• Seiana musterte den Duccius unauffällig, als sie eintrat. Für römische Verhältnisse war seine Aufmachung... nun, zurückhaltend. Noch schlichter als die ihre, was Seiana selten geschah. Aber wenn sie an die paar Mal dachte, die sie den Duccier bisher gesehen hatte, dann war er stets schlicht gekleidet gewesen – mehr noch wenn man ihn verglich damit, wie manche Römer gerne auftraten.


    Ebenso wie sie ihn musterte, betrachtete er sie, nur offenbar nicht in dem Bemühen, unauffällig zu sein – in jedem Fall war es zu sehen, wie sein Blick über sie glitt. Dann allerdings machte er den Mund auf, und er schaffte, was er bisher noch annähernd jedes Mal geschafft hatte bei ihr: er verwirrte sie. Sie hatte geglaubt, einigermaßen vorbereitet zu sein für diesen Abend, für ihr Gespräch, sie hatte ihr letztes im Park als Grundlage genommen, die Wortgewandtheit, die er dort bewiesen hatte, die lässige Selbstverständlichkeit, mit der er sich zu ihr gesetzt, ein Gespräch begonnen hatte, ohne allzu sehr auf den anwesenden Octavius zu achten. Sie hatte sich darauf eingestellt. Nicht darauf, dass ihr Anblick ihn nun stottern ließ. Nicht darauf, dass er beinahe verlegen wirkte. Sie lächelte leicht und bemühte sich, souverän zu wirken, als sei sie Komplimente oder Reaktionen dieser Art gewohnt, aber sie konnte nicht verhindern, dass in ihre Wangen eine leichte Röte stieg, oder dass sie den Blick kurz von seinem abwandte. Immerhin widerstand sie jedoch erneut der Versuchung, an ihrer Aufmachung zu zupfen oder sie glatt zu streichen, die in Bezug auf Schmuck und Pomp nicht mithalten konnte mit dem, was ihre Geschlechtsgenossinnen gerne zur Schau stellten. Aber vielleicht war es ja gerade das, was ihm gefiel – was durchaus logisch schien, betrachtete sie wie schlicht er selbst gekleidet war. „Du bringst mich in Verlegenheit, Duccius“, konterte sie auf die Komplimente. Eine Standardantwort war besser als gar keine, fand sie, auch wenn sie sich selbst etwas... einfallslos fand. „Sicher... Danke.“ Seiana nahm Platz, während ihre Sklaven draußen vor der verschlossenen Tür blieben und sich auf eine Wartezeit einrichteten. Sie nickte erneut, als der Duccier das Mitbringsel öffnete. „Ich hoffe, es gefällt dir.“ Das hoffte sie wirklich, und er machte auch einen entsprechenden Eindruck, was sie freute. Seiana war schon immer schlecht darin gewesen, sich angemessene Geschenke oder Mitbringsel auszudenken. Und was brachte man schon mit, wenn man zum Essen eingeladen war und von dem Gastgeber nicht viel mehr wusste, als dass er durchaus wortgewandt war und Interesse an Literatur dieser Art hatte – wenn man seine Teilnahme am Cursus zugrunde legte? Und da Bücher in ihren Augen etwas waren, das man immer gebrauchen konnte, sie zudem über einen entsprechenden Handel verfügte, lag es nahe, ein Buch zu verschenken.


    Bei seinen nächsten Worten verzogen sich ihre Lippen zu einem ihrer seltenen ehrlichen Lächeln. Dass sie nun Auctrix war, war immer noch etwas, das sie mit etwas Unglauben, vor allem aber auch mit Stolz und Freude erfüllte. Auch wenn die Herausforderung, die dieser Posten darstellte, sie hin und wieder zweifeln ließ, ob sie geeignet war. „Nun... wir werden sehen, ob ich der Verantwortung auch gewachsen bin, die der Senat mir damit übertragen hat. Über einen Mangel an Beschäftigung werde ich mich zumindest ebenso wenig wie du beklagen können, denke ich.“

  • "Aber nicht doch...", lächete Vala gewinnend, als die Decima ihm den Passus vorwarf, sie verlegen zu machen, "Ein Kompliment von mir an dich kann doch nur die Wirkung dessen haben, was eine Distel für eine Rose empfindet."
    Die Überhöhung seines Gasts hatte natürlich Methode, die Wirklichkeit sprach allerdings anderes: sie wurde rot. Sie wendete den Blick ab. Es war wie bei den Tieren, das Abwenden des Blickes war nichts anderes als eine Unterwerfungsgeste. Zumindest redete Vala sich das gerade sehr effektiv selbst ein. SEHR effektiv. Irgendwo in ihm brach ein bestimmtes Es schon in Gejaule aus, konnte aber noch von zwei noch bestimmteren Ichen und Über-Ichen in Zaum gehalten werden.


    Sie ließen sich nieder, und sogleich wurde die Decima so unaufdringlich wie dezent nach ihrem Getränkewunsch gefragt. Vala ließ sich Wasser geben, machte aber keinen großen Hehl daraus. Er hatte das Gefühl, dass ihm Alkohol an diesem Abend eher im Weg stehen würde. Es war im Endeffekt ein Ratespiel, deutlich mehr als tausend Jahre später auch 'pokern' genannnt, das Vala hier betrieb: er setzte so und soviel auf eine bestimmte Verhaltensweise der Decima, und je nachdem ob sie sich so verhielt, stiegen seine Chancen auf den... Jackpot. In diesem Fall hatte er einfach darauf gesetzt, dass die Decima mit übermäßigem Genuss von Alkohol nicht viel anfangen konnte. Genauso wie mit der Völlerei, mit der einige Römer sich die Abende zu vertreiben pflegten. Vala selbst hatte, nachdem er feststellen durfte wie schnell sie die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Lebensmitteln auf seinen Körper niederschlug, ein strenges Maß verordnet, das sich dezent von dem abhob was er früher für ein oppulentes Mahl gehalten hatte. Auf all dies setzte er, weil er die Art der Decima so interpretierte, und dann war da natürlich der Stoa-Kurs gewesen. Alles in allem also eine Kette von Indizien, an deren Ende Vala das Bett der Decima erhoffte. Aber bis dahin war noch ein weiter Weg.


    Den Indizien zufolge hatte Vala also ein eher leichtes Essen zusammenstellen lassen, wobei die prudentischen Köchinnen leicht pikiert auf die Anforderung reagiert hatten. Allerdings konnte der junge Mann sich letztendlich durchsetzen, und so war es vor allem leichte Kost, die der Decima nach und nach vorgesetzt wurde. Vala selbst hielt sich vornehmlich an die Oliven. Er LIEBTE Oliven, der salzige Geschmack hatte einfach etwas.


    "Einen Mangel an Beschäftigung habe ich definitiv nicht, das ist wahr. Aber ich denke, das verschieben von Besitzrechten von den Toten zu den Lebenden ist ein Klacks gegen die Bündelung und Verarbeitung von Informationen aus dem ganzen Reich.", lächelte Vala so verschmitzt wie falsch. Der Bast der Kline, auf der er sich niedergelassen hatte, drückte in seine Haut, und er fragte sich, wie die Römer es bloß stundenlang auf diesen Dingern aushielten. Aber er konnte er sich nicht leisten, sich auch nur etwas von der Präsenz der Decima ablenken zu lassen. Aufmerksamkeit zeigen war hier die Prämisse, Aufmerksamkeit und Interesse. So wanderte sein Blick bei ihren Worten auch stets von ihren Augen zu ihren Lippen und wieder zurück, ganz so, als würde er nur darauf warten, dass sie etwas sagte. Der Schalk in seinen Augen blieb dabei ein hartnäckiger Begleiter, der dafür sorgte, dass es nie wirklich zu ernst wurde.


    "Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die Männer Roms nicht vor der Casa Decima Spalier stehen, um eine einflussreiche Frau wie dich vom Fleck weg zu heiraten. Ich meine: eine Frau von Stand, Spross einer der bekanntesten Familien Roms, mit einflussreicher und weitreichender Stellung, Schwester eines aufstrebenden Politikers, dazu noch höchst intelligent und äußerst attraktiv, im besten Alter um dem römischen Reich strahlende Helden zu schenken. Will ich wissen, wie groß der Druck von zuhause ist? Nein, ich will es nicht. Aber was ich will... und was ich sogar fordern muss, ist, dass du diesen Druck und all diese Gedanken hinter dir lässt. Als hättest du sie an der Porta abgeben müssen, wie ein Schwert, das Gefahr in einen friedlichen Moment bringen würde.", mit bezeichnendem Schalk, aber auch einer vertrauenserweckenden Ernsthaftigkeit sprach er diese Worte. Mit einer Miene, die nicht von Eigennutz zeugte, sondern aus einer feinen Sorge, die nicht zu aufdringlich schien, und ihr immernoch die Entscheidung überließ. Das war das wichtigste... sie entschied.

  • Fast schon gegen ihren Willen musste Seiana schmunzeln, als sie seine Metapher hörte. „Rosen scheinen eigenartigerweise die Wirkung zu haben, von anderen für etwas Besseres gehalten zu werden als sie sind.“ Sie bedeutete dem Sklaven, ihr einen Becher stark verdünnten Wein zu geben. Sie trank selten mehr und nie wirklich viel, wenn sie mit anderen zusammen war, was sowohl Grund war als auch als Ergebnis zeitigte, dass sie nicht viel vertrug. Und die Phase, in der sie zu Hause, allein, mehr getrunken hatte, hatte sie inzwischen hinter sich gelassen. So sehr sie immer noch diese Kälte in sich spürte, wenn es um gewisse Themen ging, sie hatte sich wieder im Griff. Das war das Wichtigste, für sie. Sich im Griff zu haben. Sie mochte es nicht, wenn sie die Kontrolle über sich verlor, so rasant. Weder Wut noch Schmerz noch Alkohol waren der Selbstbeherrschung zuträglich. Und verletzter Stolz... war ein zweischneidiges Schwert. Er konnte helfen, er konnte schaden. Ihr hatte er letztlich geholfen. Hatte ihr Kontrolle zurückgegeben über sich, weil er ihr wieder Klarheit gebracht hatte über das, was sie wollte, und das war es, was sie brauchte.


    Seiana ließ sich etwas von den Speisen reichen, und anerkennend zog sie kurz die Brauen hoch. Es war leichter als gewöhnlich, wenn man zum Essen eingeladen war, und das gefiel ihr. Sie sah zu dem Duccius hinüber, der gerade antwortete, sie dabei ansah, auf sie achtete, interessiert war. Seine Art ließ eine Saite in ihr vibrieren, die sie selten spürte. Sie bekam das Gefühl, seine Aufmerksamkeit gehörte ganz ihr, ohne dass er dabei aufdringlich wirkte – und ein Teil von ihr begann es zu genießen, unabhängig davon, dass sie es nicht so ganz glauben konnte. Sie genoss dieses Gefühl, dass dieser Abend tatsächlich für sie ausgerichtet war, angefangen von dem Essen über die Komplimente bis hin zu ihrem Gespräch. Die Bündelung und Verarbeitung von Informationen aus dem ganzen Reich. Das klang... gut. Besser als sie es bisher gesehen hatte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Es ist ja nicht so, als wäre ich dafür ganz alleine verantwortlich. Ich bin letztlich nur die, die dafür gerade stehen muss, dass alles seine Richtigkeit hat.“


    Und dann machte der Duccier erneut den Mund auf. Und Seianas Lächeln verklang. Es gefror nicht von einem Moment auf den anderen – es wurde nur schwächer, Stück für Stück. Die Miene, die übrig blieb, war eine Mischung aus leichter Fassungslosigkeit und etwas anderem, etwas, das vagem Schmerz nicht unähnlich war. Fassungslosigkeit, weil er aussprach, worüber andere mal mehr, mal weniger dezent hinweg gingen. Vager... Schmerz, weil er etwas anrührte, was ein empfindlicher Punkt war – nicht nur anrührte, nein, er legte den Finger in die Wunde. Fehlte nur noch, dass er tatsächlich fragte: warum. Seiana senkte ihren Blick, während sie zugleich die Lippen leicht öffnete, wie um zu einer Antwort anzusetzen – aber sie sagte nichts, sondern schwieg, hörte ihm weiter zu, während sie nun Stück für Stück daran arbeitete, ihre Miene – und ihr Inneres – zu verschließen. Er sprach aus, was tatsächlich auf ihr lastete, nur aus einer völlig anderen Sichtweise als der ihren. Der Duccius ließ es so klingen, als sei es völlig unverständlich, dass sie noch unverheiratet war, und als sie weitab davon, Schuld an diesem Umstand zu tragen. Und da war dieser eine entscheidende Unterschied: sie sah sich nicht so, wie er sie beschrieb. Sie sah sich bei weitem nicht so. Sie war deutlich entfernt von dem Typus Römerin, der – wie hatte er es gerade formuliert? – dem Reich strahlende Helden schenken konnte. Wenn er nicht wissen wollte, wie groß der Druck von Zuhause war, dann wollte er wohl erst recht nicht wissen, wie groß der Druck war, den sie sich selbst machte. Sie schwieg auch noch, als er geendet hatte, und erst nach einem weiteren Moment sah sie wieder auf und begegnete seinem Blick. „Und wieder schmeichelst du mir.“ Diesmal schwang in ihrer Stimme wie in ihrem Lächeln ein Hauch von Bitterkeit mit, bevor sie sich zusammenriss und sorgfältig zu verbergen suchte, was er da angerissen hatte. Den Druck hinter sich lassen, hatte er gesagt. Für einen Moment, für einen Abend. Es klang gut. Mehr noch, weil sie sich nicht aus der Fassung bringen lassen wollte. Seiana fuhr sich mit der Zungenspitze kurz über die Lippen. „Was schlägst du vor, um den Druck hinter sich zu lassen? Dein Weg kann doch auch nicht immer ein leichter gewesen sein, und das wird so bleiben, beschreitest du weiter den Cursus Honorum. Was tust du, willst du dem Druck entfliehen, den Rom ausüben kann?“

  • "Manchen Rosen scheint es zu genügen, für besser gehalten zu werden.", sponn Vala die metaphorische Rumkomplimentiererei weiter mit selbstsicherem Lächeln weiter, "Doch ich wage zu behaupten, dass nur eben jene, die das nicht tun, die durch Flora verliehene göttliche Vollkommenheit erreichen."


    Vala nippte weiter an seinem Wasser, dabei stets darauf bedacht, die Decima nicht allzu aufdringlich anzustarren. Unauffälligkeit war an Anstrengung kaum mehr zu überbieten, das wusste er, jede Nuance dieses antiken Candlelightdinners musste dezent genug sein um sich nicht aufzudrängen und doch präsent genug um nicht übersehen zu werden.
    "Mein Vetter Lando, Sohn des Landulf hat auch das eine oder andere zur Acta beigesteuert, soweit ich weiß. Ich habe einige seiner Artikel gelesen.. er hat sie nie wirklich daheim gefühlt in der Welt der Römer, das kann man auch aus seinen Schriften herauslesen. Aber was ich noch interessanter finde: man hat ihn nie für das zur Rechenschaft gezogen was er geschrieben hat. Also wird die Acta wohl Macht genug haben um ihre kritischsten Schreiber zu schützen.. warum also nicht auch dich, Decima?"


    Auch wenn Vala sonst keine Ausgeburt an Einfühlsamkeit war, so war er durchaus in der Lage seinem Gegenüber das Gefühl von Verständnis und emotionaler Sicherheit zu geben. Wenn er es wollte. Und Vala wollte immer dann, wenn er sich einen greifbaren Gewinn von diesem Verhalten versprach, das ganz und garnicht seiner Natur entsprach. Der greifbare Gewinn saß ihm am heutigen Abend direkt gegenüber. Und so spielte Vala auch weiterhin perfekt den einfühlsamsten, aber gleichzeitig bestimmtesten Kerl Roms. Und er kam seinem Ziel näher.
    "Nun..", begann er, hielt aber einen Moment inne. Er konnte ihr kaum auf die Nase binden, dass seine Art der Entspannung darin bestand schöne Frauen, ob verheiratet, verlobt oder nicht, nachzustellen, sie zu umgarnen und schließlich flach zu legen.
    "Sagen wir... mein Weg war nie wirklich leicht. Und ehrlich gesagt bin ich sehr glücklich darum. Leichtigkeit macht weich. Und Weichheit bringt einen irgendwann um, egal ob man mit dem Schwert in der Hand lebt oder mit dem politischen Händedruck. Ich will es garnicht einfach haben..." Was wohl das erste Mal an diesem Abend war, dass Vala wirklich das sagte, was er auch dachte. Aber dabei würde es nicht lange bleiben, zu sehr war die Maske von Hilfe, die er aufsetzte um seine Gegenüber zu täuschen."...aber natürlich brauche auch ich Entspannung. Jedes Tier braucht Muse und Entspannung um sich danach wieder der Arbeit zu widmen, so natürlich auch ich. Meine Muse besteht.. na.. haben wir uns nicht neulich im Park über das gewisse Risiko unterhalten? Diesen kleinen Sprung ab der Norm? Dieser Griff nach den Sternen, ohne und mit dem Boden unter den Füßen? Das ist etwas, aus dem ich viel Kraft schöpfe.." Was Vala mit einem schelmischen, leicht verschwörerischen Lächeln sagte. Es war an der Zeit, das Gespräch in die gewisse Richtung zu schieben... den Stein ins Rollen zu bringen. Und die Frage zu klären, inwieweit die Decima ihn mit anschob.

  • „Da magst du recht haben“, stimmte sie ihm leichthin zu, bewusst offen lassend, ob sie ihm tatsächlich zustimmte. Sie beschäftigte sich ein wenig mit dem Essen, während sie dem Duccier zuhörte, trank einen Schluck von dem verdünnten Wein im Anschluss. „Ja, ich habe seine Artikel auch gelesen“, meinte sie. „Sicher kann man manche seiner Beiträge als kontrovers bezeichnen. Aber genau das ist eine der wichtigsten Aufgaben des Auctors: seine Schreiber zu schützen. Wenn es Beschwerden gibt, wenn Konsequenzen drohen, ist es für meine Begriffe der Auctor, der zur Rechenschaft gezogen wird – und der dafür auch einzustehen hat. Ich werde mich nicht hinter meinen Mitarbeitern verstecken.“ Ihre Stimme war ruhig, dabei aber so bestimmt, dass klar wurde, dass es ihr ernst war mit dem was sie sagte. „Sollte so ein Fall in meiner Amtszeit eintreten, werden wir sehen, ob tatsächlich die Acta so viel Macht besitzt, oder ob es nicht eher die Position meines Vorgängers als Senator und Pontifex war, die ihn geschützt hat.“ Es würde wesentlich leichter sein, im Fall des Falles gegen sie vorzugehen als gegen ihren Patron, das war Seiana wohl bewusst. Wie viel Macht und Einfluss die Acta hatte, lag in nicht geringem Maße an dem jeweiligen Auctor, fand sie – und obwohl sie aus einer zumindest bislang einflussreichen Familie stammte, sie hatte keine andere öffentliche Position inne, und sie war eine Frau.


    Beim darauf folgenden Thema gelang es Seiana durchaus, ihre Kontrolle wieder zu erlangen – nicht zuletzt durch des Ducciers Hilfe, ritt er doch nicht darauf herum, was in ihrem Leben so offensichtlich schief lief, sondern ging tatsächlich auf ihre Frage ein. Was hatte er zuvor noch gesagt? Ich will, dass du diesen Druck hinter dir lässt. Seiana hatte nicht einmal eine Ahnung, ob sie das überhaupt konnte, aber sie begann festzustellen – und die Atmosphäre, die der Duccier kreiert hatte an diesem Abend, trug dazu einen wesentlichen Teil bei, auch wenn sie sich selbst darüber nicht wirklich bewusst war –, dass sie durchaus gewillt war, es wenigstens zu versuchen. Dass er ehrlich schien, dass er zugab, sein Weg sei kein leichter gewesen war, trug ebenso dazu bei. Sie war weit davon entfernt, so etwas wie... Vertrauen zu fassen. Sie kannte ihn kaum. Aber: sie fühlte sich wohl, in seiner Gegenwart, in dieser Atmosphäre, an diesem Abend. Selbst nachdem er ausgesprochen hatte, was ihr manchmal so schwer auf dem Gemüt lastete, fühlte sie sich dennoch wohl, weil er nicht weiter gesprochen hatte, weil er nicht sie als Schuldige sah, so wie sie selbst, weil er ihr eine Form von Aufmerksamkeit schenkte, die sie selten erfuhr... Und das alles war etwas, was sie selten erlebte. Sicher lag es zu einem Großteil daran, dass sie selten mit jemanden in einer Form Zeit verbrachte, dass ihr diese Art von Aufmerksamkeit überhaupt hätte zuteil werden können. Und ein Teil von ihr wusste das auch. Aber das änderte nichts an der Situation, in der sie sich jetzt befand, und nichts daran, dass es ihr gut tat, so behandelt zu werden – dass es ihr schmeichelte, dass sie es genoss, dass es ihr Ego und ihren Stolz streichelte. „Weichheit bringt einen um. Damit hast du sicher recht.“ Seiana dachte an die Krankheit ihrer Mutter, wie für sie gesorgt hatte über so lange Zeit, ohne Verwandte als Unterstützung an ihrer Seite zu haben, bis sie schließlich gestorben war. An die Nachrichten vom Tod ihrer Brüder. An Caius und die Abwärtsspirale, in die sie getrieben worden war, bereits lange vor der Entlobung. Ja, sie konnte dem Duccier nur zustimmen. Weichheit war mehr als nur schädlich in solchen Situationen. Vielleicht sollte sie dankbar sein für das, was die Götter ihr in den Weg geworfen hatten.


    „Das gewisse Risiko...“ wiederholte sie. „Ja, ich erinnere mich.“ Genauso wie sie sich an ihre Verwirrung erinnerte und daran, wie sie – vergeblich – versucht hatte herauszufinden, ob seine Worte nun rein theoretischer Natur waren oder nicht. Sie nippte an ihrem Becher, diesmal jedoch nur, um ihre Antwort hinauszögern zu können. Trotz der Verwirrung hatte ihr das Gespräch im Park gefallen – deswegen war sie ja letztlich hier. Weil es eine Herausforderung gewesen war, weil sie es irgendwo genossen hatte, sich... nun ja... in gewisser Hinsicht verbal mit ihm zu messen. Trotz oder gerade weil sie das Gefühl gehabt hatte, sich auf unsicherem Terrain zu bewegen – und genau dieses Gefühl stellte sich nun wieder ein. Sie sah ihn an, sah sein Lächeln, und fragte sich für einen Moment, ob sie wissen wollte, was er unter einem Sprung ab der Norm verstand. Unter einem Griff nach den Sternen. Und entschied sich für den Moment dagegen, diese Frage zu stellen. „Der Gedanke ein Risiko einzugehen, um dem Druck zu entfliehen, ist mir bisher... selten...“ Seiana stockte, was bei ihr nicht oft vorkam. Selten vielleicht, aber wenn, dann hatte es bei ihr Ausmaße angenommen, von denen andere wohl nur träumten – bei allen Göttern, sie war nach Ägypten gereist, einfach so, zu einem Mann, den sie damals kaum kannte, um etwas herauszufinden! „...wirklich schlüssig erschienen.“ Sie überlegte einen Moment, nippte erneut an dem Becher, während ihr auffiel, dass sie das hier beim besten Willen nicht mehr als theoretisches Geplänkel abtun konnte. Und dennoch verhinderte etwas in ihr für den Moment noch sehr effektiv sich einzugestehen, um was es hier wohl gehen mochte. Immerhin: sie war doch keine Frau, die sich verführen ließ. Und mehr noch: sie war keine Frau, die verführt wurde. Sie bezweifelte nicht einmal, dass Männer Interesse dieser Art an ihr entwickeln mochten – immerhin war Caius der beste Beweis dafür gewesen –, aber es passte einfach nicht in ihr Selbstbild, dass ein Mann sich die Mühe machen sollte, sie zu verführen – und wieder war Caius ein Beweis dafür, denn er hatte es nie ernsthaft versucht. Er hatte immer nur gefragt, mehr oder weniger direkt, aber nie versucht, sie auf eine Art zu verführen, bei der es ihr tatsächlich schwer gefallen wäre nein zu sagen, sobald sie begriffen hätte, worauf er hinaus wollte. „Aber so wie du es darstellst, klingt es verlockend, muss ich gestehen. Als ob es einen Versuch wert wäre.“

  • Selbst für einen Könner wie Vala war das hier der Moment um leicht nervös zu werden. Er hatte diese Situationen schon so oft erlebt, dass er nicht mehr wusste wie oft, und dennoch machten sie ihn ein ums andere mal nervös. Es war der Sprung von der Klippe, sozusagend, nach dem man dafür sorgen musste so geradelinig wie möglich zu fallen, um sich nicht beim Aufschlag alle Knochen zu brechen.
    Als ob es einen Versuch wert wäre., diese Worte jagten ihm einen leichten Schauer über den Rücken, der Blick, den Seiana ihm dabei zuwarf sorgte für einen weiteren Adrenalinschub. Sie hatte sich zu ihm an die Klippe gestellt. Jetzt war es an der Zeit, ihre Hand zu nehmen, um ihr einerseits Mut für das zu machen was kam, und andererseits um ihr die Möglichkeit zu nehmen noch einen Rückzieher zu machen.
    "Es ist nicht nur einen Versuch wert...", murmelte Vala, die Decima fest fixierend, in den Augen die Stärke, die ihm die Hingabe an dieses Spiel verlieh, "..es ist das einzige, was dich den Dingen dieser Welt wirklich entrücken kann. Aber ich werde es dir zeigen... bitte, schließ die Augen."
    Es war die zweite wirkliche Vertrauensprobe. Die erste war, dass sie überhaupt hergekommen war. Jetzt, dieses eine Mal, forderte er sie auf einen Schritt weiter zu gehen. Später einmal würden Philosophen es damit erklären, dass man sich in eine unterlegene Position seinem Gegenüber begab. Dass man sich seinen wichtigsten Sinn nahm, und ihn dem Gegenüber ließ.
    Sie zögerte, natürlich, und so nickte ihr Vala noch einmal aufmunternd und arglos lächelnd, aber mit entschlossenem Blick zu, seine Worte Bitte und Aufforderung zugleich: "Bitte, Seiana, schließ die Augen." Namen waren Macht. Und indem er zum ersten Mal ihren Cognomen benutzte, schloss er den imaginären Graben zwischen ihnen ein Stück weiter. Er versuchte es zumindest.. dies war nicht mehr die Zeit zu taktieren und immer wieder Um- oder Fluchtwege offen zu halten. Ab diesem Punkt ging es entweder gerade aus, oder zurück.

  • Wollte sie noch etwas sagen? Seiana konnte sich nicht mehr erinnern, als der Duccier sie nun ansah, auf eine Art bei der sie das Gefühl hatte, er hielte ihren Blick mit dem seinen fest. Für Momente war sie wie gebannt, konnte ihre Augen nicht von seinen lösen, meinte sich nicht einmal rühren zu können. Die Hand mit dem Becher war irgendwo auf halbem Weg zwischen ihrem Mund und dem Tisch, wo sie ihn hatte abstellen wollen, erstarrt, und sie erwiderte seinen Blick, schon, weil ihr keine Wahl blieb, zugleich aber auch, weil der Ausdruck in seinen Augen sie faszinierte. Sie hörte, wie seine Worte an ihr vorbei perlten, hörte den Klang, den Inhalt – und fühlte sich immer noch gebannt. Bis er ihr sagte, sie solle die Augen schließen. Zögern mischte sich in die Gebanntheit. Ihre Lippen öffneten sich leicht, als wollte sie etwas sagen, aber kein Wort kam darüber. Sie hätte ihn fragen können, was er meinte, was er zeigen wollte, aber sogar ihr war klar, dass es so nicht funktionieren würde – dass der Moment dann wohl verpuffen würde. So oder so hätte sie aber wohl gerade kein Wort hervorgebracht. Und so sah sie ihn nur an, immer noch, und fragte sich nur im Stillen, was er damit nun bezweckte. Was er vorhatte. Und sie zögerte, zögerte zu tun, was er sagte. Wieder war da die Verwirrung, zugleich aber auch Unschlüssigkeit. Seine Aufforderung, kombiniert mit seinem Blick, übte einen Reiz auf sie aus, dem sie sich nur schwer entziehen konnte – sie wusste nicht einmal, ob sie sich dem entziehen wollte.


    Und dann nickte der Duccier – und nannte sie bei ihrem Namen. Nicht bei ihrem Gensnamen, sondern ihrem Cognomen. Sie sog Luft ein, und irgendwo in ihr begann es zu kribbeln. Seiana wusste nicht, warum er das plötzlich tat, aber es tat seine Wirkung, ihren Namen aus seinem Mund zu hören, wo er doch bisher ebenso strikt wie sie gemieden hatte, ihr in dieser Form näher zu kommen. Und dazu, wieder, diese Aufforderung. Schließ die Augen. Hätte Seiana darüber nachgedacht, sie hätte nicht sagen können, was letztlich den Ausschlag dafür gab, dass sie ihm Folge leistete – sein Blick, mit dem er sie zu halten schien, die Worte, die er aussprach, ihr Name, den er nannte... die ganze Atmosphäre, die er kreiert hatte. Die Tatsache, dass er sie verwirren konnte wie kein zweiter. Vermutlich war es alles zusammen, was den Reiz ausmachte, was dazu führte, dass sie tat was er wollte – gemeinsam mit der Neugier, angefacht von dem Teil in ihr, der wissen wollte, wovon er sprach. Was er meinte. Und ob er Recht hatte... Der Teil von ihr, der sich danach sehnte, endlich, endlich einmal wieder loslassen zu können. Seiana musterte den Duccier noch einmal, und etwas in ihrem Blick änderte sich, eine Winzigkeit, verlor an Zögern und gewann stattdessen an Spannung, bevor sich ihre Lider langsam senkten.

  • Sie schloss die Augen. Der tarpejische Felsen fiel Vala in genau diesem Moment vom Herzen, als ihre Lider sich senkten und sie die Welt ein Stück von sich wegrückte. Ein ehrliches, aus innerstem Herzen und tiefer Erleichterung geborenes Lächeln schlich sich in diesem Moment auf die Lippen, als er nicht Gefahr lief, seine Maskerade aufzugeben. Sich ihr zu offenbaren. Es reichte, wenn sie das ihm gegenüber tat. Sie rückte die Welt von sich, schob sie mit jeder Winzigkeit, die sich ihre Augen schlossen, eine Meile von sich weg, und Vala war mehr als nur bereit den Platz dazwischen einzunehmen.


    Er erhob sich, sicherstellend, dass sie ihn hörte, er wollte sie nicht überrumpeln. Während er langsamen Schrittes um die Tische herum ging, die zwischen ihnen wie eine sichere Barriere gestanden hatten, warf er Sirius einen sehr eindeutigen Blick zu, der dafür sorgte, dass dieser unter Aufbietung seiner gesamten Überredungskunst die beiden mitgebrachten Sklaven davon überzeugte, dass ihre Herrin in diesem Moment absolute Privatsphäre für angemessener halten würde. Niemand sollte diesen Moment stören, auch nur durch ein leises Husten den künstlich erschaffenen Zauber zunichte machen, außerdem war Diskretion das absolute A und O eines solchen Zusammenkommens. Er hatte einiges zu verlieren, und sie hatte einiges zu verlieren. Und Vala wollte um jeden Preis verhindern, dass aus der Sache irgendwas publikumswirksames wird (:D). Dieser Moment sollte nur den beiden gehören, ohne sich eines möglichen Skandals und eines daraus erwachsenen Heiratszwangs grämen zu müssen.


    Als er bei ihr war, war nichts als das zunehmende Rauschen seiner bequemen Toga das, was verriet, dass er sich ihr genähert hatte und sich neben ihr auf die Knie niederließ.
    "Seiana.", sprach er noch einmal mit der für ihn typischen tiefen und sonoren Stimme, während er sich zu ihr überlehnte und sich ihrem Ohr näherte, bis er schließlich beinahe flüsterte, und sein mit Süßholz gepimpter Atem einige lose Haare hinter ihrem Ohr tanzen ließ, "Dieser Moment, und alle die ihm folgen gehören nur dir. Und in diesen Momenten wird alles anders sein. In diesen Momenten bist du nicht das..." Mit einer sachten und behutsamen Bewegung glitt er mit wenigen Fingern über ihre Stirn, die Haut zart und bedächtig streichelnd. Er ließ sich Zeit, wollte nichts überstürzen, er ließ vor allem IHR Zeit sich an diese erste Berührung zwischen ihnen zu gewöhnen, eine Berührung, die seine Hand weiter zu ihr streckte, mit dem Ziel die ihre zu umfassen damit sie gemeinsam sprangen. Vala war hochkonzentriert. Ein moderner Chirurg würde nicht geflissentlicher ans Werk gehen, so präzise (und mit ebenso viel Jahrelanger Erfahrung) ging der junge Germane hier vor.
    "...und du bist auch nicht das...", sprach Vala und wanderte mit seinen Fingern langsam an ihrem Gesicht herunter, ohne den Kontakt zu verlieren über ihre Kleidung nach unten, bis er die Hand schließlich flach auf ihren Bauch legte, dort, wo sich in den schlanken Gefielden das fruchtbringende Mysterium verbarg, das so viele Völker (seins eingeschlossen) anbeteten und das so vieler Frauen Glück wie gleichsam Unblück bedeutete.
    Er sprach diese Worte verheißungsvoll, als könnte er sie mit einem Fingerschnips von diesen Dingen befreien, zumindest für diese Zeit; Eindringlichkeit und Fürsorge zugleich bestimmten seinen Ton, Leichtig- und Zärtlichkeit seine Regungen, ein Zusammenspiel, das nur auf die vor ihm liegende Frau als Ziel hatte.
    "Sei anders... Seiana... und löse dich.", wanderte die finale Beschwörung schon fast leicht über seine Lippen, auch wenn aus seinen Augen eine ungesehene Konzentration sprach, "...sei das..", sprach er mit wieder etwas festerer Stimme, während er sich noch ein wenig vor beugte und betont leicht mit einem lautlosen Pfiff über ihren schlanken Hals strich und die kleinen Härchen tanzen ließ.
    "...sei dies...", raunte er, ihrem Ohr ein wenig näher als zuvor, und seine Hand wanderte von ihrer Körpermitte aufwärts zu den Erhebungen ihrer Brüste, und ohne sie wirklich zu berühren strichen seine Finger doch merkbar über den Stoff, leicht und scheinbar ohne Ziel, doch sehr bestimmt auf die Rundungen konzentriert.
    "...sei auch das...", sprach Vala mit zunehmend angespannter Stimme, mutig geworden durch den fehlenden Protest, und wanderte mit seinen Fingern wieder ohne wirkliche Berührung, aber doch merkbar an ihrer Kleidung hinab zu dem Punkt, an dem ihre Beine sich an dem Punkt vereinigten, der seit Jahrtausenden von bestimmten Völkern mit stilisierten Feigenblättern dargestellt wurde, und in seiner natürlichen Heiligkeit später durch die Rose und eine Figur, die fälschlicherweise als das Herz bezeichnet wurde. Hier wagte Vala sich nicht an die Frechheit einer offenen Berührung. Noch nicht. Hier wagte Vala, der sehr wohl von der eigentümlichen Beziehung der Frauen zu ihrem Körper wusste, aber nicht die geringste Ahnung hatte warum das so war, sich nur daran den Stoff in respektvollen Kreisen zu streicheln, es reichte vollkommen wenn sie wusste, was er meinte.
    "...und, geliebte Seiana... sei vor allem das...", sprach er mit der Inbrunst der Überzeugung, die Leichtigkeit und Schwere des seins zugleich in seine Worte legend, packte sie mit der einen Hand an der Taille, mit der anderen hinter den Schultern und zog sie mit einem Ruck in seine Arme, nur um ihren Mund keine Milisekunde später mit seinem zu verschließen. Der Kuss war innig, er war stürmisch und er fasste all das zusammen, was Vala von Seiana wollte. In einem einzigen, sehr langen und sehr intensiven Kuss.

  • Dunkelheit senkte sich über sie, selbst gewählt, und des Sehsinns nun beraubt, konzentrierte Seiana sich vermehrt auf ihre übrigen Sinne. Sie hörte, wie der Duccius aufstand, wie er sich bewegte, aber obwohl das Geräusch und das Wissen darum, was es hieß, das Kribbeln in ihr für einen Moment in die unangenehme Richtung verstärkten, widerstand sie der Versuchung, die Augen sofort wieder zu öffnen. Denn auch das hatte seinen Reiz – die Unsicherheit, die sie nun spürte, das Gefühl des Ausgeliefertseins, auch wenn es nur andeutungsweise war, und auch wenn sie das hier jederzeit beenden konnte. Mehr noch, gerade weil es so war, gerade weil sie jederzeit die Augen hätte öffnen können, konnte sie den Reiz, den dieser Moment ausmachte, tatsächlich wahrnehmen – und beginnen ihn zu genießen. Blind wie sie nun war, zugleich aber für den Moment erlöst aus dem Bann, in dem er sie gerade eben noch gehabt hatte durch seinen Blick, ließ sie ihre Hand langsam, vorsichtig, sinken, tastete nach dem Tisch, um den Becher abzustellen, und lauschte gleichzeitig auf ihn, lauschte auf leichte Schritte, die sich ihren Weg suchten auf dem Boden, lauschte auf das Rauschen von Kleidung, wenn Stoff in Bewegung geriet, im Lufthauch wehte, aneinander rieb – lauschte auf jedes Geräusch, das ihr hätte verraten können, wo er war, was er vorhatte.


    Dass er sich ihr genähert hatte, war weder schwer festzustellen noch kam es überraschend. Dennoch konnte Seiana ein leichtes Zucken nicht unterdrücken, als plötzlich seine Stimme neben ihr erklang. Erneut sog sie die Luft ein, mit leicht geöffnetem Mund, und für einen Moment schienen ihre Lider zu flattern, ohne sich jedoch tatsächlich zu öffnen. Erneut schwebte ihr Name durch den Raum, und die Anspannung, die Seiana im Griff hatte, nahm wieder zu, machte sie glauben ihr ganzer Körper vibriere, und sie konnte dem nicht entfliehen. Etwas in ihr weigerte sich, einen Rückzieher zu machen, obwohl es genau das war, was ein anderer Teil von ihr nun vehement forderte. Das hier ging nicht. Es schickte sich nicht. Es gehörte sich nicht. Ganz gleich, was der Duccier vorhatte – Seiana schaffte es immer noch, schlicht zu verdrängen, worauf das hier hinauslief, schaffte es, einfach nicht daran zu denken, was wohl in dem Moment kommen würde, der sich an diesen anschloss, in dem sie sich gerade befand –, das hier ging einen Schritt zu weit. Sie entsprach nicht dem Idealbild einer Römerin, keine wusste das besser als sie, aber sie bemühte sich wenigstens, und das hier... die Augen geschlossen, auf einer Kline liegend, ein Mann bei ihr, den sie kaum kannte, und nicht nur einfach bei ihr, nein, er kam ihr immer näher und näher, sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, spürte die Gänsehaut, die der Hauch auslöste, die sich von ihrem Hals aus über Schultern und Arme zog... Und der Teil, der befand dass sie dem Einhalt gebieten müsse, wurde... nun, nicht leiser, aber... schien an Einfluss zu verlieren, an Gewicht. An Macht. Seianas Augen blieben geschlossen, ihr Körper rührte sich nicht, obwohl er inzwischen angespannt war wie selten. Weitere Worte erreichten ihr Ohr, leiser nun, und selbst wenn da nicht sein Atem gewesen wäre, der sacht über ihre Haut strich, merkte sie allein an der Tatsache, dass sie ihn dennoch so gut verstehen konnte, wie nah er ihr nun sein musste. Und er beharrte weiter auf dem, was er zuvor bereits verlangt hatte, darauf, wovon er gesprochen hatte: dass sie den Druck hinter sich lassen sollte. Sie erzitterte, als sie seine Berührung auf ihrer Stirn spürte, und wieder echote irgendwo in ihr Protest, gegen ihn, aber vor allem gegen sie selbst, weil sie es nach wie vor zuließ. Aber sie wollte gar nicht darauf hören. Gefangen – von seiner Stimme und seiner Berührung ebenso wie von ihren eigenen Bedürfnissen, die sie sonst verdrängte – verharrte sie schweigend, und was er sagte, lieferte ihr die perfekte Argumentation, um diesen einen Teil immer weiter ins Abseits zu drängen, so wie üblicherweise dieser andere Part verdrängt wurde von ihr, der nun, mit der Unterstützung des Ducciers, die Kontrolle zu übernehmen begann.


    Sacht wie eine Feder strichen Finger über ihre Haut, tanzten Berührungen über ihren Körper, von ihrem Gesicht über ihren Hals, ihre Brust, bis zu ihrem Bauch – immer so zart, dass sie es mehr ahnte als tatsächlich spürte, und dennoch breiteten sich Schauer auf ihrer Haut aus, wo sich die Spur seiner Finger entlangzog. Sei anders. Sie wollte anders sein. Einfach nur anders. Sie konnte nicht dem Ideal einer Römerin entsprechen, aber sie konnte ihm auch nicht entfliehen – eines von beiden wollte sie jedoch, irgendeines, solange es ihr nur Zufriedenheit verschaffte, solange es nur bewirkte, dass sie sich nicht mehr das Gefühl hatte, nicht genug zu sein, nie genug sein zu können. Der Duccier traf mit seinen Worten und seinen gezielten Berührungen einen Nerv. Ihr Verstand, der eine solche Kontrolle über sie ausübte, ihr Bauch, der ein Symbol für die erste und wichtigste Pflicht war, die eine Römerin hatte – und der sie nicht nachkam. Löse dich. Sie erschauerte, deutlicher diesmal, als sie einen kräftigeren Luftzug an ihrem Hals spürte, erschauerte ein weiteres Mal, als seine Hand nun wieder hinauf wanderte und über ihre Brüste strich – erneut so sacht, dass sie es mehr erahnte, und tat es seine Wirkung. Und ein drittes Mal erschauerte sie, als seine Finger wieder die entgegengesetzte Richtung einschlugen, diesmal nicht bei ihrem Bauch verharrten, sondern weiter strichen, so sacht wie stets, wenn überhaupt noch sachter – und dennoch genug. Genug, um ihren Atem auf einen Schlag zu beschleunigen, genug, um ihren Herzschlag für eine Winzigkeit aussetzen zu lassen, nur um ihn dann heftig weiter klopfen zu lassen. Genug, um ihr zum ersten Mal seit seiner Aufforderung, die Augen zu schließen, einen Laut zu entlocken, ein schwaches Seufzen, das leise, aber hörbar über ihre Lippen kam. Sie hörte erneut seine Stimme, hörte wieder ihren Namen, hörte... geliebt... etwas in ihr wehrte sich gegen dieses Wort, diesen Begriff, glaubte sie doch nicht daran, glaubte auch nicht daran, dass es hier irgendetwas zu bedeuten, etwas zu suchen hatte, aber noch bevor dieses Etwas auch nur hätte versuchen können sich in ihr Gehör genug zu verschaffen, um zu reagieren, wurde sie von ihm zu sich gezogen. Und nur den Bruchteil eines Moments später verschmolzen seine Lippen mit den ihren. Auf einen Schlag öffneten sich ihre Augen nun, weiteten sich überrascht, und ihre Hände hoben sich, legten sich auf seine Oberarme, knapp unterhalb der Schultern – schoben ihn aber nicht weg. Die Geste blieb schwach, symbolisch, und noch während ihre Hände dort lagen, begannen ihr Mund schon, den Kuss zu erwidern. Der Intensität, die er hinein legte, hatte sie nichts entgegenzusetzen, mehr noch, sie wollte es gar nicht. Sie spürte immer noch den Nachhall seiner Finger auf ihrem Körper, spürte noch die Schauer, die er ausgelöst hatte, und obwohl dies ein weiterer dieser Momente war, in denen ihr Kopf versuchte, einzugreifen und zu verhindern, was er noch verhindern konnte, war ihr Körper nun, für diesen Moment, endgültig stärker, und forderte von ihr nun vehementer, als der Duccier es gekonnt hätte, endlich loszulassen.

  • Sie war sein. Zumindest glaubte Vala das in diesem Moment. In seinem Innern jubelte das Es und scharrte mit den Füßen auf dem Boden, bereit, die Kontrolle zu übernehmen. Doch etwas fehlt. Etwas fehlte noch zu Valas Glück.


    Sie erwiderte den Kuss, und einige Momente lang waren die beiden nur ein Knäuel aus Mündern die sich gegenseitig umklammerten wie Ertrinkende in einer See voll Haie. Vala hielt sie fest, aber nicht ZU fest, an sich gedrückt, die Augen im Kuss fest geschlossen und sich einfach auf das Gefühl konzentrieren, dass dieser erhebende Moment der Eroberung bei ihm auslöste. Nein, Vala ging alles andere als emotionslos zugange, auch er hatte Gefühle. Nun.. ein paar, zumindest. Und eine schöne Frau in den Armen, ihre Reaktion auf seine Nähe spürend, wie sie sich ihm hingab, ihren Duft, das Gefühl von ihrer Haut auf der seinen. All das löste durchaus Gefühle in ihm aus. Er war glücklich, in diesem Moment war alles wie weggeblasen. Er war einfach nur glücklich.


    Und wie ein glücklicher Kerl nunmal so ist, gibt er sich nie zufrieden mit dem was er hatte. Vala wollte mehr. Während seine Lippen die ihren liebkosten, ohne darauf zu verzichten auch ihr Gesicht und ihren Hals mit Zärtlichkeiten zu bedecken, wanderte Valas eine Hand von ihrer Taille abwärts, fordernd, mit klarem Ziel. Wie jeder. einzelne. Kerl. auf der ganzen Welt war auch Vala erfüllt von einer deutlichen Faszination für weibliche Rundungen, und die doch etwas ausgelieferte Position der Decima ließ Valas Eroberungstrip über ihren Körper zu. Streicheln, drücken, greifen, reiben... Valas Repertoire an Trockenübungen ließ nichts zu wünschen übrig. Und das, obwohl sie immernoch voll bekleidet in seinen Armen lag. Das würde sie auch bleiben, und Vala machte immernoch einen respektvollen Umweg um die weiblichen Hoheitsgebiete. Bis man ihn einlud.
    Ein wichtiger Punkt in der Art von Valas Faszination von Frauen war, dass er nichts tat, ohne dass man ihm vorher sehr klar machte, dass die Frau ihn wollte. Sie MUSSTE ihn wollen, sonst wäre das nur ein halber Spaß. Und deshalb trieb Vala die flüchtigen Liebkosungen von Seianas Körper auch bis zur Spitze... ohne wirklich die letztendliche Tür aufzustoßen. Sie reagierte auf jede seiner Berührungen, so wie Vala es auf ihre Reaktionen tat, und dieses Spiel machte es für Vala so göttlich, nirgends erhielt er mehr Bestätigung als in diesen Momenten.


    Er saß mittlerweile auf der Kline, sie fest in seinen Armen halten, und bevor seine Hände dieses Mal wieder auf dem Weg nach unten unter ihr Kleid kurz vorher wieder einen anderen, ungefährlicheren Weg einschlug ließ er sie auf gerader Strecke ruhen, und löste ihren Kuss.
    So nahe an ihrem Gesicht verharrend sah er Seiana einfach nur tief in die Augen, ohne ein Wort sagend, und sein Blick drückte nur eines aus: Verlangen. Wildes, nur unter größter Anstrengung gezügeltes Verlangen. Das Verlangen eines Wolfes, der viel zu lange an einer Kette gehalten wurde und der Blut gerochen hatte. Das Verlangen, wie es in der Natur nur zwischen Mann und Frau herrschen konnte. Er wollte sie. Hier und jetzt. Und das machte er ihr mit seinem Blick auch gerade unmissverständlich klar. Nur eines fehlte noch... eine einzige Sache.


    "Sag ja."

  • Sie war sein. Es hatte mehrere Momente gegeben, in denen Seianas Kopf die Kontrolle noch einmal hätte an sich reißen können – sie waren verstrichen, ohne dass etwas geschehen war, aber es hatte sie gegeben. Und der letzte von ihnen war in dem Augenblick gekommen und wieder gegangen, als der Duccier – Vala – begonnen hatte sie zu küssen. Ein Protestschrei hatte sich geformt in ihr, aber er war weitestgehend ungehört verhallt. Und in dem Moment, in dem Seiana aktiv anfing, seinen Kuss zu erwidern, war sie sein. Mochte der pflichtbewusste, kontrollsüchtige Teil in ihr auch noch hin und wieder auf sich aufmerksam machen, eine wirkliche Chance, Seiana dem Duccier nun noch zu entziehen, hatte er nicht mehr.


    Und sie genoss den Kuss. Sie genoss es, von ihm gehalten zu werden, und sie genoss es ebenfalls, als er wieder begann, sie zu berühren, fester diesmal. Sie fühlte sich... gewollt, begehrt, und das tat gut. Wie gut dieses Gefühl tun konnte, begriff sie in diesem Augenblick vielleicht zum ersten Mal – ließ sie es in diesem Augenblick doch zum ersten Mal wirklich zu. Sie seufzte an seinen Lippen, die Augen schon lang wieder geschlossen, erschauerte unter seinen Händen, während das Verlangen in ihr mit jeder seiner Berührungen stärker wurde – und langsam, schrittweise, begann sie sich danach zu sehnen, dass er weiter ging. Er berührte sie, streichelte, drückte, griff und rieb, aber gewisse Bereiche ihres Körpers mied er, mied sie so konsequent, dass ihr klar wurde, dass es Absicht war. Und obwohl sie sich – noch – auf den Kuss konzentrierte und mit dem zufrieden war, was sie bekam, war ihr zugleich auch bewusst, dass sie das vor ein Dilemma stellte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn dazu bringen sollte, weiter zu machen. Sie hatte keine Erfahrung. Und sie konnte, wollte, durfte sich nicht einmal allzu viele bewusste Gedanken darüber machen, denn sonst hätte womöglich doch noch ihr Kopf die Zügel wieder an sich gerissen. Seiana war auf Vala angewiesen – in mehr als nur einer Hinsicht. Sie war auf ihn angewiesen, seit sie sich ihm freiwillig ausgeliefert hatte, als sie seiner Aufforderung gefolgt war, sie war es aber auch, weil sie selbst keine Erfahrung hatte, wie es von diesem Punkt an weiterging.


    Was allerdings dann kam, hätte sie nicht erwartet. Sie hatte gewisse Vorstellungen, das sicher, auch wenn sie nur vage waren, weil sie sich häufig nicht einmal das erlaubt hatte, aber diese hatten sicher nicht beinhaltet, dass er plötzlich innehielt, mit allem, mit den Berührungen genauso wie mit dem Spiel ihrer Münder. Für einen Moment verwirrt, fast verunsichert, sah sie ihn an, bemerkte dann, dass er nur innegehalten – aber sich nicht zurückgezogen hatte, was sie fast noch mehr verwirrte. So dicht wie er bei ihr war, konnte sie seinem Blick nicht ausweichen, selbst wenn sie gewollt hätte, und so blieb ihr nichts übrig, als ihn anzusehen. Das Verlangen wahrzunehmen, das sich darin zeigte, so wild und ungezügelt, wie sie es noch nie gesehen hatte. Sie spürte das Echo darauf in sich, das sich auch im Ausdruck ihrer Augen spiegelte. Dennoch... zögerte sie, zu antworten auf seine Aufforderung. Das hier war kein Moment für einen Rückzug, es war kein Moment, in dem der strikte Teil in ihr noch eine Chance gehabt hätte, denn sie war sein – aber ihr selbst war das nicht klar. Für sie, ihr bewusstes Denken, war dies hier, seine Aufforderung, der Moment. Und deswegen zögerte sie, brauchte sie Zeit – nur um zu merken, dass sie gar keine Wahl hatte, weil sie das hier wollte. Und um zu begreifen, dass er ihr nun die Möglichkeit bot, dem zuvor erwähnten Dilemma zu entgehen. Es spielte keine Rolle, wie viel Erfahrung sie hatte, wenn sie einfach nur ja sagen musste. Wieder änderte sich in ihren Augen etwas, schwand die Verwirrung, die Unsicherheit und machte purem Verlangen Platz.


    „Ja.“

  • Noch während ihr Ja in seinem Geiste wiederhallte, riss die Kette. Das Es übernahm die Kontrolle während das Ich und das Über-Ich sich in respektvollen Abstand begaben um sich das Spektakel aus sicherer Entfernung anzusehen.
    Vala fiel über Seiana her wie ein ausgehungertes Tier. Verschloss ihren Mund nach diesen Worten mit einem wilden Kuss, während sich ihre Leiber in immer ungezügelteren Liebkosungen umeinander wandten. Durch die direkte Einladung den Marschbefehl bekommen, eroberte Vala sich die Heiligtümer der Frau mit geschickten Bewegungen, Kleidung wurde hochgeschoben, zur Seite gedrückt und gelüftet um Zugang zu den sensibelsten Stellen zu bekommen. Vala war ein durchaus energischer Liebhaber, aber er war nicht taub für die Bedürfnisse der Frau. Sie war sein, dessen war er sich nun sicher, es bestand keine Gefahr mehr, dass sie sich seinem Griff entwand um sich doch noch in die schützenden und absolut isolierenden Kerker falscher Tugend zu retten.

    Die Kline war bald zu klein, und musste bald der mit der Klinenbedeckung eiligst einigermaßen komfortabel gemachte Fußboden als Schauplatz des Liebesspiels herhalten, was gleichzeitig mit der Entledigung von störender Kleidung einherging. Ihre fehlende Erfahrenheit nahm Vala nicht einmal ansatzweise war, er hatte eh die Angewohnheit bei der schönsten Sache der Welt das Kommando zu übernehmen und es nicht mehr aus der Hand zu geben. Er zeigte ihr wo es lang ging, und sie zeigte ihm durch die manigfalten Zeichen ihrer Lust was er gerade richtig machte. Nicht, dass Vala ein unbedingte Ausgeburt der Rücksichtsnahme war, aber für einen Menschen wie ihn war jeder Kunstgriff, der ihm eine Frau gefügig machte, ein halbes Königreich wert. Und er vergötterte die Frauen in diesen Momenten, so wie es ihn selbst in ungeahnte Höhen emporhob.
    Der Leib einer Frau war ein Tempel, und Vala brachte ihm Opfer dar in dem dafür sorgte, dass er sich unter seinen Berührungen wandt und die für ihn lieblichsten Töne ausstieß. Er liebkoste sie mit allem was er hatte, seine Hände eroberten ausnahmslos jeden Flecken ihres Körpers, unterstützt von seinen Lippen und seiner Zunge waren es gerade die absoluten Heiligtümer über die er sich mit souveräner Wildheit hermachte.


    Und irgendwann war ihm auch das nicht mehr genug. Der Wolf hatte genug mit seiner Beute gespielt, jetzt dürstete es ihm nach dem Sprung an die Kehle.
    Wie sich die beiden Leiber in inniger Umarmung über den Boden wälzten, packte er Seiana mit starken Händen an Schulter und Taille und drückte sie mit sanftem, aber unnachgiebigen Druck zurück auf die Felle und Decken am Boden, um ihr dann mit gekonnten Bewegungen der Knie die Beine auseinander zu drücken. Da war keine Frage in seinem Blick, keine Aufforderung oder gar eine Bitte... nur pure, ungezügelte Lust und Entschlossenheit, diese auch zu befriedigen. Jetzt war es an ihm, einzufordern was er eigentlich schon seit Tagen als sein Eigen betrachtete. Und er würde es sich nehmen...

  • Etwas geschah. Gerade eben noch hatte Seiana geglaubt, in seinen Augen ungezügeltes Verlangen zu sehen, als er nach ihrem ja verlangt hatte – aber als sie das Wort dann ausgesprochen hatte, steigerte es sich um einen Grad, den sie nicht für möglich gehalten hätte. Genauso wenig für möglich gehalten hätte sie die Wildheit, mit der der Duccier sich ihrer nun annahm. Sie hatte ihm nichts – nichts – entgegenzusetzen. Sie wollte es gar nicht, aber selbst wenn sie es gewollt hätte: sie kam überhaupt nicht mehr dazu, über das nachzudenken, was passierte. Vala eroberte ihren Körper rasant, schonungslos, ließ ihr kein Geheimnis. Ließ ihr auch keinen weiteren Augenblick mehr, zu zögern – oder gar so etwas wie Scham zu empfinden. Und ließ ihr ebenso wenig die Gelegenheit, das Tempo zu verlangsamen. Sie fühlte sich seltsam wehrlos unter seinen Händen, seinen Berührungen ausgeliefert, die ihren Körper ein ums andere Mal erschauern ließen, aber es fühlte sich gut an, es fühlte sich richtig an.


    Sie selbst blieb dabei durchaus nicht untätig – ihre Hände tasteten auch über seinen Körper, fingerten an seiner Kleidung, suchten einen Weg darunter, und strichen später, als sie auf dem Boden waren und die Bekleidung irgendwo neben ihnen, über nackte Haut. Dennoch standen ihre Berührungen den seinen bei weitem nach, sowohl was Heftigkeit anging als auch Erfahrung, Sicherheit, Wissen. Sie entdeckte seinen Körper nicht einmal ansatzweise so eingehend wie er den ihren, und immer wieder klammerte sie sich mehr an ihn als ihn aus eigenem Antrieb zu berühren, weil sie das Gefühl hatte Halt zu brauchen, Halt, um nicht zu zerfließen, zergehen bei dem, was er mit ihr anstellte. Und sie genoss es. Später würde ihr durch den Kopf gehen, dass er Recht gehabt hatte, dass dies hier tatsächlich schaffte, sie – wie hatte er es genannt? – den Dingen der Welt zu entrücken. Für den Moment war sie entrückt, so sehr, dass kaum ein klarer Gedanke sich in ihrem Kopf formulieren konnte, keiner außer denen, die artikulierten dass sie mehr wollte. Und eben das war es, was ihr Körper zeigte: er bebte unter Valas Händen, beschleunigte Atmung und Herzschlag in rasantem Rhythmus, bog sich ihm entgegen und ließ sich in diesem Tanz führen, dirigieren, stetig dorthin, wo er sie haben wollte. So sehr Seiana Kontrolle auch liebte und für sich beanspruchte, in diesen Momenten bemerkte sie nicht einmal wirklich, dass sie sie völlig abgegeben hatte, so... mitgerissen war sie von dem, was geschah. Sie hätte aber ohnehin nicht gewusst, wie sie daran etwas hätte ändern können, wie sie die Kontrolle hätte zurückerobern können. Sie hätte es nicht gewusst, und selbst wenn, jeglicher Versuch wäre wohl ohnehin erfolglos geblieben.


    Und dann änderte sich wieder etwas. Seiana spürte, wie Vala sie auf den Boden drückte, spürte, wie er ihre Beine öffnete, sich dazwischen drängte. Ihre Gedanken waren umnebelt von Lust, dennoch war ihr bewusst, was er wollte. Allein sein Blick machte es deutlich, und der Ausdruck darin war genug, um sie ein weiteres Mal erzittern zu lassen, vor Lust, aber dieses Mal auch ein wenig vor Ungewissheit. Dennoch bog sich ihm ihr Körper ein weiteres Mal entgegen, wollte auch das, hielt es nach allem, was bisher geschehen war, für das Natürlichste der Welt, für unabdingbar und unaufhaltbar in diesem Augenblick. Als er sie dann aber nahm, bekam das Beben ihres Körpers eine andere Note. Schmerz mischte sich in die Lust, die sie empfand, und sie keuchte auf, suchte nach Halt mit ihren Händen und krallte sich irgendwo fest. Ungeachtet dessen jedoch bewegte sich ihr Körper weiter, unbeholfen, fast schon hilflos in seiner Unerfahrenheit, suchte einen Rhythmus, der ihr half, der ihr mehr Lust verschaffte als Schmerz – und war doch zu unbeholfen dabei, um ohne seine Hilfe erfolgreich zu sein.

  • Zu der Zeit, in der Seiana und Vala sich vereinigten, gab es Pi mal Daumen etwa 300 Millionen Menschen auf dem Planeten Erde. Knapp zwei Drittel davon sollen Männer gewesen sein, was sich in überall auf dem Globus immer wieder mal auftauchenden Kriegszeiten rapide verringen konnte, aber stets waren es mehr Kerle als Frauen. Und alle diese Kerle waren gleich.
    Ja, ein nubischer Kriegsfürst war genauso wie ein chinesischer Bauer oder ein australischer Steppenläufer, der Maya-Priester nicht anders als ein Germane.
    Dieser Germane, um genau zu sein. Dieser römische Germane, um noch genauer zu sein. Alle Männer hatten etwas gemeinsam: ihnen ging einer ab, wenn man ihnen eine Jungfrau zum Fraß vorwarf. Oder noch besser: wenn sich ihnen eine Jungfrau selbst zum Fraß vorwarf.
    Ja, Männer sind Primitiv. Aber glücklich. Besonders in solchen Momenten.


    Bei den Göttern, war Vala ein %&#+%&§#%%&$§ Glückspilz!!


    Er konnte sein Glück garnicht richtig fassen. Ja, sie war dezent passiv gewesen. Ja, sie war nicht unbedingt die Betterfahrung in Person. Aber DAS überraschte ihn dann doch. Und ließ ihn beinahe jubeln. Dummerweise erst, als es schon zu spät war. Aber das war ihm in dem Moment egal; wer mehr Testosteron als Wasser in der Blutbahn hat stellt nachher keine "Oh.. ich habe sie wohl im Eifer des Gefechts nieder gemacht.. sind sie ernsthaft verletzt?"-Fragen. Besonders nicht, wenn man eigentlich noch mitten im soeben benannten Eifer des Gefechts ist. Man machte einfach weiter... Vala war höchstens so nett, ihr einen Rhythmus vorzugeben, und ihren sich vor Lust und Schmerz bockenden Körper mit sehr bestimmten Druck an seine Bewegungen anzupassen, bis sich schließlich die Kakophonie ihrer Leiber wieder in eine Synfonie verwandelte. Und wie ein Stück klassischer, und damit zukünftiger, Musik wandten sich die beiden Leiber vereinigt in dem stetigen Rhythmus der Lust, der sich langsam aber stetig dem Finale zubewegte. Schweiss rann auf seiner Haut in winzigen Bächen herab um sich beim steten Treffen der Körper mit ihrem zu vermischen, so wie sich ihre Körper vermischten in diesen Momenten.
    Jeden Muskel angespannt genoss und arbeitete Vala sich zusammen mit Seiana zum Höhepunkt, jede Faser seines Körpers, jede Berührung mit dem ihren wahrnehmend; die Bewegungen in der natürlichen Gier nach Intensität immer schneller, bis sie einander nicht näher sein könnten, er sich in ihrer Schulter festbiss und sich im Höhepunkt alles Natürlichen an ihr festhielt, den Atem stockend und doch vernehmbar bei ihr verharrend, bis sämtliche Anspannung aus ihm wich.


    Momente später lagen sie, immernoch nackt auf der improvisierten Unterlage, er mit ihrem Kopf auf seiner Brust ihre Haare kraulend, kein Wort sprechend. Mussten sie auch nicht... er genoss das Gefühl der Seligkeit, das sich in ihm ausbreitete, und das erhebende Gefühl, wieder eine Frau erobert zu haben.
    Als es dann im Kostüm der ersten Menschen doch zu kalt war, erhob Vala sich, nur um zu bemerken, dass Seiana längst eingeschlafen war. Mit sanften Handgriffen hob er sie in seine Arme, knapp bedeckt mit ihrem Kleid, und trug sie, so wie er war, aus dem Raum. Sirius hatte sich wohl schon mit den beiden decimischen Sklaven zurückgezogen, jedenfalls war er nirgends zu sehen. Es waren einige Schritte bis zu seinem Cubiculum, aber er brachte es fertig, sie dorthin zu tragen ohne, dass sie aufwachte. Das würde sie später noch, denn Vala war sehr geschickt darin sich eine ganz gewisse Aufmerksamkeit zu beschaffen. Vala war jung... er hatte nicht vor, es heute Nacht bei einem Tanz zu belassen. :D

  • Welches Glück sie ihm bescherte durch den simplen Fakt, dass sie ihm die Gunst geschenkt hatte Erster zu sein, bemerkte Seiana nicht einmal. Zu beschäftigt war sie in diesem Augenblick mit sich, ihrem eigenen Körper und dessen Reaktion auf das, was geschah. Schmerz und Lust rangen in ihr miteinander, während ihr Körper sich wand unter dem Duccier, für Momente schwankend zwischen Offensive und Rückzug. Nicht dass ein tatsächlicher Rückzug zur Debatte stand, bei weitem nicht – schon allein deshalb nicht, weil sie physisch gar nicht die Möglichkeit dazu hatte. Aber wenn es zu viel zu werden schien, zuckte ihr Körper zurück, suchte nach etwas anderem, anderer Bewegung, anderem Rhythmus. Herzschläge vergingen, Seiana wusste nicht wie viele, weil sie nicht dachte, sondern nur empfand und ihren Körper reagieren ließ, wie er es für richtig hielt – Herzschläge vergingen, innerhalb derer Vala die Kontrolle vollständig wieder zurückeroberte. Nach und nach folgte ihr Körper dem Druck, den er ausübte, folgte dem Rhythmus, den er so zwingend vorgab, und nach und nach wurde der Schmerz, das Unangenehme schwächer, verschwand nicht ganz, aber wurde schwach genug, dass die Lust wieder vollständig von ihr Besitz ergriff. Und je mehr dies geschah, desto mehr konnte sie sich Valas Bewegungen wieder in freiem Maß anpassen, konnte die Vereinigung ihrer Körper genießen, bis zu dem Finale, auf das er sie beide geschickt zusteuerte.


    Als die Spannung sich aus ihrer beider Körper verflüchtigt hatte, lag sie einfach nur da, mit geschlossenen Augen. Sie dachte nichts. Sie war zu erschöpft, zu überwältigt, um irgendetwas zu denken. Sie war fix und fertig, um genau zu sein, und so lag sie da, lauschte in ihren Körper hinein, spürte den Nachhall des soeben Erlebten, spürte zugleich seine Finger in ihren Haaren und wie sich der Körper, an und teils auf dem der ihre lag, sacht hob und senkte unter stetigen, ruhiger werdenden Atemzügen. Die sich wiederholende Bewegung und das passende, sachte Geräusch dazu hatte beinahe etwas Hypnotisches, und gemeinsam mit der Erschöpfung, die sie erfasst hatte, ließ sie das schließlich einschlafen.

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