• Sila ließ sich durch nichts, auch nicht durch die Tatsache, das es hier keine Sklaven gab, ihr Abenteuer Rom madig machen. Sklaven wurden überbewertet, sagte sie sich. Außerdem wie hatte Großmutter immer gesagt, willst du das etwas richtig gemacht wird, dann mach es selber.
    Also wurden die Bündel geschnappt und ins Zimmer bugsiert. Ja klar es sah nicht besonders einladen aus, aber nicht, was mit einem lappen und Wasser nicht zu lösen war. Dies würde Sila gleich nach dem Essen in Angriff nehmen.
    Jetzt aber flogen die Sachen erst mal unangetastet auf den Boden und schon war sie wieder auf dem Weg in die Culina, schnell noch Pina Bescheid gegeben, wo sie zu finden war und dann immer der Nase nach...
    Mit einem fraulichen „Hm das duftet aber ...“ und einem verdächtig knurrenden Magen, betrat sie also die Küche und lächelte ihre Tante an.
    Ohne lange auf eine Aufforderung zu warten, setzte sie sich also zu Valentina.
    „Ich hoffe, das es dich nicht zu sehr stört, wenn wir von nun an hier wohnen.“ fragte sie aber nun doch erst mal vorsichtig. Dabei blickte sie ihre Tante mit kindlicher Neugier an.

  • Seufzend hatte sich Pina auf ihrem Bett, in ihrem neuen Zimmer, niedergelassen, nachdem sie ihre Sachen einfach auf den Boden hatte fallen lassen. Keine Sklaven, welch eine Enttäuschung. Allein diese Vorstellung, in dem neuen Heim gäbe es welche, hatte sie dazu gebracht, sich etwas weniger gegen das Weggehen aus Mantua aufzulehnen. Doch jetzt, wurde sie mal wieder von Sila aus ihren Gedanken gerissen. „Ja ist schon gut, ich komme ja“ , murmelte sie vor sich hin. Natürlich hatte Sila, das gar nicht mehr mitbekommen. Ihr eigenes Magenknurren erinnerte sie dann aber doch daran, dass sie Hunger hatte und so machte sie sich auch auf dem Weg in die Culina. Leise schlüpfte sie rein und setzte sich schweigend zu den beiden anderen.
    Schon war sie in Gedanken wieder in Mantua. Was die Jungs wohl gerade machten? Ob der Schlachtplan für das nächste Spiel schon fertig war? Bestimmt und Cassiuas würde sich nach ihrem Weggang als großer Führer aufspielen und den kleinen Felix triezen wo er nur konnte.

  • Die sich nähernden Schritte waren noch ungewohnt für Valentina. War sie doch nur die Stille gewöhnt, die sich sonst immer im Haus aufgehalten hatte. Das Einzige, was hier immer zugegen war, waren die Geräusche des geschäftigen Treibens vor der Casa auf der Straße. Jetzt aber war Leben eingezogen und auch wenn sich Valentina erst daran gewöhnen musste, so war es nicht unangenehm.
    Sie schenkte den beiden Eintretenden ein freundliches Lächeln und schüttelte dann sofort den Kopf auf die Frage. „Nein überhaupt nicht. Es ist nur, dass ich auch vollkommen überrascht bin. Leider habe ich von meinem Bruder nicht mehr viel gehört. Er hat die Familie verlassen als ich noch ziemlich jung war. Und nun zu wissen, dass er gestorben ist, betrübt mich natürlich. Doch ihr seid sein Andenken und deswegen habe ich euch doch nur allzu gerne um mich herum. Auch wenn ihr sicherlich mehr erwartet habt, doch wir sind keine besonders reiche Familie und leider haben die Götter bis jetzt noch nicht dargelegt welcher Mann für mich auserwählt wurde.“ Ein klein bisschen klang sie traurig bei diesem Satz. „Aber wir sind starke Frauen und wir werden das schaffen.“ Sie nickte auch zur Bestätigung für sich selbst. Dann reichte sie eine Platte mit kleinen Köstlichkeiten an die beiden Mädchen weiter. „Morgen können wir auf den Markt gehen und dann sagt ihr mir was ihr gerne mögt, ja?“
    Sie aßen ein bisschen, dann aber hielt es Valentina nicht mehr aus, schließlich war das Gefühl der Neugier auch ihr nicht gänzlich fremd. „Mögt ihr mir ein bisschen was von euch erzählen? Was habt ihr bisher so gemacht?“ Sie brach noch ein Stück vom Brot ab und sah die Beiden dann abwechselnd an.

  • Die Worte ihrer Tante, drangen langsam immer weiter zu Pina vor. Als Pina sie anschaute und ihre Traurigkeit bemerkte, bekam sie sofort ein schlechtes Gewissen. Sie war zu sehr mit sich selber beschäftigt gewesen und hätte doch wissen müssen, dass die Nachricht vom Todes ihres Vaters ihre Tante traurig machte, Sie brauchte doch Zeit um dies zu verarbeiten. Zu der Bemerkung ihrer Tante von den starken Frauen nickte sie kräftig. So kam sie deren Bitte von sich auch gleich gerne nach. „Natürlich erzähle ich dir gerne etwas von mir. Das unsere Großmutter sich um uns kümmerte weiß du ja schon. Auch sie war nicht besonders reich, doch schaffte sie es irgendwie, uns in eine der besseren Schulen in Mantua zu schicken. Wir waren sechs in einer Klasse vier Jungen, meine Freunde und wir beide. Ich hätte die Schule zu gerne noch weiter besucht, doch Großmutter meinte es wäre genug und wir müssten uns nun den wahren Dingen des Lebens widmen. Was immer das sein soll. Es war ganz schön hart für mich in den letzten Monaten, nur zu Hause zu sein, unter Großmutters ständiger Aufsicht und meine Freunde, mit den ich sonst immer unterwegs war, nur noch ab und an zu sehen und das auch nur weil ich mich heimlich von zu Hause weg schlich. Weißt du wir waren so was wie eine Bande. Am meisten interessierte uns was im Castellum passierte. Immer wieder waren wir dort und beobachteten die Soldaten. Wir hatten einen Weg gefunden den Campus genau zu beobachten. Auf einer Wiese am Rande der Stadt spielten wir alles genauestens nach.“ Unvermittelt hielt Pina inne weil Sila sie unter dem Tisch getreten hatte. „Was denn?“ Verärgert schaute sie Sila an. „Sie hat uns doch gebeten zu erzählen, doch gut wenn du es besser kannst, dann bitte mach du.“ Sichtlich verärgert, rupfte sie sich ein Stück Brot ab und stopfte es sich in den Mund.

  • Die Jungs und ich ich und die Jungs. Sila war ja eh der Meinung, dass ihre Schwester wohl besser ein Junge geworden wäre, was wohl auch Pinas Wunsch entsprochen hätte. Wie oft hatte schon Großmutter versucht ihr die Frauensachen näher zu bringen, aber es war hoffnungslos gewesen. Und nun fing sie hier schon wieder an – die Jungs – die Armee...
    Irgendwann war es dann doch zu viel und Pina bekam unter dem Tisch einen tritt.
    Da Pina aber das Wesentliche schon zusammen gefasst hatte, ging Sila lieber auf den angenehmen teil der Aussagen der Tante ein. „In die Stadt? Oh ja Tante, sehr gern. Ich freue mich so darauf Rom zu sehen. Und in der Culina kann ich dir zur Hand gehen, denn während Pina, da war er wieder der Seitenhieb, lieber mit den Jungs um die Häuser gezogen ist, habe ich von Großmutter alles gelernt, was eine Frau wissen muss um einen Haushalt am Leben zu erhalten.“
    Ja Sila war halt durch und durch Mädchen, ihr war bewusst, dass sie nur im Leben vorankam, wenn sie irgendwann mal einen guten, wenn möglich gut situierten, Ehemann fand. Und genau das hatte sie vor, also sobald sie im heiratsfähigen Alter war, würde sie sich einen reichen Römer angeln... So zumindest war ihr Plan. Bis dahin aber würde sie bestimmt von ihrer Tante noch einiges lernen können. „Du Tante, sag gibt es denn gar keine Verwandten mehr? Also ich mein bist du.. sind wir ganz allein?“

  • Ein leichtes Lächeln legte sich auf Valentinas Züge, als sie Pinas Erzählungen zuhörte. Auch ihr entging nicht die eher männlich eingestellte Neigung. Aber die junge Römerin war der Meinung, dass jeder das tun sollte, dass ihm am meisten Spaß machte. Gleichzeitig wurde ihr aber auch bewusst, wie sehr sie eine Schwester vermisste. Aufgewachsen unter Brüdern, von denen die Meisten schon die Casa verlassen hatten bevor Valentina ihre Namen hatte richtig aussprechen können, war sie eigentlich nur an Valerian gewöhnt. Gleichzeitig fielen ihr die schönen Haare der Mädchen auf, daran konnte sie sich sicherlich mal versuchen und die ein oder andere Frisur ausprobieren. Zumindest bei Sila, die jetzt einsprang, nachdem sie ihrer Schwester offensichtlich einen Tritt unter dem Tisch versetzt hatte. Gleichzeitig hatte es Valentina aber auch erleichtert zu hören, dass die Mädchen keinen allzu großen Luxus gewöhnt waren und sich dementsprechend hier nicht umgewöhnen mussten.
    „Na du bist eine sehr aufgeweckte junge Dame, wenn du mir gestattest das so zu behaupten.“ Meinte die Hausherrin dann mit einem freundlichen und fast auch noch etwas mädchenhaften Lachen zu Pina, dann wandte sie sich den Erzählungen und Fragen von Sila zu. Es war tatsächlich abwechslungsreich, wie die beiden Mädchen jetzt schon versuchten ihre Gunst zu erlangen.
    „Ja, wir drei gehen morgen in die Stadt und dann zeige ich euch alles, was ihr so kennen müsst. Vor allem der Markt wird euch umhauen, da gibt es so viel Sachen zu sehen und zu riechen.“ Die Tatsache, dass sie sich das Meiste davon nicht leisten konnten, lies Valentina mal außen vor. „Oder die Therme…“ Wobei Valentina hoffte dieses Mal auf angenehmere Gesellschaft zu stoßen.
    „Und ich kann jede Hilfe gebrauchen.“ Meinte sie dann schlichtend. Denn auch wenn Pina offensichtlich nicht so geübt hinter dem Herd war wie es ihre Schwester zu sein schien, so hatte diese sicherlich auch ihre Talente.
    Als dann die Frage nach den Verwandten kam, schüttelte Valentina wieder den Kopf und eine ihrer Locken, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, schwank im Takt mit.
    „Hier in Rom ist niemand mehr, nein. Von meinen anderen beiden Brüdern weiß ich leider nicht was mit ihnen ist, ich habe schon so lange keine Post mehr bekommen. Es gibt nur noch Sermo, meinen lieben Cousin. Er ist Praefectus Alae in Mogontiacum. Weilt also leider auch nicht hier. Was mich erinnert, dass ich ihm noch schreiben muss.“ Den letzten Satz murmelte Valentina mehr für sich selbst vor sich hin. „Er wäre aber sicherlich der ideale Ansprechpartner für dich, Pina. Vielleicht kommt er uns ja bald mal besuchen.“

  • „Ja, ja Omas Vorzeigeenkelin wird eine mustergültige Ehefrau.“ murmelte Pina vor sich hin. Merkwürdig klang es schon aus Pinas Mund, bewundernd mit ein wenig Neid gemischt.
    Sie ärgerte sich oft über sich selber aber für einige Sachen hatte sie einfach die falsche Hände. Zur Tante gewandt meinte sie dann, „Du muss nicht denken ich wäre eine absolute Niete in der Küche. Doch Sila liegt es einfach mehr.“
    Mit dem in die Stadt gehen, das war so eine Sache, da wusste Pina wirklich nicht ob sie sich drauf freuen sollte. Sie ahnte schon was kommen würde. Stundenlanges Stoffe und Kleider betrachten, genau wie Schmuck und Kosmetika. Ihr innerliches Aufstöhnen hörten die beiden nicht und so verdarb sie ihnen nicht die Vorfreude. Sie hätte sich lieber besondere Gebäude oder Plätze angesehen.
    Was? Wer? Wer war Praefectus Alae in Mogontiacum? Jetzt war Pina ernstlich böse mit sich selber. Von wem war die Rede? Fragend schaute sie abwechselnd von ihrer Tante zu Sila.
    „Oh fein, ja sicher, ganz bestimmt“, kam ziemlich kleinlaut von Pina als Antwort, da sie ja nicht wusste um wem es ging.
    Ich muss mich wirklich zusammenreißen und besser aufpassen, denn jetzt redet nicht nur Sila mit mir, schalt sie sich selber.

  • Also leider nur einen Cousin und der war auch noch weit weg, aber he der war beim Militär.


    „Pina hast du gehört? Wir haben einen Verwandten und der ist Praefectus Alae in Mogontiacum . Wau wenn das nichts für dich ist? Ein Onkel der beim Militär ist.“
    Sila überhörte den Kommentar mit der Lieblingsenkelin einfach. Denn auch wenn sie grund verschieden waren, mochte Sila ihre Schwester einfach zu gern um ihr länger als ein paar Augenblicke böse zu sein. Man konnte auch sagen, die Beiden neckten und stichelten zwar gern, aber wenn es drauf ankam hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.
    Sila träumte ein wenig vor sich hin, wie sie durch Rom steiften, mit ihrer Tante die Termen besuchten und und und.. ja sie hatte viel vor und sie wollte alles erleben. Es kam ihr nicht darauf an, die teuersten Kleider zu tragen, den schönsten Schmuck... sie wollte es nur sehen, erleben, das pulsierende Leben, das Gewimmel hier in Rom.
    Sie wusste auch, dass ihre Schwester die Bauten mochte, so sagte sie schließlich.
    „Wir schauen uns bestimmt auch das Forum Romanum an... oder Tante? Pina mag große Bauwerke.“

  • „Stimmt“, fast dankbar lächelte Pina Sila an. „Ist es denn nicht wunderbar sich anzuschauen was unsere Vorfahren geschaffen? Zu wissen warum bestimmte Gebäude erbaut wurden. Darüber nach zu denken wie es wohl war als diese Menschen noch lebten. Also ich finde das höchst spannend und aufregend.“ Etwas verlegen nahm sich Pina ein Stück Brot, vielleicht interessierte das ja auch keinen. Außerdem freute sie sich, auch wenn sie es nicht zugeben würde, wenn Silas Augen leuchteten sobald diese in der Stadt sich ins Getümmel stürzen konnte um alles zu erkunden. Dann fiel Pina ein was sie noch fragen wollte. „Sag mal Tante das Haus kennen wir ja nun schon ein wenig. Hast du auch einen Garten. So richtig mit Bäumen und so?“

  • „Du musst dich nicht rechtfertigen, Pina.“ Meinte Valentina dann mit einem freundlichen Lächeln. Die Beiden waren nun erst wenige Stunden hier und schon gefiel es der jungen Quintilia die beiden um sich zu haben.
    Etwas verwundert zog Valentina dann die Augenbraue hoch. Zwei Mädchen, die laut eigenen Aussagen das erste Mal in Rom waren und sie wollten sich die Gebäude anschauen? Nun, für Valentina war das nichts Besonderes mehr, war dies doch ihre Geburtsstadt. Auch wenn sie die Tempel natürlich ehrte und auch weiterhin Respekt für die großen Bauten empfand. Dennoch fand sie viel mehr Zerstreuung auf dem Markt oder auch in den Thermen, wenn die Umstände besser waren als das letzte Mal.
    Dennoch nickte sie. „Natürlich können wir uns all die Gebäude ansehen und auch am Forum vorbei schauen. Ihr interessiert euch für den Nabel der Welt?“ Meinte sie dann scherzend, denn für die Römer lag das Zentrum der römischen Welt genau im Forum Romanum. „Dann schauen wir natürlich auch da vorbei.“
    „Und was die Küche angeht…“ Irgendwie hatte Valentina noch das Bedürfnis dieses Thema zu klären. „… Da kann ich jede Hilfe gebrauchen. Denn ich fürchte…“ Sie deutete mit der Hand auf das was auf dem Tisch stand. „Größere Festessen als das hier kann ich euch nicht bieten. Und ja, das Haus besitzt einen schönen Innenhof und dort sind zwar keine allzu großen Bäume, dafür mein Rosengarten. Ich liebe es diese Blumen zu züchten. Das Fenster meines Zimmers geht in den Hof hinaus und der Duft der Blumen weckt mich jeden Morgen.“ Träumerisch lächelte die junge Frau.
    Sie aßen kurz weiter, bis Valentina schließlich wieder das Wort ergriff.
    „Wie ihr ja nun wisst, sind es nur wir drei und ich hatte bisher keine Helfer. Doch ich spare schon lange und dann habe ich vor auf den Sklavenmarkt zu gehen um dort einen Sklaven zu erstehen. Er oder Sie soll uns dann im Haus zur Hand gehen, denn gänzlich ohne Hilfe schaffen wir das hier nicht.“

  • Sila dachte einfach nur praktisch, es konnte nicht schade auch die Fähigkeiten einer guten Köchin zu haben, wie hatte Großmutter immer gesagt? „Liebe geht auch durch den Magen.“ Also empfand sie das wirklich nicht als schlimm, gemeinsam mit der Tante die Speisen zuzubereiten. „Also Tante, wegen uns brauchst du dir keine Umstände zu machen und auch keine Sorgen, wir sind an einfache gute Kost gewöhnt, also ich denke wir werden hier schon nicht verhungern.“ sagte sie mit einem Zwinkern zu ihrer Tante.


    Auf den Sklavenmarkt? Wie aufregend. Sila rutsche voller Vorfreude auf ihrem Stuhl hin und her. „Nimmst du uns mit zum Sklavenmarkt? Bitte, bitte bitte?“ fragte sie nun ganz freudig erregt und mit großen leuchtenden Augen.

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