[aOG] Cubiculum IV - Duccius Vala

  • Balbus stand auf. "Dann werde ich dich jetzt erstmal ein wenig verdauen lassen, was du eben gehört hast." sagte er und ging einen Schritt auf sie zu.


    "Wenn dir noch irgendwas in den Sinn kommt, was du wissen möchtest, kannst du immer zu mir kommen." Er beugte sich etwas zu ihr runter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
    "Ich bin stolz auf dich, Kleines." flüsterte er und ging dann zur Tür.


    "Mach dir nicht zuviele Sorgen, es wird schon alles gut werden." sagte er noch, bevor er dann das Zimmer seiner Nichte verliess.

  • Verdauen lassen war das richtige Stichwort, denn das würde sie nun wirklich tun - tun müssen. Sie würde heiraten, sehr bald und zwar einen Germanen! Duccius Marsus, um genau zu sein. In ihren Gedanken war er immer noch "der Germane" auch wenn er einen Namen hatte, sie den sogar schon wusste und sogar auch seinem Bruder schon begegnet war. Balbus stand auf und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, was Callista ungewollt die Tränen in die Augen trieb. Das hatte ihre Mutter früher auch immer gemacht und sie war so stolz, dass Balbus stolz war. Das war etwas, dass ihr sehr wichtig war, dass ihr Onkel und damit im weitesten Sinne ihre Familie und ihre Eltern mit ihr zufrieden waren. Ihr privates Glück war ganz stark mit den Wünschen und Vorgaben ihrer Familie verknüpft. Sie liebte ihren Onkel sehr und hatte es keine Sekunde bereut, dass ihre Mutter es so arrangierte hatte, dass sie nun hier lebte. Er hatte sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht, das war ja offensichtlich gewesen und Callista tat es gut zu wissen, der Grund für soviel Nachdenkerei zu sein. Zumal er ihr auch eine Leibsklavin kaufen wollte! Sooo viel Geld, nur damit sie Gesellschaft hatte!


    Als sie wieder alleine in ihrem Cubiculum war, warf sie sich mit einem Seufzer aufs Bett und starrte die Decke an. Heiraten! Heiraten! Heiraten! Es war völlig klar, dass dieser Schritt hatte kommen müssen und sie wäre sicherlich schon längst verheiratet gewesen, wenn ihre Mutter nicht ihre Gesellschaft bis zum Ende auskosten wollte. Die Parentalia waren noch nicht lange vorbei und das Bild ihrer Eltern stand noch immer hier im Raum, es half der jungen Prudentia ihre Gedanken zu sortieren und Zwiesprache zu halten. Besonders mit ihrer Mutter. Wie gerne hätte sie die Brünette jetzt an ihrer Seite gewusst! Es gab so viele Dinge die sie als Braut vor der Hochzeit tun musste und die ganzen Vorbereitungen waren alleine nicht zu bewältigen. Ob ihre Tante Vespa sie begleiten und anleiten würde? Sie war ja schließlich selbst erst kürzlich verheiratet und kannte die Rituale, besonders da diese von einer verheirateten Frau ausgeführt werden mussten. Thalna fiel somit raus, auch wenn Callista ihre Großtante wirklich gerne dabei haben würde. Sie hoffte, dass Balbus sich die Zeit nehmen konnte ebenfalls nach Germanien zu kommen, wenn erst mal ein Tag bestimmt war.


    Ob es ihr vergönnt war diesen Germanen, Marsus, erst etwas näher kennenzulernen? Vielleicht wäre es möglich, dass sie gelegentlich einen Spaziergang machten oder sie sonst wie Zeit verbrachten, natürlich unter Aufsicht von Vodafonis. Die schwarzhaarige Sklavin war zwar nicht unbedingt eine angenehme Gesellschafterin zu nennen, doch Callista mochte sie und kam gut mit ihr aus. Die ältere und somit erfahrenere Sklavin würde ein gutes Auge auf sie werfen und zu verhindern wissen, dass sich Callista daneben benahm. Etwas, dass zu ihren größten Ängsten gehörte. Ungewollt oder Unbewusst einen Fehler zu begehen und dem Ansehen der Familie zu schaden. So dankbar wie sie war, konnte sie das ihrem Onkel wirklich nicht antun. Außerdem war Vodafonis eine ganz begnadete Baderin und Callista dachte immer gerne an ihr erstes Bad in dem prudentischen Anwesen zurück. Dabei fiel ihr ein, dass sie unbedingt wieder eine Rasur brauchte und überhaupt; vor der langen Reise wäre ein ausgiebiges Bad sicherlich noch mal eine Wohltat. Obwohl es ja auch in Mogontiacum eine Therme gab und Callista würde dort sicherlich gerne einmal hingehen. Vodafonis würde sich freuen, wenn ihre Tage von nun an etwas entspannter werden würden. Sie brauchte lediglich die Sklaven im Haus in Mogontiacum beaufsichtigen und dafür sorgen, dass es Callista gut ging. Aber selbst brauchte sie keine schweren Aufgaben mehr erledigen. Ob sie sich darüber freuen würde?


    Ob sich Marsus freuen würde? Sein Familienoberhaupt, Duccius Lando, hatte doch in seinem Brief noch einen anderen Namen genannt. Einen germanischen… wie war der denn nochmal? Callista fiel zu allererst einmal das erste und bisher einzige Wort ein, dass sie auf germanisch konnte; Heilsa. Das sagte man zur Begrüßung. Wi … Wi … Witjon, ja, das war es! Zwei Namen für einen einzigen Mann. Welchen er wohl bevorzugte? Schließlich arbeitete er auch in der Stadtverwaltung und demnach musste es viele geben, die seinen römischen Namen verwendeten. Eburnus hatte sich schließlich auch ausschließlich mit seinem bürgerlichen Namen vorgestellt. Wie schade, dass sie bei seinem Besuch noch nicht gewusst hatte, dass sie seinen jüngeren Bruder heiraten würde. Sie erinnerte sich zwar noch gut, wie Eburnus sich benommen hatte und wie er ausgesehen hatte, aber dennoch. Ob Marsus ihm ähnlich war? Sie wusste ja nicht viel, nur dass er nicht so kriegerisch war sondern eben in der Politik und Verwaltung der Stadt arbeitete und ehrgeizig sollte er sein. Ob er mal ein Amt in Rom annehmen würde? Dann wäre sie wieder in der Nähe ihrer Familie. Oder aber, er war so mit seiner Heimat verbunden, dass er in Germanien bleiben würde. Was im Grunde auch ok war, denn eine Frau war nun mal bei ihrem Mann. Das war so und das würde Callista auch nicht ändern.


    Sie seufzte noch einmal und realisierte, dass ihre Hände auf ihrem Bauch lagen, während sie immer noch die Decke anstierte. Sie würde irgendwann, in absehbarer Zeit, Mutter werden! Der Gedanke war bisher neu und Callista schmunzelte. Auch etwas, dass von vornherein klar gewesen war, worüber man sich aber nur selten Gedanken machte. Mit der Hochzeit und der Ehe kam auch eine Mutterschaft in greifbarer Nähe und Callista hoffte inständig, dass Iuno sie mit einer leichten und vor allem erfolgreichen Schwangerschaft segnete. Am liebsten hätte sie ja mehrere Kinder, denn sie hatte sich selbst oft einsam gefühlt in ihrer Jugend. Das wollte sie ihren Kindern gerne ersparen. Obwohl, bis dahin war es wahrscheinlich doch noch etwas Zeit. Was war denn, wenn Marsus sie gar nicht wollte? Hatte man ihre Verlobung schon eintragen lassen? Würde er sie abweisen oder seiner Familie treu sein und sie nehmen, auch wenn er sie nicht wollte? War sie attraktiv?


    Callista stand auf und trat vor den Spiegel, der auf einer Kommode stand. Sie konnte nicht ihren gesamten Körper in der blankpolierten, dunklen Fläche sehen, aber genug Details erkennen um sich einmal ganz kritisch anzusehen. Ihre Haarfarbe war ihr immer noch ein Graus, aber sie hoffte er mochte sie. Vielleicht waren rötlich-braun-blonde Haare in Germanien ja beliebter als hier? Oder sie konnte sie aufhellen, so wie Valerian das erzählt hatte, was viele Germanen tat um etwas blonder zu sein? Ihre großen, rehbraunen Augen mochten Callista dagegen sehr, ebenso die Sommersprossen. Sie hatte welche auf Wangen und Nase, aber auch den Schultern und im Dekolleté. Obwohl sie sicherlich nicht mehr so auffallen würden wenn sie einen germanischen Winter hinter sich hatte. Den Göttern sei Dank war das aber noch eine Weile hin, sie würde ja im Frühjahr dort ankommen und konnte das Land kennenlernen, ohne sich durch meterhohen Schnee kämpfen zu müssen. Sie schmunzelte. Alles war so neu und aufregend.

  • Vala hockte sicherlich eine Stunde lang regungslos auf seinem Bett, den Brief vor sich zwischen seinen Füßen liegend, und wehrte sich nur halbherzig gegen die gähnende Leere in seinem Schädel. Es war nicht so, als würde er übermäßig um Lando trauern.. im Endeffekt hatte er den Mann nie wirklich kennen gelernt, und das, was er von ihm wusste war, dass der wohl mächtigste Duccius der letzten Jahre große Probleme gehabt hatte sich in der römischen Welt zurecht zu finden.
    Unwillkürlich fragte Vala sich, was aus diesem Mann geworden wäre, hätte er sich mit Mogontiacum und seinem Dasein im römischen Reich besser auseinandergesetzt. Der Stammbaum, der in der großen Eingangshalle des Heims seiner Familie hing, und der Maßstab für alle Söhne und Töchter Wolfriks war, die etwas erreichen wollten, kannte kaum Personen die größer waren. Sein Vater war immernoch das Maß aller Dinge. DAS Maß aller Dinge. Und seine Familie hatte für ehemalige Barbaren nicht wenige Menschen hervor gebracht, die es im Reich zu etwas gebracht haben. Das größte Verdienst Landos war es wohl definitiv, dass er es durch geschickte Aktivität auf dem Markt geschafft hatte, aus einer Familie die eher mittelprächtig über die Runden kam eine der reichsten Sippen Germanias zu machen. Das hatte aber auch seinen Preis, Landos eher komplizierte Art mit Menschen umzugehen hatte zur Folge, dass er sich für jeden Freund, den er sich gemacht hatte gleich zwei Feinde hatte.


    Das brachte ihn zur nächsten Frage: was war das für ein Unfall, von dem Witjon da sprach? Die Art des Schreibens musste seinen Grund haben... und doch konnte er es nicht in Erfahrung bringen. Gerade jetzt!
    "GERADE JETZT!!!!"
    Plötzlich stand Vala mitten im seinem Zimmer, und der Hall in seinen Ohren erzählte ihm davon, dass die letzten Worte nicht gedacht, sondern gebrüllt worden waren. Unwillkürlich schlug er mit der blanken Faust gegen den schlichten Holzschrank, der sich kaum beeindruckt gab und sehr nüchtern Schmerz zurückgab. Während er sich die Hand rieb, rasten in Valas Kopf die Gedanken. Er stand kurz vor der großen Prüfung in Rom.. ob die Römer, die großen Senatoren, ihn akzeptieren würden... und dann machte Lando einfach einen Spaziergang nach Valhalla! Genauso wie sein Vater! Der hatte sich auch einfach in den Tod verdrückt als Valas Stand bei den Richs und Goden der Stämme noch alles andere als gefestigt war. Vala hätte vielleicht einmal einen ganzen Stamm führen können... aber daraus war nichts geworden, weil sein wichtigster Fürsprecher starb.


    Jetzt war Lando tot. Und hinterließ ein Machtvakuum, durch das eine Legion marschieren konnte. Und der einzige, der etwas dagegen tun konnte war in Rom. Vala machte sich keine Illusionen... Witjon war nicht annähernd der Führer, der Lando einmal gewesen war, und er wurde unvorbereitet in seine Position gestoßen. Naja, was bedeutete 'unvorbereitet'? Die Menschen starben an allen Ecken und Enden weg.. vorbereitet musste man im Endeffekt immer sein.


    Er würde Briefe schreiben müssen... viele Briefe. Denn er konnte in Rom nicht erfolgreich sein, wenn seine Sippe in ihrer Heimat drauf und dran war ihre Vormachtstellung einzubüßen. Das galt es zu verhindern.

  • Ein Blinzeln brachte den Schmerz.
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber es ließ genug Licht zu seinen Nerven durchdringen, um sämtliche Synapsen in seinem Schädel explodieren zu lassen. Wie die Wellen, die ein Stein kreisförmig über eine geschändete Wasseroberfläche jagte, zog der Schmerz durch seinen Kopf, und das einzige, was ihm als adäquate Reaktion darauf einfiel war ein Fluch, der hier aufgrund des Jugendschutzgesetzes keine genauere Erläuterung erfahren darf.
    Er drehte die schmerzenden Glieder (ein zünftiger Kater darf sehr wohl als Ganzkörpererfahrung betrachtet werden) so weit, dass er das Gesicht in dem gewickelten Kissen vergraben konnte um sich zumindest für einige Sekunden dem schmerzhaften Licht zu entziehen. Das allerdings lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Ohren, die gerade vor dem Gebrüll der Vögel vor dem Fenster kapitulierten. Dann meldete sich auch noch seine Blase zu Wort, was ihn schließlich aus dem Bett trieb. Oder genauer gesagt: ihn aus dem Bett fallen ließ. Als er sich wieder aufrappelte, stieß er mit dem linken Fuß gegen einen Tisch, der große Zeh brach mit einem laut vernehmbaren Knirschen und der untere Schmerz überrannte den oberen wie die Goten Rom wenige Jahrhunderte später: ohne Gnade, ohne Gefangene, ohne Mitgefühl. Ein lauter Schrei war die konsequente Folge dessen, und als er laut fluchend auf einem Bein, mit immernoch halb geschlossenen Augen durch das Zimmer hüpfte konnte das Schicksal nicht anders, als ihm seinen Nachttopf in den Weg zu stellen.
    Einige Sekunden später lag Vala auf dem Boden, sich immernoch den vor Schmerz pochenden Fuß haltend, und als er wieder die Augen öffnete, blickte er in das vorwurfsvoll dreinschauende Gesicht seines neuen Leibsklaven.



    Sirius
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    "Ah, der junge Herr ist aufgewacht. Sehr schön.", das süffisante Grinsen, mit dem Vala bei diesen Worten bedacht wurde, muss man hier eigentlich nicht zusätzlich erwähnen, "Hat auch lange genug gedauert. Ich gehe davon aus, jemand sollte dieses Missgeschick entfernen. Oh.. und das sollte sich definitiv ein Medicus ansehen."
    Vala brummte eine unverständliche Reaktion während Sirius zum Bett ging, und dieses gedankenverloren einige Sekunden anstarrte.
    "Ich glaube, Fortuna hat dich heute als Wiedergutmachung für dein Glück am gestrigen Tage ordentlich gefickt, Vala. Ach, wo ich gerade dabei bin: was machen wir mit ihr?"
    Er deutete auf das halbbedeckte Wesen, das immernoch tief schlummernd in Valas Bett lag. Er hatte sie vollkommen verdrängt, wobei der Alkohol ihm eine große Hilfe gewesen war.
    Vala kratzte sich am Kopf, und versuchte seine Hirnzellen zu einer einigermaßen sinnvollen Aktivität zu reizen, scheiterte jedoch vollkommen: "Gnarf... weck sie auf und wirf sie raus."
    Der Sklave schenkte ihm einen abschätzigen Blick: "Das scheint normalerweise zu funktionieren, aber es funktioniert nicht, wenn es sich um die Frau eines Gastes des Hauses handelt. Ich bin mir sicher, Precius Coriolanus wird sich so seine Gedanken machen, wenn er seine Frau nicht in ihrem Zimmer vorfindet. Dir sollte daran gelegen sein, dass er genau das nicht tut. Also raff dich auf, und spiel noch fünf Minuten lang den galanten Liebhaber. Vergrätz sie nicht, sie könnte sich rächen. Du bist verwundbar.. du hast die erste Stufe geschafft, aber macht dich noch lange nicht unantastbar."
    Vor allem, wenn er davon ausgehen durfte, dass die anderen Bewerber nicht erfreut darüber sein dürften, von einem Duccius düppiert worden zu sein. Um potentielle Feinde musste Vala sich beileibe keine Gedanken machen. Eher um potentielle Freunde. Und der Precier war definitiv einer davon. Solange er nicht herausfand, was Vala mit seiner Frau trieb.
    Also raffte er sich unter leisem Stöhnen auf, humpelte zum Bett und streichelte die junge Frau sanft aus dem Schlaf. Das junge Wicht kuschelte sich anscheinend instinktiv an ihn, und nur knapp konnte er dem Wunsch widerstehen, sie einfach von sich zu schieben. Es folgte eine nur allzu bekannte Vorführung der Schauspielkünste Valas:


    "Liebes... du musst gehen. Es ist schon zu spät, dein Mann.. du weißt ja... wir wollen doch nicht... wer könnte schon... und du kennst.. nein, du kennst es nicht. In Ordnung... aber du musst... ja, natürlich werden wir... mach dir keine.. ich werde das niemals... du alleine... ganz sicher... nur du... auf bald... vergiss mich nicht... ich dich auch nicht."


    Die Tür fiel ins Schloss, Sirius begleitete die junge Dame in ihr Zimmer, sicher gehend, dass niemand ihren Ortswechsel bemerkte, und bläute den prudentischen Sklaven absolute Verschwiegenheit ein. Währenddessen ließ Vala sich zurück ins Bett sinken und versuchte aus der Wolke an Schmerz das zu rekonstruieren, was gestern noch vorgefallen war.
    Mein Gott, was ein Fest. Hatte der Quintilius wirklich... oh, er hatte. Und der Claudier? Meine Güte, das hätte er dem Mann nicht zugetraut... und der Precius erst. Vala versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal so besoffen gewesen war.. dass Linus sich einen Unbekannten klargemacht hatte, schimmerte immernoch in seinem Geist.. verdammter Grieche. Der Accius hatte sich selbst im größten Suff noch enorm diszipliniert gezeigt, Vorbildrömer durch und durch... und dann die Tänzerinnen.. wer hatte die nochmal bestellt? Der Prudentius mit Sicherheit nicht.. wer dann? Ach, egal... Vala würde sie eh nicht bezahlen müssen.
    Irgendwann fing seine Nase wieder an zu arbeiten, und Vala entschied sich, ins Balneum zu humpeln um die Reste der Nacht von sich zu waschen. Und dann galt es noch, diesen verdammten Kater loszuwerden... und dafür zu sorgen, dass man den Vigintivir Duccius nicht so schnell vergaß.

  • Der Sklave, den Vespa zu sich gerufen hatte, klopft an der Tür des jungen Herren und wartete darauf eingelassen zu werden. Er hatte einen Auftrag und hoffte den Duccier hier anzutreffen. Ansonsten konnte es passieren, dass er ihm durch die ganze Stadt nachlaufen konnte und darauf hatte er natürlich keine Lust.

  • Vala war, rein zufällig und definitiv absolut nicht erwartungsgemäß, in seinem Zimmer. Was daran lag, dass er vergessen hatte Schuhe anzuziehen. Was wiederrum daran lag, dass er einen Großteil seines Lebens auf Schuhe hatte verzichten müssen. Was wiederrum daran lag, dass er nie Geld dafür gehabt hatte. Was wiederrum...


    Ach, quark. Er rief den Anklopfer herein...

  • Der Sklave trat ein nachdem er hereingebeten wurde und blieb in der Tür stehen.


    "Dominus, die Domina möchte dich gern sprechen. Wenn es deine Zeit erlaubt, erwartet sie dich jetzt in ihrem Officium ."


    Einen Moment blieb der Sklave noch in der Tür stehen um die Entscheidung des Dauergastes seiner Herrin mitteilen zu können oder ihn gleich mitzunehmen.

  • Sirius
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    Dies. Das. Dies und Das. Und jenes. Achja, der und die natürlich auch. Und Jene. Und Jener. Allesamt. Und einzeln.
    Sirius ratterte sie alle herunter. Nachrichten, wichtige Notizen zum politischen Tagesgeschehen, Belangloses. Alles, was von Nutzen sein konnte. Er bescheinigte seinem Herren eine gehörige Portion Naivität, weil dieser wirklich ALLES wissen wollte. Sirius hatte zum Spaß eine Nachricht eines im Gebiet des Aventin umgefallenen Sack Getreide eingebaut, für den er nur einen kritischen Blick kassiert hatte. Was einerseits davon zeugte, dass sein Herr ihm wirklich zuhörte. Und ihm andererseits klarmachte, dass Vala ihm wirklich zuhörte, während er auf gewissen Tabulae Notizen machte und sich ansonsten bei einem Glas Honigwein Gedanken über die Stadt machte, die er irgendwann beherrschen wollte. Natürlich nahm Sirius seinen Herrn nicht ernst, wie könnte er auch? Der Typ war Abkömmling von Barbaren, ein Homo Novissismus, ein Niemand. Und dennoch war es recht interessant mit und für diesen Mann zu arbeiten. Besonders, wenn er seine düsteren Seiten zeigte. Mord, Betrug, Erpressung.. im kleinen Maßstab natürlich. Dieser Mann war immernoch ein Niemand. Aber Sirius war gespannt darauf, was dieser Mann alles veranstaltete, wenn er erst einmal wirklich aufstieg.


    "..Aulus Vibidius Saxa scheint seine Schulden nicht in den Griff zu bekommen und hat sich wohl an einen der größeren Köpfe auf dem Aventin gewendet. Ist das insoweit interessant, dass ich nachforschen soll, an wen genau?"


    Ein Brummen, mehr kam nicht als Antwort. Was bedeutete: weitermachen.


    "..eh..", Sirius stockte, als er an einem Punkt ankam, an dem es kritisch werden konnte, "..Caius Aelius Archias hat sich das Leben genommen. Sich vom tarpeijischen Felsen gestürzt, um genau zu sein. Ich muss dir nicht sagen, wen er hinterlässt. Möchtest du ihr eine Notiz schreiben? Wegen der Kondolenz? Oder selbst vorbeigehen?"


    "Weder noch.", war die Antwort, die für Sirius' Geschmack einen deut zu schnell kam. Genauer ließ die Reaktion sich nicht beschreiben, auch wenn er seinen Herrn sehr genau beobachtete. Er starrte aus dem Fenster, und nippte an seinem Honigwein.


    "eh...", Sirius war unschlüssig. Unschlüssig, ob er das Thema fortführen sollte oder nicht. Vala war so freundlich ihm die Entscheidung abzunehmen.


    "Weiter."


    "Lucius Octavius Tertullus hat Peducaea Hypsaea geheiratet. Eine Verbindung, die keiner der beiden Gentes nennenswert.."


    "Verdammter Feigling."


    "Wie bitte?", hielt Sirius inne, leicht verstört, und noch verstörter über das Verstörtsein, was nicht oft vorkam.


    "...letztendlich doch das Weib, das ich in ihm sah.", die Stimme knurrte, doch der Miene Valas war keine Unstimmung anzusehen. Doch seine Stimme, die sprach von Enttäuschung.


    "Eh... nun?"


    "...sag Corvus, dass ich ihn nicht mehr brauche. Für diesen Moment, heißt das.", der Becher schwankte, Vala ließ den Honigwein kreisen, "..und Balbus, dass er sein Geld schneller zurück bekommt, als gedacht."


    "Wie du wünschst.", Sirius trat von einem Fuß auf den anderen.. das war ihm nun wirklich unangenehm, der Kerl namens Corvus war ihm echt unheimlich. Aber zumindest bekam er jetzt eine klare Ansage. Aber da war noch etwas... "Und... und was ist mit Axilla?"


    Jetzt endlich drehte sich Vala zu ihm um, und der Ausdruck in seinen Augen ließ Sirius' Unbehagen nicht unbedingt verschwinden: "..Axilla? Was soll schon mit ihr sein?"

  • "In meiner Heimat..", hatte Vala doziert, als sie angestremt atmend und sehr erlöst beinander lagen, nachdem sie sich zum zweiten Mal in der Nacht vereint hatten, "..ist es unüblich, dass Mann und Frau einander in der Nacht verlassen."
    Womit er ihr sehr deutlich gemacht hatte, dass er nicht dulden würde, dass sie ihn nach pikiert-römischer Art verließ. Sie schliefen miteinander, also konnten sie auch nebeneinander aufwachen. Basta. Punkt.


    Was sie sehr viel später auch taten. Das erste, was er sah waren Haare. Viele dunkelbraune Haare. Er rückte näher an sie heran, den Duft einer Frau aufnehmend, die abseits von jedweden stinkenden Tinkturen einfach nur ganz natürlich roch wie eine Frau. Sich den Schlaf aus den Augen blinzelnd warf er die Decke beiseite, mit der sie ihren Körper bedeckte, und ging mit seinen Fingern auf Wanderschaft. Am meisten faszinierten ihn eine Narbe, von der er sich fragte, wie eine behütet aufgewachsene Römerin sich so etwas wohl einfangen hatte können. Seine Finger streichelten sanft über die Haut des schlafenden Weibes, spielten hier mit einer Narbe, dort mit einem Muttermal nahe des Bauchnabels.


    Wenig später als Vala erwachte dann auch der Wolf... und nutzte seine Chance. Seine Streicheleinheiten wurden aktiver, seine Hände fordernder, die Distanz, ob des nicht unbedingt großen Bettes eh nicht die größte, noch geringer, und als sie schließlich erwachte und ihn mit verschlafenem Blick ansah, machte Vala ihr auf sehr männliche und sehr eindeutige Art und Weise klar, was vor dem Frühstück noch geschehen würde. Bevor er ein weiteres Mal über sie herfiel und die beiden Körper ein drittes Mal miteinander verschmolzen.


    Nicht allzu kurz darauf (Vala war jung! Jawoll!) lagen sie, wieder einmal, schnaufend beieinander und schwiegen sich gegenseitig an.. Vala kraulte ihr durch die Haare und blickte dabei durch die Decke, bis ihre Atem etwas langsamer gingen und die Stille hörbar.


    "Guten Morgen."

  • Seiana schlief weiter, als Vala sie hochhob. Sie schlief, als er sie in sein Cubiculum trug. Und sie schlief auch noch, als er sie in sein Bett legte. Erst, als seine Hände wieder auf Wanderschaft gingen, wachte sie auf, und noch bevor ihr Verstand wirklich wach wurde, hatte die Lust schon wieder Besitz von ihr ergriffen – und als Vala sich erneut ihres Körpers bemächtigte, gab es nichts, was sie dagegen gehabt hätte. Erst später, als sie wieder beieinander lagen, konnte ihr Kopf sich zum ersten Mal wenigstens ansatzweise Gehör verschaffen. Nicht wirklich viel, aber genug, um ihr klar werden zu lassen, dass sie besser gehen sollte, und zwar bevor sie erneut einschlief. Sie spürte bereits die Erschöpfung in ihren Gliedern, und sie machte Anstalten sich zu erheben, um zu verhindern, dass sie wieder Überhand nahm – als Vala eingriff und ihr Vorhaben sehr effektiv zu verhindern wusste, und das im Grunde mit nur wenigen Worten. Allerdings war es weniger das, was er sagte, sondern vielmehr wie er es sagte. Der Duccier sprach im Brustton der Überzeugung, und Seiana glaubte ihm aufs Wort, dass er nicht vorhatte sie gehen zu lassen.


    Und so blieb sie. In nahezu jedem anderen Moment hätte sie wenigstens versucht, ihren Willen durchzusetzen, oder das, was sie dafür hielt, aber in diesem fehlte ihr schlicht die Energie, und obwohl ein Teil von ihr glaubte, es sei besser zu gehen, wollte ein anderer Teil genau das nicht, und dieser Teil hatte tatkräftige Unterstützung, sowohl von Vala als auch von ihrer eigenen Erschöpfung. Es dauerte nicht lang, bis sie ein weiteres Mal einschlief... und ein weiteres Mal geweckt wurde wie bereits in der Nacht. Wieder kam sie nicht zum Denken, dafür aber umso mehr zum Genießen, und wieder endete es damit, dass sie schwer atmend neben ihm zum Liegen kam, seine Hand in ihrem Haar. Diesmal, nach einer Nacht mit doch durchaus ausreichendem Schlaf, ergriff die Erschöpfung nicht so überwältigend von ihr Besitz. Was nichts anderes hieß als: ihr Kopf startete einen weiteren Versuch, auf sich aufmerksam zu machen, langsam, zögerlich und noch ohne allzu großen Rückhalt in ihr, aber nichtsdestotrotz spürbar für sie. Was Seiana selbst nicht wirklich gefiel. Sie war... sie wusste nicht, was sie war. Sie wusste es nicht. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie getan oder warum sie das zugelassen hatte. Sie wollte nicht. Nicht jetzt, nicht so, überhaupt nie, weil es einfach zu viel war, was dann auf sie einstürmen würde, und weil sie nicht zugeben wollte, nicht einmal sich selbst gegenüber, was für eine unglaubliche, riesengroße Dummheit sie begangen hatte, eine Dummheit, mit der sie ihre Ehre verschleudert hatte, mit der sie den Ruf ihrer Familie in Gefahr brachte, mit der sie im Grunde doch alles mit Füßen getreten hatte, was ihr wichtig war. Und die so gut gewesen war. Die sie der Welt entrückt hatte, wie der Duccier es versprochen hatte, und genau daran wollte Seiana sich noch ein wenig länger festklammern, wenn es irgendwie ging.


    Sie starrte vor sich, starrte auf die Brust, auf der ihr Kopf ruhte, bemerkte zum ersten Mal tatsächlich die Narben, die sie im Lauf der Nacht schon erfühlt, aber nicht so wirklich bewusst wahrgenommen hatte, und fragte sich – schon allein aus ablenkungstaktischen Gründen –, wie er diese wohl bekommen hatte. Was er erlebt haben musste, um sie zu bekommen. Was sie dann auf den Gedanken brachte, dass sie diesen Mann kaum kannte. Im Grunde gar nicht. Völlig außerhalb ihrer üblichen Rolle achtete Seiana noch nicht darauf, ihre Gesichtszüge zu kontrollieren, und so verzog sich ihre Miene sichtbar zu einer kurzen Grimasse, als sie Lider und Lippen zusammenpresste. Dummheit, wisperte es in ihren Gedanken, bevor sie eben diese erneut wegschob. Im nächsten Moment erklang seine Stimme, und Seiana erstarrte kurz. Ihr wurde bewusst, dass sie – und irgendwie verschaffte ihr das ein Déjà-vu – keine Ahnung hatte, wie das üblicherweise nun weiterging. Oder was sie tun sollte. Sie entschloss sich für den Moment für die einfachste Variante, die da schlicht lautete: antworten. „Guten Morgen“, kam also schließlich leise über ihre Lippen, während sie es nicht über sich brachte, ihn anzusehen. Sie war versucht, nach der Seiana in sich zu suchen, die sie selbst in der vergangenen Nacht so schmählich ins Abseits gestellt hatte, weil es diese Seiana war, die ihr zu Kühle und Distanz verhalf, wo sie sonst nicht weiter wusste. Das Problem war nur, dass diese einherging mit eben jenen Selbstvorwürfen, die sie sich nicht machen wollte. Sie richtete sich ein wenig auf und sah ihn nun doch an, versuchte einen Mittelweg zu finden, der sie diesen Moment einigermaßen akzeptabel hinter sich bringen ließ. Sie sah ihn an, öffnete sogar leicht die Lippen – nur um festzustellen, dass ihr die Worte fehlten, und mit einem angedeuteten Kopfschütteln ließ sie sich wieder sinken.

  • Während für die Frau in seinen Armen die Zeit des nachdenkens begann, ließ Vala den Tag noch äußerst ruhig angehen. Warum auch nachdenken? Er hatte, mal wieder, geschafft was er vor hatte und sich genommen was er haben wollte. Und das lag in seinen Armen. Er hatte die Augen geschlossen, und blinzelte nur kurz, als Seiana ihren Kopf von seiner Brust erhob um ihn anzublicken, den Mund aufzumachen und sich dann doch schweigend wieder sinken zu lassen. Er musste das nicht verstehen. Wahrscheinlich wollte sie ihm sagen, wie gut ihre erste Nacht mit einem Mann gewesen war, was Vala nicht weiter verwundern würde, immerhin hatte sie diese mit ihm gehabt.
    Bei den Göttern, er hatte es einfach drauf. Ja, Vala hatte es einfach drauf.


    Das selbstgefällige Grinsen, dass seine Mundwinkel nach oben drückte erstarrte einen Moment, als seine Finger zufällig wieder über eine Narbe an ihrem zarten Körper fuhr.
    "Wo hast du dir das eigentlich eingefangen?", war die logische Konsequenz einer für Vala doch sehr typischen Neugier. Nichts anderes ging ihm durch den Kopf, warum auch? Für ihn war alles in bester Ordnung.. man würde noch ein wenig im Bett herumfläzen, bevor man sich aufraffen würde um den restlichen Tag dann doch etwas produktiver und weniger koppulativer zu begehen. So lautete Valas Devise: gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Weitergehen. Weitergehen!

  • Sie ließ sich wieder sinken, aber sie starrte weiter vor sich hin. Einmal begonnen, konnte sie den Gedankenfluss nicht mehr so einfach stoppen, obwohl es weniger einem Fluss glich, was durch ihren Kopf strömte, mehr einem Strudel, oder einem Gewitter – voll von Blitzlichtern, die das Dunkel zerrissen und fetzenartig Szenen und Gesichter beleuchteten. Faustus kam ihr in den Sinn. Ihre Familie. Die Arbeit. Faustus. Sie selbst, wie sie sich bemühte, so sehr, dem Bild zu entsprechen das gefordert war. Ihre Mutter. Ihre Mutter! Seiana hätte am liebsten aufgestöhnt in diesem Moment. Würde ihre Mutter sich nicht gerade im Grab umdrehen, wäre es wohl Seianas Hals, der dran glauben müsste. Und doch, immer wieder, sah sie auch Szenen der vergangenen Nacht vor ihrem inneren Auge, und in diesen Augenblicken war sie beinahe ebenso fassungslos wie in den anderen – nur aus völlig anderen Gründen. Das war sie gewesen. Sie. Völlig unverständlich. Seiana presste nun doch die Lider aufeinander, aber mit geschlossenen Augen wurden die Eindrücke noch mehr, heftiger, die durch ihren Geist schwirrten, und sie öffnete sie lieber wieder, sich nichtsdestotrotz unglaublich, fast schon unverschämt wohlig zufrieden zu fühlen, so sehr, dass sie sich am liebsten wie eine Katze geräkelt hätte. Aber das war nun etwas, was sie sich unter keinen Umständen erlauben konnte.


    Nein, Seiana rührte sich einfach gar nicht, abgesehen von dem Atem, der ihren Brustkorb hob und senkte. Sie kam nicht ganz klar mit der Unzahl an verschiedenen Eindrücken, die auf sie einstürmten. Wie unmöglich das gewesen war, was sie getan hatte. Wie unglaublich es gewesen war. Wie wohl sie sich fühlte, ein Teil von ihr wenigstens, ebenso wie ihr Körper, der zwar so gerädert war wie selten, aber zugleich auf eine Art entspannt, die sie nicht kannte. Und dann war da noch der Körper, auf dem sie schon wieder halb lag. Es mochte lächerlich sein angesichts der vergangenen Nacht – und des bisherigen Verlaufs des Morgens –, aber je wacher sie wurde, je mehr ihr Verstand wieder einsetzte, desto mehr begann Seiana, die Nähe zunehmend als unangenehm zu empfinden. Sie überlegte schon, wie sie am besten abrücken konnte von ihm, wie aufstehen, ohne dass es auffiel – und ja, sie war sich bewusst, dass sie nie schaffen würde zu gehen, ohne dass es ihm auffiel, aber trotzdem dachte sie genau darüber nach –, als seine Finger, die immer noch über sie strichen, plötzlich an einer ihr nur allzu vertrauten Stelle verharrten, und gleich darauf wieder seine Stimme erklang. Die Stelle, auf der die Narbe lag, zuckte leicht, dann nutzte sie die Gelegenheit, um ein wenig von ihm abzurücken, Distanz zwischen sich zu bringen, so er es zuließ. Ein fast schon sehnsüchtiger Blick traf die Decke, die im Eifer des Gefechts zuvor auf dem Boden gelandet war. „Als Kind“, meinte sie schließlich, als klar wurde, dass er auf eine Antwort wartete. Und unterhalten lenkte vom Nachdenken ab. „Ich war... nicht das, was man ein braves römisches Mädchen nennt.“

  • Von irgendwoher hörte Vala ein metallenes *klonk* als die Tür zufiel, die er gestern Abend und schon zuvor mit viel Arbeit aufgestemmt hatte. Sie machte dich, warum auch immer. Diese Reaktion war für Vala nicht unbekannt, meißt bekam er sie zu sehen wenn sich seine Gespiellinnen in dem Dasein als Frau noch nicht ganz so klar waren, als dass sie so ein Intermezzo mit gesundem Selbstbewusstsein davon.. eh... wie bitte?
    'Halt's Maul, Über-Ich.', grollte das Es, das zufrieden an einem Knochen nagend in der Dunkelheit hockte und sich über die soziologischen Ergüsse seines Partners lustig machte. Das Über-Ich, viel zu verdattert um adäquat empört zu reagieren, schickte sich an etwas zu erwidern, tat es dann jedoch nicht, und so blieb es bei diesen Anflügen der Erklärung des Wesens einer Frau.


    Das einzige, was Vala darauf tat war die Lippen schmal zu ziehen, ein genervtes "Natürlich nicht." zu raunen und über Seiana hinweg zu klettern, um so wie die Götter ihn schufen auf die Suche nach einem Nachttopf zu gehen. Es war keiner da. Großartig. Was allerdings da war, war Seianas Kleidung, ordentlich aufgehängt von einem unsichtbaren Sirius.
    Er blickte die Decima eine Zeit lang unschlüssig an, sich nicht ganz sicher, ob er sie jetzt herauskomplimentieren, herauswerfen oder herausvögeln sollte. Er entschied sich dann doch gegen alle Möglichkeiten, gähnte einmal herzzerreissend und streckte sich in alle Richtungen bis die Gelenke knackten. Eine weitere Minute verging, in der Vala seinen Gast unschlüssig anstarrte, dann lächelte er sie jedoch spitzbübisch an.


    "Wenn du das, was heute Nacht geschehen ist akzeptierst, wirst du daran wachsen, Decima..", und damit meinte Vala nicht nur nach vorne, "..wenn nicht, wird es all das zerstören was dir zuteil geworden ist. Überleg dir das gut."
    Um seine Aussagen zu bekräftigen, lehnte er sich noch einmal nach vorne, packte sie blitzschnell am Hinterkopf und drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich mit einem nachdenklichen Schmunzeln zurückzog, und so nackt wie er war das Zimmer verließ..

  • Zu alldem, was ihr ohnehin schon durch den Kopf schwirrte, kam nun auch noch eine nicht zu unterschätzende Portion Überraschung hinzu, als Seiana die Reaktion des Ducciers wahrnahm. Er wirkte genervt – seine Worte klangen so, und seine Reaktion schien es ebenfalls zu sein. Es war nicht so, dass sie enttäuscht war, immerhin hatte sie etwas Distanz gewollt, gebraucht. Aber sie hatte nicht erwartet, dass er nun so reagieren würde. Und so starrte sie nur zurück, überrascht und verwirrt, als er nackt mitten im Raum stand und sie eine ganze Zeitlang musterte, ohne irgendetwas zu tun. Irgendwann gähnte er und streckte sich, nur um sie dann weiter anzusehen, und Seiana... lag auf seinem Bett, die Ellbogen hinter sich abgestützt, und wurde einfach nicht schlau aus ihm. Dieses Gefühl manifestierte sich noch, als er dann doch etwas tat, genauer: lächelte, dann den Mund aufmachte und etwas sagte. Und noch während Seiana versuchte zu begreifen, was er meinte, küsste er sie und verschwand. Immer noch mit diesem Lächeln. Und Seiana starrte ihm mit offenem Mund hinterher.


    Mehrere Augenblicke vergingen, in denen sie so da saß und die mittlerweile geschlossene Tür ansah. Dann streckte sie sich, angelte nach der Decke, zog sich ein Eck davon über den Kopf und ließ aufs Bett zurückfallen. Verstecken vor der Welt, das schien ein guter Einfall zu sein in diesem Moment. Sie wusste, dass sie das nicht ewig konnte, aber das ignorierte sie. Sie wusste, dass sie die Chance nutzen und gehen sollte, aber das ignorierte sie auch. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und das konnte sie nicht ignorieren. Sie hatte niemals jemanden so nahe an sich herangelassen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hatte noch nie so etwas erlebt. Nach allem, was ihr eingebläut worden war, hätte sie es auch gar nicht erleben dürfen, nicht so. Und trotzdem war es passiert. Und, mehr noch: es hatte ihr gefallen. Sie müsste dreist lügen um zu behaupten, dass es ihr nicht gefallen hätte. Und trotzdem war es... falsch... gewesen, jedenfalls nach dem Maßstab, der ihr anerzogen worden war. Seiana verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zog die Beine an, so dass ihre Knie nun nach oben ragten, während ihr Oberkörper immer noch gerade da lag, die Arme über dem Kopf verschränkt, dazwischen der Zipfel der Bettdecke, der ihr Gesicht vor der Welt abschirmte. Es tat ihr gut, für den Moment, dass sie allein war, dass sie ihre Ruhe hatte, und sie wollte das nicht aufgeben, nicht einmal für die Zeit, es benötigte, um nach Hause zu kommen. Himmel, sie wusste nicht einmal, wo die beiden Sklaven steckten. Und sie wusste auch nicht, was sie tun sollte, wenn sie erst mal zu Hause angekommen war. Wenn sie anderen Menschen begegnete. Sie fand es angenehmer, diesen Moment noch hinauszuzögern. Der einzige Mensch, dem sie hier begegnen konnte, war Vala, und der, nun ja, wusste Bescheid. Natürlich.


    Seiana lag noch so da, als sie die Tür wieder hörte, und ein kurzes Hervorlinsen unter der Decke überzeugte sie davon, dass es der Duccier war, und nicht etwa ein Sklave. Nachdenklich musterte sie ihn. er hatte gehalten, was er ihr versprochen hatte. Er hatte dafür gesorgt, dass sie die Welt um sich herum vergaß, dass sie all das hinter sich lassen konnte, was ihr auf den Schultern lastete, und es war sogar... einfach gewesen, nachdem sie einmal losgelassen hatte. Sie war nicht so naiv zu glauben, dass er das aus purer Nächstenliebe getan hatte, aber das änderte nichts daran, dass es so war. Und dann waren da noch seine Worte von gerade eben, die ihr mehr zu denken gaben als ihr lieb war – ebenso wie seine Reaktion von davor. Sie holte Luft. „In einem Vorort von Tarraco“, kam es halb unter der Decke hervor, bevor sie sie endgültig vom Gesicht zog. Ihre Finger zeichneten die Narbe nach, die zuvor noch von seinen berührt worden war. „Einer der Fischerjungs, die meinem jüngeren Bruder das Leben schwer gemacht haben. Ich hab mich mit ihm geprügelt.“ Seiana fuhr sich durch die Haare und sah ihn an, ohne sich aufzusetzen. „Was hast du vorhin gemeint?“

  • Eine Spur von feinen Tropfen hinter sich herziehend und den Haaren noch nass vom Kopf hängend konnte man Vala ansehen, mit was er die Zeit totgeschlagen hatte, die er der Decima geben wollte um zu gehen. Während dessen hatte er sich Gedanken darum gemacht, was er heute am Tage noch zu schaffen hatte. Ein reicher Grundbesitzer war gestorben, und die Erben balgten sich nun um sein Erbe; eine Sache die ihm nicht angenehm war, konnte er sich doch darauf einstellen auch heute wieder unprovoziert wütende Männer und dilletantisch weinende Frauen vor sich hocken zu.. moment.. was war das?


    Mit einem Tuch in der Hand um sich die Haare trocken zu rubbeln stand er ziemlich perplex da und starrte die Decima in seinem Bett entgeistert an. Die war ja immer noch da. Und sie redete mit ihm, über was? Tarraco? Fischerjungs? Serapio? Häh?
    Er entschloss sich, sich erst einmal anzuziehen, sich eine Tunika über zu werfen, einfach nur um etwas Zeit zu schinden um darüber nachzudenken warum bei Wodans Raben diese Frau noch in seinem Bett hockte. War er so gut gewesen? Wollte sie mehr? Wenn, dann hatte sie eine sehr merkwürdige Art und Weise das zu kommunizieren.
    Und dann entsann sich Vala seines Triumphes in der vorhergegangenen Nacht.
    Sie hatte einfach keine Ahnung.. sie hatte mehr Sommer gesehen als er, und dennoch war hier klar wer hier wem was erklären musste.
    Mit gelassenem Lächeln ließ Vala sich am anderen Ende des Betts nieder und blickte sie eine Zeit lang unschlüssig an, bevor er mit etwas trivialem wieder einstieg: "Einen Fischerjungen verhauen.. das scheint lange her zu sein." Ob ihr Bruder sehr viel jünger war als sie selbst oder einfach nur ein verhärmter Weichkeks interessierte ihn nicht. Diese Frau hatte sich geprügelt.. das gefiel ihm, es erinnerte ihn an eine seiner kleinen Schwestern, die so zahlreich wie allesamt tot waren, weil keine einzige es über die fünf Lenzen geschafft hatte. Das Mädchen, das vor seinem inneren Auge auftauchte und mit kindischer Wut auf ihn losging wich bald dem totenbleichen Gesicht, das er zuletzt von ihr gesehen hatte. Er wischte das Bildnis ärgerlich beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Frau vor ihm, die die Decke zu halten schien wie einen Schutzschild. Eine lächerliche Geste in seinen Augen, aber Frauen klammerten sich ja nur allzu oft an alles Mögliche, weil sie Dinge sahen die kein anderer sah. Einer der Punkte, die sie für Vala so interessant machten.


    Er seufzte und schüttelte den Kopf. Hätte er nicht noch vor wenigen Momenten Besitz von ihrem Körper ergriffen, hätte er gedacht hier mit einem Kind zu reden.


    "Wie soll ich das schon gemeint haben?", raunte er aus dem nahen Fenster blickend während seine Finger gedankenverloren mit ihren Zehen spielten, "Wir haben heute Nacht zusammen geschlafen, Seiana... du mit mir, und ich mit dir. Jetzt starrst du mich an, als hätte das alles garnicht geschehen dürfen. Ich kenne das, und es wird dir nichts Gutes bringen... oh, ich hoffe, ich verletze deine Gefühle nicht, wenn ich dir sage, dass du nicht meine erste warst.", die letzten Worte sprach er mit einem Sarkasmus, dem jede Bitterkeit fehlte. Für ihn war das einfach normal, und er versuchte ihr dasselbe Gefühl zu vermitteln. Warum auch immer. Wahrscheinlich, damit sie sich nicht in die Arme ihres Oheims stürzte um ihm ihre große Verfehlung zu beichten.
    "Wenn man es genau nimmt, hast du heute Nacht nicht nur einen Fischerjungen verprügelt. Du hast drei Fischerjungen verprügelt. Und glaube mir, ich habe sehr wohl mitbekommen, dass es dir verdammt viel Spaß gemacht hat. Grämst du dich jetzt deswegen bringst du dich um genau diesen Moment des Triumphs, und es wird dich zu einer verschlossenen verbitterten Frau machen die für sich und ihre Mitmenschen nur Schuldgefühle übrig hat. Akzeptierst du das, was geschehen ist allerdings als einen Ausdruck deiner dir von den Göttern gegeben Natur, wirst du den Frieden finden."


    Während er dies sagte, kam er sich unheimlich dämlich dabei vor. Aber wie brachte man einer Frau bei zu akzeptieren, dass ihr der menschliche Coitus kein Grauen mehr war? Im Endeffekt arbeitete er hier für seinen Nächsten... akzeptierte sie was er sagte, würde sein Nachfolger definitiv mehr Spaß mit dieser Frau haben als wenn sie sich für diese Nacht in Selbstvorwürfen ersäufte. Er sollte später herausfinden wer dieses Weib heiratete, und ihn abkassieren.
    Eigentlich garnicht mal so blöd.. eine glasklare Geschäftsidee: bringt eure störrischen und von gesellschaftlichen Konventionen schockgefrorenen Weiber zu Vala; er taut sie auf und bringt sie wieder auf Betriebstemperatur!

  • „Dreizehn Jahre“, murmelte sie. Der letzte größere Kampf, den sie gehabt hatte, wenn man das so sagen konnte. Danach war es stetig... bergab gegangen. Wenn man das so sagen konnte. Als er dann dazu ansetzte, auf ihre Frage zu antworten, musterte sie ihn, sein Profil, während er aus dem Fenster sah und sie an ihren Füßen eine sachte Berührung spürte. Sie starrte ihn also an, als hätte das nicht geschehen dürfen – Kunststück, es hätte auch nicht geschehen dürfen, rebellierte etwas in ihr, jedenfalls nach dem, was die Gesellschaft vorgab. Die römische. Sie wusste nicht, wie das bei den Germanen war. Darauf reagierte sie allerdings nicht – erst bei seinen nächsten Worten. Ihre linke Augenbraue rutschte ein Stück nach oben. „Sicher nicht“, kommentierte sie trocken, und in ihrer Stimme schwang sogar ein wenig Humor mit angesichts des Sarkasmus, den sie aus seinen Worten hörte. „Ich mag keine Erfahrung haben, aber ich bin nicht naiv.“ War sie vielleicht doch, in manchen Dingen, aber nicht in dieser Hinsicht. Ganz abgesehen davon, dass allein der Fakt wie manche Römer ihre Sklavinnen gebrauchten kein Geheimnis war, abgesehen davon, dass auch Caius keinen Hehl daraus gemacht hatte, wie er zu Sex stand, hatte ihr die vergangene Nacht – neben einigen anderen Dingen – auch gezeigt, dass er neben Charme vor allem eines besaß: Erfahrung. Und er hatte das hier gewollt. Sie wusste nicht, wann er auf die Idee gekommen war mit ihr im Bett zu landen – aber spätestens als er sie aufgefordert hatte die Augen zu schließen, musste es so weit gewesen sein.


    Seine darauffolgenden Worte ließen ihre Augenbraue noch ein wenig höher rutschen. Fischerjungs verprügeln, damit verglich er die Nacht? Sie wusste nicht, ob sie nun lachen sollte, aber sie entschied sich dafür, gar nicht zu reagieren. Dass sie Spaß gehabt hatte, damit hatte er Recht. Nur... der Rest. Alles, was damit zusammenhing. Sie dachte wieder an Faustus – der davon nie, nie, niemals erfahren durfte. Niemals! Genauso wenig wie irgendjemand sonst. Sie hörte ihm weiter zu, ließ die Worte in sich nachklingen... und sie fing nun an zu begreifen, was er ihr sagen wollte. Aber so recht entscheiden konnte sie sich nicht. Wenn das ein Fehler gewesen war, war es ein verdammt guter gewesen. Es musste aber ein Fehler gewesen sein, war sie nun doch weiter denn je von dem Idealbild einer römischen Frau entfernt. Und... ihre Gedanken begannen sich erneut zu kreisen, und sie wünschte sich, sie hätte seine pragmatische Herangehensweise. Wünschte sich, da wäre nicht so viel zu beachten. Schreiben. Sie könnte schreiben, ihre Gedanken aufschreiben, um irgendwie Ordnung hinein zu bekommen und eine Wertung, weil sie es irgendwie ordnen und werten musste, um entscheiden zu können, was sie nun damit anfing. Sie konnte nicht einfach ignorieren, was geschehen war. Aber sie konnte dieses Chaos in sich auch nicht weiter toben lassen, sie brauchte Struktur. Kontrolle. „Fehler oder nicht, es hat Spaß gemacht. Ja.“ Das immerhin konnte sie zugeben, ihm gegenüber wenigstens. Noch so ein Kunststück. Er war ja dabei gewesen, und sie, das wusste sie, mochte in der Nacht einiges gezeigt haben, aber ganz sicher nicht, dass es ihr nicht gefallen hatte. Genau das war es ja, was sie vor so ein Dilemma stellte. Hätte es ihr nicht gefallen, sie hätte sich anstandslos in das Loch fallen lassen können, von dem er sprach, von dem Gram und der Bitterkeit und der Schuld. Aber so... war das nicht so einfach. All ihrem Denken hatte in den letzten Jahren immer die Überzeugung zugrunde gelegen, dass es richtig war, was Ehre und Anstand und Tradition verlangten, dass es gut war, dass es einen Sinn hatte. So hatte sie es eingebläut bekommen, nachdem ihre Mutter ihren Kindheitseskapaden schließlich einen Riegel vorgeschoben hatte. Aber das hier... bei den Göttern, das mit dem Nachdenken war keine gute Idee, und doch kam sie nicht los davon.


    Sie beschloss, sich zu zwingen, und Aktivität erschien ihr als gutes Verdrängungsmittel. Seiana erhob sich, nackt wie sie war, ließ die Decke auf dem Bett und ging hinüber zu ihrem Kleid, das irgendjemand ordentlich aufgehängt hatte. „Ich sollte gehen. Du hast sicher zu tun.“ Und sie hatte Hunger, wie sie mit einem Mal feststellte, als ihr Magen sich mit einem Grummeln bemerkbar machte. Ein Bad würde ihr auch gut tun. Sie zog sich das Kleid über den Kopf, das dankenswerterweise nicht nur schlichte Eleganz ausstrahlte, sondern auch tatsächlich schlicht gehalten war, so dass es kein Problem darstellte, es alleine anzusehen – im Gegensatz zu manchen anderen Kleidern, die es so gab. Nur eine Fibel fehlte, bemerkte sie. Und ihre Haare konnte sie auch nicht so offen lassen. Das Leben war herrlich einfach, so lange man sich mit solchen Kleinigkeiten beschäftigen konnte. Seiana bewegte leicht die eine Stoffbahn, die herunterhing, nur gehalten von ihrer Hand. „Ich habe unten noch etwas... liegen gelassen, scheint es.“ Er, eigentlich. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie in der Nacht in sein Cubiculum gekommen war, und erst recht nicht, dass sie irgendetwas mitgenommen hatte, also musste er sie wohl gebracht haben. „Und könntest du meine Begleiter rufen lassen?“ Von denen sie immer noch nicht wusste, wo sie waren oder wie sie die Nacht verbracht hatten. Irgendwie begann gerade wieder die Fassungslosigkeit, ein fast schon ungläubiges Staunen über das Geschehene, in ihr zu überwiegen.

  • Version 1.0: Ein markerschütternder Schrei erfüllte die Casa Prudentia, als Titus Duccius Vala, seines Zeichens stolzer Brecher insgeheim doch gezählter Herzen, wieder einmal über die Einfalt der Weiber verzweifelte!


    "NATÜRLICH HAT ES SPAß GEMACHT, WEIB!!!", schrie er Seiana an, um danach mit der Kraft der Verzweiflung seinen Kopf mehrere Male gegen die Wand zu klatschen, "WIE KANN MAN SOWAS NUR SO ZERREDEN? BEI HELS RUNZELIGEN TÜTEN!!! NATÜRLICH MACHT ES SPAß WENN MAN F%&#T! DAS IST DOCH DAS TOLLE AN DER SACHE! UND JETZT RED NICHT GROß WEITER, SO WIE DU DAS HAUS HEUT NACHT ZUSAMMENGESTÖHNT HAST, KANN MAN SEHR WOHL DAVON AUSGEHEN DASS DU DEINER VERDAMMTEN JUNGFRÄULICHKEIT KEINE TRÄNE HINTERHERWEINTEST! TRAUER HÖRT SICH NÄMLICH ANDERS AN ALS 'OH JA MACH WEITER VALA'! GOTTVERDAMMTE AXT... NEIN... NEIN... DU MACHST DEN MUND FORTAN NURNOCH DANN AUF WENN ICH DIR SAGE WAS DU DAMIT TUN SOLLST.. SEHR RICHTIG, SPRICH MIT DEM TEIL, DAS GESICHT HÖRT NICHT ZU. UND JA, DU SOLLTEST GEHEN!! GEH!!!! GEH MIT DEN GÖTTERN ABER GEH!!!"


    Version 2.0:


    Valas Miene rührte sich nicht. Kein Stück. Nicht ein Zucken der Augen, nicht ein Mundwinkel wurde verzogen. Er starrte Seiana einfach nur fassungslos an. Abrupt wandte er sich dann um, das Zimmer verlassend, nur um wenig später wieder aufzutauchen. Mit einer Axt. Einer großen Axt.
    Und mit der hackte er Seiana in wohlproportionierte kleine Stücke. Sorgfältig. Nicht allzu wild. Okay, das war gelogen: es ward ein Gemetzel.


    Aber: als Vala die Axt an Seianas wohl zusammengefalteten Klamotten säuberte, lächelte er wieder.


    Version 3.0:


    Behutsam nahm Vala die Klamotten der von ihm entweihten Frau in die Arme, und überreichte sie ihr schließlich mit regungsloser aber doch versöhnlicher Miene.
    "Ja.. ich denke auch, dass du gehen solltest."
    Ein unlauter Ruf nach Sirius zauberte diesen hervor, welcher wiederrum wenig später die beiden diskret stummen Sklaven der Dicimi hervorzauberte.


    Eine Weile lang sah Vala sich die Decima nur abschätzend an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Dann lächelte er wieder sein gewinnendes Vala-Lächeln und verabschiedete sie mit einem knappen Nicken: "Vale bene, Decima."


    Mann konnte friedfertig sein. Wenn man wollte.

  • Sim-Off:

    Eins, zwei oder drei... letzte Chance... vorbei *g*


    Mann konnte friedfertig sein. Aber Mann war zugleich auch wie ausgewechselt, was Frau noch mehr verwirrte als sowieso schon. Mit anderen Worten: Seiana konnte mit des Ducciers Reaktion nichts anfangen. So rein gar nichts. Nicht das Geringste. Fast schien es, als sei vergangene Nacht gar nichts passiert. So wie er sich gab, wie er sie musterte, wie er sprach, hätte das hier auch ein Aufeinandertreffen im Stoakurs sein können, oder jenes unten im Garten, wo sie sich förmlich entschuldigt hatte – oder es wenigstens versucht hatte. Dass sie diejenige war, die zuerst zurückgewichen war, kam ihr dabei gar nicht in den Sinn. Sie verstand es nicht. Sie verstand es einfach nicht, weder was passiert war, noch wie es dazu gekommen war, und schon gar nicht wie der Duccier sich nun verhielt.


    Sie drehte ihre Haare zu einem einfachen Knoten zusammen und zögerte Momente lang, auch dann noch, als die beiden Sklaven auftauchten, mit denen sie hergekommen war. Erwiderte seinen Blick, der ihre so unschlüssig wie der seine abschätzend war. Und für einen winzigen Moment hatte sie fast so etwas wie ein Déjà-vu, weil sie etwas sagen wollte – und es vergaß, während er sie ansah. Das Lächeln, das er dann plötzlich zeigte, trug nicht dazu bei, dass sie sich wieder erinnerte, sie wusste nur, dass da irgendetwas gewesen war... Aber da war einfach zu viel, zu viel Tumult in ihren Gedanken, so viel, dass sie schon wieder begann all das in dem Eismeer zu ertränken, das sie irgendwo in sich angelegt hatte, für all die Momente, in denen ihr etwas zu viel wurde. Und so, nach einem weiteren Moment des Schweigens, neigte sie ebenfalls leicht den Kopf. „Vale bene“, war das Einzige, was ihre Lippen verließ.


    Erst als sie bereits auf dem Heimweg war, fiel ihr ein, was sie noch hatte sagen, oder vielmehr, wessen sie sich hatte versichern wollen: dass das Geschehene unter ihnen bleiben würde.

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