Furianus nahm die Informationen mit stummen Nicken entgegen. Die Einschätzung des Freundes war jedoch ein Punkt, an dem er doch reagieren musste.
"Das, muss ich ehrlich sagen, nehme ich auch an. Doch er wird es schwer haben im Senat und gleichzeitig bei den Legionen Befürworter zu finden - wenn er sie jetzt nicht schon hat. Leider war meine Abwesenheit in Aegyptus nicht gerade von Informationsflut gekennzeichnet.", denn seine größte Besorgnis war, dass diese Barbaren - wie er Emporkömmlinge häufiger nannte - sich zusammen rotten konnte. Dabei dachte er an den Barbaren der Germanici sowohl als auch an den Praefectus Urbi höchstselbst.
"Ich muss mir selbst ein Bild von ihm machen, Balbus. Er ist sehr gefährlich für das Reich.", schließlich riskierte selbst ein Flavius Furianus lieber eine Amtsgewalt der Aelier, die seinem Geschlechte alles andere als freundlich gegenüber standen, als die eines Niemand, eines Nichts, einem Mann ohne Vergangenheit, folglich einem Mann ohne Verpflichtung, Ehrgefühl und Moral.
"Daher, Balbus, finde ich persönlich die Wahrscheinlichkeit eines die Seiten schnell wechselnden Verwaltungsapparates nicht einmal so abwegig. Es sind viele Sklaven darunter, Freigelassene, Emporkömmlinge. Sie haben wenig mit dem Kaiser, der aelischen Familie oder mit unseren Moralvorstellungen gemein. Seien wir doch ehrlich. Es ist einem Libertinus egal, wenn er Millionen im Jahr als Ressortleiter verdient, wer ihm das Geld überreicht oder wer ihm die Freiheit geschenkt hat, denn nehmen kann man sie ihm nicht mehr. Und die Lokalpolitiker haben mit Rom so viel gemein wie ein Hund mit einer Katze - sie folgen blind jedem, der die Macht an sich reisst."
Und das war die Überleitung auf ein anderes Anliegen, welches er hatte.
"Ich habe vor kurzer Zeit erfahren, dass ein flavischer Spross, ein Flavius Piso, im Palast beschäftigt ist. Er scheint mir ein wenig naiv, aber doch nicht unklug und auf keinen Fall schlecht ausgebildet zu sein. Ich nehme mich ihm an, er wird mein Schützling, denn auch ich werde älter und mein Platz im Senat steht, da ich keinen leiblichen Sohn habe, daher für Junge offen. Dass es ein Flavier sein sollte, ist nicht mein Eigeninteresse, sondern auch das des Kaisers selbst sollte er sein - wir sind loyal und ein Garant für Stabilität.
Und wenn wir die Thematik am Kaiserhof betrachtend hinzu ziehen, wäre es sicherlich von Vorteil, wenn Flavius Piso weiter in den Ämtern aufsteigt, anstatt ein paar Scribae unter seiner Verantwortung zu haben. Was hälst du persönlich von ihm? Wenn du sagst, er tauge nichts, dann dürfen wir über ihn kein Wort und wegen ihm keine Zeit verschwenden."
Er ließ es offen. Balbus würde ihn besser einschätzen können, er war schließlich auch, sofern sich der Flavier nicht täuschte, der Vorgesetzte des Jünglings.