Tablinium | Manius Tiberius Durus

  • Auf das "Ja?" hin trat Albina in das Tablinum ein. Titus ging ihr schon jetzt gehörig auf die Nerven, doch sie entschied sich in vorerst zu ignorieren.
    "Salve Durus, wie schön dich zu sehen. Entschuldige, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus falle, aber ich dachte es wäre in Ordnung, ohne Voranmeldung zu kommen." begrüßte sie ihren Vetter und entschuldigte gleichzeitig ihr unangemeldetes Kommen.


    Sie schritt näher auf den Tisch zu, an dem Durus saß und ließ sich in einem der Stühle nieder, die davor standen. Zunächst wartete sie ab, ob irgendwelche Fragen kommen würden, bevor sie sich selbst erklären würde.

  • Er musterte Albina: Eine ganze Weile hatte er sie nicht mehr gesehen, doch sie sah fast unverändert aus. Und sie war wieder einmal erfrischend unkompliziert, aber dennoch freundlich. Während er ihren Schatten weiterhin beflissentlich ignorierte, begrüßte er sie


    "Albina, wie geht es dir? Was bringt dich hierher nach Rom?"


    Sie war mit Quintus nach Mantua gegangen und im Grunde war es nicht schwierig zu erraten, was eine Frau von dort wegtrieb - Durus war selbst einmal dort gewesen: Der Ort war das letzte Provinznest, wohl noch schäbiger als Misenum (nunja, dort lagerte ja auch eine ganze Flotte!).

  • Die junge Tiberia merkte, wie Durus sie kurz musterte, störte sich daran aber nicht. Immerhin hatten sie einander schon seit längerem nicht gesehen. Statt dessen lächelte sie ihn weiterhin an, wurde aber bei ihrer Antwort eine Spur ernster.


    "Mir geht es an sich soweit gut. Zumindest ging es das bis heute Morgen, als mich erstaunlicherweise Titus hier in der Villa begrüßte. Du musst wissen, dass ich Quintus nur eine Nachricht über meine Abreise habe zukommen lassen, weil sich in den Tagen zuvor keine Möglichkeit geboten hatte mit ihm zu sprechen."


    Sie schüttelte leicht den Kopf, das war alles irgendwie schief gelaufen. "Doch wider meinen Erwartungen scheint er mir das doch deutlich übler zu nehmen, als ich vermutet hatte. Ich wollte einfach mal wieder hier nach Rom. Noch dazu gibt es das ein oder andere zu erledigen.Und, " dann lächelte sie wieder " ich hatte nicht unbedingt das Gefühl in der Castra unentbehrlich zu sein, wenn du weißt, was ich meine."

  • Durus nickte. Was Albina hier umschrieb, konnte wohl durchaus als mit seiner Annahme übereinstimmend betrachtet werden: Sie langweilte sich in Mantua! Zwar freute sich Durus, dass sie ihn besuchen kam, dennoch verstand er auch, dass Quintus nicht unbedingt begeistert war, dass die ihm Anvertraute einfach so ging, ohne sich persönlich abzumelden. Somit erklärte sich auch dieser Titus. Aber natürlich sah der Tiberier keinen Grund, Albina deswegen ins Gewissen zu reden - das würde Quintus zweifelsohne selbst tun.


    "Ach, er wird sich schon wieder beruhigen. Ich freue mich auf jeden Fall, dass du gekommen bist. Dein Zimmer wartet auf dich. Kann ich dir sonst irgendwie behilflich sein?"

  • Albina war erleichtert und froh, dass Durus das Thema nicht schien vertiefen zu wollen. Einen Moment lang überlegte sie, ob es wirklich etwas gab, wobei er ihr würde helfen können oder ob sie zu allgemeineren Dingen übergehen sollte, als ihr etwas einfiel, was augenscheinlich war, aber sie dennoch vergessen hatte.
    "Eigentlich kannst du das schon, ja." meinte sie dann langsam und überlegte, wie sie die Frage am sinnvollsten formulieren konnte. "Als Pontifex kennst du dich sicher in allen religiösen Ämtern gut aus. Das trifft sich gerade ganz gut, weil ich mich gefragt habe, in welcher Form man unserer Göttin Iuno wohl dienen könnte. Welche Ämter gibt es, was wird bei Priesterinnen vorausgesetzt etc.?" Es war am heutigen Morgen gewesen, als sie selbst im Iuno-Tempel gewesen war, dass ihr diese Idee gekommen war. Natürlich hatte sie sie bis dahin mit noch niemandem besprochen und wollte nun auch nicht den Eindruck erwecken, als hätte sie sich bereits zu irgendetwas entschieden. "Aus rein allgemeinem Interesse natürlich." setzte sie daher noch kurz hinterher.

  • Durus hatte gerade den Kopf wieder in Richtung der Tabula gesenkt, als Albina seine Kompetenz als Pontifex ansprach. Er blickte auf und sah sie an: Wollte Albina tatsächlich Priesterin werden? Das war sicher eine gute Idee - Priester wurden immer gebraucht!


    "Also speziell für Iuno gibt es natürlich das Amt als Sacerdos. Solltest du dich noch nicht so auskennen - was ich bezweifle - könntest du in Vorbereitung darauf als Discipulus bei einem anderen Priester lernen.


    Du müsstest nur genug Erfahrung mitbringen und eventuell ein Prüfungsopfer abhalten, damit wir sehen, dass du das kannst - aber es würde mich doch sehr wundern, wenn das für dich ein Problem wäre."


    Als Vestalin würde sie zwar vermutlich mehr Ansehen haben, doch er bezweifelte, dass die junge Tiberierin ihr Leben der Keuschheit opfern wollte - und Durus fand es auch besser, sie gewinnbringend mit einem anderen Haus zu vermählen.

  • Albina hörte Durus aufmerksam zu, und das, was er sagte, freute sie. Nicht nur, dass er der Meinung war, sie kenne sich wohl schon ganz gut damit aus, sondern auch, dass es recht einfach schien in Iuno Dienste zu treten. In ihrem Kopf nahm die Idee mehr und mehr Form an.


    "Hmm...das erscheint mir nicht allzu schwierig." meinte sie dann. "Natürlich sind das Dinge, die ich noch mit Quintus und natürlich auch mit meinem Verlobten besprechen müsste, da ich nicht weiß, was sie darüber denken. Aber, ich weiß nicht einmal wirklich weshalb, habe ich das Bedürfnis Iuno zu dienen." Und das stimmte auch. Spätestens seit dem heutigen Morgen in Iunos Tempel, wurde sie den Gedanken daran nicht mehr los. "Ein Priesteramt dürfte meinem Ansehen als Patrizierin wohl kaum schaden, oder? Ich meine, weil eine "Arbeit" bei Frauen im Allgemeinen ja als ziemlich unschicklich betrachtet wirde."


    Quintus würde sie wohl sogar relativ bald davon berichten müssen. Da Titus ja ebenfalls anwesend war, würde es dieser sonst vermutlich ohnehin tun.

  • Sie hatte also mit niemandem darüber gesprochen - das schmeichelte dem Tiberier, da er somit wohl als erster davon erfuhr. Allerdings war es damit wohl auch wieder etwas problematischer: Quintus war schließlich für sie verantwortlich und Furianus, von dem er im Übrigen lange nichts gehört hatte, hatte da natürlich auch ein Wörtchen mitzureden - er würde in Zukunft immerhin ihr Gatte sein!


    "Nein, ein Sacerdotium ist eine überaus ehrenhafte Aufgabe, auch für eine Frau."


    stimmte er ihr zu. Zwar fand er es am besten, wenn eine Frau zu Hause den Haushalt regierte, doch da es bei den Tiberiern ohnehin zahlreiche junge Damen gab, die diese Aufgabe teilten, war es sicher auch im Sinne der Götter, wenn sie ihre freie Zeit derartig nutzten - die Muße sollte immerhin stets in Maßen genossen werden!

  • Innerlich jauchzte Albina bei Durus Worten auf, auch wenn sie es nicht zeigte. Es schien also wirklich keine Einwände zu geben, mal von den eventuellen ihres Vetters und Verlobten abgesehen, weshalb sie nicht Priesterin der Iuno werden sollte. Das Hochgefühl, was sie beim Verlassen des Tempels heute morgen empfunden hatte kam langsam, trotz Titus Anwesenheit, zurück. Jetzt würde sie das Thema nur noch mit Quintus besprechen müssen.


    "Nun, das freut mich zu hören. Dann bleibt nur abzuwarten, was Quintus und Furianus davon halten werden." meinte sie daher zu Durus.


    Sie lehnte sich zurück, dachte noch einen Moment darüber nach und schob das Thema dann vorerst wieder beiseite. "Aber, um das Thema vorerst einmal abzuschließen, sag mir doch, wie es dir in meiner Abwesenheit ergangen ist? Gibt es Neuigkeiten?" Viel zu selten hörte sie von Durus oder hatte sie Kontakt zu ihm und es war nicht das erste Mal, dass sie sich fragte, warum das überhaupt so war, da sie ihren Vetter durchaus mochte.

  • "Die werden sicher nichts dagegen haben, aber du solltest sie unbedingt konsultieren!"


    erwiderte Durus. Er freute sich bereits darauf, seine Cousine zu fördern und in einflussreiche Positionen zu hiefen.

  • Titus
    --------------------------------------------------------------


    Titus hatte das Tablinium direkt hinter Albina betreten.


    Er trug eine schlichte Tunika, die Tunika eines Soldaten, nur das sie nicht rot war, sondern schlicht ungefärbter Stoff. Und auch wenn kein Gladius oder Pugo in seinem Gürtel steckte, der schiere Umfang seiner Arme und seines Oberkörpers zeugten davon, das er auch jetzt in der Lage war zu töten.


    Stumm stand er hinter Albina....

  • Albina nickte. "Ohja, das werde ich auf alle Fälle. Ich muss Furianus ohnehin wieder mal schreiben. Ich habe schon viel zu lange nichts von ihm gehört. Du vielleicht?" meinte sie dann. Und es stimmte, sie hatte schon lange keine Nachricht ihres Verlobten erhalten. Das stimmte sie zwar nicht unbedingt traurig, weil sie ohnehin diese Verbindung irgendwie loswerden wollte. Aber das hieß nicht, dass Albina Furianus nicht mochte und sich nicht sorgte.

  • Albina wusste nichts von ihrem Verlobten? Das war nicht gut, denn soweit Durus sich erinnerte, war dessen letzte Nachricht die Botschaft von seiner Krankheit gewesen...er war im Grunde vorerst auch für eine Verbindung mit den Tiberiern nicht attraktiv (hatte er doch im Augenblick keinen politischen Einfluss) - dennoch hatte Durus gelernt, dass man seine Freunde nicht verärgern sollte.


    "Oh, hast du nicht gehört, dass er krank ist? Er hat sich auf sein Gut nach Achaia zurückgezogen, um sich zu erholen. Vielleicht solltest du ihm schreiben - er würde sich sicher freuen!"


    Dabei fiel Durus ein, dass er selbst es ebenfalls versäumt hatte, Furianus zu antworten - vielleicht sollte er das in naher Zukunft tun!

  • Sim-Off:

    Ich fang das hier mal an, weil ich denke, dass ichs sonst wieder vergesse ;)


    Nachdem Albina gegangen war, machte sich Durus daran, noch einmal den Brief seines politischen Freundes hervorzuholen. Beim Erhalt hatte er ihn nur kurz überflogen - er hatte keine Zeit gehabt. Doch nun nahm er sich diese Zeit, um genau darauf zu achten, was Furianus ihm zu sagen hatte.

    An Manius Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma


    Lucius Flavius F. Manio Tiberio D. s. d.


    Lange ist es her, seitdem ich dir das letzte Mal schreib, mein Freund. Es ist viel geschehen, viel Zeit verblichen. Verblichen, wie meine Haare. Ich hoffe, dir widerfuhr dies Schicksal nicht.
    Aber genug von der Haarpracht, wir sind ja keine Frauen, mein Freund.


    Es ist die Zeit, um Abschied zu nehmen. Ich hoffe, ich bete, dass dies kein endgültiger Abschied sein wird, doch es schmerzt mich nicht minder, wenn ich daran denke, welch gute Freunde ich in Rom zurück gelassen habe, um mich hier in Hispania zu verpflichten.
    Mein Ruf ist dahin, über meinen Namen wird im Senat gespottet, als wäre ich einer von diesen Hunden, die schnell aus der Gosse und wieder dahin gewandert sind. Aus Vermutungen werden Unterstellungen und aus Unterstellungen wiederum Fakten. Welch trauriges Spiel.


    Aufgrund dessen und auf die konsequente Behandlung meines Arztes durch Ermahnungen, gut gemeinten Ratschlägen und herzhaftem Apell, habe ich mich entschlossen seinem Rat folge zu leisten und mich nach Achaia zur Kur und Erholung zu begeben.
    Da ich mich jedoch zur Zeit, wie auch die Monate davor, nicht gerade so fühle, dass ich aus meinem selbst erbauten goldenen Käfig werde je wiederkehren können, nehme ich besser jetzt Abschied von dir, auch wenn es nur in schriftlicher Form ist. Wer weiß, vielleicht kann ich in nächster Zeit nicht mehr alleine die Feder halten. Welch lustiger Augenblick das wohl sein wird, ich könnte lachen, wenn es mir nicht die Brust bersten würde.


    Du bist stes ein Mann von größtem und schärfstem Verstand gewesen, Durus, dafür habe ich dich immer bewundert. Nicht nur im Gerichtssaal warst du stets der Beste, auch als Freund standest du mir immer zur Seite. Dafür gebührt dir mein aufrechter Dank. Falls ich in Achaia, sei es auch nur ein Brief an Rom, für dich tun kann, so lasse es mich wissen und ich werde dies, mit all meinen verbliebenen Kräften, erledigen.
    Zu gerne hätte ich uns beide, Seite an Seite, als Consuln gesehen. Im Zenit der Macht, mit dem größten Imperium ausgestattet, hätten wir Großes vollbringen können. Vielleicht wird mir dies noch gegönnt werden, aber zur Zeit habe ich große Zweifel, so dass ich dich nun auffordern muss dich endlich zum Consul wählen zu lassen.
    Du hast viele Freunde, viel mehr Sympathisanten, du wirst ohne Bedenken ruhmreich als Consul gewählt werden, da bin ich mir sicher. Warte nicht allzu lange mit diesem Schritt, denn du bist ihm schon gewachsen. Ich hoffe, ich kann dies noch miterleben.


    Bitte sende allen deiner Familie meine besten Grüße aus, an Vitamalacus werde ich noch einen eigenen Brief verfassen.


    Mögen die Götter dich segnen und wir uns noch wenigstens ein einziges Mal wieder sehen.
    Vale bene, amice.


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/1722/furiaaaatransparentaz9.png]


    Wenn er sich den Brief nun durchlas, bekam er fast ein schlechtes Gewissen, dass er so einfach über ihn hinweggegangen war: Furianus schien wirklich krank zu sein - ob sein Herz daran zerbrochen war, dass man ihn im Senat so geschmäht hatte? Hatte Durus selbst vielleicht Mitschuld, weil er seinen Freund so wenig verteidigt hatte? Oder übertrieb Furianus einfach oder sparte seine körperlichen Leiden einfach aus? Wenn er jedenfalls nicht mehr genesen würde, würde dies zu einer gewissen Machtverschiebung in Rom führen: Damit würden die Flavier erneut einen Einflussnehmer einbüßen, wo sie doch schon Felix verloren hatten, während Gracchus im Augenblick ebenfalls nicht fähig wirkte, das schwere Familienerbe zu übernehmen! Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, die Brücken zu den Flaviern etwas abzubrechen und sich stattdessen mit anderen Familien zu verbünden...doch rasch verwarf er diesen Gedanken: Fides war noch immer ein hohes Gut, das über den einzelnen Unwägnissen der Zeit stand!


    So las Durus weiter und er fühlte fast ein wenig Stolz in seiner Brust. Zwar gab Furianus seine Pläne, jemals das Consulat zu erreichen, auf, doch dafür bedrängte er ihn umso mehr, möglichst rasch nach der Macht zu greifen! Diese Idee klang in den Ohren des Pontifex durchaus attraktiv: Das Consulat war die Krönung jeder Karriere, damit würde er alles erreicht haben! Aber hatte Furianus wirklich Recht? Hatte er die Mehrheit des Senates auf seiner Seite, wenn er schon jetzt, nach so kurzer Zeit erneut ein öffentliches Amt bekleiden wollte? Nein, er musste noch ein wenig darüber nachdenken, ehe er diesen bedeutenden Schritt unternahm - wenn er scheiterte, würde er dies vermutlich nicht verkraften!


    Endlich machte er sich daran, eine Antwort zu verfassen:


    Ad
    L Flavius Furianus
    Villa Flavia apud Athenae
    Provincia Achaia



    Durus Furiano s.p.d.


    Mein Freund, Dein Brief erzeugte widersinnige Regungen in meinem Herzen! Voller Freude war ich, als ich Nachricht von Dir erhielt, doch bestürzt, als ich erfuhr, was Du mir zu berichten hast. Voller Trauer muss ich erfahren, dass Du in Deinen jungen Jahren dahinsiechen musst.
    Ich hoffe, es geht Dir inzwischen etwas besser! Ich werde den Göttern opfern und besondere Opfer geloben, wenn sie Dich von Deiner Krankheit befreien - Rom würde einen unsäglichen Verlust erleiden, würde es Dich nicht mehr wieder sehen - ganz zu schweigen von mir wie den Deinen! Das Schicksal ist grausam, dass es Dich gerade in diesen Zeiten, in denen Deine Familie und der Staat beherzte Männer wie Dich braucht, dem öffentlichen Leben entzieht.


    Ich darf Dir jedoch berichten, dass es Rom besser geht, als ich erwartet hatte, obwohl der Imperator Caesar Augustus weiterhin krank wirkt. Dem Senat wurden ungeahnte Freiheiten zuteil: Er kann nun sogar den Codex Iuridicialis erweitern und der Kaiser versucht, keinen Einfluss auf die Senatoren auszuüben, indem er gar nicht im Senat erscheint. Natürlich liegt dies vermutlich auch am Consulat seines Bruders, doch ich habe das Gefühl, dass der Senat dennoch von unserem neuen Kaiser profitiert.
    Die mangelnde Präsenz des Kaisers ist es allerdings auch, die mich beunruhigt: Man munkelt, er wäre sehr krank und könne seine Regierungsgeschäfte nur schwerlich wahrnehmen. Schon jetzt fällt auf, dass er sich sehr viel mehr auf sein Umfeld verlässt, als Iulianus dies getan hat. Insbesondere dieser neue Praefectus Urbi, den Valerianus mitgebracht hat, ist mir suspekt: Er scheint einer dieser Homines Novi zu sein und erhält ein Amt, das eigentlich nur Consuln zusteht!
    Ich liebe die alten Prinzipien der Macht, doch ich glaube, dass es einen starken Mann geben muss, der den Überblick wahrt über dieses gewaltige Reich, der im Krisenfall die Lenkung des Staates übernimmt und ich bin mir nicht sicher, ob Valerianus im Falle des Falles dazu in der Lage wäre.


    Aber genug vom Kaiser und seinen Problemen: Aelius Quarto ist dabei, das Rechtssystem im Sinne der Mores Maiorum zu ändern - ich glaube, er ist nicht unbedingt der falscheste Mann für diese Aufgabe. Er zieht den Senat durchaus zur Rate und nimmt Vorschläge bereitwillig auf.


    Doch auch von den Vorgängen in meiner Familia sollst Du erfahren: Tiberia Albina, Deine Verlobte, ist nach Rom zurückgekehrt und lebt nun unter meiner Aufsicht. Ich hoffe, die Verbindung unserer Häuser wird durch Deine Krankheit nicht allzu lange verschoben oder gar verhindert! Ich selbst hingegen scheine vom Schicksal getroffen zu sein: Eine geplante Verbindung mit dem Hause der Fabier kam nicht zustande, nun stehe ich weiterhin allein da. Doch möglicherweise ist dies ja auch von einer höheren Macht gewollt, aufdass ich meine Kräfte ganz dem Wohl des Volkes von Rom widme. Ich werde in jedem Fall Deine Bitte überdenken und möglicherweise in näherer Zeit eine Kandidatur ins Auge fassen. Doch dieser Schritt will gut überdacht sein, ich muss meine Verbindungen prüfen und sehen, ob ich eine derartige Wahl gewinnen kann.


    Mögen Dich die Götter schützen und heilen! Berichte mir, ob Deine Krankheit Dich verlassen hat! Vale bene!


    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]


    Nachdem er den Brief abgefasst hatte, schickte er nach einem Sklaven und schickte ihn mit dem Brief zum Cursus Publicus.

  • Eine Krankheit? Davon hatte Albina nichts gewusst. Überrascht und bekümmert blickte sie ihren Vetter an.


    "Nein...ich habe nichts davon gewusst. Sein letzter Brief an mich liegt schon Monate zurück. Ich schob es darauf, dass er viel in Hispania zu tun hätte...wenn ich das gewusst hätte..."


    Ja, es stimmte - sie wollte ihn nicht heiraten. Dennoch konnte sie sich um die Gesundheit eines Freundes der Familie und eines Mannes, der sie heiraten wollte, durchaus sorgen. Er tat ihr Leid und beinaher bereute sie ihr Gebet vom heutigen Morgen. Aber nein... das war die einzig richtige Entscheidung gewesen. Allerdings beschloss sie etwas anderes...


    "Ich werde ihm schreiben. Noch heute... wer weiß, vielleicht erheitert es ihn ja und gibt ihm Kraft. Sag, Durus...was hat er denn? Wie steht es um ihn?" Leichte Sorgenfalten legten sich auf die Stirn der jungen Tiberia, als sie dies fragte.

  • "Ich weiß es nicht genau. Er klang sehr frustriert ob des politischen Gegenwindes. Aber ich hoffe, er ist nur ein wenig deprimiert und leidet nicht wirklich an einer Krankheit."


    Zwar hatte Durus schon davon gehört, dass Menschen an gebrochenem Herzen oder seelischen Niederlagen scheiterten, doch war dies für ihn keine wirkliche Krankheit, sondern höchstens eine Phase: Ein aufrechter Römer überlebte so etwas und war immer bereit, von vorn anzufangen!


    "Mach dir keine Sorgen, wenn er dir nicht geschrieben hat, wird es wohl nicht allzu ernstlich sein."


    Dies war eigentlich eine Lüge: Er war sich nicht sicher, wie sehr Furianus sich Albina verbunden fühlte: War sie nur ein Symbol seiner Freundschaft zu den Tiberiern oder mochte er sie wirklich?

  • "Ja, ich habe davon gehört, auch wenn man in Mantua nicht so viel mitbekommt wie in Rom. Vor allem dann nicht, wenn Quintus es nicht möchte." kommentierte Albina. Immerhin war die Castra nicht umsonst so gebaut, dass wenn man es nicht wollte, nichts von außen hinein dringen konnte. Das galt auch für andere Dinge als fremde Krieger.


    "Das hoffe ich...wirklich." Furianus hatte Albina schon viele lange Briefe geschrieben und ihres Erachtens nach auch offene. Doch konnte sie nicht beurteilen, wie offen er dabei wirklich war. Sie würde ihm schreibe, ohja, sehr bald. Auch wenn sie ihn nicht heiraten wollte, wollte sie ihn dennoch nicht sterben sehen. Alles andere als das.


    "Wie kommt es, dass sich die allgemeine Stimmung bloß derzeit so gegen Furianus stellt?" fragte sie ihren Vetter dann offen. Er war selbst Politiker, ja sogar Senator...er sollte es wissen.

  • Durus seufzte. Er glaubte eigentlich, dass Frauen weniger Begabung für Politik hatten - wieso hatten die Ahnen sie sonst von ihr ausgeschlossen? Dennoch wollte er, dass Albina so viel davon verstand, wie sie nur konnte: Nur, wer sich ein wenig auskannte, konnte später für den Ehemann Strippen ziehen, wo dieser keine Zeit oder Lust dazu hatte.


    "Es ist im Grunde sehr einfach. Es gibt gewisse Eifersüchteleien im Senat. Eine Lappalie - die Aufstockung der proconsulischen Vigiles - wurde als Aufhänger genommen, Furianus in schlechtem Licht dastehen zu lassen. Im Grunde ist es lächerlich und jeder weiß es, aber Furianus hat eben nicht nur Freunde im Senat. Ihm geht es im Grunde wie mir."


    Durus wusste nur zu genau, dass er einen Todfeind in den Reihen des Senats besaß und auch wenn Germanicus Avarus häufig eher isoliert dastand (sonst hätte Durus wohl am Senat als Institution gezweifelt!), war er nicht zu unterschätzen! Bei Iulianus zumindest hatte er einen gewissen Einfluss gehabt. Seit dem Regierungswechsel machte er aber glücklicherweise wenig von sich reden.


    "Die Senatorenschaft ist ein sehr ausgeklügeltes, empfindliches System: Jeder achtet darauf, dass niemand aus der Masse hervorsticht. Und wenn es jemand doch wagt, die anderen zu weit zu übertreffen, wird er gestutzt. Das war bei Caius Marius und vielen anderen so und im Grunde ist es mit Furianus ähnlich: Er hat steile Karriere gemacht, ein Proconsulat bekleidet, das üblicherweise von Consularen bekleidet wird. Kein Wunder, dass man ihn wieder ein wenig auf den Boden zurückholen wollte.


    Er hat keine direkte Rüge des Senats erhalten, aber mit Nachfragen und dem Entsenden eines Quaestors zu 'Kontrolle' - ich konnte das nicht verhindern - hat man ihm doch deutlich gemacht, dass er aufpassen soll. Vielleicht hat Furianus das etwas verletzt."


    erklärte er noch genauer. So würde es sicherlich auch für die unpolitische (zumindest von Durus so eingeschätzte) Albina klar werden.

  • Albina lauschte Durus aufmerksam. Sicher verstand sie nicht so viel von Politik wie Politiker selbst, doch sie war aufgeweckt und las schon immer sehr viel.
    Als ihr Vetter geendigt hatte, nickte sie verstehend.


    "Hmm, ja, das klingt nicht gut. Auch wenn die Aufstockung der Vigiles wirklich nicht nach einem allzu kritikfähigen Vergehen klingt."


    Sie schnippste kurz eine imaginäre Fussel von ihrer Tunika und blickte Durus daraufhin fragend an. "Aber wird Furianus´vorzeitige Abreise nach Achaia nicht den falschen Eindruck eines schlechten Gewissens beim Senat hinterlassen?" Solche Schritte sollten wohl bedacht sein, gerade dann, wenn man sich ohnehin gerade unter Beobachtung befand.

  • "Ja, das hatte ich mir auch gedacht."


    log Durus. Er hatte es eher als eine etwas sehr trotzige Reaktion verstanden, doch jetzt sah er ein, dass es auch als Schuldeingeständnis betrachtet werden konnte. Andererseits...


    "Andererseits scheint er wirklich krank zu sein und vielleicht tut ihm ein kleiner Urlaub von der Politik ganz gut. Und wenn wir Glück haben, wächst auch währenddessen Gras über die ganze Angelegenheit und er hat einen leichteren Wiedereinstieg."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!