Arbeitszimmer | Gracchus, Theodorus, Serenus

  • Serenus ahnte langsam, daß dies der neue Hauslehrer sein sollte. Das wäre dann Nummer 1 in Roma und Nummer 8 insgesamt, wobei zwei ja bedauerliche Unfälle erlitten hatten. Da konnte er nichts dafür.
    Beide waren sie sehr böse zu Serenus gewesen und hatten ihn geschlagen. Einer hatte sich danach so dafür geschähmt, daß er im Beisein von Polarus, dem riesigen Leibwächter und Gladiator vom Oma, freiwillig über die Klippen von Baiae gesprungen war. Dummerweise war gerade Ebbe und so war er unsanft unten auf den Steinen aufgeschlagen.
    Der andere war von Agrippa, dem Vater seines jetzigen Hundes Nero, erledigt worden. Dabei hatte der Kampfhund nach dem ersten Hieb noch ganz laut als Warnung geknurrt. Als der Lehrer dann ein zweites Mal zuschlag, hatte Agrippa ihn angesprungen und ihm die Kehle durchgebissen, bevor Serenus oder seine Amme Poppea dem Hund Einhalt gebieten konnten. Na ja, das hätte ohnehin wenig gebracht, denn der hörte hauptsächlich auf Oma und Polarus und auf Serenus nur, wenn er wollte. Oma war danach sehr, sehr böse gewesen. Natürlich nicht auf den Hund, sondern auf den Umstand, daß der Hauslehrer mit durchbissener Kehle durch die halbe Villa lief und alles mit Blut vollsaute. Er hatte keine Ahnung was aus dem Lehrer wurde, aber danach hatte Polarus immer auf Serenus bei den Unterrichtsstunden aufgepasst und der Familienhund war in der Zeit bei Oma gewesen.


    Der Grieche da, dieser Theodorus, hatte Angst vor seinem kleinen Hund. Solche Leute waren Serenus schon mal suspekt. In der Villa hatte keiner Angst vor seinem Hund. Weder Tante Leontia, noch Onkel Gracchus, ja nicht mal seine Schwester Arrecina. Der ein oder andere konnte Nero nicht sonderlich leiden, aber die waren bestimmt nur neidisch, weil sie keinen so tollen Hund hatten. Und immer wieder fanden sich alte Sandalen edler Machart zum Apportieren, ohne daß jemand Anstoss daran nahm, wenn Nero damit auftauchte und ihnen was fehlte.


    Andererseits schien der Grieche hartnäckig zu sein und gab nicht gleich auf. Das sprach ja wieder für ihn. Ein echter Römer stellt sich jeder Herausforderung hatte Papa immer gesagt. Das schien sich der Grieche auch zu Herzen zu nehmen und wollte den Posten unbedingt haben. Oder er brauchte dringend Geld. Ja, Taschengeldsorgen konnte Serenus auch gut verstehen. So ein kleiner Löwe als nächste Wunschanschaffung bei ihm war teuer.


    “Moment! Ich gehen nur mal ganz schnell meine Lyra holen.”


    Und schon war Serenus aus dem Officium, sprintete in sein Cubiculum, schnappte seine Lyra und war wieder zurück, bevor der Grieche "Theodoros, Sohn des Iosephos von Alexandria", sagen konnte. Gut, daß das Officum nahe bei dem Cubiculum von Serenus lag.


    Zeit dem Griechen mal richtig auf den Zahn zu fühlen. Zuerst etwas die Gemüter beruhigen und dann zuschlagen. Serenus lächelte seinen Onkel verschwörerisch an. Na ja, es war eher das bösartige Lächeln eines Neunjährigen.


    *Schrumm*Schrumm*Schrumm* erklang das Instrument. Dann erhob Serenus seine helle, klare Stimme (der Stimmbruch ließ noch auf sich warten).


    Sim-Off:

    *



    Nun sag´, mein Freund, siehst du denn nicht
    den Federkiel mich führen?
    Graziös geschwungen ist´s Gedicht;
    zum Höchsten soll´s mich küren.


    Nun sag´, nun sag´, es nagt an mir -
    ich fühl´ mich gar geschoren.
    Die Hitze peitscht mich wie ein Tier,
    und sengt an meinen Ohren!


    Vom Marmorthron erheb´ ich mich,
    und schweb´ zu jenem Meere,
    das züngelnd rot den Blüten glich,
    die ich als Dichter ehre.


    Nun sag´, mein Freund, wie stell´ ichs dar,
    kann ich den Geist erfassen?
    Das Feuer rät zur Eile gar;
    es frisst sich durch die Massen.


    Nun sag´, erzähl´, ich halt´s nicht aus -
    die Leier soll erklingen.
    So brennt bereits doch jedes Haus,
    was magst du sie nicht zwingen!


    Es knarzt, es ächzt, es tanzen sie,
    die Flammen schaffen Leben.
    Was sagst du nichts! Die Poesie
    hat dir dies doch gegeben."


    *Schrumm*Schrumm*Schrumm*



    So! Zeit für den Gnadenstoss!



    *Schrumm*Schrumm*Schrumm**Schrammel*Schrammel*Schrammel*


    “OH Roma du stehst in Flammen!
    OH liebliches Feuer!"


    Schrumm*Schrumm*Schrammel*Schrammel*


    "OH Flammen in der Nacht!
    Brenne oh brenne mein Roma,
    damit Nero dich neu erschafft!"


    *Schrammel*Schrammel*Schrumm*


    OH Meer der Flammen! Oh welch Schönheit in dieser Nacht!
    Roma du herrliche Stadt, für die Götter bist du gemacht!”


    *Schrumm*Schrumm*Schrumm**Schrammel*Schrammel*Schrammel*



    Vor der Tür begann der Hund zu heulen. Serenus stoppte seinen Gesang. Der Grieche wirkte irgendwie etwas blass ... und geschockt. Und er schien zu wanken. Serenus wandte sich an seinen Onkel Gracchus.


    “Onkel Gracchus! Theodoros von Alexandria scheint hart im Nehmen zu sein. Er ist nicht weggelaufen. Ich denke der ist gut, den nehmen wir, auch wenn er so sonderbar spricht. Aber erst einmal nur zur Probe. Und es wäre schön, wenn wir nicht nur Homer lesen würden. Den durfte ich schon ganz oft lesen ... zweimal. Als ob die nur Homer kennen und noch nie etwas von “Sklave Gaius ist der Beste” gehört haben. Und Philosophie möchte ich nur, wenn ich darüber auch laut streiten darf. Und nicht nur immer die Meinung haben muß, die der Lehrer hat. Dann ist Philosophie doof. Ganz besonders mag ich Geographie. Soll ich noch einmal singen um seine Hartnäckigkeit für dich weiter zu prüfen?”


    :P


    Sim-Off:

    Onkel Gracchus! Den nehmen wir! Die Beiträge könnten anstrengend zu werden, also bitte nicht mehr als 3 Unterrichtseinheiten die Woche. Dein Lieblingsneffe Lucius.



  • Der Grieche sieht nicht nur irgendwie blass aus, auch der weit offene Mund und die aus den Augenhöhlen hervorquillenden Augäpfel haben irgendwie ihre Komik. Langsam fasst sich Theodorus wieder. Müde winkt er den Sklaven mit der Karaffe zu, um noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Er lässt sich einschenken, trinkt den Becher zügig aus und fragt sich, woher eigentlich gerade seine Kopfschmerzen kommen.


    Dann antwortet er, langsam und bedächtig:


    "Obwohl sich deine Stimme durchaus so anhört, wie die des angeblichen Urhebers dieser "schönen Weise", so vermute ich doch, dass der Text nicht von eben jenem stammt.


    Zumindest erscheint es mir nach allem, was ich von dieser Person her weiß, äußerst unwahrscheinlich, dass er sich für seine "Kunst" des Lateinischen bedient hätte."


    Immerhin ist der Junge kreativ und damit kein vollkommen hoffnungsloser Fall. Einen Kommentar zum Lyraspiel lässt Theodorus mal lieber sein, denn das will er wirklich nicht unterrichten.


    "Und wie schauts mit Homer aus? Kannst du mir einen Gesang aus der Odyssee vortragen?"


    Was tut man nicht so alles für seine Schüler?

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Wie Zephyros schoss Serenus aus dem Raum und kehrte wieder zurück, noch ehe der Lehrer oder Gracchus auch nur reagieren konnten, Gracchus vermutlich deswegen, weil die Konsternierung bezüglich des Dichterfürsten noch zu groß war. Das Lächeln, mit welchem sein Neffe ihn bedachte, beunruhigte ihn zu tiefst, er biss die Kiefer aufeinander und bemühte sich redlich um Ruhe und Zurückhaltung. Die Stimme des Jungen war nicht einmal dissonant, so dass die erste Darbietung nicht unbedingt nachteilig war, doch sie verklang alsbald und ließ nur mehr Raum für Disharmonie und Missklang, eine regelrechte Kakophonie bahnte sich ihren Weg durch Gracchus' Gehörgänge und ließ sein Hirn bis hin zur letzten Zelle erzittern. Ein Stich fuhr aus Gracchus' Backenzahn des rechten Oberkiefers, zog sich an der Schläfe vorbei und schoss zusätzlich in sein Schmerzzentrum hinein. Das filigrane Gedankengebäude, welches er von seinem Neffen errichtet hatte, dem zuvorkommenden, höflichen, schicklichen, um patrizische Haltung bemühten und sicherlich intelligenten jungen Mann, zerbrach mit lautem Bersten beim letzten Schrammel-Klang der Lyra und die scharfkantigen Scherben bohrten sich weit in Gracchus' Fleisch hinein. Er schloss kurz die Augen, seine Finger wanderten an seiner Backe hinauf zur Schläfe und massierten diese. Welche Furien hatte ihn nur geritten, als er Aristides zugesagt hatte, sich um die Ausbildung des Jungen zu bemühen? Dies würde seinen Vetter ein Vermögen an Gefälligkeiten kosten, ein gewaltiges Vermögen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Latein ist eine Weltsprache! Wir sind das Imperium! Griechisch ist die Vergangenheit. Sand, Staub und Ruinen. Oder kennst du Spartaner als eine Einheit der römischen Legionen? Natürlich sang Nero auf Latein! Der war schließlich ein Römer!"


    So langsam wurde Serenus böse. Ob Hannibal den neuen Lehrer außerhalb der Villa verprügeln konnte, wenn er artig fragte?


    Serenus räusperte sich. Dann schlug er mehrfach die Lyra an um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    *SCHRUMM*SCHRUMM*SCHRUMMEL*


    Dann begann er auf Griechisch in seinem unverkennbaren Rhodos-Dialekt zu zitieren.


    Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
    Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
    Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
    Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet,
    Seine Seele zu retten, und seiner Freunde Zurückkunft.
    Aber die Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte,
    Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:
    Toren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers
    Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft,
    Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.
    Alle die andern, so viel dem verderbenden Schicksal entflohen,
    Waren jetzo daheim, dem Krieg' entflohn und dem Meere:
    Ihn allein, der so herzlich zur Heimat und Gattin sich sehnte,
    Hielt die unsterbliche Nymphe, die hehre Göttin Kalypso,
    In der gewölbeten Grotte, und wünschte sich ihn zum Gemahle.
    Selbst da das Jahr nun kam im kreisenden Laufe der Zeiten,
    Da ihm die Götter bestimmt, gen Ithaka wiederzukehren;
    Hatte der Held noch nicht vollendet die müdende Laufbahn,
    Auch bei den Seinigen nicht. Es jammerte seiner die Götter;
    Nur Poseidon zürnte dem göttergleichen Odysseus
    Unablässig, bevor er sein Vaterland wieder erreichte.
    Dieser war jetzo fern zu den Äthiopen gegangen;
    Äthiopen, die zwiefach geteilt sind, die äußersten Menschen,
    Gegen den Untergang der Sonnen, und gegen den Aufgang:
    Welche die Hekatombe der Stier' und Widder ihm brachten.
    Allda saß er, des Mahls sich freuend. Die übrigen Götter
    Waren alle in Zeus' des Olympiers Hause versammelt.
    Unter ihnen begann der Vater der Menschen und Götter;
    Denn er gedachte bei sich des tadellosen Ägisthos,
    Den Agamemnons Sohn, der berühmte Orestes, getötet;
    Dessen gedacht' er jetzo, und sprach zu der Götter Versammlung:
    Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter!
    Nur von uns, wie sie schrein, kommt alles Übel; und dennoch
    Schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend.
    So nahm jetzo Ägisthos, dem Schicksal entgegen, die Gattin
    Agamemnons zum Weib', und erschlug den kehrenden Sieger,
    Kundig des schweren Gerichts! Wir hatten ihn lange gewarnet,
    Da wir ihm Hermes sandten, den wachsamen Argosbesieger,
    Weder jenen zu töten, noch um die Gattin zu werben.
    Denn von Orestes wird einst das Blut Agamemnons gerochen,
    Wann er, ein Jüngling nun, des Vaters Erbe verlanget.
    So weissagte Hermeias; doch folgte dem heilsamen Rate
    Nicht Ägisthos, und jetzt hat er alles auf einmal gebüßet.
    Drauf antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene:
    Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,
    Seiner verschuldeten Strafe ist jener Verräter gefallen.
    Möchte doch jeder so fallen, wer solche Taten beginnet!
    Aber mich kränkt in der Seele des weisen Helden Odysseus
    Elend, welcher so lang', entfernt von den Seinen, sich abhärmt,
    Auf der umflossenen Insel, der Mitte des wogenden Meeres.
    Eine Göttin bewohnt das waldumschattete Eiland,
    Atlas' Tochter, des Allerforschenden, welcher des Meeres
    Dunkle Tiefen kennt, und selbst die ragenden Säulen
    Aufhebt, welche die Erde vom hohen Himmel sondern.
    Dessen Tochter hält den ängstlich harrenden Dulder,
    Immer schmeichelt sie ihm mit sanft liebkosenden Worten,
    Daß er des Vaterlandes vergesse. Aber Odysseus
    Sehnt sich, auch nur den Rauch von Ithakas heimischen Hügeln
    Steigen zu sehn, und dann zu sterben! Ist denn bei dir auch
    Kein Erbarmen für ihn, Olympier? Brachte Odysseus
    Nicht bei den Schiffen der Griechen in Trojas weitem Gefilde
    Sühnender Opfer genug? Warum denn zürnest du so, Zeus?
    Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
    Welche Rede, mein Kind, ist deinen Lippen entflohen?
    O wie könnte doch ich des edlen Odysseus vergessen?
    Sein, des weisesten Mannes, und der die reichlichsten Opfer
    Uns Unsterblichen brachte, des weiten Himmels Bewohnern?
    Poseidaon verfolgt ihn, der Erdumgürter, mit heißer
    Unaufhörlicher Rache; weil er den Kyklopen geblendet,
    Polyphemos, den Riesen, der unter allen Kyklopen,
    Stark wie ein Gott, sich erhebt. Ihn gebar die Nymphe Thoosa,
    Phorkyns Tochter, des Herrschers im wüsten Reiche der Wasser,
    Welche Poseidon einst in dämmernder Grotte bezwungen.
    Darum trachtet den Helden der Erderschüttrer Poseidon,
    Nicht zu töten, allein von der Heimat irre zu treiben.
    Aber wir wollen uns alle zum Rat vereinen, die Heimkehr
    Dieses Verfolgten zu fördern; und Poseidaon entsage
    Seinem Zorn: denn nichts vermag er doch wider uns alle,
    Uns unsterblichen Göttern allein entgegen zu kämpfen!
    Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:
    Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher,
    Ist denn dieses im Rate der seligen Götter beschlossen,
    Daß in sein Vaterland heimkehre der weise Odysseus;
    Auf! so laßt uns Hermeias, den rüstigen Argosbesieger,
    Senden hinab zu der Insel Ogygia: daß er der Nymphe
    Mit schönwallenden Locken verkünde den heiligen Ratschluß,
    Von der Wiederkehr des leidengeübten Odysseus.
    Aber ich will gern Ithaka gehn, den Sohn des Verfolgten
    Mehr zu entflammen, und Mut in des Jünglings Seele zu gießen;
    Daß er zu Rat berufe die hauptumlockten Achaier,
    Und den Freiern verbiete, die stets mit üppiger Frechheit
    Seine Schafe schlachten, und sein schwerwandelndes Hornvieh;
    Will ihn dann senden gen Sparta, und zu der sandigen Pylos:
    Daß er nach Kundschaft forsche von seines Vaters Zurückkunft,
    Und ein edler Ruf ihn unter den Sterblichen preise.
    Also sprach sie, und band sich unter die Füße die schönen
    Goldnen ambrosischen Sohlen, womit sie über die Wasser
    Und das unendliche Land im Hauche des Windes einherschwebt;
    Faßte die mächtige Lanze mit scharfer eherner Spitze,
    Schwer und groß und stark, womit sie die Scharen der Helden
    Stürzt, wenn im Zorn sich erhebt die Tochter des schrecklichen Vaters.
    Eilend fuhr sie hinab von den Gipfeln des hohen Olympos,
    Stand nun in Ithakas Stadt, am Tore des Helden Odysseus,
    Vor der Schwelle des Hofs, und hielt die eherne Lanze,
    Gleich dem Freunde des Hauses, dem Fürsten der Taphier Mentes.
    Aber die mutigen Freier erblickte sie an des Palastes
    Pforte, wo sie ihr Herz mit Steineschieben ergötzten,
    Hin auf Häuten der Rinder gestreckt, die sie selber geschlachtet.
    Herold' eilten umher und fleißige Diener im Hause:
    Jene mischten für sie den Wein in den Kelchen mit Wasser;
    Diese säuberten wieder mit lockern Schwämmen die Tische,
    Stellten in Reihen sie hin, und teilten die Menge des Fleisches.
    Pallas erblickte zuerst Telemachos, ähnlich den Göttern.
    Unter den Freiern saß er mit traurigem Herzen; denn immer
    Schwebte vor seinem Geiste das Bild des trefflichen Vaters:
    Ob er nicht endlich käme, die Freier im Hause zerstreute,
    Und, mit Ehre gekrönt, sein Eigentum wieder beherrschte.
    Dem nachdenkend, saß er bei jenen, erblickte die Göttin,
    Und ging schnell nach der Pforte des Hofs, unwillig im Herzen,
    Daß ein Fremder so lang' an der Türe harrte; empfing sie,
    Drückt' ihr die rechte Hand, und nahm die eherne Lanze,
    Redete freundlich sie an, und sprach die geflügelten Worte:
    Freue dich, fremder Mann! Sei uns willkommen; und hast du
    Dich mit Speise gestärkt, dann sage, was du begehrest.
    Also sprach er, und ging; ihm folgete Pallas Athene.
    Als sie jetzt in den Saal des hohen Palastes gekommen;
    Trug er die Lanz' in das schöngetäfelte Speerbehältnis,
    An die hohe Säule sie lehnend, an welcher noch viele
    Andere Lanzen stunden des leidengeübten Odysseus.
    Pallas führt' er zum Thron, und breitet' ein Polster ihr unter,
    Schön und künstlich gewirkt; ein Schemel stützte die Füße,
    Neben ihr setzt' er sich selbst auf einen prächtigen Sessel,
    Von den Freiern entfernt: daß nicht dem Gaste die Mahlzeit
    Durch das wüste Getümmel der Trotzigen würde verleidet;
    Und er um Kundschaft ihn von seinem Vater befragte.
    Eine Dienerin trug in der schönen goldenen Kanne,
    Über dem silbernen Becken, das Wasser, beströmte zum Waschen
    Ihnen die Händ', und stellte vor sie die geglättete Tafel.
    Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tischte das Brot auf,
    Und der Gerichte viel aus ihrem gesammelten Vorrat.
    Hierauf kam der Zerleger, und bracht' in erhobenen Schüsseln
    Allerlei Fleisch, und setzte vor sie die goldenen Becher.
    Und ein geschäftiger Herold versorgte sie reichlich mit Weine.
    Jetzo kamen auch die mutigen Freier, und saßen
    All' in langen Reihen auf prächtigen Thronen und Sesseln.
    Herolde gossen ihnen das Wasser über die Hände.
    Aber die Mägde setzten gehäufte Körbe mit Brot auf
    Jünglinge füllten die Kelche bis oben mit dem Getränke,
    Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle. Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,
    Dachten die üppigen Freier auf neue Reize der Seelen,
    Auf Gesang und Tanz, des Mahles liebliche Zierden.
    Und ein Herold reichte die schöngebildete Harfe
    Phemios hin, der an Kunst des Gesangs vor allen berühmt war,
    Phemios, der bei den Freiern gezwungen wurde zu singen.
    Prüfend durchrauscht' er die Saiten, und hub den schönen Gesang an.
    Aber Telemachos neigte das Haupt zu Pallas Athene,
    Und sprach leise zu ihr, damit es die andern nicht hörten:
    Lieher Gastfreund, wirst du mir auch die Rede verargen?
    Diese können sich wohl bei Saitenspiel' und Gesange
    Freun, da sie ungestraft des Mannes Habe verschwelgen,
    Dessen weißes Gebein vielleicht schon an fernem Gestade
    Modert im Regen, vielleicht von den Meereswogen gewälzt wird.
    Sähen sie jenen einmal zurück in Ithaka kommen;
    Alle wünschten gewiß sich lieber noch schnellere Füße,
    Als noch größere Last an Gold' und prächtigen Kleidern.
    Aber es war sein Verhängnis, so hinzusterben; und keine
    Hoffnung erfreuet uns mehr, wenn auch zuweilen ein Fremdling
    Sagt, er komme zurück. Der Tag ist auf immer verloren!
    Aber verkündige mir, und sage die lautere Wahrheit.
    Wer, wes Volkes bist du? und wo ist deine Geburtstadt?
    Und in welcherlei Schiff kamst du? wie brachten die Schiffer
    Dich nach Ithaka her? was rühmen sich jene vor Leute?
    Denn unmöglich bist du doch hier zu Fuße gekommen!
    Dann erzähle mir auch aufrichtig, damit ich es wisse:
    Bist du in Ithaka noch ein Neuling, oder ein Gastfreund
    Meines Vaters? Denn unser Haus besuchten von jeher
    Viele Männer, und er mocht' auch mit Leuten wohl umgehn.
    Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:
    Dieses will ich dir alles, und nach der Wahrheit, erzählen.
    Mentes, Anchialos Sohn, des kriegserfahrenen Helden,
    Rühm' ich mich, und beherrsche die ruderliebenden Taphos.
    Jetzo schifft' ich hier an; denn ich steure mit meinen Genossen
    Über das dunkle Meer zu unverständlichen Völkern,
    Mir in Temesa Kupfer für blinkendes Eisen zu tauschen.
    Und mein Schiff liegt außer der Stadt am freien Gestade,
    In der reithrischen Bucht, all des waldichten Neïon Fuße.
    Lange preisen wir, schon von dein Zeiten unserer Väter,
    Uns Gastfreunde. Du darfst nur zum alten Helden Laertes



    “Onkel Gracchus, wenn er mir nicht mehr zuhört und einschläft, dann werfen wir ihn aber den Löwen vor.”



    Gehn und fragen; der jetzt, wie man sagt, nicht mehr in die Stadt kommt,
    Sondern in Einsamkeit auf dem Lande sein Leben vertrauret,
    Bloß von der Alten bedient, die ihm sein Essen und Trinken
    Vorsetzt, wann er einmal vom fruchtbaren Rebengefilde,
    Wo er den Tag hinschleicht, mit müden Gliedern zurückwankt.
    Aber ich kam , weil es hieß, dein Vater wäre nun endlich
    Heimgekehrt; doch ihm wehren vielleicht die Götter die Heimkehr.
    Denn noch starb er nicht auf Erden der edle Odysseus;
    Sondern er lebt noch wo in einem umflossenen Eiland
    Auf dem Meere der Welt; ihn halten grausame Männer,
    Wilde Barbaren, die dort mit Gewalt zu bleiben ihn zwingen.
    Aber ich will dir anitzt weissagen, wie es die Götter
    Mir in die Seele gelegt, und wie's wahrscheinlich geschehn wird;
    Denn kein Seher bin ich, noch Flüge zu deuten erleuchtet.
    Nicht mehr lange bleibt er von seiner heimischen Insel
    Ferne, nicht lange mehr, und hielten ihn eiserne Bande;
    Sinnen wird er auf Flucht, und reich ist sein Geist an Erfindung.
    Aber verkündige mir, und sage die lautere Wahrheit.
    Bist du mit dieser Gestalt ein leiblicher Sohn von Odysseus?
    Wundergleich bist du ihm, an Haupt und Glanze der Augen!
    Denn oft haben wir so uns zu einander gesellet,
    Eh' er gen Troja fuhr mit den übrigen Helden Achaias.
    Seitdem hab' ich Odysseus, und jener mich nicht gesehen.
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Dieses will ich dir, Freund, und nach der Wahrheit, erzählen.
    Meine Mutter die sagt es, er sei mein Vater; ich selber
    Weiß es nicht: denn von selbst weiß niemand, wer ihn gezeuget.
    Wär ich doch lieber der Sohn von einem glücklichen Manne,
    Den bei seiner Habe das ruhige Alter beschliche!
    Aber der Unglückseligste aller sterblichen Menschen
    Ist, wie man sagt, mein Vater; weil du mich darum befragest.



    Serenus endete. Er hasste diese Stelle und war versucht den Griechen mit seiner Lyra zu verhauen. Seinem Lieblingsonkel würde er nie etwas antun. Dido schied auch aus, blieb der Sklave im Raum oder der Grieche. Wann immer Oma ihn bestraft hatte, gab es Villa-Arrest und er musste diese Passage abschreiben. Bestimmt 100.000 Mal hatte er sie in seinem kurzen Leben abgeschrieben. An manchen Tagen sogar zweimal. Wieder und wieder, immer nur diese Passage. Vermutlich hätte er sie auch noch im Schlaf aufsagen können. Und bei dieser Passage hatten ihn die beiden Hauslehrer auch geschlagen. Serenus Laune wurde zunehmend schlechter. Er war in der Stimmung etwas kaputt zu machen oder Tante Leontias Katze zu ärgern oder noch besser die Sklaven zu scheuchen. Und der erste Sklave, der ihm vor der Tür über den Weg lief würde 10 Tage nur Spinat und Gerstenbrei zu essen bekommen! Ja, sein Wort war Gesetz in der Villa und wo es endete würde zur Not Tante Leontia dann den Befehl geben. Er war schließlich der Lieblingsneffe von ihr, ihr Spatz. Normalerweise würde er sich an Onkel Gracchus wenden, aber der schien von dem Hauslehrer schon etwas erschöpft zu sein. Das konnte Serenus gut verstehen.


    “Nun, Theodorus. Jetzt habe ich mal eine Frage an dich. Welche Farbe hatten die Sohlen von Athenas Sandalen?”


    Wie lange wohl die Löwen der Gens Flavia schon nichts mehr gefressen hatten? Serenus war sich sicher, daß es welche in der Villa gab, obgleich er sie noch nicht gefunden hatte. Aber es sollte da einen Ort geben, welcher "das Loch" genannt wurde. Ein Tabu-Ort für ihn, wie auch die Sklavenquartiere. Das schrie geradezu nach einem Besuch bei dem nächsten Regentag. Dummerweise schienen Sciurus, Sica und Hannibal es immer zu riechen, wenn er dort mal auftauchen wollte und passten ihn ab. Also würde es eine Nachtexpedition geben, denn zumindest Hannibal und Sica waren mit Vorsicht zu genießen. Der eine war der Hausverwalter und war Herr über die Einkaufsliste. Und Hannibal war immer noch der Sklave von Papa in letzter Instanz. Da wußte man nie ganz genau, ob er nicht petzte.

  • Theodorus hört ein wenig halbherzig zu. Er selber ist nicht der allergrößte Fan von Homer, die Ilias langweilt ihn, die Odyssee ist ganz witzig, aber es reicht, wenn man sie sich mal durchliest und im Ungefähren weiß, was passiert. Allerdings ist das der Standpunkt, den ein Forscher vertreten darf und nicht ein kleiner Junge oder ein Mann wie Gracchus, der offensichtlich zu jenen Personen gehört, die zwar gebildet sind, aber nicht unbedingt klug. Die Art von Leuten, die stundenlang ein jedes so langweiliges Bild von Mikon oder jede noch so belanglose Statue von Lysipp anglotzen und bewundernd bis in die kleinsten Details analysieren kann, aber eigentlich gar kein Verständnis vom Sujet hat. Sie sehen sich die Fingerglieder an und sinnieren über Komposition, aber der Ausdruck, das Wesen bleibt ihnen verschlossen.


    Und im Grunde genommen ist das ja eigentlich das, worum es jeden guten Philologen und Philosophen bei der Ausbildung junger Menschen gehen sollten: Zermürbe sie mit Auswendiglernen und anderen Mühsaal, auf dass sie sich für gebildet halten ohne wirklich zu wissen und zu erkennen. Das ist das beste Mittel gegen zukünftige akademische Konkurrenz.


    So halten es zumindest die großen Philosophenschulen von Athen. Zum Glück sind die Alexandriner da schlauer. Aber den Nutzen der kritischen Methode haben diese Römer noch nie verstanden. Alles andere wären Perlen vor die Säue. Obwohl, man könnte es ja versuchen...


    Theodorus lässt sich seine Unaufmerksamkeit aber nicht anmerken.
    Seelenruhig notiert er etwas auf seine Tabula und die Lyra findet auf der Liste der Dinge, die Serenus nicht in den Unterricht mitnehmen darf, ihren Ehrenplatz gleich neben Nero.


    Als Serenus endlich den letzten schrägen Ton aus einer misshandelten Lyraseite quietscht, richtet Theodorus einen anerkennenden Blick an ihn. Die Frage nach Athenas Schuhen übergeht er dabei. Sie wäre eigentlich genau die Bestätigung dessen, was er sich vorher zusammengereimt hat, wenn er nicht das Gefühl hätte, der Junge wolle ihn nur provozieren.


    "Sehr schön. Bis zur nächsten Stunde schreibst du den Gesang zehnmal nieder, und zwar im bester griechischer Schönschrift.


    Kommen wir zu was anderen: Kennst du das Höhlengleichnis?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Noch immer seine Schläfe mit zwei Fingern massierend verfolgte Gracchus das augenscheinliche Duell zwischen Lehrer und Schüler. Es drängte ihm danach, Aristides mitzuteilen, dass Roma kein Ort für einen Jungen war, daher die Anwesenden alle beide aus seinem Officium zu werfen und keinen von beiden überhaupt wieder zu sehen. Im Falle Serenus' war dies leider außerhalb jeder Möglichkeit, bei Theodorus schon eher, doch fürchtete Gracchus keinen zweiten Paedagogus zu finden, welcher nicht nach der ersten Diskordanz seines Neffen verzweifelt von Dannen zog, sondern standhaft blieb, vor allem nicht für 75 Sesterzen die Woche. Mehr noch, als dass er nicht sein Heil in der Flucht suchte, missfiel Gracchus schlussendlich, dass Theodorus die Rezitation der Odyssee augenscheinlich völlig gefühlskalt ließ, denn selbst da die Darbietung seines Neffen zu Wünschen übrig ließ, so erfüllten Gracchus die Worte doch mit einer tiefen inneren Zufriedenheit über solch tiefgründige Wahrheit, solch harmonische Ästhetik und unvergleichliche sprachliche Schönheit. Vermutlich lag diese Absenz der Verzückung an der Tatsache, dass Theororus als Philosoph keinen Sinn für die Eleganz der Welt besaß, bemühten sich Philosphen doch oftmals eher darum, jene Welt nur in ihre Einzelteile zu zerlegen, anstatt sich ihrer Gesamtheit zu erfreuen, ihrer ungleich elysäischen Komposition und ihrem unvergänglich entzückenden Wesen. Wie sollte Serenus einen Sinn für das Wahrhaftige entwickeln, wenn er nur die Wahrheit in Zeichen quetschte, ihre Schönheit dabei gleichsam regelrecht vergewaltigte? Erkenntnis kam nicht von missfälliger Wiederholung, Erkenntnis war ein langwieriger Prozess des Sehens, des Staunens und Erfahrens, dessen war sich Gracchus sicher.

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  • Serenus gab die Lyra an Dido, welche hinter ihm stand. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sagte patrizisch und bestimmt:


    “Nein! Das werde ich nicht. Ich sehe keinen Grund den gesamten Gesang zehn Mal abzuschreiben, nur weil du dir offensichtlich nicht eine Kopie des Werkes leisten kannst. Diese Aufgabe ist sinnlos und da lerne ich nichts.


    Und was das Höhlengleichnis betrifft, so werde ich Dir diese letzte Frage beantworten.


    Das Höhlengleichnis ist ein bekanntes Gleichnis von Platon. Darin unterhalten sich Sokrates und Glaukon über Menschen, die in eine unterirdische Höhle eingesperrt sind. Die Geschichte ist sehr unlogisch, denn die Menschen sind auf von Geburt an auf Stühle gefesselt. Wie können sich denn dann Muskeln entwickeln oder die Leute etwas essen oder auf die Latrine gehen? Egal, jedenfalls starren sie nur die Wand an, hören alles um sich herum und sehen sonst nur Schatten von Gegenständen auf der Wand, welche ein Feuer hinter ihnen wirft. Die Frage ist halt, wie die Menschen reagieren werden, wenn sie jetzt befreit würden. Würden sie sich in der Höhle umsehen, etwas mit dem Feuer anfangen oder einen steilen Aufstieg aus der Höhle heraus nutzen. Wie würde der ehemalig Gefesselte auf die tatsächliche Umwelt reagieren. Noch so ein unlogischer Punkt. Aufgrund der lebenslangen Gefangenschaft auf dem Stuhl könnte er gar nicht aus der Höhle klettern. Seine nächsten Realitätspunkte wären die Person, die ihn befreit oder der Boden auf den er stürzt, da er seinen Körper nicht kontrollieren kann. Die Frage, was für den Menschen die tatsächliche Wirklichkeit ist stellt sich somit ja gar nicht. Das Gleichnis ist doof. Und selbst wenn würde er den Aufstieg erst nach einer sehr langen Zeit schaffen, denn eine Hauskatze, die immer im Haus gehalten wird traut sich ja auch nicht direkt in den Garten raus. Und anpassen kann er sich an die neue Umwelt auch nicht.”


    Serenus wandte sich an seinen Onkel Gracchus.


    “Den will ich doch nicht als Lehrer. Er kann nur Fragen stellen, aber seinerseits beantwortet er keine. Er hat meinem Gesang nicht zugehört und konnte meine Frage nicht beantworten. Ein guter Lehrer ignoriert nicht die Fragen und Beiträge seines Schülers. Das ist ein Zeichen von Dummheit. Bislang hat er mir nur ein Loch in den Bauch gefragt, aber nicht bewiesen, daß er etwas weiß, was du und ich noch nicht wissen. Ich habe keine Lust mehr. Ich sage Hannibal Bescheid, daß er hier vorbei kommt, ihm eins auf die Nase haut und ihn aus der Villa wirft. Ansonsten bin ich in der Bibliothek und lese etwas bis der nächste Bewerber kommt. Tante Leontia hat mir da ein paar gute Schriftrollen aus den obersten Regalen ausgesucht. Iulius Caesar und Caligula. Ansonsten foltern wir nachher zusammen mit Tante Leontia den neuen Sklaven, diesen Daphus. Der war ungehorsam. Tante Leontia will mir zeigen, wie man das richtig macht. Wir sehen uns beim Abendessen, Onkel Gracchus.”


    Und schon drehte Serenus sich um und verließ sichtlich schlecht gelaunt das Officium. Kein gutes Omen für den Rest der Bewohner. Insbesondere, da er gerade wieder so in einer Phase war. Dabei war heute gar nicht Spinat- und Gerstenbreitag.

  • Theodorus, dessen Kopf jetzt auf einmal purpurrot glüht, will gerade ansetzen, zu erklären, dass die Schreibübung keineswegs als lehrreiche Aufgabe sondern eher als erzieherische Maßnahme gedacht war und dass der kleine junge Mann, sollte er noch einmal auf die Idee kommen, einen zu Recht vom Senat als Hochverräter abgestempelten Mann als größten Dichter aller Zeiten zu bezeichnen und dazu noch die Dreistigkeit zu haben, ein selbst geschriebenes Gedicht als Werk eben jenes Hochverräters auszugeben, sein ganzes weiteres Leben damit verbringen wird, den ersten Gesang der Odyssee aus dem Gedächtnis aufzuschreiben.


    Allerdings kommt er nicht mehr dazu, denn schon ist der kleine Kerl aus der Tür verschwunden. Theodorus lehnt sich zurück, atmet tief aus, schenkt sich noch ein Gläschen ein und beschließt, die Annahme oder Ablehnung der Arbeitsstelle in der Villa Flavia von Gracchus' nächster Reaktion auf Serenus' Abgang abhängig zu machen...

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  • Weder hatte Gracchus vor, sein Inneres vor dem Griechen nach Außen zu kehren, noch mit ihm über die Verfehlungen des Jungen zu sprechen, stand es einem Peregrinus ohnehin nicht zu über einen Patrizier zu urteilen, mochte dieser auch ein Kind und der andere ein Philosoph sein. Bezüglich seines Neffen würde sich Gracchus ohnehin später in aller Ruhe tiefgehende Gedanken machen müssen, doch es graute ihm bereits jetzt vor diesem und nur allzu gern wollte er es noch eine Weile hintenan stellen. Er war nicht geübt darin, mit Kinder umzugehen, sah in Serenus einen jungen Mann mit allerlei Fragen über die Welt, welche er zu beantworten gedachte, wie er mit jedem anderen Manne über die Götter und die Welt würde sprechen. Jenes kindliche Verhalten jedoch, welches sein Neffe an den Tag gelegt hatte, Widerspenstigkeit, Trotz womöglich Sturheit, einen Hauch Albernheit und Größenwahn, dem wusste Gracchus bisweilen nichts entgegen zu setzen, denn Menschen, denen Einsicht und Verständigkeit fehlten, mied er für gewöhnlich und hatte bisher keine Veranlassung gesehen, sich mit solcherlei auseinander zu setzen. Des einzigen, dessen er sich augenblicklich hinsichtlich Kindern sicher war, dies war der feste Entschluss, dass seine eigenen Nachkommen im fernen Achaia würden aufwachsen und erzogen werden. Als sein Neffe den Raum verließ, ließ Gracchus seine Hand sinken, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. Seine Antlitz war nun wieder gewohnt beherrscht, seine Stimme ruhig und sachlich.
    "Er ist ein sehr aufgeweckter junger Mensch mit vielen Fragen. Ich erwarte, dass du ihn nicht nur notwendiges Wissen und Erkenntnis lehrst, sondern auch seine Fragen beantwortest. Da dies nicht dein erster Schüler ist, gehe ich davon aus, du kennst die Art der Antworten, die einem Mann seines Standes zuträglich sind."
    Da Theodorus noch immer auf dem Stuhl saß und nicht den Anschein erweckte, überhastet den Raum verlassen zu wollen, so musste Gracchus davon ausgehen, dass womöglich solch Verhalten, wie Serenus es gezeigt hatte, ganz allgemein als kindlich anzusehen und der Paedagogus dies darum aus langjähriger Erfahrung gewohnt war und sich kaum mehr wunderte, obgleich sich Gracchus sehr sicher war, dass er selbst als junger Mensch nie solcherlei Allüren dargeboten hatte.
    "Gleichsam erwarte ich nicht von dir, dass du ihm jegliches Fehlverhalten nachsiehst, denn nicht nur sein Geist, auch sein Charakter bedarf sicherlich noch der Formung und Festigung."
    Ein kleiner Nero sollte immerhin nicht aus dem jungen Serenus werden, denn oblgeich die Aussicht eines Flaviers auf dem Kaiserthron natürlich verlockend war, so wäre sein Ende doch mehr als deplorabel.
    "Nun, du wirst diesbezüglich deine Erfahrungen haben."

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  • Kaum hat Gracchus fertig geredet, kann sich Theodorus nicht halten und prustet laut den den weinigen Inhalt seiner Mundhöhle über den Marmorboden.


    Dann dreht er sich mit verdächtig sonnenstrahlender Miene zu Gracchus um und säuselt höflich los, wobei die Stimme im Laufe seiner Zurechtweisung kontinuierlich zu einen echt wütenden, festen Ton anschwillt.


    "Verehrter Gracchus, du hast durchaus Recht mit deiner Einschätzung, was den kleinen Serenus angeht: Er ist ein sehr aufgeweckter, wissbegieriger, kleiner Mann. Auch an Bildung, Talent und schulischer Erziehung keineswegs. Der Junge ist für sein Alter sehr weit und es wäre eine Verschwendung, seinen jungen Verstand nicht ausreichend zu trainieren.


    Ich denke mal, diesen Jungen mangelt es eher an anderer Art von Erziehung. In diesen Bereich nämlich, den ich meine, hilft kein Paidagoigos und auch ein ordentlicher Paidiotribes kann nur wenig daran ändern. Eigentlich hätte so etwas schon lange vorher passieren sollen.


    Wo wir wieder bei unserem Geschäft wären: Ich wollte gerade folgendes vorschlagen: Erstens: Ich muss den Hund und die Leier nie wieder sehen!
    Zweitens: Ich krieg einen starken Paidiotribes zur Hand, der den Jungen beobachtet und gegebenenfalls bestraft und züchtigt,
    Drittens: Ich nehme 75 Sesterzen - Pro Stunde, wobei jede weitere angefangene Minute als weitere Stunde gilt, unter 75 wird nicht gezahlt, Das empfände ich als die einzig tragbaren Bedingungen für meine Arbeit als Erzieher.


    Da ich nun an dir, lieber Flavius Gracchus, sehe, dass du dir der Mängel deines Jungen nicht einmal bewusst bist, dass du nicht einmal in der Lage bist, dich für die gerade hier abgelaufene Frechheit zu entschuldigen, denke ich, wir werden leider nicht ins Geschäft kommen. Und eines kannst du mir glauben: Der Junge mag noch so intelligent und talentiert sein und aus noch so gutem Hause kommen: Du wirst niemals Jemanden finden, der diesen Kind das entlockt, das in ihm schlummert!"


    Dann atmet er kurz und fest durch:


    "Ich denke, das war dann alles, Gracchus. Ich muss jetzt weiter. Ich hab noch eine Verabredung bei der Gens Claudia. Vale und auf Widersehen."


    Er setzt seinen Hut auf und stampft in Richtung Türe. Gerne tut er den Ianitor den Gefallen, für immer aus diesem Tollhaus zu verschwinden. Obwohl es ihm fast Leid tut für diesen Jungen. Dass man so ein Kind durch Nichterziehung so kaputt machen kann, unfassbar!

  • Das Gebahren des Paedagogus war nicht nur äußerst ungwöhnlich, sondern zudem äußerst ungebührlich. Während dieser sprach versterkte sich der Druck auf Gracchus' Kiefer, da er diese fest zusammenpresste, um jene ausdruckslose Miene zu wahren, welche die Dignitas ihm abverlangte. Er spürte den Schmerz erneut aus dem Backenzahn emporzucken, sich seinen Weg durch die rechte Gesichtshälfte bahnen und im Kopf kleine, aber hartnäckig peinigende Wellen des Schmerzes auslösen. Gracchus schwieg während all dessen und bis Theodorus den Raum verlassen hatte, nicht nur, da er fürchtete, der Schmerz würde sich noch verstärken, nicht nur, weil er fürchtete, die Gewalt über seine Stimme zu verlieren, sondern mehr noch, da ihm die Worte fehlten. Als der Paedagogus fort war, beugte Gracchus sich vor, sank mit dem Oberkörper herab und ließ seinen Kopf in einer unerwarteten Bewegung hart vornüber auf die Tischplatte schlagen, dass selbst die Sklaven an der Türe den Aufschlag hören konnten. Sein Leibsklave Sciurus trat eilig herbei, berührte seinen Herrn an der Schulter, doch Gracchus brummte nur unwillig.
    "Ich habe Zahnschmerzen."
    Sciurus ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. "Soll ich nach dem Leibarzt der Dame Leontia schicken lassen?"
    Leicht bewegte sich Gracchus Kopf in ablehnendem Schütteln.
    "Nein, kein Grieche. Geh zum Zirkus."
    "Was ist mit dem Paedagogus?"
    Seine Hände auf die Tischplatte gelegt, stemmte sich Gracchus wieder auf. Ein feiner roter Abdruck prangerte auf seiner Stirn, war jedoch bereits im Verblassen inbegriffen. Seine Stimme klang müde.
    "Was soll mit ihm sein, er ist weg und wird diese Villa nicht wieder betreten."
    Der Sklave nickte, er würde den Mann auf die Liste setzen. "Und der junge Serenus?"
    Ein unscheinbarer Laut, merkwürdige Kombination aus Seufzen und Stöhnen, entkam Gracchus Kehle, während sich gleichsam ein nicht minder merkwürdiger Ausdruck über sein Gesicht legte, Enttäuschung, womöglich über Serenus, doch mehr über sich selbst, Verzweiflung und Ratlosigkeit.
    "Die Götter werden mir niemals einen Nachkommen gewähren."
    Da Sciurus nicht wusste, was sein Herr damit zum Ausdruck bringen wollte, schwieg er und blickte Gracchus nur fragend an. Doch jener war viel zu sehr in seinen eigenen trüben Gedanken gefangen, als dass er er dessen gewahr geworden wäre. Nicht nur, dass er nicht taugte für Wohl und Ehre der Flavia Vespasianus Sorge zu tragen, sein Missgeschick weitete sich nun zudem auch noch auf den Rest der Flavia aus. Wie sollte er Aristides nur begreiflich machen, dass er unfähig war, einen Paedagogus für dessen Sohn einzustellen, wie sollte er ihm erklären, dass er völlig unfähig war, für das Wohl eines Kindes Sorge zu tragen? Theodorus hatte vermutlich Recht, nichts würde aus Serenus werden und dies würde einzig und allein Gracchus' Versäumnis sein, ein weiteres Versäumnis auf der endlosen Liste der Unzulänglichkeiten des Manius Gracchus. Womöglich war es tatsächlich besser, die Götter verwehrten ihm auf immer den Nachkommen.
    "Geh zur Bibliothek und schicke Serenus, augenblicklich, unverzüglich und ohne Widerworte."
    Augenblicklich, unverzüglich und ohne Widerworte - obgleich nicht ihm dies gegolten hatte - machte sich Sciurus auf, den Jungen ein weiters Mal heran zu schaffen.

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  • Sciurus hatte Serenus in der Bibliothek aufgetrieben, was keine sonderlich schwere Aufgabe darstellte. Einige Ausgaben von "Sklave Gaius ist der Beste" verrieten schließlich eindeutig den Eigentümer der Kline, auch wenn Serenus kurz zur Latrine verschwunden war. So mußte Sciurus nur kurz warten.


    Nach einem kleinen Umweg in sein Cubiculum, wo er sich erneut mit der Lyra bewaffnet hatte, kam er wieder ins Offcium von Onkel Gracchus.


    "Salve Onkel Gracchus. Na, wie war ich? Wann kommt der nächste Bewerber, den wir selektieren wollen?"

  • Bis der Junge in seinem Arbeitszimmer auftauchte, hatte Gracchus sich wieder einigermaßen gefangen. Obwohl er noch immer nicht wusste, was in solch einer Situation das probateste Mittel würde sein, um Serenus zur Vernunft zu bringen, so hatte er sich vorerst zur Demonstration von Strenge entschieden. Doch die Lässigkeit, mit welcher sein Neffe den Raum betrat, die Lyra wie seine Waffe vor sich haltend, ließ erneut ein wenig Ärger in ihm aufsteigen, welcher dazu führte, dass in diesem Falle Gracchus seinen Neffen missverstand.
    "Lucius Flavius Serenus, wir wollen niemanden sekieren! Ich versuche dir eine adäquate Ausbildung zu verschaffen, damit dir eines Tages alle Türen offen stehen werden, welche du durchschreiten willst, und du nicht als Legionär oder Sacerdos endest! Kannst du mir erklären, was dieses völlig blamable Verhalten darstellen sollte? Solcherart Gebaren stünde nicht einmal einem Plebeier gut zu Gesicht, geschweige denn einem Angehörigen deines Standes. Es war infantil, beschämend und äußerst unangebracht. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst, welche Konsequenzen dies für dich hat!"
    Gracchus hoffte, der Junge war sich dessen bewusst und würde dem nun entweder verbal entgegen wirken wollen und jene Konsequenzen, welche ihn üblicherweise nach solcherlei Missgebaren trafen damit offenbaren, oder aber sich ohne Widerspruch fügen und jene Konsequenzen selbst in die Wege leiten, denn bis Gracchus einen Brief nach Mantua oder Baiae gesendet und sich bei Aristides oder Agrippina diesbezüglich informiert hatte, würden Tage, wenn nicht gar Wochen vergeben, bis zu deren Ende er längst vergessen hätte, weshalb er sich nach solcherlei Konsequenzen erkundigt hatte.

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  • „Onkel Gracchus. Papa hat Hannibal Anweisung gegeben, dass er sich um meine Unterweisung kümmern soll. Das macht er ja auch die ganze Zeit über. Die Anweisung bekam Hannibal bevor Papa nach Mantua aufbrach. Lesen, Rechnen, Schreiben, Griechisch, Wirtschaftslehre und so was.


    Und du warst doch auch Sacerdos und Onkel Lucullus ist es immer noch. Ebenso dieser Onkel Aquilius in Griechenland im Geheimauftrag für den Pontifex Maximus.


    Und was das „blamable Verhalten“ angeht, so hast du doch gesagt, dass ich mich „schrecklich“ benehmen soll. Ich dachte, dass du den vergraulen wolltest oder feststellen wolltest, wie hart im Nehmen er ist. Aber von Musik und Lyrik versteht der schon mal nichts! Und was das infantil angeht. Onkel Gracchus, ich bin erst 9 Jahre alt! Welche Konsequenzen soll es denn haben? Habe ich Hausarrest? Ich habe gemacht was du gesagt hast. Bist du jetzt böse auf mich?“


    Serenus schaute seinen Onkel mit großen, treublickenden Augen an. Augen, so voller kindlicher Unschuld. Die Augen eines Engels.

  • Erzürnt schüttelte Gracchus den Kopf.
    "Wir waren und sind Sacerdotes, aber wir werden nicht als solche enden! Zudem habe ich dir gesagt ..."
    Er stockte. Hatte er schicklich oder schrecklich gesagt? Zweifelsohne hatte er schicklich sagen wollen, doch wenn er stattdessen schrecklich gesagt hatte, so war Serenus' Verhalten tatsächlich mit einem Mal völlig legitimiert, nun, nicht völlig, aber doch in überaus umfassendem Maße. Der arme Junge hatte nur das getan, was sein Onkel ihm augenscheinlich aufgetragen hatte, obwohl ihm diese überaus seltsame Anweisung sicherlich überaus befremdlich vorgekommen sein musste, und mehr noch als ihn nicht dafür zu schelten, so verdiente dieser Gehorsam seines Neffen geradezu Anerkennung.
    "Das habe ich gesagt? Schrecklich?"
    Nun völlig derangiert und aus jeglichem Konzept gebracht ließ Gracchus die Schultern sinken und vergaß dabei seine Rage, sogar ein tiefes Seufzen schaffte es, aus seiner Kehle zu entkommen. Er war noch nicht reif für diese Erziehungsdinge.
    "Verzeih mir, Serenus. Es lag weder in meiner Absicht, dich zu verwirren, noch dich zu kränken, noch um so weniger schrecklich zu sagen. Doch gerade letzteres ist nun wohl ohnehin von marginalem Belang, doch sollte ich wieder einmal solcherlei von dir verlangen, so ... so solltest du noch einmal nachfragen, ob ich tatsächlich meinte, was ich sagte, denn manches mal sage ich vermutlich Dinge, die ich so nicht meine ... denke ich ..."
    Ob dies des öfteren geschah? Er war noch nicht alt genug, um in geistige Senilität zu verfallen, doch sollte dies den Tatsachen entsprechen, so war womöglich ein Fluch gesprochen worden, welchen es galt zu beseitigen. Bisweilen soll Männern aus solcherlei Gründen gar die Fähigkeit zur Rede verloren gegangen sein und obgleich Gracchus sich keinerlei politischer Feinde bewusst war, so mochte es sie letztenendes geben.
    "Wie dem auch sei, dieser Paedagogus war ohnehin nicht geeignet, er hegte einige etwas merkwürdige Ansichten, welche in plebeischen Häusern als schick gelten mögen, doch unsereins hat es wahrlich nicht nötig, der Mode zu folgen."
    Bedauernd blickte er in die großen, unschuldigen Kinderaugen.
    "Ich bin natürlich nicht böse auf dich, Serenus. Dies war mein Fehler und ... nun ... ich assekuriere dir, wir werden schon einen geeigneten Paedagogus finden. Du kannst dich nun wieder deinen Studien widmen."
    Er hatte das Kind ohnehin schon viel zu lange von seinen Pflichten abgehalten. Bei allen Göttern, nicht nur, dass er nicht in der Lage war einen geeigneten Lehrmeister zu engagieren, nun würde es denn auch in seinen Schuldigkeitsbereich fallen, wenn sein Neffe völlig derangierte aufgrund der merkwürdigen Weisungen seines Onkels, schlimmer noch, wenn aus ihm nichts würde werden. Und wie sollte er Aristides nur gegenüber treten, wenn er nicht einmal selbst für den Jungen ein Vorbild darstellen konnte?

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  • Serenus nickte. Sein Onkel hatte schrecklich gesagt, da war er sich absolut sicher. Sein Onkel schien sehr verwirrt zu sein. Vielleicht wurde man das, wenn man älter als 20 Jahre war.


    “Gut, Onkel Gracchus. Das nächste Mal frage ich dezent nach. Und ich gehe dann mal wieder in die Biliothek, sprich in mein Officium, welches mir Onkel Senator Felix zugewiesen hat.


    Serenus schaute seinen Onkel aus großen, unschuldigen Kinderaugen an und verließ dann das Officium.

  • Ohne es zu ahnen hatte der junge Serenus eine äußerst wichtige Erkenntnis über das Menschsein gewonnen, denn hatte man erst die magische Grenze von zwanzig Jahren überschritten, so ging es nur noch bergab, in jeder Hinsicht. Natürlich versuchte der Mensch aus Instinkt heraus diese Erkenntnis sukzessive um weitere zehn Jahre hinaus zu zögern, so dass Gracchus augenscheinlich davon ausging, dass das Leben erst ab dreißig Sommern dahin schwand, doch in den tiefen seiner Selbst ahnte er, dass er den schmalen Grad des Gipfels bereits überschritten hatte, obgleich es eine ruchlose Ungerechtigkeit des Lebens war, dass der Mensch nur wenige Schritte hinauf, doch dann eine solch immense Weglänge hinab gehen musste. Glücklicherweise ahnte Gracchus nichts von solcherlei Gedankengängen, so dass sie ihm gleichsam selbst erspart blieben, war er doch bereits mehr als betrübt ob des vorangegangenen Scheiterns hinsichtlich der Bildung seines Neffen, so dass weitere Tristesse sich nurmehr äußerst niederschlagend auf ihn hätte ausgewirkt. Die großen, unschuldigen Kinderaugen gingen ihm nach gleich eines Urteils über seine Unfähigkeit und nur mit Mühe konnte sich er dazu zwingen, seine Arbeit wieder aufzunehmen.


    ~ finis ~

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