Das Amphitheater von Mantua

  • Ich war als einer der letzten angekommen und war nun auch erst an der Reihe, als schon viele vor mir ihre Würfe getätigt hatten.
    Schon beim Ankommen sah ich, dass sowohl mein centurio, als auch mein optio an der Disziplin teilnahmen und befürchtete nun, dass meine Chancen damit sanken.
    Dennoch nahm ich mir vor, mein Bestes zu geben.


    Als ich antreten sollte, nahm ich meinen Speer in die Hand, konzentrierte mich und warf. Er flog und flog und kam schließlich auf der 80 Fuß-Marke an.
    "Gut." dachte ich. "Zum Einstieg nicht schlecht, aber ich will noch mehr."
    Ich hatte nicht viel Erfahrung im Speerwurf, aber der Ehrgeiz hatte mich gepackt und im Ehrgeiz schaffte ich manchmal Dinge, die mir sonst nicht möglich gewesen wären.
    Beim zweiten Versuch konzentrierte ich mich voll und ganz auf den Speer in meiner Hand, nahm Anlauf und warf. - Ich öffnete die Augen und beobachtete ihn im Flug. "Hm .... diesmal fliegt er weiter." dachte ich mir, doch wie weit, das wusste ich nicht zu sagen.
    Erst die Stimme des Vermessers brachte Gewissheit. Ich hatte die 85 Fuß-Markierung erreicht.


    Ein ordentlicher Wurf, dennoch war ich nicht zufrieden. Denn der classis-Soldat hatte noch zwei Fuß mehr erreicht und ich wollte nicht alle Siege an milites aus anderen Einheiten wandern sehen. Wütend auf mich selbst stapfte ich davon, stellte mich an die Seite und sprach mit niemandem.

  • Viele der anderen Teilnehmer des Speerwurfs hatten ihren Teil schon beendet, als schließlich Tychicus an die Reihe kam.
    Das Pilumwerfen hatte ihm schon damals in der Grundausbildung Spaß gemacht, und so freute er sich darauf, nun auch hier seine Leistung zeigen zu können. Trotzdem - die vorangegangenen Speerwerfer hatten teilweise überragende Ergebnisse vorzuweisen, allen voran ein Soldat von der Classis, aber auch Tychicus' direkter Vorgänder, der, wie er vorhin nebenbei mitbekommen hatte, offensichtlich der Cousin seines Centurios war.


    So trat der Rediviver an die Wurflinie, voll konzentriert, hob den Speer mit der einen Hand und machte, wärend er versuchte, die Entfernung vor sich ungefähr abzumessen, einige Schritte nach hinten. Dann spannte er sich an, schnellte die wenigen Schritte Anlauf wieder nach vorne und ließ den Speer in hohem Bogen durch die Luft segeln.


    Als der Vermesser eine Strecke von 83 Fuß verkündete, war Tychicus jedoch etwas enttäuscht. Er hätte es sich zugetraut, zumindest diesen Decimer zu übertreffen.
    Also machte er sich bereit für den zweiten Wurf, fest entschlossen, jetzt alles aus sich herauszuholen. Der Speer sauste durch die Luft - doch Tychicus hatte schon beim Werfen bemerkt, dass seine Kraft nachgelassen hatte, sosehr er sich auch angestrengt hatte. Er erreichte nur noch 79 Fuß...


    Jetzt endgültig enttäuscht zog der junge Miles sich zurück zum Rand der Arena und beobachtete die restlichen Teilnehmer. Schließlich sah er jedoch ein, dass es sinnlos war, jetzt Trübsal zu blasen, schließlich handelte es sich hier immernoch um einen Wettbewerb und es stand den anderen Teilnehmern zweifellos zu, besser zu sein als er, sosehr das auch manchmal schmerzte. Er setzte wieder eine etwas freundlichere Miene auf und wartete interessiert auf die letzte Disziplin, den Ringkampf, bei dem er ohnehin nicht mehr teilnehmen würde.

  • Nach einer Weile war Licinus zum zweiten Mal an der Reihe.
    Vor seinem Wurf atmente er tief ein und aus, dann konzentrierte er sich nurnoch auf den Wurf.
    Und tatsächlich gelang es ihm, sich nochmal um einige Fuß zu verbessern, er erkannte dann auch schon von seinem Standpunkt, dass das pilum diesmal weiter weg von der 80 pedes markierung lag, als der Wurf zuvor.
    Der Schiedrichter gab ihm Recht darin und befand auf 86 pedes, drei mehr als beim letzten Mal, auch nicht berauschend, aber ordentlich. Nun war er auf den Ausgang gespannt.

  • An den Würfen der anderen hatte Priscus gesehen, dass er mit seiner Weite gar nicht so schlecht lag. Trotzdem wollte er es im zweiten Versuch noch besser machen. Schließlich führte noch immer ein Soldat, der nicht zur Legio I gehörte und wenn er den schon nicht schlagen konnte, wäre es immerhin lustig, weiter als sein Centurio zu kommen. Also konzentrierte Priscus sich vor seinem zweiten Wurf, steckte viel Kraft in den Anlauf und dann alle Kraft in den Wurf.


    Der Speer flog und bohrte sich diesmal beim Aufprall in den Boden. Aber weiter als im ersten Versuch war er nicht gekommen. Wieder verbuchte die Vermessung 81 Fuß für den Optio. Der zog ein missmutiges Gesicht, denn er war sich sicher, dass er das besser konnte.

  • So richtig hatte ich mich nicht auf den Wettlauf konzentriert. Vielmehr hatte ich mich mit Ursus unterhalten und in der Gegend rungeschaut, wer noch so alles da war. Ich fragte mich, ob Louan gewusst hatte, dass bei diesem Wettkampf nur Leute vom Militär teilnahmen. die anderen waren clever genug, sich das Sportereignis von der Tribüne aus anzuschauen. Nur mein lieber Bruder...
    Hey, da war er ja! Ich riss an Ursus´ Toga, aber nicht zu wild, sonst hielt das der Stoff nicht aus. "Schau mal, da! Da is er! da ist Louan!" Das war ja total aufregend! Die nächste Disziplin war der Speerwurf. Ob da Louan überhaupt ´ne Chance hatte? Ich glaubte ja nicht dran.
    Es waren noch einige Männer vor ihm dran und dann kam mein Bruder!
    Jetzt hielt mich nix mehr auf der Bank. Ich sprang auf und grölte ganz laut "HEY LOUAN HEY! HAU WEG DAS DING!" Mir war das ziemlich egal, was die anderen von mir hielten. Hauptsache ich feuerte meinen Bruder an. Dann war er dran. Ich fieberte mit. Dann flog der Speer durch die Luft. "FLIEEEEEG!" , schrie ich und der Speer ging zu Boden. Und jetzt! War das weit genug? Ich wusste´s nicht. "Wie weit war das jetzt, hä? Hast du ´ne Ahnung, wie weit das eben war? Hoffentlich weit genug!", sagte ich zu Ursus, ohne meinen Blick von meinem Bruder zu wenden.

  • Ich stand noch immer an der Seite und beobachtete missmutig die Würfe der anderen Teilnehmer.
    Als mein eigener centurio zum zweiten Mal an der Reihe war, wuchs jedoch das Interesse. Neugierig trat ich ein paar Schritte vor, um zu sehen und zu hören, wie weit er kam. "Sechsundachzig Fuß. Wow!" dachte ich, fühlte aber gleichzeitig Bedauern, denn nun lag er immernoch einen Fuß hinter dem classis-Soldaten. Ich fragte mich, ob die Kraft in dessen Arm vom Rudern kam, falls man bei der classis rudern musste. Ich kannte mich damit ja leider überhaupt nicht aus. Auch mein optio der unmittelbar nach Licinus an der Reihe war, schaffte leider erneut nur 81 Fuß.


    Ich starrte noch ein bisschen in der Gegend herum und entschied mich dann, nicht weiterhin Trübsal zu blaßen. Ich hatte ja sogar einen Grund, mich zu freuen, da ich mit meiner Leistung noch vor Priscus und nahe an der meines centurio lag. Jubel brach dennoch nicht in mir aus, denn ich stellte fest, dass ich uns alle als Einheit betrachtete und deshalb wünschte, dass wir als prima einen Sieg davontrugen. Dennoch besser gelaunt folgte ich weiterhin dem Geschehen.

  • Dann war Classicus wieder an der Reihe....wenn er sich nicht geirrt hatte ...lag er noch mit 87 Fuss vorne.....aber die anderen kamen gefährlich nahe.....


    Classicus dehnte seinen Wurfarmm nochmals ordentlich auf....


    dann nahm er den gleichen Speer wie bei dem ersten Wurf......


    so jetzt alles geben.....


    er machte alles wie beim ersten Mal.....


    ein paar Schritte zurück.....und dann los......


    die einzige Änderung die er machte ..war, im Moment in dem der Speer die Hand verlies...diesen.....- fast unmerklich-.....einzudrehen....... so dass der Speer etwas um seine eigene Achse rotierte.......


    Jaaaa...entfuhr es Classicus....da er recht schnell merkte, dass der zweite Wurf auch gelungen war.....


    Der Speer flog.......und flog.......


    dann wieder Richtung Erde........


    er bohrte sich in den Boden.......


    Es war ungefähr die gleiche Weite wie der erste Wurf.....


    Classicus reckte nochmals die Faust..... und machte ein entsc hlossenes Gesicht.....dann räumte er den Wurfplatz um noch anderen..... die vielleicht noch werfen mussten Platz zu machen.



    Er wartete auf das Ergebnis.


    Dann rief der Vermesser......


    88 FUSS ............88 FUSS



    Classicus war glücklich ...er hatte den ersten Wurf tatsächlich noch um ein Fuss verbessert.

  • Gespannt verfolgte Macer auf der Tribüne den Ablauf der zweiten Wettkampfdisziplin. Mehr noch als der Wettlauf zuvor erinnerte ihn das Geschehen an eine Rekrutenprüfung, wie er sie als Kommandeur mehrfach abgenommen hatte. Zumal ja mit Tiberius Vitamalacus tatsächlich ein Kommandeur knapp neben ihm saß.


    Die Leistungen insgesamt waren nicht schlecht und lagen eng beieinander. Nur ein Werfer schien heraus zu stechen und zu Macers Verwunderung war dies wohl ein Flottensoldat. Nach einer Weile fiel ihm allerdings ein, dass Flottensoldaten sicher auch Rudern mussten und man dafür kräftige Arme brauchte. Und die waren zweifellos auch beim Speerwerfen wichtig. Wenn es bei diesen guten Würfen Applaus gab, dann stimmte Macer gerne mit ein, während er bei schlechteren Würfen keine Regung zeigte, ganz so wie damals bei den Rekrutenprüfungen.

  • Zitat

    Original von Caelyn
    So richtig hatte ich mich nicht auf den Wettlauf konzentriert. Vielmehr hatte ich mich mit Ursus unterhalten und in der Gegend rungeschaut, wer noch so alles da war. Ich fragte mich, ob Louan gewusst hatte, dass bei diesem Wettkampf nur Leute vom Militär teilnahmen. die anderen waren clever genug, sich das Sportereignis von der Tribüne aus anzuschauen. Nur mein lieber Bruder...
    Hey, da war er ja! Ich riss an Ursus´ Toga, aber nicht zu wild, sonst hielt das der Stoff nicht aus. "Schau mal, da! Da is er! da ist Louan!" Das war ja total aufregend! Die nächste Disziplin war der Speerwurf. Ob da Louan überhaupt ´ne Chance hatte? Ich glaubte ja nicht dran.
    Es waren noch einige Männer vor ihm dran und dann kam mein Bruder!
    Jetzt hielt mich nix mehr auf der Bank. Ich sprang auf und grölte ganz laut "HEY LOUAN HEY! HAU WEG DAS DING!" Mir war das ziemlich egal, was die anderen von mir hielten. Hauptsache ich feuerte meinen Bruder an. Dann war er dran. Ich fieberte mit. Dann flog der Speer durch die Luft. "FLIEEEEEG!" , schrie ich und der Speer ging zu Boden. Und jetzt! War das weit genug? Ich wusste´s nicht. "Wie weit war das jetzt, hä? Hast du ´ne Ahnung, wie weit das eben war? Hoffentlich weit genug!", sagte ich zu Ursus, ohne meinen Blick von meinem Bruder zu wenden.


    Auch wenn Ursus nicht selbst gemerkt hätte, daß Louan nun am Wurf war, so hätte Caelyns Versuch, ihn gewaltsam seiner Toga zu berauben, ihn zweifellos darauf aufmerksam gemacht. Er lachte auf und rettete mit einem Handgriff seine Kleidung, während seine Sklavin aufsprang, um Louan anzufeuern. Ursus war sich keineswegs zu fein, seinen Klienten ebenfalls durch laute Rufe zu unterstützen: "Louan! Wirf wie Du noch nie geworfen hast! Ja!!!" Der Speer flog, doch natürlich konnten sie von hier oben schwer beurteilen, wie gut der Wurf wirklich war.


    Er setzte sich und legte Caelyn beruhigend die Hand auf den Arm. "Sie messen es genau aus. Und dann werden die genauen Ergebnisse bekannt gegeben. Wir werden es gleich erfahren." Bei dieser professionellen Konkurrenz wagte er aber kaum auf einen Sieg zu hoffen. Natürlich hütete er sich, dies Caelyn zu sagen.

  • [Blockierte Grafik: http://i263.photobucket.com/albums/ii148/strike_8_/avamatius.jpg]
    Numerius Matius, NPC


    Mit einem schadenfreudigen Lächeln näherte sich Matius der Markierung. Als einer der letzten war nun er an der Reihe. Für den Hünen war der Speerwurf wohl die Königsdisziplin, was auch die anderen Teilnehmer erkennen mussten. Er war ein Muskelpaket - im wahrsten Sinne des Wortes. Sein jahrelanges Training und sein Dienst bei der Classis in Misenum hatten seinen Körper maßgeblich geprägt.


    Mit einer ehrgeizigen und gleichsam grimmigen Mimik und einer bestimmenden Gestik schnappte sich Numerius zwei Speere. Er entfernte sich wieder einige Meter von der Markierung, um Anlauf nehmen zu können. Die Masse um ihn und die anderen Teilnehmer löschte er für diesen Moment aus seiner Wahrnehmung, er konzentrierte sich nur noch auf die Disziplin. Er griff sein erstes Speer fester, noch fester, so fest er konnte. Er nahm langsam Anlauf und wurde immer schneller. Träge wie der Koloss von Rhodos es sein könnte bewegte er sich über die Bahn, die Erde bebte förmlich.


    Er kam immer näher an die Markierung. Immer stärker wurde sein Griff und immer größer seine Gewalt. Er setzte an um das Speer im nächsten Moment über das Feld fliegen zu lassen - doch dann geschah es. Langsam aber sicher verlor der Hüne das Gleichgewicht. Eine Unebenheit im Sand der Arena verhinderte einen grandiosen Sieg. Er wollte anhalten, sich wieder kontrollieren und einen zweiten Versuch wagen, doch er hatte die Markierung bereits überschritten - der erste Wurf war vergeben.


    "Verdammt!" stieß er hervor. Sein Gesichtsausdruck wurde jetzt nur noch grimmiger. Die Helfer des Turniers gingen ihm auf seinem Rückweg instinktiv aus dem Weg. Numerius war unberechenbar, wenn er wütend war. Noch wütender machte ihn die Gewissheit, dass er nicht mehr weitermachen konnte. Sein Bein schmerzte und jeder Schritt war eine Qual. Einen Anlauf würde er nicht mehr schaffen. Dennoch wollte er nicht aufgeben. Er schnappte sich das zweite Speer und humpelte förmlich der Markierung entgegen. Dementsprechend schlecht war auch der Speerwurf. 81 Fuß - enttäuschend. Aufgebracht entfernte sich der Koloss und machte sich auf zum Spielfeldrand.


    Sim-Off:

    Fehlt nur noch Paulinus. Mal abwarten ob und wann er postet. Aber schön dass es direkt so schnell voran geht. :)

  • Jetzt musste ich alles geben! Ich konnte mir keinen Patzer mehr erlauben. Mein erster Wurf war nicht besonders schlecht aber auch nicht besonders gut gewesen. Einige meiner Gegner hatten schon im ersten Durchgang viel weiter geworfen als ich und meine Vorgänger hatten sich teilweise auch noch verbessert. Davon ließ ich mich aber nicht aus der Ruhe bringen.
    Jetzt war ich wieder an der Reihe. Volle Konzentration! Wieder nahm ich Anlauf und stieß den Speer von mir. Er flog etwas weiter, als beim ersten Mal und ging zu Boden.
    Aber statt mich zu freuen, war mir meine Enttäuschung schon anzusehen, bevor der Schiedsrichter die Weite bekannt gab. Das war nicht weit genug! "Verdammt nochmal!", murmelte ich vor mich hin. Ich traute mich gar nicht, zur Tribüne zu schauen. Was nur in Caelyn jetzt vorgehen musste!
    81 Fuß!
    Diesen Wettkampf hatte ich verloren. Aber eine Chance hatte ich noch!
    Die musste ich nutzen.

  • Dina – und damit auch Rollo, ihren unsichtbaren Freund – so dicht auf ihrer Pelle, dass es das Gedränge auf den Tribünen gar nicht gebraucht hätte, dass Siv Atemnot bekam, verfolgte auch die Germanin Louans ersten Wettkampf. Dina nahm ihre Aufgabe ernst. Zu ernst. Die letzten Tage hatte Siv keinen Schritt gehen können, ohne dass ihre Aufpasserin mitkam, und ihr bei der Gelegenheit meistens noch damit in den Ohren lag, dass sie doch besser lieber sitzen bleiben und gar nichts tun solle. Gelegentlich hatten Caelyn und Nuala sie retten können, aber Dina war jedes Mal sehr schnell wieder aufgetaucht, und inzwischen war es so weit, dass sie froh darum war, wenn Rollo offensichtlich einen Streit vom Zaun brach, weil sie dann wenigstens für ein paar Momente ihre Ruhe hatte. Abgesehen davon war der Ausflug… nun ja, schön, Siv hatte die Gegend gefallen auf der Reise hierher, und ihr gefiel auch Mantua, aber Fakt war, dass Corvinus möglicherweise Recht gehabt hatte, dass die Reise für sie keine so gute Idee gewesen war. Sie hätte das niemals laut zugegeben, aber so sehr sie sich auch über die Reise an sich freute, sie hatte nicht oft Gelegenheit, auf die Umgebung zu achten. Das Ruckeln auf dem Weg hatte ihre Übelkeit verstärkt, so sehr, dass sie bald zu argwöhnen begann, auf einem Pferd wäre es ihr besser ergangen – aber natürlich kam nicht in Frage, dass sie das ausprobierte. So hatte sie nur still vor sich hingelitten, ohne etwas zu sagen, weil sie nicht wollte, dass Corvinus das zu Ohren kam. Dass sie eher ruhig war, war nicht unbedingt unüblich, und was über das Normale hinausging, konnte sie darauf schieben, dass sie von Dina genervt war, was ja sogar stimmte.


    Und jetzt saß sie mit den anderen hier und sah Louan beim Wettkampf zu. Allerdings war sie nicht ganz so konzentriert dabei. Es waren zu viele Menschen um sie herum, und sie saßen zu dicht aufeinander. Feine, winzige Perlen kalten Schweißes standen ihr auf der Stirn, und sie war noch bleicher als gewöhnlich, während sie gleichzeitig mit den Caelyn und Ursus Louan zujubelte. Für diesen Augenblick schienen sich sogar Dina und Rollo einig zu sein, jedenfalls war kein Streitgespräch zu verfolgen, von dem Siv immer nur die eine Hälfte hörte. Lautlos schwor sie sich, dass sie es Corvinus heimzahlen würde, dass er ausgerechnet Dina mitgeschickt hatte als Aufpasserin, während sie, inzwischen mehr und mehr von der Aufregung gepackt, beobachtete, wie Louan ein zweites Mal antrat. Siv fand, dass der Wurf gar nicht mal so schlecht gewesen war, auch wenn Louan sich nicht sonderlich zu freuen schien darüber.

  • "Was hat der gesagt? 79 Fuß! Ist das viel?" Mist, ich hätte besser aufpassen sollen, was die anderen geworfen hatten! Ich hatte ja keinen blassen Dunst von so was. Aber da die anderen nicht wirklich in stürmische Begeisterung ausbrachen, nahm ich mal stark an, das war nicht so die Wucht. "Das war nicht genug, nicht?", fragte ich Ursus, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.
    Aber hey! Was hatte ich denn erwartet? Dass Louan hier reinschneien würde und ´ner Horde von Soldanten zeigen würde, wo´s lang ging? So naiv war nicht mal ich.
    Meine Begeisterung war sichtlich abgekühlt und ich verfolgte mehr nur noch gelangweilt den übrigen Wettkampf. Bis dann der zweite Durchgang kam.
    Wieder riss es mich von der Bank. und ich ballte meine Fäuste, so als ob ich meinem Bruder dadurch noch ein bisschen mehr Kraft verleihen konnte. "Na komm, du schaffst das!"
    Louan warf. Für ´nen kurzen Moment glaubte ich schon, jubeln zu können, denn der Speer flog weiter, als beim ersten Mal. Aber ich wusste, es war nicht weit genug. Ich zwang mich zu ´nem lächeln, aber eigentlich wollte ich nur noch weg.

  • "Es ist ein guter Wurf. Aber kein Siegeswurf. Andere haben schon bessere Werte vorgelegt. He... Es kann nur einer gewinnen. Und er hält sich sehr gut! Ein Prachtbursche ist Dein Bruder! Du solltest stolz auf ihn sein. Die Konkurrenz hier ist sehr hart, lauter Soldaten, die den ganzen Tag kaum etwas anderes tun als derartige Dinge zu trainieren." Ursus legte Caelyn eine Hand auf den Arm, als er ihre Enttäuschung sah. "Er steht für Dich da unten, vergiß das nicht." Er selbst war sehr überrascht über die guten Leistungen von Louan. Immerhin hatten die anderen Teilnehmer ganz andere Voraussetzungen. Und so war er ziemlich stolz auf seinen Klienten.


    Er schaute herüber zu Siv, die ein wenig blaß wirkte, aber durchaus mitjubelte, als Louan dran war. Also ging er mal davon aus, daß es ihr nicht irgendwie schlecht ging. Falls doch, würde sie hoffentlich etwas sagen. Oder ob sie zu stolz dafür sein würde? "Wie wäre es mit etwas zu trinken? Jetzt, wo Louan gerade durch ist, wäre eine gute Gelegenheit."

  • Er hatte sich verspätet. Aber nicht nur deshalb, weil er eigentlich gar nicht zu diesem Wettkampf wollte, sondern die Stille in der Villa genießen wollte, sondern hauptsächlich deswegen, weil er einem alten Rat folgend ein paar Fässer mit dem guten Mantua-Wasser gefüllt hatte. Aus einer Quelle nicht weit von hier. Man sagte, dass dieses Wasser gegen schwarze Galle helfen würde.


    Aber nun kam er. Der Speerwurf war schon in seine entscheidende Phase eingetreten, so dass er Ursus nur von der Seite anstupsend fragte: "So wie macht sich denn nun Dein Schützling?"

  • Louans Wurf fand Siv nicht schlecht, auch wenn er nicht an manche der anderen heranreichte. Dass Caelyn allerdings auch eher unzufrieden zu sein schien, dass Ursus das bemerkte und sie tröstete, bekam die Germanin allerdings nicht mehr mit. Ein Duft umwehte ihr Gesicht, kroch in ihre Nase und bahnte sich seinen Weg zu ihren Geruchsrezeptoren. Gebratenes… irgendwas. Sie konnte es nicht genau identifizieren, und sie wollte es auch nicht, obwohl es sicherlich irgendetwas Leckeres war. Schlagartig wurde ihr übel, und nur mit Mühe konnte sie ein Würgen unterdrücken, während sie noch ein bisschen bleicher um die Nase wurde als ohnehin schon. Ihre Kehle arbeitete heftig, während sie wieder und wieder den sich rasch unter ihrer Zunge ansammelnden Speichel herunterschluckte, und sie blickte starr geradeaus, während ihr Rücken steif und gerade war und sie tief ein- und ausatmete. Nicht jetzt, flehte sie lautlos. Nicht hier. Und ihr Bitten schien Gehör zu finden, jedenfalls flaute der Hauch wieder ab, der den Geruch an ihre Nase herangetragen hatte. Ihre Übelkeit verschwand nicht, wurde aber doch geringer.


    In diesem Moment sprach Ursus von etwas zu trinken, und Siv fand, dass das eine hervorragende Idee war. Ohne die Antwort Caelyns oder eines der anderen abzuwarten, erhob sie sich. "Ja, das ist gut. Ich hole etwas." Etwas zu trinken war gut. Bewegung war gut. Und es war gut, für ein paar Momente wegzukommen – nur für den Fall, dass sie doch noch die Kontrolle über ihren Magen und dessen spärlichen Inhalt verlor. Dafür ignorierte sie sogar die Tatsache, dass sie sich durch die Menschenmenge hindurch würde drängen müssen, um zu einem der Händler zu kommen, die Getränke verkauften. Während sie sich von Ursus Münzen geben ließ und Orestes auf einmal auftauchte, sprang auch Dina auf. "Ich komme mit", verkündete sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ, und Siv verdrehte die Augen. Dina schnitt ihr eine Grimasse. "Was denn? Ich soll auf dich aufpassen. Und alleine kannst du eh nicht das Zeug für uns alle tragen."

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ja, ja, das wusste ich ja alles und trotzdem hatte ich´nen Moment lang daran glauben wollen, dass Louan ´ne Chance haben könnte. Aber ich war töricht! Ich hatte es ja gleich gewusst und trotzdem war ich jetzt so enttäuscht. Seufzend sah ich an mir runter. Ursus hatte ja recht. Louan stand da unten für mich und später, wenn wir wieder zusammen waren, durfte ich mir nichts von meiner Enttäuschung anmerken lassen.
    Jetzt war aber erst einmal Pause, bis zum nächsten Wettkampf. Als Ursus nach etwas zu trinken fragte, dachte ich mir auch, das wäre ´ne prima Gelegenheit, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber bevor ich noch aufstehen konnte, sprang Siv auf, so als hätte sie auf diesen Moment gewartet. Mir kam das so vor, als sei das ´ne Flucht. Vielleicht vor Dina. Aber die heftete sich sofort auf ihre Fersen. Echt, Dina konnte einem richtig nerven! Sie hatte ein Talent, sich immer dann einzubringen, wenn man´s am wenigsten gebrauchen konnte. Ich warf Dina einen bösen Blick zu. Aber ich schätzte mal, das raffte sie gar nicht.
    Mir blieb nix anderes übrig, als den beiden nachzusehen und nochmals zu seufzen.

  • Völlig unerwartet wurde Ursus angestupst, so daß er sich fast erschrocken umwandte. "Manius", freute er sich, den Vetter zu sehen und rutschte ein Stück zur Seite. "Setz Dich doch. Er ist nicht schlecht, aber für einen Sieg wird es woh nicht reichen. Aber stolz bin ich trotzdem auf ihn. Er hält sich sehr gut gegen eine ausgesprochen harte Konkurrenz. Wo hast Du gesteckt? Wir haben Dich schon vermißt." Er deutete auf den nun freigemachten Platz neben sich.


    Dann gab er Siv ein bißchen Geld, als sie sich so begeistert anbot, die Getränke zu holen. Eigentlich hatte er eher gedacht, daß Caelyn und Dina gehen sollten, damit Siv sich ausruhen und dann etwas trinken konnte, wo es ihr doch offensichtlich nicht gut ging. Aber vielleicht machte ihr auch das Sitzen zu schaffen? Wie auch immer, sie würde schon wissen, warum sie es so eilig hatte, hier fortzukommen.


    Caelyns Seufzen entging ihm auch nicht. "Na, komm. Nimm es nicht so schwer. Allein diese Reise war es doch schon wert. Oder bereust Du es etwa schon?" Sonst war sie doch immer ganz wild auf besondere Erlebnisse. Und jetzt machte sie so ein böses Gesicht. Daß dies eigentlich Dina galt, bemerkte Ursus gar nicht. "Wir sollten mal überlegen, was wir hier in Mantua noch anstellen, bevor wir wieder heimfahren. Damit wir zuhause noch ein bißchen was zu erzählen haben, hm?"

  • Nachdem er seinen zweiten Wurf gemacht hatte, hatte Priscus nicht mehr so ganz genau verfolgt, wer noch an der Reihe war und wer ebenfalls schon zwei Würfe absolviert hatte. Selber hatte er mit dem Ausgang des Wettkampfes nichts zu tun, da hielt sich die Aufregung in Grenzen.


    "War's das jetzt schon?" fragte er schließlich seinen Centurio, als ihm nicht ganz klar war, ob nun schon alle geworfen hatten.

  • "Nein, hör mal, einer der Teilnehmer wird noch ausgerufen." entgegnete Licinus dem optio, als dieser fragte ob schon alles vorbei sei.
    "Aber die classis ist verdammt starkt heute. Üben die so viel pilumwerfen?"
    Licinus hatte bis her immer gedacht der Fernkampf bei der classis konzentriere sich auf catapultae und ballistae, aber das war offensichtlich eine Fehleinschätzung gewesen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!