Auch wenn sie es sich eigentlich vorgenommen hatte, wirklich auf ihre Umgebung geachtet hatte sie nicht. Hier und da war nur ein flüchtiger Eindruck hängen geblieben, was bestimmt an der Erschöpfung lag. Normalerweise war nichts vor ihrem prüfenden Blick sicher, doch nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich verstohlen umzuschauen und jedes erkannte Detail mit ihrem zu Hause zu vergleichen. Anders war es hier schon, doch genau das hatte sie ja auch erwartet.
Mit einem dankbaren Nicken nahm sie Callistas Angebot, sich in einem der Korbsessel nieder zu lassen an und ärgerte sich insgeheim über das leise Knarzen, das dieser von sich gab, als sie sich setzte. Sie war wirklich müde, aber sie war nicht gewillt sich das in irgendeiner Form anmerken zu lassen und sie lächelte stattdessen. Neugierig setzte sie ihren Blick auf ihre Verwandte, ehe dieser von einem der Sklaven abgelenkt wurde, der ein Tablett brachte. Aufmerksam verfolgte sie, wie er auf ein stummes Nicken hin den Wein mit Wasser verdünnte. "Für mich auch so," sagte sie schnell, ehe sie kurz darauf ebenfalls den Becher entgegen nehmen konnte. Candance stand schräg hinter ihr und Thalna war sich sicher, dass es dieser schwer fallen würde, sich die ganze Zeit ohne eine Miene zu verziehen auf den Beinen zu halten. Alles hatte eben seinen Preis und nun schaute sie auf den dritten Kelch, der noch keinen Besitzer gefunden hatte. Wäre sie daheim hätte sie ihren Becher an Candance weiter gereicht, doch wie man das hier handhabte war eine ganz andere Sache.
Außerdem würde ihr werter Cousin sicher bald erscheinen, denn immerhin war die Sklavin Vodafonis damit beauftragt, ihm Bescheid zu geben. In Gedanken wiederholte Thalna noch einmal diesen Namen, denn wie sie sich kannte, würde sie ihn alsbald schon wieder vergessen haben, wenn sie nicht Acht gab. "Du bist also auch erst seit gestern hier?", versuchte sie das zuvor begonnene Gespräch wieder aufzunehmen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie nicht erwartet wurde. Sollte sie sich nun wieder selber schelten, dass sie trotz vernünftiger Argumente, warum das so war, immer noch nicht über diesen Umstand weg kam? Ein wenig lehnte sie sich im Sessel zurück und konnte nicht umhin, sich ein wenig zu fremd zu fühlen. Doch das war sie ja auch und unter diesen Umständen war es ein ungemeiner Trost, dass es Callista wohl auch so gehen musste, wenn sie noch nicht lange hier war.