[Mercati Traiani] Taberna "Ad Neptunis"

  • Plotina löschte erst einmal ihren Durst, leerte einen Becher, goss sich nach und trank auch aus diesem zweiten Becher eine ganze Menge. Nun wurde auch ihr Flusskrebs serviert, ein possierliches Tierchen, das jetzt gleich in ihrem Magen verschwinden würde.


    "Was haltet ihr beiden eigentlich von den Spielen? Bei dir, Theodorus, ahne ich die Antwort schon. Und bei Verus? Na, ich lass mich überraschen!"

  • "Spiele? Die sind immer überfüllt,ich mag Menschenmassen nicht,deswegen besuche ich die Spiele eigentlich nie."


    Verus nahm sich ein Stück von seinem Fisch und steckte dieses in seinen Mund,es mundete sehr.


    "Die Spiele gefallen mir weniger,ich mag lieber das Theater aber am liebsten mag ich mit einer guter Schriftrolle in den Gärten zu sitzen und einfach auszuspannen,fern ab vom Trubel."

  • Mit einer abwehrenden Handbewegung meint Theodorus:


    "Spiele? Wenn du diese Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und künstlichen Seeschlachten meinst. Nein, Nein, da halte ich gar nichts davon. Wenn ich ehrlich bin: Ich halte das - verzeiht mir - für ein Relikt der barbarischen Vorzeit der Rhomäer, dass sie leider immer noch nicht abschütteln konnten."


    Dann meint er ernst:


    "Ich schaue mir da lieber Theateraufführungen und athletische Wettkämpfe an."


    Mit einem schelmischen Grinsen fügt er noch hinzu:


    "Aber besonders gerne mag ich Wagenrennen..."

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  • Ah, das war die Antwort, auf die Plotina gewartet hatte! Sie strahlte Theodorus mit einem unnachahmlichen Siegerlächeln an.


    "Na, das hätte ich mir denken können, Theodorus; ja, ich hätte dir schon vorher fast wörtlich sagen können, was du nun ausgesprochen hast! Ihr Hellenen seid Schöngeister und bereichert unsere Welt, aber für manche ihrer Realitäten fehlt euch ganz einfach der Blick. - Allerdings muss auch ich sagen, dass ich hier in Rom einmal gerne auch einem Dichter-Wettbewerb beiwohnen würde; aber darauf werde ich wohl noch lange warten müssen."


    Plotina schaute jetzt von Verus zu Theodorus und zurück.


    "So bin ich also hier in eine rechte Philosophenrunde geraten?" :)

  • Ein wenig empört aber nicht böse schaut Theodorus zu Plotina zurück:


    "Na Na, tust du uns Hellenen da nicht ein wenig Unrecht? Ich meine, immerhin haben wir Griechen die Welt schon Jahrhunderte vor den Rhomäern die Welt erobert, beherrscht und ihr Kultur geschenk. Ich würde fast soweit gehen, zu sagen, wir haben euch dem Weg gebahnt."


    Dann seufzt er kurz auf.


    "Ja, ein Dichterwettbewerb hier in Rom wäre schon was schönes. Das Lateinische bringt durchaus so manche Blüten der Litartur hervor!
    Leider ist Rom in unserer Zeit nicht gerade der kultursinnigste Platz. Ich denke, das sind noch Nachwirkungen der barbarischen Politik des Vorgängers von Nerva, dessen Name zurecht nicht genannt werden darf. welcher alle Künstler und Philosophen aus der Stadt verjagt hat. Aber eines Tages wird auch in Rom die Kultur wieder ihre Blüten treiben, da bin ich mir ganz sicher..."


    Dann schaut er Verus an und meint:


    "Also, ich finde es schon sehr wichtig, auch und vor allem für einen Freund der Weisheit, sich unter das Volk zu mischen und an dessen Leben teilzuhaben."

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  • Verus grinste breit über diese ihm witzig erscheinenden Ausführungen bevor er sich zu Theodorus wandte.


    "Da hast du Recht,man sollte Teil des Ganzen sein aber sich nicht von der Masse niederwalzen lassen,man sollte der individuelle Teil der Masse sein.Dennoch sagt mir mein Geist,meide diese Massenveranstaltungen.Ich habe ja am Leben teil ,bloß nicht am Leben der stumpfen Masse."


    Verus aß ein weiter und trank genüsslich einen Schluck nebenher.

  • Theodorus tunkt ein Stückchen Brot in die Sauce, steckt sichs in den Mund und antwortet kauend:


    "Ich finde nicht, dass sich das Individuum und die Masse ausschließen müssen. Wie Aristoteles bereits sagte: Der Mensch ist ein zoon politikon. Alleine ist der Mensch ein Nichts. Erst in der Menge ist er in der Lage, seiner Indiviudallität Ausdruck zu verleihen."


    Dann schluckt er und genehmigt sich sogleich ein Schlückchen Wein.

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  • So, sie war also tatsächlich in eine philosophische Diskussion geraten, stellte Plotina zufrieden fest - und vergaß darüber ganz ihren Flusskrebs. Denn schon setzte sie zu einem Redebeitrag an, der es, so hoffte sie zumindest, in sich haben sollte.


    "Ich will dir nicht widersprechen, Theodorus, das verbieten mir allein schon meine Jugend und der Respekt vor deinen Studien. Nimm das, was ich jetzt sage, eher als eine Ergänzung auf."


    Moment, vorher noch einen Schluck Wein.


    "Mich hat man eine Interpretation des Aristoteles gelehrt, nach der der einzelne Mensch seiner Individualität am meisten Ausdruck verleihen kann - nicht in der Menge, dem ungegliederten, unstrukturierten ochlos, sondern unter Gleichen. Unter ihnen sich hervorzutun, von ihnen gerühmt zu werden - das scheint mir doch das zu sein, wonach der hellenische Mensch strebt."


    Jetzt war ihr das doch ein bisschen peinlich, und sie blickte vor sich auf ihren Teller - erblickte den Flusskrebs und begann ein wenig zitternd, Fleisch von ihm zu lösen.

  • Theodorus ist eigentlich gerade dabei, sich ein Häppchen vom Fisch in den Mund zu schieben, hält aber in der Bewegung inne und antwortet:


    "Wohl kaum der hellenische Mensch an sich, denn der ochlos, den Aristoteles meint, wird wohl auch zu dieser Sorte Mensch gehören. :D


    Nein, mal im ernst: Ich denke, man kann das durchaus allgemeiner und nicht nur auf den Hellenen hin interpretieren. Ich meine, Aristoteles will damit sagen, dass der Mensch seine Mitmenschen, seine Gruppe als Feld seiner Bestätigung braucht. Ein Eremit in der Wüste kann noch so viele gute und weise Pläne haben, sie würden gleichbedeutend sein mit gar keinen Plänen, solange nicht jemand dabei sitzt und sie vernimmt. Ein Mensch, der nicht unter Menschen lebt, existiert quasi nicht, da er seines natürlichen Handlungsumfeldes beraubt ist."


    Dann steckt er sich den Fisch in den Mund. Theodorus hat sich nie Gedanken über das Streben des hellenischen Menschen an sich gemacht. Warum auch? Wie die meisten Menschen sieht er seine Kultur als normal an und macht sich nur über die seltsamen Sitten anderer Völker Gedanken.

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  • Zitat

    Original von Theodorus von Alexandria
    Nein, mal im ernst: Ich denke, man kann das durchaus allgemeiner und nicht nur auf den Hellenen hin interpretieren. Ich meine, Aristoteles will damit sagen, dass der Mensch seine Mitmenschen, seine Gruppe als Feld seiner Bestätigung braucht. Ein Eremit in der Wüste kann noch so viele gute und weise Pläne haben, sie würden gleichbedeutend sein mit gar keinen Plänen, solange nicht jemand dabei sitzt und sie vernimmt. Ein Mensch, der nicht unter Menschen lebt, existiert quasi nicht, da er seines natürlichen Handlungsumfeldes beraubt ist."


    Plotina hörte dem Curator libris fasziniert zu. Ja, so hätte sie es auch gerne ausgedrückt!


    "Na, dann greife ich gerne deine Worte auf, Theodorus, denn ich fühle mich in eurer Gesellschaft wirklich wohl - und meinem wahren Menschsein schon mächtig nahe!" :D


    Lachend griff sie wieder zu ihrem Becher und nahm genussvoll einen Schluck.

  • Hatte seinen Teller bereits aufgessen und trank den letzten Schluck seines Getränkes,danach schaute er Plotina grinsend in die Augen.


    "Das freut mich,Plotina."


    Danach wandte er sich zu Theodorus.


    "Theodorus,kennst du eine gute Bibliothek in Rom? - Zu wahren Menschen gehört nämlich Bildung."

  • Theodorus dagegen schaut gerade nicht Plotina in die Augen sondern eher ein wenig skeptisch in seinem Becher. Jetzt hat er den Wein doch ein wenig zu übersüßt. Vielleicht sollte er den Kellner nach ein paar pikanten Gewürzen bitten, um das ganze zu retten? Nein, lieber keine Experimente. Außerdem schaun die Rhomäer dann immer so doof. Deshalb wendet er sich vom Becher weg und vertieft sich wieder ins Gespräch.


    Interessiert und mit einer kleinen Nuance von Beeindrucktsein wendet er sich an Plotina: Sag mal, hast du in Aegyptus mal Philosophie studiert? Du scheinst dich da gut auszukennen."


    Dann blickt er zu Verus:


    "Eine gute Bibliothek? Eine richtig gute?" Der Gesichtsausdruck des Alexandriners beantwortet die Frage mit Nein. "Ich hab gehört, die private Bibliotheca des Basileus soll sehr reich bestückt sein. Ansonsten arbeite ich gerade an einer..."

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  • "Du arbeitest an einer?"


    Fragte er mehr rhetorisch aber dennoch überrascht.


    "Ich könnte dir allte gelesene oder doppelte Schriftrollen von mir geben,dann müsstest du sie nicht teuer einkaufen,was hälst du davon?"


    Verus bestellte sich mit einer Handbewegung noch einen Wein zur Abrundung des Essens.


    "Als Gegenleistung erwarte ich nur,dass ich abundzu mal vorbei schauen kann und ein wenig stöbern kann,vielleicht sogar eine paar lesen kann."


    Nun schaute Verus ihn grinsend an.

  • Theodorus Augen blitzen sofort gierig auf, als er Verus Angebot hört. Eine der elementarsten Dinge, die man bei der Ausbildung am Museion eingetrichtert bekommt und verinnerlicht, ist das Anschaffen von Büchern zu jedem Preis.


    "Sehr gerne würde ich dein Angebot annehmen!"


    Dann führt er, etwas ruhiger, weiter aus:


    "Und was die Bibliothek betrifft, so denke ich, dass ich dir diese Gegenleistung gar nicht zu geben brauche, denn die Bibliotheca der Schola Atheniensis wird dem Magister Scrinorum von Italia sicherlich nicht den Zutritt gewähren. ;)


    Sag einmal, du bist noch nicht lange in Rom oder?"

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  • Verus nahm sich seinen Wein,genoß einen Schluck und wandte sich wieder zu Theodorus.


    "Ich werde mal bei euch vorbei schauen,vielleicht sogar schon demnächst mit ein paar Schriftrollen."


    Verus trank noch einen Schluck.


    "Ich bin erst ein halbes Jahr hier,richtig."

  • Plotina schaute belustigt zwischen den beiden Männern hin und her und steckte sich dabei ein Stück Krebsfleisch in den Mund.


    "Nun Theodorus, wie es aussieht, bist du hier in Rom unser Alterspräsident!"


    Sie warf einen kurzen Seitenblick zu Verus:


    "Nach Bibliotheken habe ich Theodorus vorhin auf dem Forum auch schon gefragt. Sag, Theodorus, ist die Bibliothek, in der du arbeitest, denn auch für so einfache Leute wie mich zugänglich? Ich werde leider keine Schriftrollen mit mir führen können, die ich der Bibliothek stifte. Die Casa Sergia ist in der Hinsicht leider schlecht ausgestattet; in der Vergangenheit ist sie ja leider für anderes berüchtigt gewesen."


    O, das hätte sie nicht aussprechen sollen! Plotina wurde schlagartig rot, so rot, dass man es nur mit einem Gemüse hätte vergleichen können, welches man vielleicht erst noch entdecken musste. :P

  • Theodorus wirkt ein wenig verdutzt bezüglich des Alterspräsidenten. Dass Plotina dann auch noch etwas sagt und sich daraufhin aus merkwürdigen Gründen geniert, trägt nicht gerade dazu bei, Theodorus, der weder die Gens Sergia noch die römische Sippenhaft kennt, anders schauen zu lassen.


    "Ähm, naja... Die Bibliothek ist eigentlich für jeden offen, so weit ich das weiß..." meint er höchstgradig verwirrt.


    Dann wendet er sich Verus zu: "Ein halbes Jahr erst? Respekt! Keine schlechte Karriere, wenn ich das mal so sagen darf!"

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  • Verus trank einen Schluck von seinem purpur-roten Wein.


    "Vielen Dank,man tut was man kann,leider sind mir auch schon einige Missgeschicke passiert,die ich nicht größer erleutern will,Fehler gehören zu den Menschen,wie das Wasser zu den Fischen."


    Verus stellte seinen leeren Becher ab und ließ sich nachfüllen.


    "Plotina ,wie sieht es eigentlich bei dir aus?"


    Dies meinte er mehr auf ihre Zukunft bezogen.

  • Plotina hörte Verus aufmerksam zu. So etwas hatte er schon einmal erwähnt, das mit den Missgeschicken. Es hätte sie sehr interessiert, um was es sich dabei genau handelte; nicht aus Neugierde, sondern um zu erfahren, ob ihm aus seinen Missgeschicken Nachteile entstanden waren und ob sie, Plotina, ihm irgendwie helfen könnte. Aber es war natürlich sein gutes Recht, nicht darüber zu sprechen. Als er seinen Becher leer auf den Tisch stellte, füllte sie ihn daher schnell nach, um daran mitzuwirken, schnell von diesem ihm unangenehmen Thema wegzukommen.


    Dass er dann aber auch ausgerechnet so eine Frage stellen musste, die sie in Verlegenheit brachte! Na, er konnte ja nichts dafür; wahrscheinlich war er wirklich einfach an ihrer Zukunft interessiert.


    "Es ist lieb, dass du fragst, Verus! Ehrlich gesagt, bin ich mir über meine Zukunft im Augenblick sehr unsicher. Das beste für mich ist sicherlich, wenn ich erst einmal noch etwas lerne. Deshalb habe ich dich, Theodorus, auch nach der Bibliothek gefragt. Seitdem ich hier in Rom bin, wird mir immer klarer, wie wenig ich eigentlich weiß. Vielleicht habe ich mir das auch zu leicht vorgestellt, einfach so aus Aegyptus nach Rom zu kommen - vielleicht ist das ja ein Missgeschick, das mir passiert ist."


    Dabei lächelte sie Verus verlegen zu.

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