• "Nunja...." fing ich an, nachdem ich den Worten gelauscht hatte ".... ich will noch einmal Nachsicht walten lassen mit ihr..... aber ich hoffe inständig für sie, dass sie sich damit abfindet, Sklavin zu sein, ansonsten müsste ich zu anderen Mitteln greifen, denn so einen Unruheherd kann ich nicht im Domus gebrauchen...."


    Ich hielt kurz Inne....


    "Du kannst ihr das ruhig sagen und versuche, sie in das Leben einer Sklavin einzuführen...... du kannst gehen!"

  • Natürlich, der Herr wäre dumm, sich alles gefallen zu lassen. Und Phaeneas fand die Aussicht, dass wegen Hedda ständig Unruhe im Haus herrschte, mehr als unangenehm... Also nickte er in Gedanken beifällig und war froh über die Gnadenfrist, die das Mädchen erlangt hatte. Allerdings beunruhigte ihn ein Wort: noch einmal Nachsicht walten lassen... Ob das wohl wörtlich gemeint war? Wenn ja, würde es für Hedda reichen?
    In das Leben einer Sklavin einführen. Das machte er die ganze Zeit schon, nur hatte Hedda schon so manches Mal gezeigt, was sie von solchen Ratschlägen hielt, die in Phaeneas’ Augen nur die Wirklichkeit wiedergaben. Vielleicht sollte er ihr endlich sagen, was passieren würde, wenn sie sich nicht einfand. Irgendwie hatte der junge Bithynier das Gefühl, sie wusste davon nicht wirklich bescheid...
    Phaeneas nickte, drehte sich um und verließ das Tablinum.

  • ...und Phaeneas hörte es und folgte dem Ruf seines Herrn.
    "Ja, Herr?", fragte er, als er vor ihm stand und erwartete, was der Herr wohl von ihm wollte.
    Ein sehr schöner Tag war es heute, die Sonne schien strahlend, aber in der Regia war es kühl wie immer. Wer wollte schon freiwillig die Sommerhitze hereinlassen? Außer dem jungen Bithynier natürlich!

  • Als der Sklave ankam blickte ich hoch und legte die Schriftrollen beiseite....


    "Phaeneas..... wie lange bist du jetzt schon bei mir? Schon länger als ein halbes Jahr nicht wahr?!"


    Doch wartete ich die Antwort gar nicht ab


    "Du warst mir immer loyal und hast deine Aufgaben zu meiner Zufriedenheit bewältigt. Dafür möchte ich mich erkenntlich zeigen und dich zu meinem persönlichen Leibsklaven machen..... damit bist du nun Herr über die andere Sklavenschaft und kannst dich innerhalb der Stadt Mogontiacum frei bewegen.


    Allerdings bringt es auch ein paar neue Aufgaben.... du bist nun nicht mehr nur für die Porta verantwortlich sondern für den gesamten Ablauf im Domus. Auch würdest du mich auf etwaiige Reisen begleiten und ...."


    Doch dann fiel mir etwas ein ".... kannst du schreiben?"

  • Phaeneas konnte nicht leugnen - nie konnte er das - dass ihm das schmeichelte, was der Herr ihm sagte. Es war wie ein Kompliment, das man wortwörtlich als Sklave so oft entbehrte und er vergaß das leichte Kältegefühl, das ihn umgab seit er in Germania war.
    "Danke, Herr!" Überschwang lag so gut wie nie in Phaeneas' Stimme, doch Dankbarkeit konnte der Herr nun gut heraushören.
    "Nein, Herr, schreiben beherrsche ich nicht."

  • Der bithynische Sklave nickte.
    Ihm war klar gewesen, dass jederzeit ein Herr von ihm verlangen könnte, schreiben zu lernen, doch nun war es trotz allem seltsam, dass es nun feststand... So lange hatte niemand es für nötig gehalten, dass er es konnte, und nun sollte er die Zeichen auf Papier ebenfalls verstehen lernen... Ein wahrhaft ungewohntes Gefühl.
    Aber eine Frage hatte Phaeneas noch, deren Beantwortung er noch benötigen würde.

  • "Ich werde mich nach einem geeigneten Lehrer umsehen, der dir Schreiben und Lesen beibringen soll....... "


    Kurz überlegte ich, bevor ich weiter sprach


    ".... wie macht sich Hedda in den letzten Tagen? Hat sie sich mit ihrem Schicksal nun abgefunden?"


    Vielleicht, wenn sie sie anpassen würde, würde ich auch ihr erlauben Schreiben und Lesen zu lernen.

  • „In den letzten Tagen war es friedlich, Herr, ich hatte keine Probleme mit ihr. Sie zeigt sich sehr lernwillig. Doch ob sie sich endgültig abgefunden hat, kann ich nicht sagen.“
    Momentan schien Phaeneas alles noch zu frisch, um ein endgültiges Urteil zu fällen.
    Hoffentlich würde Hedda ihm eines Tages die Antwort ermöglichen. Wenn es nur die richtige, die bessere sein würde...

  • Ich nickte "Nungut, wir werden ja sehen, wie es sich mit ihr entwickelt...... in Ordnung, das war es auch fürs Erste, sobald ich einen geeigneten Lehrer aufgetrieben habe wird der Unterricht beginnen.... du darfst dich zurückziehen!"

  • Jetzt war Phaeneas in einer Situation, die er nicht gerade schätzte. Aber es war noch eine Frage offen und so blieb ihm nichts anderes übrig, trotz der Aufforderung zu gehen, noch etwas zu sagen.
    „Herr, ich habe noch eine Frage. Wie in etwa ist dein Tagesablauf? Damit ich mich danach richten kann.“
    Dass der Herr darauf keine Antwort geben musste, wenn er die Frage unangemessen fand, war selbstverständlich.

  • "Nunja, im Morgengrauen stehe ich auf, dann möchte ich mich frisch machen, mich ankleiden und etwas zu mir nehmen.


    Dann begebe ich mich ins Officium oder ins Castellum, je nachdem, was gerade für Aufgaben anstehen.


    Erst später kehre ich ins Domus zurück, zum Abendmahl, manchmal auch schon etwas früher, dann arbeite ich hier noch ein wenig....."

  • Phaeneas hörte konzentriert zu und prägte sich alles ganz genau ein. Wenn man ihn jetzt danach fragen würde, würde er es jederzeit Wort für Wort wiedergeben können.
    Aha, tagsüber war der Herr die meiste Zeit außer Haus. Alles bekam der Bithynier schließlich nicht mit. Wenn man gerade irgendwo beschäftigt war, konnte es leicht sein, dass es an einem vorbeiging, wenn der Herr die Domus verließ.
    Er nickte zur Reaktion und tat dann das, wozu der Herr ihn schon vorher aufgefordert hatte: er verließ das Tablinum.

  • Eines Abends, ich war etwas früher ins Domus gekommen, setzte ich mich hin und schrieb Briefe nach Rom....


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Roma
    Italia


    Salve, mein Bruder!


    Es ist lange her, dass ich Rom verlassen hatte und ich hatte nur selten ein paar freie Minunten. Doch nun ist es soweit und ich finde die Zeit dir zu schreiben.
    Die Reise nach Germania ist gut verlaufen und ich bin hier herzlich empfangen worden. Seit meinem Empfang hatte ich viel zu tun, Gespräche, Rundreisen, Besprechungen und Empfänge. Du kannst dir sicher vorstellen, wie es mir ergangen ist.
    Doch mittlerweile habe ich mich eingelebt und gut und fähige Leute an den wichtigen Stellen übernommen, bzw. neu eingesetzt, sodass mir doch etwas Zeit für mich bleibt.


    Nun möchte ich dich aber fragen, wie es dir in Rom ergeht? Was gibt es Neues in der Casa? Was tut sich im Senat? Und am Wichtigsten, wie beurteilst du die Lage im Osten?
    Müssen wir uns sorgen? Man hört ja, ausser den offiziellen Meldungen ein Haufen Gerüchte.


    Aber wie auch immer, ich hoffe, dass du und deine Gattin einmal die Zeit findet, mich hier, in Germania zu besuchen. Es wäre mir eine Freude, euch diese Provinz zu zeigen, von der man so viel Schlechtes hört, die aber nur so scheint.


    Die Götter mögen mit dir sein, mein Bruder, Vale bene!



    An
    Gaius Caecilius Crassus
    Casa Caecilia
    Roma
    Italia


    Salve, mein werter Freund, Crassus!


    Die Neuigkeiten brauchen eine Weile, bis sie nach Germania durchdringen, aber man hört, dass du wohlbehalten und erfolgreich aus Hispania zurückgekehrt bist.
    Meine Glückwünsche und Anerkennung dafür übermittle ich dir auf diesem Wege.


    Vor deiner Abreise hatten wir einen kleinen Disput und konnten diesen nicht mehr klären, so möchte ich dir hiermit versichern, dass dies unserer Freundschaft in keiner Weise geschadet hat, sondern betrachte ich die damalige Diskussion als Zwist zwischen zwei Ämtern und da ich schon lange nicht mehr Consul bin auch als erledigt. Ich hoffe du siehst das auch so.


    Ich weiss du darfst nichst über die Staatsgeheimnisse verraten, aber vielleicht weisst du ja mehr über die Lage in Parthia..... kannst du mir ein paar Details zukommen lassen? Müssen wir, im Norden uns Sorgen machen?


    Aber ich möchte, nicht zuletzt, auch dich fragen, wie es dir ergeht? Wie dein Einsatz in Hispania verlaufen ist und welche Neuigkeiten es in der Casa Caecilia und in Rom gibt.


    Solltest du eines Tages genug von Rom haben und einen Ortswechsel brauchen, dann erinnere dich an einen alten Freund, die Türen von Mogontiacum werden dir immer offen stehen.


    Die Götter mögen deinen Weg beschützen!
    Vale Bene, mein Freund



    An
    Aelia Paulina
    Domus Aeliana
    Palatium Augusti
    Roma
    Italia


    Salve meine liebe Paulina!


    Verzeih, dass es so lange gedauert hat, bis ich mich melde, aber du kannst dir sicher vorstellen, dass es eine Menge zu tun gab bei meiner Amtsübernahme.


    Nun, da ich mich eingelebt habe und mein Amt und die damit verbundenen Aufgaben ausführen kann, ohne schlaflose Nächte zu verbingen, möchte ich dich bitten, mir nachzureisen, nach Mogontiacum, damit wir die weiteren Schritte am Weg zur Hochzeit in Angriff nehmen können.


    Ich hoffe bald von dir zu lesen, oder dich sogar schon bald hier begrüssen zu dürfen.
    Vale bene,



    Als ich fertig war, rief ich nach


    "PHAENEAS!!!"

  • Phaeneas betrat das Tablinum und eilte mit behenden Schritten auf den Herrn zu. „Du hast gerufen, Herr?“
    Er kam jedes Mal gern zu seinem Herrn, es bedeutete stets nur erfreuliches, wenn er nach ihm rief. Unangenehmes hatte es ebenfalls noch nicht gegeben und langsam reifte in ihm die Hoffnung, das es auch so bleiben würde...auch wenn er wusste, dass Fortuna mit ihren Launen ihn bestimmt nicht vergessen würde...

  • "Ja, Phaeneas... ich habe hier drei Briefe..." sprach ich und übergab ihm die Rollen ".... welche nach Rom müssen! Bring sie ins Officium des Cursus Publicus! Die Briefe sollen per Eilpost nach Rom."


    Dann übergab ich ihm einen Lederbeutel "Hier sind 250sz.... der Postbeamte soll mir gleich eine Werkarte für meine private Post austellen und die Gebühr für diese drei Briefe dort gleich abbuchen!


    Hast du Fragen?"


    Sim-Off:

    Den Betrag habe ich schon überwiesen.... kannst du dem Postbediensteten dann gleich SimOFF mitteilen ;)

  • Aha, Briefe in die Heimat. ;)
    Phaeneas nahm die Rollen und den Beutel entgegen. Alles war klar, der Herr hatte glücklicherweise die Gabe genau auszudrücken, was er meinte. Auch eine Sache, die nicht selbstverständlich war. Am schlimmsten war, wenn man sich zur Hälfte zusammenreimen musste, was man tun sollte.
    „Nein, Herr.“
    So machte Phaeneas kehrt und entfernte sich, um die Briefe abzuliefern, wie der Herr es ihm aufgetragen hatte...


    Sim-Off:

    Okay! :]

  • Phaeneas klopfte an die Tür des Tablinums, wartete auf eine entsprechende Aufforderung und trat ein.
    "Es sind einige Briefe für dich angekommen, Herr." Einige war gut. Ein ganzer Stapel war es:


    An Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania


    Salve mein Bruder,


    ich dachte mir schon, daß du mit deinem neuen Posten mehr als genug Arbeit haben wirst und freue mich, daß du die schwierige Anfangsphase hinter dir zu haben scheinst. Wie es uns in Rom ergeht? Rom steht noch und erfreut sich gerade brütender Hitze. Man sagt, in Germania wäre es um diese Jahreszeit kühler und falls nicht, so sei die Hitze angenehmer zu ertragen. Wenn das stimmt, dann beneide ich dich, denn hier scheint jeder Tag heißer zu sein als der vorherige. Schon längst wäre ich geflüchtet aufs Land, auf meine Güter, wenn nicht diese leidige Pflicht im Senat meine Anwesenheit hier binden würde. Sei ohne Sorge, im Senat versäumst du nichts. Die Themen sind zum Großteil langweilig und bei vielen Senatoren hat man das Gefühl, sie würden nur heiße Luft produzieren, ein Gedanke, der angesichts des Wetters bei mir keine Hochgefühle entstehen lässt. Auch die leidige Geschichte mit den Parthern wurde andiskutiert, doch viel mehr als die Gerüchte von der Subura in die Curia Iulia zu tragen wurde auch nicht getan. Doch wie du sicher schon weißt, hat der Kaiser Rom verlassen und ist mit der Legio Prima nach Syria gereist. Ich muß zugeben, ich war erstaunt als ich davon erfuhr, denn der jüngste ist unser Kaiser ja wirklich nicht mehr. Entweder ist die Lage so prekär, daß er das zu seiner eigenen Sache erklärt hat oder er will auf seine alten Tage nochmal ein Abenteuer erleben. Vielleicht auch eine Mischung von beiden. Oder er ist vor seiner Frau geflüchtet, aber das ist Weibertratsch und zugleich auch eine schöne Überleitung. Was ist denn mit deiner Heirat? Es wird nun wirklich Zeit dafür, die Verlobung ist ja auch schon eine schöne Zeit lang her. Ansonsten kann ich dir nur mehr erzählen, daß Livia vor kurzem entbunden hat, ich also Vater geworden bin. Leider ist es nur ein Mädchen, aber es ist gesund und wird irgendwann einmal auf den Namen Livilla hören. In den nächsten Tagen werden sie nach Misenum aufbrechen, in unsere Villa dort, du weißt ja, die Hitze in Rom und die Geburt war für Livia ziemlich anstrengend. Und mit diesen Neuigkeiten schließe ich auch den Brief, du hast ja gewiss mehr zu tun als mein Geschwätz zu lesen.


    Vale bene, mein Bruder, und mögen die Götter dir ihren Segen geben.


    M. Vinicius Hungaricus


    An
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania Superior


    Salve Marcus Vinicius!


    Ich hoffe Dir geht es gut.
    Bestimmt hast Du sehr viel zu tun. So eine Provinz macht viel Arbeit und Du bist der wichtigste Mann dort, dass sehe ich ein. Aber was weiß eine ahnungslose Frau schon von diesen Dingen.
    Einen Brief hätte ich allerdings schon erwartet. Sollten Dich deine Amtsgeschäfte so sehr in Beschlag genommen haben, dass Du mich ganz vergessen hast? Ich bin Deine Verlobte, vielleicht erinnerst Du dich.
    Oder haben Dich andere Dinge abgelenkt? Wie ist denn Germanien so? Ich habe gehört, die germanischen Mädchen sind allesamt blond, groß und üppig. Stimmt das?
    Rom ist seit einiger Zeit eine einzige Enttäuschung. Der Kaiser ist abgereist, weil er mit irgendwelchen Barbaren Krieg führen will. Seit dem ist es im Palast todlangweilig. Mir ist vollkommen schleierhaft, weshalb sich der Kaiser dafür selbst bemühen muss, wozu hat er schließlich seine Generäle? Aber er ist der Kaiser und wird schon am besten wissen, was gut für uns alle ist. Vollkommen lächerlich ist jedoch, dass auch mein Cousin Aelius Quarto meint, unbedingt mit ihm gehen zu müssen. Als ob er das bei seiner Stellung und in seinem Alter noch nötig hätte.
    Außerdem sind vor einiger Zeit sein Adoptivsohn und dessen Tochter hier eingezogen. Gebürtige Claudier, die sich natürlich wie alle Patrizier für etwas Besseres halten. Dabei wissen sie überhaupt nicht was sich gehört und sie nehmen die Sklaven über Gebühr in Beschlag. Es ist eine Zumutung. Manchmal lässt man mich sogar warten und zwar länger als akzeptabel ist.
    Wie heißt die Stadt noch gleich, in der Du residieren musst? Mogontiacum? Ich weiß sehr wohl, dass ich mir über diesen Ort keine Illusionen machen darf. Es ist bestimmt ein kümmerliches, rückständiges und schmutziges Dorf. Aber besser die Frau des Statthalters in so einem Provinznest, als eine alleinstehende, wehrlose Frau hier in Rom.
    Wann holst Du mich endlich zu Dir? Wann heiraten wir endlich? Du musst mich dringend erlösen.


    Deine Aelia Paulina


    ROMA - ANTE DIEM VI ID IUL DCCCLVII A.U.C. (10.7.2007/104 n.Chr.)


    An
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania Superior


    Salve Marcus Vinicius, liebster Verlobter!


    Wie schön ist es Deine Zeilen zu lesen. Ich verzeihe Dir.


    Natürlich werde ich so schnell ich kann zu Dir eilen, aber Du wirst verstehen, dass ich zuvor noch vieles erledigen muss. Man kann eine solch weite Reise schließlich nicht ohne passende Reisegarderobe antreten und für die kalten Tage des Nordens brauche ich auch noch wärmende Mäntel. Das verstehst Du bestimmt.


    Sobald das erledigt ist breche ich auf. Ich verspreche, es wird nicht lange dauern.


    Deine Aelia Paulina


    ROMA - ANTE DIEM XVII KAL AUG DCCCLVII A.U.C.
    (16.7.2007/104 n.Chr.)


    An
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum
    Germanien


    Lucianus, werter Freund!


    Sehr habe ich mich über deinen Brief gefreut, den ich heute erhalten habe. Hätte ich eher Zeit gehabt, so hätte ich dir bestimmt schon früher einen Brief geschrieben. Doch du kennst es ja, wenn man sich für alles die nötige Zeit nehmen würde, so käme man nie mehr in das Bett.


    Zu allererst möchte ich dir für deine Glückwünsche zu meinem Sieg in Spanien danken. Die Götter waren mir hold, sonst hätte ich die Situation bestimmt auch nicht so gut lösen können.
    Darüber hinaus kann man so einen Sieg nur eringen, wenn man mit sich selber in reinen ist und weiß, dass man zur Not immer Freunde hat, die einem helfen werden. Den kleinen Zwist den wir hatten, habe ich natürlich schon längst vergessen. War ja kaum mehr als eine Meinungsverschiedenheit.


    Sorgen musst du dir dort im Norden über die Bedrohung im Osten sicher nicht machen. Der Kaiser hat sich ja selbst der Lage angenommen und damit haben wir wohl den bestmöglichen Vertreter dort an der Front. Doch sollte es trotzdem mal zu einer möglichen Bedrohung kommen, so werde ich dich und die anderen Statthalter rechtzeitig informieren.
    Zu der Lage in Parthia kann ich dir eine Abschrift der Rede des Kaisers vor dem Senat anbieten:
    Seit geraumer Zeit hat der parthische König Oroes der Erste unsere syrischen Grenzen bestürmt, geplündert und gemordet. Die Friedensliebe und Friedfertigkeit der Römer hat dessen Entschuldigungen nur zu lange entsprochen und auf eine scharfe Antwort verzichtet. Doch diese Milde und Nachsicht hat man uns nun schlecht vergolten. Ich wurde von König Exedares von Armenia, den wir Amicus Romanorum nennen, davon unterrichtet, dass sein Land von parthischen Truppen angegriffen wurde. Die in seinem Schreiben enthaltene Ernstlichkeit der Lage lässt keinen Zweifel daran, dass das Königreich mittlerweile wohl sicher gefallen und der König wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. Ein Freunde Roms ist schändlich attackiert worden, trotz Zusicherung der Freundschaft Roms, trotz eines Vertrages mit dem Herrscher von Cetesiphon!


    Darüber hinaus sind kaum neue Informationen vorhanden. Wobei Berichte von dem Kaiser, der bald gelandet sein dürfte, schon sehnsüchtig erwartet werden.


    Mir selbst geht es dabei - abseits von den ganzen Sorgen das Reich betreffend - ganz gut. Mein Privatleben ist derzeit zwar von den Problemen dominiert, doch letztlich wollte ich es ja nicht anders, als ich das Angebot des Kaisers annahm. Meiner Familie geht es soweit auch gut. Sind ja auch alle mit irgendwelchen Aufgaben fleißig beschäftigt und noch bemüht den Weg zu finden, der ihnen bestimmt ist.


    Doch wie hat sich dein Leben in Germanien entwickelt? Wie geht es deiner Frau? Darf man schon guter Hoffnung sein? Und wie gestaltet sich deine Arbeit, macht sie Spaß?


    Das Angebot mit dem Ortswechsel werde ich nur allzugern annehmen, sobald es meine Zeit zlässt.
    Doch leider muss ich mit diesen Zeilen den Brief auch schon wieder abschließen. Die Pflicht ruft und wartet leider nicht.


    Mögen die Götter ihre Hände schützend über dich halten


    dein dich liebender Freund
    Gaius

  • Phaeneas schob die Tür des Tablinum auf und ließ Crinon einen Blick hineinwerfen.
    „Hier, im Tablinum, hält sich der Herr meistens auf, wenn er zuhause ist“, erklärte er.

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