Große Melonen und saftige Schenkel

  • Oh, was war das nur für eine Nacht gewesen. Ich hatte vier Geldbeutel "finden" können und einer davon war richtig dick gewesen. War sicher das Taschengeld von so einer Patriziertunte, die nun weinend zu Papa rennt. Doch ich wusste es sinnvoll einzusetzen. Lächelnd sah ich auf meine Füße hinab, die in neu genähten Sandalen steckten und wackelte mit den Zehen. Das Gewirr auf dem Markt war mir zu unsicher, Sulla selbst gehen zu lassen, darum trug ich ihn auf dem Arm. Er war überraschend folgsam und kuschelte sich ständig an meine Tunika. Die war übrigens auch neu, ich hab mir eine krapprote geleistet und bin ziemlich zufrieden damit. Seh fast schon nach was aus, auch wenn mir ein Besuch beim Barbier wohl nicht schaden würde.


    In der linken Hand trug ich einen großen Korb, in den ich das Essen steckte, welches meine letzte Investition für heute war. Ich besah mir zwei Honigmelonen, wog beide ab und kaufte sie, auch wenn Sulla wenig begeistert schien. Seine Augen hatten ein fettes Huhn fixiert, welches wohl ebenso zum Verkauf bereit schien und vor gar nicht all zu langer Zeit geschlachtet worden war. Höflich erkundigte ich mich nach dem Preis und kaufte auch das Hühnchen.
    Es war seltsam, so richtig einkaufen zu gehen. Es war mir alles so neu.

  • Die milden Strahlen der Sonne verlocken geradezu dazu über die Mercatus zu schlendern und zu sehen, was Frau braucht oder auch nicht braucht und trotzdem haben will. Nicht, dass Lucilla einen Grund wie das Wetter zum Einkaufen bräuchte, sie kann auch strömender Regen nicht davon abhalten, aber trotzdem ist es natürlich angenehmer. Natürlich ist Lucilla nicht alleine unterwegs. Fünf Sklaven folgen ihr, drei davon sind schon schwer mit Beuteln und Kisten bepackt, denn immerhin ist es schon kurz vor Mittag, zumindest nicht mehr allzu weit bis dahin und Lucilla hat schon ein großes Areal abgearbeitet.


    Obwohl Lucilla natürlich im Ernstfall einen ganzen Tag ohne einen Bissen über die Märkte ziehen kann bekommt sie langsam etwas Hunger. Denn um die besten Angebote nicht zu verpassen ist sie am Morgen ohne Frühstück aus dem Haus und wer behaupten mag, Einkaufen sei nicht anstrengend, der war sicherlich noch nie richtig Einkaufen. Dazu strömt auch noch der verlockende Duft gebratener Hendeln durch die Straße und lockt Lucilla schließlich vor eine Bratküche, die zur Straße hin ihre Waren verkauft. Als sie sich die Auslage anschaut und sich für einen saftigen Schenkel entscheidet, ertönt ein leises Knurren. Etwas verschämt blickt Lucilla zu ihrem Bauch hinab, dann wieder auf und in das hechelnde Hundegesicht neben ihr. Sie lächelt verlegen den Besitzer des kleinen Hundes an. "Keine Sorge, ich glaube, das war meiner."

  • Sie war mir schon kurz vorher aufgefallen, wie sie mit ihren Sklaven über den Markt ging und mehr einkaufte, als ich wohl je gefunden hatte. Fünf Sklaven. Fünf! Dafür war mir gar nicht bewusst, dass Frauen aus den oberen Schichten so annehmbar aussehen konnten, ich dachte immer, je höher der Rang, desto fetter würde das Weib werden. Vor allem, wenn es verheiratet war, denn verheiratete Frauen mussten sich nicht herausputzen, um einen Mann anzulocken. Das wäre glatt eine Abhandlung in Plinius Naturkundeexemplaren wert. Irgendwie bemerkte ich, wie mein Blick immer wieder zu ihr hinüber ging und ich schmunzeln musste - bedingt dadurch, dass ich auf Märkten so selten als Einkäufer unterwegs war, waren mir auch die "professionellen Einkäuferinnen" nie wirklich aufgefallen und ich beobachtete das Treiben kurze Zeit amüsiert.


    Ich war gerade drauf und dran, den Schenkel zu bezahlen, als ich bemerkte, dass einerseits sie neben mir stand und zweiterseits, dass etwas knurrte, als sie sich ebenso ein Gustostückerl herausgepickt hatte. Ich hatte wirklich Angst, es könnte Sulla sein und hob ihn auf Gesichtshöhe an - der Welpe war ja noch ein Fliegengewicht, als ich ihre Worte vernahm und leise lachen musste. Kurz erwiderte ich den musternden Blick auf ihren Bauch und nickte dann schmunzelnd, den Kopf leicht zur Seite neigend.


    "Solange er genauso ungefährlich ist wie meiner, mache ich mir tatsächlich keine Sorgen."

  • Lucilla lässt ein fröhliches Lachen erklingen und schaut dann gespielt verschwörerisch drein. "Wenn er nicht gefüttert wird, dann wird er eine wilde Bestie." Sie nimmt den Schenkel vom Wirt hinter der Theke in Empfang und einer der Sklaven hinter ihr drängt sich an die Seite, um zu bezahlen.


    Lucilla nimmt davon keine Notiz sondern unterhält sich weiter mit dem Fremden. Sie hat Rom vermisst, die Märkte, das Treiben, die Menschen, das Leben. Nirgendwo ist es wie in Rom und selbst wenn im Sommer der Tiber anfängt zu stinken, wenn sich Rom in einen Sud aus Dreck und Hitze verwandelt, für Lucilla gibt es nichts schönneres als in Rom zu sein. "Aber keine Angst, dies sind die besten Hendln im ganzen Imperium, damit werde ich ihn schon wieder zur Ruhe bekommen." Natürlich kennt Lucilla ihre Abnehmer und Kaeso Fufidius Camelius gehört mit seiner Bratküchenkette KFC zu den Großabnehmern im Raum Rom und rangiert bei den Mengenabnahmen noch vor der Garküchenkette Silva Vindobonae, die sich letzter Zeit von einem kleinen Dorf aus Noricum her im Imperium verbreitet.


    Wie beinahe jede Frau von den großen Kulleraugen in ihren Bann gezogen, kann Lucilla aber schließlich doch nicht widerstehen, dem kleinen Welpen über den Kopf zu streichen, noch bevor sie sich ihrem Schenkel widmet. Hunde gehörten auch in der Casa Decima in Tarraco zum Inventar um sich um die Ratten zu kümmern, doch bis sie ein passendes Alter erreicht hatten, waren sie immer auch Spielgefährten der Kinder gewesen.

  • Der Hund musste ähnlich wie ich die Seele eines Gauners haben, denn als sie mit ihrer zierlichen Hand über seinen Kopf strich, reckte er sich ihr genießerisch entgegen, was mich fast ein wenig neidisch machte. Ich drückte die Hand sanft zusammen, in der der kleine Knopf saß und strich ihm mit dem Daumen über das flauschige Brustfell.
    "Eine wilde Bestie also? Na hoffen wir, dass sie besänftigt wird, sonst muss ich dich warnen, ich habe einen scharfen Hund bei mir und weiß ihn zu nutzen.", zwinkerte ich ihr vergnügt zu und sah dem Hund zu, wie er seine Ohren aufrichtete und nach vor reckte, um sie genau zu betrachten, wie sie in den Hendlhaxn biss. Der Anblick gefiel auch mir - und erinnerte mich daran, dass ich tatsächlich vergessen hatte, in den meinen zu beißen, was ich schließlich auch tat. Oh diese Wonnen! Oh diese Freude! Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so gut gegessen hatte, aber das mochte vielleicht an meinem umtriebigen und sorglosen Lebenswandel liegen. Die knusprige Haut und das heiße weiche Fleisch sorgten für einen wahren Regenbogen an lukullischen Genüssen in meinem Mundraum, auch wenn ich versuchte, das nicht zu deutlich zu zeigen - wollte ich mich doch vor einer Dame nicht entblößen.
    "Ziehst du denn um?", fragte ich kauend und schmatzend, wobei ich versuchte, mit dem Kinn auf ihre Sklaven zu deuten.

  • Wieder lacht Lucilla fröhlich und beißt endlich in ihren Schenkel. Essen ist schon immer einer ihrer größten Genüsse gewesen und selbst ein so einfaches Gericht wie ein saftiger Hendlschenkl mit knusprig schwarz-brauner Haut kann Lucilla wahrhaft glücklich machen.


    Als die ersten Bissen so eilig verschlungen sind, dass es gerade nicht als gierig durchgeht, schaut sich Lucilla verwundert um, was den Fremden zu seiner merkwürdigen Annahme bringt. Sie schaut die Sklaven mit den Paketen an und beginnt dann grinsend den Kopf zu schütteln.
    "Aber nein, ich bin nur am Einkaufen. Ich habe das in den letzten Wochen ein wenig vernachlässigt und meine Garderobe ist etwas ausgedünnt. Außerdem ist es Zeit jetzt im Frühjahr endgültig den Winter aus der Casa zu treiben und es ist auch die Zeit, in der die ersten Schiffe wieder regelmäßig aus Aegypten und Syrien über das Mare Internum kommen und all die neckischen Kleinigkeiten mitbringen, die eine Casa erst wohnlich machen. Und ihr beide? Habt ihr jetzt Mittagspause?"

    Menschen einschätzen konnte Lucilla noch nie besonders gut. Aber der Mann trägt eine saubere Tunika und auch wenn er wohl eine Rasur vertragen könnte, macht er den Anschein eines anständigen Händlers, Arbeiters oder vielleicht Verwaltungsbeamten. Lucilla hat während ihrer Zeit beim Cursus Publicus zwar nie die Zeit gefunden in ihren Pausen in die Stadt zu gehen, aber der Cursus Publicus ist ja auch ein hektisches Unternehmen.

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