• Sie blieb ängstlich am Fenster stehen und lehnte sich an die Wand daneben. Stumm sah sie ihm beim Trinken zu. Schließlich ließ er sich auf ihr Bett sinken. Sie wusste noch immer nicht, was sie sagen sollte, hatte eigentlich gehofft, dieses Donnerwetter stumm und ohne Widerworte über sich ergehen zu lassen.


    An seinem Gesicht konnte sie sehen, dass er dem Mann begegnet war, den sie heute Morgen noch so freudig betrachtet hatte. Was hatte Montanus dem armen Mann nur getan? Ja, langsam wurde Montanus in Narcissas Kopf zu dem bösen Buben. Das war früher nie so gewesen, aber im Moment hatte sie wirklich Angst vor ihm. Dass ihre Brüder vermutlich nicht anders reagiert hätten, will sie in dem Moment ja auch nicht wahrhaben.


    "Und? Was hast du ihm getan?", fragte sie schließlich mit einer Mischung aus Angst, Neugier und Vorwurf.

  • „Ein bisschen gedroht, ein bisschen gewürgt und einen Kinnhaken verpasst, berichte Montanus freimütig und seltsamerweise im Plauderton. Doch dann schlug seine Stimme um und man konnte den Zorn deutlich hören. „Und das gleiche würde ich am liebsten auch mit dir tun!“
    Mit einem Satz war er auf den Beinen und lief vor Narcissa auf und ab.
    „Was denkst du dir denn dabei, Mädchen?! Einem völlig Fremden, noch dazu einem Spielmann, deinen Namen zu verraten. Dich überhaupt mit ihm zu unterhalten!? Meinetwegen kannst du dir die Männer gerne ansehen und meinetwegen auch ein paar Blicke austauschen! Aber doch nicht einem völlig Fremden deinen Namen verraten! Kind! Was hab ich dir versucht vor kurzem auf dem Markt zu sagen?! Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Scato irgendwann hier auftaucht und dir nachstellt! Denkst du denn er meint es ernst mit dir, Mädchen, denkst du das?“
    Abrupt blieb er vor ihr stehen. Fragend, ja, drängend, sah er sie an.

  • Sie sah einen Moment lang schockiert drein, als er so schamlos erzählte, was er diesem armen, guten Mann getan hatte. Erst als er sagte, dass er das gleiche mit ihr tat, sah sie wirklich wieder ängstlich aus.


    Als er mit einem Satz aufsprang erschrak Narcissa richtig und presste sich mit dem Rücken gegen die Wand, verfolgte mit beiden Augen, wie er vor ihr auf und ab ging und ihr eine Standpauke hielt. Na endlich. Jetzt musst du das halt durchstehen und dann wird er sich schon wieder beruhigen, dachte sich Narcissa und biss sich leicht auf die Unterlippe.


    "Ich... ich weiß auch nicht... es überkam mich eben. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Es tut mir leid, Montanus..", versuchte sie sich schließlich zu rechtfertigen und ihm gleichzeitig den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie sich gleich entschuldigte, statt noch Widerworte einzulegen.

  • "Es kam eben so über sie... Sie hatte nicht drüber nachgedacht!", wiederholte Montanus ungläubig und ging kopfschüttelnd zu dem Tischchen, wo der Weinkrug stand. Abermals schenkte er sich nach und trank erst mal. Zugleich versuchte er sich abzukühlen. Narcissa tat ihm schon etwas leid, aber das musste sein, er musste dem Mädchen doch klarmachen, dass man das so nicht tun konnte!
    Nachdem der Becher halbwegs geleert war drehte sich Montanus wieder zu Narcissa um und sprach diesmal ruhig:
    "Narcissa, bitte versteh, grade so Spielmänner sind wie Blätter im Wind, heute sind sie hier, morgen sind sie dort, und fast überall haben sie ein anderes Mädchen. Sie lassen gebrochene Herzen zurück und hin und wieder ein, wie sie sagen, 'gepflücktes' Mädchen. Das wird dann wie eine Trophäe behandelt und in den Wirtshäusern prahlen sie mit ihren Eroberungen."
    Montanus schüttelte den Kopf und trank abermals.
    „Willst du das?“, setzte er dann nach und schaute sie wieder durchdringend an.

  • Ihre Worte hatten wohl nicht den gewünschten Effekt, denn Montanus war immernoch um einiges mehr geladen, als sie sich das wünschen würde. Sie senkte fast schuldbewusst den Blick und starrte den Boden an. Ah, ein hübsches Muster war hier gelegt... war ihr das überhaupt jemals aufgefallen? Sie versuchte sich ein ewnig abzulenken.


    Dann fing er jedoch an so zu sprechen, dass man sich eher aufs zuhören einließ. Das tat sie dann auch und irgendwo musste sie eingestehen, dass er auch Recht hatte. Aber er konnte doch auch nicht so verallgemeinernd sprechen. Er kannte diesen besonderen Spielmann doch gar nicht. Der gehörte bestimmt nicht zu denen, über die Montanus gerade herzog. Sie biss sich ein weiteres Mal auf die Unterlippe, als ihr Cousin sie so durchdringend anschaute.


    "Ich glaube nicht, dass er das tun würde, Montanus...", versuchte sie ihn ein wenig zu verteidigen, nicht ahnend, dass dies wahrscheinlich für nur noch mehr Zorn sorgen könnte.

  • "Oooouuh, Kind! Verstehst d es denn nicht?", brach es auch sogleich aus diesem heraus. Er fuchtelte mit der freien Hand in der Luft herum und griff sich dann an die Stirn uns seufzte.
    "Es geht wohl nicht anders...", murmelte er, wie zu sich selbst. Dann wandte er sich wieder an Narcissa: „Ich verbiete dir dich mit ihm zu treffen!“ Er sprach ernst und bestimmt, nur selten hörte man ihn so reden, umso einprägender war es.
    Fast mitleidig sah er sie an und schüttelte dann den Kopf. Er wandte ihr wieder den Rücken zu und stürzte den Rest des Bechers herunter. Dann ging er wieder zu dem Krug, um sich nach zu schenken. Er wusste, dass er sich hier sinnlos betrank und es war ihm nur recht.

  • "Du kannst mir gar nichts verbieten, Cousin!", sagte sie schließlich etwas trotzig. Sie war doch immerhin alt genug um sich mit jedem zu treffen, den sie für richtig hielt.


    Sie hatte die Nase voll davon, dass Montanus sie wie ein Kind behandelte und auch noch so anredete. Das musste sie sich nicht gefallen lassen! "Du beschuldigst ihn zu Unrecht. Du kennst ihn gar nicht! Wie kannst du es da wagen ihn so zu beschuldigen, obwohl er mir gar nichts getan hat."

  • "Du wirst ihn nicht treffen! Das ist mein letztes Wort!", sprach Montanus mit erhobener Stimme und drehte sich mit dem nun wieder gefüllten Becher zu ihr um. Das tat er nun schon ein bisschen schwungvoller, als vorhin, aber noch hatte der Alkohol nicht richtig zu wirken angefangen.
    "Wenn du es nicht verstehen willst, schön! Mir recht! Aber du wirst nicht deine Ehre an so einen... so einen... Straßenköter verlieren!"
    damit drehte sich Montanus auf dem Absatz um, schnappte sich im vorbei gehen noch den Krug und verschwand damit und ordentlich Wut im Bauch in sein Zimmer.

  • So trotzig wie Narcissa in dem Moment aussah, hätte man denken können, dass sie gleich zurück zu ihm zurückgehen und nicht mehr heimkommen würde. Wutschnaubend folgte sie ihm auf den Gang, doch schlug sie von dort aus die andere Richtung ein.


    Sie musste raus hier. Raus aus dem Haus. Sie wollte allein sein und ihren dickköpfigen Cousin nicht mehr wiedersehen.

  • In seinem Zimmer schmiss ich Montanus mit all seinen Klamotten aufs Bett, der Wein schwappte dabei beinahe über und er trank ihn rasch ab. Dann gestattete er sich es endlich seinen Schmerzen und seinem Frust nachzugeben und er stöhnte. So ungern er es sehen wollte, er musste doch wissen, wie viel schaden dieser Scato angerichtet hatte.
    Zuerst tastete er sich nur vorsichtig ab, und an bestimmten Stellen sog er zischen die Luft ein. Er würde es sich wohl doch anschauen müssen. Vorsichtig lüpfte er den Stoff und betrachtete sich den Schaden. Das sah nicht wirklich gut aus und frustriert lies er den Stoff wieder fallen und den Kopf nach hinten plumpsen. So ein paar Dinge würde er in nächster Zeit wohl nicht machen können.
    Frustriert schüttete er sich auch den nächsten Becher herunter und spürte langsam, wie der Alkohol durch seien Venen floss. Er betäubte und tat verdammt gut. Den Krug neben sich auf den Boden stellend schloss Montanus die Augen und legte einen Arm darüber. Warum musste das immer ihm passieren, warum nie Fundulus?

  • Narcissa verließ frustriert und unglücklich das Haus. Nun brauchte sie erst einmal eine Zufluchtsstätte, wo man sie mit Sicherheit nicht gleich stören würde. Außer der Serva wusste ja niemand, dass sie sich so oft in den Tempelanlagen herumtrieb und dorthin sollte ihr Weg sie nun führen.


    Nerva hatte gerade mal nach ihr sehen wollen und auch nach den anderen Bewohnern der Casa. Sie wollte mal schaun, ob es überhaupt noch Interesse an dem Abendessen gab. Im Moment sah es nicht danach aus. Sie sah außerdem nur noch, wie Narcissa das Haus verließ. Na prima... wenn das jetzt eine Trotzreaktion war, dann hatte Montanus vielleicht nicht genug getobt. Nach einigen Momenten in denen sie sprachlos dastand entschied sie sich, das Zimmer Montanus' aufzusuchen.


    So trat sie dann auch einfach ein. "Ich dachte mir, es könnte dich interessieren, dass deine Cousine gerade das Haus verlassen hat.", murmelte sie in ihrem üblichen, monotonen Tonfall.

  • Montanus bewegte sich kein Stück, als er jemanden in sein Zimmer kommen hörte, da er irgendwie vermutete, dass es Narcissa war. Und auch so war ihm nicht grade nach bewegen. Der Wein stieg schnell in den Kopf und betäubte die Sinne und so brauchte er auch erst mal ein paar Sekunden, bis er bemerkte, dass es Nerva und nicht Narcissa war. Von dem Inhalt der Worte gar nicht erst zu reden.
    Als er dann endlich doch eingesickert war, riss er den Arm von den Augen, richtete sich ruckartig auf und starrte Nerva heftig blinzelnd an. Ein seinem Kopf drehte sich kurz alles, dann schluckte er und krächzte: "Was?!"

  • "Ich sagte, ich dachte es würde dich interessieren, dass deine Cousine soeben das Haus verlassen hat.", sagte sie noch einmal deutlicher, jedes Wort einzeln betonend und ihn eindringlich musternd.


    Sie schüttelte leicht den Kopf. Hier drin roch es ja wie in einer Brauerei! So verließ sie sein Zimmer dann auch wieder.

  • Ächzend lies sich Montanus zurück in die Kissen fallen. Was sollte er jetzt tun? Und wo war Fundulus wenn man ihn mal brauchte? Wo trieb der sich heute nur wieder herum?
    Er selbst, schätzte Montanus, war kaum mehr wirklich in der Lage Narcissa jetzt hinterher zu rennen. Dennoch schwang er stöhnend die Beine aus dem Bett und rappelte sich langsam auf.
    In der Tür musste er sich erst mal abstützen und warten, dass die Welt sich um ihn herum wieder beruhigte und nicht mehr arg so schwankte.
    Langsam schleppte er sich in die Küche, um sich dort wieder am Türrahmen festzuhalten und nach Nerva zu rufen.
    Als diese dann zu ihm kam fragte er erschöpft: "Weißt du, wo sie hingegangen sein könnte?"

  • "Sie hat es mir jedenfalls nicht gesagt.", maulte Nerva etwas genervt. Konnten die beiden ihre Streitereien nicht ohne sie ausmachen?!


    "Ich bin nicht Narcissas Kindermädchen. Ich bin hier zum Kochen und Putzen und für sonstige einfache Aufgaben. Und ich bin kein Spitzel, der ihr hinterher schleichen würde."

  • "Na toll!", murmelte Montanus verstimmt und lehnte sich, anstatt wie bisher mit der Schulter, mit dem Rücken gegen den Türrahmen und legte auch den Kopf dagegen. Jetzt hatte er es auch noch mit einer zickig werdenden Sklavin zu tun. Das Leben konnte so... wundervoll sein, wenn es wollte.
    "Nerva, ich frage dich nicht, weil du ihr Kindermädchen oder sonst etwas bist, sondern, weil ich mich um sie sorge und du sie am besten von uns allen kennst. Zumindest glaube ich das."
    Er fuhr sich über das Gesicht und versuchte seine Gedanken klar z bekommen, doch es wollte nicht so wirklich klappen. Selbst das sprechen viel ihm schon schwer und er musste die Worte im Kopf vorformulieren, ehe er sie aussprach, damit sie verständlich waren.
    Das passierte, wenn man sich sicher war den Rest des Tages im Bett verbringen zu können, und sich innerhalb einer halben Stunde vier Becher Wein in den Rachen schüttete. Na ja, es war ja noch nicht mal eine halbe Stunde gewesen, eher weniger.
    Plötzlich spürte er seine Verletzungen wieder überdeutlich und hätte sich am liebsten zurück in das Bett geschleppt, oder noch besser: Schleppen lassen. Aber das ging jetzt nicht, Narcissa sei dank. Das dumme Mädchen!

  • "Ja, das ist schon schlimm genug, wenn du meinst ich würde sie besser kennen als jeder andere hier! Ich bin nur eine Serva und du bist ihr Cousin. Du solltest dich vielleicht besser um sie kümmern und dich mit ihr auseinandersetzen, statt selbst hinter jedem Rockzipfel her zu sein!", maulte sie weiter.


    Dabei rührte sie weiter in der Suppe herum und redete dann weiter, bevor er noch anfing sie zusammenzustauchen. "Aber da mir doch was an dem Mädchen liegt, sag ich dir, dass sie sich meist bei den Tempelanlagen herumtreibt, wenn sie allein sein will und nachdenken. Vermutlich ist sie da hingelaufen. Aber lass ihr etwas Vorsprung, damit sie etwas ihrer Ehre zurückerkämpfen kann..."

  • Auf die ersten Worte der Sklaven brummte Montanus nur. Er konnte in dem Moment nicht sagen, ob er sich das in einem anderen zustand gefallen lassen hätte, aber so nahm er die Schelte einfach hin und wunderte sich, wie sehr ihm das manchmal fehlte. Ohne Mutter aufgewachsen hatte er nie diese gutmütige Art von Zurechtweisung kennen gelernt und war jedes Mal aufs neue verwundert, wenn er sie hörte.
    Ihm war gar nicht danach Nerva zusammen zu stauchen und sie an ihren Stand als Sklavin zu erinnern, dafür fühlte er sich viel zu elend. Doch da redete sie weiter und er versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren.
    "Tempelanlage", wiederholte er schleppend und nickte. "Ich mach mich auf. Keine Sorge, ich werd schon lange genug brauchen, damit sie ihre Ehre wieder bekommen kann", fügte er mit einem schiefen Grinsen an und stieß sich müde von dem Türrahmen ab.
    Er musste wieder kurz innehalten, um den Schwindel zu bekämpfen, ehe er sich langsam zur Tür schleppte und diese aufzog.
    Draußen an der frischen Luft traf es ihn erst mal wie ein Schock und er musste sich schon wieder gegen einen Türrahmen lehnen, um sich zu sammeln.
    „Narcissa, du bringst mich noch irgendwann um", murmelte er, ehe er sich vorsichtig von seiner Stütze entfernte und sich auf den langen Weg zu den Tempelanlagen machte.

  • Taumelnd ging Montanus die wenigen Stufen zum Eingang hinauf und stützte sich dann dort schwer gegen den Türrahmen. Er stieß die Tür auf und stolperte in das Haus.
    "Nerva!", brüllte er. "Wir sind wieder da..." Er fuhr sich noch mal mit dem Unterarm über das Gesicht, dann drehte er sich zu Narcissa um und im Licht, das im Haus herrschte konnte man gut seine rot unterlaufenen Augen und sein verschwitztes Antlitz erkennen.
    "Geh ins Bett, bitte. Und.. lass es das für heute gewesen sein!", flüsterte er vollkommen erschöpft und stolperte sogleich den Gang entlang zu seinem Zimmer. Dort stieß er ebenfalls die Tür auf und ohne sie wieder zu schließen stolperte er noch die letzten Schritte zu seinem Bett und lies sich stöhnend darauf fallen.

  • Sie schluckte, da sie jetzt eigentlich eine schreckliche Predigt erwartet hatte. Schon das Brüllen nach Nerva hörte sich grauenhaft an, sodass Narcissa hinter ihm zusammenzuckte.


    Zitternd sah sie zu ihm auf, als er sie bat ins Bett zu gehen. Ja, vielleicht wäre das das Beste, wenn sie sich heute nicht mehr sahen... Darum betrat sie stumm hinter ihm das Haus und schob sich gleich an ihm vorbei um den Gang hinunterzueilen und sich sofort zurückzuziehen. Sie hatte gar nicht gewagt, ihn anzusehen.


    Nerva derweilen hatte das Kochen aufgegeben. Nun war es wirklich schon sehr spät. Wurde ja auch Zeit, dass er nach Hause kam. Glücklicherweise hatte er 'Wir' gerufen, von daher war sie nun auch froh, dass das Fräulein auch wieder da war.


    Da er so brüllte nahm sie an, dass er noch etwas wollte, sodass sie sich erst einmal in den Gang bemühte, der schon leer war, als sie dort ankam. Also ging sie dann eben zu seinem Zimmer, blieb jedoch im Rahmen stehen. "Brauchst du noch etwas?", fragte sie etwas barsch. "Oder soll ich nach deiner Cousine sehen?"

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