Eine Führung für die Sklavin

  • Sie hatten das Tablinum verlassen und Venusia wollte nun mit dem Rundgang beginnen. Ihr war die Kleidung der Frau schon aufgefallen und deswegen ging sie mit ihr zu erst in ihr Cubiculum. In ihrer Truhe suchte sie nach einer alten, aber noch guten Tunika, die sie tragen konnte.
    Hier, wechsel erst einmal deine Kleidung.
    Sie reichte Nerfertari das Kleidungsstück und setzte sich ihrerseits mit dem Rücken zu ihr an ihren Schreibtisch.
    Wenn du fertig bist, sage mir Bescheid. Dann wird unser Rundgang weiter gehen.

  • Schweigend und mit gebührtigem Abstand war Nefertari ihrer Herrin gefolgt. Als sie nun in deren Zimmer standen, sah sie sich verstohlen um. Hier wirkte alles so fremdartig. Die Ägypterin war offene Räume gewöhnt, die oft nur durch dünne Vorhänge voneinander getrennt waren. Aber hier war alles streng abgeteilt. Das Gefühl, des gefangen seins, verstärkte sich durch diesen Eindruck noch mehr. Doch Nefertari versuchte so gut wie möglich nicht darüber nachzudenken. Ansonsten hatte sie Angst, den Verstand zu verlieren oder an ihrem Leben keinen Gefallen mehr zu finden.


    Die Tunika ihrer Herrin nahm sie dankend entgegen. Gerne hätte sie sich auch gereinigt, denn ihr Volk achtete sehr auf Sauberkeit. Und durch die Strapazen der Reise war sie sehr dreckig geworden. Doch es stand ihr nicht mehr zu, irgendwelche Wünsche zu äußern. So streifte sie den Fetzen ab, den sie bis jetzt trug und zog die Tunika an. Als sie sich umdrehte, gewahrte sie einen Blick in einen Spiegel und betrachtete sich darin traurig. Nun sah sie auch noch ganz anders aus. Kaum etwas erinnerte sie mehr an ihre Herkunft. Nur der Stolz in ihrem Blick und ihre dunkle Haut, sowie die schwarzen Haare. Wie sehr sie doch ihre Heimat vermisste.


    Um Fassung ringend, trat sie schließlich wieder neben ihre Herrin und sah sie schweigend und erwartungsvoll an.

  • Nachdem Nefertari nun neben ihr stand, erhob sie sich.
    Dies ist mein Cubiculum, mein Raum,
    erklärte sie der Frau da sie ja nicht wusste ob sie mit den ganzen Begriffen etwas anfangen konnte.
    Ich bin nicht immer hier. Aber wenn ich es bin, findet man mich recht häufig hier.
    Dann verließ sie den Raum und ging zum nächsten. Hier öffnete sie die Tür und sie standen in dem von Magnus.
    Hier ist das Cubiculum von meinem Mann, deinem Herren.
    Diese Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen...

  • Aufmerksam zuhörend folgte sie ihrer Herrin. Sie war also mit dem Mann, der sie gekauft hatte verheiratet. Gut zu wissen für Nefertari. Sie sah sich auch hier aufmerksam um und versuchte sich die Wege, die sie gingen einzuprägen. Langsam begann ihr der Kopf zu schwirren vor so vielen Neuigkeiten. Als sie im Zimmer des Ehemannes standen, nickte Nefertari verstehend.


    Dann drehte sie sich zu ihrer Herrin und sah sie an. Der erste Eindruck vermittelte ihr, dass diese vielleicht gar nicht so schlimm war. Bis jetzt war sie ja nett zu ihr gewesen. Das konnte sich zwar alles noch ändern, aber die Ägypterin war vorerst einmal erleichtert darüber. Vorsichtig und immer auf Respekt bedacht, meinte sie leise. "Wo werde ich schlafen, Herrin?" Die schlimmsten Vorstellungen von Plätzen hinter dem Haus, oder im Stall der Tiere, kreisten in ihren Gedanken und so hoffte sie auf eine wohlwohlende Antwort ihrer Besitzerin.

  • Ah jeh...das war eine Gute Frage. Wo sollte sie denn hier nun schlafen? Ob hier noch irgendwo ein Raum frei war? In Gedanken ging sie die Möglichkeiten durch. Sie wusste nicht wie es in den Sklavenunterkünften aussah. Da hatte sie sich noch nicht hingetraut. Sie dachte weiter nach und grübelte. Dann fiel ihr eine Kammer ein, die leer stand. Dort würde sie sicher die Sklavin unterbringen können. Sie deutete Nefertari ihr zu folgen. Venusia ging zielstrebig auf die Kammer zu und öffnete die Tür.
    "wir müssen deine Lagerstatt noch zurecht machen. Aber hier wirst du schlafen können. Es ist nicht groß, aber ich denke dennoch besser als anderes.

  • Als der Weg nicht aus dem Haus und zu irgendwelchen Stallungen führte, war Nefertari erleichtert. Nun stand sie hinter ihrer Herrin in einem kleinen Raum und sah sich um. Es war natürlich besser als der Stall aber... Nefertari war den Tränen nahe. Hier in dieser Kammer sollte ihre Unterkunft werden? Mehr als ein Bett und ein kleiner Schrank hatten hier niemals Platz. Aber da rief sie sich wieder in Erinnerung, was sie war. Eine Sklavin. Nicht mehr wert als ein Tier, oder sonstetwas, das man auf dem Markt kaufen konnte.
    Traurig nickte sie und meinte leise. "Vielen Dank, Herrin." Dann sah sie auf und hoffte die Enttäuschung über den Verlauf ihres Daseins gut verbergen zu können. "Wie kann ich euch helfen? Was sind eure Befehle, Herrin?"

  • Als sie das Wort Herrin hörte, huschte ihr ein kalter Schauer über den Rücken und sie sah Nerfertari mit großen Augen an. Die anderen Sklaven vermieden inzwischen diese Anrede. Kannten sie doch Venusias Reaktion. Doch Nefertari war noch ganz neu und sie konnte nichts davon wissen. Venusia zwang sich wieder zur Ordnung und versuchte diese Anrede einfach zu überhören, zu ignorieren.
    Im Moment habe ich für dich keine Befehle. Ich werde dir jemanden schicken, der dir hilft deine Kammer einzurichten und dein Lager zu bauen. Ruhe dich erst einmal aus. Morgen werden wir weiter sehen.
    Obwohl sie sich zur Ordnung zwang, sprach Venusia nun ein wenig kühler als vorhin. Sie konnte sich noch nicht einmal erklären warum nach der Zeit sie noch immer so auf dieses Wort reagierte. Sicher sie verband viele schlechte Erfahrungen damit. Es erstaunte sie heute erneut wie sie darauf reagierte.

  • Sie musste keine Gelehrte sein um zu bemerken, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Demütig senkte Nefertari den Kopf, als sie die Kühle in der Stimme ihrer Herrin hörte. Was genau sie falsch gemacht hatte, wusste sie nicht. Würde sie vermutlich auch nicht erfahren.
    Als sie alleine war, sah sie sich nocheinmal in dem leeren Raum um, setzte sich dann mit dem Rücken an die Wand und zog die Beine an. Sie schlang die Arme darum und legte den Kopf darauf. Erst jetzt gestattete sie sich ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und begann zu weinen.

  • Lucius, der eigentlich seinen Kommandanten suchte, schritt wieder einmal durch das Praetorium. Er wollte eigentlich Meldung machen, dass sich die neuen Probati ziemlich dumm anstellten, hatte Primus aber nicht in seinem Officium angetroffen und war daher hierher gekommen. Mit den geübten Ohren eines Soldaten vernahm er ein Schluchzen aus einem Seitengang des weitläufigen Baus und bewegte sich leise darauf zu. In diesem Teil des Praetoriums war er vorher noch nie gewesen, nicht nur weil er sich selbst bislang nicht wirklich zum Offiziersstab gezählt hatte sondern auch, weil seine üblichen Ziele auf der anderen Seite des Innenhofs lagen. Er machte vor der Tür zu der kleinen Kammer Halt und lauschte noch einmal. Schließlich wollte er nicht unhöflich sein und jemanden stören...

  • Da sie alleine war und in dem Glauben, niemanden in ihrer Nähe zu haben, weinte Nefertari hemmungslos. Für sie war alles zusammen gebrochen was sich einst ihr Leben genannt hatte. Nun war sie hier in einem fremden Land, bei fremden Leuten und nichts anderes als deren Eigentum mit dem sie verfahren konnten wie sie wollten.


    Erst nach einer Weile, wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen, immer darauf bedacht, die mit Blei gezeichneten schwarzen Linien nicht zu verwischen. Wenigstens dieser kleine Luxus und die Erinnerung an ihre Heimat durfte nicht verloren gehen. Dann stand sie auf und sah sich nocheinmal in ihrem kleinen Zimmer um. Ihre Herrin hatte gemeint jemand würde ihr helfen es einzurichten. Aber bis jetzt war noch niemand gekommen. Also atmete sie nocheinmal tief durch und strich sich glättend über ihr neues Gewand. Alsdann ging sie zur Türe und öffnete diese um nachzusehen ob sie jemanden finden konnte.


    Da wäre sie fast mit dem Mann zusammengelaufen, der dort vor ihrer Türe stand. Er trug eine ähnliche Gewandung wie ihr Herr, der sie auf dem Markt gekauft hatte. Und das alleine reichte aus um Nefertari Angst zu machen. Sofort senkte sie demütig den Kopf und trat ein paar Schritte zurück in ihr Zimmer. Am liebsten hätte sie sich sofort entschuldigt aber in der Aufregung wollten ihr einfach nicht die richtigen Worte einfallen und so hoffte sie, ihr Blick zu Boden wäre Entschuldigung genug.

  • Lucius hatte den Kopf seitlich gedreht und machte beinahe einen Satz zur Seite als Nefertari so plötzlich aus dem kleinen Zimmer geschossen kam. Seine Hand zuckte sofort zum Griff der Spatha, die er wie immer an der Seite trug. Doch dann, nachdem er den vermeintlichen Angreifer gesehen hatte ließ er sie wieder sinken. "Oh..." brachte er hervor und musterte die Frau, die offensichtlich eine Sklavin war. Mit der Sklaverei konnte Lucius nach wie vor nicht allzu viel anfangen, immerhin waren Sklaven für ihn ganz normale Menschen, bis auf dass sie eben jemandem gehörten. Das machte aber irgendwo keinen großen Unterschied, denn sie beherrschten ja alles, was ihre Herren beherrschten und vieles oft sogar noch besser, je nach Alter und Geschlecht. "Bist du neu hier? fragte er plötzlich, denn er hatte sie ja noch nie gesehen.

  • Immer noch demütig hatte sie den Kopf gesenkt, sodass Nefertari gar nicht sehen konnte, wie ihr Gegenüber auf sie reagierte. Für sie hatte er den gleichen Stellenrang wie ihr Herr, und sie musste sich ihm unterwerfen. Sie wagte es nicht aufzusehen, erst als er sie ansprach. Langsam hob sie den Kopf, wobei ihre langen Haare die Bewegung getreu mitvollzogen und ihr Gesicht einrahmten.
    Einen kleinen Moment gönnte sie sich, in dem sie den Mann sich gegenüber betrachtete. Es war immer noch so fremd, wie die Männer hier aussahen und sie fragte sich wie lange es wohl dauern würde, bis sie sich daran gewöhnt hatte.


    Dann jedoch wurde ihr bewusst, dass ihr der Mann eine Frage gestellt hatte und Nefertari versuchte sich diese wieder ins Gedächnis zu rufen und mühevoll zu übersetzen. Schließlich nickte sie und meinte leise. "Ja, mein Herr. Gerade gekauft worden am Markt und hierhergebracht. Herrin ist gerade gegangen und Herr sitzt dort drüben in einem Raum." Nachdem sie diese Auskunft gegeben hatte, schwieg sie wieder und senkte den Blick.

  • "Ich denke du wirst es hier gut haben." sagte Lucius mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Deine Herren sind keine schlechten Menschen." fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. "Du kommst nicht aus Germanien, auch nicht aus dem auf der anderen Seite des Limes, oder?" wollte er wissen, denn Nefertari wirkte fremdartig auf ihn.

  • Sie hatte einen Moment gebraucht um sich wieder zu sammeln und zu ihrer Sklavin zurückzukehren. Ihre Gedanken wehrten sich zwar noch immer dagegen, aber sie musste sich wohl langsam damit abfinden. Es überraschte sie doch sehr hier einen von den Männern anzutreffen.
    Salve. Kann ich dir irgendwie helfen,
    fragte sie schließlich und schritt nun entschlossen näher. Etwas was ihr bis dahin noch nicht so ganz gelingen wollte.

  • Ein Lächeln war eine Geste, die man auf der ganzen Welt und in jeder Sprache verstand. So fühlte sich Nefertari durch diese einfache Geste auch gleich ein bisschen wohler. Auf die Frage ob sie denn von hier oder von der anderen Seite des Limes kam, konnte Nefertari nicht genau antworten. Denn sie wusste nicht, was es auf der anderen Seite des Limes war. "Ich komme aus Bubastis, einer Stadt in Ägypten." antwortete sie leise und doch verständlich.


    Sie sah auf und suchte für einen kurzen Moment Blickkontakt mit ihrem Gegenüber. Das jedoch bereute sie sofort wieder, denn da konnte sie ihre Herrin sehen, wie sie mit schnellen, energischen Schritten auf sie beide zukam. Sofort senkte Nefertari demütig wieder den Kopf und trat erschrocken ein paar Schritte zurück. Innerlich hoffte sie inständig, dass sie nicht schon wieder einen Fehler begangen hatte und ihre Herrin noch mehr erzürnte.

  • Lucius drehte sich zu Duccia um. "Salve!" Er warf einen Blick auf die Sklavin. "Es ist alles in Ordnung, wir haben uns nur bekannt gemacht." Er lächelte wieder. "Ich suche deinen Ehemann."

  • Ein wenig verwundert zog sie Augenbraue nach oben. Es war ihr irgendwie neu, dass man hier Magnus auch aufsuchte. Ich dachte das wäre nur so in drigenden Fällen oder dann eben in der Principia.
    Ich denke du wirst ihn im Tablinum finden. Dort ist er meist noch eine Weile nach seiner Zeit in der Principia. Soll ich dir den Weg zeigen?
    Inständig hoffte sie, dass es nichts so Wichtiges war, dass sie am Abend nicht gemeinsam essen können würden.

  • Hmm...Das war nun komisch. Aber wenn er denn meinte....
    Wie gesagt, wenn du schon einmal hier bist, so findest du ihn dann im Tablinum. Aber wenn es nun nicht mehr so wichtig ist, dann weißt du ja wo du ihn morgen finden kannst.
    Ein kleines Lächeln konnte man nun sehen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!