"Der Lautenspieler" oder "Geldmangel"

  • Die kleine Reise von Ostia nach Roma, sowie das Mittagessen und einige kleinere Ausgaben hatten meinen Geldbeutel wirklich beträchtlich verschmälert. Irgendwie musste sich doch Geld verdienen lassen, ohne jeden Tag verschwitzt zu sein und sich anstrengen zu müssen. Ich hatte den einzigen Gegenstand von Wert bei mir, den ich je besaß - ein Trichordon, wie meine Mutter es genannt hatte - die Römer nennen sie eine Pandoura. Ein Instrument, das eigentlich nur selten gespielt wird, also dürfte es genügen, um die Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht die Aufmerksamkeit eines Mäzens, oder aber auch eines hübschen Mädchens. Am besten gut gebaut und ohne Hirn, doch das muss nicht interessiern, denn heute Nacht will ich nicht diskutiern... ah, das sollte ich lieber nicht singen, sonst werfen sie noch ihre Tontöpfe nach mir. So - was sollte ich singen? Ich lehnte mich an eine der zahlreichen Säulen und begann, auf der Pandoura zu spielen, während ich meine Stimme erklingen ließ.


    "Salve, nox, me'amica; Redi'ut rursum te loquar.
    Somnio visio me turbavit. Et tamen anima non quiescit.
    Quod haec visio qui somnio vidit. Manet iam.. Silentio sonante.


    Inquieta, sole erro.. Viis angustis sordidis.
    Algor et umida, lacernam... Comprehendo atque corrigo
    Me'oculi uruntur tunc luce. Nox finditur, Silentio sonante.


    Proditi luce, homines - Conspicui ant'oculos
    Qui sine verbis loquuntur. Non intellegentes, audiunt.
    Et carmina scribunt; nunquam canunt. Omnes pavunt Silentio sonante.


    Tum clamo eis his verbis: "Nonne vos scitis aegrotas?
    Audi me; valescatis ergo! Tange m'intelligatis ergo!"
    Dum loquar, periunt mea verba, Silentio sonante.


    Homines luc'adorant, Etsi inclementer lucit.
    Et dum specto, subito scio.. Monitum ad populum ferre.
    Quod fatidica verba Sabura. Scriperunt iam, Silentio sonante."




    Sim-Off:

    Wer mag, darf.

  • Sim-Off:

    Mag ^^


    Narcissa war heute mit der Serva unterwegs. Sie wollte ihre beiden Cousins heute lieber schonen und eigentlich auch nichts einkaufen, nachdem sie diesen schönen Stoff neulich erstanden hat. Eigentlich wollte sie nur ein wenig ausgehen und sich Anregungen holen, da der Stoff erst noch zu einem ordentlichen Gewand werden musste. Darum nahm Narcissa auch die Serva mit um ihr immer gleich zu deuten, wenn ihr etwas ins Auge sprang.


    Narcissa selbst war noch recht jung, ihre Serva dafür schon deutlich erfahrener um nicht zu sagen älter. Aber sie ging freudig neben Narcissa her und war dieser treu ergeben.


    Auf dem Mercatus gab es ja immer etwas neues zu sehen, jeden Tag, meinte Narcissa, auch wenn sie in der Tat nicht täglich hier war um das nachzuprüfen. Heute entdeckte sie zum ersten Mal einen Mann, der dabei war zu Singen und auf seinem Instrument zu spielen. Sie hatte keine Münze dabei und hätte ihm von daher nichts geben können, aber das Spiel gefiel ihr einfach und sie wollte kurz stehenbleiben und ein wenig zuhören.

  • Anfangs waren meine Augen viel zu sehr auf das Griffbrett der Saiten der Pandoura konzentriert, um die Leute um mich zu bemerken, so mir überhaupt jemand zuhören würde. Als ich schließlich den Kopf anhob, war da tatsächlich jemand, auch wenn es ein junges - wenn auch wirklich anmutiges - Ding war. Ich konnte ein schelmisches Lächeln nicht unterdrücken und neigte den Kopf leicht vor dem Mädchen, aber auch vor der Frau, die anscheinend ihre Serva war - und winkelte mein Bein leicht an, um es an der Säule abzustützen. Natürlich nicht zu sehr, denn da Mann unter der Tunika nicht pflegt, barbarische Hosen zu tragen, könnte man da vielleicht zu viel Einblick gewinnen.


    Sie sahen zumindest nicht arm aus - im Gegenteil - und so hoffte ich doch auf eine kleine Geldspende, wenn ich mein Bestes geben würde. Immerhin hing davon mein Abendbrot und meine Abendgesellschaft ab - ich hatte vorhin eine dralle Keltin gesehen, die ich mir glatt hätte leisten können. Doch irgendwie zog das Mädchen immer wieder meinen Blick auf sich - und ich kam nicht umhin, verlegen lächeln zu müssen, während ich die letzte Worte sang, wenn auch etwas stimmgewaltiger als den Rest.


    "... quod fatidica verba Sabura. Scriperunt iam, Silentio sonante."


    Kurz musste ich mich räuspern, um meine Stimme wieder "normal" hinzubiegen, dann neigte ich den Kopf. "Salve, anmutige junge Dame."

  • Narcissa hörte ihm vollends zu. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt mit ihm zu sprechen, aber da er sie einfach ansprach, nachdem sie geendet hatte, nickte sie ihm ebenfalls freundlich zu. Die Serva schien nicht sonderlich begeistert davon zu sein, dass ihre Herrin sich jetzt auch noch mit diesem Bettler da abgab, aber sie wollte nun auch nicht einschreiten, da sie auf die Vernunft Narcissas vertraute.


    Mit einem sanften Lächeln betrachtete sie den Mann. Sie konnte ebenfalls nicht abstreiten, dass er ihr gefiel, besonders seine Kunst zu Singen und zu Spielen hatten es ihr ein wenig angetan. "Salve.", sagte sie nur und betrachtete den Mann weiterhin. Doch ging sie auch nicht davon aus, dass er noch weiter mit ihr sprechen würde. Und da sie auch nicht vorhatte ihm etwas von ihrem nicht vorhandenen Geld zu geben, würde er das Interesse an ihr bestimmt sehr schnell verlieren.

  • Spätestens jetzt wusste ich, dass ich die Asse und Sesterzen, die durch mein Kleinhirn schwirrten, abschreiben konnte. Und die Keltin mit den großen.. Augen auch. Doch was sollte ich Narr nur sagen, ohne sie damit sofort zu vertreiben? Würde ich schweigen, würde sie weitergehen und alles würde bleiben, wie es war. Und ich müsste weitersingen. Unruhig scharrte ich ein wenig mit den Zehen im Straßendreck, dann erlaubte ich mir ein weiteres Lächeln - die Anzüglichkeiten, die mir dabei durch den Kopf gingen, erwähne ich dazu lieber nicht. Mir war tatsächlich etwas für die Konversation eingefallen! Captatio benevolentiae!


    "Verzeiht, Herrin, wenn ich euch anspreche.."
    Demütig sah ich auf den Saum ihrer Stola oder die hervorblitzenden Sandalen.
    "... ich singe nicht all zu oft, aber ich hoffe, es hat euch gefallen?"

  • Sie wollte gerade ansetzen sich von ihrer Serva am Arm weiterziehen zu lassen, bleib dann aber doch noch stehen, als sie bemerkte, dass er doch noch etwas sagen wollte. Sie freute sich irgendwie auch, noch einen Grund zu haben weiter mit ihm zu sprechen, beziehungsweise überhaupt mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sehr reich war ihre Gens wohl leider nicht, aber es reichte für alle aus um ordentlich auszusehen. Und hin und wieder war einer ihrer Cousins oder Brüder ja auch spendabel.


    Sie lächelte leicht, als er sie ansprach und drehte sich ihm nochmal zu. "Es hat mir sehr gut gefallen, vielen Dank. So etwas habe ich hier schon eine Weile nicht mehr gesehen." Natürlich gab es den einen oder anderen Sänger und Musikanten hier auf der Straße, aber die meisten fanden keine sonderliche Beachtung und viele fanden dann auch schnell wieder eine neue Provision.

  • "Ich danke dir, hohe Herrin.." sagte ich und mein Herz machte einen Jauchzer. Verflixt, wie konnte ich das hübsche Mädchen nur halten? Kurz betrachtete ich lächelnd die Spitzen ihrer Zehen, die unter dem Saum des Kleides frech hervorblitzten - ein Angebot, ihr die Füße zu waschen, wäre wohl zu frivol. Doch dann entsann ich mich, weswegen sie hier stand, weswegen sie mich überhaupt beachtet hatte, kramte in den hintersten Ecken meines Hirnes und brachte einen Satz zusammen, der auch in 2000 Jahren noch Männer beschäftigen würde, so simpel gestrickt wie er war und so rasch, wie er aus einem heraussprudelt.


    "Bist.. du öfter hier, Herrin?", fragte ich und untermale meine Worte mit dem Spiel der Pandoura, indem ich mit dem Plektron sanft die Saiten anschlug, zu einer leichten Melodie.

  • Sie lächelte leicht, als er sich so über ihr Lob freute. Die Freude darüber war ihm leicht anzusehen. Zumindest konnte er sie für ein paar Momente nicht verbergen. Außerdem folgte sie seinem Blick zu ihren Füßen und schaute kurz selbst auf den Boden, doch konnte sie da nichts ungewöhnliches bemerken. Die Serva beäugte den guten Mann etwas misstrauischer; Narcissa war für sie wie ein Schützling, auf den sie aufpassen sollte. Die gute Frau dachte sich schon, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn einer der Cousins mit Narcissa gegangen wäre. Aber nun war sie halt hier und konnte nicht viel ausrichten.


    "Hin und wieder ja...", antwortete sie freundlich und betrachtete den Mann ihrerseits für wenige Momente unverhohlen, ehe sie den Blick dann doch wieder etwas beschämt senkte, da sie nicht wollte, dass er das sah. Sodann warf sie einen Blick auf seine Hände, wie sie die Saiten anschlug und dem Instrument ein paar liebliche Klänge entlockte. Sie wäre dazu nicht in der Lage gewesen, von daher fand sie das Spiel durchaus beeindruckend.

  • "Dann.. gilt mein nächstes Lied dir, schöne Nachtigall."


    Abermals musste ich lächeln, dann verwob ich die sanften Klänge zu einer Melodie, die eher ruhig klang - als würde sie auf Narcissa passen und sie umgarnen. Eigentlich war ich kein sonderlich begabter Musiker, aber irgendwie schien nun, da sie hier war, als würden meine Finger immer die rechten Saiten finden, als hätte mich die Muse geküsst. Kurz sah ich mit geengtem Auge die Serva an, um sie zu mustern - na gut, so hässlich war sie auch wieder nicht - doch ich begann zu singen, die erste Strophe des Liedes. Erst nur leise und mit etwas heiserer Stimme, begann sich der Gesang erst mit der Zeit zu entfalten, wie eine Blume, die ihre Blüten in der Sonne öffnet. Und ich war mir sicher, Narcissa war meine Sonne. (Wenn sie schon kein Geld für mich hatte.)



    "Quot viae quae homo peragranda,
    Donec grandem anima fit.
    Sic, et quot maria columba velanda
    Donec quiescit acta,
    Sic et quot sagitt'ab arcibus volanda,
    Ante pac'aeternam fore?


    Respons'amici,
    Se dedit flamini,
    Responsum se dedit flamini..."

  • Nach diesen Worten war Narcissa ziemlich gerührt, lief sogar ein wenig rot an und warf der Serva einen fragenden Blick zu. Sie wollte wissen, was die treue Frau darüber dachte. Diese hatte das Gesicht jedoch ein wenig grimmig verzogen. Narcissa hob kurz die Braue, als sie diese Schnute sah, dachte aber nicht daran, nun weiter darauf einzugehen und so ein Verhalten auch noch zu belohnen. Stattdessen blieb sie stehen und hörte sich an, was der Mann da für sie sang. Und während sie so zuhörte, musste sie unwillkürlich an Montanus denken, der sie doch davor gewarnt hatte, sich leichtfertig auf Männer einzulassen. Nun... sie war ja nicht leichtfertig und 'einlassen' konnte man das noch nicht nennen. Sie stand ja nur da und hörte ihm zu.


    Dass sie sich von seinem sängerischen Charme längst hatte einfangen lassen, das wusste sie ja nicht, während sie so gerührt dastand und dem Lied lauschte, das er - anscheinend - nur für sie sang... es galt nur ihr... der schönen Nachtigall. Bei den Göttern...


    "Dein Gesang hat mich sehr berührt, ich danke dir wirklich.", meinte sie, nachdem er geendet hatte. Und die Serva schien froh zu sein, da sich dies so anhörte, als wollte Narcissa endlich weitergehen. Eigentlich wollte sie das auch, aber ihre Füße wollten noch nicht so recht.

  • Verlegen musste ich mir den Nacken reiben, als ich sie so lächeln sah. Anfangs hätte es mir nichts ausgemacht, sie um ihr Geld zu berauben, doch es stimmte durchaus, was Marcus mir eingetrichtert hatte - und ich war ihr voll in die Falle gelaufen. Wenn du einmal des Engels Lächeln siehst, Scato - dann ist es bereits zu spät. Seufzend musste ich feststellen, wie recht er doch hatte. Von den zierlichen Figuren, der schlanken Figur und dem lieblichen Gesicht. Ich war jetzt aber nicht verschossen, oder?
    Nein, das konnte ich mir eigentlich kaum erlauben. Doch wie sie mich da anlächelte...


    "Du musst mir nicht danken, es kam von Herzen. Aber.. du könntest mir deinen Namen verraten?"

  • Man hätte sagen können, Narcissa schmolz in der Sonne, nachdem Scato gesagt hatte, dass seine Musik von Herzen gekommen wäre. So ein Kompliment hatte sie noch nie gehört und doch wusste sie, dass es genau das sein musste, wovor Montanus sie zu warnen versucht hatte. Aber was wusste schon Monanus?! Er konnte doch in solchen Dingen nicht verallgemeinern.


    Die Serva stand derweil etwas ungeduldig da und wünschte sich, dass doch einer der beiden Herren auftauchen und Narcissa zur Vernunft bringen würde. Sie selbst sah sich dazu nicht in der Lage. Narcissa würde gar nicht hören und sie am Ende noch allein nach Haus schicken. Also blieb sie lieber stumm neben ihr stehen und wartete ab, was dieser eitle Pfau sich noch alles erlauben würde. Hoffentlich verriet sie nicht auch noch ihren Namen...


    "Quintilia Narcissa", hatte sie es im selben Moment ihrer Gedanken von ihrer Herrin hauchen gehört und schon senkte die Serva leicht den Blick. Bei den Göttern, dieses gutgläubige Mädchen wäre doch da draußen allein verloren. So räusperte sie sich kurzentschlossen. "Wir sollten langsam weitergehen. Deine Cousins warten auf dich.", versuchte sie Narcissa zum Mitkommen zu überreden.

  • "Quintilia Narcissa..", echote ich wispernd und war völlig hingerissen, als ich sie hauchen hörte. Oh Venus, sei mir nicht missgünstig, denn vor mir stand ein süßer Engel und alles, wonach es mich verzehrte, war, diese wunderbar samtigen Lippen zu berühren und zu küssen. Ich wusste, dass ich sie nicht mehr lange bei mir halten konnte, doch den Namen, den brannte ich mir ins Gedächtnis - sicherlich würde ich sie bald aufsuchen können und dann würde ich sie mit Weintrauben füttern, ihre Füße waschen und ihr alle Lieder vorsingen, die sie zu wünschen gedachte.


    Ihre Augen und ihre Haare waren ohnehin wunderbar. Selten hatte ich so klare blaue Augen gesehen und das blonde Haar, das sie trug, das war wundervoll. Leider war sie zu weit entfernt, sonst hätte ich auch noch ihren Duft einatmen können - doch das war mir missgönnt.


    "Wenn uns das Schicksal schon trennt, schöne Narzisse, dann hoffe ich doch, dass es uns bald wieder zusammenführt.."
    Gute Güte, so etwas schmalziges hatte ich lang nicht mehr gesagt. Und dann kam es auch noch von Herzen! Scato, das muss der Frühling sein, der dich so kirre macht.

  • Während Narcissa noch ganz verzaubert dastand, konnte die Serva sich schon ausmalen, was im Kopf dieses hitzigen Mannes vorging, als er sie so betrachtete. Die Männer waren doch alle gleich und sie hatte lange genug gelebt um das am eigenen Leib erfahren zu müssen. Vor allem als Serva ging es einem da nicht immer sehr gut. Aber nun war sie ja schon lange hier in der Gens Quintilia.


    "Ja, es würde mich auch sehr freuen.", stimmte sie ein und lächelte den anderen sanft an. Sie schien wahrhaftig selbst ganz hin und weg, doch dachte sie lange nicht so weit wie Scato selbst. Außerdem wollte sie noch seinen Namen erfahren.


    "Verrate mir noch bitte deinen Namen, bevor ich gehn muss.", sagte sie und sah ihre Serva dann fast wie eine drängelnde Mutter an, die man mit Vorwürfen bombardieren würde, sobald man zu Hause war.

  • Verdutzt sah ich sie an und es fühlte sich an, als wären die Apenninen von meinem kleinen Herzen herabgefallen. Sie hatte tatsächlich nach meinem Namen gefragt, sie wollte ihn wissen! Oh verflixt, sollte ich ihr meinen echten, meinen wahren Namen verraten, nicht den, den ich hier in den Straßen meistens von mir gab? Meine Bedenkzeit währte nur kurz, dann legte ich die Hand auf mein Herz - am liebsten hätte ich ihre Hand ergriffen - und senkte den Kopf vor ihr ab.
    "Tiberius Scato nennt man mich, anmutiges Mädchen. Aber die meisten die mich kennen.. und vor allem meine Freunde... nennen mich nur Scato."

  • Sie lächelte und brachte aber keinen Ton mehr heraus. Wie angewurzelt stand sie da und schaute ihm in die Augen. Schließlich brachte sie noch ein kleines Nicken zustande und senkte dann den Blick. Die Serva hatte es langsam aber wirklich eilig und legte schließlich einen Arm um Narcissa um sie so mit sich zu drehen.


    "Komm jetzt endlich.", meinte sie und warf dem Mann noch einen etwas bösen Blick zu, schob Narcissa in ihren Armen dann aber mit sich und wieder zurück zur Casa. Dort würde sie nun das Essen bereiten und dafür Sorgen, dass das junge Fräulein wieder auf andere Ideen kam.

  • Nachdenklich sah ich ihr nach. Wo wohl die Casa Quintilia stehen würde? Und wie gut wären wohl ihre Vorratskammern gefüllt? Und vor allem, wie sie wohl über mich denkt? Ah, all diese Gedanken, süßer als Waldhonig und doch so bitter, dass mich diese Gouvernante fern von ihr hält. Vielleicht... lass ich mir ja etwas einfallen. Und so widmete ich mich wieder dem Spiel meiner Pandoura, wenn auch etwas melancholischer als zuvor.

  • Mit grimmiger Mine stapfte Montanus über den Markt, direkt auf die Ecke zu, welche die Serva ihm beschrieben hatte. Auf dem Weg hierher war sein Zorn keinesfalls abgekühlt, eher hatte er sich noch hineingesteigert und trat nun wahrlich wütend zu der eher spärlichen Zuhörerschaft.
    Die meisten ließen sich keine zeit den Klängen der Musik zu lauschen und so bekamen es am Anfang auch nicht viele mit, als Montanus, impulsiv wie er war auf den spielenden Mann zuging und sich vor ihm aufbaute und ihn somit um einen halben Kopf überragte.
    Seine Selbstbeherrschung ging grade so weit, dass er sich noch vergewissern wollte, ob er tatsächlich den richtigen erwischt hatte, ehe er ihm eine verpasste.
    "Tiberius Scato?", fragte er grollend und man konnte hören, dass diese Frage besser mit 'nein' beantwortet werden sollte.

  • Irgendwie war mir, als würde ein Schatten über mein Gesicht fallen, als ich plötzlich bemerkte, dass es keine Gewitterwolke war, sondern ein zorniger junger Bengel, etwas hochgeschossen, aber zum Glück nicht so zäh gebaut wie ich. Kurz musste ich an der Lippe nagen, als ich mich für die Offensive entschloß und ihm die Hand hinhielt.


    "Sehr erfreut. Ich bin Pompeius Strabo."


    Den Namen hatte ich in irgend einem Streitgespräch aufgeschnappt und er wurde alles andere als freundlich ausgesprochen. Insgeheim huschte mein Blick über seinen Körper, um zu erkunden, wo ich ihn am empfindlichsten treffen konnte - zum Glück war er größer und somit auch leicht zu treffen. Oh, wie hatte man mich in Neapolis für meine Tiefschläge gehasst!

  • Die Hand schlug Montanus jedoch aus, er verschränkte seine Arme und stellte sich demonstrativ vor den Mann.
    "Wo ist Tiberius Scato? Ich weiß, dass er vor vielleicht einer Stunde sicher noch hier war! Oder bist du vielleicht derselbe und hast nur dem Mädchen einen falschen Namen angegeben?!"
    Er brauchte jemanden, an dem er seine Wut auslassen konnte und der Mann vor ihm kam ihm grade recht.
    "Ich glaube nicht, dass es so viele Spielleute hier gibt, dass sie andauernd den Platz wechseln!", warf er im vor und betonte Spielleute, als wäre es eine Beleidigung.

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