Ein Test fremdländischen Bieres

  • Plotinas Erstauenen über sein Interesse war nun ebenso offensichtlich wie bei dem ersten Zusammentreffen über seine grundlegend vorhandenen Manieren. ;)


    "Hm, danke für deine Beurteilung."


    Ein Fenster öffnete sich in einem der oberen Stockwerke einer insula und Minor konnte Plotina gerade noch an die Seite ziehen, ehe der Inhalt eines Nachttopfs neben ihn auf das Straßenpflaster klatschte. :D


    "Entschuldige, aber um diese Zeit muß man wirklic aufpassen."


    Dann wandten sich seine Gedanken wieder gen Alexandria und zur dortigen Bibliothek.


    "Ich würde viel geben, sie einmal sehen zu können."


    Erklärend fügte er hinzu.


    "Solltest du dich wundern, warum dich gerade ein miles nach der Bibliothek fragt, so solltest du wissen, daß mein Vater mich eigentlich als Anwalt vorgesehen hatte und auf die Bildung all seiner Söhne großen Wert gelegt hat."

  • "Die Seite von Rom kannte ich auch noch nicht!"


    lachte Plotina, als direkt neben ihnen der Inhalt eines Nachttopfs auf dem Boden klatschte, der eben aus einem Insula-Fenster hinausbefördert worden war. Glücklicherweise waren die beiden Kneipengänger nicht be-troffen worden.


    "Na ja, das gehört eben auch zum Leben dazu! - Anwalt, sagtest du? Mal ganz ehrlich, ich könnte dich mir gut als Anwalt vorstellen! Ich möchte nicht indiskret sein, aber: Wäre das wirklich nichts für dich? Ich meine, Centurio musst du ja nicht immer bleiben. Es gibt hier in Rom ja viele, die verschiedene Karrierewege gegangen sind. Über Lucius Octavius Detritus haben wir ja schon gesprochen."

  • Bei der Vorstellung, wie er als Anwalt auftrat musste er unwillkürlich den Kopf schütteln.


    "Danke, daß du dir das vorstellen kannst. Ich habe auch schon angedacht den cursus iuris zu absolvieren, wenn ich genügend Zeit zum Studium finde, aber es war schon immer mein Wunsch als Soldat zu dienen, centurio zu werden war mein Traum. Wenn ich Glück habe, werde ich eines Tages praefectus castrorum oder der Kaiser erhebt mich in seiner Güte zum eques und macht mich zum Tribunen. - Aber das liegt alles in der Zukunft, mein hier und jetzt gilt bedingungslos meiner Centurie."


    Er suchte nach passenden Worten und zuckte dann mit den Schultern.


    "Ich fühle mich schon unwohl wenn ich in Zivil unterwegs bin, ganz davon zu schweigen wenn ich eine toga trage."


    Ob das jemand verstehen konnte, der noch nie gediehnt hatte?

  • Plotina versuchte, sich Metellus in Toga und vor Gericht vorzustellen.


    "Das Zeug zum Anwalt und auch zum Studium hast du sicherlich! Aber ich muss auch sagen: Wenn man schon in der komfortablen Lage ist, es sich aussuchen zu können, sollte man auf jeden Fall den Lebensweg wählen, für den man eine Berufung in sich spürt."


    Sie betrachtete Metellus jetzt aufmerksam, wie er mit großen, entschlossenen Schritten durch die dunkle Straße ging.


    "Wenn es so ist, dass du dich zum Soldaten berufen fühlst, wirst du dort sicherlich dein Glück finden und auch anderen am besten dienen können. Wenn man zum Soldaten geboren ist, fällt einem über Schriftrollen, im Senat oder vor Gericht wahrscheinlich früher oder später die Decke auf den Kopf. Ich wünsche dir jedenfalls alles Glück auf deinem Weg!"

  • War er in einer komortablen Lage gewesen? Wie hätte sein Vater reagiert, wenn er noch gelebt hätte?
    Er bemühte sich die immer wieder aufkommenden Gedanken an seinen Vater zu verdrängen.


    "Ich wage zu behaupten, daß ich mein Glück bereits gefunden habe. Vielen Dank für deine Wünsche."


    Ein kurzes Schweigen entstand bevor Minor fragte.


    "Hast du schon konkrete Pläne? Vielleicht ein Berufswunsch? Oder bist du am Ende schon längst verlobt?"

  • Zitat

    Original von Quintus Caecilius Metellus
    "Hast du schon konkrete Pläne? Vielleicht ein Berufswunsch? Oder bist du am Ende schon längst verlobt?"


    Jetzt musste Plotina sich aber beherrschen, dass sie nicht laut loslachte, damit Schlafende weckte und einen neuerlichen Abwurf von Nachttopf-Inhalten heraufbeschwor. Also wirklich .... :D


    "O, ihr römischen Männer, ist das denn für euch wirklich so ein Gegensatz: berufstätig sein und verlobt sein!? Nein, ich bin im Moment weder das eine noch das andere. Das eine, nämlich berufstätig, leider nicht: Ich würde mich da gerne noch mit meiner Gens absprechen, nur leider gestaltet sich der Kontakt im Augenblick schwierig."


    Plotina schüttelte den Kopf.


    "Und heiraten? Also ich glaube, für Männer wäre ich eher ein Alptraum!"

  • Nun hatte es Plotina doch noch geschafft Minor verlegen zu machen. Glücklicherweise war es zu dunkel, um den Gesichtsausdruck des jeweils anderen zu erkennen.



    "Ähm, so meinte ich das doch gar nicht."


    Hastig fuhr er fort.


    "Hast du denn schon irgendeinen Beruf im Hinterkopf, der dich gegebenenfalls interessieren würde?"


    Was das Thema Heiraten anging, erwiderte er lieber nichts mehr. Wie sollte er das schon beurteilen. :D

  • Ah, jetzt hatte Metellus Plotina an ihrem wunden Punkt erwischt. Zunächst wollte sie nur irgendwelche Floskeln von sich geben, aber dann entschloss sie sich, ihrem Bekannten doch reinen Wein einzuschenken.


    "Ganz ehrlich gesagt: Ich überlege, nach Aegyptus zurückzugehen. Dort bin ich mir gar nicht so sicher, was mich erwartet; es ist schon so lange her, dass ich von da weggefahren bin."

  • Minor war überrascht, wenn er Plotina recht verstanden hatte war sie noch gar nicht so lange in Rom.


    "Sagt dir Rom nicht zu? Hast du dort noch Familie?"


    Er verstummte recht schnell wieder, bevor er noch weitere Fragen auf sie abschoß. :D

  • Plotina musste Metellus anlächeln; er hatte schon Recht, er war wirklich der geborene CUler und startete auch schon wieder ein kleines Verhör. Ihr aber tat es gut, sich aussprechen zu können.


    "Sei unbesorgt, Rom gefällt mir sehr; es ist wirklich eine faszinierende Stadt! Und solche netten Menschen wie du machen mir meinen Aufenthalt hier ja auch zu einem Vergnügen."


    Inzwischen näherten sich die beiden immer mehr der Via nomentana; trotz der Dunkelheit kamen Plotina die Wege, die sie gingen, allmählich doch bekannt vor.


    "Trotzdem fühle ich mich hier oft fremd; ich weiß eigentlich nicht, wieso. Ich bin ja ganz römisch erzogen worden, aber ich war eben nicht in Rom. Vielleicht bin ich doch mehr - ja, was eigentlich? Hellenin? Nein. Ägypterin? Das schon mal gar nicht."


    Sie sah Metellus ein bisschen ratlos an, musste aber selber auch schmunzeln.


    "Ach so, und meine Familie. Nein, ich habe dort unten keine Angehörigen mehr, aber - und das habe ich erst herausgefunden, als ich hierher kam - hier quasi auch nicht mehr. Abgesehen natürlich von Lupus."

  • "Nicht ohne dunkle Seiten aber zweifelsohne faszinierend, das ist Rom. Ähm, danke." :D


    Sie waren mittlerweile fast am Haus der Sergier angelangt.


    "Vielleicht solltest du dir noch etwas Zeit geben dich einzugewöhnen? Vielleicht kommst du dir fremd vor, weil du deinen Platz noch nicht gefunden hast."


    Er dachte an seine Ankunft in Rom zurück, aber da er sofort den cohortes urbanae beigetreten war, hatte er keine Zeit gehabt sich fremd zu fühlen.


    "Aber es gibt ein paar Sklaven, die das Haus in Ordnung halten? Ein oder zwei kräftige darunter, hoffe ich? - Entschuldige, ich sollte wohl eher sagen, daß es mir leid tut, daß du kaum noch Familie hast."

  • Plotina blinzelte in die Dunkelheit hinein. Tatsächlich meinte sie, das Objekt, von dem Metellus gerade gesprochen hatte, ausmachen zu können: die Casa Sergia. Sofort wandte sie ihren Blick wieder zu Metellus.


    "So, wir sind also angekommen, und das sogar sauber!" :D


    Demonstrativ und lachend schaute Plotina an sich herunter, während sie nur noch wenige Schritte von der CS entfernt waren.


    "Das Haus, ja, das wird natürlich in Ordnung gehalten. Ich bin auch froh, dass ich diesen Rückzugsort habe. Andererseits sollte ich mich natürlich auch nicht verstecken, denn du hast schon Recht: Vielleicht sollte ich mir noch etwas Zeit lassen, um mir hier in Rom einen Platz zu erkämpfen. - Na, ich hoffe, die Götter geben mir einen Hinweis, vielleicht sollte ich zum Orakel gehen."


    Diese Idee erheiterte Plotina selbst ein bisschen; Orakeln hatte sie immer skeptisch gegenüber gestanden. Sie blieb stehen und sah Metellus noch einmal an.


    "Metellus, ich möchte dir von Herzen für diesen schönen Abend danken und ganz besonders natürlich für die Begleitung nach Hause! Falls ich doch nach Aegyptus zurückkehren sollte, würde ich nicht gehen, ohne mich noch von dir zu verabschieden. - So, und jetzt hoffe ich, dass du dich in deinem Dienst heute Nacht nicht so plagen musst."

  • Als Soldat hatte er natürlich weniger an die Ordnung als an die Sicherheit gedacht. :D


    "Ein Orakel? Werfen deren Antworten nicht eher mehr Fragen auf als sie zu beantworten? Aber vielleicht geben die Götter dir tatsächlich einen Hinweis."


    Er blieb stehen, als sie den Eingang des Hauses erreichten.


    "Es war mir ein Vergnügen. Ich hoffe du findest einen Platz in dieser Stadt. - Eigentlich sollte nichts außergewöhnliches passieren. Vale bene, Plotina."


    Metellus blieb stehen und wartete bis Plotina das Haus sicher betreten hatte.

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