• Das war immernoch alles andere als zufriedenstellend. Aber ein Anfang. Kein wirklich guter, aber es würde schon noch am Ziel ankommen.


    "DU fandest ihn ganz rein zufällig und er trug dieses Schriftstück bei sich. Daraufhin fühltest du dich dazu berufen ihn zu erziehen. Aha!"


    Noch immer klang sehr deutlich MIstrauen in der Stimme mit. Eine wirklich sehr interessante Geschichte und sehr viele Zufälle auf einem Haufen. Sogar für Vespa ein paarzu viel. Aber gut, wenn es wirklich so war, erklärte es noch lange nicht warum sie von diesem Adopftivsohn bis heute nichts gehört hatte. Etwas musste da einfach faul sein an der Geschichte.


    "Wann wolltest du mir von ihm berichten? Es ist ja nun nicht gerade unerheblich wie ich finde, oder?"

  • "Natürlich nicht!" erwiderte er. "Zuerst habe ich versucht seine Mutter zu finden, denn sie hatte ihren Namen unter die Notiz gesetzt." Er verstand nicht so ganz, was so schlimm daran sein sollte, dass er einem ausgesetzten Kind geholfen hatte.
    "Ich fand sie auch, aber leider war es zu spät. Sie lag im Sterben und ich versprach ihr, dass ich mich um den jungen kümmern würde. Und ich konnte ein Versprechen, dass ich einer sterbenden Römerin gab ja schlecht nach deren Tod einfach so brechen." Er schüttelte den Kopf. "Und natürlich habe ich ihn nicht selbst erzogen, immerhin war ich zu der Zeit Soldat und hätte mich nicht ausreichend um ihn kümmern können. Ich übergab ihn in die Obhut meiner Familie und eine Weile später adoptiere ich ihn dann, damit er nicht als Waisenkind leben musste."
    Er fand seine Beweggründe damals gut und so fand er sie auch heute noch.
    Auf ihre Frage hatte er allerdings keine wirklich gute Antwort.
    "Ich wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten."

  • "Den richtigen Zeitpunkt?"
    Hah, da war es. Wieso wollte er den "richtigen" Zeitpunkt abwarten, wenn es doch nichts schlimmes war wie er meinte. Im Grund ehörte es sich wirklich recht ehrenrührig an,. aber das tat nun nichts mehr zur Sache.


    "Der richtige Zeitpunkt wäre in einem der vielen Gespräche vorher gewesen. Was meinst du wie dumm ich ausgesehen hätte, wäre er zu Besuch gekommen und hätte hier vor der Tür gestanden. Dumm dreingeschaut hätte ich und das wäre mir wirklich sehr unangenehm gewesen. Ich mag solche Überraschungen ganz und gar nicht."


    Ein Moment Schweigen ehe sich erneuter Unmut im Raum breit machte.


    "Gibt es noch mehr Dinge von denen du mir erzählen wolltest wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist? Vielleicht solltest du sie jetzt schon einmal zur Sprache bringen."


    Misgestimmt war sie ja nun schon einmal. Da würden die paar Punkte mehr nicht wirklich ins Gewicht fallen.

  • Balbus hasste es in Fettnäpfchen zu treten und doch tat er es immer wieder. Er setzte einen um Vergebung bettelnden Gesichtsausdruck auf und schaute sie treudoof an.


    "Ansonsten gibt es nichts, Liebste, das verspreche ich dir." sagte er kleinlaut aber dennoch völlig ernstgemeint. Natürlich hatte er gewisse Geheimnisse, die er niemals preisgeben würde, aber das waren auch Dinge die sie nicht betrafen und für deren Enthüllung er Menschen hätte töten müssen.

  • Balbus musste eine sehr lange und schweigende Musterung seitens Vespas über sich ergehen lassen ehe sie seufzend ihre Haltung und den Gesichtsausdruck änderte. Ein weiteres Schweigen folgte. Ihre Erscheinung wurde entspannter, allerdings nicht wirklich freundlicher. Die Skepsis schwand allerdings auch nicht ganz.


    "Nun denn, in Ordnung. Du hast das Schreiben. Ich werde mich zurückziehen. Dir dann noch einen schönen Tag bei der Arbeit."


    Kurz umgewand und dann verschwand sie genau so schnell wie sie gekommen war. Ihre Schritte lenkte sie zu ihrem Zimmer.

  • Balbus atmete auf und gab ihr noch ein "Ich wünsche dir auch einen angenehmen Resttag, Vespa." hinterher.


    Als sie weg war, schaute er zu dem Schreiber, der schmunzelnd noch immer an seinem Platz sass. Ein böser Blick sorgte jedoch schnell dafür, dass er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte.

  • Balbus war an diesem Tag gar nicht mal so spät nach Hause gekommen. Er hatte sich umgezogen und etwas frisch gemacht und war dann ins Tablinum gegangen, wohin er dann auch prompt die junge Sklavin riefen liess, die er am Mittag gekauft hatte.

  • Sie hatte zwar mehr oder weniger den ganzen Nachmittag auf diesen Moment gewartet, aber nun als ihr neuer Herr sie rufen ließ, war Calvina doch unvorbereitet auf das, was nun kommen würde. Nervös prüfte sie nochmal ihre neue Tunika und ordnete ihre Haare, schließlich wollte sie einen möglichst guten Eindruck machen.


    Gespannt was die nächsten Minuten bringen würden machte sie sich dann auf den Weg in das Tablinum. Sie erkannte den Mann, der sie am Morgen gekauft hatte. Sichtlich nervös räusperte sie sich kurz und fragte dann:"Du hast mich rufen lassen, Herr?"

  • Balbus hatte sich in der Zwischenzeit etwas zu Trinken geben lassen und sich auf dem grossen Stuhl niedergelassen. Er schaute auf, als sie den Raum betrat und musterte sie einen Moment lang, bevor er sie ansprach: "Du heisst Calvina, nicht wahr?"

  • Calvin schaute in einer Mischung aus Demut und Verlegenheit zu Boden, als Balbus sie betrachtete. Seine Frage beantwortete sie mit einem knappen, aber deutlichen "Ja, Herr."

  • "Ich bin Prudentius Balbus, Hausherr dieses Hauses und dein Besitzer." sagte er, auch wenn das mehr oder weniger unnötig war.
    "Alexandros hat mir berichtet, dass er dich bereits über die grundsätzlichen Regeln die in diesem Hause herrschen, informiert hat. Dazu möchte ich auch nichts mehr ergänzen, da ich weiss, das er das gut gemacht haben wird."
    Er trank einen Schluck.
    "Nun kommen wir zu deinen Aufgaben." fuhr er fort. "Ich habe dich als Geschenk für meine Frau gekauft. Ihr wirst du als Leibsklavin dienen. Und zu den Zeiten, zu denen sie deiner Dienste nicht bedarf, wirst du dich wie alle anderen Sklaven im Haushalt nützlich machen."

  • Aufmerksam lauschte Calvina den Worten ihres Herrn. Seine Bemerkungen über ihre Einweisung durch Alexandros beantwortete sie wortlos mit einem Nicken.


    Als er ihr dann eröffnete, dass sie seiner Frau als Leibsklavin dienen sollte, war sie zum einen überrascht, zum anderen aber auch ein klein wenig stolz, denn dies war eine verantwortungsvolle Aufgabe für sie. Als Zeichen, dass sie Balbus verstanden hatte, antwortete sie wieder mit einem kurzen: "Ja, Herr."


    Calvina hoffte nur, dass sie den sicherlich hohen Erwartungen auch gerecht werden würde. Sie hatte zwar ihrer alte Herrin auch als Leibsklavin gedient. Aber dies war auf einem abgelegenen Landgut in der tiefen Provinz und nicht hier in dieser unendlich großen Stadt.


    Dass sie falls ihre Herrin sie nicht benötigen sollte sich hier im Haus anders nützliche machen sollte, war für Calvina mehr oder weniger selbstverständlich.

  • Balbus war froh, dass sie scheinbar alles verstanden hatte und freute sich darüber, dass er mal endlich wieder eine Sklavin erstanden hatte, die in einer zivilisierten Sprache kommunizieren konnte, ohne ständig nachfragen zu müssen.


    "Gut. Bevor ich dich jetzt deiner Herrin vorstelle, gibt es aber noch eine Kleinigkeit." sagte er und beugte sich auf dem Stuhl leicht vor.
    "Ich will nicht, dass meine Frau oder eine meiner anderen Verwandten erfahren, wieviel Geld ich für dich ausgegeben habe. Verstanden?"

  • Innerlich mußte Calvina leicht schmunzeln. Wenn sie ein Geschenk für seine Frau war, war es nur natürlich, dass er ihr nicht sagen sollte, wie teuer das Geschenk war. Und auf diese Weise würde seine Gattin dann auch nicht erfahren, dass er wohl eine viel zu große Summe für Calvina ausgegeben hatte.


    Und auch wenn Calvina angesichts ihrer bisherigen Erfahrungen unter den Sklaven des Hauses sicher war, dass es ihrer neuen Herrin nicht sonderlich schwer fallen würde den Kaufpreis herauszufinden, wenn er sie den wirklich interessieren sollte, so versicherte sie ihren Herrn, dass sie oder seine anderen Verwandten ihn nicht durch ihren Mund erfahren würden: "Ja, ich werde der Herrin und Euren Verwandten nichts über den Preis sagen, Herr."

  • "Sehr gut." sagte er und wandte sich dann an einen Sklaven, der bisher unauffällig in einer Ecke gestanden hatte. Diesem gab er die Anweisung nach Vespa zu suchen und sie hierher zu bitten. Der Sklave eilte davon um seinen Auftrag auszuführen, während Balbus sich wieder Calvina zuwandte.


    "Der Sklavenhändler sagte, du dientest zuvor auf einem Landgut einer älteren Dame, was für Aufgaben hattest du dort?" fragte er, denn es war ja nie falsch ein wenig über die Sklaven im Haus zu wissen.

  • Der Sklave hatte gar nicht so weit laufen müssen. sie war für einen kleinen Spaziergang in den Hortus gegangen und von diesem gerade zurückgekehrt als der Sklave sie auch schon abfing und sie ins Tablinum bat. Dieses betrat sie und sah ihren Mann mir einer Frau sitzen.


    "Du hast mich rufen lassen, Tiberius?"


    Sie trat näher und besah sich die Frau näher, die dort mit ihrem Mann zusammen saß.

  • Calvina hatte gar keine Zeit zum antworten, so schnell tauchte Vespa auf. Balbus schaute sie an und lächelte.
    "Ja, so ist es." bestätigte er, auch wenn er sie eher hatte herbitten lassen als dass er sie hatte rufen lassen. Doch das waren ja Kleinigkeiten.
    "Ich habe ein Geschenk für dich, meine Liebste." sagte er und deutete auf die junge Sklavin.
    "Dies ist Calvina, eine junge Sklavin, die ich bei Titus Tranquillus gekauft habe. Sie ist für dich."

  • Calvina wollte gerade zu ihrer Antwort ansetzen, als eine elegant gekleidete Dame das Zimmer betrat. Calvina warf der anmutigen Gestalt, bei der es sich offensichtlich um die Gattin ihres Herrn und damit um ihre neue Herrin handelte, einen kurzen, bewundernden Blick zu.


    Als ihre Herrin sie betrachtete und ihr Herr sie vorgestellt hatte, sprach Calvina sie ein wenig schüchtern an: "Ich grüße Dich, Domina."

  • Die sprachlosen Momente nahmen in letzter Zeit erheblich zu und Vespa sah ziemlich überrascht drein. Eine Sklavin und das extra für sie. Ihr Blick wanderte zwischen Balbus und der Frau hin und her. Unglaublich das. Sie musste sich setzen. Noch einen Moment weiter sah zwischen den beiden hin und her. Ehe ihr doch noch ein halbwegs passabler Satz einfiel.


    "Salve Calvina. Es freut mich dich kennen zulernen. Das ist wirklich eine gelungene Überraschung."


    Und so unerwartet dachte sie den Satz zu Ende.

  • Calvina wußte nicht so recht, ob sie noch etwas auf die Begrüßung ihrer Herrin antworten sollte. Aber da sie sie freundlich begrüßt hatte, entschied sie sich dafür.


    "Vielen Dank, Domina. Ich freue mich ebenso.", antwortete sie mit leiser Stimme und lächelte ihre Herrin verlegen an.

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