notdürftig geflickte Zeltschnüre und fehlende Heringe, Werkzeug war zerbrochen oder verloren gegangen. Nur die Pallisatenpfähle waren erstaunlich komplett. Da zahlte es sich aus, dass jeder einzelne mit der Bezeichnung der Centurie markiert war und somit nicht aus Versehen zu einer anderen Einheit abwandern konnte. Außerdem hatte man sie in dem steinigen Boden in Parthia nur selten weit in den Untergrund rammen können und wenn sie nirgendwo fest drin stecken, konnten sie auch nicht abbrechen. Dafür waren beim Arbeiten zwischen den Steinen umso mehr Hacken und Schaufeln kaputt gegangen und mit Schnellreparaturen aus der Feldschmiede ersetzt worden. Auch das würde wieder einige Arbeit für die Fabrica bedeuten, bis das Material wieder komplett wäre.

  • Während der Kontrolle ließ Priscus nicht nur die Mängel notieren, sondern vergab auch gleich Arbeitsaufträge. Mal waren es nur Anweisungen für das jeweilige Contubernium, das Flicken auf Löcher in den Zeltplanen nähen sollte oder verbogene Teile wieder geradebiegen. In anderen Fällen waren es Anweisungen für gleich mehrere Stubengemeinschaften, die gemeinsam Material beschaffen sollten, um größere Ersetzungen vorzunehmen. Immerhin konnte man nicht alle Arbeiten der Fabrica aufbürden. Die würde schon genug zu tun haben, so dass die Soldaten die eine oder andere kleinere handwerkliche Arbeit auch gut selber erledigen konnten, sobald das nötige Holz, Leder, Seilmaterial oder was sonst gebraucht wurde zur Verfügung stand.


    Zusammen mit den vorher erteilten Anweisungen zur Ausbesserung der persönlichen Ausrüstung ergab sich für jeden Soldaten ein umfangreiches Arbeitsprogramm für die nächsten Tage. Der Optio hatte die meisten Anweisungen auch mit einem Termin verbunden, an dem er sich das Ergebnis anschauen wollte. So konnten die Soldaten unliebsame Arbeite nicht lange aufschieben. Andererseits sollte für alle unverletzten Männer auch in den nächsten Tagen schon wieder der ganz normale Lageralltag eintreten, mit Wachdienst, Übungen und allgemeinen Arbeitseinsätzen. Wobei letztere vermutlich besonders häufig in den Wald führen würden, um Holz zu beschaffen oder aber zu Einkäufen in der näheren oder weiteren Umgebung, um anderes Material zu besorgen. Priscus war froh, sich darum keine Gedanken machen zu müssen. Schon die Inspektion seiner Centurie hatte lange genug gedauert. Jetzt konnte er endlich anordnen, dass die Männer das ausgelegte Material wieder wegräumten und mit der Umsetzung der Aufträge begannen.

  • Den restlichen Nachmittag verbrachte Priscus damit, die diversen Listen und Anweisungen, die er hatte notieren zu lassen, in seiner Stube zu ordnen und dann dem Centurio einen Bericht über die Lage der Einheit zu geben. Danach erledigte er ein paar Kleinigkeiten und dam zum Abendessen mit seinen Kameraden wieder zurück in die Stube. Nach Monaten auf dem Marsch schmeckten die ersten Mahlzeiten in festen Unterkünften gleich noch einmal so gut.


    Am nächsten Tag begann gleich nach dem Morgenappell die erste Kontrolle der Umsetzungen der Anweisungen vom Vortag. Der Optio kontrollierte, ob die wegen Verletzung von der Arbeit freigestellten Soldaten sich auch wirklich am Lazarett meldeten und auf Behandlung warteten und erkundigte sich bei denen, die irgendwo eine Bestellung aufgeben sollten, ob sie auch einen Liefertermin genannt bekommen hatten. Wo das nicht der Fall war, konnten die Soldaten gleich noch einmal umdrehen und erneut fragen gehen.


    In seiner eigenen Stubengemeinschaft halt Priscus aber auch tatkräftig selber bei den anstehenden Arbeiten, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Außerdem wollte er auch, dass die lästigen Ausbesserungsarbeiten bald erledigt waren und man sich um die Sachen erstmal nicht mehr kümmern brauchte.

  • Die Tage vergingen und nach und nach meldeten sich verletzte Soldaten wieder voll einsatzbereit und die Materialbestände wurden wieder aufgefüllt. Noch stapelte sich Holz in der Lagergasse, aus dem neue Schanzpfähle hergestellt werden sollten, aber der Stapel wurde schon kleiner. Einige neue Speere hatte die Fabrica schon geliefert, aber noch waren nicht alle Männer wieder damit versorgt. Die Zelte waren dagegen schon geflickt, denn kleine Lederreste für Flicken oder neue Seile für die Abspannung ließen sich problemlos auftreiben. Schwerer war es mit Maultieren, für die die Einheit lediglich auf der Warteliste stand. Auch bei den Metallarbeiten würde es wohl noch ein wenig dauern, bis alles ersetzt war, was während des Krieges zerstört wurde oder verloren ging. Zerbrochene Metallteile oder solche, die sich nicht mehr einfach so reparieren ließen, hatten die Soldaten inzwischen eingesammelt und an der Fabrica abgeliefert, damit diese dort eingeschmolzen und zu neuen Teilen verarbeitet werden konnten. Metall war schließlich kostbar und nicht un beliebigen Mengen einfach so zu beschaffen.

  • Mehrere Wochen waren nun seit der Rückkehr der Legio I in ihr Standlager vergangen, und der Lageralltag hatte die Soldaten wieder. Die Fabrica hatte ganze Arbeit geleistet und alle beschädigten Ausrüstungsgegenstände waren repariert oder ersetzt worden. Auch die verletzten Soldaten hatte sich aus dem Lazarett zurück gemeldet, wenn sie nicht aufgrund ihrer schweren Verletzungen aus dem Dienst entlassen worden waren. Nur neue Rekruten hatte die Einheit noch nicht zugeteilt bekommen, so dass die Stuben alle nur halb besetzt waren.


    Am täglichen Dienstplan änderte das wenig, denn dann wurden die Routineaufgaben eben mit geringerer Mannstärke bewältigt, soweit das ging. Oder eine Übungseinheit auf dem Exerzierplatz musste als Ausgleich für Mehrarbeit an anderer Stelle ausfallen, was die meisten Soldaten aber auch nicht störte.

  • Kaum hatte der Lageralltag sie wieder, stand für die Legionäre schon wieder ein wichtiger Feiertag an, nämlich die Rosaliae Signorum. Vor allem für den Feldzeichenträger der Centurie hatte das eine Menge Arbeit bedeutet, war es doch ein besonderer Tag an dem mit ihm und dem Feldzeichen alles in Ordnung sein musste. Aber auch die Legionäre sollten in bestem Glanz erstrahlen und auch wenn die vierte Centurie der neunten Kohorte insgesamt eine eher unwichtige Einheit war, achtete Priscus am Abend vor dem Feiertag trotzdem ganz genau darauf, dass alle Männer ihre Sachen in Ordnung hatten oder noch letzte Makel beseitigten. Dem Centurio sollte sich schließlich ein saubers Bild bieten, wenn er sie am nächsten Tag zu der Feierlichkeit führen sollte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!