• "Das freut mich."


    Antoninus setzte sich.


    "Ich habe in der letzten Zeit etwas zusammengespart und möchte es gewinnbringend investeren. Mir kam die Idee das ich einen kleinen Betrieb eröffnen könnte. Ich dachte das Du mir vielleicht einen Rat geben könntest."


    Unsicher lächelte er Balbus an. Antoninus war sich nicht sicher, ob er für diese profanen Dinge einen Kopf hatte.

  • Das war schon irgendwie etwas ungewöhnlich, schliesslich war Balbus lange nicht mehr in Rom gewesen und hatte demzufolge auch nicht sonderlich viel Ahnung über das, was sich auf dem hiesigen wirtschaftlichen Schlachtfeld tummelte.


    "Hmm.. Eine schwere Frage. Ich muss gestehen, dass ich nicht viel Ahnung von solchen Dingen habe." sagte er. "Aber ich bin mir sicher, dass wir da etwas passendes für dich finden."

  • Antoninus hatte gehofft, daß Balbus vielleicht über seinen Vater irgendwie auf dem Laufenden gehalten wurde.


    "Hmm... Für den Anfang würde ich mein Geld in einen kleinen herstellenden Betrieb stecken. Aber vorher wollte ich die Absatzmöglichkeiten ausloten. Ich dachte mir daß Du vielleicht Kontakte zu alten Geschäftspartnern Deines Vaters hast..."


    Er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er Balbus mit diesen Belanglosigkeiten belästigte. 'Ich hätte lieber bis nach dem Begräbnis warten sollen', schalt er sich in Gedanken und ärgerte sich über sich selber.

  • "Hmmm..." Balbus überlegte einige Minuten lang. Dann sagte er: "Vater gehörte einer Händlervereinigung mit Sitz in Ostia an. Vielleicht kannst du dich mit einem von ihnen in Verbindung setzen."


    Er schaute über seinen Tisch und suchte nach einem Papyrus, dass er am Morgen gelesen hatte. Nachdem er es gefunden hatte kramte er es hervor und überflog es.
    "Das hier ist eine Liste mit Geschäftspartnern, die er aus dieser Vereinigung kannte. Ich kenne von ihnen kaum jemanden. Aber vielleicht könntest du es bei..." Er suchte nach einem der Namen. "... Octavius Detritus versuchen. Vater hegte meines Wissens nach einen recht guten Kontakt zu ihm. Ich bin sicher, dass er dir helfen kann."

  • Balbus hatte sich mit einem Becher Wein und einigen Früchten in das kleine Officium am Peristyl zurückgezogen um dort einige Briefe zu schreiben. Vor ihm lag, neben einigen unbeschriebenen Papyrusbögen, auch ein Brief aus Hispania, der vor ein oder zwei Tagen angekommen war. Balbus hatte ihn bereits mehrfach gelesen und war sich noch nicht ganz sicher, was er in die Antwort schreiben sollte.
    Es musste gut überlegt sein, immerhin war es in diesen Zeiten äusserst wichtig darauf zu achten, wem man was sagen konnte. Er war sich zwar nicht mal sicher, ob seine Meinung tatsächlich irgendjemanden interessierte oder ob sie politisch gesehen irgendeine Relevanz hatte, doch wusste er genau, dass ebendieser Flavier aus allem eine grosse politische Angelegenheit machen konnte. Bis heute hatte er nicht verstanden, was sein Vater an ihm fand und warum er ihn unterstützt hatte.


    Ein grosser Schluck Wein unterbrach seinen Gedankenfluss.

  • Auf den grossen Schluck folgten mehrere kleine, die den gesamten Prozess des Briefschreibens begleiteten. Immer wieder strich Balbus Passagen aus dem, was er bereits niedergeschrieben hatte, dann fügte er etwas hinzu oder änderte etwas. Ein oder zwei Mal verwarf er auch das gesamte Geschriebene und begann völlig neu.


    Nach knapp zwei Stunden hatte er es dann geschafft. Er siegelte das geschriebene und verpackte die Schriftrolle in einer Transportrolle, die er dann ebenfalls versiegelte. Viel Mühe steckte in dem, was er nun auf die Reise schicken wollte und er wollte nicht, dass irgendjemand es las, der es nicht lesen sollte.
    Nach kurzem Ruf und kurzem Warten stand dann auch schon ein Botenjunge im Eingang des Officiums, dem Balbus die Transportrolle, mit der Ermahnung vorsichtig zu sein, übergab.
    Als der Bote ging, widmete Balbus sich wieder für eine Weile dem Weinbecher.

  • Balbus kam an jenem Tag spät nach Hause, denn der Tag in der Castra war anstrengend gewesen. Die Frischlinge forderten ihn ebenso wie die alltäglichen Aufgaben die die Verwaltung einer Einheit so mit sich brachte. Wenn er darüber nachdachte, tat er hier nichts anderes als er in Germania getan hatte, der einzige Unterschied war der Sold, der bei der Ala um einiges höher gewesen war.
    Er betrat das Officium, weil ihm gesagt worden war, dass dort ein Brief aus Germania auf ihn wartete. Ein wenig hoffte er auf ein Antwortschreiben von Romanus, andererseits befürchtete er in einem solchen irgendwelche schlimmen Nachrichten. Doch es war von einem anderen Absender.
    Er entrollte den Brief und überflog ihn ein erstes Mal, noch bevor er sich gesetzt hatte. Ein leichtes Nicken war seine Reaktion, dann setzte er sich und legte den Brief erstmal auf den Tisch. Ein kurzes Stöhnen folgte und dann widmete er sich nochmal dem Brief und las ihn.

  • Mittlerweile hatte Balbus den Brief sicherlich zum vierten Male gelesen und legte ihn nieder. Was man in diesem Brief lesen konnte war zwar zu einem geringen Teil erfreulich, doch überwogen die negativen Eindrücke bei weitem. Eine Antwort musste her, also holte er einen leeren Papyrusbogen hervor, zückte das Schreibgerät und begann die Antwort zu verfassen.


    Nachdem die Antwort fertig war, rief er nach einem Sklaven, der den Brief auf den Weg nach Germanien bringen sollte.

  • Es war das Ende jenes Tages, an dem er auf dem Sklavenmarkt den Sklaven Xenias gekauft hatte, als Balbus sich, nach seiner Heimkehr, in das kleine Officium am Peristyl zurückzog. Er hätte natürlich genauso gut in jenes Officium im Obergeschoss gehen können, doch hatte er es bis heute noch nicht geschafft sich dort völlig wohl zu fühlen. Ab und an beschlich ihn sogar die Idee, den Raum ausräumen zu lassen um ihn hinterher einer neuen Verwendung zukommen zu lassen. Vielleicht als Sklavenunterkunft oder etwas ähnliches.
    Balbus setzte sich an den Schreibtisch und liess sich von einer Sklavin stark verdünnten Wein bringen. Als dieser dann wenige Augenblicke später vor ihm stand, schickte er die Sklavin los, um Xenias zu holen. Es war an der Zeit ihn in seine Aufgaben einzuweisen.

  • Sim-Off:

    Ich nehme das jetzt mal als Aufforderung zum schreiben an^^


    Und Xenias erschien natürlich wie befohlen und begrüßte seinen Herren mit einer tiefen Verneigung.
    Xenias war gewaschen und hatte eine seiner neuen Tuniken an, die ihm Alexandros gezeigt hatte und sah so sogar ansehnlich aus ;)
    Ihr habt nach mir verlangt Herr?
    Sagte Xenias vorsichtig, da er noch nicht genau wusste, wie es seinem Herrn beliebte angesprochen zu werden, oder ob er genaueres beachten sollte.

  • Sim-Off:

    So war es auch gemeint ;)


    Balbus hatte gerade den Becher an die Lippen gesetzt um etwas zu trinken und liess sich davon natürlich auch nicht von dem eintretenden Sklaven abhalten. Er stellte den Becher mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf den Tisch und musterte Xenias einen Moment lang.
    "Ich bin Tiberius Prudentius Balbus und dies ist mein Haushalt. Und von nun an gehörst auch du zu diesem Haushalt." sagte er, auch wenn es natürlich völlig unnötig war.
    "Du wirst dich als Teil dieses Haushaltes entsprechend benehmen und den Mitgliedern meiner Familie den Respekt entgegenbringen, den sie verdienen. Wenn du eine der Damen des Hauses ansprichst, so sprichst du sie mit Herrin an, es sei denn sie geben dir eine anders lautende Anweisung. Mich wirst du mit Herr ansprechen und gleiches gilt für Besucher dieses Hauses, sofern sie von höherem Stand sind als du."

  • Xenias verstand natürlich alles was sein Herr ihm sagte sofort, da es ihm nicht fremd war.
    Natürlich, Herr.
    Antwortete Xenias daher schlicht und einfach auf lateinisch.

  • Die Frage von Balbus irritierte Xenias zunächst ein wenig.
    Warum fragte der neue Herr, Xenias das, wenn er doch eine genaue Aufgabe für ihn hatte?
    Oder etwa doch nicht?
    Mein letzter Herr hatte mich u.a für seine schriftlichen Arbeiten eingesetzt, dem entgegen nehmen und überbringen der Post und das beibringen von diversem Wissen für seine anderen Sklaven.
    Zumindest war es das, wofür Xenias am meisten eingesetzt wurde.

  • Schreiber hatte dieser Haushalt bei weitem genügend, zumal Balbus dazu neigte einen Grossteil seiner Schreibarbeit selbst zu erledigen. Dass der Sklave offensichtlich schon Erfahrung darin hatte anderen etwas beizubringen, war hingegen durchaus praktisch.


    "Welche Art von Wissen hast du ihnen vermittelt?"

  • Normalerweiße das Lesen und Schreiben im lateinischen. Wenn mein Herr jedoch etwas besonderes mit seinen Sklaven vorgehabt hat, dann auch mal das Rechen oder das Lesen und Schreiben in verschiedenen Sprachen.
    Sagte Xenias wahrheitsgetreu und schaute dabei stehts seinem Herrn ins Gesicht.

  • Solch eine Frage kam nicht gerade überraschend für Xenias, doch das es die Damen des Hauses seien sollen, wunderte ihn doch etwas.
    Aber vielleicht war das ja genau der Grund gewesen, weshalb man ihn gekauft hatte?!
    Xenias nickte kurz.
    Wenn ihr es verlangt Herr, werde ich es nach besten Wissen und Gewissen tun.
    Meinte Xenias und überlegte im Kopf bereits fieberhaft, wer genau es denn sein könnte.

  • "Gut." sagte er und trank einen kleinen Schluck.


    "Meine Familie stammt ursprünglich aus Attica und es wurde stets darauf geachtet, dass alle Kinder der Familie das Griechische beherrschen. Die beiden jungen Damen, die sich derzeit hier im Haus aufhalten, hatten leider nicht die Möglichkeit die gleiche Ausbildung zu erhalten wie alle anderen Familienmitglieder. Da ich die Traditionen unserer Familie natürlich nicht missachten will, sollen die beiden diesen Teil ihrer Ausbildung nachholen. Ich befürchte, dass du bei ihnen auf keinerlei Vorkenntnisse zurückgreifen kannst."


    Er schaute den Sklaven aufmerksam an und fragte dann: "Fühlst du dich dem gewachsen?"

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