Römisch-Germanischer Ausflug ins Mythische

  • So eine verdammt scheiße. Nicht töten hatte die Herrin gesagt, gut ich war es nicht, aber jetzt ist das scheiß Vieh trotzdem am Arsch. Das wäre doch eine Tat gewesen, um es in Liedern zu preisen, aber der tote Bär und der entsprechend nicht eingehaltene Wunsch meiner Herrin trübten diesen Gedanken.
    Ich ging zu Loki und zerrte ihn von dem Bären in einen sicheren Abstand weg. Am ganzen Oberkörper lief mir das Blut über die Haut. Ich musste den Bären auch näher herankommen lassen, um ihn weiter in den Wald zu locken und war manchmal nicht schnell genug weg gekommen.
    Als ich Loki abgelegt hatte, stützte ich mich an einem Baum ab und schnaufte mit Schmerz verzerrtem Gesicht:


    „Verdammte Scheiße, die Herrin darf mich so nicht sehen und den toten Bären auch nicht, dann flippt die aus. Du hast nicht mitbekommen, dass sie nicht wollte, dass ich auf ihn schieße, sondern ihn am Leben lasse, oder? Darum bin ich auch nicht in deine Richtung gelaufen. Zu spät. Ich muss mich mit irgendwas einreiben und mir den Oberkörper abwaschen.“


    Ich ging in die Hocke und stütze mich mit den Fingern ab. Für kurze Zeit wurde es schwarz vor meinen Augen. Ich blickte nach oben, den Kopf weit in den Nacken gestützt, schloß die Augen und atmete einige tiefe Züge.


    „Waschen und dann wieder zurück. Dann kann es hier weiter gehen und die Herrin kann ihren Ausflug wieder genießen.“


    Ich nahm noch einige tiefe Züge und sagte


    „Danke übrigens!“

  • Loki wollte sich gerade aufraffen als ein Schmerz durch seine Brust fuhr. Er hatte sich wohl mehrere Rippen gebrochen, und so gestaltete sich das Aufrichten als verdammte Tortur. Er stützte sich an einem Baum ab und zog sich selbst hoch, als er Assindius entdeckte.


    "Danke? Wofür? Alles klar, Mann? Du siehst übel aus...", meinte er mit einem Lächeln.


    Er stolperte zu dem Bären hin, zog sein Sax aus dem Hals und wischte es im Fell ab. Dann hörte er die Worte des Sklaven...


    "Das ist nicht dein Ernst? Am Leben lassen? Das Vieh hätte und zurück bis nach Mogontiacum verfolgt, und sich dabei in passablen Verdauungsabständen immer einen anderen von uns geschnappt."


    Er hustete, und schmeckte dabei Blut. Na toll, das auch noch... er spuckte einen rotzigen Klumpen voll Blut vor seine Füße, er hatte sich beim Sturz wohl selbst auf die Zunge gebissen. Großartig.


    "Es ging nicht anders, wenn wir es nicht erlegt hätten, hätte es uns wieder angegriffen, und wenn nicht uns, dann andere, die noch hilfloser wären..", meinte er wieder zu Assindius. Er selbst fand es ebenso Schade dieses Tier getötet zu haben, aber in diesem Moment ging es nicht anders. Wären sie zu Pferd gewesen, sie hätten einfach davonreiten können. Aber sie waren zu Fuß, und zu Fuß einem Bären zu entkommen war quasi unmöglich. Zumal in der Gruppe... Loki schüttelte den Kopf.


    "Und im Ernst: in dem Moment war mir das scheiss egal, was deine Herrin wollte. Komische Vorstellungen hat sie... ich wollte deinen Arsch retten, und den der anderen. Nicht den des Bären!", als er einige Meter hinter sich ein Knacken hörte. Er fuhr herum, und sah die Römerin, die durch das Geäst gestolpert kam.


    "Bei Baldurs Seele...", fluchte Loki leise, bevor er der Römerin etwas entgegenschrie: "AN DEINER STELLE WÜRDE ICH DA BLEIBEN."


    Mit einem Blick auf Assindius fügte er noch hinzu: "Befehle deinen Dienern Feuer aufzusetzen. Es gibt Verletzte." Mit diesen Worten schaute er an sich hinunter. Toll, das Biest hatte vier nicht untiefe Striemen in seine Wade gerissen, und erst jetzt fiel ihm der Schmerz auf. Ganz groß. Als er dann noch Hermod mit blutender Flanke sah, stieß Loki einen noch sehr viel kreativeren Fluch aus... er stapfte auf das Pferd zu, zog ein Messer aus seinem Gepäck und zurück zum Bären.


    "Das ist ja wohl das mindeste...", fluchte er leise vor sich hin, während er damit begann den Bären zu häuten... als das getan war, packte er das noch blutige Bärenfell auf sein Gepäck, was Hermod ganz und garnicht gefiel, und schaute Assindius ernst an.


    "Nimm du mein Pferd, und reite zurück zu den anderen. Wir brauchen heisses Wasser, und Kamille. Sonst entzündet sich der ganze verdammte Mist an deinem Rücken und mir, von meinem Pferd mal ganz zu schweigen. Mach schon mal, ich komme nach.", sprach es, und wollte gerade in den Wald humpeln, als ihm noch etwas einfiel...


    "Achja, und: verdammt krasse Aktion, deinen Arsch dem Bären ins Maul zu halten. Traut sich nicht jeder, Mann.", grinste er den Germanen breit an, bevor er wieder im Unterholz verschwand..

  • Sim-Off:

    @Deandra: Tschuldigung, ich habe mich nicht klar ausgedrückt! Aintzane selbst ist nicht passiert, sie hat in der Lake nur eine Halluzination dessen gehabt, was ihr passiert wäre, hätte der Bär sie erwischt... nichts für ungut! ;)


    Die zwei Korsen kamen her und munterten die vollkommen verzweifelte Aintzane wieder auf. Gemeinsam schafften sie es, ihr durch besänftigende Worte, gesprochen in ihrem rauen korsischen Akzent, Mut zuzusprechen, sodass sie irgendwann wieder zu Besinnung kam. Ihre Augen waren noch immer verquollen vom Weinen, aber sie konnte wieder sprechen, wenn auch mit einer ein bisschen verschnieften Stimme. "Wo ist Deandra?", fragte sie die beiden Träger, als sie merkte, dass diese nicht mehr da war. "Und wo... wo ist Assindius?" Sie stand mit etwas wackeligen Beinen auf und lugte hinter der Sänfte hervor. Sie sah eine deutlich sichtbare Spur im Laub, welche von der Sänfte wegführte und in den Wald hineinging... was hatte diese Wahnsinnige getan? Wollte sie Selbstmord begehen?
    Das konnte ihr recht sein.
    Doch wo waren Assindius und Loki, der, wie sie von dem einen Korsen hörte, ihr das Leben gerettet hatte?
    Sie blickte sich verzweifelt um. "Assindius...? Loki...?"

  • „Mir geht es blendet! Was macht man nicht alles für seine Herrin, sie wollte es, ich machte es. So ist sie, aber eine bessere gibt es trotzdem nicht!! Bär ist tot. Jetzt bist du der Arsch, Alter!“


    Ich blickte zu seinem Pferd.


    „Ich glaub nicht, dass ich noch rauf komme, außerdem dürfen die mich so nicht sehen.“


    Ich legte mich mit dem Rücken auf den Boden und bewegte mich hin und her. Das brannte wie Sau. Dann stand ich wieder auf, rieb mir den Oberkörper mit Erde ein und sah Loki an.


    „Dann sieht man die Furchen nicht so direkt. Dann können sich diese milchgesichtigen Speichellecker von Sklaven um meine Wunden kümmern und die Herrin in der Zwischenzeit ihren Ausflug weiter machen. Ein verletzter Leibsklave bietet keine Sicherheit und dieses Gefühl soll sie nicht kriegen.“


    Loki hat es wohl nicht schwer erwischt, dachte ich. Wenn er dem Bären das Fell abziehen kann, kann er auch die Tour weiter machen. Ich nahm mir sein Pferd und schleppte mich den Weg zurück. Mit einem Ast zog ich eine Linie in den Boden, damit man den Weg finden konnte. Bevor ich ankäme, wollte ich aufsteigen und zeigen, dass mit mir alles in Ordnung ist.

  • Sim-Off:

    @ Aintzane: Die Meinungen waren geteilt, ob das nun eine Halluzination war oder nicht. ;) Ist aber nicht schlimm, dann bist du eben in den Dreck gefallen und Deandra fand das eklig. ;) :D



    Die vernommenen Geräusche stellten sich als eine Mischung aus Diskussion und Beweisvertuschung zwischen Assindius und Loki heraus, was ich allerdings erst später merkte. Ich schritt auf dem letzten Stück des Weges zügiger aus und schon bald kamen die beiden Männer in mein Blickfeld. Die Begrüßung fiel allerdings verwunderlich aus: Loki brüllte mich in einem unverschämten Tonfall an, sodass mir die Kinnlade herunterklappte.


    „Untersteh dich, so mit mir zu sprechen. Außerdem kann man ein Feuer nicht „aufsetzen“, sondern bestenfalls entfachen. Wasser kann aufgesetzt werden.“


    Durch meine Verärgerung wurde ich schulmeisterhaft. Das Gerede der einfachen Leute beinhaltete oft dergleichen Widersinnigkeiten, über die ich ansonsten hinwegsah, nicht aber dann, wenn ich mich angegriffen fühlte.
    Nebenbei registrierte ich, dass beide noch lebten, wenn auch reichlich zerschunden aussahen. Gerade wollte ich mich wieder beruhigen, um zu vernünftigen Entschlüssen und Befehlen zu kommen, als der Germanen auf einen dunklen Haufen zuschritt, der sich bald als der besagte Schwarzbär herausstelle, und begann, ihn zu häuten.


    „Bei den Göttern“, murmelte ich und blickte Assindius vorwurfsvoll an. „Ich hatte doch gesagt, er soll am Leben bleiben!“


    Noch ehe mein Sklave etwas erwidern konnte, fixierte ich Loki.
    „Du gefühlloses, hornhäutiges Etwas, was tust du denn da?“


    Ich fuchtelte hilflos, von den Emotionen überrollt und der Situation überfordert mit den Armen herum, schnappte nach Luft und trat schließlich nahe an den Germanen heran. Ich wünschte, die Sache würde ein Nachspiel haben, sah aber meine Handlungsunfähigkeit in dieser Situation ein.


    „Ich möchte auf der Stelle wissen, ob das eine Bärin oder ein männliches Tier war“, fauchte ich Loki an. „Und denke nicht, du kannst mir sonst was weiß machen, ich möchte es genau erklärt und gezeigt bekommen. FALLS dies eine Bärin ist, wird unsere nächste Aufgabe darin bestehen, nach eventuell zurückgebliebenen Jungen zu suchen. Und ich rate euch, wehe, jemanden sitzt die Waffe dann noch einmal so locker wie bei diesem Bär. Dann könnt ihr mich alle einmal von einer unbekannten und äußerst unschönen Seite kennen lernen.“


    Ich stand mit in die Hüften gestützten Armen vor dem Germanen, blickte kurz zu Assindius, den ich durchaus mit angesprochen hatte, weil ich ja nicht wusste, wer der beiden für den Tod des Tieres verantwortlich war, und gab mir große Mühe, so böse wie nur irgend möglich dreinzuschauen.

  • Loki hörte die Römerin hinter sich seinen Namen rufen, und dann wild rumkeifen. Er ignorierte sie, es war ihm relativ egal, sollte ihr Sklave sich um das verwöhnte Stadtweib kümmern. Assindius und er hatten ihr gerade das Leben gerettet, und es war ihr scheiss egal. Die Götter würden sie bei gekommener Zeit dafür bestrafen. Er war schon ein paar Schritte im Wald als ihr Keifen noch anschwoll, und er konnte es noch bis zur Bärenhöhle hören.


    Gott, hatten diese Römer keine anderen Probleme? Wenn sie auf dem Rückweg von Wölfen angegriffen würden, würde er sich die Sklaven packen und die diplomatischen Fähigkeiten der Römerin in Bezug auf Raubtiere testen...


    Sie hatten einen Bären getötet, und das nur zu zweit. Eine absolute Meisterleistung. Allerdings würde Assindius nicht viel davon haben, so wie er dessen Herrin einschätzte. Er würde ihn irgendwann auf ein Bier einladen, so denn seine Herrin derartiges überhaupt zuließ.


    Das Bärenfell war sein, das war sicher. Er würde es Eila schenken, einfach nur weil er diese Begegnung überlebt hat.
    Eigentlich müsste er den Kadaver noch verbrennen, um keine Wölfe oder anderes Gesocks anzulocken, aber dafür würden sie wohl keine Zeit haben.



    Da war sie also, die Höhle. Loki packte sein Sax fester, ging ein paar Schritte hinein, horchte und wartete bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.


    Er hörte nichts... garnichts...


    Loki runzelte die Stirn. Es konnte nur eine Erklärung geben, warum die Bärin sie angegriffen hat, und die musste einfach in dieser Höhle sein.
    Er ging bis an ihr Ende, und sah die Lagerstatt des Bären. Es stank bestialisch.
    Aber er sah nicht, wonach er gesucht hatte... diese Bärin hatte kein Junges verteidigt, diese Bärin hatte sie einfach so angegriffen. Sehr mysteriös...
    Loki suchte noch einmal akribisch die kleine Höhle ab, konnte aber keine Anzeichen dafür finden dass in dieser Höhle jemans ein Junges gelebt hatte.


    In Gedanken versunken machte Loki sich auf den Weg zurück zur Lichtung, wo er wenige Minuten später auch humpelnd ankam.. entweder hatte Assindius, oder doch die Römerin, dafür gesorgt das Feuer zu entfachen und ein wenig Wasser aufzukochen, auf jeden Fall hatte gab es keine größeren Probleme mit einem Sud aus Birkenrinde und Kamille die Wunden der Verletzten behelfsmäßig zu verbinden.


    Er humpelte zwar immernoch, aber es tat nurnoch halb so weh.
    Assindius weigerte sich verkniffen eine Behandlung seiner Wunden zuzulassen, und Loki verstand nicht warum. Bis sie zurück in Mogontiacum waren, konnte eine Reinigung der Wunden schmerzhafter sein als die Wunde an sich, doch der Sklave wollte es einfach nicht anders.


    "Kein Junges...", murmelte er als er bei Assindius stand, und zwar so dass nur der Sklave hören konnte was er sagte. Er war sich sowieso sicher dass nur Assindius wusste was das bedeutete: entweder war der Bär nicht von dieser Welt, oder er hatte Tollwut.


    Beides bedeutete wahnsinnig viel Ärger für sie..


    Die Sklavin namens Aintzane hockte bei den anderen Sklaven, deren Sprache er nicht verstand. Er ging zu ihr und hockte sich neben sie, sie schien ziemlich mitgenommen.
    "Alles klar? Auch wenn es gewissen Persönlichkeiten hier nicht gefällt, der Bär ist keine Gefahr mehr für uns.", er lächelte sie an, auch wenn der Sud auf seiner Wunde seine Sinne ein wenig benebelte.


    Dann raffte er sich wieder auf, schritt zu seinem Hengst und ordnete sein Gepäck. Er würde das Bärenfell zum Gerber geben, bevor er es seiner Schwester schenkte. Ausserdem plante er, auf dem Opferfelsen in der Casa ein kleines Opfer für die Seele des Bären zu bringen, sicher war sicher.
    Er stieg auf, und schaute zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder die Römerin an.
    "Wir sollten zurück nach Mogontiacum, es ist schon spät. Wir hatten unsere Erscheinung. Oder wollt ihr noch mehr Menschenleben gefährden?"

  • Ich stützte mich am Pferd ab und überlegte: ‚Hab ich denn sehr viel Blut verloren? Ich kann die Stimme der Herrin hören, aber so wie noch nie, so aggressiv, so geladen. Tja, Bär tot, das wird es wohl sein. Und wie sieht sie mich an, sie sieht so komisch aus.
    Jungen finden, was denn für einen Jungen, hatten wir Kinder dabei. Wo kommt Loki jetzt her. Ach so, von dem Bären, die Jungen. Keine da? Was hatte denn dieses Wix-Vieh dann? Ein am Appel oder Tollwut, na super. Vielleicht war es auch wegen Parfüm so schlecht drauf oder hat nix zum paaren gefunden oder ist von ihrem Macker versetzt worden.
    Ja genau, geht nur schon vor, kümmert euch um eure Erscheinungen, dann ich mich um meine Wunden kümmern und mich wieder anziehen.
    Ich stand auf und ging zu einem der Bäume. Eigentlich wollte ich gleich schiffen, wenn die weiter gehen, hatte aber die Befürchtung, das mich der Bär erwischt haben könnte. Ich traute mich nicht nach unten zu sehen oder zu fühlen. Was, wenn er mich erwischt hatte. Is mir schlecht, ich kotz gleich. Los Leute, haut ab, ich muss nachkucken.

  • Aintzane sah den Mann, der Loki hieß, herankommen und sich neben ihr niederlassen. Er meinte zu ihr, noch bevor sie ein Wort äußern konnte: "Alles klar? Auch wenn es gewissen Persönlichkeiten hier nicht gefällt, der Bär ist keine Gefahr mehr für uns."
    Sie lächelte ebenfalls. Gewisse Persönlichkeiten... die hielt sie für das geringste Problem.
    "Loki...", begann sie dann, "ohne dich wäre ich tot. Ich...", sie schluckte, "ich weiß nicht, wie ich mich bedanken soll. Ich meine, das war so tapfer von dir... du hättest dabei sterben können. Danke, Loki. Tausend Dank. Ich schulde dir etwas, das steht fest.", sagte sie. "Und... ich muss mich auch entschuldigen, dass ich dich in eine so große Gefahr gebracht habe. Das wollte ich nicht. Es tut mir ganz entsetzlich leid.", ihr Blick senkte sich schuldbewusst.
    Als sie so ihren Blick senkte, sah sie hinunter auf sein Bein.
    "Das schaut ja schlimm aus", murmelte sie etwas undeutlich, sie wollte ihre Ansichten über den entsetzlichen Zustand seine Fußes nicht preisgeben. "Und so eine Patze schmierst du dir drauf! Du bekommst davon ja Wundbrand!", rief sie entsetzt aus.
    In diesem Augenblick sah Assindius am Pferd drüben. Sie sprang auf und lief auf ihn zu. "Assindius!", rief sie, breitete ihre Arme aus und umschlang herzhaft den hünenhaften Germanen. "Du lebst... ich hatte solche Sorgen um dich."

  • Ja holla, was geht jetzt? Aintzane machte sich Sorgen um mich. Um mich? Sie? Hä? Und ich dachte immer, dass ich scheiß egal wäre. Sogar Loki, ihren Helden und Lebensretter, hat sie einfach da sitzen lassen. Wozu solche Bären doch gut sein können. Ein Traum ist das wohl nicht, den ihre Umarmung ist ziemlich schmerzhaft. Nur gut, dass sie trotz ihrer Körpergröße mein Gesicht nicht sieht. Bloß keine Mine verziehen, bloß nicht stöhnen, Alter, schön zusammenreißen, ügs.
    Auf jeden Fall hat das Eindrecken geklappt. Die Furchen auf meinem Oberkörper sind noch keinem Aufgefallen. Ob Aintzane zufällig meine Hirse Breie mitgebracht hat, als sie Verpflegung geholt hat, so eine könnte ich jetzt gut vertrage. Nur gut, dass wir nicht nur speichelleckenden Arschkriecher haben. Gut das wir solche Mädels haben!
    Als ich mich an den Schmerz der Umarmung gewöhnt hatte, legte ich meinerseits einen Arm um sie – den rechten glaube ich- und sagte leicht lächelnd:


    „Nur ein paar Kratzer. Und schmutzig bin ich geworden.“


    Vorhin war ich etwas ruppig zu Aintzane, es war keine Zeit für Sanftheit, ich musste sie schnell aus der Gefahr zerren


    „Hat dich der Bär erwischt, hast du dir was getan oder ich dir vorhin?“

  • Aintzane ließ ihn los, als sie sah, wie schlimm seine Wunden taten und wie grob ihre Umarmung für ihn sein musste. Sie musterte mit ihren immer noch etwas verquollenen Augen schnell seine Verletzungen und schlug sich ihre linke Hand vor dem Mund. Der Bär hatte ihn sehr schwer verletzt.
    "Das sind sicher mehr als ein paar Kratzer. Das muss behandelt werden. Oder willst du, dass man dir das in Mogontiacum alles abhacken muss?"
    Sie langte zurück auf einen Steffel, wo ein Eimer mit Wasser sowie ein sauberer Fetzen war.
    "Das muss gesäubert werden... ach ja, Assindius? Wozu bei den Göttern brauchst du Hirsebrei?" Jetzt fängt er schon an, zu halluzinieren... es musste schnell was getan werden.
    "Übigens... danke, das du fragst." Sie lächelte ihn an. "Mir ist nichts passiert. Nichts, was von Bedeutung wäre... im Gegensatz zu dir. Komm, dreh dich um."

  • Bevor Loki irgendwas in Richtung "Kein Problem, gerne, sicher, so bin ich, mach ich doch immer, klare Sache Fräulein." sagen konnte, war sie auch schon wieder abgerauscht und hatte sich Assindius an den Hals geworfen. Loki schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und saß wieder auf seinen Hengst auf, welchen er langsamen Schrittes zum seltsamen Pärchen lenkte.


    Als er erkannte, dass sich Aintzane eifrig an Assindius Wunden verging, breitere sich ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht aus... so war das also. Vor den anderen den harten Kerl spielen, vor der Kleinen aber klein bei geben.


    "Soso...", räusperte er sich hörbar, "...wenn du dich dann hast vermedicusieren hast lassen, wären wir dann bereit? Wir sollten hier weg..."

  • Zitat

    Original von Loki
    "Wir sollten zurück nach Mogontiacum, es ist schon spät. Wir hatten unsere Erscheinung. Oder wollt ihr noch mehr Menschenleben gefährden?"


    „Wir hatten unsere Erscheinung?“, wiederholte ich ungläubig, beinahe verständnislos. „Das war kein Gott oder Geist, sonst wäre er jetzt nicht tot. Und ich weiß immer noch nicht, ob dies nun eine Bärin mit Jungen war, eine ohne Nachwuchs oder ein männliches Tier. Bevor ich nicht eine Antwort erhalte, bewege ich mich keinen Schritt weg.“ ‚Oder ich begebe mich selbstständig auf die Suche’, fügte ich in Gedanken an.


    Trotz kam in mir auf, weil ich mir nicht eingestehen wollte, dass der Ausflug keinen günstigen Verlauf genommen hatte. Ich verspürte Ärger, der sich beinahe auf jeden richtete: Auf Loki, den ich insgeheim bereits als Bärentöter verurteilt hatte, auf Assindius, weil er sich so schwer hatte verletzen lassen, sodass eine Fortführung der Erkundungstour mir kaum mehr möglich erschien, auf Aintzane, wo auch immer sie so plötzlich herkam, weil sie es war, die den Bären angelockt hatte, obwohl sie doch nur nach diesem Schatten sehen sollte, auf die Tragsklaven, die …
    ‚Moment, das war DIE Idee’, dachte ich, während ich mir gleichzeitig an den Kopf griff, weil ich nicht gleich darauf gekommen war.


    „Loki, bring meinen verletzten Sklaven möglichst umgehend in die Villa Aurelia. Dir wird dort für diesen Dienst ein großzügiges Entgelt gezahlt werden.
    Aintzane, wir machen einen kleinen Umweg per Sänfte.“

  • Super Aintzane, super. Vor all den Quäken hier und sogar vor der Herrin. Mir geht es gut – warum hat Loki ein Pferd in der Tasche?- aber mir geht es doch gut. Toller Leibwächter, scheiße. Scheiß Bär! Nur gut für deinen scheiß Kadaver, dass die Herrin noch da ist, sonst hätt‘ ich dir noch’n Tritt verpasst, du Drecksau.
    Jedenfalls sagte ich heldenhaft und mit falschen Stolz in der Stimme:


    „Für einen Germanen sind das nur ein paar Kratzer, siehst ja, dass das nicht die ersten sind.“


    Nur gut, dass ich meinen Rücken nicht sehen konnte, vorne das sah nämlich ziemlich heavy aus und was hinten los war, wollte ich gar nicht erst wissen. Aber bloß nichts anmerken lassen, bist schließlich ein Kerl.
    Mir fiel ein, dass ich trotz meiner oft so direkten und schroffen Art manche Dinge noch nie gesagt hatte. Da gab es noch nie eine Gelegenheit für, wann auch, wann sagt man so was schon. Aber wenn man fast von den Valkyrien geknutscht wurde ist das doch wohl eine Gelegenheit! Außerdem, wer weiß, wie das hier noch endet? Ich legte ihr meine Hand auf die Schulter.


    „Gut, dass dir nichts passiert ist! Das wäre echt scheiße gewesen! Du bist nämlich ech’n Knaller, hömma. Gut, dass wir dich haben!“


    Ich hatte schon Lokis grinsen vor Augen, aber das ging mir am Arsch und an meinem blutigen Buckel vorbei.
    Wie war das grade, in die Villa? Hat die’n Rat ab, ey? Ich sagte entschlossen:


    „Herrin, mir geht es gut! Nur ein paar Kratzer, da bin ich schlimmeres gewöhnt. Mir ginge es viel schlechter, wenn ich Euch ungeschützt in diesen Wäldern wissen würde. Ich bin immer noch der einzige hier, der Euch den entsprechenden Schutz bieten kann, gut, Loki auch noch, aber mir ginge das Näher."

  • Zitat

    Original von Assindius
    blabla


    Loki hockte auf seinem Pferd und starrte abwechselnd zu Deandra und Assindius.


    "Einer beknackter als der andere...", murmelte er zu sich selbst, fassungslos darüber wie Deandra nach diesem Ereignis die Tour noch fortsetzen wollte, und fassungslos darüber wie Assindius das auch noch zuließ!


    Er wollte nurnoch nach Hause, zurück zu seiner Schwester, und sein verdammtes Bein richtig versorgen. Zwar war durch die Ringenpaste die Blutung gestillt, aber fachgerecht versorgt war was anderes... er würde es überleben, irgendwie.


    Sie würden den Ausflug fortsetzen, und Loki überlegte sich schon eine neue Route.


    "Wir sollten einen Bogen machen, und kehren auf anderer Strecke nach Mogontiacum zurück. Wir werden die Straße nach Bingium passieren, und auf ihrer anderen Seite durch ein paar Hügeln zurück in die Stadt zurückkehren. Das sollte genügen. Bei unserem Glück treffen wir eh noch auf ein Rudel Wölfe, oder noch besser: auf einen Troll."


    So wie dieser "Ausflug" verlief, würden sie wohl eine komplette Legion brauchen, um diese Römerin vor sich selbst zu schützen, bei den aktuellen Verlusten würde die Sänfte sich wahrscheinlich selbst zurücktragen müssen...


    Er sah Assindius kritisch an, den Kerl hatte es schlimmer erwischt als er zugeben wollte, das sah selbst ein Kleinkind. Aber der Kerl musste einfach selbst wissen was er mit sich anfing...


    "Ich wäre dann soweit.", meinte Loki mit tonloser Stimme, und der Gewissheit am Ende dieses Tages das Triclinium seiner Wohnung mit Fellen neu tapezieren zu können.

  • Mit einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht betrachtete ich Assindius, ohne jedoch zunächst etwas zu sagen. Ich begriff nicht, warum er nicht auf meinen Vorschlag einging. Der Germane wäre sicherlich auch erleichtert gewesen, wenn er meinen Sklaven nach Mogontiacum hätte bringen können. Manchmal waren Männer schwer zu verstehen, und gerade jetzt gab ich mir keine Mühe, das Unmögliche zu vollbringen. Ich schüttelte den Kopf, als ich ihn ansprach.


    „Na gut, das musst du wissen. Allerdings halte ich deine „Kratzer“ für erheblich. Leider habe ich keinen Spiegel mitgeführt, dann könntest du dich von deiner Rückansicht einmal selbst überzeugen. Bist du sicher, dass du nicht schlapp machst? Wobei … ich könnte dir den Platz in der Sänfte anbieten. Genau, so machen wir das. DU wirst getragen, Aintzane und ich laufen – keine Widerrede.“


    In diesem Moment erhob Loki die Stimme. Ich wandte mich ihm zu und hörte erfreut seine Vorschläge, die mir sogleich ein Lächeln entlockten.


    „BOGEN klingt gut, so machen wir das. Ja, Wölfe wären nicht schlecht, das sind eher scheue, aber zugleich interessante Tiere“, erwiderte ich lächelnd. Dieser Germane glaubte doch nicht etwa, er könne mich ins Bockshorn jagen. Mit Tieren kannte ich mich recht gut aus. „Hoffen wir aber einmal, es möge lieber ein Troll sein.“


    „Was auch immer das nun ist“, fügte ich murmelnd an. „Ich bin auch soweit“, sagte ich wieder laut vernehmlich und schaute auffordernd in die Runde.

  • Und jetzt? Das kann doch alles nicht wahr sein. Jetzt soll ich getragen werden. Das kann man doch keinem erzählen, die Herrin macht sich Sorgen um ihren Sklaven. Ich sag ja, eine Bessere findet man nicht! Da lohnen sich doch alle Wunden! Aber, bis ich aus der verdammten Sänfte raus bin ist es vielleicht schon passiert. Scheiße. Die kommt immer auf Ideen. Obwohl der Gedanke natürlich geil ist, von diesen Spinnern getragen zu werden. Die kriegen bestimmt schon das Kotzen.


    Befehl ist Befehl, dann lieber so. Ich kenn doch meine Herrin, unbeirrt weiter gehen.

  • Sie hatte schon gesehen - es war zwecklos. Assindius säubern zu wollen war ungefähr so, als wolle man eine Kutsche ohne Pferde betreiben. Sie seufzte auf. Dann halt nicht, auch wenn ihr ein ungutes Gefühl blieb. Hoffentlich überstand er das.
    Sie erwiderte also auf das vielleicht Schmeichelhafteste, was er je zu ihr gesagt hatte, mit einem Lächeln: "Ich finde es auch gut, dass wir dich haben. Sogar sehr gut. Und... damit das so bleibt, solltest du jetzt echt in diese blöde Sänfte." Sie sprach absichtlich nur so laut, dass nur er es hören konnte - die anderen Männer waren offensichtlich recht amüsiert über dieses Spektakel.
    In die Sänfte beorderte Deandra Assindius also! Wie ökonomisch! Das Wichtigste war doch, dass die Waren keinen Schaden nahmen. Aber immerhin, man kümmerte sich um ihn, und sie konnte sich um einer neuerliches Problem Sorgen machen.
    Jetzt würde sie mit ihrer Herrin zurücklatschen, und dabei mutterseelenallein einen netten kleinen Waldspaziergang machen! Das gehen machte ihr nichts aus, aber wobei handelte es sich um diesen mysteriösen "Umweg"? Ein Gefühl der Unwohlheit stieg in ihr auf. Irgendwie hatte sie so ihre Zweifel, dass sie das zweite Mal bei so einer Begebenheit noch so relativ gimpflich davonkommen würden. Und sie hasste den Gedanken, nochmals Leute in Lebensgefahr versetzen zu müssen.

  • Alle waren so weit, aber keine machte Anstalten, die Exkursion fortzusetzen. Ich schaute mich ratlos um, zuckte schließlich mit den Schultern und setzte mich in Bewegung.


    „Wo also geht es nach Bingium? Ich wollte hier keine Wurzeln schlagen.“


    Für den Fall, dass ich die falsche Richtung eingeschlagen hatte, würde mich Loki schon stoppen, das war mein Gedanke, als ich drauf zu schritt. Der Ort, an dem ein stattlicher Bär auf überflüssige Weise sein Leben gelassen hatte, besaß für mich keine Anziehungskraft, im Gegenteil: Ich wollte schnellstens hier fort.
    Eine Lücke im Bewuchs des Waldrandes, die ins Auge fiel, war mein Ziel. Je näher ich den Bäumen kam, umso mehr hatte ich den Eindruck, als schwang irgendetwas in der Luft, das ich weder zuordnen noch orten konnte. Irritiert blieb ich nach wenigen Schritten stehen und hob eine Hand zum Zeichen, dass alle still sein sollten. Ich lauschte jedoch vergeblich, das Geräusch war fort.


    Mit einem Kopfschütteln setzte ich mich in Bewegung, registrierte erneut das leise Rauschen, das mal einem Surren, mal ein Wispern glich, versuchte intensiv zu ergründen, was es war, gab aber schließlich auf. Wohlweislich kontrollierte ich den Stoff meiner Tunika, während der nächsten Schritte, weil ich annahm, das ich selbst für meine absonderliche Wahrnehmung verantwortlich war, aber das Schwingen des Stoffes und das Surren befanden sich nicht im gleichen Takt. Ratlos blickte ich zu meinen Begleitern zurück.


    „Ihr hört nichts, oder?“


    Wie konnten sie auch? Schließlich umgab mich selbst wieder Totenstille, als ich unschlüssig vor den ersten Bäumen stand. Ich wusste zwar, dass ich noch nie unter Einbildung oder Hörproblemen gelitten hatte, sah aber gleichzeitig die Unmöglichkeit ein, jemanden an meiner Wahrnehmung teilhaben zu lassen. Mir kam in den Sinn, selbst den Weg zu bestimmen, und zwar anhand dieser Geräuschquelle. Wenn niemand hörte, was ich hörte, konnte es auch sein, dass dies so gewollt war, von wem oder was auch immer diese Laute ausgingen. Oder hatte vielleicht einer der anderen doch dieselbe Wahrnehmung gehabt? Ich schaute meine Begleiter fragend an.

  • Assindius wurde also in diesen komischen Holzkasten, den Deandra "Sänfte" nannte, verfrachtet, und von den beiden Trägern, die deutlich missmutiger über das zusätzliche Gesicht, welcher Assindius mehr drauf hatte als seine Herrin, reagierten.


    Loki ritt dieses Mal nicht vorraus, sondern ließ der Römerin den Vortritt, während er seitwärts durch das seichte Unterholz ritt, was Pferd und Reiter deutlich besser gefiel, als sich in die Kolonne einzureihen.


    Wieder behielt er die Umgebung im Auge, und achtete auf verräterische Geräusche und Bewegungen, doch eine Weile lang tat sich nichts.. bis Deandra plötzlich stehen blieb, und zu horchen schien.


    Ihre Frage irritierte ihn, bis auf die Geräusche der Ausflugsgesellschaft und den Wind in den Bäumen waren ihm nur diverse Tiere aufgefallen, das war's dann.


    Er blickte die Römerin fragend an...


    "Was gehört? Ich nicht, du?"

  • „Ja, ähem …“ Mir wurde bewusst, wie verwirrt ich klingen musste, wenn ich von der Tatsache berichten würde, dass ich die Laute nur im Laufen wahrnahm. Kurzzeitig überlegte ich, ob ich zu lange der Sonne ausgesetzt gewesen war oder vielleicht unter Wassermangel litt, der eine Erklärung für die unerklärlichen Vorgänge darstellen konnte, hielt aber diese Überlegungen für ebenso abwegig wie eine mögliche Sinnestäuschung.


    „Lass uns in östlicher Richtung gehen. Das bedeutet zwar einen Umweg, wie ich annehme, aber ich habe so eine Ahnung, als würde sich das für uns auszahlen.“


    Mit einer Kopfbewegung wies ich die Tragsklaven an, sich in Bewegung zu setzen. Ein durchaus belustigtes Lächeln, oder vielmehr ein Grinsen, legte sich auf mein Gesicht, als ich Assindius an mir vorbeischaukeln sah, weil der Anblick nicht nur ungewöhnlich, sondern gleichzeitig auch amüsant war. Es war offensichtlich, dass mein Leibsklave derartige Transporte in der Regel aus einer anderen Perspektive erlebt hatte. Ich folgte schmunzelnd der Sänfte und war bemüht, nicht im Besonderen auf Geräusche zu achten, aber das Wispern drang erneut in mein Gehör und fesselte meine Gedanken. Mit auf den Boden gehefteten Blick setzte ich einen Schritt vor den anderen, war in meiner Aufmerksamkeit abgelenkt und bemerkte nicht, wie sich die Umgebung unmerklich veränderte.


    Eine erhöhte Feuchtigkeit lag in der Luft, die zudem weniger frisch erschien. Der bislang relativ trockene Waldboden wies immer häufiger feuchte Stellen auf, die sich vor allem seitlich des schmalen Weges ausbreiteten. Mückenschwärme tanzten in den immer seltener werdenden Sonnenflecken und belästigten mehr und mehr die wandernden Menschen...

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