[Centuria] Unterkunft der IV. Centurie IX. Cohors

  • Celsus nickte.


    "Du hast recht. Daß ich nicht mehr bei den equites bin geht mir zwar an die Nieren, und das ganz schön heftig, aber Lamentieren bringt mich da nicht weiter. Es geht eben nicht anders und damit habe ich mich nicht nur abzufinden, sondern ich finde mich damit ab. Für mich ist das Thema beendet, aus, basta!


    Aber, wenn ich so richtig darüber nachdenke, hat die ganze Sache etwas sehr Positives an sich. Durch meine Zeit in der turma haben wir uns ungewollt aus den Augen verloren. Und nun, wieder zurück bei der Infanterie, lande ich wieder im gleichen contubernium wie du. Wenn das keine Fügung der ewigen Götter ist!"


    Er machte eine kurze Gedankenpause.


    "Und nun wollen wir mal sehen, was ansteht. Aber eines ist sicher, irgendwann bin ich wieder bei den equites!"


    Davon war Celsus überzeugt.

  • Also hatte ich recht gehabt. Er war alles andere als glücklich darüber, nicht mehr bei den Reitern zu sein.
    "Eine Fügung der Götter." wiederholte ich und schmunzelte. "So habe ich es noch gar nicht gesehen. Ich hab eher an einen Zufall gedacht." Aber wer war ich schon, um zu wissen, wer von uns beiden richtig lag. "Auf jeden Fall freue ich mich, dass du da bist."


    Da wir noch immer drinnen standen, schlug ich erneut vor, hinauszugehen und unser Gespräch dort fortzusetzen.

  • Celsus schien von der Wiedersehensfreude seines Bruders nicht so recht überzeugt zu sein. Aber bei genauerem Überlegen mußte er sich eingestehen, daß sie es auch nicht sein konnte. Sie waren zwar Brüder, deren Kontakt sich eben nur auf das Nötigste beschränkte.


    Er sah seinen nach draußen drängenden Bruder an.


    "Gehen wir an die frische Luft. Da redet`s sich besser."

  • Ein wenig unschlüssig betrat Priscus die Stube, die er vom Tesserarius zugewiesen bekommen hatte. Er hatte sich beim seinem zuständigen Centurio gemeldet, dieser hatte sich seinen Namen notiert und die ergänzte Liste seinem Tesserarius gegeben. Dieser würde jeden Morgen die Vollzähligkeit feststellen und dem Centurio melden. Anschließend hatte man Priscus seine Stube zugewiesen mit der Anweisung, sich mit seinen Kameraden und der Ausrüstung ein wenig vertraut zu machen.


    Priscus stand in dem schlecht beleuchteten Vorraum, der zum aufbewahren der Ausrüstung diente und trat dann in den kleinen Wohnbereich. Es waren bereits vier Männer darin, die gerade ihre Betten herrichteten. Priscus grüßte die Männer. "Salve Kameraden, ich bin Titus Iunius Priscus, euer neuer Stubenkamerad." Die Anderen blickten ihn nur an, nickten und murmelten ebenfalls ein Salve. Einer der Männer trat zu ihm.



    Gaius Vibius Macer
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    "Salve, ich bin Vibius Macer, der Stubenälteste hier... und der einzige ausgebildete Soldat dieser Stube. Die drei anderen sind Helvetius Musa, Tallius Strabo und Fufidius Mella. Der Rest dürfte im Laufe des Tages noch eintreffen. Such dir ein Bett aus, das da an der Wand ist noch frei, oben oder unten ist egal. Deine Ausrüstung kannst du im Vorraum lagern. Ach, und wie es scheint bist du der Jüngste, also wirst du für uns das Essen kochen, wenn die Rationen verteilt wurden. Du kannst gleich mit Musa losgehen und etwas besorgen. Willkommen bei der Prima."

    Priscus nickte, dankbar für die Erklärungen und Anweisungen. Die nächste Stunde verbrachte er damit, seine Ausrüstung bei der Rüstkammer zu holen und sein Bett herzurichten. Besonders groß war die Stube ja nicht, die vier Stockbetten waren recht spartanisch und außer einer Feuerstelle und einigen Hockern gab es keine anderen Möbel, außer einem kleinen Tisch, gezimmert aus der Scheibe eines Baumstammes. Anschließend erhielten sie bei der Ausgabe der Rationen Getreide, Zwiebeln, Speck und andere gute Sachen, mit denen sich schon einiges anfangen ließ.
    Der Tag verging, es kamen noch drei weitere Kameraden hinzu, alle noch haarlos um das Kinn. Sie stellten sich vor und begannen ebenfalls, sich einzurichten.
    Als es Abend wurde, mahlte Priscus den Weizen, ließ ihn im Wasser aufquellen und kochte ihn mit Zwiebeln und etwas Speck zu einem zähen Brei, den er seinen Kameraden in die Schüsseln klatschte. Der Puls war ein wenig salzig, aber sonst ganz gut, wie die Kameraden sagten.
    Schließlich, als alles gereinigt war, legten sie sich ins Bett, um vor dem morgigen Ausbildungsbeginn noch etwas Schlaf zu bekommen.

  • Der Morgen kam schneller als gedacht. Die Türe flog auf, ein donnerndes "Aufstehen ihr faulen Säcke, hoch mit euch, antreten zur Vollzähligkeit", dann ein Schlagen der Türe. Immernoch Dunkelheit in der Stube. Ächzend erhob sich Vibius und brannte eine Lampe an. "Kommt, sonst gibt es Ärger, ihre Söhne von Zirkushuren," brüllte er, was zur Folge hatte, dass Fufidius, der unter Priscus nach, eine Caliga nach ihm warf. Ein kurzer Aufschrei verriet, dass er getroffen hatte.


    "Bist du wahnsinnig, ich bei Plutos schwieligem Schwanz," brüllte Macer und war mit zwei Schritten bei Fufidius. Ein fleischiges Klatschen ertönte, als er ihm ins Gesicht schlug. Bevor es jedoch richtig zur Sache ging, war schon Helvetius zur Stelle und kippte Macer den Rest des Wasserkruges, der auf dem Tisch stand über den Kopf. Dann sprang Priscus dazwischen, denn Macer wollte sich noch auf Helvetius stürzen. "Lasst das, wir werden die Kraft noch brauchen," rief er genervt. Wie spät mochte es sein? Er hatte im Halbschlaf die Bucina zur vierten Nachtwache blasen gehört, wie lange mochte das her sein? Die kleinen Fensteröffnungen waren noch verschlossen, doch als er sie öffnete, war es noch Dunkel. So früh, dachte er. Die Streithähne hatten sich wieder beruhigt, Macer konnte sein Mundwerk trotzdem nicht halten. "Ihr Frischlinge seid ja lustig..."maulte er, doch Fufidius fuhr ihn gleich wieder an: "Du bist doch auch kein Soldat, du warst hier auch nur Laufbursche für einen der Centurionen, nur deshalb prahlst du hier rum!!!" Das saß, Macer zog sich seine Tunika zurecht und trat auf den überdachten Gang hinaus, die anderen folgten ihm.


    Die Vollzähligkeit wurde vom Tesserarius festgestellt, keiner der Neuen hatte in dieser Nacht die Möglichkeit gehabt, sich auch dem Staub zu machen, selbst wenn er seine Entscheidung zur Legion zu gehen bereute. "In einer halben Stunde auf dem Campus, der Centurio beginnt heute mit euch die Ausbildung," befahl der Tesserarius und verschwand auch schon wieder.


    Die Männer betraten wieder ihre Stuben und Priscus, der Jüngste, machte sich daran, das Frühstück zu kochen. Das Korn war schon geschrotet in Amphoren im Vorratsraum gelagert, er musste es nur noch quellen lassen. Das Feuer brannte auch schon und er stellte den Topf auf die Feuerstelle. Unter langsamen rührenden Bewegungen kochte er den zähen Brei und gab noch ein wenig Salz dazu.
    Die anderen warteten schon mit ihren Schüsseln auf das Essen. "Los, mach endlich, ich bin am verhungern," maulte Macer schon, als ihm Priscus eine Kelle voll in seine Schüssel klatschte. Gierig tauchte er seine Ligula hinein und schlang seinen Brei hinunter. Währenddessen verteilte Priscus an die übrigen Kameraden das Essen und füllte auch seine eigene Schüssel.
    "Hey, Iunius, dein Fressen schmeckt zum kotzen," maulte Macer schon wieder, "hast noch nie was von Salz gehört, oder?"Priscus zuckte die Schultern. "Salz ist drin, wenn es dir nicht schmeckt koch dir doch dein eigenes Fressen," zischte er und aß weiter. Die anderen schüttelten nur die Köpfe, sie schienen nichts auszusetzen zu haben.
    Priscus blieb noch genug Zeit, den Topf und die Schüsseln zu reinigen, bevor es auf den Campus ging. Missmutig liefen sie hinter Macer her, die Stubenkameraden hatten jetzt schon eine Wut im Bauch, dass sie Macer am liebsten verprügelt hätten.

  • Dieselbe Stube, eine andere Zeit, nämlich nach der Rückkehr der Rekruten vom Exerzierplatz. Der Optio machte seinen Rundgang und weil gerade in dieser Stube gleich mehrere Tirones wohnten, wollte er hier besonders genau hinschauen, ob auch alles seine Ordnung hatte. Ohne anzuklopfen trat er ein. "Salve, Kameraden! Stubenkontrolle", verkündete er und gab den Jungs einen Augenblick Zeit, ihre aktuelle Tätigkeit halbwegs geodnet zu unterbrechen, ohne dadurch zusätzliche Unordnung schaffen zu müssen.

  • Priscus war gerade dabei, sich die den Staub von der Tunika zu klopfen. Der Campus war furchtbar staubig gewesen und selbs die Posca konnte das Kratzen in seinem Hals nur mäßig lindern. Die übrigen waren ebenfalls dabei, ihre Kleidung zu säubern oder sich schnell einen Kanten Brot zwischen die Zähne zu schieben, als der Optio plötzlich in der Türe stand.
    Sofort ließ Macer von seinem Helm ab, den er gerade polierte, stellte ihn neben seinen Schemel und stand auf. "Alles aufstehen, State!!!! Optio Tallius Priscus, Legionär Vibius Macer, melde Contubernium Quartum, mit acht Mann belegt, acht Mann anwesend, beim Reinigen der Ausrüstung," sprudelte er zackig los.
    Die übrigen hatten sich ebenfalls erhoben und standen in Grundstellung.

  • Der Optio quittierte die Meldung mit einem knappen Nicken und blickte sich einen kurzen Augenblick schweigend in der Stube um, bevor er den Blick wieder den Männern zuwandte. "Ihr habt vier Neue hier in der Stube, richtig?", fragte er und fuhr fort, ohne auf eine Antwort zu warten. Schließlich wusste er, welche Gesichter er schon beim letzten Mal gesehen hatte und welche nicht. "Alle vier haben ihre komplette Grundausrüstung erhalten?"

  • Macer nickte. "Jawohl Optio, alle neuen tirones haben ihre Grundausrüstung erhalten und auch schon verstaut." Er winkte den vier Neuen zu, die sich sofort neben ihn stellten, für den Fall, dass der Optio irgend einen Gegenstand von ihnen sehen wollte.

  • Erneut quittierte der Optio die Meldung mit einem Nicken und betrachtete die vier Neuen. Er hatte sie alle heute morgen schon beim morgentlichen Antreten gesehen. Die Namen hatte er sich auch schon vom Tesserarius geben lassen, aber noch fehlte ihm die Zuordnung zwischen Gesicht und Name. Also fragte er einfach den ersten in der Reihe. "Dann schauen wir mal. Name? Welches ist dein Bett? Wo liegt deine Ausrüstung? Gib' mir deinen Helm!"

  • Priscus straffte sich, als der Optio ihn ansprach. "Tiro Titus Iunius Priscus, mein Bett ist dieses hier, Optio," schnarrte er seine Meldung heunter und zeigte auf das obere letzte Bett an der Wand in der Nähe des Herdes. "Meine Ausrüstung steht im Ausrüstungsraum, Optio," sagte er und ging in den kleinen Vorraum und nahm seinen Helm vom Regal, das über seinen Waffen angebracht war. Er hielt ihn dem Optio hin, im halbdunkeln schimmerte er matt.

  • Während der Tiro den Helm holen ging, warf der Optio einen prüfenden Blick auf das Bett, fand aber keinen Grund zur Beanstandung. Dann kam der Tiro auch schon zurück und hielt ihm wie gefordert den Helm hin. Der Optio wendete ihn, betrachtete ihn von oben und von unten, von vorne und von hinten, fast so, als suche er etwas. "Woher weißt du, dass dies dein Helm ist?", fragte er dann und blickte wieder den Tiro an.

  • Priscus nahm den Helm wieder entgegen, zeigte dem Optio die Rückseite, wo auf dem Nackenschirm seine Initialen eingeritzt waren, drehte ihn dann um und deutete auf ein kleines helles Stück Stoff, das er an die selbst gemachte Polsterung des Helmes genäht hatte. Auch hier konnte man ein 'TI IUN PRIS' finden.
    "Mein Stubenkamerad hat mir gesagt, dass alle Teile gekennzeichnet werden müssen, Scutum, Cassis und so weiter... Damit nichts verloren geht!" sagte er. 'Und damit man nicht Latrinen putzen muss, wenn nicht mehr alles beisammen ist', fügte er in Gedanken hinzu.

  • "Ah, da", murmelte der Optio und drehte den Helm ein wenig so, dass die Ritzung im Licht besser zu erkennen war. Dann gab er ihn wieder zurück. "Wegräumen! Ihr anderen, falls ihr nicht eure Sachen ebenfalls schon markiert habt, nehmt euch daran ein Beispiel. Finde ich ein Ausrüstungsstück ohne Kennzeichnung, ist es weg!" Damit war die Kontrolle aber noch nicht beendet. "Habt ihr gestern oder heute eure Rationen für die nächsten Tage geholt? Wo liegen sie?"

  • Diesmal ergriff Macer das Wort. Er deutet auf die Regale neben der Kochstelle, die verschiedenste Kochgeschirre und Schüsseln enthielten, daneben auch ein paar tönerne Töpfe und Kannen.
    "Die heutige Tagesration befindet sich in diesen Töpfen, der Tiro Priscus wird die cena daraus zubereiten, Optio. Das restliche Essen befindet sich im Vorraum, bitte folge mir," sagte er zu seinem Vorgesetzten und deutete auf ein Regal neben der Türe, wo zwei Amphoren, die gefüllten Getreidebeutel der Männer und die restliche Verpflegung wie Gemüse und etwas Speck -alles säuberlich in Netzen aufgehängt- untergebracht war. "Essig und Öl haben wir auch noch reichlich, Optio," sagte er abschließend.

  • Wahllos griff sich der Optio einen Getreidebeutel heraus, wog ihn mit der Hand ab, schien zufrieden und hing ihn wieder zurück. Dasselbe machte er noch mit zwei anderen Beuteln. Auch hier schien er keine Beanstandungen zu haben. Schließlich gehörte es auch zu seinen Aufgaben, Betrug vorzubeugen. Weder sollten die Soldaten sich mehr Getreide geben lassen als ihnen zustand, noch sollten sie ihre Rationen zur Aufbesserung ihres Soldes verkaufen oder gegen andere Dinge eintauschen. Aber in dieser Stube gab es keine Beanstandung und damit auch keine Notwendigkeit für den Optio, einzuschreiten. Also konnte er fortfahren, die anderen Neulinge in der Stube kennen zu lernen und ihnen auf den Zahn zu fühlen. "Name? Welches ist dein Bett?", sprach er also den nächsten auf bewährte Weise an. "Gib' mir dein Schwert", fügte er als Aufforderung gleich hinzu.

  • Während der Rekrut das Schwert abnahm, betrachtete der Optio das Bett. Auch hier gab es nichts auszusetzen. Die Stube schien überhaupt in guter Ordnung zu sein. Dann griff er nach dem Schwert und zog es aus der Scheide. Er suchte nach Namenszeichen, ohne das weiter zu kommentieren, fand keine Verschmutzungen und steckte die Klinge schließlich wieder weg. "Leder immer gut einfetten", sagte er nur und tippte auf die Lederteile der Schwertscheide, während er sie zurück gab. Dann erkundigte er sich noch nach den Namen und Schlafstätten der verbleibenden beiden Rekruten, dann war die Stibenkontrolle beendet. Zumindest für diesen Tag. Der Optio kam schließlich häufiger vorbei.

  • Nachdem die Männer des Strafdienstes sich gesäubert hatten und nicht mehr nach Ausscheidungen rochen, machten sich die fünf Männer vom vierten contubernium auf, um sich wie befohlen beim optio Tallius Priscus zu melden.


    Vor den Räumlichkeiten blieb Macer als Stubenältester stehen, klopfte an und meldete in den Raum hinein: "Optio, tiro Vibius Macer, melde mich mit meinen vier Kameraden vom Latrinendienst, wie befohlen!!" Die Worte verrieten nichts von dem unguten Gefühl, das alle fünf hatten. Das konnte bestimmt nur noch schrecklicher werden, aber gab es schrecklicheres als Latrinendienst? Höchstens Latrinendienst während der Zwetschgenzeit, wo alles wie geschmiert lief.

  • "Draußen in einer Linie antreten!", bellte der Optio von drinnen zurück und kam wenige Augenblicke später mit dem Optiostab in der Hand hinaus. Im Gegensatz zu den Tirones, denen er volle Ausrüstung befohlen hatte, trug er zur Tunika nur Schwert, Cingulum und Pugio. Mit kritischem Blick betrachtete er die fünf Männer. "Sieht ja wieder sauber aus. Vielleicht wird aus euch doch noch was." Ein leichtes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Dann fasste er den Optiostab etwas fester und wandte sich zur Seite. "Ad dextram! Cursim ad porta praetoria! *" Im lockeren Trab setzte er sich selber in Bewegung.


    * Rechts um! Im Laufschritt zum Haupttor!

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