• Auch wenn sie es sich eigentlich vorgenommen hatte, wirklich auf ihre Umgebung geachtet hatte sie nicht. Hier und da war nur ein flüchtiger Eindruck hängen geblieben, was bestimmt an der Erschöpfung lag. Normalerweise war nichts vor ihrem prüfenden Blick sicher, doch nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich verstohlen umzuschauen und jedes erkannte Detail mit ihrem zu Hause zu vergleichen. Anders war es hier schon, doch genau das hatte sie ja auch erwartet.
    Mit einem dankbaren Nicken nahm sie Callistas Angebot, sich in einem der Korbsessel nieder zu lassen an und ärgerte sich insgeheim über das leise Knarzen, das dieser von sich gab, als sie sich setzte. Sie war wirklich müde, aber sie war nicht gewillt sich das in irgendeiner Form anmerken zu lassen und sie lächelte stattdessen. Neugierig setzte sie ihren Blick auf ihre Verwandte, ehe dieser von einem der Sklaven abgelenkt wurde, der ein Tablett brachte. Aufmerksam verfolgte sie, wie er auf ein stummes Nicken hin den Wein mit Wasser verdünnte. "Für mich auch so," sagte sie schnell, ehe sie kurz darauf ebenfalls den Becher entgegen nehmen konnte. Candance stand schräg hinter ihr und Thalna war sich sicher, dass es dieser schwer fallen würde, sich die ganze Zeit ohne eine Miene zu verziehen auf den Beinen zu halten. Alles hatte eben seinen Preis und nun schaute sie auf den dritten Kelch, der noch keinen Besitzer gefunden hatte. Wäre sie daheim hätte sie ihren Becher an Candance weiter gereicht, doch wie man das hier handhabte war eine ganz andere Sache.


    Außerdem würde ihr werter Cousin sicher bald erscheinen, denn immerhin war die Sklavin Vodafonis damit beauftragt, ihm Bescheid zu geben. In Gedanken wiederholte Thalna noch einmal diesen Namen, denn wie sie sich kannte, würde sie ihn alsbald schon wieder vergessen haben, wenn sie nicht Acht gab. "Du bist also auch erst seit gestern hier?", versuchte sie das zuvor begonnene Gespräch wieder aufzunehmen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie nicht erwartet wurde. Sollte sie sich nun wieder selber schelten, dass sie trotz vernünftiger Argumente, warum das so war, immer noch nicht über diesen Umstand weg kam? Ein wenig lehnte sie sich im Sessel zurück und konnte nicht umhin, sich ein wenig zu fremd zu fühlen. Doch das war sie ja auch und unter diesen Umständen war es ein ungemeiner Trost, dass es Callista wohl auch so gehen musste, wenn sie noch nicht lange hier war.

  • Nachdem die Sache mit dem Wein geklärt war, zogen sich die hauseigenen Sklaven etwas zurück, damit die beiden Frauen ihre Ruhe hatten und Callista nahm einen Schluck. Es war Nachmittag und sie spürte sofort, dass der Wein stärker verdünnt war als üblich, aber es war ihr nur Recht so. Wein war, wie sie wusste, nicht immer die beste Wahl und es war besser, sich zurückzuhalten. Vor allem, wenn eine neue Verwandte dort saß und man einen guten Eindruck machen wollte.


    "Ja, ich bin gestern Vormittag angereist. Ich komme aus Mantua und habe dort gelebt. Und du? Woher kommst du?" fragte Callista neugierig und lächelte die Blondine an. Sie fragte sich, wie alt sie wohl war und ob sie ebenfalls unverheiratet war und was sie in Rom vorhatte. Vielleicht konnten sie sich ja anfreunden? Callista hatte noch nie eine gleichaltrige Freundin besessen. Alles war so aufregend. Callista überlegte, dass es eigentlich schon Zeit war für die cena, dennoch war sie sich nicht sicher, ob Thalna so großen Hunger hatte. Die cena gehörte zu den üppigsten und wichtigsten Mahlzeit, aber sie hatte hier im Haus auch noch keine erlebt. Gestern hatte sie nur einen kleinen Happen mit ihrem Onkel gegessen. Wahrscheinlich war es besser, zu warten.

  • Thalna hatte auf den Inhalt ihres Bechers. Gedankenverloren ließ sie diesen ein wenig kreisen und beobachete die Bewegung der Flüssigkeit. Ein wenig unbehaglich war ihr schon und flüchtig entglitten ihre Gedanken in Richtung ihres Zwillingsbruders, der bestimmt gerade irgendwo war, wo er sich nicht so deplaziert fühlte wie sie. Aber was nutzte es schon zu klagen? Irgendwie würde es schon weiter gehen und sie war sich sicher, dass wenn sie erst einmal ausgeschlafen war, die Welt sich schon wieder ganz anders präsentieren würde. Die Worte von Callista rissen sie wieder zurück in die Situation. Mantua. Thalna nickte nur ohne auf zu sehen und ließ ein gedehntes Seufzen ertönen. Es war ja abzusehen gewesen, dass die Frage nach ihrer Herkunft kommen musste. "Nicht aus Mantua!", stellte sie trocken in den Raum und rang sich erst nach dieser Äußerung dazu durch, ihrer Verwandten einen Blick zu gönnen. Etwas ungeduldig hob sie den Becher an die Lippen und nippte zunächst daran, bevor sie einen größeren Schluck nahm. Es wurde Zeit, dass sie sich zusammen riss und sich an die Manieren erinnerte, die sie eigentlich haben sollte und sich gesellschaftsfähiger verhielt. Callista konnte ja nichts dafür, nur: Sie war halt da! "Germanien," fügte sie dann hinzu und bemühte sich ernsthaft freundlich zu klingen und die Frage zu beantworten, ohne gleich ihre gesamte Lebensgeschichte zum besten zu geben. Eine sehr grobe Zusammenfassung musste schon genügen, denn nach mehr war ihr im Augenblick nicht. "Dort habe ich gelebt und nun bin ich hier."


    Sie rückte sich in dem Korbsessel zurecht. Wahrscheinlich kam sie ihrem Gegenüber recht unausstehlich vor, doch das war nicht ihre Absicht und schnell versuchte sie sich an einem Lächeln. Es gab nicht viele Menschen, die sie auf Anhieb auf ihrer Wellenlänge wähnte und in den meisten Fällen war ihr die Distanz, die dieser Umstand mit sich brachte nur recht. "Warum ich hier bin?", stellte sie sich selbst die naheliegendste Frage, die wohl eh zu erwarten gewesen wäre und beantwortete sie auch sogleich. "Meine Eltern sind tot, mein Bruder bereist die Welt und ich würde sicher als verkorkste Alte enden, wenn ich den Rest meiner Familie nicht hätte." Traf es das? So ungefähr. Thalna verzog das Gesicht und schnaufte durch die Nase bei dem Versuch sämtliche Emotionen, die bei dem Gedanken an das alles in ihr hochkochen wollten zu ignorieren. "Und warum bist du hier?" Callista wirkte nett und freundlich, wenn nicht gar auf Anhieb sympathisch. Vielleicht auch ein wenig zurückhaltend? Thalna legte den Kopf schief. Das alles blieb abzuwarten, denn sie war nicht einer jener Menschen, der blind dem ersten Eindruck vertraute.

  • Callista lehnte sich zurück und sah auf die junge, blonde frau da vor ihr. Sie machte einen weitaus strapazierteren Eindruck, als sie bei ihrer Ankunft und Callista war sich nicht sicher, wie viel man dabei wirklich der Reise zuschreiben konnte. Sie war geradezu kurz angebunden und ihre Antworten klangen genervt, wahrscheinlich fragte Callista zu viel. Ihre Neugier war manchmal groß, größer noch als ihre Schüchternheit. Und gerade bei der Familie war sie nicht so schüchtern wie bei Fremden, das hatte ihr ihre Mutter so beigebracht. Doch sie wollte nicht allzu vorschnell urteilen, sie hoffte einfach, dass Thalna nach einem guten Essen und einem Bad und einem langen Schlaf etwas freundlicher wurde. Gegen ihre zwei Tage in einer Reisekutsche musste der Weg von Germanien bis hierhin unendlich sein.


    "Wusstest du, dass Balbus Land in Germanien besitzt? Sein Vater und auch er selbst haben in Germanien im Militär gedient. Balbus sagt, dass das Land sehr schön ist, wenn auch das Wetter härter als hier in Rom. In der Acta stand, dass man in Germanien zwei Fuß hohen Schnee erwarten kann." Beinahe hätte Callista gefragt, ob sich Thalna sowas vorstellen konnte, aber sie kam ja aus Germanien. Daher wäre ihre Frage dumm und kindisch gewesen. Und nun ergriff Thalna erneut das Wort und stellte sich selbst eine Frage, die sicher noch von Callista gekommen wäre.


    Sie war also auch Waise, genau wie Callista! Traurig senkte diese ihren Blick und nippte an ihrem Wein, wie schade. Es schien, als währte in ihrer Familie das Familienglück niemals lange. Aber wenigstens hatte sie einen Bruder, auch wenn dieser nicht in ihrer Nähe war. Als Callista jünger war, hatte sie sich auch immer Geschwister gewünscht. Mindestens eine jüngere Schwester, aber dazu war es nie gekommen. Sie seufzte ebenso schwer, wie es noch vor Sekunden ihr Gegenüber getan hatte und zwang sich dann, ihren Blick zu heben.


    "Meine Eltern sind auch tot, mein Vater starb als ich fünf war und meine Mutter war lange Zeit krank. Als sie gestorben ist, vor etwas mehr als einer Woche, war ich sehr traurig, aber sie hatte arrangiert, dass ich zu Balbus komme. Es gab einige Dinge zu regeln, wegen dem Haus und den Sklaven, aber als das erledigt war habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Die Reise hat nur zwei Tage gedauert und, nun ja, jetzt bin ich hier. Balbus hat mir gestattet, mich dem Cultus Deorum anzuschließen und eine Priesterin der Iuno zu werden."


    Sie geriet schon wieder ins Plaudern und war froh, dass sie durch die Ankunft eines Sklaven unterbrochen wurde. Er brachte Brot, Garum, kalten Fisch, etwas Schinken, Puls und auf einem anderen Tablett waren vielerlei Früchte angerichtet, unter anderem getrocknete Aprikosen und Feigen, eingelegte Datteln, frische Birnen und Äpfel, sogar einige Nüsse und natürlich Weintrauben, dunkellila und von erstaunlicher Größe. Callista war nicht hungrig, dennoch griff sie sich eine Handvoll Nüsse. Sie brauchte wohl keine einladende Geste machen, denn es war klar, dass auch Thalna zugreifen sollte.

  • Nun musste Thalna doch leise kichern. Man konnte Schnee sicherlich in Germanien nicht nur erwarten, sondern dort auch garantiert bekommen. Auch was ihren Cousin anbelangte wusste sie Bescheid, da war sie sich ziemlich sicher. Das hatte sie gewusst! Noch einmal trank sie einen Schluck aus dem becher. Doch das getragene Seufzen ließ Thalna wieder aufhorchen. Sie war also nicht alleine mit ihrem Schicksal.
    "So war es bei mir auch. Zumindest so ungefähr," sagte sie. Bestimmt waren die Ereignisse bei ihnen beiden noch zu frisch, als dass es sich nun darüber plaudern ließ. So ungern sie es sich auch selber eingestehen wollte, umso sicherer war es dennoch. Nein, sie wollte an gewisse Dinge einfach gar nicht mehr denken in der nächsten Zeit und das tun, was sie bei Laune gehalten, und was sie tief in ihrem Inneren auch gewollt hatte. Endlich einmal Rom wirklich kennen lernen und nicht immer nur davon berichtet zu bekommen.


    "Eine Priesterin der Iuno?", hakte sie dann noch einmal nach und schmunzelte dann. Der Sklave der das Essen brachte lenkte sie doch noch einmal für einen Moment ab. Neugierig schaute sie auf die Leckereien, doch so recht wollte sich noch kein Hunger einstellen, auch wenn es gefühlte Ewigkeiten her sein musste, dass sie etwas Vernünftiges zu sich genommen hatte. Trotzdem griff sie nach einem Apfel, der in diesem Moment wohl die größte Erfrischung versprach. Auch Callista hatte sich eine Handvoll Nüsse genommen. “Das klingt....aufregend,“ sagte sie dann zögerlich. Sie selber hatte noch keine Vorstellungen von ihrem Leben, denn eigentlich war alles gut gewesen wie es war. Doch die Ereignisse hatten sich scheinbar gegen sie gewendet und nun musste sie erst einmal wieder Fuß fassen und sich auf andere Gedanken bringen, was in Rom sicher leicht sein würde. Auf jeden Fall hoffte sie das. “War das deine Idee?“, wollte sie dann wissen, “Ich meine...,“ begann sie, doch sie sprach nicht weiter. Callista wirkte doch etwas scheu, aber das konnte täuschen, wie sie schon zuvor festgestellt hatte. “...das klingt nach einer richtigen Aufgabe.“ Es war wohl für sie beide besser, wenn sie das Gespräch in dieser Richtung fortsetzten und es zunächst an der Oberfläche hielten, denn ihr selber war nicht daran gelegen, über ihre Verluste zu sprechen und bei Callista war dieser sogar noch frischer als bei ihr. Geräuschvoll biss sie dann in den Apfel und ließ ihre Verwandte nicht aus den Augen, während sie noch kaute.

  • Erschrocken blickte Callista zu Thalna, als diese kicherte, wieso denn bloß? Sie guckte etwas irritiert und blickte dann wieder auf ihre Hände, anscheinend hatte sie etwas Dummes gesagt. Etwas, über das man lachen konnte. Dabei hatte sie nur versucht, nett zu sein und etwas Konversation zu betreiben, damit sich Thalna ebenso willkommen fühlte, wie sie. Leider machte es aber den Eindruck, als wären diese Bemühungen nicht so geschätzt, jedenfalls im Moment nicht. Natürlich hoffte sie, dass es am folgenden Tag vielleicht anders aussah, aber sicher war sie sich da nicht. Thalna war, soviel Urteil erlaubte sei sich jetzt schon zu fällen, ganz anders als sie selbst.


    Daher war sie froh, dass es keine Folgefragen zu ihrer Familie gab. Es machte den Eindruck als wolle keiner der beiden darüber reden und somit war das Thema schnell geklärt. Sie hatten beide ihre Familien verloren und wussten auch so, wie man sich dabei fühlte, sie mussten das der jeweils anderen nicht mehr erklären.


    "Ja, das ist eine richtige Aufgabe. Mein Leben bisher war … ereignislos. Meine Mutter hat mich immer sehr beschützt und es gibt so vieles, das ich noch erleben will. Mein Dienst im Tempel würde mir das erlauben und meine Dankbarkeit ausdrücken, die ich empfinde. Iuno hat mich lange Zeit beschützt, weißt du. Priesterin zu sein ist eine ehrenvolle Aufgabe und es war meine Idee, ja. Irgendwie …" Callista wusste nicht recht, wie ausdrücken "… irgendwie denke ich, dass ich damit der Familie helfe. Du weißt schon, Familienansehen und Anerkennung. Nur zu Hause sitzen und Däumchen drehen, das hab ich viel zu lang gemacht."


    Nun schob sich Callista eine Feige in den Mund und als sie diese gekaut und runtergeschluckt hatte kam ihr noch eine Frage in den Sinn. "Und du? Hast du schon eine Idee, was du tun willst? Bist du eigentlich verlobt?"

  • Ihr Gegenüber wirkte auf ihr Kichern hin erschrocken, doch war dies eher eine spoantane Reaktion auf die Erwähnung des Schnees gewesen. Woher sollte Callista schon Germanien kennen, wenn nicht aus irgendwelchen Erzählungen. Thalna beschloss für sich es damit gut sein zu lassen und horchte auf das, was ihre Verwandte ihr als Beweggründe nannte. Über ein ereignisloses Leben an sich konnte sie selber sich weniger beschweren, denn es hatte daheim genug Dinge gegeben die Spaß versprochen hatten und dieses Versprechen auch gehalten hatten. Allerdings war seit dem Auszug ihrs Bruders davon weniger übrig geblieben. Sie hatte sich völlig alleine gewähnt und somit beschränkte sich die triste Ödnis eher auf die letzten Wochen und Monate ihres Lebens.


    Ruhig schaute sie noch immer Callista an, die davon sprach, dass es eine ehrenvolle Aufgabe wäre, eine Priesterin zu werden und dass es der Familie nur Ansehen bringen konnte. Auf ihre Frage hin jedoch, schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich bin nicht verlobt und was ich tun will?" Einen Moment musste sie nun schon überlegen. Darüber hatte sie keinen Gedanken verschwendet während der Vorbereitung auf ihre Reise und in der Zeit davor waren die Umstände auch nicht dazu angetan gewesen, eigene Zukunfstspläne zu schmieden, auch wenn diese immer drückender wurden. "Ich bin mir noch nicht sicher,", sagte sie dann und strich sich eine der Strähnen aus dem Gesicht, die ausgerechnet an diesem Tag ihr widerspenstigerweise nicht gehorchen wollten und einfach mal an Ort und Stelle blieben. "Absolut nicht sicher. Eigentlich hatte ich gehofft, ich würde meinen Bruder hier wieder treffen. Irgendwann." Sie hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen und es lastete schon ein wenig auf ihr, dass er wohl der einzige war, der sie auch ohne Worte verstand. Sie hatte ihn schon vermisst und nun kam ihr die vergangene Zeit nur umso einsamer vor. "Es ehrt dich," sagte sie, während sie sich vorstellte, selber eine Priester in zu werden. Es fiel ihr mehr als nur schwer und für diesen Augenblick wollte sich gar nicht zeigen, was sie überhaupt einmal sie einmal sein könnte. Sogar als Ehefrau wollte sie sich nicht sich nicht so recht sehen. "Ich weiß wirklich nicht, was ich selber will." Und das meinte sie ehrlich, was sich auch in ihrer nieder schlug. Ihre Miene war nichts weiter als das Abbild der reinen Nachdenklichkeit. Thalna grinste jedoch verwegen bei ihrem nächsten ablenkenden Gedanken, der sie unvermittelt überfiel. "Aber wenn du auch erst seit gestern hier bist, hast du da nicht einfach Lust, dir das alles hier anzusehen? Ich meine Rom. Es ist doch aufregend in dieser Stadt zu sein und du willst doch auch etwas erleben, nicht wahr? Oder lernst du lieber?" Ein erneutes schelmisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und sie wendete ein wenig den Apfel, bevor sie in dessen bisher unversehrte Seite herzhaft hinein biss.

  • "Ich bin auch nicht verlobt oder gar verheiratet. Gestern, als ich mit Balbus geredet habe, traute ich mich nicht danach zu fragen. Ob er mich verheiraten will. Er scheint keine konkreten Pläne zu haben und ich glaube, das passt auch ganz gut. Ich würde gerne die Ausbildung beenden, bevor ich mir über sowas Gedanken machen muss." Callista blickte zu Thalna und sah ihre plötzliche Ratlosigkeit, die ihr ganz und gar nicht gut zu Gesicht stand. Sie sah beinahe etwas verloren aus und Callista wusste nicht recht, was sagen. Sie konnte sich nicht vorstellen wie das war, wenn man seinen Bruder vermisste. "Weißt du denn, wo er ist? Vielleicht kannst du ihm einen Brief schreiben? Vielleicht kann dir auch Balbus dabei helfen." Callista wusste nicht einmal, wie ihr Bruder hieß und war sich somit sicher, dass sie keine großartige Hilfe sein würde. Sie konnte Thalna allerdings trösten, wenn diese es wollte, doch Callista hatte nicht das Gefühl Thalna wäre ein Mensch der sich gerne trösten ließ. Dies verstärkte sich noch durch ihre weiteren Aussagen, dass sie nicht wusste was sie tun wollte. "Aber du hast doch Zeit, wahrscheinlich fällt dir bald etwas ein. Es gibt viele Dinge hier in Rom, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann und ja - ich habe wirklich Lust Rom aufs Genaueste kennenzulernen. Ich habe mein Leben lang soviel über die Stadt gelesen und ich freue mich schon darauf, alles mit eigenen Augen zu sehen. Lernen tue ich auch, gerne sogar. Aber es wäre toll, wenn wir zwei Rom erkunden könnten. Dann bin ich nicht so alleine. Ich … ähm … bin manchmal etwas schüchtern aber damit hast du wohl keine Probleme, oder?"


    Sie schmunzelte. Callista nahm nun doch ein Stück Brot und etwas Schinken und bestrich das mit etwas Garum, weil ihr der Schinken selbst etwas fad vorkam. Sie war immer noch nicht wirklich hungrig, vor allem da es sicher noch ein Cena mit der Familie geben würde. Aber sie konnte einfach nicht widerstehen.

  • Während sie Callistas Ausführugen lauschte, kaute sie kräftig auf dem Stück Apfel herum. Sie hatte ignoriert, wie groß ihr Hunger doch gewesen war und nun wurde es ihr nur umso deutlicher bewusst. Als die Rede von einem Brief war, den sie ihrem Bruder schreiben konnte, hielt sie inne. Wahrscheinlich wusste er noch gar nichts von Tod ihrer Mutter, auch wenn man versucht hatte, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Thalna nickte zu diesen Worten. Sicher würde sie ihren Cousin darum bitten und je länger sie nun wieder daran dachte, desto schlimmer wurde die Schwere ihres Gewissens.


    Um sich selbst abzulenken griff sie nach einem weiteren Stück Obst und hielt dabei bereits schon nach einem weiteren Leckerbissen Ausschau, während Callista bestätigte, dass auch sie nicht übel Lust hatte, die Stadt zu erkunden. Bei ihren letzten Worten musste Thalna leise lachen und schmunzelte ebenso wie Callista. Ob sie schüchtern war? Nein, ganz sicher nicht. Genau das war schon immer die Quelle des größten Ärgers gewesen, neben ihrer Angewohnheit die meisten Dinge, die sich schnell erledigen ließen selber in die Hand zu nehmen ohne großartig zu delegieren. Nur kurz glitt ihr Augenmerk hinüber zu Candace, die noch immer hinter ihr stand. Besser, sie sprach sie jetzt nicht an, auch wenn sie es war, die ihr in der vergangenen Zeit wohl am nächsten gestanden hatte und zu einer noch engeren Vertrauten geworden war, als sie es eh schon war.


    "Kann ich nicht sagen," erwiderte Thalna dann ablenkend und versuchte Candace nicht weiter anzusehen. "Aber nein, eigentlich nicht wirklich." Wieder musste sie kichern. "Du hast recht, ich habe noch Zeit. Aber ich werde Balbus wirklich nach dem Brief fragen. Vielleicht weiß er auch, wo mein Bruder sich gerade aufhält. Er wollte eigentlich nach Ägypten." Dann schnaufte sie kurz auf und schob sich ein Stück Schinken in den Mund und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Sie konnte wirklich nichts anderes tun als ihren Cousin fragen. "Ich denke, wir sollten wirklich die Stadt erkunden.Wird sicher Spaß machen." An dem Gefühl, dass sie es am liebsten sofort getan hätte, erkannte sie, dass der gröbste Stress der Reise bereits von ihr abgefallen war, doch morgen war auch noch ein Tag und sie wusste noch nicht einmal wirklich, wo sie überhaupt gelandet war. Doch Callista war nett und zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie sie mochte. "Nur wenn, dann will ich alles sehen. Hmmm... Aber vielleicht sollte ich erst einmal das Haus erkunden und meine Sachen auspacken." Sie ließ ein freches Lächeln erstrahlen.

  • Callista nickte und griff nach einigen Datteln, die in Honig eingelegt waren und damit die Finger nicht klebten gab es einen kleinen Holzspieß. Sie liebte Datteln, besonders so angerichtet und aß gleich drei schnell hintereinander. "Ich glaube, wenn wir alles von Rom ansehen wollen, dann brauchen wir dazu Jahre. Die ewige Stadt ist so riesig! Und es gibt soviel zu sehen und zu erleben, denk nur an die vielen Plätze und Gebäude. Wahrscheinlich muss Balbus uns erst mal die wichtigsten Dinge nennen, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte. Und dann arbeiten wir uns weiter vor." So langsam freundete sie sich mit dem Gedanken an, eine Freundin zu haben, ganz wie Thalna es sagte, es würde Spaß machen. Und Spaß war etwas, dass Callista bisher aus ganz anderen Dingen gezogen hatte.


    Als Thalna ansprach, dass sie wohl zu erst das Haus erkunden wollte, nickte Callista und lächelte aufgeregt. "Eine gute Idee, ich hab auch noch nicht alles gesehen, nur den Keller und ein Stück vom Hinterhof. Im Keller haben wir ein wirklich atemberaubendes Bad, fast schon eine eigenen Therme, wirklich entspannend und so nett hergerichtet. Kann ich dir echt empfehlen! Es gibt auch einen Garten, doch den hab ich gestern leider nur im Halbdunkel gesehen, vielleicht können wir uns den noch ansehen." Callista wurde ganz unruhig als sie an die vielen Möglichkeiten dachte, die nun offenstanden und vor allem - das all das zu zweit doppelt soviel Spaß bringen würde.


    Dann aber wunderte sich, warum Balbus noch nicht bei ihnen war oder aber ihre Tante, denn die beiden mussten doch sicherlich auch neugierig auf Thalna sein. Es war ihr fast etwas peinlich, dass man diese so lange vertröstete. Sie konnte nur hoffen, dass ihre eigene Anwesenheit sie dafür etwas entschuldigte.

  • Da er, im Gegensatz zu den beiden jungen Damen, seine Tage als Beamter in einem stickigen, winzigen Officium verbrachte (das er eigentlich einen Teil der kaiserlichen Kanzlei von einem sehr grossen, und vor allem schönen, Officium aus führte tat nichts zur Sache), konnte er natürlich nicht zu jeder Tageszeit immer sofort aufspringen, wenn jemand das Haus betrat. Doch nun kündigte sich, durch die grazilen Schritte eines altgedienten Soldaten, die Ankunft des Hausherren an.
    Die Schritte näherten sich durch das Atrium dem Triclinium, wo sich nach Auskunft eines Sklaven sowohl seine Nichte, als auch eine weitere junge Dame befand. Den skeptischen Blick seines Herren hatte der Sklave lediglich mit dem Namen Prudentia Thalna erwidert und Balbus hatte einen Moment lang nachdenken müssen, ehe er den Namen zuordnen konnte. Es handelte sich um die Schwester seines nichtsnutzigen Vetters, der sich in Alexandria vergnügte. Leise seufzte Balbus, bevor er das Triclinium ansteuerte.
    Da gerade aus dem Palast kommend, war Balbus noch in seine Toga gehüllt, als er, dank der Toga entsprechend langsam, die Tür des Tricliniums durchquerte und dort tatsächlich auf die beiden Damen traf.


    "Salvete." grüsste er die beiden und steuerte einen der Sessel an. Er lächelte dabei Callista zu und blickte dann, während er sich langsam setze, zu Thalna.


    "Thalna, es muss eine halbe Ewigkeit her sein." sagte er und versuchte sich daran erinnern, wann er sie tatsächlich das letzte Mal gesehen hatte. "Es freut mich dich hier in meinem Haus willkommen heissen zu dürfen."

  • Den Blick ihrer Herrin hatte Candace natürlich wahrgenommen, aber gut erzogen wie sie nun einmal war, reagierte sie gar nicht erst darauf, denn ihre Herrin sollte ihre Aufmerksamkeit lieber auf ihre Gesprächspartnerin richten, als auf ihre Sklavin. Außerdem konnte man seinen prüfenden Blick viel besser durch das Zimmer huschen lassen, wenn die Herrschaften sich unterhielten und einen nicht beachteten, wobei die meisten Herrn ihre Sklaven eh nur dann beachteten, wenn sie einen Auftrag für sie hatten, oder wenn sie irgendetwas falsch gemacht hatten, ihre Herrin war da ganz anders, sie war eine sehr milde Herrin und in den Augen der jungen Sklavin auch die Beste die sie sich wünschen konnte, wobei sie eigentlich erst ihre zweite Herrin war, denn genau genommen waren die beiden Frauen zusammen aufgewachsen, denn Candace war erst vier als sie von Thalnas Mutter persönlich ausgesucht wurde und als Geburtstaggeschenk für ihre Tochter herhalten musste.
    Als Kind war ihre Herrin nicht besonders nett gewesen und schrecklich anstrengend, immer war sie am meckern gewesen und immer hatte sie versucht Candace zu ärgern, aber mit den Jahren hatte sich dieses Verhalten, den Göttern sei dank, verwachsen und nun ärgerte Thalna, wohl nur noch ab und zu irgendwen mit ihrer manchmal recht schwierigen Art.
    Noch einmal huschte der Blick der Sklavin über die Anwesenden, ob sie wohl hier nett zu ihren Sklaven waren? Wenn nicht hatte sie wohl ein Problem, denn sie konnte ja nicht einfach ihre Sachen packen und wieder gehen, vielleicht noch mit der Erklärung also hier gefällt es mir ja mal gar nicht. Diese Gedanke zauberte kurz ein Lächeln auf ihre roten Lippen, wahrscheinlich würde sie dann als Löwenfutter enden, diese Gedanke war dann doch weniger erfreulich, eigentlich war die Sklaven ja fast immer gut gelaunt und versucht immer jeder Situation etwas gute abzugewinnen, eine Eigenschaft die ihre Herrin wohl auch sehr mochte, dass sie immer sofort weinte wenn man mit ihr schimpfte mochte diese wohl weniger.
    Mittlerweile hatte die Sklavin ihren Blick wieder auf den Boden gerichtet, der wirklich sehr sauber war, wie die Sklaven es wohl schafften den Boden so sauber zu bekommen? Ob die Sklaven hier wohl nett waren?
    Plötzlich betrat ein Mann den Raum und auch wen Candace sich zwang weiter auf den Boden zu blicken, musste sie doch ganz kurz einen Blick riskieren, ja eindeutig ein Mann und bestimmt der Hausherr. Sofort blickte das Mädchen wieder auf den Boden, man wollte ja nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen, vor allem nicht wenn man eine junge hübsche Sklavin war und auf einmal irgendwelche Männer den Raum betraten.
    Ganz kurz huschte ihr Blick noch einmal zu ihrer Herrin, die sich da gerade ganz klar mit so einer Frau anfreundete, musste das denn sein?
    Candace versuchte einfach so ruhig wie nur möglich dazustehen und nicht weiter aufzufallen, ihr war es im Moment ach am liebsten wenn sich niemand mit ihr befasste.

  • Nun ging das Ganze sich doch recht gut an, auch wenn sie sich noch immer fremd fühlte. Doch so langsam kehre die Zuversicht zurück und mit ein Großteil ihrer Selbstsicherheit. Allein die Vorstellung Rom zu erkunden erfüllte sie mit Freunde und darüber hinaus würde die dabei noch Gesellschaft haben. In den letzten Wochen war sie viel zu sehr mit sich allein gewesen und die leichte Verbitterung, die sie über diesen Umstand empfand war wohl schwerlich für ihre Umwelt zu übersehen gewesen, geschweige denn zu ertragen. Wieder sah sie dabei kurz Candace an, die es immer zuerst getroffen hatte, doch sie kannten sich nun schon lange genug, um den jeweils anderen einschätzen zu können. Tatsächlich folgte ihr ihre Leibsklavin auf Schritt und Tritt, wenn sie nicht explizit wünschte, dass sie ein wenig Distanz wahren sollte. Hier in Rom, genauer gesagt im Haus ihres Cousins würde sich wohl einiges ändern, doch in welcher Form musste sich wohl erst noch heraus stellen.


    Thala nahm sich ein weiteres Stück Schinken, nur um es mit einem ebensolchen Appetit zu verschlingen, wie das Stück zuvor. Es war würzig und schmeckte, wie sie zufrieden feststellte. Es war ein großer Fortschritt, dass es nun jemanden in ihrem Alter geben würde, der mit ihr zusammen den tristen, öden Alltag ein wenig farbiger gestaltete, auch wenn Callista bereits angemerkt hatte, dass sie eher zurückhaltender Natur war. "Ich hoffe nur, wir verlaufen uns nicht," kommentierte sie lächelnd die aufkeimende Unternehmungslust ihrer Verwandten. Und bevor sie Balbus fragen konnten, musste sie ihn ersteinmal kennen lernen. Immerhin war er nicht mehr als ein Name und ein verschwommenes, verwaschenes Erinnerungsbild in ihrem Kopf, von dem sie nicht einmal sicher war, dass es tatsächlich den richtigen Mann zeigte. Er war verehiratet und das recht frisch. Aber auch das war nur eine flüchtige Erkenntnis. Wieder legte sich eine gewisse Spannung auf sie, die eher von Nervosität als von Vorfreude geprägt war. "Dann kannst du mir das Bad nachher zeigen. Hier ist alles...ein wenig anders als bei uns daheim." Prunkvoller und üppiger vielleicht, doch auch das musste sich erst noch heraus stellen. "Ich bin mir sicher, dass es hier ganz andere Pflanzen gibt und überhaupt alles ganz anders ist. Ich meine, ich habe ja bisher auch noch nicht viel gesehen." In Germanien war ihr ganzer persönlicher Stolz mal eine Palme gewesen, die sich recht schwer getan hatte zu überleben, was wohl zum großen Teil auch an Thalna selbst gelegen hatte. "Dann sehen wir uns nachher den Garten und die Therme an, ich..." Weiter kam sie nicht, denn Schritte kündigten bereits an, dass sich jemand näherte.


    Thalna richtete sich ein wenig in dem Korbsessel auf und lenkte ihren Blick sogleich in die Richtung, aus der Schritte kamen. Ein wenig unschlüssig hielt sie den angebissenen Apfel in der Hand und entschloss sich im letzten Moment dazu, ihn Candace einfach in die Hand zu drücken. Vielleicht war es unhöflich, den Hausherrn mit einem halb aufgegessenen Apfel in der Hand zu begrüßen. Fast vergaß sie zu atmen, bei dem Anblick ihres Cousins und sie erwiderte seinen Gruß recht leise und konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Wirklich bekannt kam ihr das Gesicht nicht vor, doch es zeigte sich doch, dass die Erinnerung sie in Bezug auf Balbus nicht trügte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen und er hatte absolut recht, wenn er nun sagte, dass es eine Ewigkeit her sein musste. Thalna nickte undbestimmt und lächte. "Es ist mir eine Ehre hier sein zu dürfen," brachte sie dann entgegenend hervor. War ihre Selbstsicherheit zuvor erneut aufgekeimt, so schien sie auch schon wieder ein wenig erstickt. Doch eigentlich gehörte sie nicht zu den Menschen, die sich derartiges ohne Weiteres anmerken ließen. Im Geiste suchte sie schon nach weiteren Worten, doch entschloss sie sich dann ersteinmal zu schweigen und zu freundlich und aufgeschlossen zu lächeln, bevor sie sich noch gekonnt und treffsicher in Nesseln setzen konnte. Balbus hatte etwas an sich, dass ihr nichts ferner lag als das.

  • Die beiden Mädchen sprachen davon, was sie den restlichen Tag noch anstellen wollten, als Balbus herein kam und Thalna somit ihren Satz abbrach. Callista lächelte Balbus auch kurz zu und hielt sich dann im Hintergrund, sie wollte das Wiedersehen nicht stören und sie nahm an, die beiden hatten sich einiges zu berichten. Sie wusste ja nicht, ob sie sich schon begegnet waren, doch es sah so aus. Vielleicht einmal, als Thalna noch ein Kind gewesen war. Irgendwie war es sehr spannend, die beiden zu beobachten, es war fast wie ein Spiegel ihrer eigenen Ankunft. Jetzt fehlte nur noch ihre Tante, dann waren sie alle komplett. Nun ja, bis auf Thalnas Bruder natürlich.


    Sie griff nach etwas Obst und aß in aller Stille, während sie lächelnd zwischen Balbus und Thalna hin und her blickte.

  • Balbus schaute Thalna an. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war recht ausdruckslos und er schwieg sie einen kurzen Moment an.
    Dann sagte er mit einem gewissen Mitleid in der Stimme: "Da du hier bist, nehme ich an, dass deine Mutter nun mit deinem Vater in den elysischen Feldern wiedervereint ist." Er schenkte ihr ein leichtes, aufmunterndes Lächeln. "Du hast mein Mitleid. Der Tod meiner Tante ist ein grosser Verlust für uns alle."

  • Candace stand die ganze Zeit über stumm hinter ihre Herrin, sie versuchte einfach nur unauffällig zu sein, denn sie wollte hier in dem Haus, in dem sie zu gast waren ganz sicher nichts falsches tun und so ihre Herrin und Freundin beschämen, vielleicht waren die Leute hier ja strenger mit ihren Sklaven, dass konnte man ja nie wissen.
    Die junge Frau hoffte nur, dass sie nicht doch irgendetwas falsche tun würde, am liebsten wäre es ihr gewesen, sie hätte sich irgendwo verstecken können, sie hatte eben ein sehr sensibles Gemüt und da war ein Umzug in ein anderes Haus schon fast zu viel für ihre Nerven. Candace konnte wirklich froh sein, dass ihr mit ihrer Herrin solch ein Glück zu teil wurde, denn es ganz auch ganz sicher Herrn, die ihre Sklaven schlechter behandelten, viel schlechter sogar, aber wenn man einmal von kleiner Zickerein ihre Herrin absah war sie wirklich mehr als perfekt, zumindest dann wenn man als Sklave von ihr gemocht wurde, denn auch Candace war klar das ihre geliebte Thalna sehr verwähnt war und vor allem mehr als schlecht gelaunt reagieren konnte, wenn sie eben einmal nicht ihren Willen bekommen würde.
    Nun aber hatte der Herr des Hauses den Raum betreten und die anwesenden Damen begrüßt, sie selbst wurde nicht weiter beachtet, ein Umstand er Candace schon einmal leicht aufatmen ließ, denn wenn der Hausherr sie beachtet hätte, dann hätte es sicher nur gezeigt, dass sie etwas nicht richtig gemacht hatte, wenn man sie nicht beachtet dann machte sie doch alles irgendwie richtig.


    Gerade als sie sich gedanklich selbst lobte, drückte ihre Herrin ihr einen angebissenen Apfel in die Hand, wahrscheinlich hatte auch Thalna erkannt, dass es unhöflich war jemanden zu begrüßen und dabei einen angebissenen Apfel in Händen zu halten, aber warum konnte sie diese süßen und saftigen Apfel denn nicht einfach vor sich auf den Tisch legen?
    Der Apfel sah so saftig und reif aus und erst jetzt wurde der Sklavin bewusst, wie hungrig die Reise sei hatte werden lassen. Wenn sie den Apfel jetzt hier essen würde, dann war das nicht nur unhöflich sondern auch noch dumm und dabei liebte Candace doch Äpfel!
    Demütig senkte die Sklavin wieder ihren Blick um nicht doch noch unangenehm aufzufallen, dabei versuchte sie so gut es eben ging, die Frucht in ihre Hand zu vergessen, auch wenn ihr nun durch den gesenkten Kopf auch noch viel besser der Geruch des Obst in die Nase steigen konnte.

  • Einen Augenblick lang schien sich nichts zu regen und die gesamt Aufmerksamkeit fokussierte sich auf sie. Zumindest kam es Thalna so vor. Vorsichtig machte sie sich daran ihren Cousin zu mustern, der ein recht regungsloses Gesicht zur Schau trug. Vielleicht trug das dazu bei, dass sie über die Aufrichtigkeit des Mitleids nachdachte, das dann in seiner Stimme zu hören war. Aber er kannte ihe Mutter nicht. Nicht wirklich. Zumindest nicht so wie sie. Unruhe breitete sich in ihr aus.


    Schließlich erwiderte sie sein Lächeln und bedachte auch Callista mit einem Blick, ehe sich ihre Mundwinkel wieder senkten. In solchen Momenten fühlte sie sich allein, obwohl sie es nicht war. Zu Candace sah sie sich in diesem Augenblick nicht um und am besten wäre es, wenn sie auch nicht darüber nachgrübelte, was diese wohl denken mochte. Dann sah sie zu Balbus hinüber. "Ich danke dir," sagte sie dann leise, "und auch dafür, dass du mich in deinem Haus aufnimmst." Wieder glitten ihren Gedanken zu ihrem Bruder hinüber. "Ich weiß nicht einmal, ob mein Bruder schon von ihrem Tod gehört hat. Ich wollte ihm eine Nachricht zukommen lassen, doch ich weiß nicht, wo genau er sich gerade aufhält."

  • "Du brauchst mir nicht zu danken." sagte er. "Du gehörst zur Familie und in dieser Familie wirst du stets Rückhalt finden." Er lächelte aufmunternd. Als sie dann auf ihren Bruder zu sprechen kam musste er ein wenig schmunzeln.
    "Da kann ich dir helfen, denn ich weiss genau wo er sich aufhält. Oder zumindest aufhalten müsste. Meinen letzten Informationen zufolge ist er in Alexandria. Er scheint sogar wirklich einer Arbeit nachzugehen."
    Der Sarkasmus des letzten Satzes war nicht zu überhören.

  • Es war spannend zu sehen, wie die beiden begannen miteinander umzugehen und Callista konnte aus ihrem Sessel heraus beide Gesichter gut sehen. Und so glitt ihr Blick immer wieder von einem zum anderen um die Mimik und Gestik nicht zu verpassen, die so viel über das Gesprochene verriet. Besonders der Sarkasmus, mit dem Balbus antwortete, war unüberseh und -hörbar und Callista fragte sich wieso. Was hatte Thalnas Bruder angestellt, dass man so schlecht von ihm dachte? Sie hätte gerne gefragt, aber sie wusste auch, dass es jetzt ein schlechter Zeitpunkt war. Wahrscheinlich würde sie es früher oder später eh noch erfahren, sie konnte ja zur Not auch Balbus fragen, wenn ihre Neugierde sie dazu trieb.


    Sie beendete ihre Zwischenmahlzeit und blickte hinaus in den Garten, während sie darauf wartete, dass Thalna weitersprach. Für einen Moment hing sie ihren eigenen Gedanken nach und sie fragte sich, wie ihr Leben wohl ausgesehen hätte, wenn sie einen Bruder gehabt hätte.

  • Candace war wirklich froh, dass ihre Herrin im Moment nicht auf sie achtete denn wenn ihre Herrin sich mit ihr befasst hätte, dann währe ihr wohl auch unweigerlich die Aufmerksamkeit des Hausherrn zu teil geworden und das war as aller Letzte was das schüchtern Mädchen wollte.
    So blieb sie nun einfach weiter wohlerzogen und ruhig hinter ihre Herrin stehen, sie hoffte, dass sie irgendwann bald diese schreckliche Versuchung in Form eines Apfels los werden würde, denn wenn sie weiter diesen Anblick und diesen Geruch direkt vor Augen haben würde, dann würde sie vielleicht doch noch in Versuchung geraten und so wohl ihre Herrin Schande bereiten.
    Die junge Sklavin war ja sonst willensfester, aber auch sie hatte eine lange Reise hinter sich und das alles hier machte ihr Angst und wenn sie Angst hatte, dann bekam sie Hunger. Außerdem wollte sie gar nicht hier in einem Raum mit dem Hausherrn sein, der war sicher gefährlich, alle Männer waren gefährlich, zumindest wenn man eine Sklavin war und nicht nein sagen durfte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!